So wie hier abgebildet wurde die Harley von Amerika importiert. Das Foto entstand nach der ersten Ausfahrt. Leider war diese Ausfahrt mit Hindernissen behaftet. Nach ca. je 10 km musste eine Zwangspause eingelegt werden, da plötzlich kein Gas mehr angenommen wurde. Mit einigen Pausen wurde dann aber doch noch das Ziel erreicht. Am nächsten Morgen wurde die Benzinleitung, der Tank und die Schwimmerkammer von dem Vergaser gereinigt. Da diese Maßnahmen aber nicht den gewünschten Erfolg erzielt haben, wurde ein Profi befragt. Der hat herausgefunden, dass die Hauptdüse von einer Sporty 883ccm stammte und die Benzinzufuhr daher viel zu gering war. Nach erreichen der Betriebstemperatur, verdunstete der Treibstoff bevor er in die Zylinder gelangen konnte. Dieser Fehler wurde behoben und bestätigte  nur mein Vorhaben, dieses GUTE STÜCK komplett zu zerlegen und von Grund wieder neu aufzubauen. 

Diese Saison fuhr mein Sohn noch aber im Herbst gab er WO und wir haben begonnen die HD zu zerlegen, wie die folgenden Bilder belegen.

Für mich persönlich wurde ein Jugendtraum - durch meinen Sohn - verwirklicht und ich konnte endlich an einer HD meine ungelernte Hand anlegen. Ungelernt deswegen, da ich einen kaufmännischen Beruf erlernt habe.

Hier war die Demontage bereits weit fortgeschritten. Es musste einige Hilfsmittel selbst hergestellt werden, um das eine oder das andere Teil abmontieren zu können.

Nachdem die Demontage abgeschlossen war, ging es erst ans Eingemachte.

An dieses Foto kann ich mich noch ganz genau erinnern, da mein Sohn ganz skeptisch und ungläubig seine HD betrachtete und völlig gebrochen meinte, ob dieses Baby jemals wieder auf den Straßen fahren würde? Ich versuchte ihn Mut zu machen, hatte aber nicht so richtigen Erfolg dabei. Seine Skepsis ist relativ lange erhalten geblieben.

Für den Motor wurde ein Montageständer angeschafft und nun ging es los, endlich das Herz der HD nämlich den EVO sein Innenleben nach Außen zu kehren.

Als Laie muss ich sagen, dass ich von der einfachen aber sehr robusten Mechanik des Motors überwältigt  war und bin.

Nach ungezählten Arbeitsstunden, konnte der Motor wieder zusammengestellt werden. Die Zylinder wurden sandgestrahlt und wie das Kurbelgehäuse mit einem hitzebeständigen Lack behandelt. Die Kolbenringe wurden von Hand genau an die beiden Zylinder angepasst. Alle Lager wurden erneuert. Die Führungen der Hydraulikstößel wurden gegen verchromte getauscht. Auch die Ventilsitze wurden per Hand eingeschliffen. Der Erfolg der sehr zeitaufwendigen Motorinstandsetzung hat sich sicher gelohnt, da nun der Motor eine Kompression aufweist, dass er mit dem zusätzlich eingebauten Kickstarter, im kalten Zustand fasst nicht zu starten ist. Ich habe über 100kg Körpergewicht, stehe auf dem Kickstarter und er bewegt sich nicht einen Millimeter.

Als nächstes kam das 4-Ganggetriebe an die Reihe. Es wurde zerlegt, neu gelagert und ein Kickstarter eingebaut. Zum schluß wurde auch das Getriebe mit dem hitzebeständigen Lack lackiert.

Als nächster Schritt wurde der Rahmen zum Sandstrahlen gegeben, danach wurde der Rahmen und die Hiterradschwinge komplett verzinkt. Danach bekam eine Lackiererei den Rahmen zur weiteren Behandlung. Es wurde eine 2-Schichtlackierung aufgetragen.

Dann kam die sehnsüchtig erwartete erste Lieferung aus den USA. An dieser Stelle darf ich erwähnen, dass wir alle Teile die für den Neuaufbau bzw. für die gewünschten Änderungen, aus den USA selbst per Luftfracht importiert haben. Bei der ersten Lieferung hatten wir zugegeben ein etwas flaues Gefühl in der Magengegend. Aus heutiger Sicht aber muß ich zugeben, dass die Importe klaglos funktioniert haben und ohne Probleme über die Bühne gegangen sind. Darüber hinaus wurde dadurch einiges an finanziellen Aufwand, zur großen Freude meines Sohnes und dessen Gattin, eingespart.

Nach erhalt dieser Lieferung wartete wieder einiges an Arbeit auf uns. Das Einspeichen vom Vorderrad ist mir auch noch gut in Erinnerung.

An den Zylindern ist noch die von uns hergestellte Holzabdeckung sichtbar. Diese Abdeckung war notwendig um die Zylinder-Innenseite vor dem Sandstrahlen zu schützen.

Hier war bereits das Vorderrad eingespeicht und der erfreuliche Teil der Instandsetzung konnte beginnen. Ich kann mit Worten nicht beschreiben was das für mich für ein Gefühl war, die neuen Teile bzw. die hergerichteten Teile wieder zu einer neuen HD zusammen zu schrauben. Einfach herrlich dieses Gefühl. Jeder der mit dem Mythos HARLEY DAVIDSON - wie ich - infisziert ist wird mich verstehen.

Um meinen Rücken etwas zu schonen, wurde die HD auf einen Tisch zusammengestellt. Zum Herunterheben waren später dann 4 Männer notwendig.

Die Fertigstellung mach Fortschritte und das Gebilde bekommt langsam wieder dem Gesicht einer HD nahe.

Auch wenn weder Sitzbank noch Kotflügel oder Tank vorhanden sind, macht das Probesitzen einen irren Spass. Mein Sohn kann die erste Ausfahrt nicht mehr erwarten und wird von Monat zu Monat ungeduldiger. Die Skepsis vom Anfang war plötzlich verschwunden und die Vorfreude auf das zu erwartende Fahrvergnügen, breitete sich aus.

Nun da endlich die restlichen Teile wie z.B. Kotflügel usw. eingetroffen sind, wurde die Komplettierung vorgenommen. An dieser Stelle darf ich sagen, dass so gut wie fast kein einziges Teil auf Anhieb gepasst hat. Fast jedes Teil mußte per Handarbeit auf Passgenauigkeit getrimmt werden. Für den hinteren Kotflügel haben wir einen Spengler benötigt, der den Kotflügel der Batteriehalterung anpassen mußte.

Nachdem alle Teile passgenau montiert waren, wurde der Tank und die Kotflügel wieder demontiert und wie anschließend dokumentiert einer Air-brush-frischzellen-kuhr unterzogen. Das Ergebnis ist durchaus ansprechbar.

Nach 3,5 Jahren schrauben, putzen, erneuern, Ärger und ettlichen blauen Flecken an den Extremitäten sowie um einige Tausender ärmer konnte mein Sohn endlich die erste Ausfahrt genießen. Dieses denkwürdige Ereignis fand im Jahr 1998 statt.

Im darauf folgenden Winter wurde nachträglich noch eine elektronische Zündung und ein neuer Mikuni-Vergaser eingebaut. Bei der Zündung hatte sich mein Sohn, mir gegenüber durchgesetzt. Ich bin eher konservativ eingestellt und hätte lieber die alte mechanische Unterbrecher-Zündung in der HD gesehen. Heute nach einer problemlos abgelaufener Saison 1999 muss ich meine Meinung wegen der Zündung revidieren. Die elektronische Zündung funktioniert einwandfrei.

  VORHER                                                                            NACHHER

 

Es ist unschwer zu erkennen, dass ich mindestens genauso viel Freude mit der Harley habe, wie mein Sohn, dem sie gehört.

 

   ZURÜCK