Automuseum Adalsbruk (Norwegen)

Es war am 10. Mai 2014.
Ich war wiedereinmal dienstlich in unserer Niederlassung in Jevnaker/Norwegen (70km nördlich von Oslo).
Man könnte sagen, dass in dieser Gegend nicht gerade die Hölle los ist!
Genau deswegen machte ich mir schon ernste Gedanken über die Wochenendplanung.

Da erzählte mir ein norwegischer Arbeitskollege, etwas von einer Tankstelle.
Diese würde aussehen, als ob die Zeit in den 60ern stehengeblieben wäre.
Außerdem sei direkt im Anschluss an die Tankstelle ein NSU Museum…
Ein NSU Museum in Norwegen, die wollten mich wohl auf den Arm nehmen?

Daraufhin suchte ich sofort im Internet und so fand ich folgende Website:

Das sah wirklich vielversprechend aus, das Wochenende schien gerettet zu sein!

So machte ich mich Samstag vormittag gegen 9 Uhr auf den Weg nach Adalsbruk.
Immer der Navigationsstimme Lisa folgend, welche die norwegische Straßen immer so herrlich falsch aussprach!

Nach der Hälfte der Strecke fuhr ich entlang eines sehr langen Sees.
Ich hab wohl noch nie eine derart lange Großbaustelle gesehen. Hier wurden Autobahntunnels gebaut, kilometerweit Hänge abgesprengt, ich glaube, sogar eine Eisenbahnlinie wurde umgelegt.
Vielleicht war es auch nur ein Testgelände für monströse Baumaschinen oder ein Psychotest für gestresste Autofahrer!
Kurz danach machte ich eine Pause auf einer Autobahnraststation.
Dort probte eine Gruppe junger Norweger schon für den Nationalfeiertag am 17. Mai, dem höchsten Feiertag in Norwegen. Da werden sogar die Babys in der jeweiligen Landestracht voll herausgeputzt.
Wer schon einmal am 17. Mai in Oslo war, weiß, wovon ich spreche!

Mitten in die Generalprobe für den Maiaufmarsch platzte dann ein extrem tiefliegender Ami-Schlitten, mit mördermäßiger V8 Geräuschkulisse.
Aus dem Auto mit der Aufschrift „Knullmobile“ stiegen 3 völlig durchgeknallte Jugendliche.

 

Norwegen war doch immer wieder für eine Überraschung gut!

Schließlich kam ich in Adalsbruk mit meinem smarten Toyota Hilux an und fuhr dann prompt an dieser alten BP-Tankstelle vorbei.
Nachdem ich gewendet hatte, parkte ich gleich neben einem T2b VW Bus und lugte durch die Fenster der Tankstelle hinein.
Unglaublich, hier schien wirklich dies Zeit stehengeblieben zu sein: Eine alte Registrierkassa, alte Motorölbehälter und Reklameschilder, Verkaufsregale gefüllt mit Zündkerzen.
Mein norwegischer Kollege hatte wirklich nicht zuviel versprochen!

 

Bereits zu diesem Zeitpunkt schwer beeindruckt, konnte ich mir gar nicht vorstellen, dass es im Museum noch besser werden könnte.
Doch als ich auf der Museumshalle das NSU Schild sah, war mir klar, hier würde gleich die Post abgehen!


Den Eintritt an der Kassa bekam ich nur mit Mühe zusammen, denn untypisch für Norwegen konnte man nicht mit Karte zahlen.
So machte ich also gleich Bekanntschaft mit dem Besitzer Bjorn Monsbakken, der mir gut ein Drittel des Eintritts nachließ. Entschuldigend erwähnte ich, Österreicher zu sein. Das hatte in peinlichen Situationen bisher immer geholfen.
Daraufhin erklärte er mir, in ein paar Wochen nach Salzburg zu fliegen, um am internationalen NSU Treffen in Waging am See teilzunehmen.
Dann ließ er mich zuerst mal alleine durch das Museum streifen. Ich machte gleich mal Fotos von der Modellautosammlung, es müssen mehrere Hundertschaften gewesen sein!
Mit diesen Fotos wollte ich später bei meiner Frau den Nachweis erbringen, mit 60 Stk. 1:18 Motorsportmodellen als absolut normal bezeichnet werden zu können.

 

Das Erdgeschoß war geprägt von zahlreichen Vorkriegsmodellen, unter anderem ein Ford T-Modell-Laster.

 

Ansonsten fand man hier alle Generationen von deutschen Automobilen bis in die 90er.
Außerdem, ein echtes norwegisches Polizeiauto:

 

Nachdem mein norwegisch praktisch nicht vorhanden war, galt es der Chefin des Hauses noch irgendwie verständlich zu machen, dass im Obergeschoß kein Licht an war.

Als dieser Missstand behoben war, sah ich jede Menge NSU Modelle vor mir stehen.

 

Die Chefin musste dann gleich auch noch ein Foto von mir machen. So viele NSU in Norwegen, das musste festgehalten werden. Würde mir zuhause ohnehin keiner glauben!

 

Dann noch jede Menge alter Email-Schilder, Werbebanner und Motive aus der NSU-Werbung über mehrere Jahrzehnte.


 

 

Aber nicht nur NSU Fahrzeuge waren zu sehen.

 

Es waren auch jede Menge Fahrräder, Motorroller, Mopeds und Motorräder zu bewundern.
Zu einem großen Teil waren es NSU Modelle.
Die 2 Rad Fraktion nahm sicher die Hälfte des Obergeschoßes in Beschlag.

 

Ein nostalgischer Lebensmittelladen, eine Sammlung alter Röhrenradios und eine Modelleisenbahn brachte etwas Abwechslung in das Automuseum……


 

Schließlich fand ich noch ein Sofa, gegenüber ein Regal mit Motorsportzeitschriften aus den Siebzigern und Achtzigern. Diese waren großteils sogar auf Deutsch.

Ein Auszug aus dem Zeitschriftenrepertoire:

-          Formel 1 Jahrbücher aus den 70ern

-          Rallycross Berichte aus Skandinavien

-          Deutsche Tourenwagen

-          Autoneuvorstellungen aus den 80ern

 

Ganz am Schluss zeigte mir Bjorn noch seine Autowerkstätte in der BP Tankstelle.
Wobei der Ausdruck Traumgarage wohl eher zutreffend gewesen wäre.

Auch hier hatte man wieder den Eindruck, dass die Zeit stehen geblieben war:
Alte Werkstatteinrichtung, alte Werkzeuge, Werkstättenhandbücher und jede Menge alter Automobile!


 

Mittendrin der stolze Besitzer Bjorn Mansbakken:

 

Vor der Museumshalle standen dann noch Oldtimer wie beim Gebrauchtwagenhändler, wobei die Exponate wohl eher nicht zum Verkauf standen.

 

Nach diesem automobilen Ausflug der Extraklasse fuhr ich wieder mit Schmetterlingen nachhause nach Jevnaker.
Ich verschickte E-Mails mit Fotos an alle meine NSU-Freunde.

Am Montag erklärte mir dann ein norwegischer Arbeitskollege noch die Bedeutung des Wortes „Knullmobile“.

Es hat tatsächlich was mit Fortpflanzung zu tun!

Wie gesagt, diese Norweger sind doch wirklich immer für eine Überraschung gut………….

 

 

 

Zu Besuch beim Weber Hans

oder:

Zu Besuch bei Ludolf von Österreich

Im Frühjahr 2011 war ich dienstlich im Burgenland unterwegs.

Bereits bei einer der ersten Fahrten zum Hotel hatte ich in einem Hinterhof zahlreiche heruntergekommene Oldtimer ausgemacht, darunter ein NSU 1000.

Innerhalb kürzester Zeit hatte ich in Erfahrung gebracht, dass sich der Besitzer auf der Flucht vor dem Fiskus nach Ungarn abgesetzt hatte.
Ich hatte dann noch den Sohn ausfindig gemacht, doch das alte Lied: Alles unverkäuflich und der NSU sei schon verkauft.
Naja, war wohl nichts.

So prüften wir weiter unsere Schaltschränke für ein albanisches Wasserkraftwerk und tranken abends ein Bier.

Doch dann fiel mir noch Hr. Weber ein (folgend Ludolf von Österreich genannt), ein Schrotthändler mit blauem Blut in den Adern!
In Insiderkreisen ist der Aristokrat sehr bekannt, besitzt er wohl die größte Brezelkäfer-Sammlung von Europa!

Gleich rief ich Ihn an, doch seine Durchlaucht hatte immer einen vollen Terminkalender und konnte mich nicht empfangen.

So testete ich weiter  tagaus, tagein meine Schränke für Albanien, dem Land mit der weltweit größten Dichte an Mercedes-Benz Limousinen .

Eines späten nachmittags rief mich Seyfenstein an, der Adjutant von Ludolf von Österreich.
Dieser hätte kurzfristig Zeit, mich zu empfangen, allerdings nur kurz.
Seine Herrlichkeit litt an schweren Verspannungen in der Nackengegend und müsste danach unbedingt massiert werden.

Daraufhin musste mein junger Arbeitskollege in den sauren Apfel beißen und kurzfristig mitkommen, denn eine Fahrt ins Hotel hätte sich nicht mehr ausgegangen.
So eilten wir mit einem Ungetüm von Familienvan gegen Süden in ein Kaff im Nirgendwo.

Schon von weitem konnten wir eine Vielzahl verunfallter, neuzeitlicher Autos sehen.
Auf der einen Seite lag ein Bauernhof, gegenüber ein Gebäude mit einer Auslage, gefüllt mit Zierrat, ähnlich einem Antiquitätenladen.
Mit einem gravierenden Unterschied: Denn bei genauem Hinschauen konnte man zwischen all dem Kitsch nostalgische Käferteile entdecken. Alte Tuning-Motoren, Herzerlleuchten, W-Motor-Hauben und etliches mehr.

Wir gingen in den Bauernhof hinein, sofern  man diesen noch als solchen bezeichnen konnte.
Denn hier war alles gerammelt voll mit Autoteilen: Gestapelte Stoßstangen, Karosserien,  Türen und Motorblöcke.
Mittendrinnen herumirrende Menschen, offenbar alle suchend und irgendwie ohne Plan.
Es war unmöglich das eigentliche Personal auszumachen. Man wurde stark an Baumärkte erinnert, bei denen sich die Bedienung auch ständig zwischen Palletten von Baumaterial tarnte.
Ludolf von Österreich hatte zuvor am Telefon ausrichten lassen, dass er im Büro residierte.
Doch wo war das Büro?
Leute, die wir für das Personal hielten, machten widersprüchliche Aussagen.
Der eine meinte, Ludolf von Österreich sei gar nicht da.
Der zweite meinte: Chef draußen.
Der dritte dagegen deutete in eine ganz andere Richtung, worauf wir beim Hundezwinger landeten, mit der Aufschrift: Vorsicht, bissiger Hund!

Verzweiflung überkam mich, war Ludolf von Österreich nur ein Phantom?

Doch mein Kollege entdeckte eine unscheinbare Türe, dahinter lagen alte Typ 1 Motorenblöcke auf dem Boden. Im nächsten Raum fanden wir dann Ludolf von Österreich, gerade in ein Benzingespräch verwickelt.
An der Wand gestapelte Becker Autoradios aus den 50ern,  daneben ein Bild mit einer tiefergelegten Kohlruß-Karosse (Wiener Sonderkarosse auf Käferbasis), bestückt mit Fuchsfelgen.

Bei dem sich entwickelnden Gespräch zeigte sich, dass seine Herrlichkeit durchwegs von bürgerlichen Problemen geplagt wurde.
Das liebe Finanzamt wollte Geld, der Pöbel beschwerte sich wegen der vielen herumstehenden Autos und die Behörde stand ohnehin immer auf der Matte seiner Durchlaucht.
Das jüngste Problem sei die nun bereits zum zweiten Mal man in Auftrag gegebene Restauration eines Knickscheiben Porsche 356, gebaut noch in Gmünd.
Ja der Alltag des Oldtimer-Liebhabers und Aristokraten schien ein trister zu sein!

Ich wartete, bis Ludolf von Österreich zu einer Pause angesetzt hatte und fragte nach der Kathedrale, dem Ort an dem laut Überlieferung die Brezelkäfer versammelt sein sollten.
Seufzend wies uns seine Herrlichkeit den Weg nach draußen und schloss die Türe am Gebäude auf der anderen Seite der Straße auf.

Da standen sie, Brezelkäfer in 5er Reihen, flankiert  von Wehrmachts-Schwimmwagen, Kübelwagen, NSU-Kettenkrad und Kohlruß Sonderkarosse. Dazwischen vereinzelt Ovalis und Käfer Cabrios.
Außerdem lagen überall äußerst rare Käferteile herum!

Vor lauter Überwältigung hätte ich beinahe das Gleichgewicht verloren, doch das war aufgrund der gerammelt vollen Halle gar nicht möglich.

Ludolf von Österreich philosophierte, dass sich so mancher Besucher nachher das Leben nehmen wollte.  Aus Rücksicht darauf würde er nie alle 140 Exponate auf einmal herzeigen.
Kein Wunder, so manch einer hatte irgendeine Brezelkäfer-Leiche in mühevoller Kleinarbeit restauriert und hier standen absolute Top Fahrzeuge zu Hauf herum.
Danach begann seine Herrlichkeit die Geschichte eines jeden Autos zu erzählen.
Selbst meinem Arbeitskollegen, seines Zeichens das Gegenteil von einem Autofreak, blieb bei diesem Anblick die Luft weg.

Als ich mich wieder etwas gefangen hatte, fragte ich nach, wo denn die ganzen Ovalis sein würden.
Schließlich war ich ja Ovali-Fahrer und hier standen hauptsächlich nur Brezelkäfer herum.

Ludolf von Österreich lachte und bedeutete uns zu folgen.

Wir gingen wieder in den Bauernhof hinein. Wir kletterten über eine alte Bodenstiege in den 1. Stock. Auf dem Weg dorthin waren wir an Unmengen von Autotüren modernerer Fahrzeuge vorbeigegangen.
Oben angelangt zeigte Ludolf von Österreich auf einen Stapel alter Sitze und meinte murrend, dass dahinter ein Ovali sei. Er deutete in alle Richtungen und schwafelte etwas von versteckten Ovalis.
Ich verstand kein Wort, kletterte daraufhin auf eine Leiter und konnte nun den ganzen Raum überblicken.
Beinahe wäre ich von der Leiter gefallen, unter all den unsortierten Autoteilen kamen unzählige Ovalis und mehrere Porsche 356 zum Vorschein. Zumeist übel zugerichtet, war doch so manch einer auf das Dach gehüpft!

Daraufhin protestierte ich und teilete seiner Herrlichkeit mit, dass dies keine artgerechte Haltung sein würde.

Doch Ludolf von Österreich hüstelte nur und gab zu verstehen, dass seine Audienz nun zu Ende sei.

Übermannt von den Eindrücken machten wir uns auf den Heimweg.

So etwas hatte ich in 20 Jahren Oldtimer-Leidenschaft noch nie gesehen.

Ludolf von Österreich schien ein Unikat zu sein und ich wollte ihn so bald wie möglich wieder besuchen.

 

 

 

 

Mein persönlicher Albtraum
Luftgekühlt

 

Ich hatte vor ein paar Tagen eine Operation.
Aufgrund der vielen Schmerzen danach, bekam ich jede Menge Schmerzmittel und Antibiotika.

Dadurch hatte ich nächtens unzählige Albträume. Einer davon war für mich, als Fan von luftgekühlten Fahrzeugen besonders schlimm:

Ich ging mit meinem Neffen Michael, auch im realen Leben Rallyefahrer, in einen Baumarkt.

Wie bei Ikea gingen wir durch alle Abteilungen, um zum Ausgang zu kommen.
Wir kauften etliche Werkzeuge für die Autowerkstätte, allerdings nichts Spezielles!

Da entdeckten wir im Freigelände des Baumarktes  eine Ansammlung von Rennfahrzeugen, verteilt zwischen den Hochregalen mit Baumaterial.
Da ein Rundstrecken BMW M3 E30, dort ein R5 Turbo.

Etwas verblüfft gingen wir weiter, wir hatten noch unsere erworbenen Werkzeuge in den Händen.
Plötzlich fanden wir Fahrzeuge von französischen Eisrennen, Renault und Citroen mit verkürzten Radständen und mördermäßigen Spikes in den Reifen.

Michael und ich waren verwirrt.

Wir kamen auf einer Lichtung in einem Wald an, die Stelle erinnerte an den Dunkelsteinerwald.
In nicht konstanten Abständen fuhren Rallyeautos vorbei. Keine hochkarätigen Fahrzeuge: Behelfsmäßig umgebaute Suzuki Swift, 1er Polo und 2er Golfe.
Dazwischen gab es für die Zuschauer Labstände, allerdings ohne Essen und Trinken!
Auch Zuschauer gab es keine.

Mein Bruder Gottfried war nun auch da und erklärte, wir seien auf den Ländereien von Hrn. Manhalter gelandet.

Ein Ex-Rundstrecken Spezialist, der nun für Insider Rallyesprints organisiere und nebenbei so seinen riesigen Fuhrpark bewege.
Eine eigene Kartstrecke habe er auch.

Und da waren sie plötzlich überall, zwischen Bäumen und auf Lichtungen: Unzählige Oldtimer!

Doch sie sahen nicht so aus, wie auf Messerli’s Autofriedhof!

Sie waren voll intakt, obwohl übereinander gestapelt. Porsche aller Arten: 356, 911, 914, 924.
Volvo, Renault und jede Menge Volkswagen. Von ca. 1953 bis 1985.
Ausserdem Unmengen an NOS-Teilen (alten Originalteile-Lagerbeständen), alle unter freiem Himmel gelagert!
Fertig lackiert, teilweise in diesen typischen 2-Farben Lackierungen der Sechziger (VW Bulli-Seitenwand).
Sonderbarerweise nie verrostet.

Plötzlich stand er da, der Hr. Manhalter und sprach mit meinem Bruder.
Die beiden waren früher auf der Rundstrecke gegeneinander gefahren.

Ja, wir seien in seinem Reich gelandet.

Er erklärte uns, dass es große Probleme mit Teileräubern gäbe.
Daran könne auch die Security nichts ändern, das Areal sei zu groß und deren Teile zu viele.
Außerdem sei die Eisenbahnstrecke ein Problem, sie ginge genau durch seine Ländereien und immer wieder würden Freaks aus den Zügen springen, um dann  die 3m hohen Zäune zu überwinden und zu plündern.

Erst jetzt konnte ich erkennen, es handelte sich um die Westbahnstrecke der ÖBB!

Dann sagte Hr. Manhalter, dass er bei uns eine Ausnahme machen würde.
Wir hätten bis 20:00 Uhr Zeit Teile zu sammeln, allerdings nie zu viele von einer Sorte.

Auf wundersame Weise hatten wir uns  nun vermehrt:  Bruder, Neffe, 2x Schwager und ich.

Unsere Werkzeuge ließen wir auf meine Anweisung zurück.

Wir streiften herum, überall waren VW Käfer Ovali (1953-1957) und VW Käfer Rechteck (>1957) Seitenteile, Motorhauben, Türen, Kofferraumhauben sowie  ganze Karossen in traumhaftem Zustand.
Weiters 1000 Blechteile und Karossen  von VW Bulli Transportern T1, vorwiegend Barndoor-Bullis (<1955).

Ich dachte mir, dass sich die Zahl der Barndoor-Bullis weltweit mit diesen Teilen wohl verdreifachen ließe.
Barndoor deswegen, weil die Motorhaube einem "Scheunentor" gleicht.

Nur widerwillig wollten meine Verwandten die Teile an sich nehmen.
Wie ärgerlich, sie hatten meine Leidenschaft noch nie geteilt!

Ich durchsuchte verkrampft die gefundene NSU-Halde, doch außer Prinz 4 und RO 80 war nichts aufzutreiben.
Wie konnte das nur sein, mitten im Paradies und keine Typ67-Teile (NSU 1000, TT und TTS)?

Plötzlich hielt neben uns ein heruntergekommener 2er Golf im Rallyetrimm.

Auf der Seitenscheibe stand: Manhalter Europameisterin 1985!

Eine nicht gerade zu weiblich aussehende Frau stieg aus.
Es handelte sich offensichtlich um die Tochter.
Sie kontrollierte die gesammelten Teile gleicher Sorte.
Es gab sofort eine Abmahnung, da wir gegen die Regeln verstoßen hatten.
Beim nächsten Verstoß würden wir in Gewahrsam genommen werden.

Dann sahen wir andere von der Security abgeführte Teile-Freaks, sie sahen verängstigt aus.

Aber  davon ließen wir uns nicht beirren, denn wir  kamen nun so richtig in Fahrt!

Nachdem ich meinem Bruder eine kurze Einschulung im Erkennen von  Bulli-Barndoor Teilen erteilt hatte, begannen wir diese zusätzlich in rauhen Mengen zu horten.

 In einem Oldtimerstapel glaubte ich einen VW Prototypen EA266, einen nie realisierter Käfer-Nachfolger, zu erkennen.

Unmittelbar danach fand ich den Prototypen nicht mehr!
Dieser mußte unsagbar wertvoll sein, aber hier sahen alle Stapel gleich aus!

Leider fanden wir trotz intensiver Suche immer noch keine NSU-Teile!

Das Gelände war riesig, unzählige Hekta Wald mit Oldtimerteilen, in der Mitte geteilt durch die Eisenbahnstrecke.

Wir dachten noch, wir hätten einen Sattelschlepper organisieren sollen, so viele Teile hatten wir schon!

Doch wir hatten den Bogen überspannt, Frau Manhalter hatte uns gewarnt!

Als wir gefangen werden sollten, rannte ich durch den Wald davon, verfolgt von der Security mit Waffen und Hunden.
Die VW  Bulli-Karossen rechts und links wurden Zeugen meiner Flucht.
Ein Hochgeschwindigkeitszug rollte heran, ich kletterte über den Zaun und überquerte die Geleise, noch bevor der Zug die Stelle passierte.

Danach hörte ich immer noch das Bellen der Hunde.
Hatte ich sie abgeschüttelt?

 

Plötzlich Erwachen, wo war ich?
Schweißgebadet lag ich da.
Die Nachtschwester kam rein und erklärte, ich hätte gefiebert, dass sei wegen der Infektion!

Doch was wußte die schon!

Währenddessen ging ich auf die Toilette, ich sehnte mich in den Wald mit den unzähligen Oldtimern und den sagenhaften Teilen zurück.
Es war praktisch der Auszug aus dem Paradies!

Ich hatte gerade meinen ganz persönlichen Albtraum durchlebt!

 

NSU-Treffen in Freiamt 2010

Irgendwo im Schwarzwald. Auf einer kurvenreichen Straße kommen mir mehrere NSU entgegen,  es sind sogar Hutfahrer dabei.

NSU soweit das Auge reicht, sie stehen am Straßenrand, vor Gasthäusern und Bauernhöfen. Ich fahre einen silbernen NSU TT und kann es gar nicht glauben, denn ich habe noch nie einen NSU gesteuert.
Warum mein NSU silber lackiert ist, weiß ich nicht, eigentlich sollte er orange werden.
Zudem sitzt neben mir ein Schweizer, der nach der soeben durchfahrenen Kurve wild herumgestikuliert und von Abflug und gutem Flugwetter redet.
Neben der Straße steht ein grüner RO80, der hinten „NSU RO80 – Auto des Jahres 1967“ stehen hat.
Aber wie kann das sein, ich bin doch erst 1970 geboren worden?

Es kommt mir alles so unwirklich vor…..

Doch dann lichtete sich der Nebel, ich wurde aus meinem Tagtraum gerissen und realisierte: Ich war auf dem internationalen NSU-Treffen 2010 in Freiamt  gelandet.
Für mich eine Premiere, denn ich bin bisher nur auf Käfertreffen gewesen.

Am Donnerstag abend war ich angereist, 7 Stunden Fahrt. Nicht ganz standesgemäß: Mit dem Skoda Octavia.

Nachdem ich mein Quartier bezogen hatte, wollte ich um 22:00 unbedingt noch das Festzelt aufsuchen.
Dort fand ich beim Zelteingang ein NSU-Kettenrad und einen ausgebrannten Prinz 4 vor.
Drinnen war Festzeltatmosphäre und NSU-Fahrer aus aller Herren Länder.
Ausserdem ein Stand des MSRT Freiamt mit einem abgeschnittenen Prinz 4.

Ein paar wenige NSU-Fahrer kannte ich sogar: Andi Gleissner, Bernhard Griesser, Charly Aegerter, Freddy Schlaepfer, Hans Peter Schweizer und Andreas Jakob waren schon anwesend.
Ich glaube Andi Gleissner hatte schon am Donnerstag die besten Teile gecheckt! Am Freitag war ich dann schon sehr früh auf dem Platz.
Der Anblick war einfach genial:  Jede Menge NSU Prinz in allen Modellvarianten, RO80,  K70, Thurner RS und Brixner, einige der genannten Exemplare sogar rechtsgesteuert.

Verkaufsstände von Mellmann, Walter, Sälzer sowie zahllose private Verkäufer ließen die Scheine im Geldbörserl immer weniger werden.
Gefeilscht wurde hier an allen Ecken und Enden.

In einem eigenen Zelt standen wunderschöne Renn-Fahrzeuge des MSRT Freiamt.
Es gab so viele schöne Exemplare, dass ich mit dem Fotografieren gar nicht mehr nachkam!

Irgendwie hatte ich so das Gefühl, dass die Zeit stehen geblieben war. 

Am Brixner Stand gab mir jemand eine Autogrammkarte. Beim Nachfragen erfuhr ich, dass es sich wirklich um Hrn. Kurt Brixner handelte. Wenn ich am Samstag auch noch geblieben wäre, hätte ich vielleicht noch Hrn. Spiess kennengelernt!

Dann traf ich noch ein paar Leute, die ich bisher nur aus dem Internet gekannt hatte.

Im Renn-Gogomobil von Arno Zylen  durfte ich dann zum Fotoshooting Platz nehmen.
Mit Arno hatte ich schon einmal das Vergnügen, immerhin hatte er mir zu Hauben und Türen in GFK verholfen!

Dann sah ich mir noch das Gleichmäßigkeitsrennen an. Für die meisten Teilnehmer galt der Grundsatz:  Gleichmäßig volle Kanne!
Zufällig konnte ich dann noch ein Foto vom Beinahe-Abflug des Flügel TT machen.
Zum Glück war nichts kaputt gegangen.



 

Das Gogomobil sah ich auch in Aktion: 505kg Eigengewicht befeuert mit einem 125PS NSU-TT Motor ließen ordentlich die Post abgehen!

Am Stand von Guido Sälzer landete ich automatisch immer wieder. 
Der gab mir dann auch noch Tips, welche anderen Stände ich noch aufsuchen sollte.

Und so kam es, dass ich dann noch mit dem Italiener Fausto auf italienisch herumfeilschte.

Naja, jeder hat so seinen ganz persönlichen Vogel!

Freitags am späten Nachmittag kam das letzte Highlight: Eine Fahrt mit dem Silberprinz von Charly Aegerter!
Als kleines Dankeschön dafür, dass ich ihm ein  Abt-Getriebe mitgenommen hatte.
Dabei mußte ich dann noch feststellen, dass sich ein NSU so gar nicht wie ein Käfer Ovali fährt.

Macht aber nichts, ich suche ohnehin neue Herausforderungen!

Und so machte ich mich wieder auf den Weg nachhause und jetzt träume ich wieder: Von einer Fahrt mit meinem Renn-NSU!

 

Antriebslos

2006 bestellte ich Teile für einen Typ 1 Motor in Nordamerika.
2.110ccm sollte er haben, aufgrund des niedrigen Dollarkurses hatten die Teile nur 3.000€ gekostet.
Was für ein Schnäppchen!

Doch die Teile kamen nie an!

Was war geschehen?

Irgendwie hatte mein ganz persönliches Motoren-Drama schon viel früher begonnen.
Also wenn ich mir eine Therapiestunde bei einem Psychologen für Neurosen von Motoren-Angelegenheiten vorstellte, dann würde ich auf die Frage, wo denn der Ursprung meines Problems läge, ohne zu zögern das Großglockner Käfertreffen von 1994 nennen.

Also wir waren jung und hatten mit geringen finanziellen Mitteln ein paar Käfer zusammengeschraubt.
Meine Freunde waren meinem Aufruf gefolgt und so waren wir zur Veranstaltung von Dieter Rausch gepilgert.

Wir hatten im Heck 34 oder maximal 50 PS und waren frohen Mutes.
Doch was mussten wir bei der organisierten Ausfahrt auf den Großglockner sehen: Rennmaschinen von unseren Lieblingsnachbarn, die querfahrend die Parkplatzausfahrt in Bad Hofgastein nahmen. Getunte Käfer, die an uns verbeiflogen, während wir auf den höchsten Berg von Österreich hinauffuhren.
Riesige Porsche-Lüfterräder von hubraumstarken Motoren, die kaum unter den Heckdeckel passten!
Wir hingegen hatten maximal verchromte Sportluftfilter zu bieten!

Da hatte also mein luftgekühltes Ego einen Knacks bekommen!

Aber seien wir uns doch einmal ehrlich, jeder Autofahrer, ob Freak oder nicht, muss in seiner Laufbahn mit traumatischen Erlebnissen fertig werden:

  • Das Autobahnpickerl

Seit der Einführung der Autobahnvignette, liebevoll von uns Österreichern Autobahnpickerl genannt, veränderten tausende Autofahrer hierzulande Ihre Routengestaltung, um von A nach B zu kommen.
Sie begannen Autobahnen zu meiden, lange bevor es diesen Menüpunkt bei Navigationsgeräten gab.
Zu spät gekommene Teilnehmer bei Familienfeierlichkeiten wurden mit der Frage nach dem Vorhandensein eines Autobahnpickerls konfrontiert. Nach der verneinenden Antwort erfolgte zumeist Ausgrenzung.
Darüberhinaus entschieden sich beim Autokauf manche Familienoberhäupter nur deswegen für ein bestimmtes Gebrauchtwagenmodell, weil es auf der Scheibe ein gültiges Autobahnpickerl kleben hatte.
Irgendwie krank, oder?

  • The fast and the furious

Seit Beginn der Filmtrilogie wurden japanische Kampfzeichen auf den Heckscheiben fernöstlicher Reiskocher gesichtet.
Lachgaseinspritzung, riesige Spoiler (bei uns auch Jausenbretter genannt), Rundumverbauungen und Felgen größer 19“ ließen in mühevoller Kleinarbeit getunte Opel und Volkswagen der späten 80er und 90er Jahre alt aussehen.
Viele Autofahrer hassten von nun an Jausenbretter, obwohl sie mit dem Heckflügel der letzten Ford Escort Generation nie Probleme gehabt hatten!

  • Autowaschanlagen

Über die Definition Fahrzeuge im erhaltungswürdigen Zustand ließ sich immer schon streiten, der Old- oder Youngtimer-Liebhaber sah das naturgemäß anders als der Gesetzgeber.
Aber auch ein abgebrühtes Autofreak kann schon einmal hart auf die Probe gestellt werden, nachdem der Fahrer eines in die Jahre gekommenen Lieferwagen in der Autowaschanlage bereits die dritte 2 Euromünze eingeworfen hat.
Ja in solchen Situationen kann auch ein Autofreak seine Leidenschaft verleugnen und gemeinsam mit hutfahrenden Fahrzeughaltern den Autowäscher mit verächtlichen Blicken strafen.

  • Bulli T1 Verkaufspreise

Spätestens seitdem das Transportwunder der Nachkriegsjahre auf der Essener Motorshow um 100.000€ angeboten wurde, muß jedem Anhänger der luftgekühlten Zunft mit Menschenverstand klar geworden sein, dass in immer mehr psychiatrischen Anstalten und Gefängnissen Heimschläfer bzw. offener Vollzug längst zur gängigen Praxis geworden sind.

 

Diese Liste ließe sich beliebig erweitern, doch es scheint, ich entferne mich etwas vom eigentlichen Thema.

Nach dem traumatischen Erlebnis beim Großglocknertreffen war mir klar, dass bei einem tollen Käfer vor allem die inneren (Motoren)Werte zählen würden.

So vergingen weitere 12 Jahre und ein neues Projekt reifte heran: Ein Ovali Jahrgang 1953.

Im Jahr 2006 hatte ich dann sozusagen einen Rückfall, ein längst geglaubtes überwundenes Trauma durchlebte ich nochmal: Ich bzw. mein Ovali war antriebslos!
Dieser Zustand schien dann noch längere Zeit anzuhalten.

Anfangs schwor ein Freund von einem Freund Abhilfe, der wiederum jemanden kannte, der Motorenteile besorgen könnte.
Ausgewählt wurde der Rumpf eines Typ 1 Motor mit 2.110ccm, ich hielt sogar eine theoretische Leistungskurve in den Händen.
Alternativ fragte ich bei einem deutschen Premiumtuner an.
Per Mail wurden unzählige Gründe aufgezählt, die für einen Kauf sprechen sollten:

Man beachte den Preis in der letzten Zeile unten.......

So war ich also bei dem Freund von einem Freund, der wiederum.. bla bla.. angelangt.
Dieser war in der Szene von Beschleunigungsrennen sehr bekannt.
Er wohnte in einem Schrebergartenhäuschen in Wien und nahm meine 3.000€, gegen eine Zahlungsbestätigung entgegen.

Insgesamt handelte es sich um eine Sammelbestellung von 9.000€.
Was hatte ich doch für ein schlechtes Gefühl dabei!

Doch ich wollte unbedingt mein Motorentrauma überwinden.

Der Rest der Geschichte wurde zu einer griechischen Tragödie: Die Ware kam nie an!

Es folgte eine einjährige Odyssee (kommt ebenso aus der griechischen Mythologie).

Komischerweise sollte gerade meine Palette mit den Motorenteilen verloren gegangen sein.
Erst später wurde mir klar, dass diese Geschichte auch den anderen Gutgläubigen erzählt worden war.
Danach hielt der Motorenlieferant Funkstille.
In seinem webblog konnte während dieser Zeit der Baufortschritt seines neuen Dragster-Racers mitverfolgt werden.
Ich konnte Online verfolgen, wie mein Geld angelegt wurde.
Wider Willen war ich zum Dragster-Racer Investor geworden!

Zum Glück erlitt ich jedoch keine Finanzkrise, dank meines Anwaltes bekam ich das Geld mit Zinsen nach einem Jahr zurück.

Allerdings schrieben wir mittlerweile das Jahr 2007 und meine erste Ausfahrt bestritt ich mit einem 44PS Doppelkanalmotor (siehe unten).

Danach hat mir dann der Freund von einem Freund (diesmal ohne weitere Bekanntenverzweigung) einen Motor gebaut.

Und mittlerweile kann ich voller Stolz behaupten, nicht mehr antriebslos zu sein!

Mein Trauma habe ich überwunden.

 


 

Meine erste Ausfahrt

Am 30.Juni 2007 unternahm ich meine erste Ausfahrt mit meinem neuen Ovali. Diese erfolgte anlässlich des 40. Geburtstages von Werner.
Leider verlief sie nicht ganz so, wie ich mir die Premierenausfahrt vorgestellt hatte!

Ausgangsbasis: Ein 44PS Typ1 Murl in einem Ovali

Nachdem ein paar Tage zuvor mein Ovali nach ca. 6 Jahren Bauzeit offiziell für die Straße zugelassen worden war, wollte ich sofort Werner im äußersten Nordosten Österreichs anlässlich seines Geburtstages besuchen.
Naja, entspricht nicht ganz der Wahrheit. Nachdem ich die erste Hälfte des Jahres 2007 hauptsächlich in Deutschland verbracht hatte und den Ovali seit der Typisierung keinen Meter bewegt hatte, wurde ich von Oliver dazu genötigt, auf Werners Geburtstagsparty mit dem Ovali zu erscheinen.

Das einzige Manko war: Das Ding wurde bis zu diesem Zeitpunkt erst 8km bewegt, es handelte sich dabei um die Hin und Rückfahrt von der Pickerl-Werkstätte. Mit dem kurz zuvor installierten 44PS Doppelkanal Motor gab es meinerseits überhaupt keine Erfahrungen bzgl. Laufkultur und Haltbarkeit.

Diese Erfahrungen sollte ich bereits nach den ersten 10km mitten im Wieselburger Volksfesttaumel sammeln, 120°C Öltemperatur bei 25°C Umgebungstemperatur und hierzulande üblichem Reisetempo auf der Landstraße war nicht berühmt.
Ich hatte schon wieder umgedreht, als ich dann doch noch meinen Freund Oliver anrief. Dieser, seines Zeichens Dipl.Ing. für Maschinenbau und aktenkundiger Käferschrauber, entkräftete meine Bedenken vollkommen und veranlasste mich zur neuerlichen Umkehr.
Danach kaufte ich bei Forstinger noch ein Feuerzeug (!) und einen Feuerlöscher. Das Feuerzeug deswegen, damit das Gleichgewicht zwischen den guten und den bösen Mächten dieser Welt wieder hergestellt sei (hat das jetzt was mit Yin und Yang, oder Feng Shui zu tun?).

Auf der A1 begann dann eine beispiellose Odyssee, man könnte es auch die Öltemperaturanzeige-Beobachtungs-Rallye nennen.
Bei der Gelegenheit fällt mir gerade ein, was ich alles machen wollte, sollte ich diesen Horrortrip doch erfolgreich überstehen: Zur Auswahl standen einerseits eine Fußwahlfahrt nach Mariazell als Buße für mich und andererseits eine für Oliver kostenpflichtige 2t Grillkokslieferung direkt vor seine Haustüre als kleines Dankeschön für gute Tipps!
Naja, wie immer nach überstandenen Ausnahmesituationen, durchgezogen habe ich keines dieser Unternehmen!

Aber nun zurück zur Öltemperatur meines Murl. Diese schien fortan zu meinem Lebensmittelpunkt zu werden.
Ich musste feststellen, dass bei einer Geschwindigkeit größer 70km/h die Öltemperatur auf größer (!) 140°C anstieg. Diesbezüglich wurden mir vollkommen neue Lebenserfahrungen zu teil.

Geschwindigkeit

Der "Istwert" Öltemperatur wurde zur bestimmenden Größe für den "Sollwert" Geschwindigkeit.
Ein Regelkreis, von dessen Existenz ich bisher noch gar nichts gewusst hatte.
Was die Festlegung der richtigen Geschwindigkeit angelangt, mag es ja viele Ansätze geben.
Ein Rallyefahrer legt die optimale Geschwindigkeit aufgrund von Aussagen eines Mitfahrers fest, was ich als eine mehr als fragwürdige Methode bezeichnen würde (Stichwort: Autostopper).
Die Umweltbewussten unter uns, berufen sich auf den Benzinverbrauch oder neuerdings auf den Schadstoffausstoß (unglaublich, ich bin ohne das böse Wort Klimawandel ausgekommen!).
Andere wiederum orientieren sich an den neben den Straßen, an den unmöglichsten Stellen geparkten, weißen Autos mit diesen unförmigen, blauen Lichtern am Dach.
Die am wenigsten kreativen unter uns bedienen sich am Straßenrand aufgestellter Schilder, mit roten Kreisen mit aufgedruckten Nummern. Lassen sie mich es im Neudeutsch ausdrücken: Eine äußerst uncoole Angelegenheit

Zwischenresümee: Die Öltemperaturanzeige bedarf einer Aufwertung im Fahrzeugcockpit!
Wenn wir uns ehrlich sind, die meisten von uns wissen doch auf Anhieb gar nicht, ob sie überhaupt eine haben!

Überholende koreanische Kleinwagen

Das Leben kann einem wirklich von der übelsten Sorte mitspielen!
Man stelle sich einen Öltemperaturzeiger vor, der gerade die erste Umdrehung vollenden möchte und als Draufgabe eine unsagbar geringe Vortriebsgeschwindigkeit auf der Autobahn.
So geschehen in meinem konkreten Fall.
Der Höhepunkt schien mit überholenden, nebenherfahrenden Sattelschleppern erreicht, deren Fahrer noch zu mir runterschauten und mit erhobenem Daumen beschleunigten (man beachte das Verb beschleunigten)! Doch nein, selbst koreanische Kleinwagen mit Hutfahrern am Steuer überholten mich mühelos!

Zum Glück musste Ferdinand Porsche diese Schmach nicht mehr miterleben!

Der Großmeister Ferdinand Porsche

Weiter geht’s!

Ich weiß nicht wieviele Zwischenstopps ich eingelegt hatte, es waren deren viele!
Genervt von all den Kinderkrankheiten des Autos, ja es gab mehrere davon, traf ich mit großer Verspätung in Hollabrunn ein.

Erst jetzt wurde mir klar, warum die anderen solange auf mich gewartet hatten: Ich war der einzige Käfer in der von T2-Bussen dominierten Meute!

Danach fuhren wir zu Werner, der von seiner Geburtstagsparty gar nichts gewusst hatte.
Unabhängig davon traf er am nur uns bekannten Überraschungstreffpunk in voller Festtagsmontur (hehe) ein und selbst das 2,1l befeuerte Cabrio sah geschnäuzt und gestriegelt aus!

 Da ich als einziger am gleichen Tag den Heimweg antreten sollte, hatte ich mich unmittelbar nach Buffeteröffnung auf den Weg Richtung Wohnung in Wien gemacht, Randegg in NÖ wäre an diesem Abend beim besten Willen nicht mehr drinnen gewesen.

Erwähnenswert bezüglich Heimfahrt wären da vielleicht noch mehrere Tankstopps und ebendort sinnlos umherstehende Passanten, die mir beim Anblick des Ovali sentimental von ihren Erfahrungen mit der Traditionsmarke Volkswagen erzählten. Nach dem Motto: Wissen Sie, mein 5er Golf hat vorne auch Scheibenbremsen, ich bin ja mit dem Ding so zufrieden….
Von den wirklich wichtigen Dingen im Leben, wie zum Beispiel der Öltemperatur, redete allerdings keiner!

Im Stadtgebiet von Wien winkte mir dann eine sehr ansprechende Blondine aus einem Premium-SUV auf der Fahrbahn links neben mir zu. Nach einer abrupt endenden Kommunikation stellte sich heraus (grüne Ampel!), dass ich mein hinteres Kennzeichen verloren hatte! Ich fand es dank der Blondine wieder.

Am darauffolgenden Morgen trat ich frühmorgens die Rückreise nach Randegg an. Auch hier zeigte sich der direkte Einfluss der Umgebungstemperatur auf die Öltemperatur, wodurch stellenweise auf der Autobahn 90km/h drinnen waren.

Fazit

Bei einem 44PS Typ 1 Motor sollte man die Kühlluftzufuhr zur Hundehütte hinter dem Gebläsekasten nicht unterbinden, da nützen die geilsten Louvers der Welt in der W-Haube nichts!
2007 blieb dies übrigens die einzige Ausfahrt, sie war circa 450km lang.

Was soll's, seit 1,5 Jahren warte ich auf ein Aggregat, dass seinen Weg über den großen Teich nicht und nicht finden will, aber das ist wiederum eine andere Geschichte.

Und derer vieler werden noch zu erzählen sein…….

 

Meine Käferleidenschaft

Mein Vater war Holzhändler und aus diesem Grunde verbrachte ich schon von klein auf viel Zeit im väterlichen LKW.
Im zarten Alter von 5 Jahren, also 1975, sah ich bei einer Fahrt mit dem Holztransporter meinen ersten Ovali. Allerdings wußte ich das zu diesem Zeitpunkt noch nicht!

Es war auf einer Landstraße, da stand auf einem Parkplatz ein schwarzer Käfer mit sehr kleinem Heckfenster. Meine Mutter erklärte mir, es sei ein sehr alter Käfer und mein Vater wußte sogar, wem er gehörte.

1989 war ich dann beim österreichischen Bundesheer und dort las ich dann einen Artikel über umgebaute alte Käfer. Da war dann klar, irgendwann würde ich so was auch einmal haben müssen.

Danach folgte ein Umbau eines 1961er Käfers auf Brezel-Look.
Naja würde ich heute als Jugendsünde bezeichnen.

War mein Zweitauto, in Österreich hat man dafür Wechselkennzeichen.
Da der R5 Turbo aber öfters mal verrückt spielte, mußte er aber dann als Haupteinsatzgerät für so manche Discotour herhalten.
Ich verkaufte das Ding dann so circa 2003, der Besitzer hat in immer noch.

Aber als ich noch den Brezel-Look-Käfer besaß, war klar, es müsse ein scharfer Ovali her!
Also quasi mein Kindheitstraum.

Der ließ dann aber so richtig auf sich warten.

Ich kaufte die 1953er Sickenkarosse im Jahr 2000 von einem Freund. Danach wurde eine 1969er Automatikbodenplatte angeschafft und auf Schaltgetriebe umgebaut.

Im Laufe der darauffolgenden Jahre kaufte ich NOS-Bestände auf:
-neue Seitenwände
-neue W-Haube
-neue Kofferraumhaube
-neue Sickentüren
-zusätzliche Ovali-Rohkarosse

Bei meinen zahlreichen beruflichen Aufenthalten im Ausland kaufte ich immer mehr Teile ein.
In  der Schweiz, Deutschland, Schottland und sogar Costa Rica hielt ich immer Ausschau nach Käferteilen.
Die Sache hatte nur  einen Haken: Ich kam nicht dazu, die Teile zu verbauen!

Aber mit den Jahren machte das Projekt Ovali Fortschritte.

An der Bodengruppe wurden Scheibenbremsen vorne (innenbelüftet) und eine Kerscher-Bremsanlage hinten verbaut.
Gasdruckdämpfer vorne und hinten.

Eine höhenverstellbare Vorderachse wurde verschraubt und ein verlängertes AT-Getriebe eingebaut.
Wie beim Vorgängerauto wurden die vorderen Kotflügel nach unten gezogen, so daß die Front zusammen mit der Ölkühlerbehausung stimmiger aussah.

Die NOS Sickentüren wurden vom Dreiecksfenster befreit, hinten um 2 cm breitere Polyester Kotflügel an die Karosse geschraubt.
Sämtliche Zierleistenlöcher wurden verschweißt,  ein Faltdachausschnitt eingesetzt.
Die erste W-Haube wurde mit Louvers versehen, mittlerweile wurde aber eine Cabrio-W-Haube ohne Regenblech montiert.

Weiters:
-Original Winker zuschaltbar
-Herzerlleuchten

Es dauerte 6 Jahre, bis die Karosse in Farbe Indigo erstrahlte.

Danach erfolgte der Innenausbau.
Es wurde ein Banjo-Lenkrad verschraubt, Porsche 911-Sitze mit seitlicher Aufdoppelung für den besseren Halt sind in schwarz und blau gehalten, zusammen mit der Rücksitzbank und sämtlichen Seitenteilen, alles echt Leder.

Zusammen mit den polierten 15“ Fuchsfelgen hatte der  Ovali somit einen Hauch von Porsche.

Die 1. Typisierung, wie man das in Österreich so nennt, hat mich um einen Teil meiner Haartracht gebracht, von den Kosten gar nicht zu reden.

2006 wurde der Ovali zum ersten Mal mit einem 44PS Motor bewegt. Danach dauerte es weitere 2 Jahre, bis ein Typ1 Motor mit 30% Leistungssteigerung in die Karosse hineinfand.
Der Motor zusammen mit:
- Porsche Gebläse von Porsche 993
- großer Ölkühler mit 2 Axialventilatoren 24V
-Weber Doppelvergaser
- Phyton-Auspuffanlage umgebaut auf WBX Breite

Damit ging es zur 2. Typisierung.
Beim Tuner stand das Auto dann 4 Monate, während ich im Ausland verweilte.

2009 war ich dann mit meinem Kindheitstraum bei den ersten beiden Käfertreffen.

Allein der Motorensound der Phytonanlage macht die lange Bauzeit wieder weg.
Immerhin hatte ich ja meine eigene Deadline unterboten: Spätestens zu meinem 40sten Geburtstag sollte er fertig sein, da war ich ja dann sogar ein Jahr früher dran!

Von jetzt an wird nur mehr mit dem Ovali gefahren und nicht mehr geschraubt.
Naja nicht ganz, ein NSU-TT Rennfahrzeug scharrt schon in den Startlöchern.
Also bis zum 50sten sollte das doch machbar sein…..

 

Scheunenfunde

Es war eigentlich kein Scheunenfund. Meine 3 NSU standen in einer massiven Halle, waren bis obenhin mit Staub bedeckt. Es war also ein Hallenfund, aber alles der Reihe nach.

Wir schrieben das Jahr 2002. Bis kurz davor hatten mich immer nur Käfer Ovalis interessiert. Doch dann rief mich irgendwann einmal ein Oldtimer-Kollege an und fragte mich, ob ich nicht einen NSU auftreiben könnte. Da begann ich mich mit der Materie zu beschäftigen.

Von da an ging alles Schlag auf Schlag. Das NSU-Fieber packte mich plötzlich und ohne Vorwarnung. Ich verhielt mich wie ein kleines Kind, das sich etwas in den Kopf gesetzt hatte und sich diesen Unsinn nicht mehr ausreden ließ! Danach war ich nur mehr am rumtelefonieren.

Manfred Schiemer von der NSU IG St. Pölten merkte noch an, dass es keinesfalls einfach werden würde und wünschte mir noch alles Gute.
Ich hatte schon einige NSU-Granden durch, bis ich schließlich bei Michael Moser landete.
Der gab mir dann wieder, wie könnte es anders sein, eine neue Telefonnummer.
Ebenfalls mit der zusätzlichen Bemerkung, es sei nicht einfach. So manch einer sei schon an der Tür des Besitzers abgewiesen worden, in einem verschlafenen Ort in Oberösterreich.

Es war schon finster, als ich zum ersten Mal an die Tür des Schatzmeisters pochte. Nach kurzem Geplänkel, welches den Charakter eines Vorstellungsgespräches hatte, machten wir uns schließlich mit Taschenlampe bewaffnet auf den Weg.
Einige neuzeitliche Ford Escorts, darunter ein Flügel-Cosie (Ex-Rosenberger Trainingsauto), versperrten uns den Weg.
Doch zielstrebig bahnten wir uns den Weg ans Ziel, sie standen hinten in einer Nische: Ein blauer 1000er, ein oranger und ein roter TT und 2 Stk. NSU 110.
Etwas traurig standen sie da und warteten auf Ihren Erlöser. Wie lange hatte ich diesen Anblick der Doppelscheinwerfer-TT's nicht mehr gesehen?

Kindheitserinnerungen wurden wach. Der Bruder hatte zusammen mit einigen Freunden die Motorsport-Karriere mit so einem Höllending Mitte der 70er Jahre begonnen. Im zarten Alter von 5 Jahren hatte ich seinerzeit die Fronthaube beim Lackieren halten müssen und natürlich fallen gelassen!

Eine genaue Bestandsaufnahme war nicht möglich, zuviel Sperrgut versperrte uns den Weg.
Gut sahen die 3 Exemplare nicht aus, sie mussten schon seit mindestens 20 Jahren hier ihr Dasein gefristet haben. Einer hatte am Armaturenbrett einen Aufkleber: Jackie Stewart ist Formel 1 Weltmeister. Naja, war schon ein Weilchen her!
Im Dachstuhl der Halle lagen unzählige Karosserieteile, ein neuer TT-Motor (!!) befand sich unter unzähligen Decken. Dazwischen Karts, Bagger und ein Ledl-Polyester-Bomber, der ehemals letzte österreichische Sportwagen.

Ich hatte nur Augen für die 3 NSU. Naiverweise wollte ich sofort mit Preishandlungen beginnen, doch der Besitzer schwankte permanent zwischen, "alles muss weg" und "nein, die TT gebe ich niemals her". Eine klare Verkaufsabsicht schien nicht erkennbar.

Unverrichteter Dinge und frustriert reiste ich nachhause, wobei frustriert wohl nur ein Hilfsausdruck war.

Im Laufe eines Jahres besuchte ich den Herrn mit seiner bunten Automobil-Sammlung immer wieder. Ich hatte auch meine Freundin mitgenommen. Wie bei der Bewerbung um ein Pflegekind traten wir an und da sind ja bekanntlich intakte Familienverhältnisse ganz wichtig.
Meine Freundin war schon richtig sauer, denn mit Autos hatte sie eigentlich nichts am Hut.
Zwischendurch erzählte dann mein Peiniger, dass wieder einige NSU-Fanatiker vorbeigekommen seien.
Das trieb mir die Schweißperlen auf die Stirn.

Parallel dazu probierte ich alles mögliche, um alternative Angebote zu finden, hauptsächlich im Internet. Richtig konkret wurde es nie, zumeist scheiterte es an utopischen Preisvorstellungen.

Doch dann ging alles ganz schnell. Ich war beruflich längere Zeit in der Schweiz und rief wieder einmal bei dem Herrn an. Da nannte er einen Preis und ich sagte zu!
Die Transaktion selbst gestaltete sich äußerst schwierig, da sich die Modalitäten ständig änderten.
Doch ich hatte den längeren Atem!
Zwar hatte er mir noch einen NSU-TT Motor aus einem der Autos ausgebaut und meinem Kompagnon (Interessent für die 2 Stk. NSU 1200C) so demotiviert, dass dieser sogar noch absprang, aber das konnte mich alles nicht mehr aufhalten!

Die Autos standen schließlich auf dem angeheuerten LKW, zusammen mit einer riesigen Kiste mit diversen Teilen. Immerhin bekam ich 8 Motoren, jede Menge Türen, Hauben sowie Stossstangen.

Eines musste ich dem Verkäufer noch versprechen: Einer der NSU sollte einmal im Rennsport eingesetzt werden.

Diesem Wunsch will ich gerne nachkommen.
Es wird zwar noch ein Weilchen dauern, aber der Renn-TT  wird kommen

 

Brezelfund im Tessin

Ich bin Projektleiter für Automatisierungsprojekten von Wasserkraftwerken und daher viel im Ausland unterwegs.
Ich liebe es, an freien Wochenenden auf Hinterhöfen von heruntergekommenen Autowerkstätten alte Autos aufzustöbern siehe weiter unten.
Im Jahre 2003 fand ich einen richtigen Autofriedhof hinter einer Werkstätte nähe Biasca (Tessin) Unter anderem war da ein völlig kaputter Brezel, auf einer T2 Pritsche liegend.
Bald gesellte sich der Sohn des Hauses zu mir, zum Glück ohne Hund, den auf den wurde nämlich hingewiesen (Attendi del cane!).
Wir hatten relativ große Verständigungsschwierigkeiten, was heißt wohl W-Haube auf italienisch. Allerdings erklärte er mir, das für diese Karosse noch die Bodenplatte und der Murl im Keller liegen würde, selbstredend alles neuwertig und vom feinsten.
Als es schließlich um den Preis ging, schrie der Chef des Hauses vom ersten Stock herunter: "Mi dai 5.000 SFr per il magiolino!". Da konnte ich mir das Grinsen nicht mehr verkneifen, ich wollte doch nur den Brezel kaufen und nicht die ganze Werkstätte!

Brezel im Tessin

 

 

Die Faszination des Alteisens

Es ist schon sonderbar, welche Magie von altem, kaltverformten Blech ausgeht. Ob verschweißt, verschraubt oder vernietet, ob arg verrostet oder gerade frisch restauriert: Alteisen in Form eines Automobils läßt so manchen, nach außen hin normal erscheinenden Erdenbürger, völlig verrückt spielen!

Doch wie erkennt man einen vom Alteisen besessenen Menschen, wenn er sich nicht gerade in solchem bewegt? Es gibt einige eindeutige Identifikationsmerkmale, vielleicht erkennen Sie sich selbst, lieber Leser, oder entdecken zumindest erste Anzeichen!
Sollte dies auf Anhieb nicht funktionieren (sogenannte Betriebsblindheit), so lassen Sie doch einfach diesen Artikel auf dem Frühstückstisch liegen, vielleicht werden Sie ja von Ihrer Partnerin überführt!

Erkennungsmerkmale

1. Verhalten im Urlaub

Die Situation ist immer die Gleiche:
Den ganzen Tag auf den Beinen gewesen und wunderbare Naturschauspiele fotografisch festgehalten. Doch dann hat man plötzlich zur allgemeinen Verwunderung das Auto angehalten, zumeist mit irgendeiner fadenscheinigen Ausrede, um dann einen alten verrosteten VW-Bulli am Straßenrand zu fotografieren. Sollte nach so einem Vorfall nach Ihrem Geisteszustand gefragt werden, so ignorieren Sie dies einfach. Wahre Meilensteine der Automobilgeschichte müssen schließlich für die Nachwelt dokumentiert werden!

Übrigens: Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, dass so manche Ihrer Urlaubsfotos von den Begutachtern kommentarlos übergangen werden!?

2. Entrümpelungen

Wahrlich seltsam wird das Verhalten erwachsener Menschen zur Hochsaison der Entrümpelungen. Alteisenhaufen am Straßenrand werden zumeist sehr genau begutachtet und so mancher freut sich nach minutenlangem Stöbern zum Beispiel über einen alten Gebläsekasten.
Wahre Profis versuchen sich sogar im Ostblock-Outfit zu tarnen und verwenden dafür alte Ladas und Anhänger mit Doppel-Bordwänden.

3. Motorsport-Events

Oft ist die Sache aber ohnehin vollkommen klar: Man ist hinlänglich als notorischer Langschläfer bekannt.
Doch wehe es steht ein Motorsport-Event auf dem Kalender, so wird der Wecker gnadenlos früh gestellt. Bei Veranstaltungen zur Rallye-ÖM erkennt man die Fangemeinde des Alteisens daran, dass diese schon das Vorausauto sehen wollen (meist ein Porsche 911) und die SP erst wieder verlassen, wenn der letzte "Hundsknochen-Escort" um die Ecke gedroschen wurde.

4. Grollgefühle

Manchmal kann einem Alteisenliebhaber jedoch übel mitgespielt werden: Ein pensionierter Autohändler hortet Original-Erstzteile aus den 50er Jahren, gibt sie aber nicht her bzw. verlangt astronomische Summen dafür. Tja, obwohl Sie normalerweise ein friedfertiger Mensch sind, empfinden Sie nun tiefen Groll.
So manchen frustrierten Alteisenfan verfolgt das Geschehene sogar nachts im Traum!

5. Realitätsverlust

Es kann durchaus einmal vorkommen, dass selbst Sie eimal mit Ihrem Latein am Ende sind: Ein Schrotthändler hat einen GMC aus dem 2. Weltkrieg schon seit Jahrzehnten in einer Schottergrube aufbewahrt! Nachdem er Ihnen bereits zuvor seine halbe Lebensgeschichte erzählt hat, verblüfft er Sie schlussendlich mit der Aussage, dass man nur kurz Starthilfe geben müsse, da die Dinger ja ohnehin für die Ewigkeit gebaut seien.
Das haut jedoch selbst Sie um!

Doch andererseits kann dieser Zustand relativ schnell erreicht werden: Sie sind sonntags von Wien nach Salzburg und retour gefahren, um zuhause angekommen stolz zu verkünden, einen äußerst günstigen NSU 1000 (läppische 4000€) in Form einer Rohkarosse und 10 Schachteln mit Teilen begutachtet zu haben. Auf die Frage, ob das Auto denn auch fahrbereit sei, verweigern Sie jegliche Antwort, mehr noch: Sie sind beinahe über eine derart unqualifizierte Frage verärgert!
Eindeutigerweise liegt hier bereits eine ausgeprägte Form von Realitätsverlust vor.

6. Sherlock Holmes Instinkt

Sie haben bereits ein Gespür für alte Autos entwickelt. Wenn Sie bei einem Autohändler anhalten, suchen Sie immer automatisch den Hinterhof auf, wobei es sich oftmals um düstere Plätze handelt und man dort verwegene Gestalten antrifft. Zumeist wird man dort fündig, Alteisen in seiner schönsten Form soweit das Auge reicht!

Schrotthändler im TessinSchrotthändler im TessinSchrotthändler im Tessin

Fazit:

Vieles von dem geschriebenen ist Ihnen bekannt vorgekommen? Fabelhaft, so etwas nennt man praktizierte Selbstdiagnose. Doch lassen Sie sich eines gesagt sein: Die Faszination des Alteisens, mit all ihren Nebenwirkungen, ist etwas sehr schönes!

 

Advent, Advent, der Käfer brennt!

Beim Motor-Tunen, einbauen und der Inbetriebnahme sollte die Vorgangsweise wie vor dem sich anbahnenden Sexualspiel sein: Zuerst Hirn einschalten!

Es geschah im Jahr 1995.

Schon beim Einbau war die Anspannung extrem groß: Dieser gottverdammte Motor muss doch reingehen!?
In der aktuellen Ausbaustufe (Evo1, 1835ccm mit zentralem Doppelvergaser) durfte man von dem Ding ja so einiges erwarten!

Endlich war es soweit, die letzten elektrischen Verbindungen hergestellt, die zweite Batterie als Starthilfe und der Anlasser drehte schon!
Nachdem der Motor schon etwas widerwillig Laute von sich gegeben hatte, merkte mein Vater gewohnt wortkarg an:  "Der Kübel raucht aber gewaltig, gehört das so?"
In panischer Angst um das Allerheiligste schaltete ich den Hauptschalter aus und riss die Starterkabel raus.
Mit Feuerlöscher wurde das Schlimmste noch verhindert, leider wurde meine Hand arg in Mitleidenschaft gezogen!

Die Ursache war ein am J-Rohr anstehendes Batterie-Kabel, also ein satter Kurzschluss, nachdem das J-Rohr heiß geworden war.. 

 

Grossglocknertreffen 1994

Es war im Jahre 1994. Der Käfer hatte gerade seine Farbe gewechselt.
Ich hatte irgendwo von dem ultimativen VW-Käfer-Treffen am Großglockner gehört, eine Teilnahme schien unumgänglich.

Alleine hätte das Ganze allerdings keinen Sinn gemacht. Daraufhin wurden sofort Verhandlungen mit den Käferfahrern im kleinen Erlauftal aufgenommen. Speziell Luici verstand es meisterlich, einige Gelegenheits-Käferfahrer zu dieser "Wahlfahrt" zu überreden.

Schon bei der Hinfahrt verblüffte ein Fahrer, genannt "Tonerl", mit nahezu selbstmörderischer Kaltblütigkeit: Strömender Regen, bestückt mit gefürchteten Asphaltschneidern und 6V-Grablichter als Wegbereiter, konnten ihn als Vorausfahrenden nicht davon abbringen, die lästige Meute abzuschütteln.

Das Treffen selbst war genial, auch wenn uns die porsche-getunten Käfer schwer in die Depression trieben (unser stärkster Teilnehmer hatte 50PS)!

Mein Käfer war zu diesem Zeitpunkt nicht ganz fertig geworden, fehlte doch noch der letzte optische Feinschliff.
Das eigentliche Problem war allerdings, dass ich die Heiztaschen wegrationalisiert hatte.
Die sogenannten J-Rohre hatte er kurz vor dem Fahrtantritt noch extra montiert.
Keine Heizung sollte im Juni ja kein Problem darstellen.

Welch ein Irrtum, Wintereinbruch auf dem Großglockner!
Die einbrechende Schlechtwetterfront machte die Heimfahrt zur Qual. Trotz zweier Jacken und einer Decke (sollte den fehlenden Teppich im Heck kaschieren) kam ich mir wie in der Kühltruhe vor.
Als ich und Tonerl dann auch noch den Anschluss an die Gruppe verloren und wir ernsthafte Probleme beim Navigieren hatten, war der Stimmung schon etwas gedämpft!

Doch was einen nicht umbringt, macht einen bekanntlich härter!