Kurznachrichten auf die perverse Art (in Englisch)

Leider unterstützen viele Telefone nicht die komfortable Art der Übergabe von Textnachrichten im Textmodus, also als Klartext. Als praktischen Ersatz dafür haben die Erfinder des mobilen Telefonierens den PDU-Modus geschaffen. Der sieht so aus:

at+cmgs=17
> 079194712272000021000C9194711232547600110441E19008
+CMGS: 37
OK

Der Vorteil des Textmode wäre: man kanns lesen. Der Vorteil des PDU-Mode ist: man hat volle Kontrolle darüber, was passiert und was nicht. Und wie das geht, das sehen wir jetzt.

Zum generellen Verständnis einiger Merkwürdigkeiten sollte man eines immer im Hinterkopf behalten:
Die Bitanordnung der Hexdarstellung ist wie gewohnt von Bit 7 bis Bit 0 (b7 b6 b5 b4 b3 b2 b1 b0).
Die Bits werden aber im Netz beginnend mit Bit 0 übertragen, also quasi von hinten nach vorne.
Dies führt an einigen wesentlichen Stellen, namentlich der Darstellung der Rufnummern und der Textdaten, zu recht ungewohnten Betrachtungsweisen.


Aufbau der PDU zum Nachrichtenversand

Die an das Telefon zu übergebende PDU zum Versand einer Kurznachricht besteht aus 2 wesentlichen Teilen:
  • der Adresse des zu verwendenden SMSC (optional)
  • der eigentlichen SMS-SUBMIT-PDU, wie sie auch im Netz übertragen wird
die sich wie folgt zusammensetzen:
079194712272000021000C9194711232547600F104 41E19008
oder
0021000C9194711232547600F10441E19008
Aber jetzt zur Erläuterung der einzelnen PDU-Elemente:
SMSC-Address gem. GSM 04.11:
0791947122720000
Im ersten Byte dieses Informationselements steht die Länge der gelieferten Adressdaten (also die Länge der SMSC-Adresse) in Bytes (!), in o.g. Beispiel also 7 Bytes.
Im zweiten Byte steht der TOA (Type of address) der gelieferten SMSC-Adresse, der sich wie folgt zusammensetzt:
  • Bit 7: Immer 1
  • Bit 6,5,4: TON (type of number) entweder 001 ('international number', Nummer beginnt mit der Landesvorwahl) oder 000 (unknown, alles andere)
  • Bit 3,2,1,0: NPI (numbering plan identifier), immer 0001 (E.164/E.163)
was also genau 2 Möglichkeiten gibt: 0x91 für Nummern im internationalen Format oder 0x81 für Nummern im nationalen Format mit Ortsvorwahl oder Nummern ohne Vorwahl.
Die restlichen Bytes enthalten die Nummer des SMSC, das verwendet werden soll, und zwar BCD-kodiert, also je 4 Bit ergeben eine Ziffer der Nummer. Die Nummer beginnt im zweiten Halbbyte des ersten Bytes, ein eventuell nicht benutztes Halbbyte an der letzten Stelle muß unter allen Umständen 0xF enthalten.
1 Byte
Bits 7 6 5 4Bits 3 2 1 0
zweite Ziffererste Ziffer
vierte Zifferdritte Ziffer
sechste Zifferfünfte Ziffer
......
1 1 1 1letzte Ziffer
Die +49172123456 würde also so dargestellt:07919471123254F6, die 1212 so: 03812121
00
Wichtig: Wenn im Telefon bereits eine SMSC-Nummer konfiguriert ist, dann kann die Angabe der SMSC-Adresse entfallen. Hierzu wird einfach als Längenbyte 0x00 übergeben.

Message Flags:
21
effizienterweise sind hier in einem Byte gleich 6 Parameter untergebracht:
0x21 
00100001 
      TP-MTIMessage Type Indication: 01 für 'SMS-SUBMIT MS to SMSC'
      TP-RDReject Duplicates: 0 für 'aus', 1 für 'ein'
      TP-VPFValidity Period: 00 für kein VP-Feld vorhanden
      TP-SRRStatus Report Request: 0 für 'aus', 1 für 'ein'
      TP-UDHIUser Data Header Ind.: 0 für 'no UDH'
      TP-RPReply Path: 0 für 'aus', 1 für 'ein'

Message Reference Number:
00
eine lokal verwendete Referenznummer für die zu verschickende Kurznachricht. Zustellbestätigungen oder Fehlermeldungen enthalten diese Referenznummer und können damit der ursächlichen Nachricht zugeordnet werden. Das S10 vergibt selbständig eine eigene Referenznummer, deshalb hier 0x00.

Destination Address gem. GSM 03.40:
0C91947112325476
das erste Byte dieses Informationselements gibt die Anzahl Ziffern (!) der Zieladresse an. Der Rest der Nummer wird wie bei 'SMSC-Address' kodiert wobei hier der TON nicht im Längenbyte mitgezählt wird.

Protocol Identifier:
1F
ein simples 0x00 würde es hier auch tun. Besser ist aber 0x1F, was lt. GSM 03.40 den Defaultwert darstellt.

Data Coding Scheme:
F1
dieses Byte bedeutet dem empfangenden Telefon, wie die Kurznachricht zu verstehen ist:
  • Bits 7-4: 1111xxxx bedeutet, daß in Bit 3 das Messageencoding und in den Bits 0 und 1 die Messageclass versteckt ist
  • Bit 3: xxxx0xxx ist 'reserved', muß also '0' sein
  • Bit 2: unterscheidet den Zeichensatz, in dem die Nachricht codiert ist. xxxxx0xx bedeutet 'default encoding' nach GSM 03.38 (ein weiteres Schmankerl), xxxxx1xx bedeutet '8bit encoding'.
  • Bits 1-0: enthalten die 'message class'. xxxxxx00 ist Class 0 und sollte bewirken, daß die Kurznachricht sofort angezeigt und nicht gespeichert wird, xxxxxx01 ist Class 1, eine 'normale' Kurznachricht.

User Data:
0441E19008
und wieder ein Längenbyte: das erste Byte gibt an, wie viele Zeichen (!) Nutzdaten folgen. Man sollte hierbei beachten, daß ein Zeichen nur 7Bit lang ist, zur Übertragung 8*7Bit jedoch in 7 Byte verpackt werden. Die folgenden Bytes enthalten dann die Nachricht, Zeichensatz wenn nicht anders definiert wie in GSM 03.38 definiert, die einzelnen Zeichen gepackt wie beschrieben. Und zwar so:
6543210
6543210
6543210
6543210
6543210
6543210
6543210
6543210
06543210
10654321
21065432
32106543
43210654
54321065
65432106
Nicht benutzte Bits im letzten Byte sollten auf '0' gesetzt werden. Eine Übersicht über den verwendbaren Zeichensatz gibts bei den AT-Befehlen bei AT+CSCS.

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