Ins Netz gegangen

Über Rätsel, Netze, Mord und Mutterliebe

Das "Netz": der moderne Cyberbürger denkt natürlich sofort an WW-Web. Die einstigen griechischen Bürger verbanden damit etwas anderes: für sie stand das Wort griphos (Netz) für Rätsel - für das Netz, das einen gefangen hält.

In jener Zeit und Gegend hatten Rätsel und Rätselwettkämpfe einen hohen kulturellen Stellenwert. Klearchos, ein Schüler des Aristoteles, entwickelte eine Theorie des Rätselratens und erklärte das Rätselraten als der "Philosophie nicht fremd". Auch in vielen Mythen des alten Griechenland spielten Rätselfragesteller und -löser die tragenden Rollen.

Allen voran die Sphinx, die jeden tötete, der ihre Rätsel nicht lösen konnte. So fragte sie dann auch den Ödipus:
"Was ist das: Er hat eine Stimme, geht am Morgen auf vier Beinen, am Mittag auf zweien, am Abend auf dreien?"
Zu ihrer Überraschung erriet Ödipus die richtige Antwort. Worauf sich die Sphinx, dieses antike Rumpelstilzchen, in den Abgrund stürzte. Ödipus' Lohn war die Hand der Königswitwe, was schlussendlich aber auch bös ins Auge gehen sollte.

Vorbei sind nun die Zeiten, wo um Königreiche, Prinzessinnen, Kopf und Kragen gerätselt wurde. Heute sind es harmlose Spielereien und ein Scheitern hat keinerlei Konsequenzen. Na ja, vielleicht etwas Frust. Verbitterung. Mordgedanken.

Übrigens, für all jene, die die Lösung des Rätsels der Sphinx nicht kennen: der Mensch krabbelt am Morgen seinen Lebens auf allen vieren, geht dann auf zwei Beinen und am Lebensabend mit Hilfe seines Krückstocks auf dreien.
Anmerkung: Diesen Artikel schrieb ich im Sommer 2000 für ein mittlerweile verblichenes Rätselportal.


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