Geschichten über das Leben Jetzt werden wir die für das Leben geeignete Zone ein wenig erweitern. Strahlung stört nicht: Eine vor der Strahlung schützende Atmosphäre sollte etwa 1 kg Masse pro Quadratzentimeter haben. Das gleiche leisten auch eine Wasserschicht von 10 Metern Dicke, oder eine Eisenwand von 127 Zentimetern Dicke. Allerdings schützen im Atomgewicht leichte Elemente wie Wasserstoff H, Sauerstoff O, Stickstoff N, Kohlenstoff C ein wenig besser als schwere Elemente wie Eisen Fe oder Blei Pb, aber der Unterschied ist nicht sehr gross, natürlich immer bei gleicher Masse pro Fläche. Eine solche Abschirmung ist nicht notwendig: Das extremophile Bakterium Deinococcus radiodurans ist gegen ionisierende Strahlung nahezu immun. Es wächst sogar noch bei 60 Gray pro Stunde permanent auftretender Röntgenstrahlung, und ist auch noch resistent gegen ultraviolette Strahlung. Wenn man Melanin besitzt, dann kann man von der Radioaktivität sogar leben. Ein Pilz ist ein Eukaryot, und daher viel komplizierter aufgebaut als ein Prokaryot wie Deinococcus radiodurans. http://www.welt.de/wissenschaft/article891106/Schwarze_Pilze_leben_von_radioaktiver_Strahlung.html Die ionisierende Strahlung spaltet Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff auf, und einige tief unterirdisch lebende Bakterien gewinnen daraus sogar Energie. Ein Magnetfeld ist nicht notwendig: Das Erdmagnetfeld kehrt sich im Mittel etwa alle 250.000 Jahre um. Die magnetische Feldumkehr dauert etwa 4.000 bis 10.000 Jahre. Menschenähnliche Lebewesen gibt es bereits seit etwa 2.000.000 Jahren, und diesen hat es nicht geschadet, dass es eine Zeit lang gar kein Erdmagnetfeld gab. Gifte schaden nicht: Was giftig ist, und was man zum Leben benötigt, das ist auch auf der Erde unterschiedlich. Manche Bakterien atmen Schwefelwasserstoff H2S, und sterben an Sauerstoff, und bei Säugetieren ist das umgekehrt. Für die ist Schwefelwasserstoff fast so giftig wie Cyanwasserstoff (Blausäure) HCN. Allerdings können kleine Mengen von Schwefelwasserstoff auch nützlich sein: http://www.welt.de/print-welt/article666830/Forscher_versetzen_Maeuse_in_Winterschlaf.html Für alle strengen Anaerobier ist Sauerstoff giftig, und sie waren vermutlich die ersten Lebewesen auf der Erde. Ozon ist nicht notwendig: Der molekulare Sauerstoff wurde erst von den Cyanobakterien erzeugt. Ohne Sauerstoff in molekularer Form O2 in der Atmosphäre kann es aber gar keine Ozonschicht O3 geben, was zeigt, dass eine Ozonschicht nicht für das Leben notwendig ist. Falls die Sonne eines Planeten ein roter Zwergstern ist, dann erzeugt dieser ohnehin nur sehr wenig ultraviolette Strahlung (UV). Natürlich muss dann der Planet auch näher am Stern kreisen, damit er nicht zu kalt ist. Hitze schadet nicht: Thermophile Bakterien können sich noch bei 121 °C teilen, Strain 121: 121 °C, und Pyrolobus fumarii: 113 °C. Bei erhöhtem Druck bleibt Wasser auch dann noch flüssig. Bei 221 bar ist Wasser noch bis 374 °C flüssig. Hühnereier vertragen aber nur etwa 60 °C. Kälte schadet nicht: Wenn Meerwasser einfriert, dann entstehen Kristalle aus fast reinem Wasser H2O, und in den Zwischenräumen befindet sich dann konzentrierte Kochsalzlösung NaCl, die bis minus 21 °C flüssig bleibt. Mit Kalziumchlorid-Lösungen CaCl2 kommt man im flüssigen Zustand bis minus 55 °C hinunter, was für den Mars interessant wäre. Der muntere Waldfrosch hat da seine eigenen Methoden: http://de.wikipedia.org/wiki/Waldfrosch#Mechanismen_zur_Erh.C3.B6hung_der_K.C3.A4ltetoleranz Schwerkraft stört nicht: Ein massereicher Planet ist, was die Oberflächengravitation anbelangt, gar nicht so schlimm. Bei 4 facher Masse im Vergleich zur Erde, und der Annahme der gleichen mittleren Dichte wie die Erde: 1,587 facher Radius und Oberflächengravitation im Vergleich zur Erde, das ist die Kubikwurzel von 4. Masse 8 ..... Radius und Schwerkraft 2, Masse 27 .... Radius und Schwerkraft 3, Masse 64 .... Radius und Schwerkraft 4. Wasserlebewesen sind sowohl praktisch schwerelos als auch druckresistent, und 3 g hält ein vernünftiges Lebewesen auch an Land mühelos aus. Wenn man einen Elefanten linear auf 1/3 seiner Grösse verkleinert, dann wird er bei 3 g munter umher spazieren. Er hat dann 1/27 seiner Masse und 1/9 seiner Kraft, so dass das Verhältnis von Kraft zur Masse 3:1 ist, alles bezogen auf den orignalen Elefanten. Das erklärt auch die Herkunft der Zwerg-Elefanten. Das alles gilt auch für Mehrzeller: Jetzt könnte man sagen, einiges davon trifft doch nur auf Bakterien zu, aber wenn sich aus diesen Bakterien dann später kompliziertere mehrzellige Lebensformen entwickeln, dann werden sie natürlich die bewährten Stoffwechselmechanismen von ihren Vorfahren übernehmen. Zum Beispiel ist der Sirtuin-Mechanismus als Reaktion auf Hunger bei Hefe, Würmern, Insekten, und Wirbeltieren fast völlig gleich, weil er schon sehr früh in der Evolution erfunden wurde. Ich erinnere daran, dass alle bisher hier von mir beschriebenen Lebensformen auf der Erde leben, und nicht auf Gliese 581 g. Da haben die Exobiologen zumindest etwas zum üben. Eine passende Science-Fiction-Geschichte habe ich immer auf Lager: http://www.e-stories.de/view-kurzgeschichten.phtml?29633