Theater in der Josefstadt:
Nach dem Burgtheater die älteste Sprechbühne Wiens, im Jahre 1788 von Karl Mayer als kleinstes der drei Vorstadttheater (neben dem Theater an der Wien und dem Leopoldstädter Theater) erbaut; 1791 umfassendes kaiserliches Privileg für Aufführungen aller Gattungen musikalischen und dramaturgischen Theaters einschließlich Ballett und Pantomime. Im Jahre 1814 gab Ferdinand Raimund hier sein Wien-Debüt als Franz Moor in Schillers „Räuber”.
Im Jahre 1822 wurde das Gebäude abgerissen und gänzlich neu gebaut (Fassade Josef Georg Kornhäusel) und mit der Ouvertüre „Zur Weihe des Hauses” wiedereröffnet (komponiert und dirigiert von Ludwig van Beethoven). 1834 kam Ferdinands Raimunds „Verschwender” mit dem Dichter in der Rolle des Valentin (Bühnenmusik von Konradin Kreutzer, der 1833-1840 Kapellmeister des Theaters war) zur Uraufführung.
Mitte des vorigen Jhdts. verlagerte sich der Schwerpunkt von der Oper auf das Sprechstück (1839 erstmals Tantiemen für die Bühnenautoren). Im letzten Drittel des 19. Jhdts. versuchte man das Theater als Volkstheater zu führen (Lokalpossen mit Gesang, Volksstücke). Gastspiele berühmter Schauspieler (u.a. Leopoldine Konstantin, Ida Roland, Alexander Girardi, Arthur Schnitzler, Rudolf Tyrolt, George Bernard Shaw) festigten den Ruf des Hauses.
1924 wurde das Theater nach weitreichendem Umbau unter Leitung von Max Reinhardt wiedereröffnet und mit führenden Schauspielern des deutschen Sprachraums (u.a. Werner Krauß, Paul Hartmann, Fritz Kortner, Helene Thimig-Reinhardt, Hugo Thimig, Hermann Thimig und Hans Thimig) zu Weltruhm gebracht.
1925 wurden die Kammerspiele zur Filialbühne der Josefstadt (mit Unterbrechungen bis heute); 1926 überließ Reinhardt die Direktion zuerst Emil Geyer, ab 1933 Otto Ludwig Preminger; im Jahre 1935 übernahm Ernst Lothar mit seinem „Spielplan der Dichtung” das Theater. 1938-1945 sorgte der ehemalige Regieassistent Reinhardts, Heinz Hilpert, für Kontinuität (klassische Dramen; Engagement von Vilma Degischer, Paula Wessely, Attila Hörbiger); 1945-1953 war Rudolf Steinboeck Direktor.
1953-1977 erweiterte Direktor Franz Stoß das Ensemble (u.a. Susi Nicoletti, Elfriede Ott, Fritz Imhoff, Fritz Muliar) und gestaltete den Spielplan mit Weltliteratur, Nestroy- und Schnitzler-Stücken. 1987 Abschluß der umfangreichen Ausbau- und Sanierungsarbeiten; Engagement von Klaus Maria Brandauer, Curd Jürgens, Bernhard Wicki; im gleichen Jahr übernahmen Otto Schenk und Richard Jungbluth die Direktion (Johann Nestroy, Ferdinand Raimund, Arthur Schnitzler, aber auch zeitgenössische Dramatik); 1997 übernahm Helmuth Lohner die Nachfolge Otto Schenks; zur Zeit ist Herbert Föttinger Direktor des Theaters.
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