Eine musikalische Reise durch den Schwarzen Kontinent  

Afrikanische Musik auf CD

 

 

1.Highlife, Reggae, Township-Jazz etc.

 

Ausgangspunkt unserer musikalischen Reise durch Afrika ist Mali. Dieses Land ist eines der wenigen in Afrika, dessen Künstler es wirklich geschafft haben, in ihrer Musik eine Balance zwischen Tradition und westlichen Einflüssen herzustellen. Einige der bekanntesten afrikanischen Musiker, wie Salif Keita oder Mory Kante, stammen aus diesem Land. "Electric & Acoustic Mali" (Hemisphere 7243 8 28186 2 5) ist ein sehr gut zusammengestellter Sampler, auf dem verschiedene Musiker, wie Kadja Tangara, Dounake Koita oder Ami Koita, eine der besten Sängerinnen des Landes, vertreten sind und der dadurch einen Querschnitt durch die Musikstile Malis bietet. In vielen Songs kommt der musikalische Background vom Balafon, über dessen Rhythmus die Melodielinien der elektrischen Gitarre gelegt werden. 

Gute Beispiele dafür sind die Nummern Dounake Koitas "Quere Hana", mit seinen "James Brown trifft auf nigerianischen Juju" Gitarrenlinien, oder "Faso" von Bougouniere Diarrah Sanogo. Ami Koita zeigt in "Hampata Ba" warum sie eine der größten Griot Sängerinnen der neuen Generation ist. Ihre kraftvolle, ausdrucksstarke Stimme wird von Kora, Flöte, Perkussion und dem üblichen Arsenal an elektrischen Instrumenten begleitet. Der Rhythmus dieses Liedes erinnert entfernt an einen Reggae und damit kommen wir auch schon zur nächsten Station unserer Reise, zur Elfenbeinküste. 

ALPHA BLONDY, auch bei uns kein unbekannter, ist die führende Reggae Stimme Afrikas. Der 1953 geborene Musiker studierte ab 1976 in den USA und arbeitete neben seinem Studium mit einer Reggae-Band. Nach einigen Enttäuschungen, ein Produzent verschwand mit einigen von ihm aufgenommenen Bändern, kehrte er an die Elfenbeinküste zurück. Nach einem zweijährigen Aufenthalt in einer psychiatrischen Klinik auf Grund eines Nervenzusammenbruchs, begann er erneut an seiner Karriere als Musiker zu arbeiten. Diesmal mit mehr Erfolg. Seine sozial kritischen Songs, zum Teil in Englisch, Französisch oder Douala gesungen, kamen beim jugendlichen Publikum sehr gut an. Da er in die Texte seiner Lieder immer wieder afrikanische Sprichwörter einfließen ließ, verschaffte er sich auch unter den älteren Hörern eine große Anhängerschaft.

Seine neueste Veröffentlichung heißt "Dieu" (EMI France 7243 8 29847 2 6) und darauf setzt er seine oben erwähnte Linie fort ("Abortion Is A Crime"). Beeinflußt ist Blondy zweifelsohne von Bob Marley, "La Guerre" basiert auf Marleys "War", doch gehen viele seiner Songs ("Amour Papier Longeur") in eine rockigere Richtung. 

Der Gitarrist und Sänger KANTE MANFILA stammt aus Guinea, ist aber mit den vorher erwähnten Ländern eng verbunden. Einige Zeit lebte er in Abidjan, der Hauptstadt der Elfenbeinküste, bevor er sich in Bamako, Mali, niederließ. Zusammen mit Salif Keita formierte er die "Les Ambassadeurs Internationaux". Wie viele andere bekannte Musiker Afrikas entstammt er der Kaste der Griots. Auf "Ni Kanu" (Hemisphere 7243 8 32865 2 2) gelingt es ihm diese Tradition mit modernen Klängen zu verbinden. Bemerkenswert sein Gitarrenspiel, welches einen Brückenschlag von der Mandingo Kultur zum Rock oder Pop darstellt.

Zwischen Guinea und Mali liegt Burkina Faso, das frühere Obervolta. Aus der zweitgrößten Stadt dieses Landes, aus Bobo-Dioulasso, stammt die Gruppe FARAFINA. Von Mahama Konate gegründet, versucht diese Gruppe die traditionelle Griot Musik Obervoltas mit modernen Rhythmen zu verbinden. Es werden aber keine "neuen" bzw. elektrischen Instrumente verwendet, sondern das Konzept von Farafina basiert auf die polyrhythmischen Strukturen von Tama (talking drum), Balafon, Flöten und verschiedenen Trommeln. Das ihre Musik dennoch modern klingen kann, ist auf "Bolomakote" (Vera Bra Rec. vBr 2026 2) nachzuhören. Wer es rockiger liebt, der soll zum Rolling Stones Album "Steel Wheels" greifen, denn auch auf diesem wirkten Farafina mit.

Nächste Station unserer Reise ist Nigeria. Einer der bekanntesten Musiker dieses Landes und einer der Superstars der afrikanischen Musikszene ist FELA ANIKULAPO-KUTI, Begründer des Afrobeat. Er machte Anfang der achtziger Jahre in Österreich Schlagzeilen, als anläßlich eines Konzertes beim Wiener Jazzfrühling bekannt wurde, daß er mit mehr als 20 Frauen gleichzeitig verheiratet war. Sein schlechter Ruf garantierte ihm im Westen zwar volle Konzerthäuser und einen großen Schallplattenabsatz, die Musik trat aber dabei völlig zu Unrecht in den Hintergrund. Fela hatte mit Unterstützung seines hervorragenden Schlagzeugers Tony Allen eine neue Tanzmusik entwickelt, die sich in ihrer rhythmischen Intensität und strengen Form durchaus mit jener von James Brown messen konnte. Dennoch blieb seine Musik in ihrem Ursprung afrikanisch. In seiner Heimat Nigeria wurde Fela in den Siebzigern zu d e m Star schlechthin. Dazu trug aber nicht nur seine Musik sondern auch seine politische Haltung bei. Er war und ist ein Rebell, der sich immer wieder kritisch gegenüber den Militärregierungen Nigerias äußert. Dies kommt oft in seinen Texten zum Ausdruck, mit denen er in einer Art Pidgin-Englisch unverblümt seine Meinung sagt. 

Aus diesem Grund wurde er oft von der Regierung verfolgt. Dies gipfelte in einen Soldatenüberfall auf seine "Kalakuta Republic", ein festungsartiges Gehöft in Lagos. Dabei wurde seine Mutter so schwer verletzt, daß sie wenige Wochen darauf starb. Auch Fela erlitt schwere Verletzungen, die in nachhaltig in seinem Saxophon- und Trompetenspiel beeinträchtigten. Davon ist jedoch auf den vorliegenden CDs nichts zu merken."Black Man's Cry" (Shanachie 44013), die den Untertitel "Classic Fela" trägt, ist eine Art Best Of und enthält 6 Aufnahmen aus den Jahren 1975-77. Auf einer der Nummern, "No Agreement", glänzt der Art Ensemble Trompeter Lester Bowie mit einem Solo. Bowie lebte Anfang 1977 ein paar Monate bei Fela in Lagos und machte mit ihm einige Aufnahmen. Außerdem enthält diese CD mit "Zombie" einen der bekanntesten Titel von Fela. Der Untertitel "Classic Fela" ziert das Booklet diese CD zu Recht. Fela at his best. 

"ODOO - Overtake Don Overtake Overtake" (Shanachie 43078) wurde 1989 aufgenommen, "Beasts Of No Nation" (Shanachie 43070) dürfte ebenfalls aus dieser Zeit stammen oder geringfügig älter sein. Auf beiden CD's ist Fela mit seiner Band Egypt 80 zu hören. Beide enthalten jeweils zwei ausgedehnte Nummern mit durchaus politischen Texten. Die Musik scheint weniger kraftvoll, was auch auf die Länge der Stücke zurückzuführen ist, kann aber phasenweise noch immer aufwühlen und mitreißen.

Neben Fela Anikulapo Kuti gibt es aber noch einige bekannte Namen aus Nigeria. So zum Beispiel King Sunny Ade oder EBNEZER OBEY. Obey ist wohl der bekannteste und einflußreichste Bandleader der Juju Musik spielt. Juju ist eine der faszinierendsten Formen von Popularmusik. Mit seiner Inter Reformers Band präsentiert er auf "Juju Jubilee" (Shanachie 43031) eine Klangmischung aus Elektrischen Gitarren, Elektro-Baß, Schlagzeug und Gesang, dazu noch talking-drums und andere Perkussionsinstrumente. Vom "klassischen" Juju bis zu einer etwas "fortschrittlicheren" Form, die vor allem von Obey's Gitarre lebt, reicht die Palette der Nummern, die auf Juju Jubilee enthalten ist. Obwohl Obey in seine Musik immer wieder Neuerungen einbringt, orientiert er sich im großen und ganzen doch an der Tradition, vor allem was seinen Gesang und seine Texte betrifft. Dies ist sicher mit ein Grund, warum er in Nigeria nach wie vor ungeheuer populär ist.

Von Nigeria nun nach Kamerun zu einem weiteren Superstar - MANU DIBANGO. 1973 wurde sein "Soul Makossa" ein weltweiter Hit. Er war damit der erste Afrikaner, der in der westlichen Welt solch einen Erfolg verbuchen konnte. Dibango wurde "The Makossa Man". Makossa wird als Mischung aus Kongolesischen und Kameruner Traditionen mit Highlife beschrieben, mit raschen, sich auf- und abbewegenden Melodien gegen einen durchgehenden Baß/Schlagzeug Rhythmus. Dibango eilte jedenfalls eine Zeitlang von Erfolg zu Erfolg und feierte erst in letzter Zeit wieder große Triumphe bei Konzerttourneen. Diese Tourneen brachten ihn in den letzten Jahren auch immer wieder nach Österreich und er wird auch beim heurigen Jazzfest in Wien auftreten. Anfang der neunziger Jahre erschien die ausgezeichnete CD "Polysonik" (siehe JL101). Seine letzten Veröffentlichungen lassen das Feuer der früheren Jahre vermissen. Dibango bewegt sich auch mehr und mehr von seinen Ursprüngen weg und experimentiert mit Pop-Fusion und Streichern. Zu hören auf "Papa Groove - Live 96" (Intercord INT 845.272). Insgesamt hinterläßt "Papa Groove" einen zwiespältigen Eindruck. Sind Dibangos Anklänge an den Miles Davis der späten achtziger Jahre im Titelstück noch als durchaus interessant zu werten, so macht sich bei mir Angesichts der Streichereinsätze ("Sag Warum") völliges Unverständnis breit. Diese Schnulze paßt in eine Werbung für Weichspüler, hier ist sie total fehl am Platz. Am gelungensten ist das Medley "Electric Africa/Senga Abele". Hier kann man zumindest erahnen, was uns Manu Dibango auf dieser CD vorenthält.

Zwiespältig auch der Eindruck den "Lamastabastani" (Soul Paris Rec. 85906-2 DK021) hinterläßt. Eine beim ersten Anhören fade CD. Kein Makossa, kein Feuer,... kein Dibango. Bevor man aber dieses Urteil fällt, sollte man sich dieses Werk noch ein(ige)mal(e) zu Gehör führen. Es ist eine sehr ruhige CD, auf der sich Dibango mit der Chortradition Afrikas befaßt. Sein Saxophon umspielt fast zärtlich die Melodien der SängerInnen. Nach mehrmaligem Hören gibt "Lamastabastani" doch einige Reize preis. Uneingeschränkt empfehlen kann ich diese CD aber trotzdem nicht.

Rumba und Gitarre sind jene zwei Worte, die untrennbar mit der Musik Zaires verbunden sind. In keinem anderen Land Afrikas spielte und spielte die aus Kuba reimportierte Rumba eine so große Rolle in der Musik wie in diesem Land. Bei oberflächlichem Hören klingt diese Musik sehr kommerziell, manchmal wie in einer billigen Tourismus Werbung. Setzt aber einer der Gitarristen zu einem Solo an, kommt man oft aus dem Staunen nicht mehr heraus. Dies soll die Leistung de Sänger oder der anderen Instrumentalisten nicht schmälern, doch zählen Zaires Gitarristen, und hier vor allem jene der jüngeren Generation, zweifellos zu den weltweit besten ihres Faches.

Einer der ersten war der legendäre Franco (Luambo Makiadi). Auf der CD "Omona Wapi" (Shanachie 43024), die er zusammen mit dem Sänger und seinem großen Rivalen Tabu Ley Rochereau 1983 einspielte kann man sich von seinen Fähigkeiten überzeugen. Franco und Rochereau stachelten einander im Laufe der Jahre zu immer besseren Leistungen und Neuerungen in ihrer Musik an. Auf Omani Wapi ist das ähnlich, doch gibt es dabei kein Konkurrenzdenken. Das gemeinsame Musikmachen steht im Vordergrund. Während Franco die Neuerungen vor allem in der zairischen Kultur suchte, ließ Rochereau in seine Musik auch Salsa-, Soul- oder sogar Disco-Elemente einfließen. 

Wie gut das aber funktionierte, hört man auf seiner CD "Man From Kinshasa" (Shanachie 43089.). Die nächsten Aufnahmen, schlicht "Tabu Ley" (Shanachie 43017/ Vertrieb: Koch Int.) betitelt, stammen ebenfalls von Rochereau und seinem Orchestra Afrisa International. Auf zwei Nummern ist die Sängerin M'Bilia Bel gefeaturt, einige Zeit Rochereaus Frau. Randall Gras, verantwortlich für die Liner Notes zu dieser CD schreibt von Musik für Kopf, Körper, Geist und Seele. Was soll man dem entgegenen?

Musik der Gruppen VITAL und ZIG ZONG ist auf der CD "Greetings From Zaire" (PMF 90.863-2), Volume 20 in der Serie World Music Collection, enthalten. Während Zig Zong eher in der Tradition eines Rochereau spielt, wendet sich Vital mehr der westlichen Pop-Musik zu. "Greetings From Zaire" ist ein weiters Beispiel für die Vielfältigkeit und Vitalität der Musik diese Landes.

Wie unerschöpflich das Reservoir an guten Musikern, vor allem an Gitarristen ist, zeigt der Sampler "Super Guitar Soukous" (Hemisphere 7243 8 28188 2 3). Soukous ist die Weiterführung der Rumba Musik, die von Gruppen wie Zaiko Langa Langa vorangetrieben wurde. Auf "Super Guitar Soukous" ist so ziemlich alles vertreten, was derzeit in Zaire auf dem Musiksektor Rang und Namen hat. Neben Tabu Ley Rochereau sind unter anderen noch Kanda Bongo Man, Patience Dabany, Dindo Yogo und Pepe Kalle zu hören. Der Titel der CD ist durchaus nicht übertrieben, findet man doch hier in einzelnen Titeln mehr Technik oder Musikalität der Gitarristen, als auf so manchem Rock-Album. Jeder einzelne Titel dieser CD kann überzeugen, als Anspieltips möchte ich deshalb nur "Africa" von Dave Depeu und "N'Nanele" von Zoukunion erwähnen.

Aus dem südlichen Nachbarland Zaires, aus Sambia, stammt die Gruppe SHALAWAMBA. Ihr Album trägt den Titel "Samora Machel" (Diabolo Rec. DIAB 817), den Namen des ersten Präsidenten von Mozambique, der 1986 unter nie geklärten Umständen bei einem Flugzeugabsturz in Südafrika ums Leben kam. Die Besetzung der Band besteht aus 2 Gitarren, Baß, Schlagzeug und Keyboards, angereichert durch verschiedene Perkussionsinstrumente und Gesang. Anklänge an die zairische Rumba-Musik sind unverkennbar, die Texte befassen sich mit Problemen und Geschehnissen des Alltagslebens und werden meist in der Sprache der Bemba gesungen.

THOMAS MAPFUMO ist in seiner Heimat Zimbabwe ein Nationalheld. Der "Erfinder" der modernen Mbira-Musik (dabei werden die tradtionellen Instrumente Mbira oder Honsho von "modernen" Instrumenten wie Gitarre, Keyboard oder Schlagzeug "ersetzt"), ließ sich auch durch Gefängnis und Folter nicht von seinem Weg abbringen. Seine Lieder wurden wegen ihrer politischen Inhalte verboten, trotzdem erreichte seine Musik einen sehr hohen Bekanntheitsgrad. "Chimurenga Forever" (Hemisphere 7243 8 35582 2 3) präsentiert The Best of Thomas Mapfumo aus den Jahren 1978-1993. Diese Retrospektive der Karriere des "Löwen" aus Zimbabwe enthält mit "Nyoka Musango" und "Nyarara Mukadzi Wangu" auch zwei Songs der CD "Ndangariro" (Shanachie 44012). Diese entstand nach der Unabhängigkeit Zimbabwes und zählt zu den besten Aufnahmen Mapfumos.   

Bleibt als letzte Station unserer musikalischen Reise noch die Republik Südafrika. In keinem anderen Land gibt es eine derartige Vielfalt an populären Musikstilen wie in diesem Land. Mbaquanga, Mbube, Township Jazz, Jive und vieles mehr kann man in Südafrika hören. Einen, wenn auch beschränkten, Überblick bieten folgende Sampler: "Greetings From Southafrica" (PMF 90.927-2), Volume 19 aus der Serie World Music Collection, "The Best Of Todays Black African Folk Music" (ARC Music EUCD 1205), "Exotic Voices And Rhythms Of Black Africa" (ARC Music EUCD 1204) und "Only The Poorman Feel It" (Hemisphere 7243 8 32866 2 1).

Eine der bekanntesten Vokal-Gruppen Südafrikas ist LADYSMITH BLACK MAMBAZO. 1965 gegründet war dieser Chor bei Wettbewerben so erfolgreich, daß man ihn an solchen nicht mehr teilnehmen ließ. Die Lieder, in Mbube, einem unbegleiteten Vokalstil, gesungen, befassen sich meist mit Problemen des Alltags oder mit religiösen Themen. Internationale Anerkennung erlangte Ladysmith Black Mambazo durch die Mitwirkung an Paul Simons Album "Gracland". nun liegt ihrer neueste CD "Thuthukani Ngoxolo - Let's Develop In Peace" (Koch 33202-2) - schlichte Einfachheit als hohe Kunst. In der Tradtition von Ladysmith Black Mambazo singt auch der AMABHUTO MALE CHORUS. Zu hören ist dieser Chor auf zwei CD's des Art Ensemble Of Chicago - "Art Ensemble Of Soweto" (DIW 837) und "America - South Africa" (DIW 848).

Auch wenn diese Zusammenarbeit nicht immer als geglückt bezeichnet werden kann, gibt es doch einige interessante Nummern, allen voran "U.S of A. - U. of SA", das Titelstück, der zweiten CD.

Bleiben wir bei den Vokalgruppen. Die MAHOTELLA QUEENS stehen Ladysmith Black Mambazo in Südafrika an Popularität um nichts nach. Zusammen mit dem Sänger MAHLATHINI feiern sie auf der CD "Stoki Stoki 1964-94" (Koch 34328-2/ Vertrieb: Koch Int.) ihr dreißigjähriges Jubiläum. Die Königinnen singen in Mbaquanga, einem Tanzmusikstil der in den 30er Jahren in den schwarzen Townships entstanden ist und der deshalb manchmal auch als Township Jive bezeichnet wird.

"The Power Of Africa" (Koch 34357-2) betitelt sich die neueste CD der Sängerin YVONNE CHAKA CHAKA. Die Musik Chaka Chakas spricht vor allem ein jugendliches Publikum an. Mainstream-Pop mit afrikanischen Einflüssen sagen die einen, "Kaugummi-Musik" die anderen. Tatsächlich handelt es sich bei Chaka Chakas Musik um einen ziemlich geglätteten Mbaquanga. Auf "The Power Of Africa" scheint sie sich zumindest in einigen Liedern wieder mehr auf die Wurzeln dieser Musik zu besinnen und zollt mit dem Song "Legends" den großen der afrikanischen Musik - Miriam Makeba, Hugh Masekela, Manu Dibango, Kippie Mokeoetsi, Abdullah Ibrahim oder den Mahotella Queens - ihren Tribut.

Ähnliches macht Gitarrist, Perkussionist und Sänger TEFO in seinem Song "Show Off". Auch hier finden sich die Namen Makeba, Masekela oder Dudu Pukwana in den Text eingeflochten. "Show Off" befindet sich auf der CD "A Yo Yo" (TCB 03012), die in der Schweiz aufgenommen wurde und bei deren Einspielung neben MusikerInnen aus Südafrika einige junge schweizer Jazzer sowie Johnny Otis, der Sohn des legendären Sängers mit gleichem Namen mitwirkten. Musikalisch bereist man das weite Feld der afrikanischen Populärmusik, von Reggae bis Jive ist so ziemlich alles vertreten.

Der erfolgreichste Solokünstler Südafrikas Anfang der neunziger Jahre war (ist) der Sänger LUCKY DUBE. Dube singt und spielt Reggaemusik. Wenn Alpha Blondy manchmal nach Bob Marley klingt, dann klingt Lucky Dube nach Peter Tosh. Vor allem seine Stimme ist es die zu diesem Vergleich drängt. Mit einem ausgeprägten chorischem Element in seiner Musik haben Lucky Dube und seine Band auch außerhalb Südafrikas großen Erfolg. Sogar in den USA fand er mit seiner afrikanischen Form der Reggaemusik großen Anklang. Sein Album "Slave" (Koch 34201-2) war das erste, das sich in Südafrika über 300.000 mal verkaufte. Warum? - Hören sie selbst!

Neben Lucky Dube gibt es aber in (Süd)Afrika natürlich noch viele andere Reggaemusiker. Harley And The Rasta Family oder Senzo Mthethwa zum Beispiel. Beide sind auf dem Sampler "Reggae Africa" (Hemisphere 7243 8 28187 2 4). Diese Zusammenstellung gibt einen guten Überblick über die Reggaemusik in Afrika. Neben Künstlern aus Südafrika sind noch Musiker aus Mali, Kamerun und der Elfenbeinküste (natürlich auch Alpha Blondy) auf dieser CD vertreten.

Jazzigere Klänge gibt es auf der "Ancestral Healing" (B+W Music BW069) von POPS MOHAMED zu hören. Der Untertitel "From New York To Jo'burg" ist Programm. Auf der einen Seite Amerika, auf der anderen Seite Afrika - hier Jazz, da traditionelle afrikanische Musik. Für unsere Ohren möglicherweise ein Stilmischmasch, für afrikanische Verhältnisse überhaupt kein Problem - siehe (oder höre) "Mbira Jive".

Ganz besonders empfehlen möchte ich die nächsten drei Cds. "Outernational Meltdown" ist der Übertitel und die Aufnahmen dokumentieren die musikalische Begegnung von Musikern aus England, Südafrika und Brasilien. Die bekanntesten Namen sind Airto Moreira, Moses Molelekwa, Andrew Missingham oder der zuvor bereits erwähnte Pops Mohamed. Die Titel der einzelnen CDs lauten "Free At Last" (B+W Music BW076), "Healers Brew" (BW077) und "Jazzin' Universally" (BW078). Jede für sich ist hörenswert, doch meiner Meinung handelt es sich bei diesen CDs um ein zusammenhängendes Gesamtwerk (man verzeihe den blöden Ausdruck). Ich will damit sagen, daß "Outernational Meltdown" auf sehr eindrucksvolle Art und Weise die verschiedensten Kulturen und Musikstile unter einen Hut bringt. Dies offenbart sich den Ohren des Lesers am besten beim Hören aller drei CDs.

 

2. Der Klang der Trommeln

 

In der populären afrikanischen Musik spielen die Trommeln, respektive das Schlagzeug und andere Perkussionsinstrumente, zwar nach wie vor eine wichtige Rolle, die Rolle des tonangebenden Instrumentes haben sie aber längst an die Gitarre, in manchen Fällen auch an Keyboards, Saxophon oder Trompete verloren. In der traditionellen afrikanischen Musik waren und sind die verschiedenen Trommeln, zumindest in bestimmten Regionen, das Hauptinstrument. Vor allem dieser Musik möchte ich mich im nachfolgenden widmen.

Den Beginn macht aber paradoxerweise eine CD, wo Trommeln zwar vorhanden sind, aber nicht unbedingt eine dominierende Rolle spielen. "Greetings From Africa" (PMF 90.953-2), Volume 26 der Serie World Music Collection ist eine Zusammenstellung, die traditionelle Musik für alle Anlässe enthält. Hier wird klar, daß Musik in Afrika nicht nur zur Unterhaltung dient, sondern auch für andere Zwecke (Götterverehrung, Heilung,...) eingesetzt wird. Leider verrät das Booklet nicht woher diese Musik kommt, ich vermute, daß Südafrika das Ursprungsland diese Musik ist. Trotz dieses Mankos kann man diese CD empfehlen, da sie wirklich gute und verschiedenartige Aufnahmen enthält.

Auch die nächste CD enthält keine reine Trommelmusik. "Rhythms Of Life, Songs Of Wisdom" (Smithsonian/Folkways SF CD 40463) umfaßt verschiedene Musik der Akan aus Ghana. Diese CD unterstreicht die Vielfältigkeit der nicht-kommerziellen, aber sehr lebendigen "Amateur - Musikszene". Neben Aufnahmen von Trommelgruppen, Gesangsnummern oder einer Talking-Drum, gibt es auch eine Aufnahme mit einer Brass Band. Wie bei allen Smithsonian Aufnahmen enthält auch "Rhythms Of Life" ein ausgesprochen informatives Booklet, welches nicht nur über die einzelnen Aufnahmen detailliert Auskunft erteilt, sondern auch über den Stamm der Akan, über Musikgruppen und Instrumente.

Auf den nächsten CDs befindet sich "reine" Trommelmusik, wenngleich auf einigen Aufnahmen auch "Gesungen" wird. Alle CDs sind hervorragend und ich möchte mich deshalb darauf beschränken, nur einige Kurzinformationen zur jeweiligen CD zu geben.

"Les Tambours Du Mali" (Playa Sound PS 65132) enthält Trommelmusik eines Ensembles, das von Mamadou Kante, einem der besten Djembe-Spieler Malis geleitet wird. Neben der Djembe werden auf einigen Aufnahmen noch Dundumba und eine Art Baßtrommel verwendet. Das vierköpfige Ensemble präsentiert vor allem Musik die zur Begleitung von Tänzen dieser Region dient (Danse des Dogons, Danse des Peuhls), aber auch zwei Eigenkompositionen.

ADAMA DRAME, ein Griot aus Burkina Faso, führt uns zusammen mit einigen anderen Musikern in die rhythmische Welt der Mandingos (Malinkes). "Percussions Mandingues" (Playa Sound PS 65085) Neben Arrangements von traditionellen Hochzeits- oder Erntetänzen gibt es Imrpovisationen in verschiedener Besetzung, aber auch solche, die "nur" die Soundeffekte der Djembe zeigen.

Eine Gruppe von Autodidakten bildet das ORCHESTRE AFRICA DJEMBE. Die Musiker stammen von der Insel Goree, die zum Senegal gehört und auf der CD "Les Tambours De Goree" (Playa Sound PS 65104) bringt diese siebenköpfige Gruppe traditionelle Gesänge und Rhythmen dieser Insel zu Gehör. Ähnlichkeiten mit den vorangegangenen Aufnahmen sind nicht zufällig, befinden sich doch auch auf dieser CD einige Rhythmen der Mandingos.

Von den Mandingos nun zu den Yorubas. "Yoruba Drums From Benin, West Africa" (Smithsonian/Folkways SF 40440) gibt einen Überblick über die Kult-Musik der Yorubas in Benin. Verschiede Rhythmen von Bata und Dundun Trommelensembles, die zu religiösen Zwecken gespielt werden, sind auf dieser CD enthalten. Die Santeria Religion auf Kuba hat sich aus dem Yoruba-Kult der Ahnenverehrung entwickelt (siehe CD Rezension in JL111). Die Aufnahmen der Yoruba Drums sind im 32-seitigen Booklet ausführlich erklärt, zusätzlich gibt es noch eine detaillierte Analyse der verschiedenen Rhythmen. Das Booklet übertrifft in diesem Fall sogar noch den gewohnt hohen Standard des Smithsonian Labels.

Der Perkussion, den Gesängen und den Tänzen Kameruns hat sich die Gruppe LES GENIES NOIRS DE DOUALA verschrieben. Unter anderem befindet sich auf "Percussions et danses du Cameroun" (Arion ARN 64112) auch ein modernen Tanz der Douala, genannt "Soul Makossa". Jenen Tanz, den Manu Dibango in seiner Version weltweit populär gemacht hat. Die CD "Tambours Du Burundi - Batimbo" (Playa Sound PS 65080) enthält Rhythmen und Gesänge der Murundi und Barundi, Stämme, die im heutigen Burundi ihre Heimat haben. Eine wichtige Rolle spiel(t)en in Burundi die "Königlichen" Trommel Ensembles, die seit dem Ende der Monarchie 1966 zwar nicht mehr königlich sind, ihre (gesellschaftliche) Funktion aber behalten haben. Der Titel der CD täuscht ein wenig, da der Großteil der Aufnahmen ohne Trommeln auskommt.

Bleibt abschließend nur festzuhalten, daß afrikanische Musik, und das bezieht sich nicht nur auf die populäre oder moderne afrikanische Musik, durchaus gut dokumentiert ist. Im guten Fachhandel findet man diesbezüglich sogar die entsprechende Beratung, wiewohl sehr viele Aufnahmen nicht immer lagernd sind. Weiters kommt hinzu, daß der Sektor afrikanische Musik nur ein kleiner Teil im riesigen Dschungel des Tonträgermarktes ist, in dem man sehr leicht den Überblick verlieren kann. Vielleicht dient diese kleine musikalische Reise als Wegweiser. Ob der geneigte Leser die eine oder andere Richtung einschlägt, bleibt ihm selbst überlassen.

 

Pepsch Muska, Jazzlive 112