Seven Card Stud
Seven Card Stud: Eine Einführung
Schon lange bevor Texas Hold'em seinen unaufhaltsamen Siegeszug durch die USA und Europa antrat, wurde in den Casinos, auch in den staatlichen deutschen Spielbanken, Poker gespielt. Die Variante war Seven Card Stud. Es wurde als Limit-, Spread-Limit- und in einigen Casinos sogar als Pot-Limit-Variante angeboten. Wenn man Mitte der Neunziger Jahre den größten Pokerroom von Las Vegas, das Hotel Mirage, betrat, fand man in der Regel eine recht ausgewogene Mischung. An etwa 50 Prozent der Tische wurde Seven Card Stud gespielt, die andere Hälfte war mit Texas Hold'em belegt. Man fand weder No-Limit -Hold'em-Tische noch stand Pot-Limit Omaha auf dem Programm. Allerdings wurde in Amerika fast nur die Limit-Version angeboten.Heute ist Seven Card Stud leider etwas ins Abseits geraten, aber trotzdem ist es sehr lohnenswert, sich mit dem Spiel näher zu beschäftigen. Meist ist der Durchschnitt der technischen Spielstärke an einem Stud-Tisch wesentlich geringer als in einer Texas-Hold'em-Runde. Der Altersdurchschnitt ist wesentlich höher und viele dieser Spieler stehen mit modernen Informationstechnologien, wie dem Internet, geradezu auf dem Kriegsfuß. Sie haben sich meist nur sehr oberflächlich mit spieltheoretischen Konzepten auseinandergesetzt und begründen ihre einzelnen Spielzüge oft "aus dem Bauch heraus", mit ihrer Erfahrung. Beim Seven Card Stud findet man viele Calling Stations, also einen hohen Prozentsatz passiver Spieler, die sich bis zur letzten Karte mit ihrer marginalen Hand durchbeißen. Im deutschen Sprachgebiet haben sie sogar einen eigenen Namen bekommen: Die "Steinbeißer".
Wenn man unter gewinnorientierten Gesichtspunkten Poker spielen möchte, habe ich einen umso besseren Erwartungswert, je schlechter das strategische Niveau der Konkurrenten ist. Es ist schon allein aus diesen Gründen heraus ungeheuer lukrativ, sich mit Seven Card Stud auseinanderzusetzen und sich wenigstens Grundkenntnisse anzueignen.
Wenn man davon ausgeht, dass Poker ein Strategiespiel mit unvollständigen Informationen ist, trifft das auch für Seven Card Stud zu, allerdings gibt es keine andere Pokervariante, bei der man so viele Informationen über die Hand eines Mitspielers bekommt. Das Spiel verlangt von den Teilnehmern ein hohes Maß an Konzentrationsvermögen bei jeder einzelnen Hand. Im Laufe jedes Spiels sieht man eine beträchtliche Anzahl von offen ausgegebenen Karten und man sollte sie möglichst alle im Kurzzeitgedächtnis abspeichern können. Nicht nur die Karten, die man brauchen könnte, um seine eigene Hand zu verbessern, sondern auch jene, die zunächst scheinbar völlig unwichtig aussehen. Denn diese könnten sich im weiteren Verlauf des Spiels als Schlüsselkarten für den Gegner herausstellen, und dann kann es für eine Bet, einen Call oder Raise entscheidend sein, ob man weiß, dass diese Karte bereits aus dem Spiel ist. Das hört sich zunächst kompliziert und schwierig an, ist aber reine Übungssache. Es reicht schon aus, zwei oder drei Wochen lang zuhause jeden Tag eine halbe Stunde "Cardcounting" zu üben, und man erzielt beachtlich gute Ergebnisse. Es gibt aber auch eine Reihe von Memotechniken, mit denen man arbeiten kann. Literatur dazu findet sich im Internet und bei Amazon zur Genüge.
Regelerklärung zu Seven Card Stud
Heutzutage findet man kaum noch Pot-Limit-Stud-Partien und nur sehr selten Spread-Limit-Games. Bei der Regelerklärung beziehe ich mich deshalb ausschließlich auf die Limit-Version und gehe erst im letzten Kapitel "fortgeschrittene Konzepte" auf die beiden anderen Formen ein.
Das Spiel ist geeignet für zwei bis acht Spieler, in Ausnahmefällen kann auch mal mit neun Personen gespielt werden. Im Gegensatz zu Texas Hold'em gibt es weder Blinds noch einen Button. Damit zunächst ein Pot zustande kommt, bringt jeder Spieler vor dem Austeilen der ersten Karte einen Pflichteinsatz, die Ante.
Die erste Karte aus dem Deck bekommt immer der links vom Dealer, an Platz eins sitzende Spieler. Es werden an alle Teilnehmer zwei Karten im Uhrzeigersinn verdeckt ausgegeben und eine dritte, offene Karte.
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Die erste Setzrunde:
Danach erfolgt der erste Einsatz in Form einer "Forced Bet", eines Pflichtanspiels des Spielers, der die niedrigste offene Karte hält. Diese Forced Bet ist in der Regel niedriger als das untere Limit (Small Bet) des Tisches. Haben mehrere Spieler eine Karte des gleichen Wertes, beispielsweise eine Vier, offen liegen, wird nach Farbe entschieden. Pik ist die höchste Farbe, gefolgt von Herz. Danach kommt Karo und die niedrigste Farbe beim Pokern ist Kreuz. Aber für das Ermitteln einer Gewinnerhand spielen die Farben auch beim Seven Card Stud keine Rolle: Der unmittelbar links vom Forced-Bet-Platz sitzende Spieler ist nun als nächster an der Reihe. Er kann seine Hand folden, den Pflichteinsatz callen oder auf das untere der beiden Limits erhöhen. Entscheidet er sich für einen Call (des Foreced Bet), hat der nächste Spieler die gleichen Optionen. Wurde im Verlauf der Wettrunde bereits erhöht, kann der nächste Spieler neben einem Fold und einem Call der Small Bets auch einen Reraise machen. Der Betrag des Reraises kann nur um den festgelegten Wert des unteren Limits erfolgen.Zur Verdeutlichung hier ein Beispiel: Wir spielen $10/$20-Limit-Seven-Card-Stud. Die Ante beträgt $2 und die Forced Bet ebenfalls $2. Die niedrigste offene Karte hält Spieler A mit der offenen
. Er bringt den Pflichteinsatz in Höhe von $2. Spieler B sitzt links von ihm und callt $2. Spieler C raist auf $10, er macht ein sogenanntes Complete. Wenn Spieler D jetzt raisen möchte, kann er exakt um $10 auf insgesamt $20 erhöhen.
Fast alle Limit-Versionen werden mit einem "Cap" gespielt. Das Cap greift bei Seven Card Stud nach insgesamt vier Erhöhungen. In unserem Beispiel kann also maximal auf $40 erhöht werden, danach sind weitere Reraises nicht mehr zulässig.Fourth Street: Wenn die Setzrunde abgeschlossen ist, gibt der Dealer jedem noch im Spiel verbliebenen Teilnehmer eine weitere offene Karte, die "Fourth Street".
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Die zweite
Setzrunde:
Im Gegensatz zur Eröffnungsrunde muss jetzt der Spieler mit der höchsten offenen Kartenkombination zuerst sprechen. Dabei zählt ein bereits gebildetes Paare höher als z.B. ein offenes As. Und hat ein Spieler bereits ein Paar offen liegen, greift eine Sonderregel: In diesem Fall kann jeder Spieler bereits die Big Bet (also das obere Limit des Tisches) setzen oder um diese erhöhen.
Liegt kein Paar offen, kann der Spieler mit der höchsten Karte checken oder setzen. Will er anspielen, muss er das untere Limit, in unserem Beispiel also $10, bringen. Nach einem Anspiel können die nächstfolgenden Spieler erneut folden, callen oder erhöhen, wobei auch hier wieder das Cap greift, in diesem Fall aber maximal drei Erhöhungen (denn das Complete, also den ersten Raise auf den vollen Small Bet, gibt es in dieser Setzrunde nicht mehr). Allerdings kann das Verfahren, wann es zum Cap kommt, von Casino zu Casino unterschiedlich sein. Man sollte sich daher vor dem Spiel kurz informieren, wie es gehandhabt wird.
Spielt der Spieler mit der höchsten Karte nicht an (checkt also), dann ist der nächste Spieler im Uhrzeigersinn an der Reihe.Fifth Street: Im Anschluss daran gibt es an alle noch in der Hand befindlichen Spieler eine weitere offene Karte, die "Fifth Street".
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Die dritte
Setzrunde:
Bei der jetzt folgenden Setzrunde wird auf das obere Limit, also $20, umgestellt. Will ein Spieler jetzt eine Bet tätigen, muss er exakt $20 bringen und wenn ein Teilnehmer erhöhen möchte, kann er dies ausschließlich in Form von weiteren $20 machen.Sixth Street: Sobald die Setzrunde vorbei ist, gibt der Dealer eine vierte offene Karte, die "Sixth Street" aus.
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Die vierte
Setzrunde:
Die sich anschließende Setzrunde verläuft genauso wie auf der Fifth Street.Seventh Street: Die letzte, siebte Karte beim Seven Card Stud wird nach Abschluss der Setzrunde jetzt geschlossen gedealt. Man nennt sie "Seventh Street", oft aber auch, genau wie beim Texas Hold'em, "River".
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Die fünfte
Setzrunde:
Es folgt noch eine abschließende Setzrunde im oberen Limit und sobald sie beendet ist, kommt es zum Showdown. Für den Showdown werden immer die bestmöglichen fünf Karten aus den eigenen insgesamt sieben Karten bewertet. Gewinner ist derjenige, der die höchste Pokerhand zeigen kann. Wie bei allen anderen Pokerspielen auch zählt für den Showdown die Wertigkeit der Farbe nicht. Wenn beispielsweise zwei oder mehr Spieler eine gleich große Straight haben, wird der Pot durch die Anzahl der Spieler ohne Rücksicht auf die Farbe geteilt. Im Gegensatz zum Texas Hold'em können beim Seven Card Stud zwei Spieler einen gleich hohen Flush in zwei unterschiedlichen Farben haben.Spieler A zeigt im Showdown
Spieler B zeigt im Showdown![]()
Ohne darauf Rücksicht zu nehmen, dass Pik höher bewertet ist als Herz, wird der Pot geteilt.
Jetzt kennen Sie die Regeln des Seven Card Stud.