Michael Aharon Schüller's Private Office
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NZZ-G nicht bearbeitet!
1) EU-Finanzminister klären Zinssteuer-Details (NZZ 13.4.) mehr...
Ein Nachziehen der Schweiz erwartet
2) Steuerbeschlüsse des Jobgipfels (HB 13.4.) mehr...
Union rückt von Steuersenkung ab
3) Ein kritischer Geist (HB 13.4.) mehr...
Kein Leisetreter in Sachen Gerechtigkeit
Wolfgang Spindler, neuer Leiter des BFH
4) Grundsatzrede (HB 13.4.) mehr...
Müntefering geißelt Macht des Kapitals
dazu Kommentar
5) Umfrage: Fast 40 Prozent haben Angst vor Armut (HB 13.4.) mehr...
Deutsche legen wenig für Finanznöte zurück
6) Kutzer's Corner (HB 13.4.) mehr...
Die globalen Giganten
7) Anleger können von Skaleneffekten profitieren (HB 13.4.) mehr...
Bankspesen für Publikumsfonds sinken
8) Österreichs Opfer von 1938-1945 (WZ 13.4.) mehr...
370.000 starben unter NS-Regime
9) Jeder fünfte Bauer findet keinen Nachfolger (Standard 13.4.) mehr...
Vor allem kleinere Betriebe betroffen
Jungbauern fordern Unterstützung bei Ausbildung, Beratung, Finanzierung
10) Treichl: Zwei Millionen fürs Treubleiben (13.4.) mehr...
Erste-Bank-Chef war 2004 damit Österreichs Spitzenverdiener
Gesamtvorstand erhielt 2004 mit elf Millionen Euro doppelte Gage
11) Die kleinen Krieger des Michael Groß (Standard 13.4.) mehr...
Ein Simmeringer verkauft lebende Pestizide - erst subventioniert, jetzt auf eigenen Füßen
12) Zunehmende Gefahren in Ungleichgewichten (HB 13.4.) mehr...
IWF erwartet Wachstumsrückgang
13) Diesen Artikel vorlesen (HB 13.4.) mehr...
BND sieht „erhebliches Problempotenzial“
14) ROUNDUP: IWF senkt Deutschland-Prognose - Berlin aber auf richtigem Weg (13.4.)
mehr...
15) Die Briten planen ersten 50-jährigen «Linker» (NZZ 13.4.) mehr...
Populärer Inflationsschutz
1) EU-Finanzminister klären Zinssteuer-Details (NZZ 13.4.) nach
oben
Ein Nachziehen der Schweiz erwartet
Ht. Brüssel, 12. April
Der EU-Finanzministerrat (Ecofin) hat am Dienstag in Luxemburg letzte offene Fragen zur Anwendung der EU-Richtlinie zur
grenzüberschreitenden Zinsbesteuerung bereinigt, was auch Auswirkungen auf die Umsetzung des
Zinsbesteuerungsabkommens Schweiz - EU hat. Zugleich bekräftigten die Minister laut Angaben des österreichischen
Finanzstaatssekretärs Finz ihren Willen zur Einführung der Zinsbesteuerung per 1. Juli. Voraussetzung bleibe, dass alle
Drittstaaten die einschlägigen Abkommen mit der EU ratifiziert hätten. Fünf Drittstaaten (Schweiz, Liechtenstein, Monaco, San
Marino, Andorra) sowie die abhängigen und assoziierten Gebiete Grossbritanniens und der Niederlande sollen die
Zinsbesteuerung zeitgleich zu den EU-Staaten einführen. Die Ratifikation der einschlägigen Verträge durch Monaco und
Liechtenstein steht noch aus, soll aber rechtzeitig erfolgen. Auch habe London erneut ein rechtzeitiges Mitziehen seiner
«Gebiete» (z. B. der Kanalinseln) garantiert.
Klarstellung zu Anlagefonds
Unter der EU-Richtlinie und den Verträgen mit den Drittstaaten wird die Besteuerung von Zinserträgen natürlicher Personen
mit Steuerwohnsitz in einem (anderen) EU-Staat durch einen Informationsaustausch zwischen den Steuerbehörden oder die
Erhebung einer Quellensteuer (Schweiz u. a.) sichergestellt. Bei den beiden Umsetzungsfragen ging es zum einen um die
Behandlung von Zinserträgen, die vor dem 1. Juli auflaufen, aber erst danach ausbezahlt werden. Vereinbart wurde eine
«periodengerechte» Anwendung, wonach pro rata nur die ab dem 1. Juli auflaufenden Zinsen erfasst werden. Zum andern wurde
die Behandlung von Anlagefonds geklärt. Die EU-Richtlinie erfasst nur Zinserträge (aus Anleihen, Staatspapieren usw.), nicht
aber Dividenden u. Ä. Ausschüttungen von Anlagefonds sowie Erträge aus Verkauf, Rückzahlung oder Einlösung von
Fondsanteilen können ausgeschlossen werden, wenn ein Fonds höchstens 15% seines Vermögens in Papiere anlegt, die der
Zinsbesteuerung unterstehen. Umstritten war, ob diese «de minimis»-Regel nur - wie vor allem von Luxemburg und Österreich
verlangt - für direkte oder auch für indirekte Investitionen gilt, also etwa auch für Anlagen in andere Fonds, die ihrerseits
zinstragende Titel halten. Der Ecofin entschied sich für den Einbezug der indirekten Anlagen, was die legalen
Umgehungsmöglichkeiten einschränkt.
Drittstaaten sollen mitziehen
Die Mitgliedstaaten, die EU-Kommission bezüglich der involvierten Drittstaaten und Grossbritannien sowie die Niederlande
bezüglich der erwähnten Gebiete werden schriftliche Garantien abgeben bzw. einholen, dass sich alle Parteien an beide
Klarstellungen halten werden. Der zweite Entwurf der einschlägigen Schweizer Wegleitung enthält zu den Anlagefonds noch
abweichende, aber als provisorisch bezeichnete Regeln. Bereits im Vorfeld hat Bern signalisiert, man werde übernehmen, was
in der EU Standard sei.
Im Juni will der Ecofin abschliessend prüfen, ob alle Beteiligten die erwähnten Umsetzungsgarantien abgegeben haben. Die
Klarstellungen vom Dienstag dürften wenigstens ein Stück weit Branchenbedenken ausräumen: Die European Banking
Federation (FBE) und die European Fund and Asset Management Association (EFAMA) hatten dem Ecofin im Vorfeld in
einem Brief ihre «tiefe Sorge» über Verzögerungen bei der Umsetzung der Vorgaben in nationales Recht und über offene
technische Fragen mitgeteilt, ohne aber eine Verschiebung des Startzeitpunkts zu verlangen.
2) Steuerbeschlüsse des Jobgipfels (HB 13.4.) nach
oben
Union rückt von Steuersenkung ab
Die Chancen auf eine Umsetzung der Jobgipfel-Beschlüsse zur Steuersenkung für Unternehmen sind erheblich gesunken. Der
parlamentarische Geschäftsführer der CDU/CSU-Fraktion, Norbert Röttgen (CDU), nannte das Konzept von
Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD) zur Finanzierung der Körperschaftsteuersenkung von 25 auf 19 Prozent „unseriös“.
HB/dri BERLIN. Im Kreis der unionsregierten Bundesländer hieß es, Eichels Rechnung sei „ein Affront“: Danach müssten vor
allem die Länder die Kosten der Reformen tragen. Offiziell wollten sich die Unions-Finanzminister allerdings vor Abschluss
einer gemeinsamen Bewertung nicht äußern. Sie soll spätestens kommende Woche vorliegen. (s. auch am Ende dieses
Artikels „Steuerbeschlüsse des Jobgipfels“).
Nach Eichels Rechnung sind die Gemeinden die Gewinner der Reformen mit 818 Mill. Euro, während die Länder auf 549 Mill.
Euro und der Bund auf 267 Mill. Euro Steuereinnahmen jährlich verzichten müssten.
Der Vorteil für die Gemeinden ergibt sich aus Eichels Annahme, dass als Folge der Steuersenkung die Unternehmen ihre
Gewinne wieder stärker in Deutschland versteuern. Dies soll Steuermehreinnahmen aus der Körperschaft- und der den
Gemeinden zustehenden Gewerbesteuer von 3,3 Mrd. Euro einbringen. Der Vorteil für die Gemeinden in Eichels Konzept läge
noch um eine Mrd. Euro höher, wenn Eichel dies nicht durch eine Änderung der Gewerbesteuerumlage zu Gunsten des
Bundes verhindern würde. Diese Änderungsabsicht wiederum stößt auf Widerstand der Gemeinden.
In der Koalition spitzte sich ebenfalls der Streit um die Reform zu. Die Grünen-Finanzexpertin Christine Scheel und
Grünen-Chef Reinhard Bütikofer bezweifelten, dass die Unternehmen ihre Gewinne so stark wie von Eichel angenommen
wieder in Deutschland versteuern werden. Bütikofer forderte am Dienstag „zusätzliche Maßnahmen“. Dies verärgerte die
Sozialdemokraten. „Wir sind darüber nicht sehr amüsiert“, sagte Eichels Sprecher, nachdem Röttgen die Grünen als
Kronzeugen für die „Unseriosität“ genannt hatte.
Erstmals äußerte auch ein SPD-Finanzminister Zweifel an Eichels Konzept. Steuerausfälle könne sich kein Land leisten,
sagte Gernot Mittler aus Rheinland-Pfalz. „Es muss noch weiter geprüft werden, ob alle vernünftigen Potenziale zur
Gegenfinanzierung ausgeschöpft sind.“
Der scharfe Ton in der Debatte hat die Wirtschaft alarmiert. „Der Schaden eines Scheiterns wäre riesig“, mahnte Ludwig Georg
Braun, Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) Rot-Grün wie Union. „Reformen sind jetzt trotz
aller Wahlen oberste Politikerpflicht“, sagte er dem Handelsblatt: „Nicht nur, dass die beabsichtigte positive Wirkung sich in ihr
Gegenteil verkehren würde – das Vertrauen in die Politik würde weiter abnehmen.“
Die CSU stellte am Dienstag geschlossen den Umfang der Körperschaftsteuersenkung in Frage. Auch Michael Glos, Chef der
CSU-Landesgruppe im Bundestag, verlangte am Dienstag ebenso wie Stoiber eine geringere Senkung des Steuersatzes.
Vergangene Woche hatte Glos noch gesagt, dass eine volle Gegenfinanzierung nicht das alles entscheidende Kriterium sein
sollte. Eine geringere Körperschaftsteuersenkung lehnte allerdings Eichel als „nicht zielführend“ ab. „Damit bliebe Deutschland
mit seiner Gesamtbelastung im internationalen Bereich weiter in der Spitzengruppe“, heißt es in seinem Konzept.
Bei den Unternehmen macht sich nach Aussage von DIHK-Präsident Braun die Sorge breit, „statt weniger Steuern für mehr
Jobs könnte es am Ende nur eine große Koalition für beschäftigungsfeindliche Mindestlöhne geben“. Er wies zudem darauf hin,
dass von „elementarer Bedeutung für den Jobmotor Mittelstand“ die Reform der Erbschaftsteuer sei. Sie könnte den
Generationenwechsel im Mittelstand erheblich erleichtern, so Braun.
Der Gesetzentwurf des bayrischen Finanzministers zur Erbschaftsteuer sieht vor, dass allen Unternehmenserben nach zehn
Jahren die Erbschaftsteuer erlassen wird, wenn sie den Betrieb weiterführen. Die Steuerausfälle von 600 Mill. Euro jährlich
müssten ebenfalls die Länder tragen. Wie in Kreisen der Länder zu hören war, lehnen zahlreiche Unionsregierungen die Reform
deshalb ab.
Steuerbeschlüsse des Jobgipfels
* Hehre Ziele: Auf dem Jobgipfel am 17. März hatten Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD), Vizekanzler Joschka Fischer
(Grüne) und die Unionsspitzen Angela Merkel (CDU) und Edmund Stoiber (CSU) drei Steuerbeschlüsse gefasst: die
Körperschaftsteuer für Kapitalgesellschaften zu senken, für Personengesellschaften die Gewerbesteueranrechnung zu
verbessern und die Erbschaftsteuer für Unternehmenserben nach zehn Jahren zu erlassen, wenn die Firma weitergeführt wird.
* Finanzierung: Finanziert werden sollen die Pläne größtenteils durch die Abschaffung von Steuerspar-Fonds. Zudem hofft
die Regierung, dass Firmen ihre Gewinne wegen der niedrigeren Sätze wieder in Deutschland versteuern.
HANDELSBLATT, Mittwoch, 13. April 2005, 09:38 Uhr
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3) Ein kritischer Geist (HB 13.4.) nach oben
Kein Leisetreter in Sachen Gerechtigkeit
Wolfgang Spindler, neuer Leiter des BFH
Von Jan Keuchel, Handelsblatt
Dass er zu den großen Steuerrechtlern in Deutschland gehört, lässt sich getrost behaupten. An seiner Wirkungsstätte, dem
Bundesfinanzhof (BFH) in München, überragt Wolfgang Spindler in punkto Körpergröße nahezu jeden Kollegen.
HB DÜSSELDORF. Der große Graue mit dem sauber gezogenen Seitenscheitel, der Silberrandbrille, meist im blauen Anzug
gekleidet, ist nicht zu übersehen, wenn er Journalisten auf der jährlichen Pressekonferenz Rede und Antwort steht.
Ebenso wenig, wie er dabei zu überhören ist. Die tiefe Stimme des BFH-Vizepräsidenten verleiht seinem Auftritt stets etwas
von wohltemperierter Selbstsicherheit mit einem Schuss Sendungsbewusstsein. Dass das in der Vergangenheit immer
häufiger zu beobachten war und Spindler dabei wie der eigentliche Gerichtspräsident wirkte, erscheint nun kein Zufall mehr.
Gestern wurde bekannt, dass der 59-Jährige im Juni an die Spitze des Gerichts aufrückt.
Ob der hoch gewachsene Mann – dessen fachliche Reputation unbestritten ist – auch ein großer Präsident sein wird, muss er
erst noch beweisen. Ein bequemer wird er wohl nicht. Mit kritischen Tönen gegen die Bundesregierung hat Spindler in der
Vergangenheit nicht gegeizt. Sei es, als er dem Gesetzgeber vorwarf, BFH-Urteile zu spät im Bundessteuerblatt zu
veröffentlichen. Erst dann können sich die Bürger darauf berufen. Sei es, als er der Regierung einen zu lockeren Umgang mit
dem Vertrauensschutz attestierte, weil deren Gesetze immer häufiger rückwirkend in Rechtspositionen der Bürger eingriffen.
Ärger bereitete Spindler dem Bundesfinanzminister zudem mit Taten. So prangerte sein 9. Senat im „Tipke“-Verfahren die
aktuelle Besteuerungspraxis bei Spekulationsgewinnen als verfassungswidrig an – und wurde am Ende vom
Bundesverfassungsgericht weitgehend bestätigt.
Dem BFH dürfte diese demonstrierte Unabhängigkeit gut tun. Die noch amtierende Präsidentin Iris Ebling hatte sich zu selten
mit Kritik am Gesetzgeber hervorgewagt – was ihr im eigenen Haus hinter vorgehaltener Hand auch den Vorwurf der
Leisetreterei einbrachte. Spindler, im Sternzeichen des Widder geboren, könnte nun die Reihen zu Präsidenten wie Klaus
Offerhaus und Franz Klein schließen, die gerne auch mal der Politik die Hörner zeigten, wenn es um die Verteidigung der
Steuergerechtigkeit und um Steuervereinfachung ging.
An fachlichen Qualitäten wird es dem Juristen sicher nicht fehlen. Spindler ist Steuerrechtler durch und durch. Nach dem
Studium in Freiburg und Bonn hat er seine Karriere in der Finanzverwaltung von Nordrhein-Westfalen gestartet, wurde später
Richter am Finanzgericht Düsseldorf bevor er zum Bundesfinanzhof kam. Der 9. Senat, den er heute leitet, ist für
Einkommensteuer zuständig, insbesondere für die Besteuerung von Einkünften aus Vermietung und Verpachtung. Zudem hat
sich der engagierter Jurist mit zahlreichen Fachartikeln, Vorträgen und als Buchautor hervorgetan.
Aber auch persönlich attestieren Kollegen dem gebürtigen Essener guten, weil kommunikativen Stil. So soll Spindler ein
ausdrücklicher Freund intensiver Rechtsgespräche mit den Beteiligten sein – bei Gericht wegen des erhöhten Zeitaufwands
keineswegs eine Selbstverständlichkeit. An Rückhalt in den eigenen Reihen wird es dem Vater zweier Söhne daher kaum
mangeln. Nicht umsonst galt Spindler als Wunschkandidat seiner Kollegen.
HANDELSBLATT, Mittwoch, 13. April 2005, 09:53 Uhr
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4) Grundsatzrede (HB 13.4.) nach oben
Müntefering geißelt Macht des Kapitals
HB BERLIN. SPD-Chef Franz Müntefering hat das Vorgehen internationaler Finanzunternehmen als Gefahr für die Demokratie
bezeichnet und sich zur Rolle des Staates als Garant sozialer Schutzrechte für den Menschen bekannt.
In einer Debatte über das geplante neue Grundsatzprogramm der SPD kritisierte Müntefering am Mittwoch in Berlin das
Menschenbild des privatwirtschaftlichen Handelns: "Ökonomie (...) kalkuliert die Menschen zwar ein, aber nur in Funktionen:
als Größe in der Produktion, als Verbraucher oder als Ware am Arbeitsmarkt.“ Ohne einzelne Firmen zu nennen, sagte der
SPD-Chef: "Diese abstrakte Logik schlägt sich konkret im Handeln von bestimmten Finanz-Unternehmen nieder: Die
international forcierten Profit-Maximierungs-Strategien gefährden auf Dauer unsere Demokratie."
"Staatsskepsis ist ein Irrweg"
Er fügte hinzu: "Unsere Kritik gilt der international wachsenden Macht des Kapitals und der totalen Ökonomisierung eines
kurzatmigen Profit-Handelns." Durch diese Entwicklungen würden der einzelne Mensch aus dem Blick geraten und die
Handlungsfähigkeit des Staates rücksichtslos reduziert, was sein Ansehen bei den Bürgern belaste. Müntefering rief die
Unternehmen auf, im eigenen Interesse und aus ihrer Verantwortung für Mitarbeiter und Standort solchen Entwicklungen
entgegen zu treten.
Der SPD-Vorsitzende bekannte sich ausdrücklich zum gestaltenden und schützenden Handeln des Staates und wandte sich
scharf gegen Kritik an seiner Funktion: "Mancher putzt sich gerne die Füße an ihm ab und macht ihn zum Synonym für eine
Krake und Bonzen, für Bürokratie und für Unfähigkeit." Ohne einen Adressaten für seinen Vorwurf zu nennen, fügte er hinzu:
"Manche fordern den schlanken Staat und wären doch nicht böse, wenn er denn verhungerte“ Müntefering meinte: "Die
Staatsskepsis ist ein Irrweg. Die Staatsverachtung ist eine Gefahr“, da der Staat die Demokratie ermögliche und das
Zusammenleben der Gesellschaft organisiere.
HANDELSBLATT, Mittwoch, 13. April 2005, 13:57 Uhr
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dazu:
Kommentar: Die Macht des Unsinns
Von Bernd Ziesemer
Seit die Meinungsumfragen eine krachende Niederlage der SPD bei den Landtagswahlen in Nordrhein-Westfalen signalisieren,
feuert Parteichef Franz Müntefering rhetorische Breitseiten gegen die „Macht des Kapitals“. Das passendere Motto für seine
Grundsatzrede wären allerdings die Worte „die Macht der ökonomischen Unvernunft“ gewesen. Was Müntefering an konkreten
Vorschlägen hervorholt, von Mindestlöhnen bis Einschränkung der Dienstleistungsfreiheit in Europa, würde die Arbeitslosigkeit
in Deutschland erhöhen.
Die eigentliche Gefahr aber liegt woanders: Müntefering und Genossen eröffnen einen neuen populistischen Wettlauf wie im
vergangenen Bundestagswahlkampf. Wenn sich die CDU/CSU aus Ängstlichkeit und Opportunismus darauf einlässt, wie man
befürchten muss, wird das Klima für weitere Reformen noch schwieriger.
HANDELSBLATT, Mittwoch, 13. April 2005, 13:46 Uhr
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5) Umfrage: Fast 40 Prozent haben Angst vor Armut (HB 13.4.) nach
oben
Deutsche legen wenig für Finanznöte zurück
Mehr als ein Drittel der Deutschen lebt in der Sorge, künftig unter die Armutsgrenze zu rutschen.
rez FRANKFURT/M. Für besonders gefährdet halten sich Arbeitslose, Geschiedene und Studenten. Als größte Gefahren
gelten Berufsunfähigkeit und Krankheit. Bislang haben die Bundesbürger für finanzielle Notlagen nur wenig Vermögen gebildet
und vertrauen vor allen auf die Hilfe der Familie, wie eine repräsentative Umfrage des Finanzunternehmens Delta Lloyd und des
FAZ-Instituts unter 1 000 Erwachsenen ergab. Zwei Drittel der Deutschen wollen und können jedoch nach einer Studie der
Finanzberatung Plansecur sparen, um im Alter nicht mittellos da zu stehen.
Zwar sei das Armutsrisiko in Deutschland im internationalen Vergleich noch relativ niedrig, zumal auch die staatliche Rente
noch relativ hoch sei, sagte Frans van de Veer, der Vorstandsvorsitzende von Delta Lloyd. „Die Erkenntnis, dass Eigenvorsorge
wichtig ist, ist bei den Deutschen angekommen, aber an der Umsetzung mangelt es noch“, meint er mit Verweis auf die
Umfrage. Derzufolge verlassen sich mit Blick auf Finanznöte nur gut zehn Prozent auf eigenes Vermögen, mit Blick auf Armut
im Alter sogar nur 1,3 Prozent. Als wichtigste Stütze für Notfälle nennt jeder Vierte Lebenspartner, Eltern und Kinder. Im Alter
wollen sogar 60 Prozent auf die Kinder vertrauen, gut ein Drittel auf den Partner. Zwei Drittel der Befragten rechnet aber damit,
dass die heute noch von vielen als hoch eingestufte gesellschaftliche Solidarität deutlich geringer wird. Folglich müssten die
Deutschen dringend heute auf Konsum verzichten und für finanzielle Notfälle vorsorgen, schließt sich van de Veer der
Forderung vieler Experten für die private Vorsorge aus Politik und Wirtschaft an.
Wer bereits vorsorgt, will dabei der Umfrage zufolge ein möglichst geringes Risiko eingehen. Die meisten Deutschen zahlen ihr
Vorsorgekapital in Banksparpläne ein oder sparen in Anleihen. Beliebt sind außerdem die Kapital-Lebensversicherung,
Immobilien, private Risiko-Versicherungen und private Rentenversicherungen. Weniger fragen die Deutschen betriebliche
Altersvorsorge wie auch Investmentfonds nach.
Quelle: Handelsblatt
HANDELSBLATT, Mittwoch, 13. April 2005, 13:38 Uhr
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6) Kutzer's Corner (HB 13.4.) nach oben
Die globalen Giganten
Die neue „Forbes 2000 List“ ist eine Tabelle der globalen Giganten, berechnet auf Basis der Umsätze, Gewinne,
Bilanzvermögen und Börsenwerte. Bemerkenswert die Position Großbritanniens, das mit 140 Gesellschaften Rang 3 einnimmt
– nach den USA mit 711 und Japan mit 326 – und mit weitem Abstand Europa anführt. Die Weltrangliste wird von der Citigroup
angeführt. Vier britische Konzerne tauchen unter den Top-20 auf, außerdem holländische, französische und Schweizer Namen.
Deutsche Unternehmen? Fehlanzeige. Die starten erst ab Platz 33 mit Daimler-Chrysler. Direkt dahinter liegen Eon, Allianz,
Siemens, Deutsche Telekom, Deutsche Bank, Deutsche Post und BMW. Insgesamt 63 Konzerne aus Deutschland –
gegen-über 140 britischen – erscheinen in der 2000er-Liste.
Nun ist Größe natürlich nicht alles. Andererseits machen solche Übersichten deutlich, dass die Abstände zwischen den ganz
Großen und den Großen wirklich groß sind, Beispiel: Der Marktwert von HSBC (Platz 5) ist viermal, der von Citigroup (Platz1)
mehr als fünfmal so hoch wie der Marktwert der Deutschen Bank (Platz 64). Kein Wunder also, wenn selbst die größten
deutschen Unternehmen immer wieder Gegenstand von Übernahmespekulationen werden. Daran sollten Sie sich besser nicht
beteiligen – aber vielleicht beschaffen Sie sich die Liste und bauen sich daraus ein Depot der globalen Giganten.
HANDELSBLATT, Mittwoch, 13. April 2005, 14:14 Uhr
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7) Anleger können von Skaleneffekten profitieren (HB 13.4.) nach
oben
Bankspesen für Publikumsfonds sinken
Von Wulf Ley, Marty-Jörn Klein
Der steigende Wettbewerbs- und Kostendruck in der Investmentbranche hinterlässt nun auch seine Spuren bei den
Depotbanken. Das Augenmerk richtet sich auf die Transparenz und die Kostenstruktur von Dienstleistungen. Neue
Geschäftsmodelle sowie die traditionellen Preismodelle stehen dabei auf dem Prüfstand.
Neben dem Ausgabeaufschlag für den einzelnen Fondsanteil und den Managementgebühren der Kapitalanlagegesellschaft
entstehen dem Anleger bei einem Investmentfonds Kosten für die Tätigkeit der Depotbank. Diese Kosten setzen sich aus der
Depotbankvergütung, der Depotgebühr sowie den Transaktionskosten zusammen. Derzeit werden sie meist getrennt
abgerechnet. Die Gewichtung und Bepreisung der Kosten fällt innerhalb der Depotbankbranche sehr unterschiedlich aus. Für
den Anleger ist eine Kalkulation der Depotbankkosten oder gar der Vergleich der einzelnen Depotbankkonditionen zurzeit
kaum möglich.
Die kürzlich von Pricewaterhouse-Coopers durchgeführte Umfrage „Investment Management Custody Funds Expense Survey
2004 – Publikumsfonds Deutschland“ belegt, dass sich die traditionellen Preismodelle der Depotbanken für Publikumsfonds
derzeit im Umbruch befinden: Bereits heute bieten 44 Prozent der teilnehmenden Depotbanken für Publikumsfonds einen
Paketpreis (All-in-Fee) als Kostenpauschale an. Diese enthält Depotbankvergütung, Depotgebühren, Transaktionskosten und
Kontogebühren.
Befragt wurden 18 Depotbanken, die rund 70 Prozent beziehungsweise 151 Mrd. Euro der von Depotbanken verwalteten
deutschen Publikumsfonds repräsentieren. Komplexere Strukturen, wie beispielsweise globale Aktienfonds, werden laut
Umfrage höher bepreist als einfach strukturierte Rentenfonds. Für einen benchmarkorientierten deutschen Aktienfonds werden
somit zurzeit etwa 6,5 bis 8,5 Basispunkte vom aktuellen Fondsvermögen berechnet. Mit 90 Prozent halten nahezu alle der
Depotbanken, die bisher keine All-in-Fee anbieten, das Angebot eines solchen Paketpreise für sinnvoll. 78 Prozent von ihnen
können sich sogar vorstellen, dass die eigene Gesellschaft innerhalb der kommenden drei Jahre eine All-in-Fee einführt.
Drei Viertel der befragten Depotbanken erwarten zudem, dass die All-in-Fee sinken wird. Die hiermit verbundenen geringeren
Kosten für die Fonds sollten sich auch positiv auf deren Performance und damit den Geldbeutel der Anleger auswirken. Die
All-in-Fee ermöglicht den Anlegern eine bessere Kalkulation und Vergleichbarkeit der Depotbankkosten.
Die Umfrageergebnisse zeigen zudem, dass die Standardisierung von Prozessen und die Fokussierung auf Kernkompetenzen
nicht nur bei den Kapitalanlagegesellschaften sondern auch bei den in Deutschland tätigen Depotbanken ganz oben auf der
Agenda stehen. Zu typischen Standarddienstleistungen einer Depotbank für einen Publikumsfonds zählen unter anderen die
Bereiche Buchung und Kontrolle der Geschäftsvorfälle, Kursmitteilung, Anteilpreisermittlung, Prüfung der vom
Investmentgesetz vorgegebenen Anlagegrenzen auf Einhaltung sowie die Kursversorgung. Eine Depotbank bietet somit zu
großen Teilen die gleichen Dienstleistungen wie eine Kapitalanlagegesellschaft an.
Es überrascht deshalb nicht, dass bereits 28 Prozent der befragten Depotbanken planen, als so genannte Master-Depotbank
zukünftig auch Leistungen im Zusammenhang mit der Fondsbuchhaltung anzubieten. 40 Prozent der Depotbanken wollen mit
diesen Leistungen bereits kurzfristig aufwarten. Wenn die Depot führenden Banken und die Investmentgesellschaften die durch
Skaleneffekte sinkenden Kosten an die Fonds weitergeben, verbessert sich die Performance zum Vorteil der Anleger.
Die Vereinbarung einer Kostenpauschale in Form der All-in-Fee wird sich bei Depotbanken voraussichtlich durchsetzen.
Darüber hinaus werden auch die in Deutschland tätigen Depotbanken dazu übergehen, Outsourcingabkommen mit
Kapitalanlagegesellschaften abzuschließen und Fondsbuchhaltungsleistungen anzubieten. Damit folgen sie dem Modell der
internationalen Depotbanken, den so genannten Global Custodians.
Sowohl das Angebot einer All-in- Fee als auch das mögliche Outsourcing von Geschäftsprozessen verlangt von den Beteiligten
jedoch eine detaillierte Kostenzuordnung für die einzelnen Prozesse. Denn nur so lassen sich die Konditionen leistungs- und
wettbewerbsgerecht kalkulieren. Ziel sollte es sein, auch die Anleger von einem effizienten Kostenmanagement profitieren zu
lassen.
Wulf Ley verantwortet den Bereich Business Services im Investment Management, Marty-Jörn Klein ist Experte im Bereich
Investment Management bei Pricewaterhouse-Coopers.
HANDELSBLATT, Mittwoch, 13. April 2005, 14:41 Uhr
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8) Österreichs Opfer von 1938-1945 (WZ 13.4.) nach
oben
370.000 starben unter NS-Regime
In den letzten April- und den ersten Maitagen jährt sich zum 60. Mal das Ende des Zweiten Weltkriegs und der
Nazi-Herrschaft. Rund 370.000 Österreicher haben die Befreiung nicht erlebt. Sie starben auf den Schlachtfeldern des
Weltkriegs oder in den Gaskammern der Konzentrationslager.
Das österreichische Webverzeichnis! Für die Bevölkerungsverluste Österreichs in den Jahren der NS-Herrschaft gibt es
unterschiedliche Angaben. Der Historiker Manfried Rauchensteiner hat bereits in den siebziger Jahren versucht, die Zahlen
verschiedener offizieller Quellen und unterschiedlicher Wissenschafter zusammen zu führen. Als Endergebnis kommt er zu
einer Zahl von 372.059 Opfern, das entspricht 5,58 Prozent der Vorkriegsbevölkerung Österreichs von 6,652.720.
Die größte Gruppe unter diesen Toten waren mit 170.800 die Soldaten der Wehrmacht, dazu kamen 76.200 als vermisst
gemeldete Personen. Die Opfer des NS-Terrors gibt Rauchensteiner mit rund 100.000 an, davon 65.459 getöte Juden. Unter
den Zivilisten habe der Zweite Weltkrieg in Österreich 24.300 Opfer gefordert. Für die 170.800 "Wehrmachtstoten" hat der Historiker auch eine Aufschlüsselung nach Bundesländern vorgelegt. In absoluten
Zahlen am stärksten betroffen war Wien mit 40.000. Umgelegt auf die Wohnbevölkerung des Jahres 1939 war die Zahl der
Opfer in den anderen Bundesländern aber deutlich höher. In Wien kamen 5,1 Prozent der Angehörigen der Geburtenjahrgänge
1870 bis 1931 um, in den anderen Bundesländern waren es zwischen 6,3 und 6,8 Prozent. n
Erschienen am: 13.04.2005
9) Jeder fünfte Bauer findet keinen Nachfolger (Standard 13.4.)
nach oben
Vor allem kleinere Betriebe betroffen
Jungbauern fordern Unterstützung bei Ausbildung, Beratung, Finanzierung
Wien - Die Hofübergabe bei den heimischen Agrarbetrieben ist alles andere als gesichert. Jeder fünfte Betrieb (18,5 Prozent) -
das sind knapp 40.000 Landwirtschaften - steht vor dem Problem, keinen Nachfolger zu haben.
Nur knapp die Hälfte der Betriebe (45,3 Prozent) gab bei einer am Mittwoch bei einer Pressekonferenz präsentierten Studie an,
die Nachfolge bereits geregelt zu haben. Mehr als ein Drittel der Agrarbetriebe (36,2 Prozent) hat einen Nachfolger in Aussicht.
Die Studie war im Auftrag der Bauernbund-Jugend im ersten Halbjahr 2003 erstellt worden.
Vor allem kleine Betriebe betroffen
Betroffen vom Nachfolgeproblem sind vor allem kleine Betriebe. "Größere Agrarbetriebe mit mehr als 40 Hektar Flächen haben
eher einen Nachfolger", bestätigte dazu auch der Obmann der Bauernbund-Jugend, Martin Wetschka. Hier sei die Hofübergabe
zu 90 Prozent gesichert.
Überraschend war laut Jungbauern, dass es in Berggebieten eher die Bereitschaft gibt, einen Betrieb weiterführen zu wollen,
als im Flachland. Vor allem bei Milchbauern gebe es eine gute Nachfolge-Sicherheit, so Wetschka. Etwa drei Viertel der
Landwirtschaften werde an den Sohn weiter gegeben, nur knapp ein Fünftel an die Tochter.
Das durchschnittliche Alter der potenziellen Hofnachfolger liegt laut Studie bei 23,5 Jahren, tatsächlich übernommen wird der
Betrieb aber erst mit 31 Jahren, hieß es. Österreich liege jedenfalls im EU-Vergleich gut: die Betriebsleiter sind hier zu Lande
zwischen 35 und 50 Jahre alt, der EU-Durchschnitt liegt bei 55 Jahren.
Bestandsaufnahme
Die Jungbauern zeigten sich von der "großen Übergabesicherheit überrascht", zumal die Zahl der Betriebe ja stetig abnehme,
so Wetschka. In diesem Sinne sei die Studie "kein Alarmzeichen" gewesen, sondern eine Bestandsaufnahme, aus der nun
politische Forderungen abgeleitet würden.
Daher werde der Bauernbund künftig Unterstützung in den Bereichen Ausbildung, Beratung und Finanzierung - Stichwort
Investitionsprämie - anbieten. Gefordert sei zudem eine Entbürokratisierung bei der Betriebsübernahme.
Keine Ermutigung innerhalb der Familie
Als Gründe, dass sich jemand gegen eine Hofübernahme entscheidet, nannten die Jungbauern, dass es oft innerhalb der
Familie keine Ermutigung zur Betriebsübernahme gebe und viel gejammert werde.
Ein potenzieller Nachfolger bewege sich während der Ausbildung oft in einem nicht-agrarischen Umfeld und entscheide sich für
einen anderen Beruf. Nach wie vor spiele auch oft der Partner nicht mit. Wirtschaftliche Gründe seien meist nicht
ausschlaggebend, hieß es.
Nicht berücksichtigt bei der Studie wurden aber die Auswirkungen der nun anlaufenden EU-Agrarreform. Diese seien zum
Zeitpunkt der Befragung noch nicht abzusehen gewesen. (APA)
10) Treichl: Zwei Millionen fürs Treubleiben (13.4.) nach
oben
Erste-Bank-Chef war 2004 damit Österreichs Spitzenverdiener
Gesamtvorstand erhielt 2004 mit elf Millionen Euro doppelte Gage
Dafür, dass er in der Erste Bank geblieben ist, bekam Andreas Treichl einen Bonus von zwei Millionen Euro.
Wien – 2004 war für den Chef der Erste Bank, Andreas Treichl, ein Superjahr: Er hat 4,545 Mio. Euro verdient – und damit
Österreichs bisherigen kolportierten Spitzenverdiener, Magna-Chef Siegfried Wolf (Jahresgage: rund vier Mio. Euro), überholt.
Das einträgliche Einkommen Treichls geht aus dem Geschäftsbericht 2004 der Erste Bank hervor, in dem das Institut erstmals
die Gehälter ihrer Vorstände einzeln ausweist.
Grund für die markante Gage des Erste-Chefs (noch ohne Optionen) war eine Art Treuebonus in Höhe von zwei Mio. Euro. Ihn
hat Treichl dafür kassiert, dass er in der Erste Bank geblieben ist und 2003 "nicht eines von mehreren Angeboten anderer
Banken, unter anderem eines der deutschen WestLB, angenommen hat", wie Unternehmenssprecher Michael Mauritz erklärt.
"Der Aufsichtsrat hat diesen Sonderbonus beschlossen, weil er Treichl unbedingt behalten wollte."
Das Gehalt spiegle eben die Anerkennung von Treichls Arbeit wider: Seit dem Börsegang 1997 habe sich der Marktwert der
Bank vervierfacht, die Zahl der Mitarbeiter sei von 6000 auf 37.000 gestiegen, zwischen 1998 und 2004 habe man 517 Mio.
Euro an Dividenden ausgeschüttet.
Monetäres Dankeschön
Dank des monetären Dankeschöns verdiente der Bankchef 2004 mehr als doppelt so viel wie seine Stellvertreterin, Elisabeth
Bleyleben-Koren (1,855 Mio. Euro). Im Detail setzte sich Treichls Vorstandsbezug aus einem Fixum von 1,2 Mio. Euro und
einem erfolgsabhängigen Teil von drei Mio. Euro zusammen. Eben darin war 2004 der einmalige Zwei-Millionen-Bonus
enthalten. An sonstigen Bezügen erhielt der Erste-Chef 345.000 Euro.
Insgesamt bekam der sechsköpfige Gesamtvorstand der Erste Bank im Vorjahr mehr als elf Millionen Euro ausbezahlt. 2003
waren es erst 4,9 Mio. Euro gewesen. Banksprecher Mauritz zu dieser doch recht kräftigen Erhöhung: "Das entspricht, auch
um den Bonus bereinigt, einer Angleichung ans internationale Gehaltsniveau."
Zum Vergleich: Der Chef der Deutschen Bank, Josef Ackermann, hat 2004 rund zehn Mio. Euro verdient, 2003 eine Million
Euro mehr. Insgesamt hat die Deutsche Bank als Branchenprimus ihrem vierköpfigen Vorstand 2004 rund 25 Mio. Euro
bezahlt. (gra, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 13.4.2005)
11) Die kleinen Krieger des Michael Groß (Standard 13.4.) nach
oben
Ein Simmeringer verkauft lebende Pestizide - erst subventioniert, jetzt auf eigenen Füßen
Der Satz gilt. Auch in Simmering: „Si vis pacem, para bellum“ – aber weil Michael Groß nicht die Sorte Feldherr ist, der sein
Motto an eine Kasernenmauer schreibt, sucht man in seinem Hauptquartier vergebens nach dem Satz „Wenn du den Frieden
willst, bereite dich auf den Krieg vor.“
Vielleicht liegt das ja daran, dass Michael Groß ein moderner Feldherr ist. Keiner von denen, die eine große, schwerfällige
Armee in die „offene Feldschlacht“ schicken, sondern einer, der mit kleinen, hochspezialisierten Söldnern genau definierte
Kommandoeinsätze durchführt: Effizient. Präzise. Tödlich.
Aber auch das würde man dem Hauptquartier nicht ansehen: irgendwo im Nirgendwo des Simmeringer Haidelandes. Zwischen
Entsorgungsbetrieben und Flughafenautobahn. Da, in einem gerade 200 Quadratmeter großen Glashaus züchtet Groß seine
„Soldaten“. Auf, an, unter und um Tabakpflanzen.
Lebende Pestizide
Aber der 42-jährige studierte Biologe aus Oberösterreich nennt seine Einsatzkräfte nicht Soldaten. Groß sagt „Nützlinge“.
Schließlich züchtet Groß’ Firma Biohelp Schädlingsbekämpfer. Lebende Insektizide. Käfer, Fliegen, Raupen, Milben oder
Viren: Wenn irgendwo in Österreich ein Glashaus, ein Wintergarten oder Obstbaum von Blattläusen oder anderem Getier
befallen und gequält wird, weiß Michael Groß Rat und schickt ein Brieflein (oder eine Zündholzschachtel oder eine Dose) voll
Hilfe – seine Nützlinge eben.
Vor allem Berufsgärtner wissen das seit 1988 zu schätzen – in diesem Jahr wurde Biohelp als Boku-Forschungsprojekt unter
tatkräftiger Hilfe von Stadt Wien und Landwirtschaftsministerium gegründet. Denn die chemische Keule killt alles, was –
eventuell auch hilfreich – in einem Glashaus kreucht und fleucht. Sie gefährdet auch den Menschen – den Gärtner, der mit dem
Gift arbeitet, ebenso wie den Konsumenten. Ganz zu schweigen vom Thema „Resistenz.“
Anti-Idylle
Davon, dass Blattläuse, Thripse und Dickmaulrüssler gegen Marienkäfer, Florfliegenlarven und Co „resistent“ werden, hat aber
noch niemand gehört. Dass eine von ihnen „beschützte“ Gurke dadurch Giftstoffe aufnimmt, auch nicht. Und dass das
Gemetzel, das sich entwickelt, sobald die Nützlinge auf ihre Beute losgelassen werden (unter dem Mikroskop) der
romantischen Idylle einer Bio- Gärtnerei nicht ganz gerecht wird, irritiert Groß nicht: „Das ist der normale Struggle for Life –
auch wenn wir den gerne ausblenden. Es ist sicher nicht fein, gefressen zu werden – aber mit chemischen Mitteln vernichtet
zu werden ist nicht angenehmer. Doch im Gegensatz zur konventionellen Schädlingsbekämpfung tun wir nichts anderes als
das, was die Natur selbst auch tut.“
Auf eigenen Beinen
Im Gegensatz zur chemischen Keule hinterlässt der Nützling keine Rückstände: Gibt es kein Futter, verschwindet er. Dass
dieses Konzept wirtschaftlich aufgeht, beweist Groß mit seinem mittlerweile 15-köpfigen (Menschen-) Team: Betrug die
Subvention zu Gründungszeiten noch das Achtfache des Jahresumsatzes (damals 3000 Euro), steht das Unternehmen nun
(Jahresumsatz 2004 etwa 800.000 Euro) auf eigenen Beinen – und verkündet jährliche Umsatzzuwächse von 30 und mehr
Prozent.
Auch Private
Heuer zielt das Unternehmen erstmals neben Gemüsegärtnern („wir sind im Wiener Umland in etwa 95 Prozent der
Glashäuser“) auch auf den privaten Pflanzenfreund – und brachte einen Hobbygärtner-Katalog heraus. Freilich, betont Groß,
dass er nicht jedes Zimmerpflanzen- Wehwehchen heilen kann: „Nützlinge sind sehr spezifische Schädlingsbekämpfer. Wenn
jemand seine Yuccapalme aus dem Möbelhaus retten will, empfehle ich meistens, eine neue zu kaufen, das ist meistens
billiger.“ (Thomas Rottenberg, DER STANDARD Printausgabe, 13.04.2005)
12) Zunehmende Gefahren in Ungleichgewichten (HB 13.4.) nach
oben
IWF erwartet Wachstumsrückgang
Nach Auffassung des Internationalen Währungsfonds (IWF) birgt das anhaltende Ungleichgewicht zwischen reichen und armen
Ländern ein zunehmendes Risiko für das weltweite Wirtschaftswachstum.
HB WASHINGTON. „Der Mangel an Fortschritten bei der Verringerung von Ungleichgewichten lässt die Risiken künftig ganz
klar ansteigen“, warnte der IWF am Mittwoch bei der Vorlage seines Weltwirtschaftsberichts. „Alles in allem scheint es trotz
einiger Fortschritte nicht so, dass ein glaubhaftes Bündel politischer Maßnahmen etabliert ist, um mittelfristig die
Ungleichgewichte anzugehen.“
Für die Weltwirtschaft erwartet der IWF für 2005 einen Wachstumsrückgang auf 4,3 Prozent von 5,0 Prozent im Jahr 2004.
2006 werde es trotz der Risiken durch die hohen Ölpreise wohl 4,4 Prozent Wachstum geben. Nach wie vor blieben die USA
und China die Wachstumslokomotiven, erklärte der Fonds. Bremsklötze seien Europa und Japan. Allerdings werde dort eine
Erholung erwartet.
Für die deutsche Wirtschaft senkte der IWF für 2005 seine Wachstums-Erwartungen auf 0,8 von 1,8 Prozent, wie Reuters
schon am Dienstag berichtet hatte. Für 2006 werden aber wieder 1,9 Prozent erwartet. Von einer Wachstumsdelle geht der
Fonds 2005 auch für die Euro-Zone aus, für die die Prognose auf 1,6 von 2,2 Prozent gesenkt wurde. 2006 sollen es wieder 2,2
Prozent sein.
Europa unternehme nicht genug, um sein langfristiges Wachstum anzukurbeln, erklärte der Fonds. Japan versäume es, seine
Probleme mit faulen Bank-Krediten in den Griff zu bekommen. Anderen asiatischen Ländern wie China warf der IWF vor, sich
an feste Wechselkurse zu klammern.
Zudem wurde das hohe Haushaltsdefizit der USA angeprangert. Der Fonds äußerte Zweifel am Plan des US-Präsidenten
George W. Bush, das Defizit bis 2009 zu halbieren. „Dieses Vorhaben ist nicht ehrgeizig genug. Darüber hinaus bestehen
erhebliche Risiken, dass es nicht erreicht wird.“
Auch die Entwicklung des Ölpreises bilde ein Risiko für das globale Wachstum, hieß es. Die Welt solle auf weitere
Schwankungen beim Ölpreis gefasst sein, sagte der IWF-Chef-Volkswirt Raghuram Rajan. Der immense Öl-Bedarf einiger
Schwellenländer wie Indien und China werde weiter zunehmen.
In Deutschland bleibe das Wachstum abhängig vom globalen Umfeld. Wenn die Ungleichgewichte wie das Defizit in der
US-Leistungsbilanz zu einer Aufwertung des Euro führten oder die Schwäche des IT-Sektors anhalte, träfe dies den Export.
HANDELSBLATT, Mittwoch, 13. April 2005, 20:45 Uhr
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13) Diesen Artikel vorlesen (HB 13.4.) nach oben
BND sieht „erhebliches Problempotenzial“
Terror-Anschläge in Europa befürchtet
Wenn islamistische Kämpfer aus dem Irak in ihre europäischen Heimatländer zurückkehren könnte es nach Ansicht des
Bundesnachrichtendienstes (BND) auch in hierzulande neue Terror-Anschläge geben.
HB BERLIN. Es gebe eine beachtliche Zahl ausländischer Kämpfer, die im Irak versuchten, US-Ziele zu treffen, sagte
BND-Präsident August Hanning am Mittwoch auf einer Konferenz für Sicherheitspolitik in Berlin. „Wir fürchten, dass - ähnlich
wie in Afghanistan - bei Rückkehr dieser Kämpfer, die kampferfahren sind, die professionell sind, es zu Taten, zu Zellen, zu
terroristischen Aktivitäten in Europa kommt, die uns dann tatsächlich Probleme bereiten könnten.“ Man werde permanent
damit leben müssen, dass vor allem die Moslem-Extremistengruppe Al-Kaida und ihre lokalen Zellen in Europa weiter
Anschläge planten und diese auch umsetzten. Dies habe der Anschlag vom März 2004 in Madrid gezeigt. Al-Kaida-Chef
Osama bin Laden halte sich nach BND-Erkenntnissen derzeit im pakistanischen Grenzgebiet zu Afghanistan auf.
Gegenwärtig konzentriere sich der islamistische Widerstand im Irak, sagte Hanning. Große Teile der finanziellen Unterstützung
aus dem Ausland flössen in den Irak, wo Islamisten von einer Besetzung eines arabischen Kernlandes sprächen. „Von der
Prioritätensetzung der Al-Kaida hat der Irak im Augenblick eindeutigen Vorrang“, sagte der BND-Chef.
Bedrohungsszenarien für Europa und Deutschland seien sehr eng mit der Lage in Nordafrika verbunden, sagte Hanning. Denn
in Deutschland stellten Immigranten aus der ersten, zweiten und teilweise auch aus der dritten Generation ein „erhebliches
Problempotenzial“ dar. Nach einer BND-Analyse seien viele der Menschen, die in terroristische Aktivitäten verstrickt seien,
Immigranten, die oft nur wenig in Deutschland integriert seien.
Mit dem neuen Gemeinsamen Terrorismusabwehrzentrum (GTAZ) sind die deutschen Sicherheitsbehörden nach den Worten
Hannings nun besser aufgestellt. Im Kampf gegen den Terrorismus müsse man den Dialog mit vielen arabischen Staatenfortsetzen. Auch dürften die sozialen Probleme dieser Staaten nicht außer Acht gelassen werden, die zusammen mit
regionalen Konflikten den Nährboden für den Terrorismus bildeten.
Für viele Moslem-Extremisten sei Bin Laden nach wie vor eine Symbolfigur, sagte der BND-Chef. „Solange er sich noch in
Freiheit befindet, ist der Krieg gegen den Terrorismus noch nicht gewonnen.“ Viele Islamisten sähen dies als Signal, dass man
der Supermacht USA erfolgreich widerstanden habe. „Das ist etwas, was Terrorismus ermutigt.“
HANDELSBLATT, Mittwoch, 13. April 2005, 21:35 Uhr
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14) ROUNDUP: IWF senkt Deutschland-Prognose - Berlin aber auf richtigem Weg (13.4.)
nach oben
WASHINGTON/BERLIN (dpa-AFX) - Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat seine Wachstumsprognose für Deutschland
deutlich gesenkt. Die Finanzorganisation erwartet nur noch 0,8 Prozent Wachstum in diesem Jahr, 1,0 Prozentpunkte weniger
als in seiner Herbstprognose, wie aus dem am Mittwoch in Washington veröffentlichten neuesten Weltwirtschaftsausblick
hervorgeht. Dennoch sieht Chef-Volkswirt Raghuram Rajan Licht am Ende des Tunnels: 'Deutschland ist auf dem richtigen
Weg', sagte er am Mittwoch in Washington. 'Die deutschen Unternehmen sind höchst konkurrenzfähig und behaupten sich
gegen Konkurrenz aus billigeren Ländern.' Er mahnte aber, den Reformkurs konsequent fortzusetzen. 'Das ist wie bei
Antibiotika: man muss es bis zum Ende durchziehen, um den besten Nutzen zu haben.' RISIKO REKORDDEFIZIT DER
US-LEISTUNGSBILANZ Ein anhaltend hoher Ölpreis, das weltweite Wachstumsgefälle und das Rekorddefizit in der
US-Leistungsbilanz - inzwischen 5,7 Prozent des Bruttoinlandsproduktes - stellen nach der IWF-Analyse ein ernsthaftes
Risiko für die Konjunktur dar. Auch unter den sieben führenden Industriestaaten (G7) wachse nach dem Rekorddefizit in der
US-Handelsbilanz die Sorge um eine stabile Weltwirtschaft, verlautete aus dem Bundesfinanzministerium in Berlin. Das
globale Wachstum hängt nach der IWF-Analyse auf Grund der enttäuschenden Entwicklung in Japan und in der Euro-Zone zu
sehr von den USA und China ab. Nur dank der beiden Länder blieb er in seiner Prognose für das
Weltwirtschaftswachstum 2005 bei 4,3 Prozent, nach dem Rekordplus von 5,1 Prozent in 2004. Für die Eurozone werden nur noch 1,6 Prozent (minus
0,6) und für Japan 0,8 (minus 1,5) Prozent erwartet. Für die USA rechne der IWF dagegen mit einem Wachstum von 3,6 (plus
0,1) und für China von 8,5 (plus 1,0) Prozent.
ÖLPREIS RISIKO FÜR DIE WELTKONJUNKTUR
Die Ölpreise seien ein Risiko für die Weltkonjunktur. Bei historisch niedriger Reservekapazität und wachsendem Bedarf vor
allem in China und Indien bleibe der Markt auf absehbare Zeit angespannt. Der IWF hält einen Preis von 54 Dollar pro Barrel in
diesem Jahr für realistisch. Das US-Defizit und die entsprechend hohen Überschüsse in Asien betrachtet der IWF mit Sorge.
'Bei einem auf Rekordhöhe verharrenden US-Defizit ist ein weiterer, möglicherweise scharfer Dollarrutsch nicht
auszuschließen', heißt es in dem Bericht. 'Das Kapital fließt in die falsche Richtung: aufstrebende Märkte finanzieren die
reichen Länder', sagte Rajan. Er mahnte die USA, die Sparrate zu erhöhen. 'Die jüngsten Zahlen aus den USA sind alles
andere als beruhigend', hieß es dazu in Berlin. Auch beim Abbau ihres Haushaltsdefizits seien die USA nicht weiter
gekommen. Es gebe 'keine glaubwürdige mittelfristige Konsolidierungsstrategie'.
WECHSELKURSANPASSUNG IN ASIEN GEFORDERT
Die asiatischen Länder mahnte der IWF, ihre Wechselkurse anzupassen. Das haben die G7-Länder, die sich am Samstag zur
Frühjahrstagung von IWF und Weltbank in Washington treffen, schon mehrfach von China gefordert. Europa müsse mit seinen
Strukturreformen auch zum Abbau der Ungleichgewichte beitragen. Wenn der private Verbrauch in den USA wie gewünscht
zurückgehe, müsse Europa mit wachsender Kauflust in die Bresche springen, ehe die Nachfrage in den asiatischen Ländern
genügend wachse. Der IWF vermisst aber den politischen Willen auf allen Seiten zu nachhaltigen Maßnahmen. 'Die Gefahr ist,
dass die Konsequenzen erst noch viel deutlicher und schmerzhafter werden müssen, ehe der nötige Wille gefunden wird,
etwas zu tun', heißt es in dem Bericht. 'Politiker kümmern sich typischerweise nur um das, was unmittelbar wehtut. Aber die
Zeit wird knapp, Märkte warten nicht bis nach den nächsten Wahlen. Es muss jetzt etwas passieren', forderte Rajan. Die
IWF-Prognose muss nach Ansicht der Bundesvereinigung der Arbeitgeber alle politischen Verantwortlichen in Deutschland
aufrütteln, keine halben Sachen mehr zu beschließen'. Stattdessen sollten die im wesentlichen
hausgemachten Probleme mit durchgreifenden Maßnahmen entschlossen angepackt werden. Deutschland bleibe weiter der Bremsklotz für die wirtschaftliche
Entwicklung in Europa, meinen die Arbeitgeber. /sl/oe/DP/js
Quelle: DPA AFX
15) Die Briten planen ersten 50-jährigen «Linker» (NZZ 13.4.)
nach oben
Populärer Inflationsschutz
hln. London, 12. April
Die britische Regierung plant eine Erweiterung ihrer Schuldeninstrumente um eine inflationsgeschützte Anleihe mit
fünfzigjähriger Laufzeit. Wie die britische Schuldenverwaltungsbehörde Debt Management Office (DMO) durchblicken liess,
kann im dritten Quartal dieses Jahres mit der Begebung einer ersten Serie gerechnet werden. Damit dürfte der Startschuss auf
der Auktion vom 26. Juli oder auf jener vom 22. September fallen. Grossbritannien wäre nach einer solchen Begebung der
weltweit erste Emittent von inflationsgeschützten Anleihen in der extrem langen Laufzeit. Bei den sogenannten Inflation Linked
Bonds, die von Marktteilnehmern auch gerne als «Linker» bezeichnet werden, handelt es sich um Schuldpapiere, die in der
gegenwärtigen Phase extrem niedriger Inflationsraten grosse Popularität bei bestimmten Investorenkreisen aufweisen. Durch
ihre Anbindung an einen geeigneten Index verbriefen sie bei entsprechenden Anstiegen des Preisniveaus höhere
Rückzahlungsbeträge und bieten Anlegern so einen wirksamen Inflationsschutz. Dies verbindet sich nun mit dem in Europa
neu zu beobachtenden Trend zur Emission von Anleihen mit längeren Laufzeiten. Im Februar hatte Frankreich als erster
Emittent das Instrument der seit Jahrzehnten in Vergessenheit geratenen Ultra-Langläufer wiederbelebt. Seitens der britischen
Regierung bereitet man ebenfalls bereits eine konventionelle Staatsanleihe mit 50-jähriger Laufzeit vor. Sie dürfte auf der
kommenden Auktion vom 26. Mai an den Start gehen.
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