Raymond Smullyan"Der unterhaltsamste Logiker und Mengentheoretiker, der jemals gelebt hat" (Martin Gardner)Vom Tellerwäscher zum Millionär - davon träumen die Amerikaner... Alle Amerikaner? Nein! Ein unbeugsamer träumte einen eigenen Traum und ging seinen Lebensweg vom Schulabbrecher zum Zauberkünstler und weiter zum Universitätsprofessor und Autor zahlreicher Bücher vollgefüllt mit den unterhaltsamsten Logeleien.
Dieser Professor ohne Schulabschluss heißt Raymond Smullyan. Geboren wurde er 1918 auf Long Island (New York). Im Manhattan besuchte er die High-School, die er aber frühzeitig verließ, "weil mich dort keiner in dem unterrichten konnte, was ich lernen wollte". Also lernte er allein - vor allem moderne Algebra und Logik. Nach mehreren Jahren Selbststudium machte er die Aufnahmeprüfung fürs College und studierte sich gemächlich durch insgesamt fünf Universitäten. In dieser Zeit trat Smullyan als Magier in Nachtklubs auf, arbeitete als Barpianist und als Musiklehrer. Mitte der 50er Jahre entdeckte Rudolf Carnap - ja, der Carnap vom Wiener Kreis! - Raymond Smullyan und schlug den immer noch nicht graduierten Studenten für eine Stelle im Fachbereich Mathematik vor. Ein Jahr später verlieh ihm die Universität Chicago endlich den B.A. - den ersten akademischen Titel - als Anerkennung für seine Lehrtätigkeit. Schließlich machte er in Princeton doch noch den Ph.D. Seit 1968 unterrichtet Smullyan an der City University in New York mathematische Logik und Philosophie, verfasste mehrere wissenschaftliche Lehrbücher und schrieb etliche, zum Teil sehr unterhaltsame, philosophische Aufsätze und Dialoge sowie ein überaus lesenswertes Buch über Taoismus ("Das Tao ist Stille"). Einem breiteren Publikum bekannt wurde Smullyan freilich durch seine unvergleichlichen Rätselbücher. Bereits mit 16 Jahren komponierte er seine ersten Schachaufgaben. Fast 50 Jahre später begann er endlich damit, sie in Bücher zu fassen. - Auch dabei hatte er offensichtlich keine große Eile. In Schach mit Sherlock Holmes und Die Schachgeheimnisse des Kalifen finden wir keine gewöhnlichen Problemschachaufgaben, wo es etwa gilt in 2, 5 oder wie-vielen-auch-immer Zügen ein Schachmatt zu erzielen. Auf Smullyans Schachbrettern wimmelt es nur so von unsichtbaren Damen und Königen, müden Springern und dergleichen. Und diese Figuren aufzustöbern ist die teuflisch verzwickte Aufgabe. Retroanalyse nennt so was die Expertin. Im Großteil seiner Rätselbücher geht es aber um die Logik und die fazinierenden Spielereien, die dieser geniale Kopf daraus schöpft. Und all diese Logeleien sind eingebettet in wunderbare Geschichten. Da geschehen im Umfeld von Alice und der Herzkönigin die gemeinsten Kuchendiebstähle, da bevölkern seltsame Ritter und Schurken noch seltsamere Inseln und dann wieder flattern dem Leser die abstraktesten Vögel entgegen. Der ideale Einstieg in die rätselhafte Welt des Herrn Smullyan ist vielleicht Alice im Rätselland. Es ist wie Carrolls Alice im Wunderland für Leser jeden Alters geschrieben; es beginnt einfach und wird immer schwieriger. Als Ornithologiker begegnet uns Smullyan in Spottdrosseln und Metavögel und führt uns mitten in die kombinatorische Logik. In Logikritter und andere Schurken begegnen wir unter anderen Kurt Gödel und seinen Systemen. Weitere Rätselbücher von Smullyan heißen etwa Dame oder Tiger?, Simplizius und der Baum oder Buch ohne Titel. Das Saublöde ist nur: alle genannten Rätselbücher werden nicht mehr verlegt (zumindest die deutschen Versionen). LIEBE VERLEGER, SCHÄMT EUCH! Allein Satan, Cantor und die Unendlichkeit ist noch erhältlich, in dem wir unseren Verstand an der Unendlichkeit messen können. Zum Abschluss noch ein guter Rat von Professor Smullyan für alle Lehrer und Eltern: "Lasst die Kinder lernen, was sie wollen!", denn "wenn sie Interesse haben, lernen sie auch." - "Und wenn sie kein Interesse haben?" wurde daraufhin gefragt. - "DANN LASST SIE IN RUH!" Anmerkung: Diesen Artikel schrieb ich im Sommer 2000 für ein mittlerweile verblichenes Rätselportal. Alle Rechte für Fotos und Text liegen bei mir, Klaus Steiner. Wenn du etwas von meinen Seiten verwenden willst, schick mir bitte eine E-Mail. Für die Korrektheit der Seiten übernehme ich keine Garantie, vor allem in punkto Artbestimmung bin ich mir manchmal nicht ganz sicher (i.d.R. vermerke ich dies aber an den entsprechenden Stellen). Für etwaige Korrekturen und konstruktive Kritik bin ich immer dankbar. Ich weiß nicht, ob es für mich als Österreicher nötig ist, mich vom Inhalt der verlinketen Seiten zu distanzieren, so wie es den Deutschen ein Urteil ihres Bundesgerichtshofs vorschreibt. Nichtsdestotrotz übernehm ich für die Links natürlich keinerlei Haftung. Zur Startseite |