Gesellschaft der Lyrikfreunde
(Repräsentanz Wien)


 

 

Gedichte von Nikolaus Lebfrei

Ehe (du dich versiehst)

willst du mir die treue schwören?
kannst du viel zu viel entbehren?
möchtest du mich schweigen hören?
lässt du dich von mir belehren?!?

wärst du gestern da gewesen,
käme mein orgasmus heute später;
würdest du mein briefchen lesen,
erspartest du uns das gezeter.

verlier den halt nicht, nimm bedacht!
die erde dreht sich schneller als wir denken;
weshalb hast du mich ausgelacht?
kannst du dich aber gut verrenken!

dein letzter blick war nicht von sinnen -
ich hab dir doch gesagt: pass auf!
es geht hier nicht nur ums gewinnen;
nur wer verliert, zahlt eben drauf...


Seitenspringend

Erscheint mir nun
als ob die Gunst
der einen Stunde
nicht mehr war
als ein Trugbild
meines Wahnsinns
der mich überkam
als sich unsere Blicke
trafen um die Ecke
ohne Ring und Band
mit Charme und Sonne
beiläufig aber eingehend
verlegen einladend
zu Höherem strebend
sich rückhaltlos zuwendend
rücksichtslos einlassend
nach Mitternacht freilassend
am Morgen wie gewohnt
zu Hause nichts Neues
nur viel zu viel Arbeit
was sonst.

 

Weltbild

Weit und breit verdunkeln die Gedanken
die Werte derer, die sich darum ranken,
auf Kosten vieler zu gewinnen,
was Macht verspricht
und sehr besticht,
dem Übel zu entrinnen.

Wer ahnte schon, wie viele Leben liegen blieben
und dass deren Körper Sorgen trugen anstatt Schwerter.
Wer weiß, wie viele Kinder deshalb nicht mehr lieben,
welches kleine Herz noch weich ist, welches härter.

Wieso der Zukunft willen,
an die zu glauben Frevel ist?
Weshalb den Durst der Hoffnung stillen,
die man besser leugnet und vergisst?

Es gibt kein ja, kein nein, nur wie auch immer;
was bleibt uns außer Hoffnungstrümmer
einer maßlos hilflos wirkenden Version
der Welt voll Hass und Perversion.


 

ein(undaus)klang

ihre zarte seite
liegt am ende
meiner angewärmt
uns all umfassend

die körper schmiegen
sich entlang des lakens
purer nacktheit
die verbindet

wellen schlagen
kurzes zucken
rütteln, mucken
auf und nieder

wieder bleibt
der atem kurz
und sucht sich neue
wege ein und aus

nie mehr endend
wollten wir nur fühlen
es gibt kein wort
das uns beschreibt

vergiss den streit
verlier die sinne
erfahre und erfinde
höre auf zu denken

und genieße...

 

 

 

© Nikolaus Lebfrei

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