NICHT NUR TULPEN, KÄSE UND FUSSBALL - NEUE CDs AUS HOLLAND

 

Wer kennt sie nicht, die Tulpen aus Amsterdam und auch der Käse aus Edam dürfte ein Begriff sein, ganz zu schweigen von Ajax, Feyenord oder PSV (ja, die Fußballmannschaften meine ich). Aber dass Holland neben Tulpen, Käse und Fußball auch gute Musik zu bieten hat, wissen die Leser dieser Zeitschrift ja zumindest seit unserem Holland-Special in Ausgabe 126, und auch, dass die holländischen Musiker nicht so einfach in eine Schublade passen, da sie immer wieder mit Überraschungen aufwarten können.

So wartet BIK BENT BRAAM auf "13" (BVHaast CD 1200) mit Interpretation von Ellingtons "Mood Indigo", Deep Purples "Child In Time", Jacques Brels "Ne Me Quitte Pas" und zwei Nummern aus Disneys Dschungelbuch auf. Und dann ist da noch Henry Mancinis "Pink Panther Theme", eine Nummer von Prince und noch einiges mehr. Wer glaubt, da wird jetzt mit Kraut und Rüben durch die Gegend geworfen irrt gewaltig. Was diese Big-Band von sich gibt hat Hand und Fuß und bietet dem Hörer eine wahren Ohrenschmaus (Ohrgasmus (copyright: Hans Pataki) könnte man ebenfalls gelten lassen!). Höllisch swingend, vor einem Wagnis nicht zurückschreckend und mit einem Lächeln auf den Lippen - Bravo!

Mit Vollgas startet auch "1983-1989" (BVHaast CD 0200), eine CD, auf welcher der Saxophonist J.C. TANS mit zwei Formationen zu hören ist. Es handelt sich dabei um Aufnahmen die (logischerweise) zwischen 1983 und 89 mit den Rockets bzw. mit seinem Orchestra entstanden sind. Klassischer Big-Band Sound ("Bust Out" - Jimmy Lunceford) wechselt mit rockigen Rhythmen ("Ubugubu" - Sean Bergin), Mac Rebenacks (alias Dr. Johns) "City Lights" vermittelt Bluesfeeling und zum Schluß erklingt der "Rum Reggae". Absolut kurzweilig!

Keine Spur von Langeweile kommt auch auf, wenn man sich einen Wiederveröffentlichung der Gruppe AVAILABE JELLY aus dem Jahr 1984 zu Ohren führt. Auf der CD (Ramboy #14) mit dem gleichnamigen Titel enthält 23 relativ kurz gehaltene Stücke. Der Großteil sind Eigenkompositionen, doch findet man auch Dizzy Gillespies "Salt Peanuts" oder "Fables Of Faubus" von Charles Mingus, sowie "As Tears Go By" von Jagger/Richards. Oft werden die Coverversionen aber so umgestaltet, dass sie kaum zu erkennen sind und der Hörer wundert sich ob soviel Ideenreichtum und Spielwitz.

Überaus ideenreich fungieren auch die Musiker der Gruppe BITE THE GNATZE auf der CD "Throw The Plates" (trytone/BVHaast 559-006). Unter anderen sind der Gitarist Paul Pallesen, der auch für den Großteil der Kompositionen verantwortlich zeichnet, der Saxophonist Jorrit Dijkstra und der Perkussionist Alan Purves zu hören. Swing und Free-Jazz (aber nicht nur), vermischt mit irischer, indischer oder sonst welcher Folklore machen diese CD nicht unbedingt zu einer typischen Jazz-CD, andererseits ist es ja gerade die Stilvielfalt die typisch ist für den Jazz, oder? Darum Ohren spitzen, reinhören und bei nicht gefallen "just throw the plates"!

Die Gruppe "KLEZMOKUM" um den Arrangeur und Pianisten Burton Green widmet sich vor allem jener Musik die auf dem Balkan und im Mittleren Osten zu hören ist. So findet man auch auf "Le Dor Va Dor (from Generation to generation)" (BVHaast CD 0700) Musik, die nicht nur wegen der eindrucksvollen Melodien interessant ist, sondern auch durch die ungewöhnlichen Zeit oder Rhythmuseinheiten. 9/8, 5/4 oder 11/8 Takte sind an der Tagesordnung und trotzdem klingt alles so einfach, fast spielerisch leicht. Besonders beeindruckend finde ich "Jews and Gypsies Suite" die sich in die beiden Teile "Tants, Tants, Tants" und "Tsigaynerlid" gliedert und "Yiddish Tango".

Zum Abschluß noch zu einer "jazzlastigeren" CD. Typisch Jazz ist aber auch "Tomorow´s Paper" (BVHaast 0800) der Guppe NOCANDO nicht. Hörenswert ist es aber trotzdem, was Arend Niks (d), Frans Vermeerssen (saxes), Wolter Wierbos (tb) und Mischa Kool (b) bieten - wunderschöne Melodien ("well, well, well, well"), pefektes Ensemblespiel und ausgezeichnete Soli! Well, well,... well done (copyright: Gerhard "George" Brandtner)! (Pepsch)