Graf Hombug und das dritte Geheimnis von Atlantis (Der Todesbote von Atlantis) (Aus den X-Akten von Stargate) Graf Frederik von Hombug schwebte im grauen Nichts des interdimensionalen Raumes. Er konzentrierte sich auf den Begriff "Cheyenne Mountain-Complex", und Cortana-97 zeigte ihm sofort ein dreidimensionales Bild davon. "Schwimmhalle" dachte Graf Hombug, "dreidimensionaler Mittelpunkt". Es war nicht sehr günstig, in der Nähe des Bodens zu materialisieren, denn dabei konnte es geschehen, daß man innerhalb der festen Materie materialisierte. In zu großer Höhe zu materialisieren war ebenfalls ungünstig, denn dann würde man aus eben dieser großen Höhe zu Boden fallen. Deshalb waren Wasseroberflächen eine besonders gute Wahl bei den transdimensionalen Reisen. Bei künstlichen Gewässern, wie zum Beispiel den Schwimmbecken konnte es gelegentlich vorkommen, daß jemand das Wasser abgelassen hatte, um den Boden gründlich zu reinigen. Das würde dann eine ziemlich harte Landung werden, aber die Nanomaschinen in Graf Hombugs Körper würden ihn schon wieder reparieren. Die Tatsache, daß man auf transdimensionale Reisen keine Kleidung mitnehmen konnte, paßte rein zufällig ganz gut zu der Auswahl von Schwimmbädern. Um Graf Hombug wurde es hell. Das Schwimmbad des Cheyenne Mountain-Complex war 60 Meter lang, 30 Meter breit, und 12 Meter hoch. Graf Hombug stürzte also aus sechs Metern Höhe auf das Wasser zu, aber leider war da unter ihm nicht nur das Wasser. Graf Hombug vermied es, mit Armen und Beinen wild herum zu rudern, denn die Sätze von der Erhaltung der Bahn des Schwerpunktes und des Drehmomentes hätten ohnehin erfolgreich durchgesetzt, was nun geschehen würde. Er prallte auf eine Gestalt, die von seiner Aufschlagwucht unter das Wasser getrieben wurde. Graf Hombug verfluchte die Tatsache, daß man den Aufenthaltsort von einzelnen Personen noch nicht genau genug vorher berechnen konnte, und schleppte diese bewußtlose Schwimmerin an das rettende Ufer. Nach einigen kurzen Wiederbelebungsversuchen kam sein Opfer wieder zu Bewußtsein. Nach dem diese Dame aufgehört hatte zu husten, begann sie Graf Hombug mehr oder weniger unhöflich zu beschimpfen: "Sie sind wohl wahnsinnig geworden, so auf mich drauf zu springen!", sie zögerte kurz, und meinte dann: "und noch dazu ohne Badehose", sie kicherte plötzlich. Graf Hombug wußte natürlich genau, daß man in den interdimensionalen Raum keine Badehosen mitnehmen konnte, und leider auch keine Superwaffen, was ihm bedeutend lieber gewesen wäre. "Admiral Graf Frederik von Hombug" stellte er sich vor, "ich wollte sie ohnehin treffen," meinte Graf Hombug, "aber nicht aus sechs Metern Höhe". "Lieutenant Colonel Samantha Carter" antwortetet sie, denn offenbar war sie an seltsame Ereignisse gewöhnt. "Bevor mich die Militärpolizei abschleppt," sagte Graf Hombug hastig, "ich muß dringend mit Major General Hank Landry sprechen." Graf Hombug blickte in sechs unfreundlich aussehende Waffenmündungen, die von noch unfreundlicher aussehenden Militärpolizisten gehalten wurden. Graf Hombug dachte kurz nach, und ergänzte dann: "Sagen Sie General Landry, ich komme nicht durch das Stargate, ich gehe nicht durch das Stargate, und ich benötige auch nicht das Gerümpel der Antiker." Graf Frederik von Hombug dachte leise lächelnd bei sich: "Das wird den alten Landry völlig aus den Socken hauen." Dr. Carolyn Lam erstattete Major General Hank Landry Bericht: "Dieser Graf Hombug scheint im Prinzip menschlich zu sein, wenn man von einigen biotronischen Implantaten absieht. Streng genommen kann ich noch nicht genau sagen, an welchen Stellen Graf Hombug aufhört, und die biotronischen Implantate anfangen. Am seltsamsten ist ein fünf Zentimeter großes, kugelförmiges Loch in seinem exakten Körperschwerpunkt, das aus Vakuum zu bestehen scheint, weil es keinen Röntgenschatten wirft, das aber dennoch nicht in sich zusammen fällt." Graf Hombug meinte dazu: "Mein transdimensionales Triebwerk hat mich noch nicht ganz eingeholt." General Landry zweifelte: "Sie werden doch nicht vor ihrem eigenen Triebwerk angekommen sein." Graf Hombug erläuterte etwas schwerer verständlich: "Das kommt nur darauf an, welches der jeweils beiden Enden der 256 Dimensionen sie als Zukunft bezeichnen." Graf Hombug blickte auf sein linkes Handgelenk, an dem sich selbstverständlich keine Uhr befand. Sofort erschienen auf seiner Haut die Uhrzeit, das Datum, und noch einige andere, völlig unverständliche Angaben. Diese temporären Tätowierungen bestanden selbstverständlich aus den Nanomaschinen von Cortana-97. "Drei, zwei, eins, null," Graf Hombug zuckte zusammen, denn nun war er um etwa zwanzig Kilogramm schwerer geworden. "Dr. Lam würde jetzt in meinem exakten Körperschwerpunkt einen sehr schönen Röntgenschatten vorfinden, der aber leider völlig undurchsichtig ist", erläuterte Graf Hombug. Die beiden gegenläufig rotierenden Hohlkugeln aus Neutronium und Anti-Neutronium ließen so gut wie keine Strahlung durchdringen, wenn man von der Neutrinostrahlung einmal absieht. Graf Frederik von Hombug und Lieutenant Colonel Samantha Carter frühstückten gemeinsam in der Kantine des Cheyenne Mountain-Complex. Streng genommen frühstückte nur Samantha Carter, denn Graf Hombug nahm nichts zu sich. "Das rote Gelee ist am besten," meinte Samantha, "aber Lieutenant Colonel Cameron Mitchell behauptet ständig, daß alle Farben genau gleich schmecken, sobald man seine Augen verschließt. Ich habe das noch nicht getestet, denn ich will nichts daneben kleckern." "Ich könnte selbstverständlich auch davon etwas verspeisen," erwiderte Graf Hombug, "aber das würde eine furchtbar schlimme Sauerei geben, wenn ich wieder auf eine transdimensionale Reise gehe". Er verstand sofort, daß er das noch etwas deutlicher erklären mußte: "Meine Magenwände im dreidimensionalen Raum sind links und rechts, oben und unten, vorne und hinten ein Hindernis für meinen Mageninhalt. Im Prinzip handelt es sich dabei nur um die sechs Begrenzungen unserer drei Dimensionen. Wenn sich nun mein Magen in die vierte, oder eine andere der 256 Dimensionen verabschiedet, dann fällt der mehr oder weniger appetitliche Mageninhalt sofort wieder zu Boden. Das gilt leider im räumlich umgekehrten Sinne auch für Kleidungsstücke oder Waffen." Samantha Carter meinte zweifelnd: "Dann würden aber auch alle ihre biotronischen Implantate ebenso zurück bleiben." Graf Hombug hatte eine solche Frage bereits befürchtet: "Das ist ein grundlegendes Mißverständnis," meinte er, "die biotronischen Implantate sind die Emissions-Antennen für das transdimensionale Triebwerk, und meine biologischen Körperzellen sind nur die Passagiere dieses Systems. Bei den ersten Versuchen sind diese Implantate des Öfteren ganz ohne ihren biologischen Träger abgeflogen, was für diese ehemaligen Träger nicht immer ganz gesund war." Major General Hank Landry wollte von Admiral Graf Frederik von Hombug nun endlich wissen, warum Hombug gerade hier und jetzt aufgetaucht war. "Ich komme aus dem 47. Jahrhundert eines ihrer vielen Paralleluniversen. Die meisten eurer Parallelerden sind im 47. Jahrhundert Methanplaneten mit viel Wasser. Das kommt daher, daß die Raumflotte der Mirgs in etwa zwei Tagen hier auftauchen wird, und eurer Erde eine Methan-Atmosphäre verpassen wird. Eure mit Naquadah verstärkten Fusionsbomben könnten zwar einige mirgsche Schlachtschiffe vernichten, aber eure Trägerraketen sind viel zu langsam um das öfter zu tun. Deshalb sollten wir es hier mit einem ganz alten Trick versuchen." Graf Hombug holte tief Luft: "Die Zivilisation vor euch, Atlantis, hat eine elektromagnetische Strahlung entwickelt, die alle intelligenten Lebensformen verdummen läßt. Auf diese Weise gelang es den Atlantern mindestens fünf riesige Raumflotten der Mirgs zu vernichten. Ein kleiner Nachteil dieser Strahlung war es allerdings, daß man sie praktisch durch nichts abschirmen kann, was daher auch den Untergang der atlantischen Kultur verursacht hat. Dieser synaptische Amnesie Generator (SAG) funktioniert nur dann, wenn man sehr viel Energie bei sehr niedrigen Frequenzen abstrahlen kann. Bei euch reichen die Sendeanlagen in keiner Weise dazu aus. Das ist auch der Grund, warum die Verwendung des SAG-Codes bei euch keine Verdummung erzeugen kann. Aber die höherfrequenten Oberschwingungen des SAG könntet ihr in der genau gleichen Qualität sofort senden, wenn ihr den passenden Code bekommt. Es besteht die Hoffnung, daß das die Mirgsche Raumflotte an ihre vergangenen Niederlagen erinnert, und daß diese dann euer Sonnensystem meidet." Graf Hombug steckte sich den Gigabyte-Stick, um den er gebeten hatte, in sein linkes Ohr, und überreichte ihn dann nach kurzer Zeit an General Landry. Nun besaß auch diese Menschheit den SAG-Code. Selbstverständlich herrschte nach dieser kurzen Erklärung einige Zeit lang auf den beiden Seiten der Gesprächspartner ein gewisser Beweisnotstand. Nach zwei Tagen materialisierten etwa fünftausend zwei Kilometer durchmessende Ultraschlachtschiffe der Mirgs im Erdorbit. Sie feuerten sofort ihre Fusionsbomben auf die mittelatlantische Schwelle ab, denn die Mirgs waren wirklich so völlig phantasielos, daß sie annahmen, daß die Atlanter Atlantis noch nicht verlassen hätten. Das lag vermutlich daran, daß die Mirgs Wasserlebewesen waren. Diese Bomben verursachten zwar einige unangenehme Flutwellen, aber der radioaktive Fallout hielt sich in bescheidenen Grenzen. "Wollen wir wirklich so lange warten, bis sich die mirgsche Raumflotte auf das North American Aerospace Defense Command (NORAD) etwas genauer konzentriert?" fragte Graf Hombug. Dr. Carolyn Lam meinte zu Major General Hank Landry: "Diese seltsamen Funkwellen auf dem Datastick erscheinen mir zumindest für Menschen völlig unschädlich." "Na gut, weltweiter Rot-Alarm, und weltweite Koordination der Abwehrmaßnahmen," entschied sich General Landry, und er griff zum roten Telefon. Sobald weltweit die höherfrequenten Oberschwingungen des SAG gesendet wurden, beschleunigten ausnahmslos alle Ultraschlachtschiffe der Mirgs gerade zu panisch aus unserem Sonnensystem heraus. Vermutlich sind die meisten stellaren Gammastrahlungsausbrüche nichts anderes als die Triebwerksemissionen von interstellaren Raumschiffen. "Mir können Sie überhaupt nichts vormachen," betonte Lieutenant Colonel Samantha Carter gegenüber von Admiral Graf Frederik von Hombug. "Wie wollen Sie als einzelne Person unzählige Milliarden von parallelen Erden retten?" "Das ist doch ganz einfach," meinte Graf Hombug. "in jedem Universum, das wir gerettet haben, wird es im 47. Jahrhundert ebenfalls einen Graf Hombug wie mich geben, der genau das Gleiche wie ich macht. Das gibt dann eine exponentielle Vervielfältigung. Auf solche kreativen Ideen werden die Mirgs völlig ohne jedes Verständnis reagieren." Samantha Carter tippte auf ihren Taschenrechner herum: "2 hoch 10 ist 1.024, 2 hoch 20 ist 1.048.546, 2 hoch 30 ist 1.073.741.824, ja, das könnte stimmen." "Das stimmt nur, wenn in allen Universen alle General Landrys allen Graf Hombugs vertrauen," erwiderte Graf Hombug. General Landry meinte: "Sie könnten uns noch so viel über unsere Zukunft erzählen." "Das wäre aber nur die Zukunft meines eigenen Parallel- Universums. Es ist natürlich schade, daß ich weder Samantha Carter, noch dieses rote Gelee etwas genauer kennen lernen durfte," verabschiedete sich Graf Hombug. Sein geliehener Airforce-Overall sank zu Boden, und die Luft klatsche in den von ihm verlassenen Raum. Glücklicherweise klatschte kein rotes Gelee zu Boden. Graf Frederik von Hombug schwebte im grauen Nichts des interdimensionalen Raumes. Sein Schweiß verdunstete im Vakuum, und bildetet eine dünne Reifschicht, aber die Nanomaschinen schützten sofort seine Oberhaut. Die Luft entwich schlagartig aus seinen Lungen, aber die Nanomaschinen waren sofort bereit, um seine Lungen zu schützen, und um ihn mit Sauerstoff zu versorgen. "Cortana-97," dachte er, "wie lange, und wie viele?" "14 Erden in 30 Tagen" antwortete Cortana-97, der gute Geist in seinen Nano-Implantaten, "das ist sogar ein guter Schnitt für einen Superman." "Diese verdammten Mirgs werden niemals auf unseren Trick mit den parallelen Universen kommen, denn dazu sind sie viel zu phantasielos," bestätigte Admiral Graf Frederik von Hombug. Er konzentrierte sich auf den Begriff "Cheyenne Mountain-Complex", und Cortana-97 zeigte ihm sofort ein dreidimensionales Bild davon. "Schwimmhalle" dachte Graf Hombug, "dreidimensionaler Mittelpunkt". Um Graf Hombug wurde es hell. Das Schwimmbad des Cheyenne Mountain-Complex war 60 Meter lang, 30 Meter breit, und 12 Meter hoch. Graf Hombug stürzte also aus sechs Metern Höhe auf das Wasser zu. Diesmal hatte er glücklicherweise niemanden getroffen, denn das wäre auch ziemlich unwahrscheinlich gewesen. Am Ufer machte gerade ein anderer Graf Hombug Wiederbelebungsversuche an Colonel Samantha Carter. "Sehr gut, Frederik, sagte der zuletzt angekommene Frederik Hombug zu dem zuerst angekommenen Graf Hombug, "jetzt sind wir bereits zu zweit. Du erklärst General Landry die Lage, und ich werde im Hintergrund warten, bis mich mein transdimensionales Triebwerk wieder eingeholt hat. Es scheint ein transdimensionaler Rückstoßeffekt zu sein, daß ich mich in einer der 256 Dimensionen nach vorne bewege, und daß dadurch das Triebwerk in die entgegengesetzte Richtung gestoßen wird. Erfreulich ist allerdings, daß mich mein Triebwerk nach einiger Zeit von selbst wieder einholt. Ich werde Fürst Klaus von Irrwitz zu diesem Thema befragen, denn schließlich hat er dieses System ja konstruiert." Während die beiden Graf Hombuge auf das Eintreffen der Militärpolizei warteten, fragte sich der zweite Graf Hombug, wie diese Männer wohl reagieren würden, wenn praktisch gleichzeitig 128 Graf Hombuge aus 128 verschiedenen Paralleluniversen in das Schwimmbecken stürzen würden. Vermutlich würden diese Soldaten in den "erst schießen - dann fragen - Modus" übergehen. Den meisten Graf Hombugen würde dann nur übrig bleiben, sich tot zu stellen, sich auf den Grund des Schwimmbeckens sinken zu lassen, und ihre Nanomaschinen ihre Körper reparieren zu lassen. Falls aber eine verirrte Kugel die Anti-Neutronium-Hohlkugel des Antriebes treffen sollte, dann würde sich ganz Colorado in einen weißglühenden Krater verwandeln. Fast noch schlimmer wäre es aber, wenn alle 128 Graf Hombuge exakt gleichzeitig an genau der selben Stelle materialisieren würden. Der zweite Graf Hombug nahm sich deshalb vor, seinen Wiedereintritts-Raum- Zeit-Punkt quantenmechanisch um einige Kubikmeter-Sekunden zu streuen, denn computer-generierte Zufallszahlen sind leider deterministisch. Bei Graf Hombugs bisherigen Reisen hatte die geräte-spezifische Ungenauigkeit für eine gewisse Streuung seiner Wiedereintritts-Punkte gesorgt, aber Graf Hombug wollte sich das nicht zur Gewohnheit machen. Weitere Details zu Atlantis und dem synaptischen Amnesie Generator findet man im zweiten Geheimnis von Atlantis: http://members.chello.at/karl.bednarik/ATLANTIS.txt