Kaisermühlen, Teil des 22. Wiener Bezirks (bis 1938 des 2. Bezirks)
zwischen Donaustrom (bzw. Hubertusdamm und Kaisermühlendamm) und Alter Donau
erstmals 1674 unter der Bezeichnung "Hof- und Kaisermühlen"urkundlich erwähnt
Name nach den damaligen kaiserlichen Schiffsmühlen an einem Donauarm
Ursprünglich - Ansiedlung von Mühlenbesitzern und -pächtern, Flößern, Schiffern und Fischern im Augürtel
erst nach der Stromregulierung (ab 1875) erfolgte der wirtschaftliche Aufstieg und Ausbau von Kaisermühlen - Wohnsiedlung mit großen Gemeindebauten (Goethehof); Strandbäder ( Gänsehäufel) und Wassersportanlagen an der Alten Donau; Donaupark; UNO-City (1979).
Geschichte:
Kaisermühlen war bis 1850 eine eigenständige Gemeinde und ist heute ein Stadtteil Wiens im 22. Wiener Gemeindebezirk Donaustadt.
Das 1674 erstmals urkundlich erwähnte Kaisermühlen lag ursprünglich am rechten Ufer der damals noch unregulierten Donau. Bei der Eingemeindung im Jahre 1850 wurde Kaisermühlen aufgrund der Lage ein Teil des neuen 2. Wiener Gemeindebezirkes, Leopoldstadt. Nach der Donauregulierung von 1870-1875 jedoch befand sich Kaisermühlen plötzlich am linken Ufer der Donau. Das führte auch dazu, dass die Schiffmühlen, die diesem Gebiet den Namen gaben, nach und nach abwanderten. Diese Schiffmühlen verloren dann durch die Industrielle Revolution an Bedeutung und verschwanden schließlich gänzlich. (Eine nach alten Plänen nachgebaute Schiffmühle kann heute wieder in Orth an der Donau besichtigt werden.)
Im Jahre 1938 kam der Stadtteil schließlich zum 22. Bezirk Groß-Enzersdorf, einem Teil des neuen Groß-Wien. Seit dem Jahre 1954 bildet Kaisermühlen mit sieben weiteren ehemaligen Gemeinden den Bezirk Donaustadt.
Verbunden werden die beiden Donauufer zusammen mit dem früheren Überschwemmungsgebiet, das durch die künstlich angelegte Donauinsel ersetzt wurde, auf der Höhe Kaisermühlens durch die Reichsbrücke. Ursprünglich wurde sie als Kronprinz Rudolf Brücke errichtet (1872-76), 1937 neu errichtet und nach dem Einsturz am 1. August 1976 im Jahr 1980 abermals neu errichtet. Zum 25-jährigen Bestehen der jetzigen Reichsbrücke wurde diese im Jahr 2005 einer gründlichen Renovierung unterzogen.
Schon 1877 entstand die Volksschule auf dem Schüttauplatz.
In der Zwischenkriegszeit entstand ein Elendsviertel das "Bretteldorf" genannt wurde. Darunter verstand man eine Vielzahl von Baracken ohne Kanalisation und Straßenbeleuchtung. Wasser gab es aus dem Hydranten. Es befand sich auf dem Gelände des heutigen Donauparks.
Ganz in der Nähe befand sich das "Fahnenstangenwasser", das jahrelang als städtische Mülldeponie verwendet wurde.
1964 wurde es saniert und als Teil der
"Wiener Internationalen Gartenschau 1964"
(kurz WIG genannt) umgestaltet.
Wie es früher war:
Wie bereits weiter oben beschrieben, lebten in Kaisermühlen Mühlenbesitzer, Flößer, Schiffer und Fischer. Sie alle lebten von der Donau.
Diese Unterkünfte waren durch die direkte Lage am Strom sehr gefährdet.
Darum wurden nur einfache Holzhütten aufgestellt, die nach einem Hochwasser schnell wieder aufgebaut werden konnten.
Nach der Donauregulierung und dem dadurch verursachten Verschwinden der Schiffsmühlen, mussten sich die Bewohner um andere Arbeitsmöglichkeiten umsehen.
Es entstanden Betriebe, die große Mengen an Wasser benötigten. Dazu zählten Wäschereien, Putzereien und eine Färberei. Dort gab es für die Arbeiter nur wenig Lohn. Daher kam es bald zur Bezeichnung "Hungerinsel".
Zur Zeit, als Kühlschränke noch nicht erfunden waren, gab es im Winter (1873 - 1921) den Beruf des "Eisschneiders".
Die gefrorene "Alte Donau" wurde zwischen Kagraner Brücke und dem Gänsehäufel parzelliert (= eingeteilt). Mit einer Säge schnitt man große Eisblöcke heraus.
Diese wurden in Schuppen gebracht, die mit Stroh ausgekleidet waren. Die Vorräte hielten bis in den Frühling.
Die Hauptschifffahrtsrinne der Donau war dort, wo heute die "Alten Donau" ist.
Bis 1874 befand sich die Schiffstation für die Passagierdampfer nahe der heutigen Gänsehäufelbrücke.
Schon während der Donauregulierung baute man Häuser. Es war jetzt relativ klar, dass der Ort künftig vor Hochwasser sicher sein würde.
Besonderheiten:
Florian Berndl
Er wurde 1858 in NÖ geboren und war ein Naturheilkundler.
Florian Berndl lebte selbst in einer Hütte am Bisamberg und gilt als Begründer des Gänsehäufels.
Er starb im Jahre 1934. Die Florian Berndl Gasse erinnert an ihn.
Goethehof
Die nach dem Dichter Johann Wolfgang von Goethe benannte Wohnhausanlage entstand in den Jahren 1928 bis 1930.
Erbaut nach Plänen von Hugo Mayer, Rudolf Fraß, Viktor Mittag, Karl Hauschka, Heinrich Schopper, Alfred Chalousch
und Johann Rothmüller, zum Teil Schüler Otto Wagners, fand die Eröffnung des Goethehofs 1932 statt.
Der Großwohnblock der Gemeinde Wien steht am linken Donauufer am Beginn der Schüttaustraße. Das Areal war ursprünglich
eine Insel im Aubereich am nördlichen Ufer des heutigen Flussverlaufes, die im Zuge der Donauregulierung in den 1870er
Jahren verschwand. Gegliedert ist der Gemeindebau in drei Höfe, Promenadenwege verbinden die Stiegen miteinander.
Ursprünglich barg die Anlage über 700 Wohnungen. Im westlichen Hof findet sich das freistehende Kindergartengebäude, im
östlichen Seitenhof wurde zusätzlich ein langer Wohnblock errichtet.
Einige Kunstwerke wie Fassadenfiguren oder die Sonnenuhr mit keramischen Tierkreiszeichen zieren das Bauwerk.
Im Februar 1934 war der Goethehof stark umkämpft und galt als die letzte Bastion des Republikanischen Schutzbundes. Eine Gedenktafel
erinnert an die Ereignisse des Bügerkrieges.
Kaisermühlen - heute:
Nach der Regulierung unter Kaiser Franz Joseph wurde weiter an der Sicherheit für die Wiener gearbeitet.
Die Donau bekam nicht nur ein neues Flussbett, sondern vorerst auch ein Überschwemmungsgebiet und einen Schutzdamm.
Ein wenig später begann man mit den Arbeiten zum Entlastungsgerinne.
Die Hauptaufgabe der Neuen Donau ist es, einen absoluten Hochwasserschutz für Wien zu bieten.
Gleichzeitig wurde ein neues Erholungsgebiet mitten in Wien geschaffen - die Donauinsel.
Durch UNO-City, Donaupark und Donauturm wurde Kaisermühlen sehr bekannt.
Auch die beliebte Fernsehserie "Kaisermühlenblues" trug dazu bei.
In den letzten Jahren entstanden rund um die UNO-City und entlang der Wagramer Straße viele neue Wohn- und Bürohochhäuser.
Durch den Bau der U-Bahn gelangt man in nur wenigen Minuten von Kaisermühlen in die Innenstadt von Wien.