Michael Aharon Schüller's Private Office
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1) Portfolio sollte gut gemischt sein (HB 15.4.) mehr...
Anleger entdecken heimische Werte
2) Arbeitsmarktreform (HB 15.4.) mehr...
Arbeitslose dürfen bald mehr hinzuverdienen
3) Warnung vor massivem Stellenverlust (HB 15.4.) mehr...
Sparkassen sehen in Öffnung für private Investoren große Gefahr
4) KORREKTUR/Devisen: Euro nach enttäuschenden US-Konjunkturdaten gestiegen (dpa-AFX 15.4.)
mehr...
Einbruch von Wirtschaftsindikatoren
Gefahr einer Stagflation steigt
5) Bundesregierung: Deutsche Volkswirtschaft gut gestartet (dpa-AFX 15.4.) mehr...
6) US-Finanzminister: Energiepreise stellen Gefahr für Wirtschaftswachstum dar (dpa-AFX 15.4.)
mehr...
7) USA: Verbrauchervertrauen Michigan April fällt überraschend deutlich - Kreise (dpa-AFX 15.4.)
mehr...
8) US-Industrieproduktion steigt erwartungsgemäß (FINANZEN.NET 15.4.) mehr...
9) US-Außenhandelspreise legen weiter zu (FINANZEN.NET 15.4.) mehr...
10) Italiens Handelsbilanzdefizit erhöht sich (FINANZEN.NET 15.4.) mehr...
11) Bundesbank-Chefvolkswirt für umfassende Reform der Unternehmensbesteuerung (dpa-AFX 15.4.)
mehr...
12) 'Bild': Steuereinnahmen in den ersten drei Monaten gestiegen (dpa-AFX 15.4.)
mehr...
13) Betroffene sollen mehr hinzuverdienen können (HB 15.4.) mehr...
Einigung im Hartz-IV-Streit in Sicht
14) Die bewegte Geschichte einer Zürcher Bank (NZZ 15.4.) mehr...
Heute feiert die Bank Leu ihr 250-Jahr-Jubiläum
15) Warum die Zinsen niedrig sind (NZZ 15.4.) mehr...
Bankökonomen sehen hohe Liquidität als Hauptursache
16) Vorsicht vor Aktien- und Bond-Engagements (NZZ 15.4.) mehr...
Getrübter Ausblick der Credit Suisse
17) Die «Kaufkrafttheorie» findet in Deutschland wieder Anklang (NZZ 15.4.) mehr...
18) Eidgenössische Abstimmung vom 5. Juni (NZZ 15.4.) mehr...
Für ein festeres Beziehungsnetz
Das Partnerschaftsgesetz und seine Rechtswirkungen
19) Blühender Welthandel (NZZ 15.4.) mehr...
Erdölpreise und Transportwesen als Triebkräfte
1) Portfolio sollte gut gemischt sein (HB 15.4.) nach
oben
Anleger entdecken heimische Werte
Von Patrick Bernau
Anleger trauen sich langsam wieder an Aktien heran. Nach den Erfahrungen des Crashs favorisieren sie solide Gesellschaften,
die schwarze Zahlen schreiben und eine gute Dividende abwerfen. Das sind meist Unternehmen, die unabhängig von der
Konjunktur stetige Einnahmen erzielen wie Versicherungsgesellschaften oder Stromversorger.
HB DÜSSELDORF. Attraktive Aktien in diesem Segment zu finden, ist gar nicht so schwer. „Wichtig ist, sich die Produkte
anzusehen“, sagt Franz-Josef Leven vom Deutschen Aktieninstitut. „Stellt das Unternehmen etwas Ordentliches her? Hat es
einen zukunftsfähigen Markt?“ Der nächste Schritt sei, die Finanzkraft des Unternehmens im Verhältnis zum Preis zu
beurteilen. Dazu seien zwei Kennzahlen besonders wichtig: Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) und die Dividendenrendite.
Das KGV gibt an, wie viele Jahre lang ein Unternehmen das aktuelle Betriebsergebnis erzielen muss, um seinen eigenen
Börsenwert zu erwirtschaften. Je niedriger die Zahl ist, desto günstiger ist die Aktie. Für Substanzwerte sind KGVs zwischen
zehn und 20 normal. Die Dividendenrendite setzt die Gewinnausschüttung des Unternehmens pro Aktie ins Verhältnis zum
Börsenkurs, ist also eine Art Zins auf das bereitgestellte Kapital. Und in der aktuellen Niedrigzinsphase übertrifft dieser Wert
bei einigen Unternehmen die Renditen von Bundesanleihen.
„Für konservative Anleger ist die Dividende wichtig. Mit ihr lassen sich auch Kursschwankungen ausgleichen“, sagt
Wertpapierstratege Markus Morsch von der Commerzbank. Auch Marktstratege Andreas Wex von der Dresdner Bank
empfiehlt, auf die Gewinnausschüttungen zu achten: „Wenn die Aktien in den nächsten Jahren weniger stark steigen, sorgen
die Dividenden für den Wertzuwachs. In der Vergangenheit haben sie einen Großteil der Performance gebracht.“ Das zeigt zum
Beispiel der DivDax, der die 15 dividendenstärksten Titel aus dem Dax umfasst. Seit 2001 ist er Berechnungen der Deutschen
Bank zufolge im Schnitt jährlich 4,2 Prozent besser gelaufen als der Dax.
Einfache Handlungsanweisungen für eine dividendenorientierte Anlage gibt es schon seit Jahrzehnten. Eine davon lautet: Ins
Depot kommen die zehn Werte mit der höchsten Dividendenrendite. An einem festen Termin aktualisiert der Anleger einmal im
Jahr seine Investitionen. Es gibt Fondsmanager, die ihre Aktien ähnlich auswählen.
Konservative Anleger bevorzugen meist Standardwerte. „Bei Nebenwerten schwanken die Kurse stärker“, sagt
Commerzbank-Stratege Morsch. Denn diese Titel würden selten gehandelt – wenn eine große Bank oder ein Spezialfonds die
Aktie kaufe oder verkaufe, bewege sich der Kurs stark. Dividendenstarke Titel finden sich Experten zufolge oft in
„nichtzyklischen Branchen“, die von der Konjunktur unabhängig sind: Banken, Versicherungen, Nahrungsmittelindustrie,
Versorger und Telekommunikation. Die Informationstechnik zählt schon zu den Wachstumsaktien.
Auf jeden Fall aber sollten konservative Anleger ihr Geld streuen. „Für einen Anleger, der schon fünf Versicherungsaktien hat
und keine Aktien aus anderen Branchen, ist die sechste nicht mehr konservativ“, sagt Aktienexperte Leven. Anleger sollten
genau hinschauen: „Habe ich ein Unternehmen im Portfolio, das viel importiert, kann ich eines dazunehmen, das viel exportiert,
damit ich dem Währungsrisiko begegnen kann.“
Zertifikate und Fonds können dem Anleger die Auswahl abnehmen und auch vielversprechende kleinere Aktien beimischen.
„Wenn ein Fondsmanager so etwas gut recherchiert hat, kann er das Risiko so im Fonds verteilen. Dann ist das im weitesten
Sinne auch konservativ“, sagt Produkteinkäufer Peter Sedlmeier von der Hypo-Vereinsbank.
Wer als Privatanleger auf der Suche nach einem konservativen Fonds ist, dem empfiehlt Sedlmeier, Rendite und Volatilität
(Schwankungsbreite) des Fonds den Werten aus einem Vergleichsindex gegenüberzustellen. Fondsanalyst Jens Wetter von
der Ratingagentur Feri Trust rät, auch die Entwicklung der Fonds in den vergangenen Jahren zu betrachten: „Wie gut hat es der
Fondsmanager geschafft, im sinkenden Marktumfeld Verluste zu vermeiden?“
HANDELSBLATT, Freitag, 15. April 2005, 10:50 Uhr
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dazu:
Fallstricke
Konservative Anleger und ihre Aktien
Konservative Anleger sollten sich im deutschen Aktienmarkt umsehen und dabei auf eine hohe Dividendenrendite und ein
niedriges Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) achten.
Information: Wer nur den aktuellen Zustand eines Unternehmens begutachtet, geht ein hohes Risiko ein. Anleger sollten sich
mindestens die Entwicklung der letzten drei Jahre ansehen. Experten empfehlen, die Geschäftsberichte anzufordern und zu
studieren. So lassen sich Einmaleffekte ausblenden.
Risiko: Auch konservative Aktien sind mit einem Risiko verbunden. Der Absturz kann aus heiterem Himmel kommen – zum
Beispiel bei Bayer: Nachdem der Konzern Probleme mit seinem Cholesterinsenker Lipobay bekommen hatte, halbierte sich
der Börsenkurs.
Rendite: Fonds, die sehr hohe Renditen erzielen, gehen oft ein großes Risiko ein. So ein Spiel kann auch mal anders
ausgehen. Deshalb ist bei Hitlisten Vorsicht geboten – eine stete Entwicklung ist vorteilhaft.
HANDELSBLATT, Freitag, 15. April 2005, 10:35 Uhr
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dazu:
Investieren in Deutschland
Konservative Aktien und Fonds
Wenn Anleger konservative Einzelaktien aus Deutschland ins Depot nehmen wollen, empfehlen Experten, sich im Deutschen
Aktienindex (Dax) umzusehen und dabei auf eine hohe Dividendenrendite und ein niedriges Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) zu
achten.
Die Deutsche Telekom hat beides und baut gleichzeitig Schulden ab – daher steht sie bei Analysten hoch im Kurs. Aus der
Elektrobranche gehört Siemens aus ähnlichen Gründen zu den soliden Werten.
Einen zusätzlichen Bonus haben Unternehmen, deren Geschäft einfach zu verstehen ist. Dazu gehört der Stromversorger Eon.
BASF hat ebenfalls ordentliche Kennzahlen und ist noch dazu gut im Wachstumsmarkt China vertreten.
Auch unter den Nebenwerten gibt es günstig bewertete Unternehmen – aber hier betonen Experten, dass die Kurse stark
schwanken können, auch weil einzelne große Kauf- oder Verkaufsaufträge durchschlagen. Südzucker zum Beispiel hat zurzeit
ein einstelliges KGV und ist deshalb für Anleger interessant.
Wer die Titelauswahl Fondsmanagern überlassen will, sollte nach Produkten mit geringen Kursschwankungen (Volatilität)
suchen. Die Bad Homburger Fondsratingagentur Feri Trust nennt als Beispiele die Standardwertefonds Ubam German Equity A
cap, den Warburg Daxtrend Fonds und den Adig Fondak von Cominvest.
Unter den Fonds, die sich auf Nebenwerte spezialisiert haben, wiesen die stabilsten zuletzt sogar geringere
Wertschwankungen auf als die konstantesten Standardaktienfonds. Das Risiko stark schwankender Kurse von Einzelaktien
lässt sich also durch Fonds eindämmen. Besonders stabil waren nach Angaben von Feri Trust unter den Nebenwertefonds der
DG Lux Multi Manager Privat Invest, Hansasecur und Dit Nebenwerte Deutschland.
HANDELSBLATT, Freitag, 15. April 2005, 10:31 Uhr
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2) Arbeitsmarktreform (HB 15.4.) nach oben
Arbeitslose dürfen bald mehr hinzuverdienen
Bundesregierung und Union haben sich auf höhere Zuverdienstmöglichkeiten für Langzeitarbeitslose geeinigt, die
Arbeitslosengeld II beziehen. Damit sollen die Anreihe
HB BERLIN. Wirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) sagte nach einer Beratung mit dem Arbeitsmarktexperten der
Union, Karl-Josef Laumann, künftig sollten bis zu einem Einkommen von 800 € 20 % anrechnungsfrei bleiben, bei einem
höheren Einkommen reduziere sich der Satz auf 10 %.
Nach der Neuregelung dürfte ein Langzeitarbeitsloser beispielsweise bei einem Mini-Job von 400 Euro 160 Euro behalten, ohne
sein Arbeitslosengeld II zu gefährden. Nach bisheriger Gesetzeslage wären es nur 105 Euro. Bei einem
Bruttoeinkommen von 1 000 Euro blieben 260 Euro anrechnungsfrei. Mit dem Arbeitslosengeld II hätte der Bezieher dann 605 (West)
beziehungsweise 591 Euro (Ost) in der Tasche. Bisher gab es je nach Einkommenshöhe unterschiedliche Freiquoten, die
stufenweise angewandt wurden.
Die Einkommens-Obergrenze für die Freibeträge werde für Arbeitslose ohne Kinder bei einem Bruttoeinkommen von 1 200 €
monatlich und mit Kindern bei 1 500 € monatlich liegen, so Clement.
Zudem einigten sich Regierung und Opposition auf einen höheren Freibetrag für Fahrtkosten und Versicherungen. Künftig
sollen 100 € des Einkommens dafür ohne Nachweise geltend gemacht werden können und somit nicht auf das
Arbeitslosengeld II angerechnet werden. Bisher beträgt der pauschale Freibetrag nur rund 45 Euro (30 Euro für Versicherungen;
15,33 Euro für Fahrtkosten). Höhere Fahrtkosten mussten extra geltend gemacht werden.
Clement sagte, die neue Regelung bedürfe nicht der Zustimmung des Bundesrates und solle noch vor der Sommerpause im
Bundestag verabschiedet werden. Laumann ließ keinen Zweifel daran, dass die Unionsfraktion der Einigung zustimmen werde,
und wertete die erzielte Einigung als "Einstieg in den Kombi-Lohn in Deutschland".
HANDELSBLATT, Freitag, 15. April 2005, 15:59 Uhr
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3) Warnung vor massivem Stellenverlust (HB 15.4.) nach
oben
Sparkassen sehen in Öffnung für private Investoren große Gefahr
Die drohende Öffnung öffentlich-rechtlicher Institute für private Investoren stößt bei den Sparkassen weiter auf scharfe Kritik.
Sie befürchten gar einen massiven Stellenabbau, sollten die Pläne umgesetzt werden.
HB FRANKFURT. „Man muss davon ausgehen, dass bei einem Verkauf von Sparkassen ein großer Teil der heute noch rund
17 000 Geschäftsstellen und der rund 270 000 Arbeitsplätze verloren geht“, sagte Karl-Peter Schackmann-Fallis,
Geschäftsführender Vorstand des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV) dem Wirtschaftsblatt „Euro am
Sonntag“. „Wer Sparkassen an private Investoren verkauft, fragmentiert die größte Bankengruppe der Welt.“ Dies habe negative
Auswirkungen für die Kunden und die Stabilität des Finanzsystems.
Das Land Berlin will im Zuge des Verkaufs der Bankgesellschaft Berlin seine Sparkassen indirekt auch für private Investoren
öffnen. Sollte der Gesetzentwurf verabschiedet werden, könnten am Ende beispielsweise Großbanken die Mehrheit an der
Dachgesellschaft der rund 150 Filialen erwerben. Auch bei den noch laufenden Koalitionsverhandlungen in Schleswig-Holstein
steht die künftige Struktur der Sparkassen auf der Agenda. Dem DSGV zufolge einigten sich SPD und CDU aber darauf,
lediglich stille Einlagen Privater zuzulassen - womit das öffentlich-rechtliche Lager gut leben kann.
Bislang sind alle Versuche gescheitert, die strikte Trennung von Privatbanken, Sparkassen und Genossenschaftsbanken - den
drei Säulen des deutschen Bankensystems - aufzuweichen. Sie gilt als eines der zentralen Hemmnisse für eine
Konsolidierung des Sektors. Versuche privater Geldhäuser, Sparkassen zu übernehmen oder sich daran zu beteiligen, waren
im Sand verlaufen. So hatte das Land Mecklenburg-Vorpommern vor mehr als einem Jahr den geplanten Verkauf der
Stadtsparkasse Stralsund durch eine Verschärfung des Landesgesetzes blockiert und damit einen Präzedenzfall verhindert.
HANDELSBLATT, Freitag, 15. April 2005, 19:50 Uhr
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4) KORREKTUR/Devisen: Euro nach enttäuschenden US-Konjunkturdaten gestiegen (dpa-AFX 15.4.)
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(Korrektur: korrigiert wurde die Notierung der Feinunze Gold in der vorletzten Zeile des letzten Absatzes: 424,60 (statt: 423,45).
Die Werte waren vertauscht worden.) FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Kurs des Euro ist am Freitag nach einer Reihe
enttäuschender US-Konjunkturdaten deutlich gestiegen und hat die Marke von 1,29 US-Dollar überschritten. Am späten
Nachmittag wurde die europäische Gemeinschaftswährung mit 1,2922 US-Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank
(EZB) hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,2868 (Donnerstag: 1,2820) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,7771
(0,7800) Euro. 'Eine ganze Reihe enttäuschender Konjunkturdaten aus den USA haben den Dollar unter Druck gebracht', sagte
Folker Hellmeyer, Chefanalyst der Bremer Landesbank. Die sich abschwächende Konjunkturdynamik stellt die bisherigen
Zinserhöhungserwartungen in Frage. Steigende US-Leitzinsen hatten zuletzt den Eurokurs unter Druck gebracht. 'Der viel
beachtete Konjunkturindikator für die Region New York ist regelrecht eingebrochen', sagte Hellmeyer. Der Index ist im April auf
3,1 Punkte von 20,2 Punkten im März gesunken. Das ist der niedrigste Stand seit zwei Jahren. Von CBS MarketWatch
befragte Experten hatten im Durchschnitt einen Rückgang auf 17,3 Punkte erwartet. 'Auch das Verbrauchervertrauen in den
USA sei angeschlagen', sagte Hellmeyer. Der Konsumindikator der Universität Michigan war im April stärker als erwartet
gefallen. Zudem seien im gesamten Wochenverlauf die US-Konjunkturdaten enttäuschend ausgefallen, ohne zunächst Einfluss
auf den Kursverlauf ausgeübt zu haben. Auf der anderen Seite steige der Inflationsdruck in den USA, sagte Hellmeyer. Dies
zeigten die ebenfalls am Freitag veröffentlichten Einfuhrpreise. Die Gefahr einer Stagflation in den USA nehme zu. Dies zeigten
die am Freitag veröffentlichten Einfuhrpreise. Die Gefahr einer Stagflation - gleichzeitiges Auftreten von Inflation und Stagnation
- in den USA nehme zu. Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,6820 (0,68135)
britische Pfund, 139,08 (138,64) japanische Yen und 1,5532 (1,5547) Schweizer Franken fest. Die Feinunze Gold wurde in
London mit 424,60 (423,45) Dollar gefixt./js/sf
Quelle: DPA AFX
5) Bundesregierung: Deutsche Volkswirtschaft gut gestartet (dpa-AFX 15.4.)
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BERLIN (dpa-AFX) - Die deutsche Volkswirtschaft ist nach Einschätzung der Bundesregierung im Jahr 2005 gut gestartet.
Insbesondere die Industrieproduktion sei bislang günstiger verlaufen als im Jahresendquartal des Vorjahres, teilte das
Bundeswirtschaftsministerium am Freitag mit. Auch mehrten sich die Anzeichen für eine allmähliche Belebung des privaten
Konsums. Die Konjunkturindikatoren insgesamt zeigten jedoch noch kein einheitliches Bild. Die Auftragseingänge in der
Industrie hätten sich tendenziell seitwärts entwickelt, sie lägen jedoch nach wie vor deutlich über ihrem Vorjahresniveau. Die
weltwirtschaftliche Dynamik sei ungebrochen und eröffne die Aussicht fortgesetzter Impulse seitens der Auslandsnachfrage.
Die privaten Konsumausgaben, so das Ministerium weiter, hätten sich bereits in der zweiten Jahreshälfte 2004 etwas erhöht.
Gleichzeitig habe sich die Stimmung der Verbraucher ganz allmählich aufgehellt. Die Hersteller von Konsumgütern hätten ihre
Erzeugung vier Monate in Folge erhöht und die Inlandsaufträge der Konsumgüterproduzenten stiegen seit fünf Monaten. Auch
die Einzelhandelsumsätze seien zu Beginn des Jahres 2005 kräftig gestiegen. Dies seien Indizien, die auf eine allmähliche
Belebung des privaten Konsums und damit der Binnenkonjunktur hindeuteten./bl/DP/js
Quelle: DPA AFX
6) US-Finanzminister: Energiepreise stellen Gefahr für Wirtschaftswachstum dar (dpa-AFX 15.4.)
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WASHINGTON (dpa-AFX) - Hohe Energiepreise könnten nach Einschätzung von US-Finanzminister John Snow das
Weltwirtschaftswachstum belasten. Sollte der Ölpreis auf dem derzeitigen Niveau verharren, dann wäre er ein starker
Gegenwind für die Weltkonjunktur, sagte Snow am Freitag dem Fernsehsender Bloomberg TV. In den USA dürfte der Ölpreis
dazu führen, dass die Menschen weniger einkaufen gehen. Am Vortag hatte sich der US-Staatsekretär im Finanzministerium,
John Taylor, noch wesentlich optimistischer geäußert./js/sf
Quelle: DPA AFX
7) USA: Verbrauchervertrauen Michigan April fällt überraschend deutlich - Kreise (dpa-AFX 15.4.)
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MICHIGAN (dpa-AFX) - In den USA ist das Verbrauchervertrauen der Universität von Michigan im April laut Kreisen stärker als
erwartet gefallen. Er sei von 92,6 Punkte im Vormonat auf 88,7 Punkte gefallen, erfuhr die Nachrichtenagentur AFX am Freitag.
Im März hatte der Index noch bei 92,6 Punkten gelegen. Von AFX befragte Volkswirte hatten zuvor mit 91,3 Punkte im April
gerechnet. Der Unterindex für die gegenwärtige Lage sei von 108 Punkten im Vormonat auf 103,9 Punkte im April gefallen. Die
Erwartungskompente sei von 82,8 Punkte auf 79,0 Punkte gesunken./FX/js/sf
Quelle: DPA AFX
8) US-Industrieproduktion steigt erwartungsgemäß (FINANZEN.NET 15.4.)
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Die U.S. Federal Reserve Bank gab in Washington für März 2005 einen leichten Anstieg der US-Industrieproduktion bekannt.
Demnach erhöhte sich der Produktionsausstoß der Fabriken, Bergwerke und Energieversorger gegenüber dem Vormonat um
0,3 Prozent, nachdem er im Februar um revidiert 0,2 Prozent (vorläufig: 0,3 Prozent) angewachsen war.
Zudem kletterte die Kapazitätsauslastung der US-Industrie auf 79,4 Prozent. Für den Vormonat wurde die Auslastung von
vorläufig 79,4 Prozent auf 79,3 Prozent leicht nach unten revidiert.
Volkswirte hatten durchschnittlich einen Anstieg bei der Industrieproduktion um 0,3 Prozent prognostiziert. Bei der
Kapazitätsauslastung waren sie von einem Wert von 79,5 Prozent ausgegangen.
Quelle: FINANZEN.NET
9) US-Außenhandelspreise legen weiter zu (FINANZEN.NET 15.4.) nach
oben
Das US-Arbeitsministerium in Washington veröffentlichte für März 2004 einen erneuten Anstieg der Außenhandelspreise.
So erhöhten sich die Exportpreise im Vormonatsvergleich um 0,7 Prozent. Bereinigt um Agrargüter stiegen sie nur um 0,4
Prozent an, nachdem sie im vorangegangenen Monat um 0,1 Prozent angezogen waren.
Gleichzeitig erhöhten sich die Importpreise gegenüber dem Vormonat um 1,8 Prozent, während Analysten nur mit einer
Preissteigerung um 1,3 Prozent gerechnet hatten. Dies war der stärkste Anstieg seit über zwei Jahren. Bereinigt um Ölimporte
wuchsen die Einfuhren um 0,3 Prozent, nach einem Anstieg um 0,2 Prozent im Februar.
Quelle: FINANZEN.NET
10) Italiens Handelsbilanzdefizit erhöht sich (FINANZEN.NET 15.4.)
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Die italienische Statistikbehörde Istat veröffentlichte in Rom für Februar 2005 einen Anstieg des Handelsbilanzdefizits.
Demnach wurde ein Passivsaldo von 1,39 Mrd. Euro erzielt, nach einem Defizit von 0,89 Mrd. Euro im Vorjahresmonat. Im
Einzelnen verzeichnete die drittgrößte Volkswirtschaft der Eurozone binnen Jahresfrist einen Exportanstieg von 3 Prozent und
ein Importwachstum von 5,2 Prozent.
In den ersten beiden Monaten 2005 ergab sich in der Handelsbilanz ein Passivsaldo von 3,69 Mrd. Euro. Dies war damit für
diesen Zeitraum der höchste Stand seit 1991.
Quelle: FINANZEN.NET
11) Bundesbank-Chefvolkswirt für umfassende Reform der Unternehmensbesteuerung (dpa-AFX 15.4.)
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TUTZING (dpa-AFX) - Bundesbank-Chefvolkswirt Hermann Remsperger hat sich für eine weit reichende Reform der
Unternehmensbesteuerung ausgesprochen. Die auf dem Jobgipfel von Bundesregierung und Union vereinbarten Maßnahmen
zur weiteren Senkung der Unternehmenssteuern zielten zwar in einzelnen Punkten in die richtige Richtung, sagte Remsperger
am Freitag bei einem Vortrag in der Evangelischen Akademie Tutzing. 'Sie können aber keinesfalls eine umfassende Reform
der Unternehmensbesteuerung ersetzen, die ihrerseits möglichst in eine grundlegende Einkommenssteuerreform eingebettet
werden sollte', sagte Remsperger laut Redemanuskript. Ein vollständiger Verzicht auf die Gewerbesteuer sei der bisherigen
Anrechnung auf die Einkommenssteuer vorzuziehen. Der Bundesbanker sprach sich außerdem für einen nationalen
Stabilitätspakt aus. Er solle die 'unzureichenden nationalen Haushaltsregeln' härten, in dem beispielsweise die Verpflichtung
zu strukturell weitgehend ausgeglichenen Haushalten fest im deutschen Haushaltsrecht verankert wird./rw
Quelle: DPA AFX
12) 'Bild': Steuereinnahmen in den ersten drei Monaten gestiegen (dpa-AFX 15.4.)
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HAMBURG (dpa-AFX) - Bund und Länder haben einem Pressebericht zufolge in den ersten drei Monaten dieses Jahres mehr
Steuern eingenommen als vor einem Jahr. Die Steuereinnahmen seien im ersten Quartal um 1,6 Milliarden auf 90,4 Milliarden
Euro gestiegen, berichtet die 'Bild'-Zeitung (Freitagausgabe) ohne Angabe von Quellen. Größter Einzelposten sei die
Lohnsteuer mit 67 Milliarden Euro gewesen. Seit langem erstmals gestiegen seien auch die Einnahmen aus der Tabaksteuer.
Sie hätten um 5,2 Prozent auf knapp 2,5 Milliarden Euro zugelegt./rw/sbi
Quelle: DPA AFX
13) Betroffene sollen mehr hinzuverdienen können (HB 15.4.) nach
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Einigung im Hartz-IV-Streit in Sicht
Von Helmut Hauschild
Die Bundesregierung und die Union stehen kurz vor einer Einigung über höhere Hinzuverdienstmöglichkeiten zum
Arbeitslosengeld II. Damit sollen die Arbeitsanreize für Langzeitarbeitslose verbessert werden.
Empfänger von Arbeitslosengeld II sollen mehr hinzuverdienen können. Foto: dpa
Bild vergrößern Empfänger von Arbeitslosengeld II sollen mehr hinzuverdienen können. Foto: dpa
HB BERLIN. „Von allen Themen, die auf dem Jobgipfel besprochen wurden, ist das die einfachste Baustelle“, sagte der
arbeitsmarktpolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Karl-Josef Laumann (CDU), dem Handelsblatt. Eine
Verständigung sei „auf gutem Weg“. Im Wirtschaftsministerium hieß es, beide Seiten hätten sich weit auf einander zu bewegt,
es müssten nur noch Details geklärt werden.
Am Freitag treffen sich Wirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) und Laumann, um über die zwischen Bundeskanzler
Gerhard Schröder und den Vorsitzenden von CDU und CSU, Angela Merkel und Edmund Stoiber, vereinbarte attraktivere
Anrechnung von Erwerbseinkommen auf das Arbeitslosengeld II zu verhandeln. Nach Informationen des Handelsblatts ist
geplant, die anrechnungsfreie Pauschale für Werbungs-, Fahrtkosten und Versicherungen auf 100 Euro anzuheben. Bisher
beträgt der pauschale Freibetrag nur rund 45 Euro, höhere Werbungskosten müssen einzeln geltend gemacht werden.
Über diesen Grundfreibetrag hinaus soll ein einheitlicher Prozentsatz gelten, zu dem Hinzuverdienste nicht auf das
Arbeitslosengeld II angerechnet werden. Bisher gibt es hier drei Stufen: Bis 400 Euro monatlichen Bruttolohns darf der
Arbeitslose 15 Prozent behalten, von 401 bis 900 Euro 30 Prozent, von 901 Euro bis zur Einkommensgrenze von 1500 Euro
wiederum 15 Prozent. Diese Staffelung habe in der Öffentlichkeit schwer vermittelt werden können, sagte der
SPD-Arbeitsmarktexperte der SPD-Fraktion, Klaus Brandner. Wie hoch der neue einheitliche Prozentsatz sein wird, soll heute
zwischen Clement und Laumann abschließend geklärt werden. Aus Verhandlungskreisen hieß es, er werde voraussichtlich bei
15 Prozent oder knapp darüber liegen. Andernfalls müsse mit erheblichen Mehrkosten für den Bundeshaushalt gerechnet
werden. Je nach Größe der Familie des Arbeitslosen soll der maximal Hinzuverdienst zudem gedeckelt werden.
Im Vergleich zu den aktuellen Prozentsätzen würde die neue Regelung zum Teil eine nominelle Absenkung der
Hinzuverdienstquote bedeuten. Dies soll jedoch dadurch zumindest partiell ausgeglichen werden, dass künftig der
Bruttoverdienst als Berechnungsgrundlage genommen wird statt wie bisher das um Werbungskosten bereinigte
Nettoeinkommen. Brandner begründete die Bruttoberechnung mit höherer Transparenz. „Auf dieser Basis kann sich jeder
Arbeitslose leichter ausrechnen, wie viel mehr er durch seinen Zuverdienst am Monatsende in der Tasche hat“, sagte er.
Einigen sich Laumann und Clement, dann will die Bundesregierung die neue Hinzuverdienstregelung schnell in den Bundestag
einbringen. Es wäre die erste Korrektur von Hartz IV seit dem Start des Arbeitslosengelds II Anfang Januar.
Der Ombudsrat zur Begleitung der Arbeitsmarktreform hat am Donnerstag von der Regierung weitere Nachbesserungen
gefordert. Wichtigster Kritikpunkt: Die unterschiedlichen Regelsätze für das Arbeitslosengeld II in West- und Ostdeutschland
seien nicht gerechtfertigt. Sie widersprächen dem Grundsatz der Gleichbehandlung und müssten deshalb angeglichen werden,
sagte das Ratsmitglied Kurt Biedenkopf (CDU), ehemals Ministerpräsident in Sachsen, anlässlich einer 100-Tage-Bilanz von
Hartz IV. Das Ratsmitglied Christine Bergmann (SPD), ehemalige Bundesfamilienministerin, bemängelte zudem die
Anrechnungsregeln bei der Eigenheimzulage und beim Kindergeld.
Probleme sieht der Ombudsrat zudem bei der Zusammenarbeit von Arbeitsagenturen und Kommunen in den
Arbeitsgemeinschaften zur Betreuung der Langzeitarbeitslosen. Es gebe Reibungsverluste, weil zwei Kulturen aufeinander
träfen, die zentralistische Bundesagentur für Arbeit (BA) und die kommunale Selbstverwaltung. Für einen dauerhaften Erfolg der
Reform müsse die BA dezentralisiert werden, forderte Biedenkopf. Lob gab es für die pünktliche Auszahlung des
Arbeitslosengelds II zu Jahresbeginn.
Kritik an Hartz IV
Der Ombudsrat fordert von der Regierung mehrere Korrekturen an der Arbeitsmarktreform:
Regelsätze: Das Arbeitslosengeld II (Alg II) in Ost- und Westdeutschland soll angeglichen werden. Zurzeit beträgt der
monatliche Regelsatz im Westen 345 Euro, im Osten 331 Euro.
Eigenheimzulage: Sie soll nicht auf das Alg II angerechnet werden, wenn sie nachweislich zur Tilgung verwendet wird.
Kindergeld: Bei volljährigen Kindern soll es nicht auf das Alg II der Eltern angerechnet werden, wenn es an die Kinder geht.
Nicht leibliche Kinder: Der Rat kritisiert, dass Alg-II-Empfänger in der Bedarfsgemeinschaft für sie finanziell einstehen müssen,
ihnen gleichzeitig aber die Familienversicherung in der Krankenkasse verwehrt wird.
HANDELSBLATT, Freitag, 15. April 2005, 07:29 Uhr
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14) Die bewegte Geschichte einer Zürcher Bank (NZZ 15.4.) nach
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Heute feiert die Bank Leu ihr 250-Jahr-Jubiläum
Mit einem Festakt in den Maag-Hallen in Zürich feiert die Bank Leu heute ihr 250-jähriges Bestehen. Seit der Gründung
durch den Zürcher Rat im Jahr 1755 hatte die heute älteste Bank der Schweiz eine bewegte Geschichte. Aus der einstigen
Staatsbank ist ein Vermögensverwaltungsinstitut geworden, das seit 1990 zur Credit Suisse Group gehört.
rib./ti. Eine Bank gründen? Die Entscheidung, die der Grosse Rat Zürichs 1754 fällte, war eigentlich überfällig. Angesichts
der politischen und wirtschaftlichen Bedeutung, die Zürich seit dem Anfang des 18. Jahrhunderts erworben hatte, war das
Finanzwesen an der Limmat rückständig organisiert. Banken im heutigen Sinn gab es in der Schweiz ohnehin erst wenige.
Gängige Bankgeschäfte wurden von Privatbanquiers und vermögenden Bürgern angeboten. Seit dem 17. Jahrhundert waren so
auch in Zürich Hypothekarkredite gewährt worden. Zahlungen auf Wechsel aber, wie sie für den Exporthandel immer wichtiger
wurden, konnten nicht über ein einheimisches Institut abgewickelt werden. Das übernahmen Banken aus St. Gallen, Basel und
Genf, wo das Geldgeschäft Tradition hatte. Die Gründung einer Zürcher Bank drängte sich also auf, und doch hatte es seit
Jahrhundertanfang mehrere Anläufe gebraucht, bis das Unternehmen realisiert wurde.
Tiefe Zinsen und Kapitalflucht
Durch den zunehmenden Reichtum war Zürich im 18. Jahrhundert für Kapitalnehmer interessant geworden. Die privaten wie
die öffentlichen Kassen waren voll, die Zinsen tief. Um der Verschuldung von Privathaushalten durch billiges Geld vorzubeugen,
war eine staatliche Zinskommission eingesetzt worden, die dafür sorgen musste, dass die obrigkeitlichen Zinsmandate
eingehalten wurden: Nachdem der seit der Reformation geltende Maximalzins von 5 Prozent oft unterschritten worden war,
wurde ein Minimalzins von 3 Prozent angeordnet. Die Nachfrage nach Geld stieg, das Kapital wanderte aus Zürich ab - Private
und Obrigkeit führten ihr Geld in die übrige Schweiz und ins nahe Ausland. So kam der Wunsch auf, eine Institution zu
schaffen, die vermögende Bürger über Anlagemöglichkeiten informiert.
Eine treibende Kraft bei der Gründung der ersten Zürcher Bank war der spätere Bürgermeister Johann Conrad Heidegger. Er
schlug vor, die neue Institution solle nicht nur über Anlagen informieren, sondern die Geschäfte gleich selbst vermitteln. Der
Vorschlag wurde angenommen, der Säckelmeister Johann Jakob Leu zum Präsidenten der Zinskommission gewählt, und die
neu konzipierte Kommission erhielt die Vollmacht, gegen Obligationen Kundengelder anzunehmen und anzulegen. Aus dem
Staatsschatz wurde ein Grundkapital von 50 000 Gulden zur Verfügung gestellt, und die nach dem Kommissionspräsidenten
benannte Bank «Leu et Compagnie» nahm im April 1755 in einer Stube im Zürcher Rathaus ihre Geschäftstätigkeit auf. Der
Erfolg stellte sich bald ein. Schon wenige Jahre später bezahlte die Bank das Dotationskapital zurück. Zu den Kunden von
«Leu et Compagnie» gehörten renommierte Fürstenhäuser und Klöster aus ganz Europa.
Die halbstaatliche Bank wird privatisiert
Gefeit vor den Zeitläuften allerdings war die Bank Leu nicht. Als 1798 die französischen Truppen in Zürich einmarschierten,
schien der Bankrott des Instituts nicht abzuwenden. Die Wirren in Frankreich hatten zahlreiche Darlehensforderungen ins
Wanken gebracht, die Reserven waren verbraucht. Die Zinskommission konnte aber den Schiffbruch vermeiden, indem sie die
Obligationen zurückkaufte und ausländische Anlagen liquidierte. Nach den Plünderungen durch die französischen Truppen war
mit dem finanziell ausgebluteten Staat auch die halbstaatliche Bank Leu in Schwierigkeiten. Als Reaktion darauf erklärte die
Zinskommission die Vermögenswerte der Bank kurzerhand zum Privateigentum und konstituierte sie 1798 neu als privates
Unternehmen.
Mit der steigenden Nachfrage nach Kapital für die Industrie etablierte sich die «neue» Bank Leu Anfang des 19. Jahrhunderts
als führendes Hypothekarinstitut. Die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft verlieh ihr 1854 zeitgemässe Strukturen. Doch
nicht nur die Banken wandelten sich, auch ihr politisches und gesellschaftliches Umfeld hatte sich verändert: Zürich war das
Wirtschaftszentrum der Schweiz geworden. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich die Bank Leu zur
Universalbank, was sich auch äusserlich zeigte: 1875 verlegte sie den Geschäftssitz vom Niederdorf, wo sie seit 1833 tätig
gewesen war, an die Bahnhofstrasse. Der Expansion der Grossbanken zu Beginn des 20. Jahrhunderts, die sich in der
Eröffnung von Niederlassungen äusserte, begegnete die Bank Leu reserviert. Seit 1915 in einem repräsentativen Gebäude an
der Bahnhofstrasse ansässig, richtete sie ihre Tätigkeit klar auf Zürich aus.
Schwierige Zwischenkriegszeit
Der Erste Weltkrieg hatte paradoxerweise eine Belebung des Bankgeschäfts zur Folge. Doch Anfang der zwanziger Jahre
setzte eine massive Erosion der Wertpapierkurse ein. In Deutschland, einem wichtigen Zielmarkt der Bank Leu, brach der Kurs
der Währung ein; ein Grossteil der an deutsche Kunden vergebenen Hypothekarkredite musste abgeschrieben werden. Der
Aderlass mündete 1921 und 1922 in eine Sanierung. Weitere Kapitalherabsetzungen wurden 1934 und 1937 als Folge der
Weltwirtschaftskrise nötig. Noch bevor die Bank wieder Tritt gefasst hatte, stellte sie der Zweite Weltkrieg vor weitere
Bewährungsproben. Das Engagement in Deutschland führte dazu, dass 1946 ein Grossteil der Kreditforderungen
abgeschrieben werden musste. Um Schlimmeres zu vermeiden, liess sich die Bank auf Gold- und Tauschgeschäfte mit der
Reichsbank ein, die sich über Goldverkäufe in der Schweiz Devisen beschaffte. Laut der Expertenkommission Schweiz -
Zweiter Weltkrieg nahm die Bank Leu Gold im Gegenwert von rund 44 Mio. Fr. entgegen.
In der Nachkriegszeit fand die Bank Leu jahrzehntelang nicht aus einem strategischen Dilemma heraus: Einerseits schaffte
sie es nicht, ein die ganze Schweiz abdeckendes Filialnetz aufzubauen und zu einer landesweit tätigen Grossbank
aufzusteigen. Anderseits blieb sie zu gross, um eine erfolgversprechende Nischenstrategie verfolgen zu können. Diese
Unentschlossenheit trieb sonderbare Blüten. In den siebziger Jahren eröffnete die Bank Stützpunkte auf den Bahamas, in
Amman, Beirut und New York. In der Schweiz aber gelang ihr nicht einmal der Ausbruch aus dem Kanton Zürich. Dort war sie
1988 mit 22 Zweigniederlassungen vertreten und betrieb in der ganzen übrigen Schweiz nur gerade zwei Tochterbanken.
Fehlender Mut zur Flucht nach vorn
Der fehlende Mut zur Flucht nach vorn liess sie im Wettbewerb mit den anderen Grossbanken zurückfallen. Im
branchenweiten Konsolidierungsprozess, der Ende der achtziger Jahre einsetzte, geriet die Bank Leu ins Visier Martin
Ebners. Der interne Widerstand gegen ein Zusammengehen mit dem aufstrebenden Financier verstärkte sich so, dass bereits
vorangetriebene Kooperationspläne begraben wurden. Dafür sprang 1990 die damalige CS Holding in die Bresche und bot der
Bank, zusammen mit den CS-Tochtergesellschaften Bank Hofmann und Clariden Bank, einen Platz unter dem Dach einer neu
zu schaffenden Leu Holding an. Darauf wurde die Bank Leu - die Leu Holding wurde 1995 in die CS Holding fusioniert - zu einer
Art Trainingscamp für vielversprechende CS-Manager. Nach etlichen Führungswechseln und Umstrukturierungen hat sich die
letztmals 2003 neu formierte Geschäftsleitung - endlich - einer Nischenstrategie verschrieben. Demnach will sich die Bank Leu
als «Boutique» für anspruchsvolle nationale und internationale Private-Banking-Kunden etablieren. Der Bank ist zu wünschen,
dass dieser späten strategischen Fokussierung Erfolg beschieden sein wird.
15) Warum die Zinsen niedrig sind (NZZ 15.4.) nach
oben
Bankökonomen sehen hohe Liquidität als Hauptursache
An einem Symposium der Herbert-Giersch-Stiftung sprachen sich die beteiligten Bankökonomen für ein dezidiertes
Vorgehen der Notenbanken gegen die «Geldschwemme» aus: Die Überschussliquidität gefährde die Reputation der
Zentralbanken in der Inflationsbekämpfung und münde ohne Gegensteuer in einen Zinsanstieg.
cei. Frankfurt, 14. April
Eigentlich sähe er gerne hohe Realzinsen, erklärte mit einem Augenzwinkern der Chefökonom der Europäischen
Zentralbank, Otmar Issing, am Symposium der Herbert-Giersch-Stiftung in Frankfurt. Die Veranstaltung war der Frage
gewidmet, ob die derzeit niedrigen Zinsen ein flüchtiges Phänomen darstellten oder von einer neuen Ära kündeten. Issings
Votum bezog sich darauf, dass der Realzins längerfristig dem Ertrag von Maschinen und Geräten entspricht. Technologische
Verbesserungen machen Kapital produktiver, was sich in einem hohen Realzins spiegelt. Bei der Beurteilung des kurzfristigen
Zinsniveaus stellt sich damit ein Huhn-Ei-Problem: Niedrige Realzinsen können Investitionen stimulieren, was vorübergehend
die Wachstumsrate erhöht. Umgekehrt reflektiert ein hoher Realzins in der langen Frist die überlegene Produktivität einer
Volkswirtschaft. Es ist diese zweite Sicht, die in Issings frommem Wunsch für die Euro-Zone anklang.
Ungewöhnlich geringe Realzinsen
Bevor man über niedrige Zinsen diskutiert, muss die Frage gestellt werden, ob sie im historischen Kontext überhaupt als tief
anzusehen sind. Dabei förderte Joachim Fels, Volkswirt bei Morgan Stanley, Überraschendes zutage. Die Rendite «ewig»
laufender britischer Schatzpapiere (Consols) lag über die vergangenen 300 Jahre im Schnitt bei 4,6% - dies entspricht just dem
Niveau der ersten Monate 2005 (vgl. Grafik). Aussergewöhnlich ist demnach nicht so sehr der zurzeit geringe Nominalzins,
sondern eher die Hochzinsphase der vergangenen 30 Jahre. Betrachtet man statt der Nominalzinsen jedoch die realen Sätze,
zeigt sich, dass diese in den Industriestaaten jüngst deutlich unter dem Durchschnitt lagen.
Fels zerpflückte am Symposium zunächst die üblicherweise vorgebrachten Gründe für das tiefe Zinsniveau besonders im
langfristigen Bereich. So wird oft angeführt, geknickte Wachstumshoffnungen hätten zu sinkenden Realzinsen geführt.
Dagegen sprächen aber die anziehenden Aktienkurse, die eher auf eine optimistische Sicht der Anleger schliessen
liessen. Ebenfalls als wenig stichhaltig erachtet er das Argument, die geringen Renditen seien asiatischen Notenbanken zu verdanken,
die amerikanische Anleihen «horteten». So seien in der Euro-Zone die Renditen ohne den Appetit asiatischer Zentralbanken
gar stärker zurückgegangen als in den USA. Die Nachfrage nach Staatsanleihen der Industrieländer könnte ferner durch eine
stärkere Abneigung der Anleger gegenüber Risiken angekurbelt worden sein. Auch dies hält Fels für wenig plausibel, fanden
doch gerade Schwellenländer-Obligationen, die als besonders risikoreich gelten, jüngst starken Anklang. Schliesslich liesse
sich auch eine gestiegene Reputation der Notenbanken bei der Inflationsbekämpfung als Grund anführen. In diesem Fall geben
sich die Anleger mit einer geringeren «Inflationsprämie» zufrieden, da die Kaufkrafterhaltung sicherer wird. Dieses Argument
mag zwar laut Fels über mehrere Jahre gesehen zutreffen, doch nicht für die markanten Renditeabschläge in den neun
Monaten bis Februar 2005.
So steuert für ihn alles auf eine Erklärung zu: Für die geringen Renditen seien die Notenbanken mit ihren offenen
Geldschleusen verantwortlich. Die rekordtiefen Leitzinsen hätten eine enorme Liquidität aufgebaut, die nicht benötigt werde, um
die Realwirtschaft zu finanzieren. So hat sich der Anteil liquider Komponenten der Geldmenge am Bruttoinlandprodukt der G-5
plus China in den vergangenen zehn Jahren um insgesamt 40% erhöht. Diese überschüssige Liquidität «marodiere» nun von
einer Vermögensklasse zur nächsten: Zunächst verteuerte sie die Aktien, jetzt Obligationen und Immobilien. Fels sieht
angesichts der Überschussliquidität einen Preisauftrieb auf die Industrieländer zukommen. Er führt dafür die jüngst etwas
anziehenden Inflationserwartungen ins Feld. Zudem «füttere» das überschüssige Geld die Hausse der Erdölpreise.
Sorge um die Glaubwürdigkeit
Auch die Bankökonomen Thomas Mayer von der Deutschen Bank und Ulrich Kater von der Deka-Bank zögen ein
dezidierteres Vorgehen der Notenbanken gegen die «Geldschwemme» vor. Kater sieht den «natürlichen» Notenbankzins bei
4%. Er setzt sich aus einem Realzins von 2% und einer angestrebten Inflation von 2% zusammen. Der stark expansive Kurs
zeigt sich darin, dass in der Euro-Zone der Leitzins mit 2% seit geraumer Zeit unter diesem Niveau liegt. Mayer sieht hinter
den geringen Realzinsen der jüngeren Zeit vor allem die Diskrepanz zwischen höheren Ersparnissen der Schwellenländer und
einer geringeren Investitionsneigung der Industriestaaten. Erst sinkende Realzinsen hätten diese gegenläufigen Entwicklungen
miteinander in Einklang gebracht. Seit dem vergangenen Jahr macht er auf globaler Ebene jedoch wieder eine anziehende
Investitionsnachfrage aus. Die Notenbanken hätten bisher darauf nicht oder nur graduell reagiert. In allen drei Voten schwang
letztlich die Sorge mit, die Fülle an Liquidität gefährde die in den letzten Jahren erworbene Reputation der Notenbanken. Ohne
Gegensteuer befürchten die Ökonomen steigende Inflationserwartungen, die letztlich in höhere Zinsen mündeten. Diese
spiegelten dann besonders die Unsicherheit der Anleger darüber, ob es den Notenbanken mit der Kaufkrafterhaltung noch
immer ernst sei.
16) Vorsicht vor Aktien- und Bond-Engagements (NZZ 15.4.) nach
oben
Getrübter Ausblick der Credit Suisse
mkr. Der vorsichtige Anleger sollte in den nächsten Monaten von Anleihen und Aktien die Hände lassen. Auf diese Warnung
laufen, überspitzt formuliert, die am Donnerstag veröffentlichten Prognosen der Credit Suisse (CS) hinaus. Während die
festverzinslichen Papiere seit längerer Zeit als überbewertet gelten, scheinen nun auch die Aussichten für die
Dividendenpapiere nicht mehr so günstig zu sein wie zuvor. Nach kräftigen Kursavancen im ersten Quartal 2005 an den
europäischen und japanischen Aktienmärkten dürften sich gemäss der CS im zweiten Quartal die Aktienmärkte
weltweit seitwärts, wenn nicht gar leicht abwärts bewegen.
Die kurzfristige Schwäche der Aktienmärkte hat verschiedene Ursachen. Zunächst hat die Risikobereitschaft unter den
Anlegern abgenommen. Im Februar erreichte der Risiko-Appetit-Indikator der Credit Suisse First Boston ein Zwischenhoch und
korrigierte darauf stark nach unten (vgl. Grafik). Dies könnte ein Verkaufssignal sein, zumal sich das Barometer bisher nur alle
zwei bis drei Jahre derart stark bewegt hat. Zudem wird den Finanzmärkten seit einigen Monaten durch die restriktivere
Geldpolitik der amerikanischen Notenbank Liquidität entzogen. Schliesslich lastet auch das rückläufige Gewinnwachstum auf
den Aktienkursen. In den USA ist die Veränderungsrate der Einkünfte von Unternehmen, die im S&P-500-Index enthalten sind,
von ungefähr 20% auf etwas mehr als 16% gesunken. Die abnehmende Risikobereitschaft dürfte nicht nur den Aktien, sondern
auch gewissen Anleihengruppen zu schaffen machen. Bis vor kurzem wurden Obligationen aus Schwellenländern sowie andere
hochverzinsliche Papiere durch eine renditehungrige und daher mutige Anlegerschaft gestützt. In der Folge sanken die
Kreditrisikoprämien von Schwellenländer-Anleihen auf rekordtiefe Stände. Seit Mitte März haben sich die sogenannten Credit
Spreads wieder ausgeweitet, was als Wendepunkt interpretiert wird (vgl. «Reflexe»).
Die Anlageempfehlungen für «normale» Anleihen aus Industrieländern sind vorsichtig. Im Dollarraum positionieren sich die
Experten der CS am kurzen Ende der Zinskurve. Sie gehen von einem steigenden Zinsniveau aus, das erfahrungsgemäss
weniger auf die Kurse von «Kurzläufern» als auf jene von «Langläufern» drückt. Bis zum Jahresende 2005 könnte die Rendite
zehnjähriger amerikanischer Staatsanleihen von derzeit 4,4% auf etwas mehr als 5% wachsen. Dies wird nicht zuletzt davon
abhängen, wie sich der Erdölpreis entwickeln und direkt auf die Real- und Geldwirtschaft auswirken wird. Interessanterweise
übertragen sich steigende bzw. fallende Erdölpreise auch indirekt auf die Kurse der «Treasuries». Aus einer Analyse der CS
geht nämlich hervor, dass die erdölexportierenden Länder bei steigenden Ölpreisen zunehmend amerikanische Staatsanleihen
kaufen und somit die Kurse der «Treasuries» stützen. Die europäischen Märkte dürften der Entwicklung in den USA - aufgrund
unterschiedlicher Wachstums- und Inflationsaussichten - in gemässigter Gangart folgen.
17) Die «Kaufkrafttheorie» findet in Deutschland wieder Anklang (NZZ 15.4.)
nach oben
cei. (Frankfurt) Prominente Ökonomen haben am Symposium der Herbert-Giersch-Stiftung in Frankfurt die mässige
Lohnentwicklung der vergangenen Jahre in Deutschland zwar gelobt. Die zuvor während langer Zeit zu hohen Tarife wirken aber
nach, weshalb der Volkswirt Herbert Giersch anregte, die Saläre so lange nicht zu erhöhen, bis die Produktivität deutscher
Arbeitnehmer im Standortwettbewerb wieder konkurrenzfähig sei. Dies dürfte jedoch ein schwieriges Unterfangen sein. So
verbreitet sich laut Otmar Issing, Chefökonom der Europäischen Zentralbank, in der Gesellschaft angesichts 5 Mio.
Arbeitsloser zunehmend die Ansicht, man müsse mittels Lohnerhöhungen die «Kaufkraft» steigern und schon spränge der
Konjunkturmotor an. Diese Argumentation lockte den sonst zurückhaltenden Issing aus der Reserve. Die Theorie von der
Kaufkraft des Lohnes sei absurd, echauffierte er sich. Die Deutsche Bundesbank liefert ihm das schlagende Argument. Sie hat
berechnet, dass die preisliche Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands gegenüber 19 Industrieländern gut 2% höher liegt als im
langjährigen Durchschnitt. Wäre man stattdessen der «Kaufkrafttheorie» gefolgt, wäre der Exportboom ausgeblieben, und
Deutschland stünde heute deutlich schlechter da. Es passt deshalb nicht zusammen, wenn Politiker zwar stets die
Exportstärke loben, gleichzeitig aber Massnahmen - etwa gegen angebliches «Lohndumping» - ins Auge fassen, welche die
Wettbewerbsfähigkeit unterminieren. Der Kodex für Notenbankiers mit den sogenannten drei K stünde deshalb auch Politikern
gut an. Er verlangt Konsistenz, Kontinuität und Kredibilität.
18) Eidgenössische Abstimmung vom 5. Juni (NZZ 15.4.) nach
oben
Für ein festeres Beziehungsnetz
Das Partnerschaftsgesetz und seine Rechtswirkungen
Homosexuelle Paare sollen durch das Partnerschaftsgesetz die Möglichkeit erhalten, ihre Beziehung offiziell anerkennen zu
lassen. Damit würden sie gegenüber heute, wo sie vor dem Gesetz als Fremde gelten, in vielen Punkten bessergestellt.
Evangelische Kreise haben gegen die Vorlage das Referendum ergriffen.
fon. Bern, 14. April
Mit dem Partnerschaftsgesetz kommt am 5. Juni eine Vorlage zur Abstimmung, die nur eine kleine Minderheit der
Bevölkerung direkt betrifft. Konkret geht es um homosexuelle Menschen, die in einer festen Beziehung leben und diese
rechtlich absichern lassen wollen. Heute können Lesben und Schwule zwar einen Teil ihrer Verbindung mit privaten Verträgen
regeln, sich zum Beispiel per Testament oder Erbvertrag den grösstmöglichen Erbteil zusichern. In vielerlei Hinsicht bestehen
aber gravierende Lücken, welche die Partner nicht durch Eigeninitiative wettmachen können. So sind sie etwa beim Tod ihres
Gefährten sozialversicherungsrechtlich nicht abgesichert, sie werden in fast allen Kantonen der Erbschafts- und
Schenkungssteuer mit dem höchsten Satz unterstellt, und sie haben, sofern sie von ausserhalb der EU sind, keinen Anspruch
auf eine Aufenthaltsbewilligung und damit auf ein Zusammenleben mit ihrem Schweizer Partner. Um diese Benachteiligungen
zu beheben, braucht es zwingend die Anerkennung durch den Staat.
Von der Ehe abgegrenztes Institut
In Gesellschaft und Politik wird die Besserstellung homosexueller Gemeinschaften bereits seit langem diskutiert. Ende der
neunziger Jahre fand das Anliegen in der damaligen CVP-Justizministerin Ruth Metzler eine engagierte Fürsprecherin. Ende
2002 legte der Bundesrat einen entsprechenden Gesetzesentwurf vor, der im Sommer 2004 vom Parlament angenommen
wurde. Bei einem Ja am 5. Juni schliesst sich die Schweiz damit Ländern wie Dänemark, Schweden, Norwegen, Finnland, den
Niederlanden, Frankreich oder Deutschland an, die schwule und lesbische Partnerschaften rechtlich anerkennen. Auch
gewisse Kantone, allen voran Genf und Zürich, sind bereits tätig geworden und haben das Anliegen auf ihrem Gebiet
umgesetzt.
Das Partnerschaftsgesetz schafft für homosexuelle Paare ein eigenes, von der Ehe abgegrenztes Rechtsinstitut; dieses ist
in einem speziellen Erlass ausserhalb des Familienrechts geregelt. Lesben und Schwule werden in vielen Punkten
Verheirateten gleichgestellt, daneben sind aber auch originäre Lösungen vorgesehen, vor allem dort, wo man zu grosse Nähe
zur traditionellen Familie vermeiden wollte. Die Vorlage geht von der Idee aus, dass die beiden Partner auch nach der
Eintragung ihrer Verbindung auf dem Zivilstandsamt möglichst unabhängig und wirtschaftlich eigenständig bleiben. Dies zeigt
sich etwa darin, dass sie ihren jeweilen Namen und ihr Bürgerrecht beibehalten und vermögensrechtlich der Gütertrennung
unterstellt sind. Denn anders als bei vielen Verheirateten, wo die Ehefrau ihre Berufstätigkeit wegen der Kinder einschränkt,
besteht bei homosexuellen Paaren kein Grund, warum der eine zu Hause bleiben und gemeinschaftliche Aufgaben
übernehmen soll. Ein gesetzlicher Ausgleichsmechanismus wie bei der für Verheiratete geltenden Errungenschaftsbeteiligung,
der im Falle der Trennung ungerechte Ergebnisse verhindern soll, ist deshalb nicht vorgesehen.
Vom Ausländer- bis zum Steuerrecht
Eine Gleichstellung mit Ehegatten erfolgt dagegen bei den Sozialversicherungen. So werden etwa die AHV- und IV-Renten
eingetragener Partner plafoniert, wie dies bei Ehepaaren der Fall ist. Und beim Tod des Gefährten gelten sie künftig als Witwer
und erhalten unter gewissen Voraussetzungen eine Hinterlassenenrente; derselbe Anspruch entsteht aus der beruflichen
Vorsorge. Auch im Erbrecht werden die eingetragenen Partner wie Verheiratete behandelt und haben dieselben gesetzlichen
Erb- bzw. Pflichtteile wie diese.
Was die Erbschafts- und Schenkungssteuer angeht, so sind die Kantone aufgefordert, auf Lebenspartner künftig denselben
Steuersatz anzuwenden wie auf Ehegatten bzw. die Steuer ganz aufzuheben; der Bund selber kann diesbezüglich zwar keine
direkte Vorschrift erlassen, doch die Gleichstellung mit Ehepaaren bei den kantonalen Erbschafts- und Schenkungssteuern
lässt sich laut Bundesrat aus der Verfassung ableiten. Im Bereich der direkten Steuern werden die eingetragenen Partner
künftig wie Verheiratete gemeinsam veranlagt, womit sie je nach Einkommenssituation dem Fiskus mehr Geld abliefern
müssen als bisher. Eine sehr bedeutsame Erleichterung bringt das Gesetz schliesslich für binationale Paare, bei denen der
eine Teil von ausserhalb der EU stammt. Sie sollen den ausländischen Ehepartnern von Schweizern bzw. niedergelassenen
Ausländern gleichgestellt werden und Anspruch auf eine Aufenthaltsbewilligung - nach fünf Jahren auf die
Niederlassungsbewilligung - erhalten.
Ist sich das Paar einig, kann es seine Beziehung vor Gericht rasch und unkompliziert beenden lassen. Widersetzt sich der
eine Teil, so wird die Gemeinschaft auf Klage des andern nach einem Jahr Trennung aufgelöst. Analog zur Ehe werden die
während der Dauer der Gemeinschaft erworbenen Leistungen in der beruflichen Vorsorge hälftig geteilt; je nach Einzelfall
werden zudem Unterhaltsbeiträge festgesetzt, so etwa, wenn der eine Teil sein Leben komplett umgestellt hat und nach der
Trennung Zeit braucht, um in der Arbeitswelt wieder Tritt zu fassen. Der wohl bedeutendste Unterschied zwischen
eingetragener Partnerschaft und Ehe besteht bei der Kinderfrage. Gleichgeschlechtliche Paare sollen kein Adoptionsrecht
erhalten; sie können weder ein fremdes Kind noch das Kind ihres Partners annehmen. Lesbischen Paaren ist es zudem
untersagt, ihren Kinderwunsch über die Fortpflanzungsmedizin zu erfüllen. Bundesrat und Parlament erachteten es mit Blick
auf das Kindeswohl als angezeigt, hier eine rigide Linie zu fahren. Auch sollte wegen der emotionalen Bedeutung des Themas
der Widerstand gegen die Vorlage nicht noch mehr angeheizt werden.
Opposition kirchlicher Kreise
Die Vorlage wurde im Parlament mit grossem Mehr - im Nationalrat mit 112 zu 51 Stimmen, im Ständerat mit 33 zu 5
Stimmen - gutgeheissen. Die Evangelische Volkspartei (EVP) und die Eidgenössisch-Demokratische Union (EDU) ergriffen
daraufhin das Referendum und brachten mehr als 66 000 Unterschriften bei. Als Hauptgründe führen sie an, dass das
Partnerschaftsgesetz unnötig sei, da die Schwulen und Lesben ihre Beziehung auf privatem Wege ausreichend schützen
könnten. Auch wird befürchtet, dass Homosexualität als gleichwertige Lebensform ausgegeben werde und die vorrangige
Bedeutung von Ehe und Familie darunter leide. Es gelte, den Anfängen zu wehren: Es sei sonst nur eine Frage der Zeit, bis die
Forderung nach dem Adoptionsrecht und nach dem Zugang zur Fortpflanzungsmedizin erhoben würde. Unterstützt werden
EVP und EDU von den evangelischen Freikirchen und der Katholischen Volkspartei. Der Evangelische Kirchenbund dagegen
steht hinter der Vorlage, ebenso der Katholische Frauenbund.
Bei den Parteien ist die Ausgangslage weitgehend klar. Die Freisinnigen, die Sozialdemokraten und die Grünen sprechen
sich für die Vorlage aus. Sie erachten es für eine moderne und offene Gesellschaft als selbstverständlich, dass die
Benachteiligungen homosexueller Paare beseitigt werden, und verweisen dazu auf die Bundesverfassung, die eine
Diskriminierung aufgrund der Lebensform verbietet. Die SVP dagegen sagt Nein, weil sie im Partnerschaftsgesetz einen Angriff
auf die Ehe erkennt. Zerrissen präsentiert sich schliesslich die CVP. Ihr Vorstand wird erst Ende April die Parole fassen, doch
tut sich die «Familienpartei» mit der Vorlage schwer. Bis anhin hat sich erst ein versprengtes Grüppchen zu den Befürwortern
gesellt.
19) Blühender Welthandel (NZZ 15.4.) nach oben
Erdölpreise und Transportwesen als Triebkräfte
Nach ersten Schätzungen des WTO-Sekretariates belief sich die Zunahme des Welthandelsvolumens im Jahr 2004 auf das Doppelte des Weltwirtschaftswachstums, was sich nominal wegen der Schwäche des amerikanischen Dollars als Rechnungswährung in ausgesprochen hohen Zuwachsraten niederschlägt. Für das laufende Jahr wird eine Abschwächung der Dynamik von real 9% auf 6,5% erwartet.
Ww. Genf, 14. April
Das Sekretariat der Welthandelsorganisation (WTO) geizt in seiner ersten Hochrechnung über die Entwicklung des weltweiten, grenzüberschreitenden Verkehrs mit Gütern und Dienstleistungen im Jahr 2004 nicht mit Lob. Das Volumen des Warenhandels stieg mit 9% fast zweimal so stark wie im Vorjahr, als eine Expansion um 5% erreicht worden war, und um mehr als das Doppelte des Weltwirtschaftswachstums. Allerdings wird auch vermerkt, dass sich die Dynamik im Verlauf des Berichtsjahres auf hohem Niveau sukzessive abschwächte, so dass der Einstieg in das laufende Jahr auf doch deutlich bescheidenerem Niveau erfolgt ist. Obwohl das WTO-Sekretariat im Dienstleistungshandel sich nicht auf reale, sondern nur auf nominale Werte abstützen kann, ist zu unterstellen, dass hier eine vergleichsweise etwas gebremste Beschleunigung verzeichnet wird. Wertmässig nahm der Warenhandel in der Berichtsperiode um 21% und der Dienstleistungshandel um 16% zu, wobei der Rückgang des durchschnittlichen Aussenwertes des amerikanischen Dollars um 11% sowie die «Explosion» des Erdölpreises um 31% und der Metallpreise um 36% besonders ins Gewicht fielen.
China rückt weiter vor
Die genannten Preisentwicklungen hatten zur Folge, dass 2004 jene Weltregionen mit einem gewichtigen Anteil von Erdöl und Metallen an ihren Warenexporten auch die höchsten Wachstumsraten verzeichneten, nämlich besonders der Nahe Osten, Afrika und die Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS). Dieses Phänomen führte im Wesentlichen auch dazu, dass die heterogene Gruppe der Staaten, die sich trotz unterschiedlichstem wirtschaftlichem Niveau gemeinsam zu den Entwicklungsländern zählen, ihren Anteil am Welthandel auf 31% steigerten und damit den höchsten Wert seit 1950 erreichten. Als weiteres Merkmal des Welthandels im vergangenen Jahr erreichte China unumstritten die dritte Position unter den grossen Handelsmächten und befindet sich in rasanter Aufholjagd gegenüber der Europäischen Union und den Vereinigten Staaten. Zu etwelcher
Beunruhigung gibt der anscheinend nicht aufhaltbare und längerfristig wegen seiner destabilisierenden Effekte gefährliche Anstieg des US-Handelsbilanzdefizits
Anlass. In der Berichtsperiode lag der Negativsaldo bei 618 (i. V. 542) Mrd.
$, was einem Anteil am Bruttoinlandprodukt von nicht weniger als 6 (4,9)% entspricht.
Das Bild der realen Warenströme in der Welt zeigt 2004 etwas andere Akzente. Triebkraft bildete nicht unerwartet Asien mit einem realen Zuwachs von Exporten und Importen von je rund 14,5%. Lateinamerika - in der geänderten WTO-Zuordnung zählt jetzt Mexiko zu Nordamerika - erhöhte im Zug seiner wirtschaftlichen Erholung die Importe um beachtliche 18,5%, während die Exporte «nur» um 12,5% zunahmen. Ähnliche Entwicklungen auf einem etwas bescheideneren Niveau verzeichneten die GUS mit 16,5% bzw. 12% sowie Afrika und der Nahe Osten mit 11,5% bzw. 5%. In der Nähe des Mittelwertes von weltweit 9% bewegte sich Nordamerika mit einem realen Importzuwachs von 10% und einem Exportanstieg von 7,5%. Deutlich
abgeschlagen auf dem letzten Platz mit einer Erhöhung der Einfuhren um 6,25% und einer Verbesserung der Ausfuhren um 6,75% findet sich Westeuropa, das freilich mit einem Anteil am Welthandelsvolumen mit Waren und Dienstleistungen von rund 46% gleichzeitig ein einsames Schwergewicht
ist.
Ausgewogener Dienstleistungshandel
Der grenzüberschreitende Verkehr mit Dienstleistungen zeigt gemäss den Angaben des WTO-Sekretariats eine regional ausgewogenere Entwicklung als der Güterverkehr. Besondere Merkmale waren im Wesentlichen das starke Wachstum des Transportgeschäfts, das seinen in den letzten zwei Jahrzehnten angesammelten Rückstand zumindest teilweise aufholte, und die Wiederbelebung des Tourismus, besonders in Asien. Auf diesen Hintergrund gehen die vorsichtigen Schätzungen der WTO-Experten dahin, dass sich der Dienstleistungshandel in Asien und in der GUS wahrscheinlich leicht überdurchschnittlich entwickelte, während die beiden Amerika tendenziell etwas nachhinkten.
Der Ausblick auf die künftige Entwicklung des grenzüberschreitenden Verkehrs von Waren und Dienstleistungen geht von der Feststellung aus, dass sich die in der Berichtsperiode vor allem in den OECD-Ländern festgestellte
sukzessive Verlangsamung 2005 wahrscheinlich fortsetzen wird und dass die Weltwirtschaft mit einer Jahresrate von 3% bis 3,5% wachsen
dürfte. Als Gründe dafür werden zum Beispiel das
leicht höhere reale Zinsniveau in den Industrieländern und die doch deutlich gestiegenen Energiekosten genannt. Zudem wird die Möglichkeit einer sektorspezifischen Abschwächung in der Ausrüstungsindustrie für den Informations- und Telekommunikationssektor nicht ausgeschlossen. Demgegenüber wird offenbar eine gewisse Stabilisierung des Wechselkurses des Dollars unterstellt. Als Summe dieser Faktoren erwartet das WTO-Sekretariat für das laufende Jahr noch eine reale Zunahme des Handels mit Gütern und Dienstleistungen von 6,5%.
Die Entwicklung der Handelsströme
Geldwerte in Mrd. $
Exporte
Importe
2004 Veränd.in % 2004 Veränd. in %
Warenhandel, Welt 8880 21 9215 21
Westeuropa 4024 19 4133 20
Asien 2385 25 2214 27
Nordamerika 1330 14 2010 16
Lateinamerika 272 28 238 27
GUS1 263 35 171 31
Naher Osten 379 26 243 23
Afrika 228 31 207 25
Dienstleistungshandel, Welt 2100 16 2081 16
Westeuropa 1114 16 1019 14
Asien 436 21 501 22
Nordamerika 380 11 334 13
Lateinamerika 55 15 57 14
GUS1 32 22 49 27
Naher Osten 36 18 66 17
Afrika 47 22 54 19
1 GUS = Gemeinschaft Unabhängiger Staaten in Osteuropa.
Quelle: WTO, World Trade 2004.