Die Nikon
und ihre Geschichte

PETER LAUSCH

 

 

Womit ich schon alles fotografiert habe


NIKON SP  mit Nikkor 1:1,4/5 cm © LEICASHOP WIEN

 

Nein, leider, diese meiner bescheidenen Meinung nach schönsten aller Kameras habe ich leider nie besessen!

Denn als ich 1965 endlich Geld genug für eine Nikon hatte, habe ich mir anstatt der Nikon SP  eine Nikon F Photomic T gekauft und auf die SP leider verzichtet. Mich lockte damals die Vielseitigkeit der Spiegelreflexkameras und welche bessere gab es als die Nikon F? Doch ein jedes Mal, wenn ich in einer Auslage eine Nikon SP sehe oder - mit Glück - eine in die Hand nehmen kann, denke ich immer noch, ob die SP nicht alles in Allem eine ebenso gute Wahl gewesen wäre.

Vom heutigen Wert einer gut erhaltenen SP ganz zu schweigen.

Aber es hat nicht sollen sein, ich habe mich damals anders entschieden.

Tatsächlich begonnen habe ich 1954 mit einer Agfa Clack, einer Boxkamera um damals ATS 130.- für Rollfilm 120 im Format 6 x 9 cm. Sie lieferte erstaunlich gute Bilder, man mußte die Negative ja nicht unbedingt vergrößern. Mit einem Bildchen im Format 6 x 9 cm war man damals ja schon zufrieden, in Schwarz-Weiß natürlich. Die vielen Bilder von damals habe ich noch heute; nicht daß es Ausstellungsfotos wären, aber die Menschen, die ich damals fotografierte, leben heute zum Großteil nicht mehr (aber sie sind nicht aus Gram über die Bilder gestorben, die ich von ihnen gemacht habe) und von ihnen ist zur Erinnerung meist nichts weiter geblieben als die Fotos, die ich von ihnen machte.

1958 habe ich so ziemlich mit dem ersten Geld, das ich verdiente, eine Voigtländer Vito BL gekauft. Das war eine massive Sucherkamera aus Leichtmetall mit einem Color-Skopar 3,5/50 und - Belichtungsmesser von Bewi, mit der damals ein jeder Amateur zufrieden war, der sich keine Leica oder Contax kaufen konnte. Mit der Vito BL habe ich glücklich vor mich hin fotografiert, aber eigentlich wollte ich eine Voigtländer Vitomatic IIa mit einem Entfernungsmesser, doch die konnte ich mir nicht leisten. Später dann, habe ich mir diesen Wunsch nachträglich erfüllt und gelernt, dass die Sehnsucht viel schöner ist als der Besitz.

1960 habe ich die Ersparnisse, die für eine Maturareise gedacht waren, zu der es nicht kam, in eine Rolleiflex T investiert und mich über die technische Qualität der Bilder, die ich machte, gefreut wie ein Schneekönig.

Bloß, Objektive konnte man keine wechseln, aber genau diese Eigenschaft habe ich erträumt. Daher habe ich sie in Zahlung gegeben.

Denn 1966 erfüllte ich mir einen lang gehegten Wunsch und kaufte mir eine Nikon F Photomic T, ein feines Stück japanischer Wertarbeit; die Kamera habe ich noch heute und sie funktioniert noch immer einwandfrei. Heute hätte ich freilich viel lieber die Nikon SP, die schönste aller Sucherkameras, aber die gab es damals nicht bei dem Büromaschinenhändler in Linz, der als Generalvertreter von Nikon fungierte. Und überhaupt: jeder wollte eine Spiegelreflexkamera. Dafür stehe ich heute noch gelegentlich vor den Auslagenscheiben von Gray's of Westminster in London, der regelmäßig gebrauchte Nikon SP verkauft, die in England (von den USA erst gar nicht zu reden) viel häufiger angeboten werden als in Österreich.

Aber elektronisch war sie nicht, die Nikon. Daher kaufte ich mir Jahre später zusätzlich eine Canon AE1, und dann noch Spiegelreflexkameras von Nikon, Pentax und eine Cosina (die Objektive waren ja so billig) und danach noch allerlei aus Plastik, das heute niemand mehr haben will, nicht einmal geschenkt. Eine Zeitlang hatte ich auf diese Weise eine ganze Sammlung von Fotoapparaten, auch eine Leicas M2 besaß ich eine Weile - sie war zwar durchaus nicht aus Plastik, aber wirklich überzeugt hat sie mich nicht.

Eines Tages dämmerte mir, dass ich mit all diesen vielen Kameras (samt Patent-Autofokus bei einigen) um nichts bessere Bilder machte als mit der alten Nikon F und da habe ich manches für ein Spottgeld verkauft, vieles verschenkt und anderes in die Donau geworfen. 

Eine Zeit lang hatte ich nur mehr die alte Nikon F mit Dellen und Schürfstellen, die keiner mehr kaufen würde und eine wesentlich jüngere Leica M4 samt einigen wenigen Objektiven. Auch die M4 ist inzwischen den Weg aller meiner Leicas gegangen, zum Leicashop. Sie wurde durch andere M-Leicas ersetzt.

Am liebsten fotografiere ich neuerdings an den M-Leicas mit einer Art Glasscherbe aus Japan mit 21 mm Brennweite, die zur Leica passt und wirklich schöne Bilder mit einem deutlichen Weitwinkeleffekt liefert. Auf diese Weise  belichte ich von Frühjahr bis Herbst eines jeden Jahres 5 oder 6 Kleinbildfilme im Monat, meist Dia-Filme. Bei Feiern und für Familienfotos verwende ich gelegentlich auch Negativfilme, meist von Fuji (viel Auswahl gibt es ja nicht mehr und viel Unterschied zwischen den Produkten der einzelnen Hersteller auch nicht). Besonders gerne mache ich mit Fomapan-Filmen aus Tschechien Schwarz-Weiß-Fotos. Diese Filme kann ich nur weiterempfehlen, sie sind jedenfalls in Tschechien billig zu haben und wirklich gut.

Obgleich ich noch Kameras für Filme verwende, in den letzten Jahren bin ich immer mehr zu digitalen Spiegelreflexkameras von Nikon umgestiegen - aber auch an der LEICA M8 konnte ich nicht vorbeigehen. Die Erben wird es <freuen>, denke ich, die den ganzen Kram verscherbeln dürfen, um zu ein wenig Geld zu kommen.

Außerdem lese ich Fotozeitschriften und denk' mir mein Teil über APS-System, über  Plastikkameras allgemein, den so genannten technischen Fortschritt in der Fotografie und vor allem den Fortschritt in der digitalen Fotografie. Außerdem ist mir inzwischen die simple Tatsache bewusst geworden, dass man fast alles, was der Normalmensch so fotografiert, auch mit Kameras aufnehmen kann, die älter sind als die meisten Fotografen, ohne dass die Bilder technisch schlechter wären. Und sind nicht die schönsten und wichtigsten Aufnahmen in der Geschichte der Fotografie mit Kameras entstanden, die heute keiner mehr benutzen möchte?

So habe ich mir in den letzten Jahren einige Wünsche erfüllt und habe in der Zwischenzeit auch einige wenige Kameras besessen, die ich mir vor 20 oder 30 Jahren nicht leisten konnte.

Unglücklicherweise sind die Aufnahmen, die ich mit den heutigen Elektronik-Wunderwerken mache, gestalterisch um nichts besser als die Aufnahmen mit den Altertümern. Doch selbst eine Mini-Sammlung befriedigt den Sammeltrieb.

 

 ©Peter Lausch/Zuletzt bearbeitet: 20.11.2001