Müller, Wilhelm, genannt Griechen-Müller,
(1794-1827), Schriftsteller. Er wurde am 7. Oktober 1794 als Sohn eines
Schneiders in Dessau geboren und studierte zwischen 1812 und 1817 Philologie
in Berlin. 1813 kämpfte er in den Befreiungskriegen gegen die Truppen
Napoleons im preußischen Heer. Nach einer Italienreise als Begleiter wurde
er zunächst Gymnasiallehrer, dann herzoglicher Bibliothekar in Dessau, wo er
bis zu seinem frühen Tod durch Herzschlag am 1. Oktober 1827 lebte.
Befreundet war er u. a. mit Ludwig Tieck, Johann Wolfgang von Goethe, Ludwig
Uhland und Justinus Kerner.
In seiner Zeit galt Müller vor allem als
der Bedichter des griechischen Freiheitskampfes. Seine Gedichtbände Lieder
der Griechen (1821) bzw. Neue Lieder der Griechen (1824) brachten die in
ganz Europa vorhandene Sympathie für die Griechen (Philhellenismus) adäquat
zum Ausdruck. 1824 kam auch Müllers philologische Studie Homerische
Vorschule heraus. Noch heute populär sind manche seiner Lieder, so etwa Das
Wandern ist des Müllers Lust und Am Brunnen vor dem Tore, aus den 1821
erschienenen Gedichtzyklen Die schöne Müllerin und Die Winterreise, nicht
zuletzt aufgrund ihrer Vertonung durch Franz Schubert. Wie in der Lyrik
Joseph von Eichendorffs, so ist auch bei Müller der teils heitere, teils
düster-melancholische Volksliedton der Romantik vollkommen ausgeprägt. Des
Weiteren war Müller als Beiträger der Zeitschriften Hermes, oder Leipziger
kritisches Jahrbuch der Literatur und Literarisches Conversations-Blatt im
Verlag F. A. Brockhaus. Zeitweise arbeitete er als Redakteur der Allgemeinen
Enzyklopädie der Wissenschaften und Künste von Samuel Ersch (1766-1828) und
Johann Gottfried Gruber (1774-1851). Seine Vermischten Schriften wurden 1830
von Gustav Schwab herausgegeben. |