Famoudou Don Moye Sun Drummer1 "Kam 1946 auf diesen Planeten / Die Saat ging auf im Zeichen der Zwillinge, am 23. Tag des Monats Mai. Vor 30.000 Jahren war ich Mitglied der Königlichen Musiker Gesellschaft im Königreich MU. Bis zum heutigen Tag bringe ich alte und zeitlose Rhythmen des Friedens und Segens (zu den in Schwierigkeiten geratenen Galaxien) aus einer goldenen Epoche - im Leben und in der Kunst - Großartiger Schwarzer Musik einer höheren Ebene. Suchte während meiner Jugend / sammelte die Juwelen des Gefühls / des Ausdrucks / der Lichter der Inspiration / bekam Anleitung der Meister / Verwalter verschiedenster Art: Malachi, Jo Jones, Bowie, ..... MUSIKALISCHE BOTSCHAFTER GROSSARTIGER SCHWARZER MUSIK:"2 |
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Der in Rochester, im Staate New York, geborene Moye, bekam im Alter von sechs oder sieben Jahren seine ersten Trommelstöcke von einem Cousin geschenkt. Dieser spielte Vibraphon und Saxophon und übte neben Don's Vater, der Trommler in einer Marschkapelle war, den ersten musikalischen Einfluß auf ihn aus. Mein Vater war Trommler und ein Cousin von mir ebenfalls. Einige Onkeln von mir spielten Saxophon. Ich war also von Musik umgeben. Ich begann in Marschkapellen zu spielen. So fing ich an. Mein Vater war kein Profi, er spielte nur so zum Spaß. |
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Mit elf Jahren spielte Don in der selben Kapelle wie sein Vater. Es gab Auftritte in vielen Städten Kanadas und der USA, und so lernte Don schon früh das Leben "on the road" kennen. Ich hatte nie wirkliche Idole in dem Sinn, daß ich sein wollte, wie dieser oder jene. Aber es gibt natürlich viele Menschen, Musiker und andere, die mich beeinflußt haben. Den größten Einfluß hatten Leute, die gar nicht so bekannt sind, denn ich bin vor allem von Musikern inspiriert worden, mit denen ich zusammenarbeitete und nicht von solchen, die ich nur im Radio oder auf Platten hörte. Natürlich sind da Max Roach und Elvin Jones,... Philly Joe Jones, Kenny Clarke, Art Taylor, Roy Haynes - die mag ich sehr gern. Auch Ed Blackwell oder Steve McCall und eine Menge Schlagzeuger von denen du wahrscheinlich noch nichts gehört hast. Danny Spencer aus Chicago,... Atu Harold Murray. Er war der erste, der eine Gruppe hatte, die er Sun Drummers nannte. 1965 kam Don Moye nach Detroit, um dort die Wayne State University zu besuchen. Er nahm zwar einige Perkussionsstunden, doch die musikalische Ausbildung an der Universität sagte ihm nicht zu. Er fand unter den Musikstudenten auch kaum jemanden, mit dem er zusammenspielen konnte. In dieser Zeit kam er mit Leuten des Artist's Workshop in Kontakt. Diese Vereinigung publizierte die Zeitschrift "Guerilla", und Moye war eine Zeitlang Vertriebsmanager dieser Veröffentlichung.3 Mit einigen anderen jungen Musikern gründete Moye eine Gruppe, welche unter dem Namen Art Fletcher Quartet oder Quintet auftrat. Als die Gruppe 1968 die USA verließ und nach Europa ging, änderte sie ihren Namen auf Detroit Free Jazz. Die Gruppe hatte zwar Auftritte in Holland, Dänemark, Frankreich, Marokko und Italien, über einen Zeitraum von neun Monaten waren diese Auftritte aber nicht genug, um davon leben zu können. Als Schlagzeuger hatte es Moye leichter als die anderen Mitglieder der Gruppe. Zu dieser Zeit waren Schlagzeuger in Europa gesucht, und so kam er immer wieder zu Engagements. Irgendwann 1969 verließ Moye Detroit Free Jazz und machte sich selbständig: "Der Typ (Art Fletcher), der die Gruppe zusammenhielt, erkrankte in Kopenhagen und ging zurück in die Staaten. Ich wollte nicht mehr mit den anderen zusammenbleiben, deshalb ging ich nach Rom und arbeitete für das italienische Radio und Fernsehen. Ich traf Steve Lacy und begann mit ihm, Gato Barbieri und anderen Leuten zu arbeiten. Das Gute an der Arbeit mit Lacy war, daß wir sehr viel probten und ich spielen konnte wann immer ich wollte, wir hatten da nämlich so eine Art Studio."4 Im Frühjahr 1970 spielte Don Moye mit Steve Lacy's Gruppe in Paris. Das Art Ensemble of Chicago war zu dieser Zeit auf der Suche nach einem Schlagzeuger. Bei Jam-Session spielte Don Moye das erste Mal mit dem Art Ensemble zusammen. "..Es war eine Art Jam-Session. Verschiedene Musiker waren da und machten mit. Ich zeigte, was ich zu bieten hatte, wie jeder andere auch, und das war es auch schon. Dann engagierten sie mich für Konzerte und eines führte zum anderen." Der Schlagzeuger wurde also zum fünften Mitglied des Art Ensembles. 1971, nach der Rückkehr der Gruppe in die USA verbrachte Moye ein halbes Jahr in St.Louis. Zusammen mit Roscoe Mitchell lebte er im Gebäude der BAG. "Wir hatten da jeden Tag Konzerte, und dann gab es noch Auftritte irgendwo in der Stadt. Sie hatten ein Serie von "Sunrise Concerts", wo die ganze Nacht gespielt wurde, und dann ging jeder raus, um die Sonne aufgehen zu sehen."5 Zurück in Chicago gab Moye Duo Konzerte mit dem Schlagzeuger Steve McCall, er trommelte mit der AACM Big Band und mit den Pharoahs. Danach gründete er sein eigenes Perkussionsensemble - "The Malinke Rhythm Tribe", von dem bedauerlicherweise keine Aufnahmen existieren. "Malinke Rhythm Tribe war eine feine Sache. Milford Graves und Andrew Cyrille waren dabei. Ich habe zwar alte Bandaufnahmen davon, aber die technische Qualität ist leider sehr schlecht. Später machte ich ein ähnliches Projekt, bei dem noch Kenny Clarke dabei war - Pieces Of Time. Wenigstens davon gibt es Aufnahmen. Beim Jazzfestival in Montreux 1974 trat er zusammen mit dem Pianisten Randy Westen auf und wiederholte diese Zusammenarbeit vier Jahre später. 1975 und 1977 lebte er für einige Monate in Kalifornien und leitete hier eigene Gruppen. Er spielte 1975 eine Solo LP ein, die auf dem Art Ensemble Label erschien. 1976 gab es in New York die berühmten Loft Sessions im Studio des Saxophonisten Sam Rivers. Don Moye trommelte bei diesem Festival in mehreren Gruppen, unter anderem spielte er auch mit Roscoe Mitchell zusammen. Die Firma Douglas (in Europa Polydor) brachte fünf LP's dieser, als Wildflowers betitelten, Sessions heraus. In den folgenden zwei Jahren spielte Moye in den Gruppen von Chico Freeman, Cecil McBee, Hamiet Bluiett, Don Pullen und anderen. Er war (und ist) einer der meistbeschäftigten Schlagzeuger des Neuen Jazz. Von vielen dieser Gruppen gibt es auch Aufnahmen. 1978 begann Moye eine enge Zusammenarbeit mit Joseph Jarman. Die beiden gaben Duo Konzerte und waren damit auch in Europa zu hören. Sie arbeiteten aber nicht nur im Duo, sondern immer wieder mit anderen Musikern zusammen. Aus dieser Zusammenarbeit heraus entstanden eine Reihe hervorragender Aufnahmen ("Egwu-Anwu", "Black Paladins",.. ) Daneben unternahm Moye auch immer wieder Reisen, die zum Teil dazu dienten, die Musik anderer Völker zu studieren. Besonders interessierten ihn dabei natürlich die Trommeltechniken. Er bereiste Haiti, Jamaika, Marokko und immer wieder Schwarzafrika. Auf einer dieser "Afrikareisen", die er zusammen mit Hartmut Geerken und John Tchicai unternahm, wurden auch eine Reihe von Aufnahmen gemacht, die zum Teil auf drei Alben des Praxis Labels erschienen. Was mein Schlagzeugspiel betrifft, bin ich eher von afro-amerikanischer Musik beeinflußt. Anders verhält es sich mit Perkussion. Da kommen die Einflüsse zum Großteil aus Afrika. Ich reise sehr viel, spiele mit Musikern aus verschiedenen Ländern und lerne dabei. Ich war in Guadaloupe, Haiti, Jamaika, Marokko, Senegal, Sierra Leone, Guinea, Mali. Die Trommeltradition Westafrikas hat mich sehr beeinflußt. Famoudou Konate und Mama´n Samake sind zwei großartige Trommler, die ich persönlich kenne und die mich sehr inspiriert haben. In Anlehnung an Famoudou Konate, der ein "Master Drummer" aus Guinea ist, trage ich auch den Namen Famoudou. Während der siebziger Jahre nannte ich mich eine Zeitlang auch Dougoufana. Der Name war mir aber dann zu "groß". Dougoufana brachte die Djembe von Guinea nach Senegal. Ein großartiger Musiker. Dougoufana und Famoudou in meinem Namen wäre einfach zu viel gewesen... Mein Interesse an Perkussion erwachte ungefähr zur selben Zeit, wie mein Interesse Schlagzeug zu spielen. Ich hörte damals Latin-Bands und die weckten meine Neugier. Zuerst spielte ich ja nur "Marschtrommel" in der Kapelle. Dann begann ich Bongos zu spielen. Mein Interesse an Trommeln und anderen Perkussionsinstrumenten war immer schon recht groß und ist mit der Zeit immer mehr gewachsen. Meine Sammlung an solchen Instrumenten wird immer größer. Die meisten meiner Perkussionsinstrumente, vor allem traditionelle, erstehe ich auf dem Tauschweg. Ich tausche Drumsticks, Trommelfelle, Kleidungsstücke, Taschenmesser (natürlich richtige "Schweizermesser" - lacht), Cognac, Marlboro... einfach alles. Im Gegenzug erhalte ich dann die verschiedensten Perkussionsinstrumente. Klar, daß ich nicht alle Trommeln die ich habe auch spielen kann, obwohl ich das sehr gerne könnte. Aber ich habe einfach nicht die Zeit dazu, um sie richtig zu lernen. Der Sinn ist ja nicht, eine Trommel zu kaufen und dann einfach drauflos zu spielen, sondern zu lernen sie richtig zu spielen, auf dem Instrument einen professionellen Level zu erreichen. Ich habe keine eigene Philosophie, was das Schlagzeugspiel betrifft. Es ist einfach harte Arbeit. Harte Arbeit und ein gutes Instrumentarium. Und mit Leuten zu spielen, die besser sind als man selbst. Das ist meine Philosophie. Ich denke wirklich nicht so viel darüber nach. Ich sehe einfach die harte Arbeit die dahinter steckt - gut Schlagzeug zu spielen, deine Trommeln in Ordnung zu halten, sie zu reparieren, sie "herumzuschleppen" - alles nicht leicht. Du brauchst eine gute Technik und ein Konzept. Also noch einmal: harte Arbeit, gute Ausrüstung und die richtigen Leute! Gute Leute und solche die noch besser sind. Mit weniger darfst du dich nicht zufrieden geben. Sonst kommst du nicht weiter. Für mich gibt es keinen Unterschied zwischen dem Schlagzeug und irgendwelchen anderen Dingen die du machen kannst. Der eine spielt Schlagzeug, der andere Trompete, der dritte macht irgendwas mit Photographie. Du mußt es nur mit Überzeugung machen, es muß von Herzen kommen. Das ist das Leben. Du mußt dich selbst mögen, deine Kunst mögen. Wenn du das nicht tust, ergibt alles keinen Sinn. Verglichen mit anderen Dingen ist das Schlagzeug nichts Spezielles. Ich spiele halt gerade Schlagzeug. Doch das ist meine Sicht der Dinge. Zusammen mit Chico Freeman gründete er 1983 die Gruppe The Leaders. Zu Beginn war noch Don Cherry dabei, der aber seinen Platz, zum Teil auch aus gesundheitlichen Gründen, bald Lester Bowie überließ. Die Zusammenarbeit mit Bowie wurde durch Moye´s Einstig in die Brass Fantasy des Trompeters noch verstärkt. Als Bowie zu Beginn der neunziger Jahre sein New York Organ Ensemble ins Leben rief, war es fast selbstverständlich, daß auf dem Schlagzeugsessel kein anderer als Don Moye saß. Interessant ist, daß Moye, der in seinen eigene Projekten, insbesondere seinen Solo-Performances eher das freie Spiel bevorzugt, sich der jeweiligen musikalischen Umgebung hervorragend anpaßt. Manchmal übernimmt er auch einfach nur die Rolle des "time-keeping". Es ist schon in Ordnung. wenn jemand von mir einen bestimmten Part haben will, dann spiele ich diesen. Die Musik ist wichtig. Das was der Komponist will. Wenn es gute Musik ist, spiele ich sie gerne. Natürlich ist nicht jeder Song ein guter Song. Notation macht aber vieles einfacher. Vor allem, wenn du Musik neu einstudierst. Der Komponist sagt dir dadurch was er sich vorstellt. Das heißt ja nicht, das man das hinterher nicht ändern kann. Oft ist es ja nur ein Grundkonzept, das die ungefähre Vorstellung eines Musikstückes wiedergibt. In manchen Situationen kannst du aber nicht alles Note für Note spielen, da du einfach nicht genug Zeit zum proben hast. Es wäre also Unsinn alles auszunotieren. Eine reine Zeitverschwendung. Es hat alles Vor- und Nachteile. Wenn jemand will, daß ich genau das spiele, was auf dem Notenblatt steht, und mir gefällt die Musik, dann mache ich das. Sicher ist das eine Einschränkung. Aber es ist ja nur für diese eine Nummer. Sollte es aber Musik sein, die nicht meinen Vorstellungen entspricht, dann muß man sich eben einen anderen Schlagzeuger suchen. So einfach ist das. Neben den oben erwähnten Projekten und seiner Arbeit im Art Ensemble, versuchte Don Moye immer wieder seine eigenen Ideen zu verwirklichen. Auf der CD "Jam For Your Life", die auf dem Art Ensemble eigenen Label erschien, bringt er einen Querschnitt aus seinem musikalischen Schaffen der Jahre 1983-91. Immer wieder arbeitete er mit anderen Schlagzeugern oder Perkussionisten zusammen. 1995 ging er mit der von ihm gegründeten Gruppe "Famoudou Don Moye´s Sun Percussion Summit" auf Europa Tournee. Für die Tournee des Art Ensembles verband man diese beiden Gruppen unter dem Titel: "Art Ensemble Of Chicago Salutes The African Drums". Das Sun Percussion Projekt ist mein Projekt. Eigentlich besteht diese Gruppe aus neuen Musikern. Bei dieser Tournee mit dem AEC sind aber nicht alle dabei. Ich brauche so viele Leute für dieses Projekt. Ich brauche eine Solo-Djembe, dann vielleicht noch zwei, drei andere Solo-Trommeln, zwei, drei Instrumente die den Grundrhythmus spielen oder die Funktion der Baßtrommel übernehmen. Dann habe ich noch ein Balafon dabei und die Instrumente, welche die mitwirkenden Musiker sonst noch spielen. Gitarre zum Beispiel oder Sanza.. Wir spielen verschiedenste Musik. Natürlich vorwiegend basierend auf die afro-amrikanische Tradition. Es gibt aber auch Einflüsse der kubanischen Trommeltradition, Einflüsse aus Jamaika. Natürlich auch Afrika, aber nachdem wir Afro-Amerikaner sind, ist es nur logisch, daß wir auf diese Musik am meisten zurückgreifen. Klar ist die Verbindung da - von Afrika zu den Inseln (Haiti, Kuba, Jamaika) nach Amerika. Vieles, vor allem im Bereich der Trommeln, basiert auf afrikanischer Tradition, aber mittlerweile hat sich in Amerika eine eigene Tradition entwickelt. Um die ganze afrikanische (Trommel)Tradition aufzuarbeiten, dazu bräuchte man eine Ewigkeit. Wenn ich jetzt nur reine afrikanische Musik spielen möchte, dann würde ich mir afrikanische Musiker nehmen, die diese Musik studiert haben. Wir spielen unsere Tradition und das was wir gerne spielen wollen. Es ist, wie schon erwähnt auch eine Zeitfrage. Man kann nicht alles gleichzeitig machen. Du hast in deinem Leben nur eine bestimmte Zeit zur Verfügung. Wenn ich etwas mache, dann will ich das gut machen. Um gute Musik zu machen, muß ich lernen. Oft sehr, sehr lange. Kommerzielle Musik zu machen ist keine Schwierigkeit. In zwei, drei Jahren kannst du dabei ein Profi sein. Im Jazz oder in der afrikanischen und indischen Musik brauchst du oft fünfzehn, zwanzig Jahre um gut zu sein. Afrika hat ja nicht nur eine Tradition. jedes Land, jeder Stamm hat eine eigene Musiktradition. Wir haben vielleicht eine oder zwei dieser Traditionen oder Stile herausgepickt. Die Intention hinter dem Sun Percussion Projekt ist auch eine ganz andere. Wir wollen eher die Verbindungen verschiedener Traditionen aufzeigen. Musiktraditionen, die jetzt ein Bestandteil unsere Tradition sind. Wir wollen diese Verbindung den Leuten hörbar machen. Wenn ich traditionelle afrikanische Rhythmen hören will, dann höre ich mir die großen afrikanischen "Master Drummer" an. Don Moye ist aber nicht nur ein vielbeschäftigter Musiker. Er ist Vizepräsident der Zeitschrift Chcago Blues Annual, die von den Musikern des Art Ensembles finanziell unterstützt wird. Er ist für "Special Procjects Director" des Art Ensembles und er ist Präsident des Gruppeneigenen Verlages AECO Publishing. Don Moye zieht also die organisatorischen und geschäftlichen Fäden. Das Geschäft ist sehr hart. Unser eigenes Label ist zur Zeit wieder "eingeschlafen". Es ist schwer Konzerte zu geben und sich gleichzeitig um die Pressung und um den Vertrieb der Aufnahmen zu kümmern. Das wäre ein Fulltime Job. Es gibt jede Menge Aufnahmen, die zum Teil wert wären, daß man sie veröffentlicht. Wir haben über 100 Aufnahmen, teilweise sogar die Mastertapes. Nicht alle sind gut. Auf manchen sind nur einzelne Nummern, die man veröffentlichen könnte. Es ist auch hier eine Zeitfrage. Zuerst muß man überlegen, ob man die Zeit dazu hat, die Bänder durchzuhören. Was ist wichtig, was ist gut. Danach mußt du schauen, daß du Geld auftreibst, um diese Dinge veröffentlichen zu können. Aber die Zeitfrage ist das wichtigste. Nur einfach etwas zu veröffentlichen ist zu wenig. Es gibt viele Aufnahmen, auch vom AEC oder anderen Gruppen, bei denen ich mitwirkte, die historisch sicher bedeutend sind, aber die Qualität ist nicht besonders. Heute muß auch die technische Qualität zumindest einen bestimmten Standard haben. Möglicherweise ist es besser Zusammenstellungen auf den Markt zu bringen. Eine gute Aufnahme von diesem Konzert, eine von jenem. Wenn die Musik gut ist, kannst du dir natürlich schon ein bißchen mit der Technik helfen. Vor allem um einen besseren Klang zu erreichen. Aber ich will keinen Mist veröffentlichen, nur weil es sich um eine wichtige Band handelt. Ich habe Aufnahmen der Leaders mit Don Cherry. Viele drängen mich sie zu veröffentlichen, aber nur weil Don Cherry jetzt gestorben ist diese Aufnahmen auf den Markt zu bringen hat keinen Sinn. Die Leute würden diese Sachen vielleicht kaufen, aber ich tu damit Don nichts Gutes und mir auch nicht. Viele Musiker oder Firmen haben das Geld, aber sie veröffentlichen meist nur Mist. Wenn schon die Musik nicht besonders ist, dann hätten sie wenigstens die Möglichkeit, die technische Qualität ihrer Produkte zu heben. Aber auch das tun sie nicht. Sun Ra veröffentlichte Unmengen. Bei ihm verhielt es sich etwas anders. Er hatte nicht das Geld, um technisch gute Aufnahmen zu machen und zu veröffentlichen. Es ist schon in Ordnung, nur ich würde so etwas nicht machen. Historisch gesehen sind die Aufnahmen, die ich mit den Sun Ra All Stars machte vielleicht wichtig. Die Musik die wir da spielten ist nicht so schlecht, aber technisch gesehen... Ich habe einige Aufnahmen in Vorbereitung. Eine Veröffentlichung von Sun Percussion Summit ist geplant, aber ich habe noch kein Label gefunden. Auch Aufnahmen mit dem Kirk Lightsey Trio würde ich gerne auf den Markt bringen. Im Moment fehlt mir dazu noch das Geld.. und die Zeit. Auch das jetzige Projekt des AEC mit Sun Percussion Summit sollte veröffentlicht werden. Die Zusammenarbeit mit Plattenfirmen ist ein eigenes Kapitel. Nimm dir ECM her. Vor einem halben Jahr sprach Manfred Eicher mit uns, um für diese Tour unsere ECM Aufnahmen in einer Box herauszubringen. Seither Funkstille. Obwohl ECM in einer Presseaussendung angekündigt hat, daß wir wieder bei ihnen unter Vertrag sind. Wir wissen halt nichts davon.
1) alle nicht gekenzeichneten Aussagen stammen von einem Interview, das Hannes Schweiger und Pepsch Muska mit Don Moye am 23. November 1995 in Wien führten 2) zitiert Moye, in: Profiles Of International Drummers, Percussionists, Musicians - presented by PAISTE Cymbals & Gongs, Vol.2, Luzern 1975 3) vergleiche John Litweiler, There Won't Be Any More Music, in: Down Beat Yearbook 1972, Seite 25 4) zitiert nach Bob Rusch, Don Moye (Interview), in: Cadence, Okt.1979, Seite 14 5) zitiert nach John Litweiler, The Art Ensemble Of Chicago - Adventures In The Urban Bush, in: Down Beat, Juni 1982, Seite 20
Pepsch Muska, Jazzlive Nr.112, 1996, p.6-9
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