Gesellschaft der Lyrikfreunde
(Repräsentanz Wien)

 

 

Gedichte von Annemarie Koenigsberger

Irgendwo


Ein Vogel singt
irgendwo -
ein Reh trinkt
irgendwo -

Irgendwo
wird ein Wald gefällt
Gift strömt in ein grünes Feld
Irgendwo ...

Ruhelos suchen nun Vogel und Reh
ihre Heimar - irgendwo ...

Über die sterbende Erde
wandern sie von Irgendwo
nach Irgendwo ...

bis der Tod sie erlöst und es finster wird
über'm Nirgendwo ...

 


Die Krähe

Die Krähe ruft den Wind
der sich versteckt
und wie ein wildes Kind
plötzlich brausend
lachend Vögel und Blätter erschreckt -

Die Krähe ruft heiser in den Wind:
"Allein allein - sind wir alle allein
in den Zweigen allein
weinst du im Haus"
und der Wind antwortet:
"nein, du und ich
und der Baum und der Mensch
wir alle", flüstert der Wind,
"sind eins"

Manchmal

 

Manchmal wärmt ein Lichter-Brand
mein Innerstes
eine Sonne aus dem Unbekannt.

Erinnern steigt aus Tiefen ungeahnt.
Zeit fällt zusammen wie ein Kartenhaus -

Was einst war ist lebendig
rauschend wie ein ferner Wasserfall
gebiert versunkene Musik
die Melodien - und legt sie in mein Sein
mit Mutterhänden.

Zündet Feuerfunken und vergeht.

© Annemarie Koenigsberger

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