Kamerabeschreibungen

Peter LAUSCH

   
 

Rollei Prego

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Leica-Story

Kameras

Gandy

   In der Entwicklung kompakter Sucherkameras wurde zu Anfang der 70er-Jahre ein Höhepunkt erreicht: Handliche japanische Sucherkameras mit Objektivendaten 1,9/40 oder 2,8/40, Entfernungsmesser und Blitzautomatik überschwemmten den Markt. Sie kosteten gutes Geld, aber sie waren ihr Geld wert. Einen schönen Überblick gibt Stephen Gandy (Link links).
   
   Mit dem Aufkommen der AF-Sucherkameras änderte sich das Angebot gewaltig: Weitwinkelobjektive mit den Daten 2,8/35 oder 3,5/35 mit Programmautomatik waren gefragt. Kein Wunder, die AF-Module waren nicht sehr genau, ein hochlichtstarkes Objektiv hätte bei größter Öffnung auch für unbedarfte Käufer sichtbare Unschärfe geliefert. Und sparen konnte man auch: diese Objektive waren einfach und billig herzustellen und die Kunden, die ohnehin bloß 9x12 cm große "Vergrößerungen" wollten, merkten den Unterschied zu Qualitätsoptiken nicht. Außerdem waren Plastikgehäuse weit billiger in Großserie herzustellen als Metallgehäuse aus 100 Einzelteilen, die irgendwer zusammenschrauben musste.
   
   Als die AF-Module der 2. oder 3. Generation kleiner waren, konnten auch die Kameras kleiner werden - außer sie hatten ein Zoom-Objektiv eingebaut, das Platz brauchte.
   
   Die Anfang der 90er-Jahre vorgestellte Rollei Prego ist sozusagen ein klassisches Beispiel für diesen Trend: voll aus Plastik, mit Rolleinar 3,5/35 mm, Programmverschluss zwischen den Linsen, mit AF-Modul und motorischem Filmtransport sowie motorischer Rückspulung. Die Batterie war ohnehin notwendig für den AF und die Belichtungsmessung, der Motor ein zugekaufter gekapselter Bauteil. Erzeugt konnte solch eine Kamera in Deutschland natürlich nicht wirtschaftlich werden. Sie wurde in Auftragsarbeit von Samsung in Korea rationell zusammengestellt. Da die Module genormt waren, hat die Prego eine Reihe von Eigenschaften, welche selten benutzt wurden: Serienbilder sind etwa möglich. Es gibt ähnliche Kameras von anderen Erzeugern - wen wunderts?
   
   Damit das Ganze wertiger aussieht, wurde in eine "bessere" Ausführung sogar ein Xenar aus 4 Linsen in 4 Gruppen von Schneider/Germany eingebaut. Das klassische Xenar bestand aus 4 Linsen in drei Gruppen, wie das Tessar von Zeiss und das Elmar von Leitz. Aber man kann auf alles einen Markennamen draufschreiben, wenn man ihn besitzt.
   
   Der Name Prego lebt in einer Reihe von kommerziell nicht überragenden Kameras fort; die eigentliche Prego wird längst nicht mehr erzeugt. Soweit noch funktionstüchtig, fristet sie wohl gelegentlich noch ein Dasein in einer Lade.
   

 

 

Technische Daten:
   Kleinbildkamera mit AF und Programmautomatik samt eingebautem Blitzlicht, geeignet fürs Aufhellblitzen. Graues, leicht verschmutzendes Plastikgehäuse; Durchsichtssucher ohne Parallaxenausgleich, aber Markierung für Parallaxenausgleich im Nahbereich und AF-Messfeld. Display auf der Gehäuseoberseite, Objektiv Rolleinar 3,5/35 mm oder, wie oben, Xenar 3,5/35 mm, bei ausgeschalteter Kamera ins Gehäuse eingefahren,  Verschlusszeiten von 1/2—1/500 Sekunde und B, Selbstauslöser mit 10 Sekunden Vorlaufzeit, Serienaufnahmen mit ca. 1 Bild/sec., Einstellbereich der Belichtungssteuerung von ISO 50 - 3200, DX-Abtastung, Filmeinzug, Filmtransport und Filmrückspulung automatisch, automatisch rückstellendes Bildzählwerk beim Öffnen der Rückwand. Gegen Aufpreis mit Datenrückwand (Kalender und Zeit).

   Gewicht: 195 g, Maße: 115x65,2x37,5 mm.

   Erzeugt wurde die Prego ab Anfang 1990. Preis der abgebildeten Variante Prego Xenar AF mit Datenrückwand je nach Erhaltungszustand ca.150 Euro, der Prego AF mit Rolleinar, ohne Datenrückwand ca. 250 Euro.-, da seltener. Preis anderer Varianten (mit Xenar oder Rolleinar, mit Datenrückwand, z. T. mit Macroeinstellung), dazwischen.

Erstellt am 5.10.2003

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