Wienerisch - Lexikon

                                                                        

A  
Aanserschmäh [aansaschmä] leicht durchschaubarer Trick
Aanspänner [aanschbena] einspännige Kutsche, einzelnes Frankfurter Würstl, Mokka mit Schlagobers
Affenbrunzlert [offmbrunzlad] schlechtes oder abgestandenes Bier
allweil [oewäu] immer, stets; immer wieder, wiederholt; immerhin
anmäuerln [aumeia'ln] Spiel, bei dem man mit Münzen an eine Wand wirft - wessen Münze am nächsten zur Wand liegt, gewinnt das Spiel
auf Jennifer [auf tscheniffa] rasch
aufpudeln [aufbudön] ereifern
pudel di net auf, Hustinettenbär seien Sie besser still
B  
Baaner [baana] Knochen, Prostituierte
Beuschelreißer [beischlreissa] starke Zigarette, starker Tabak; Nepper, Betrüger
Blechweckerl [blechwekal] Bierdose
böhmisch einkaufen [bämisch eikaufn] stehlen, "mitgehen lassen"
Bschisterer [bschisdara] Laufpaß, Lokalverbot, Entlassung
Buckl [buggl] Brotanschnitt (s. "Scherzel")
Burenhäutel [buanhei'l] sehr grobe Wurstsorte (meist am Würstelstand)
   
C  
C-Achtzger [zeochzga] Vollidiot - nach dem Code des österreichischen Bundesheeres für Untauglichkeit wegen Schwachsinns
Cacarella [kakarella] Durchfall
Calafati [kalafati] Symbol des Praters, Chinesenfigur im Karusell
Christbaam [grissbaam] Christbaum, Scheinwerferbatterie am Auto
Chuzpe [kuzbe] Frechheit, Ungeniertheit, Impertinenz
Chvostek Dreieck [quosdekdreiek] nach dem "zerstreuten" Professor Zvostek: durch schlampiges Schließen des Hemdes knapp über dem Hosenbund entstehende, dreieckige Öffnung mit Ausblick auf Unterwäsche oder Haut.
D  
Dillo [dillo] Dummkopf
Doppler [doppla] Zweiliterflasche (Wein); erneuerter Schuh; Koitus
dudeln [dudln] Wiener Gesangstradition, ähnlich dem Jodeln
Dürre [diare] (billigste) Wurstsorte
Drescherl [drescha'l] sexuell hörige Person; "weiblicher" Homosexueller; Stricher
E  
ehschowissen [äschowissn] bekanntlich, das weiß man ja zur Genüge
einbraten [eibrodn] becircen, bestricken, herumkriegen
Einedrahrer [einedraara] Großsprecher, Wichtigtuer, Angeber; Entschluß, der zum Mißerfolg wird (= "Einfahrer")
wen einetheatern [einedeaddan] Jemanden in eine missliche Lage bringen
eingspritzt [eigschbrizzd] angeheitert, beschwippst
Eitrige [eitrige] Käsekrainer; Wurstsorte am Würstelstand
Ezes [ezes] Ratschläge, Tipps <jiddisch>
F  
Faschierts [faschiads] Hackfleisch
Ferschler [feaschla] Fußballstoß mit der Ferse, "Hackentrick"
Flack [flak] Ohrfeige, Schlag
Fuchserer [fuxara] Juwelier
G  
Gacher [gaacha] Jähzorn
Gelsendippl [gössndippä] durch einen Mückenstich entstandene Schwellung
da geht ma s Gimpfte auf [gimpfde] da geht mir der Hut hoch
Gogerln [goga'ln] Hoden
H  
Haad [haad] Heide (insbesondere die "Simmeringer Heide")
habedehre! [hawedeere] Grüß Gott! Oh Gott! Alle Achtung!; "ich habe die Ehre"
Haberer [hawara] Freund, Bekannter, Kamerad, Kumpel; Geliebter; Mann
hearst! [heasd] (Zuruf, Anrede; Füllwort, etwa:) du!; (z.B.: hearst!: Du! Hör´zu! Sag einmal!)
Hiafler [hiafla] Dummkopf, ungeschickter Mann
Höh [hää] Polizei, Obrigkeit
Hosentürlreiber [hosndia'lreiwa] langsamer Paartanz, siehe " L'amour Hatscher"
Hülse [hü's'n] Bierdose
I  
I-Tüpfchenreiter [idipfalreida] "Korinthenkacker"
Iaxen [iaxn] Achsel, Achselhöhle
Ihaha [ihaha] Pferd; Pferdemetzger
Ihna [inaa]; Ihnare [inare]] Ihr, Sie; Ihre (z.B.: Ihnare Frau = Ihre Frau)
was in petto ham [in bäddo] noch etwas in der Hinterhand haben
Inselfrau [inslfrau] häßliche, unapetitliche Frau; Frau, mit der man (nicht einmal) auf einer Insel alleine sein möchte
Ischling [ischling] Schilling [schüling]
   
J  
Jagatee [jagadä] grogähnliches Getränk
Jausengegner [jausngegna] nicht ernstzunehmender Gegner (im Sport)
Jessasmaradjosef! [jessasmarandjosef] Oje! Um Gottes Willen! Nein, so etwas! <Jesus, Maria und Josef!>
des is für die Jetti-Tant [jettidant] das ist für die Katz
jö! [jöö] Nein so etwas! Toll! Klasse!
Jopperl [jopa'l] Joppe, Jäckchen
Jungbuckl [jungbugl] Anfänger, unerfahrener Mensch, junger Spund; Rekrut des jüngsten Einrückungsturnus
K  
Kabanossi [kawanossi] sehr dünne, lange, harte, stark gewürzte Wurstart
Kaffeesieder [kaffäsiada] Cafetier
Kieberer [kiwara] Kriminalbeamter, Polizist
in der Kisten [in da kisdn] im Sarg, tot; betrunken, "einen in der Krone haben"
Koberer [kowara] Wirt, Cafetier; Hurenwirt, Kuppler, Chef eines übel beleumdeten Etablissements. <jidd. kowo: Schlafkammer>
Krampfaderngeschwader [graumpfodangschwoda] Rudel von (älteren) Ausflüglern
Kukuruz [gugaruz] Mais <tschech.; türk.>
kusch! [gusch] halt den Mund!
L  
L'amour Hatscher [lamuahaadscha] langsamer Paartanz, siehe "Hosentür'lreiber"
Lackel [lakkl] großer, vierschrötiger Kerl; Grobian, ungehobelter Mensch <Lakai>
Lasser [lossa] "weiblicher" Teil eines homosexuellen Paares
Lastler [lasdla] Lastkraftwagen
Lauser [lausa] lausiger, verächtlicher Kerl; Kind (liebevoll), lieber Kerl; Schlitzohr
Liebestatschkerl [liabsdatschga'l] zärtlicher, leichter Schlag auf den Kopf
Liptauer [lipdaua] Streichkäse aus Brimsen, Paprika und Kräutern
Lulli [lulli] Schnuller
Lungenpudding [lunganbuding] schleimiger Auswurf
brennen wie ein Luster [lusda] viel bezahlen
russischer Luster nackte Glühbirne in der Fassung
Lutschker [ludschga] Schnuller; Lutschbonbon, Zuckerschlecker; Autoreifen; Zigarette
wann des woa is haaß i Lutschker das kann doch nicht wahr sein, das stimmt nicht; <wenn das wahr ist, dann ist mein Name "Lutschker>
   
M  
Machatschek [mochatschek] Anführer, Chef, Veranwortlicher, Manager; <"Macher">
Manderlradio [manda'lradio] Fernsehgerät
Marmeladinger [mameladinga] Bundesdeutscher, Norddeutscher; Tölpel
matschkern [modschgan] meckern, sich beschweren
maukas gehen [maukas] sterben
Milli [müüli] Milch
mords-, mordstrumm- [muadz-], [muadzdrum] (Präfix vor Substantiven;etwa) groß, riesig, gigantisch, sensationell
Mostschädel [mosdschä'l] Oberösterreicher
Motschker [motschga] unapptetitlicher Brei; Schund, Plunder; Fehler, etwas nicht Gelungenes; Tabaksaft (in der Pfeife); Kautabak; Sperma <tschech. moc: Brei; maca: Soße>
Mulatsag [muladschag] ausschweifendes Fest, Trinkgelage (mit Gläserzerschmettern). <ungar.>
in der Mützen [müzzn] betrunken
N  
naa [naa] nein
ins Narrenkastl schauen [noankasdl] Löcher in die Luft starren, Geistesabwesend sein
Nätsch [nädsch] kleine Münze
Nerverl [neafa'l] nervöser Mensch
nix scheiss'n [nix scheiss'n] sich nichts drausmachen, keine Angst haben, mutig sein
Nudelaug [nu'laug] Blödian, Schuft; Eichel (Penis), Öffnung der Harnröhre in der Eichel
Nudelfriedhof [nu'lfridhof] Prostituierte, liederliches Mädchen
O  
Obi [owi]; Obi gespritzt [owig'schbridz] Apfelsaft (ursprüngl. Firmenmarke, mittlerweile für Apfelsaft jeder Marke); Apfelsaftschorle
Obstler [obsdla] Obstschnaps
Ohagassen [ohagossn] Sackgasse
Ohrwaschelkaktus [uawaschlkakdus] Opuntia (Kaktusart); Mensch mit abstehenden Ohren
im Öl [öö] betrunken
Ölbergindianer [ööbeagindiana] Christ, Frömmler
Oplacky [oblazzki] Schläge, Prügel. <tschech. oplacat: tätscheln>
ORF-Loch [oafloch] Signet des öffentl. österr. Rundfunks ORF; Schimpfwort für einen Mitarbeiter des ORF
Outwachla [autwachla] Schiedsrichterassistent (Fußball)
   
P  
packeln [bakkln] paktieren, mit jemandem unter einer Decke stecken, mit jemandem zu einem (unerlaubten) Einverständnis kommen
Pallawatsch [balawadsch] Durcheinander, Kuddelmuddel, Tumult, Wirrwarr
alles paletti [ollas balätti] alles bestens, alles in Ordnung
Pawlatschen [bawlaadschn] offener Flur in alten Häusern; Estrade, Tribüne; Bretterbühne, Vorortbühne. <tschech. pavlac>
Pfitschigogerln [pfidschigoga'ln] eine Art Tischfußball mit Münzen
Pick [bikk] Klebstoff
auf wen an Pick haben es mit Jemandem nicht gerade gut meinen, auf Jemanden böse sein
Pissoir [bissoa] Herren WC
pomale [bomale] gemächlich, langsam <tschech. pomalu>
Pompfüneberer [bompfünäwara] prunkvoll gekleideter Bediensteter der Wiener Leichenbestattungsanstalt <fran. pompes funebres: Begräbnisprunk>
Q  
Quargel [gwaagl] Olmützer Stinkkäschen, Handkäse; Unsinn, Plunder. <tschech.tvaroh: Quarkkäse>
querbraten [gweabrodn] intrigieren, quertreiben, hintertreiben; Liebesbeziehungen stören
querpudern [gweabudan] sexuell untreu sein; wahllos koitieren
Quetschen [gwetschn] Klemme, Klammer; Akkordeon
quigerzen [gwiigazn] quieken, quietschen
R  
Rabiatperle [rawiatbeale] stark aufgezuckerter Wein (der bei starkem Genuß Aggressionen hervorruft)
fett wia a Radierer [radiara] sturzbetrunken, sternhagelvoll
raunzen [raunz'n] jammern
mir geht da Reis ich habe Angst
Rescho [reschoo] kleiner Gas- oder Elektrokocher <franz. rechaud>
Restl [restl] Überbleibsel; Muskelprotz, Kraftmeier
Revolverknie [rewoefaknia] eckige, knochige Knie
Rexgummi [räxgummi] breiter Gummiring als Dichtung in Einmachgläsern der Firma REX
Ringelspiel [ringlschbüü] Karusell
Rodel [roo'l] Kinderschlitten; Lastkarre; Kinderklapper, Rassel; Rotationsdruckmaschine
Rostiger [rosdiga] Rothaariger
rudelpudern [ru'lbudan] Gruppensex praktizieren
Russ [russ] Russe; Ostseehering, eingelegter Hering; Küchenschabe; ungehobelter Mensch
guter Rutsch ins neue Jahr alles Gute für die Silvesternacht
die Rutsche legen jemandem alle Hindernisse aus dem Weg räumen, Gelegenheit bieten
S  
Sacklpicker [sakklbikka] Zuchthäusler, "Tütenkleber"
Salzamt [soezaumt] inexistentes Amt (für unerfüllbare Wünsche zuständig)
Schafblattern [schofblodan] Windpocken
Schakl [schakl] Untergebener, Hilfskraft; Kerl <franz. Jacques: Jakob>
Schalen [schoen] Kleidung, Anzug
Schas [schas] Furz; etws Verächtliches; "Käse", "Plunder"; etwas Kleines, ein "Nichts"
zwischen Scheibbs und Nebraska von irgendwo bis sonstwo <Stadt in Niederösterreich>
Scherzel [scheazl] Brotanschnitt (S. Buckl); Rindfleischsorte; Ohrfeige
schirch [schiach] häßlich; zornig; schlecht; sehr, arg
des gibts auf kan Schiff das ist unmöglich
Schlagl [schlagl] Schlaganfall
Schlagobers [schlogowas] Schlagsahne
schlazen [schlaazn] spucken
Schligowitz [schligowizz] Slibowitz (Schnaps)
Schmäh [schmää] Trick, Gerede, Witz, Kniff, Gefasel, Lüge, Finte, Charme, Scherz, Umschreibung,
 
vor allem aber eine speziell Wienerische Art des Sprechens und Handelns, die niemals ganz ernst sein will und nichts auf direktem Wege anstrebt, im Ausland "Wiener Schmäh" genannt und in den österreichischen Bundesländer eher als "Wiener Falschheit" angesehen
sechzehner Blech [sechzena Blech] Dose Ottakringer Bier
Seicherl [seichal] Sieb; schwächlicher, kränklicher, quengelnder Mensch
Seifensieder [saafmsiada] Waschmittelerzeuger; Dummkopf, abgeschmackter Kerl; Heimtücker
Silberpfeil [süwapfeu] Dose Zipfer Bier
Sur [sua] Fleischbeize, Pökellake <mhd. sur: sauer>
T  
taameln [daamän] taumeln; gehen, schlendern
Tachinierer [dachiniara] Faulenzer, Drückeberger
Tepperter [däpada] Dummkopf
Tinnef [dinef] Schund, wertloses Zeug
Tramway [dramwei] Straßenbahn
Tschekebuff [tschekebuff] schmerzhafter Kniestoß in den Oberschenkel
Tschick [dschik] Zigarettenstummel, Kippe; Zigarette
Tschinellen [dschinöen] Schlagbecken; kräftige Ohrfeige
Tschuk [dschuk] Schlag aufs Auge
Tschusch [dschuusch] Jugoslawe (abwertend); Balkanbewohner (abwertend); Angehöriger eines angeblich weniger entwickelten Volksstammes (abwertend) <russ. cuzoi: fremd>
Tuarer [duara] "Macher"; "männlicher" Teil eines homosexuellen Paares (vgl. "Lasser")
U  
überringeln [iwaringln] begreifen, durchschauen
dreinschauen wie a Uhu noch an Waldbrand verdutzt schauen
Unterflak [untaflak] Unterwäsche, Unterhose
urassen [urassn] vergeuden, verschwenden, verschleudern. <ahd. urazi: zu viel essen>
Urstrumpftante [uaschdrumbfdant] betagte Verwandte (Phantasiewesen)
V  
Vanillerostbraten [wanilörosdbrodn] Rostbraten mit Knoblauch <Knoblauch = Vanille des kleinen Mannes>
Veigerl [feiga'l] blaues Auge, Brillenhämatom
verhetscheln [fahädschön] verzärteln, verwöhnen
Vierziger [fiazka] (im Kartenspiel) das "40er" Blatt (beim Schnapsen)
vire [fiare] nach vorne, voran
vis a vis [wisawii] gegenüber
W  
Waan [waa] Delle, Beule
Wachauer [wachaua] grobe Gebäcksorte (Laibchen)
Wackler [wogla] elektrischer Wackekontakt
Wappler [wappla] Trottel, Dussel; Polizist zu Fuß
Waserl [wasa'l] schüchterner, harmloser, hilfloser Mensch; Feigling, Duckmäuser. <Waise>
Watschendämpfer [wadschndempfa] Koteletten
Watschengesicht [wadschng'sicht] provozierend dummes Gesicht
du rüttelst am Watschenbaum [wadschnbaam] du wirst gleich eine Ohrfeige bekommen
Weh [wää] Dummkopf, Dussel; Ausgenützter, Geschädigter, Betrogenener; Sündenbock; Feigling, Duckmäuser, Jammerlappen
Wiffzack [wiffzak] kluger Junge <vif>
da werde ich wuki [wuki] das macht mich wahnsinnig
X  
Xiberl [xiba'l] Kassiber (unerlaubtes Schriftstück; z.B. für einen Häftling)
Y  
Yeti [jeti] grobschlächtiger Mensch, Schneemensch
Ytong [ütong] sehr häßliche Frau; Gruppensex. "Ytong": Ziegelart, (vgl. "Ziegel")
Z  
Zapf [zapf] (Schülersprache:) Prüfung, Examen
Zentral [zenträu] Wiener Zentralfriedhof
Ziegel [ziagl] Ziegel; Frau, Mädchen (meist abwertend); Rausch; starke Zigarette; vehemente Tätigkeit; hohe Geschwindigkeit; Koitus; Gruppensex
Zuckergoscherl [zukagoscha'l] Leckermäulchen; liebes Mädchen; Schmollmündchen
Zumpferl [zumpf'al] Penis
zusammenreissen [zaumreiss'n] sich zusammennehmen
Zwutschkerl [zwutschga'l] kleines, zierliches Persönchen





Nachstehend eine kleine Abhandlung über die österreichische Seele ......

ÖSTERREICHISCHE MASSEINHEITEN

Ich wage zu behaupten, dass es keine Sprache gibt, die so unverbindliche

Maßeinheiten hervorgebracht hat, wie die österreichische.

Das Vage und Dehnbare in unseren internen Maßeinheiten scheint mir auch

ein Indiz, ja eine Facette des österreichischen Wesens an sich zu sein.

Schauen Sie: An der Aufforderung: "Noch ein Wengerl, ein Wengerl sitzen,

ein Wengerl da zu bleiben, noch ein Wengerl lustig zu sein", daran

finden wir gar nichts Bemerkenswertes mehr, noch dazu, wo sich dieses

Wengerl auch ausreichend von "ein Wenig" herrührend erklären lässt.

Dass ein Weg breit ist, wenn er lang ist, wundert keinen mehr: "Heast,

wo woast denn? - Des is a brader Weg!"

Dass man endlos wartet und ewig nicht dran kommt, auch daran hat man sich gewöhnt.

Ja selbst, dass jemand bei einem auf einen Hupfer vorbeischaut, wird in

den seltensten Fällen missverstanden und stört selbst nach zwei Stunden

noch niemanden.

Schwieriger wird es dann, wenn jemand um ein Euzerl daneben liegt.

Kann man zum Beispiel auch um zwei Euzerln daneben liegen? Waren in grauer

Vorzeit einmal 10 Euzerln 1 Euz? Und wenn etwas um 100 Euz nicht stimmt,

kann man dann schon sagen: "Den Unterschied möchte ich Klavier spielen können"?

Wann hat man etwas um ein Haus verfehlt oder gar um ein Eckhaus?

Um welche Mengen handelt es sich wirklich, wenn jemand sagt: "Ich bin

den ganzen Nachmittag eine Stunde herumgrennt. I war in 97 Gschäftln,

hab 17 Sakkos in 1000 verschiedenen Größen probiert.

Kein einziges hot ma passt, bis auf die zwa, san gar net so schlecht. I hab a Lawine

zahlt, und bin fix und fertig, weil überall a ganzer Oasch voll Leut woar!"

Wie viele Leute gehen da hinein?

Ja, wenn besagter Körperteil einer einflussreichen Persönlichkeit

gehört, wie viele sind schon drin?

Wann wird aus einem Tröpferl ein Tropfen? Wann daraus ein Schluckerl?

Wann kann man von einem Glaserl sprechen?

Bitte, dass ein Flascherl Wein in Österreich meistens ein Doppelliter

ist, darf allerdings als bekannt vorausgesetzt werden. Jedoch, wie groß ist ein Futzerl?

Wann mutiert es zum Eckerl? Wann zum Stückerl? Welche Ausdehnung muss ein Körper haben, dass wir ihn in der Folge als Trumm oder gar als Mordstrumm bezeichnen können?

Wie viel ist ein bissi?

Bissi ist besonders heikel, weil man bissi so ambivalent verwenden kann.

Zum Beispiel: "Na is a bissi vü!" oder aber auch: "Na is a bissi wenig!"....

"Bist ein bissi deppert!" trägt noch ein harmloses, fast liebenswertes Irresein in sich.

Während: "Du bist, mir scheint, a bissl deppert!"

bereits auf ernsthaft gestörte Geisteszustände hinweisen möchte.

Die Bereitschaft zur physischen Attacke drückt diese dann nur noch mehr

durch die rhetorisch gestellte Frage aus, wenn sie unter Weglassung

sämtlicher Zischlaute gestellt wird, denn: "Heat bid a bidl debad!"

"A bidl" Das kann man gar nicht anders als drohend sagen.

Alle diese Beiläufigkeiten sind in ihrer Ungenauigkeit keine fixen

Größen, aber als Österreicher lebt man mit ihnen.

Wahrscheinlich könnten Etymologen unter zu Hilfenahme diverser

Lautverschiebungen ihre Herkunft einigermaßen klären. Anthropologen

werden unter Hervorkramen alter Sitten und Gebräuche weiter Klarheit

schaffen können, egal ob es sich um ein Trumm, ein Eckhaus oder ein

Futzerl handelt.

Aber NIEMAND, NIEMAND kann erklären, von wo es kommt oder gar von

welchem Brauch es sich ableitet, dass, wenn jemand gefragt wird, ob er

beispielsweise seinen Zug erwischt hätte, und dieser dann antwortet:

"Oba ums Oaschleckn net!"

Aus Roland Düringer Kabarett