INTUITIVE MUSIK AUS DÄNEMARK

 

Nichts ist faul im Staate Dänemark, zumindest nicht, wenn es um die dortige Improv-Szene geht. Beweise erwünscht? Na, dann hören sie sich doch einmal eine (oder mehrere) CDs an, die aus diesem Land kommen. Nachfolgend eine kleine Auswahl.

Die Gruppe ALTERATIONS, bestehend aus Steve Beresford (piano), Peter Cusack (g), Terry Day (perc) und David Toop (fl, außerdem spielte jeder Musiker noch eine Vielzahl an anderen Instrumenten) nahm in den 10 Jahren, in denen sie bestand nur drei LPs auf. Nicht immer enthielten diese (wie auch die Auftritte der Gruppe) das gewünschte Resultat. Doch wer das Risiko auf sich nimmt, frei improvisierte Musik zu machen, rechnet damit, nicht immer nur zu gewinnen. Manchmal gibt es auch ein so la la Konzert, ein Unentschieden vielleicht, wo manches gelingt und manches eben nicht. Und wenn überhaupt nichts funktioniert, dann hat man eben auch mal verloren.

Alterations war eine Gruppe, die vor nichts zurück schreckte, der "Nichts heilig war" (Terry Day). In der Musik der Gruppe finden sich Zitate aus jedem nur erdenklichen musikalischen Genre. Manchmal wurde die Idee eines Musikers von den anderen aufgegriffen um dann um so rascher wieder verworfen oder gar zerstört zu werden. François Couture beschreibt die Musik des Ensembles folgendermaßen: "... The result is a roller coaster of musical ideas, clashes, stumbles, and moments of genuine beauty cut short by illuminated stupidity;.." Die vorliegende CD "Live Recordings 1980-83" (Intuitive Records IRCD 001) schafft es, im Gegensatz zu den früheren LPs, am ehesten, dem gerecht zu werden, was das Wesen der Gruppe bei Konzerten ausmachte, wenn auch der visuelle Aspekt dabei wegfällt. Eine absolut empfehlenswerte CD.

Abgesehen von der Tatsache, dass sie auf einem dänischen Label erschien und dass eines der darauf enthaltenen Stücke in Dänemark aufgenommen wurde, hat diese CD mit der dänischen Impriovisationsszene nichts zu tun. Um aber meinen angekündigten Beweis nicht schuldig bleiben zu müssen, wenden wir uns der nächsten CD zu.

 "Danish Intuitive Music" (IRCD 003) ist genau das, was der Titel sagt - Intuitive Musik. Aufnahmen aus zwanzig Jahren (von 1977-97) finden sich auf diese Scheibe. Zu hören sind verschiedene Ensembles ("Group For Intuitive Music", "Edges", "Birkeröd Harmonika Orkester", "Bela Hamvas Group for Intuitive Music" "Lin Ensemble"), die alle, von einer Ausnahme abgesehen (Die Gruppe "Edges" stammt aus Großbritannien) aus Dänemark kommen. Gespielt wird Musik von Jörgen Lekfeldt, Carl Bergström-Nielsen, Ivan Eugen Vincze und jörgen plaetner. Die Experimentierfreudigkeit kennt keine Grenzen. Ob menschliche Stimme oder Instrumente – man versucht auszuloten, was damit möglich ist und beschreitet dabei ein ums andere Mal Wege, die in musikalisches Neuland führen.

Auch die Gruppe ROHSTOFF (Ivan E.Vincze, Carl Bergstöm-Nielsen, Laszlo Bela Kovacs,...) bewegt sich auf der CD "Fullmoonimprovisations 1999/2000 Tryllehaven" (IRCD 002) abseits ausgetretener Pfade. Der Großteil der CD wurde außerhalb eines Studios oder Konzertsaales und noch dazu mit ohne großen technischen Aufwand aufgenommen. Außerdem befindet man sich recht oft in einer alles anderen als ruhigen Umgebung. Doch diese Umgebung wird in die Musik, die auf und mit verschiedensten Instrumenten erzeugt wird, eingebunden, ist praktisch ein Bestandteil dieser. Zwar wird auch auf herkömmlichen Instrumenten musiziert, doch klingen diese alles andere als "herkömmlich". Eine abwechslungsreiche CD, die auch einige humorvolle Aspekte in sich birgt.

Zu guter Letzt noch eine CD mit dem Titel "Denmark's Intuitive Music Conference 1997" (Av-Art: DIMC001). Zwölf Musiker (Claus Bech-Nielsen - acc, Carl Bergström-Nielsen – fr-hrn, voice, Frank Hiesler – perc, Helene Jerg – cello, Rene Mogensen – ss, ts, Nisima Marie Munk-Madsen – fl, Gerhard Pischinger – fl, Henrik Rasmussen . pennyshistle, Robert Cole Rizzi –el-g, pedals, Johan Toft – marimba, Ivan Vincze – viola, Kumi Wakao – toy swanee whistle, voice), der Großteil Dänen, trafen sich 1997 zu einer musikalischen Konferenz. Eine musikalischen Konferenz, die mit einem erstaunlichen Ergebnis aufwarten kann. Zum Teil spielten die Musiker das erste Mal miteinander und doch hat man das Gefühl, dass es sich hier um eine Ensemble handelt, das regelmäßig gemeinsam musiziert.

Durchgehend freie Improvisationen (zwei an der Zahl) finden sich auf dieser CD, Spannung wird auf- und wieder abgebaut, Überraschungseffekte bleiben nicht aus, Kommunikation und Interaktion wird groß geschrieben, man musiziert miteinander, niemand drängt in den Vordergrund, jeder ordnet sich dem Ziel unter gemeinsam Musik zu machen und das gelingt auf wirklich großartige Art und Weise.

Als Kuriosum findet sich auf dieser CD zwischen den beiden Improvisationen ein Stück, das den Titel "Pause" trägt. Tatsächlich handelt es sich um die Pause zwischen den beiden Stücken, in denen die Musiker miteinander plaudern, lachen, ihre Instrumente stimmen,... und plötzlich entsteht aus all diesen Dingen eine Art Musik. Nicht zu vergleichen mit den beiden Improvisationen, aber dennoch interessant. Man hat gut daran getan, diese "Pause" nicht herauszuschneiden.

Mehr Infos finden sie unter www.angelfire.com/ut/irecords und dort können sie, neben anderen, auch obige CDs bestellen. (Pepsch)