Michael Aharon Schüller's Private Office

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1) Rekordgasfund in Niederösterreich (Standard 21.4.) mehr...
Mögliche Reserven von zirka vier Milliarden m3 im Wiener Becken entdeckt
2) Erstmals neue Creutzfeldt-Jakob-Krankheit in den Niederlanden (HB 21.4.) mehr... 
3) Nach positiven Reaktionen der Union (HB 21.4.) mehr...
Eichel drückt beim Steuerabbau aufs Tempo 
4) SPD-Chef bekräftigt Kritik an Auswüchsen des Kapitalismus (HB 21.4.) mehr...
Opposition wirft Müntefering Wirtschaftsfeindlichkeit vor 
5) Landwirte sollen Garantie erhalten (HB 21.4.) mehr...
Arbeitslose müssen bei der Ernte helfen
Die Bundesagentur für Arbeit will den Anteil deutscher Erntehelfer 
in der Landwirtschaft deutlich steigern.
6) Kapitalismusdebatte (HB 21.4.) mehr...
US-Volkswirte schütteln Kopf über SPD
7) Aktionäre müssen bei Hauptversammlungen nicht mehr direkt vor Ort sein (HB 21.4.) mehr...
Anleger sind vermehrt online präsent
8) Die großen amerikanischen Finanzhäuser profitieren von geringen Zahlungsausfällen (HB 21.4.) mehr...
Starke Kreditnachfrage: US-Banken verdienen Milliarden
9) Der lange Niedergang der „Big Three“ (21.4.) mehr...
US-Autobauer schwächeln
10) Parlament verabschiedet umstrittenes Gesetz über Homosexuellen-Ehe (Standard 21.4.)  mehr ...
Gleichgeschlechtliche Paare dürfen auch Kinder adoptieren
Abgeordnete der oppositionellen Volkspartei stimmten dagegen 
11) Connecticut legalisiert als dritter US-Staat gleichgeschlechtliche Partnerschaften (Der Standard 21.4.)  mehr...   
Dennoch insistiert Gouverneurin Jodi Rell, "Ehe" bleibe Verbindung zwischen Mann und Frau
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1) Rekordgasfund in Niederösterreich (Standard 21.4.) nach oben
Mögliche Reserven von zirka vier Milliarden m3 im Wiener Becken entdeckt
Entspricht Hälfte des heimischen Verbrauchs eines Jahres

Wien - Die OMV, Mitteleuropas führender Öl- und Erdgaskonzern, hat den größten Gasfund im Wiener Becken seit mehr als 20 Jahren getätigt. Die gefundenen möglichen Reserven von zirka 4 Mrd. m3 (25 Mio. boe) sind mehr als das Dreifache der österreichischen Jahresgasproduktion des Unternehmens von 1,25 Mrd. m3 (8 Mio boe) und entsprechen rund der Hälfte des jährlichen heimischen Erdgasverbrauchs von 8,6 Mrd. m3, wie die OMV am Donnerstag bekannt gab.

Der Fund besteht aus zwei getrennten Lagerstätten in einer Tiefe von rund 3.200 und 4.300 Metern. Für die kommenden Monate sind geologische und technische Studien sowie Förderversuche geplant. Weitere Bohrungen zur genauen Erkundung der Lagerstätten sollen 2006 folgen. Mit dem Start der vollen Produktion ist in etwa drei Jahren zu rechnen.

Lebensdauer auf 20 Jahre geschätzt

Laut OMV ist davon auszugehen, dass die tägliche Förderrate in der Größenordnung von 500.000 m3 bis zu 1 Mio. m3 (rund 3.000 bis 6.000 Barrel Öl-Äquivalent pro Tag) liegen wird, die Lebensdauer des Feldes wird auf über 20 Jahre geschätzt.

2004 förderte die OMV im Inland rund 14 Mio. boe Öl und Gas. Die OMV ist mit 780 Mitarbeitern in ihren niederösterreichischen Fördergebieten der größte Arbeitgeber im Weinviertel.

Die nun fündige Explorationsbohrung Strasshof T4 ist der größte Gasfund der OMV seit der Entdeckung des Feldes Höflein im Jahr 1982. Die Bohrung befindet sich rund 20 km nordöstlich von Wien, nördlich der Ortschaft Strasshof. Der Fund liegt in der Nähe des Matzener Feldes, Mitteleuropas größtem zusammenhängenden Ölfeld.

Nach intensiven Vorbereitungen - die ersten Auswertungen seismischer Messungen waren bereits 2003 erfolgt - erreichte die Bohrung eine Tiefe von 4.516 Meter. Die Gasvorkommen wurden in zwei Dolomitkörpern des Beckenuntergrundes bei rund 3.200 Meter und 4.300 Meter nachgewiesen.

Hälfte des österreichischen Jahresbedarf

Die derzeitigen Reservenschätzungen von rund 4 Mrd m3 bzw. 25 Mio boe. entsprechen etwa der Hälfte des jährlichen österreichischen Erdgasverbrauchs von rund 8,6 Mrd m3.

Die OMV hat 2003 und 2004 in Österreich 23 Bohrungen abgeteuft. Insgesamt wurde dabei eine Bohrmeterleistung von 46.000 Metern erreicht. In diesem Zeitraum wurden mehr als 120 Mio. Euro in die Aufsuchung und Gewinnung von Öl und Gas in Österreich investiert.

Ende 2004 verfügte die OMV in Österreich über sichere Öl- und Erdgasreserven von 149 Mio. boe, davon belaufen sich die Erdgasreserven auf 89 Mio. boe (entspricht 14,2 Mrd. m3) und die Rohölreserven auf 60 Mio. bbl (8,5 Mio. t.).

Ziel der OMV ist es, die österreichische Öl- und Gasförderung von jährlich 14 Mio. boe über die nächsten Jahre auf diesem hohen Niveau zu stabilisieren.

E&P-Tätigkeit auf Wiener Becken konzentriert

Die E&P-Tätigkeit der OMV in Österreich konzentriert sich auf das Wiener Becken in NÖ und umfasst eine Fläche von mehr als 5.000 km2. 2004 deckte die OMV mit rund 14 Mio. boe (1,25 Mrd. m3 Erdgas und 900.000 t Rohöl und NGL) heimischer Förderung 10 Prozent des heimischen Bedarfs an Rohöl und 15 Prozent des Erdgasbedarfs ab.

Die OMV produziert rund 90 Prozent des in Österreich geförderten Rohöls und 60 Prozent des heimischen Erdgases. Mit Explorationsausgaben und Investitionen von rund 90 Mio. Euro im Jahr 2005 ist das Unternehmen der größte Investor und Arbeitgeber im Weinviertel.

Erste Bohrungen bereits 1932

Bereits 1932 wurde im Wiener Becken mit der Bohrung Gösting 1 der erste kommerziell nutzbare Ölfund Österreichs erzielt. Am 16.2.1933 wurde das erste Öl per Bahn nach Wien (Shell Raffinerie in Floridsdorf) transportiert. Vor und während des 2. Weltkrieges war entlang des Steinbergbruchgebietes die Haupttätigkeit der Erdölsuche konzentriert.

1949 wurde das größte geschlossene Ölfeld Mitteleuropas, Matzen, entdeckt, dessen Höchstproduktion 1955 bei 3,5 Mio. t (25 Mio. boe) jährlich lag. "Strasshof T4 zeigt, dass mit modernsten Methoden auch über 50 Jahre später noch substanzielle Neufunde im Wiener Becken möglich sind", so die OMV. (APA)

Quelle: http://derStandard.at/?id=2022531  weiters: OMV, Die bewegte Geschichte der OMV (Standard - BIlder)


2) Erstmals neue Creutzfeldt-Jakob-Krankheit in den Niederlanden (HB 21.4.)
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Prion


Copyright: Handelsblatt

3-D-Struktur eines "Prions", eines anormalen Proteins, das als Auslöser für BSE gilt und auch Verbindungen zur Creutzfeld-Jakob-Krankheit hat.

dpa DEN HAAG. In den Niederlanden ist erstmals bei einem Menschen die mit dem Rinderwahnsinn BSE verwandte neue Variante der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (vcjk) festgestellt worden.

Nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Den Haag vom Donnerstag wurde sie bei einem Patienten in einer Utrechter Klinik diagnostiziert. Der Befund sei bereits vom europäischen Creutzfeldt-Jakob-Zentrum auf Grund von Hirnfotos und dem Krankheitsverlauf bestätigt worden.

Als Auslöser der tödlichen Hirnerkrankung gilt die Übertragung von BSE-Erregern auf den Menschen. Noch ist nach Angaben des Ministeriums aber nicht klar, wie der Patient sich angesteckt hat. Es wird überprüft, ob der Verzehr von BSE-verseuchtem Rindfleisch die Ursache war. Überall in der Europäischen Union wird Rindfleisch streng auf BSE kontrolliert. In Deutschland ist bislang kein vcjk-Fall aufgetreten. In England, dem Land mit den meisten BSE-Fällen, sind bereits mehr als 100 Menschen an vcjk gestorben.

HANDELSBLATT, Donnerstag, 21. April 2005, 20:15 Uhr

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3) Nach positiven Reaktionen der Union (HB 21.4.)
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Eichel drückt beim Steuerabbau aufs Tempo

Nach positiven Reaktionen aus der Union auf das überarbeitete rot-grüne Finanzierungskonzept für die Senkung der Unternehmenssteuern drückt Finanzminister Hans Eichel aufs Tempo.


HB BERLIN. Der Minister sagte am Freitag in der Bundestagsdebatte, er wolle endlich wissen, welche Position die Union einnehme und wer das Verhandlungsmandat habe. Zuvor hatte ein Sprecher des Finanzministeriums erklärt, er hoffe, dass noch vor der Sommerpause der Gesetzgebungsprozess abgeschlossen werden könne.

Eichel und sein Sprecher bezogen sich auf Äußerungen von CSU-Chef Edmund Stoiber, der das "Einlenken der Regierung" im Steuerstreit begrüßt hatte. Wenn die Regierung nun ein solides Finanzierungskonzept vorlege, könnten die Vereinbarungen zu Steuersenkungen für Firmen zügig verwirklicht werden. Die Bundesregierung hatte ihr Konzept angesichts heftiger Bedenken vor allem der Union geändert. Sie will den entsprechenden Gesetzentwurf bereits am 4. Mai im Kabinett verabschieden.

Positive Effekte werden nun weitaus zurückhaltender eingeschätzt

In dem überarbeiteten Entwurf wurde die ursprünglich geplante Erhöhung der Gewerbesteuerumlage zu Lasten der Kommunen gestrichen. Eichel räumte ein, dass ihm dies "sehr schwer gefallen" sei. Schließlich seien die Kommunen die einzigen Gewinner der Steuersenkung. Außerdem geht die Regierung nun nach gemeinsamen Berechnungen mit den Ländern Bayern und Nordrhein-Westfalen davon aus, dass die Senkung des Körperschaftssteuersatzes von 25 auf 19 % und Entlastungen bei der Gewerbesteuer nicht 6,2 Mrd. Euro kosten werden, sondern rund eine Milliarde Euro weniger.

Das Bundesfinanzministerium kalkuliert in dem überarbeiteten Entwurf zudem die erwarteten positiven Effekte der Steuersenkung deutlich vorsichtiger: Rechnete man zunächst damit, dass gut drei Mrd. Euro der Kosten dadurch finanziert werden können, dass Unternehmen wieder verstärkt Gewinne in Deutschland versteuern, geht man nun von nur zwei Mrd. Euro aus. Darüber hinaus strich die Regierung aus ihrem Finanzierungskonzept die Pläne für einen höheren Bundesanteil an der Gewerbesteuer.

Eichel: Zu Streichung der Erbschaftssteuer bei Betriebsübergang bereit

Zum Thema Erbschaftssteuer sagte Eichel, er sei bereit, die Steuer für Personengesellschaften bei einem Betriebsübergang zu verringern oder sogar ganz zu streichen. Dazu müsse sich die Union aber auf einen gemeinsamen Vorschlag einigen und außerdem ein solides Konzept zur Gegenfinanzierung vorlegen.

Bundesregierung und Union hatten auf dem so genannten Job-Gipfel am 17. März die Senkung der Unternehmenssteuern verabredet, um die Firmen zu entlasten und dadurch mehr Anreize für die Sicherung und Schaffung von Arbeitsplätzen zu geben.

HANDELSBLATT, Freitag, 22. April 2005, 11:33 Uhr

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4) SPD-Chef bekräftigt Kritik an Auswüchsen des Kapitalismus (HB 21.4.) nach oben
Opposition wirft Müntefering Wirtschaftsfeindlichkeit vor

Der Vorsitzende der SPD, Franz Müntefering, hat in einer Aktuellen Stunde des Bundestags seine Kritik an den Auswüchsen des Kapitalismus bekräftigt. Die Opposition warf Müntefering daraufhin Wirtschaftsfeindlichkeit vor.

HB BERLIN. Die weitaus meisten Unternehmen in Deutschland orientierten sich weiter an der sozialen Marktwirtschaft, sagte Müntefering. Es gebe aber auch andere Firmen, die sich nicht daran hielten. „Die Debatte darüber ist fällig“, betonte er.

Der FDP-Vorsitzende Guido Westerwelle warf dem SPD-Chef eine Rückkehr zum Klassenkampf vor. Investoren würden durch solche Beschimpfungen nur verschreckt. Die Unions-Wirtschaftspolitikerin Dagmar Wöhrl sprach von einem „pauschalen ideologischen Anschlag“ des SPD-Chefs auf die Wirtschaft. Die Ursache für die derzeitigen Probleme sei „nicht Markt- sondern Staatsversagen“. Der Grünen- Abgeordnete Werner Schulz nannte die von Müntefering angestoßene Diskussion „überfällig“.

Franz Münteferings Kritik findet derweil bei den Hamburger Sozialdemokraten „große Unterstützung“. Das sagte SPD-Landeschef Mathias Petersen in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Eine Diskussion über die Auswüchse des Kapitalismus sei dringend notwendig. „Es geht nicht um eine generelle Unternehmensschelte“, betonte Petersen. Die Kritik richte sich vielmehr gegen diejenigen - und dabei vor allem gegen die Großunternehmen -, „die Menschen ohne Not auf die Straße setzen, bloß um ihre Rendite zu erhöhen“.

Dass die Umsetzung von Unternehmenswünschen nicht unbedingt zu mehr Arbeitsplätzen führe, sei in den vergangenen Jahren mehr als deutlich geworden. „Da gibt es großen Diskussions- und Handlungsbedarf“, sagte der Hamburger SPD-Chef. Zu dem indirekten Boykott-Aufruf von SPD-Vize Ute Vogt gegen Firmen, „die im großen Stil Menschen rausschmeißen“, sagte Petersen: „Ich würde das ins Positive wenden. Die Menschen sollten durchaus bewusster konsumieren und einkaufen - und das bei Firmen, die in Deutschland produzieren und damit Arbeitsplätze erhalten oder schaffen.“

HANDELSBLATT, Donnerstag, 21. April 2005, 15:04 Uhr

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5) Landwirte sollen Garantie erhalten (HB 21.4.) nach oben
Arbeitslose müssen bei der Ernte helfen
Die Bundesagentur für Arbeit will den Anteil deutscher Erntehelfer 
in der Landwirtschaft deutlich steigern.


HB NÜRNBERG. Auf eine entsprechende Vermittlung der Jobsucher habe sich die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Vortag mit dem Deutschen Bauernverband verständigt, berichtete BA-Vorstandsmitglied Heinrich Alt am Donnerstag in Nürnberg. Dabei sollen allerdings nur wirklich geeignete Kräfte für die Spargel- und Erdbeerernte sowie die Weinlese vermittelt werden, betonte der BA-Manager.

Zudem sollen die Landwirte eine Garantie erhalten, dass ihnen bei einem krankheitsbedingten Ausfall einer Kraft unverzüglich eine Ersatzkraft bereitgestellt werde. Denkbar sei dabei, dass die Vermittlung der inländischen Erntehelfer so genannte Personal- Service-Agenturen (PSA) übernehmen. Damit ließe sich die Vermittlung der erforderten Kräfte womöglich unbürokratischer handhaben, sagte Alt.

Zwar sei es nicht das Ziel, alle ausländischen Erntehelfer zu ersetzen. „Wenn es uns aber gelänge, pro Jahr den Anteil der inländischen Kräfte um rund 15 Prozent zu erhöhen, wäre das schon ein guter Schritt nach vorn“, betonte Alt. Nach seinen Angaben sind derzeit rund 320 000 ausländische, vornehmlich polnische Saison- Arbeitskräfte in Deutschland beschäftigt. Die Arbeitserlaubnisse seien in der Regel auf sechs Wochen beschränkt.

Alt kündigte für die nächsten Wochen konkrete Konzepte und Vorschläge für die Arbeitsagenturen vor Ort an. Als Vorbild sollen dabei Erfahrungen der Arbeitsagenturen in Thüringen und Sachsen- Anhalt dienen. Dort sei in den vergangenen Jahren der Anteil der ausländischen Anteil auf 50 Prozent verringert worden. Insgesamt seien dort inzwischen pro Saison rund 1 000 inländische Arbeitslose im Einsatz. Im Vergleich zur Gesamtzahl der Saisonarbeiter in Deutschland sei dies allerdings wenig, räumte Alt ein.

HANDELSBLATT, Donnerstag, 21. April 2005, 14:22 Uhr

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6) Kapitalismusdebatte (HB 21.4.)
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US-Volkswirte schütteln Kopf über SPD

Von Michael Backfisch

Nicht nur die deutsche Wirtschaft macht mobil gegen die Kapitalismuskritik der SPD. Auch jenseits des Atlantiks reagieren die Unternehmer mit Unverständnis. Die Debatte schade letzlich nur dem Ansehen Deutschlands, warnen amerikanische Ökonomen. Zahlreiche US-Firmen planten bereits eine Verlagerung ihrer Aktivitäten in andere europäische Staaten.

HB WASHINGTON. „Jedes Mal, wenn soziale Verantwortung von Firmen an Stelle vom Staat eingefordert wird, gehen Jobs verloren“, sagt Adam Posen, Deutschlandexperte am Institute for International Economics in Washington. Die von der SPD losgetretene Debatte verstärke tief sitzende Vorurteile in den USA. „Amerikanische Geschäftsleute, die gegenüber europäischen Volkswirtschaften ohnehin misstrauisch sind, haben bislang die in Deutschland angeschobenen Reformen kaum zur Kenntnis genommen“, sagt Posen, „die neueste Diskussion sehen einige US-Unternehmer zweifellos als willkommene Ausrede an, in anderen Ländern zu investieren.“

Die amerikanischen Direktinvestitionen in Deutschland sind 2004 deutlich zurückgegangen. Die Konkurrenz aus Osteuropa scheint in diesem Zusammenhang eine zunehmende Rolle zu spielen. Nach einer kürzlich vorgestellten Studie der Amerikanischen Handelskammer in Deutschland und der Unternehmensberatung Boston Consulting Group planen allein 2005 fast 20 Prozent der hier zu Lande aktiven US-Unternehmen eine Verlagerung einzelner Geschäftstätigkeiten in andere europäische Staaten. Das gelte in erster Linie für die Produktion.

Als Hauptgründe für diese Entwicklung geben die US-Investoren nicht nur die im europäischen Vergleich höheren Lohnkosten an, sondern vor allem die mangelnde Flexibilität des Arbeitsmarktes in Deutschland. Der Reformprozess geht den Amerikanern zu langsam.

Gary Litman von der US-Handelskammer in Washington hofft, dass es sich bei den SPD-Vorwürfen nur um „politische Rhetorik“ handelt. „Ähnliche Klagen über eine zu hohe Profitgier von Firmen habe ich bislang nur aus Entwicklungsländern – etwa in Lateinamerika – vernommen“, unterstreicht Litman. Die US-Handelskammer vertritt rund drei Millionen Unternehmen und ist damit der größte Wirtschaftsverband Amerikas. Nach Ansicht von Litman besteht die höchste soziale Verantwortung von Betrieben in der Zahlung von Steuern. „Man kann Moral nicht per Gesetz aufzwingen.“

Auch der National Foreign Trade Council, ein einflussreicher Wirtschaftsverband mit Sitz in Washington, weist die SPD-Forderungen zurück. „Was nutzt soziale Verantwortung, wenn die Wettbewerbsfähigkeit von Firmen dadurch sinkt?“ meint William Reinsch, Präsident des NFTC. Hohe Profite steigerten die Position am Markt. „Nach dem Zweiten Weltkrieg haben europäische Unternehmen die Sozialleistungen Schritt für Schritt nach oben gefahren: Jetzt haben sie wegen der hohen Lohnnebenkosten Wachstumsprobleme, und die Arbeitslosigkeit nimmt zu.“ Reinsch weist darauf hin, dass sich US-Firmen in seinem Verband zunehmend über „Überregulierungen in Europa“ beschweren. „Die strengen Vorschriften bei Sicherheit, Umwelt und Gesundheit wirken auf Amerikaner abschreckend.“ Es sei zu befürchten, dass die von der SPD angestoßene Debatte bei US-Managern als „generelle Verschlechterung des Geschäftsklimas in Deutschland“ ankomme.

Am Cato Institute, einer wirtschaftsliberalen Denkfabrik in Washington, wird die Kapitalismus-Schelte in Deutschland rundweg abgebügelt. „Wenn Unternehmen Stellen reduzieren, werden sie produktiver und erzielen mehr Wachstum“, sagt Chris Edwards, Steuerexperte bei Cato. „Das erhöht die Leistung der Volkswirtschaft.“ Negative Schlagzeilen über Investitionsbedingungen in Deutschland könnten dazu führen, dass sich US-Firmen künftig verstärkt in anderen Ländern engagierten, warnt Edwards.

HANDELSBLATT, Donnerstag, 21. April 2005, 08:56 Uhr

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7) Aktionäre müssen bei Hauptversammlungen nicht mehr direkt vor Ort sein (HB 21.4.)
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Anleger sind vermehrt online präsent

Von Christian Schnell

Anleger, die auf der heutigen Hauptversammlung (HV) von Volkswagen nicht in Hamburg vor Ort sein wollen, können die Rede von Vorstandschef Bernd Pischetsrieder ab 10 Uhr auch über das »Internet verfolgen. VW ist dabei nur ein Beispiel für nahezu alle deutschen Großkonzerne, die ihren Aktionären inzwischen die Teilnahme über das Worldwideweb ermöglichen.

FRANKFURT/M. Die Tendenz unter den 30 Dax-Unternehmen zeigt, dass der Service zu Gunsten der Aktionäre in diesem Jahr gegenüber der HV-Saison 2004 noch einmal ausgebaut wurde.

Der Volkswagen-Konzern ist nach Thyssen Krupp, Siemens und Daimler Chrysler das vierte Dax-Unternehmen, das in diesem Jahr zur Hauptversammlung lädt. Den Abschluss der diesjährigen HV-Saison bildet Linde. Der Industrie-Konzern hat als letztes Dax-Unternehmen seine Aktionäre am 8. Juni nach München geladen.

Die Möglichkeiten, innerhalb derer die Anleger das Internet zur HV-Teilnahme nutzen können, gehen jedoch weit auseinander. Von der Einladung per E-Mail über die visuelle Teilnahme bis hin zu einem Internet-gestützten Vollmachts- und Weisungssystem, das beispielsweise der Automobilzulieferer Continental seinen Aktionäre anbietet, reicht ds Spektrum.

Die Resonanz auf Aktionärsseite ist grundsätzlich positiv auf all die Innovationen. Dabei sind es nicht nur Privatanleger, die den Service nutzen. Auch institutionelle Investoren sparen sich häufig die direkte Anreise. „Natürlich ist das Thema Online-HV auch für uns interessant. Schließlich können wir nicht überall vor Ort sein“, sagt Rolf Drees von der Fondsgesellschaft Union Investment. Ähnlich äußert man sich bei der Dekabank. „Wichtig ist, dass wir die Interessen unserer Anleger wahrnehmen können. Das Wie ist letztlich zweitrangig“, sagt Holger Ullrich.

Dennoch ziehen es die meisten Großanleger weiterhin vor, direkt vor Ort zu sein. Ein Nebenaspekt dafür ist sicherlich, dass eine Hauptversammlung für institutionelle Anleger auch eine Plattform darstellt, wo sie sich einer großen Öffentlichkeit präsentieren können. Werbung in eigener Sache ist also ein willkommener Nebeneffekt.

Vom neuen Online-Service profitieren vor allem Privatanleger, denen die direkte Präsenz auf einer HV zu aufwendig ist. Bei ihnen stößt die aktuelle Entwicklung auf positive Resonanz, wenn auch mit gewissem Vorbehalt: „Die HV-Teilnahme über das Internet ist und bleibt eine Second-Best-Lösung“, sagt Jürgen Kurz von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Er kritisiert, dass durch den fehlenden direkten Kontakt zwischen Management und Aktionär kein Platz mehr für Nachfragen oder Dialog bleibt. „Die Fragen müssen meist vorher eingereicht werden und werden anschließend wie eine Verlautbarung beantwortet“, sagt Kurz.

Einen Vorteil versprechen sich jedoch Unternehmen wie Investoren von der Online-HV: Die Zahl der Präsenzen auf Hauptversammlungen könnte langfristig wieder steigen. Im vergangenen Jahr hat die DSW bei allen Dax-Unternehmen eine Präsenzquote von gerade noch 47,3 Prozent errechnet. Bislang konnte allerdings trotz des gesteigerten Einsatzes von Technik der Trend zu Jahr für Jahr sinkenden Präsenzen nicht gestoppt werden.

Ohnehin dürfte das Thema Online-HV auch in Zukunft nur für die großen Konzerne interessant sein. Bei kleinen und mittleren Werten stünde der finanzielle Aufwand, den sie dafür in Kauf nehmen müssten, in keinem Verhältnis zum Nutzen, glauben Experten. Deswegen ist auch die vor Jahren aufgekommene Idee, dass Hauptversammlungen irgendwann komplett über das Internet abgehalten werden, schon wieder Geschichte. „Das Internet ist bestenfalls ein Ersatzvehikel, das die reale Hauptversammlung wohl nie ersetzen kann“ sagt Holger Ullrich.

Die Online-HV

Vorstandsrede: Alle Dax-Unternehmen mit Ausnahme von Continental übertragen in diesem Jahr die Rede des Vorstandsvorsitzenden live auf ihrer Web-Site.

E-Mail-Einladung: Zur Hauptversammlung verschicken bereits die Allianz, Daimler Chrysler, die Deutsche Telekom, Infineon, Lufthansa, Münchener Rück und Siemens Einladung und Unterlagen per E-Mail. Weitere Unternehmen werden im kommenden Jahr folgen.

Weisungserteilung: Fast alle Dax-Unternehmen gewähren ihren Aktionären die Möglichkeit, vor oder teilweise sogar noch während der Hauptversammlung Weisungen zu erteilen. Ausnahmen sind BMW, Fresenius Medical Care, Schering, Tui und VW.

HANDELSBLATT, Donnerstag, 21. April 2005, 07:00 Uhr

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8) Die großen amerikanischen Finanzhäuser profitieren von geringen Zahlungsausfällen (HB 21.4.)
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Starke Kreditnachfrage: US-Banken verdienen Milliarden

Von Tobias Moerschen, Handelsblatt

Die größten US-Banken haben im abgelaufenen Quartal glänzend verdient. Amerikanische Unternehmen und Verbraucher fragten mehr Kredite nach, was die Erträge der Finanzdienstleister nach oben trieb. Günstig wirkten sich auch unverändert niedrige Zahlungsausfälle aus.

NEW YORK. Allerdings profitierten Citigroup, JP Morgan Chase, Bank of America und andere Institute nicht mehr alle von sinkenden Rückstellungen für faule Kredite. Bankmanager, wie Finanzchef Howard Atkins von der fünftgrößten US-Bank Wells Fargo, sprachen zudem von einem „harten Wettbewerb“ um Firmenkredite für gute Schuldner. Das treibt die Gewinnmargen in diesem Bereich in den USA ebenso wie in Deutschland nach unten.

Am Mittwoch bestätigte JP Morgan Chase, die zweitgrößte US-Bank nach Bilanzsumme, den insgesamt positiven Branchentrend. Das operative Ergebnis übertraf die Erwartungen der Wall-Street-Analysten deutlich. Der Bilanzgewinn von JP Morgan Chase stieg um 17 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 2,26 Mrd. Dollar, getrieben durch die Übernahme der Chicagoer Bank One.

Im klassischen Privatkundengeschäft und bei Kreditkarten verzeichnete JP Morgan zweistellige Zuwachsraten. In der Firmenkunden- und Investment-Banking-Sparte gingen die Rückstellungen für faule Kredite erneut zurück. „Unser operatives Geschäft hat in praktisch allen Bereichen Fahrt aufgenommen“, teilte JP-Morgan-Vizechef Jamie Dimon mit. Belastet wurde JP Morgan durch Sonderaufwendungen für die Beilegung eines Rechtsstreit und Fusionskosten.

Am Montag hatte die Bank of America einen Rekordgewinn von 4,7 Mrd. Dollar vorgelegt. Damit stieß die Nummer drei der US-Finanzbranche nach Bilanzsumme in die Topliga der profitabelsten Unternehmen der Welt vor. Die Bank mit dem dichtesten Filialnetz in den USA steigerte ihr Kreditvolumen mit einer Jahresrate von 15 Prozent. Auch Wachovia, die viertgrößte US-Bank nach Bilanzsumme, verzeichnete eine kräftige Kreditnachfrage.

Die Bank of America glänzte zudem mit einem extrem günstigen Verhältnis von Aufwand zu Einnahmen (efficiency ratio) von 49,62 Prozent. Das heißt, von jedem Dollar Gebühren- und Zinseinnahmen gibt Bank of America nur weniger als 50 Cent aus. Dieser im Branchenvergleich äußerst gute Wert deute darauf hin, dass die Integration der 40 Mrd. Dollar schweren Übernahme der Regionalbank Fleetboston rund laufe, urteilt Analyst Edward Najarian von der Investmentbank Merrill Lynch. Für die nächsten Jahre erwartet Najarian, dass Bank-of-America-Chef Ken Lewis die Aufwandsquote weiter senkt.

Branchenprimus Citigroup kämpft dagegen seit mehreren Quartalen mit einem Problem, das Analysten als „negative Hebelwirkung“ bezeichnen. Gemeint ist: Die Kosten des New Yorker Finanzriesen steigen schneller als die Einnahmen. Das führt dazu, dass der Gewinn nur unterdurchschnittlich zulegt. So auch im vergangenen Quartal: Citigroup verdiente mit 5,44 Mrd. Dollar drei Prozent mehr als im ersten Quartal 2004, während die Einnahmen im gleichen Zeitraum um sechs Prozent auf 21,53 Mrd. Dollar stiegen.

Citigroup begründet den negativen Hebeleffekt mit vorübergehend höheren Ausgaben für Werbung, Sparprogramme und andere Initiativen, die sich bald in steigenden Erträgen auszahlen dürften. „Wir beobachten dieses Problem sehr genau und machen Fortschritte“, sagte Citigroup-Chef Charles Prince am Freitag in einer Telefonkonferenz. Mit einer Eigenkapitalrendite von 20,3 Prozent zählt Citigroup unverändert zur weltweiten Spitzengruppe.

Während Bank of America und JP Morgan Chase weiter von sinkenden Rückstellungen für faule Kredite profitierten, erhöhte Rivale Wells Fargo überraschend seine Reserven kräftig. Analysten werteten den Schritt als Signal, dass die Zeit stetig sinkender Rückstellungen sich dem Ende zuneigt. Denn Wells Fargo gilt als einer der solidesten und konservativsten Finanzinstitute.

HANDELSBLATT, Donnerstag, 21. April 2005, 08:16 Uhr

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9) Der lange Niedergang der „Big Three“ (21.4.)
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US-Autobauer schwächeln

Von J. Eckhardt, J. Hofmann; Handelsblatt

Steigende Spritpreise, wachsende Kosten für die Gesundheitsversorgung der Mitarbeiter und Pensionäre sowie eine veraltete Modelle machen den US-Autokonzernen das Leben schwer. Ford will die Produktion kürzen, GM verzichtet angesichts eines Milliardenverlustes auf die Prognose für 2005.


PORTLAND/FRANKFURT. In der US-Autometropole Detroit herrscht Katzenjammer, im Südstaat Alabama wird gefeiert. General Motors (GM) verkündete am Dienstag und Ford am Mittwoch schwache Ergebnisse für das erste Quartal 2005. Ohne deutliche Kostensenkungen sind ihre Aussichten für den Rest des Jahres düster.

Während die beiden führenden US-Autobauer weiter schrumpfen, eröffnen Japaner und Koreaner eine Autofabrik nach der anderen in Nordamerika. In Alabama geht mit Hyundai aus Korea im Sommer der siebte asiatische Anbieter mit eigener Produktion in den USA an den Start. Toyota, Honda, Nissan und Co. werden nach Prognosen von Global Insight ihre Fertigung in den USA ebenfalls ausweiten, allein in den kommenden fünf Jahren um fast eine halbe Million Fahrzeuge pro Jahr. Nach Angaben des Center for Automotive Research können die Asiaten bereits heute mehr als vier Mill. Fahrzeuge jährlich in Nordamerika bauen. Und das, obwohl dort jährlich gut zwei Millionen Fahrzeuge mehr gefertigt werden, als die Hersteller verkaufen können.

Toyota hat 2004 in den USA 2,06 Mill. Fahrzeuge verkauft und 12,2 Prozent Marktanteil erreicht. Für die nächsten Jahre peilt der Konzern in den USA 15 Prozent an und würde damit Chrysler abhängen. Weltweit will Toyota bis 2010 General Motors als Weltmarktführer ablösen.

Der Marktanteil der „Big Three“ der US-Autobranche, GM, Ford und Chrysler, sackte im ersten Quartal 2005 auf 58,1 Prozent, während die Japaner auf 32 Prozent und die Koreaner auf 4,2 Prozent zulegten. Verkaufte GM in den 70er Jahren noch jedes zweite Neufahrzeug in den USA, war es im März nur noch jedes vierte.

Die Wucht der asiatischen Expansion trifft vor allem GM und Ford. Obwohl sie in den vergangenen zwanzig Jahren im Zuge von Rationalisierung und Umstrukturierung Dutzende Werke schlossen, Zehntausende Arbeitsplätze abbauten und ihre Qualität verbesserten, verpassten sie den Anschluss. Denn auch während der Abschwünge zu Beginn der 80er und 90er Jahre konnten sie sich nicht von restriktiven Tarifverträgen befreien und schliefen in ihrer Modellpolitik in guten Zeiten am Steuer ein.

Mittlerweile produzieren die asiatischen Hersteller fast so viele PKWs in den USA wie die Big Three. Ihr Erfolgsrezept: Kurze Produktzyklen und hohe Qualität zu günstigen Preisen. Nach den Prognosen von Global Insight kann allein Chrysler noch dagegen halten. Denn die US-Sparte des Daimler-Chrysler-Konzerns hat ihre Kapazitäten und die Zahl der Mitarbeiter deutlich gesenkt, die Qualität verbessert und Fahrzeuge auf den Markt gebracht, die ankommen.

Der größte Teil der Modelle von Ford und GM gilt dagegen als langweilig, veraltet oder als zu benzindurstig. Der Absatz der beiden Konzerne sinkt, aber ihre Kosten – vor allem für die Krankenversorgung von Mitarbeitern und Betriebsrentnern – steigen. Wegen restriktiver Tarifverträge sind Werksschließungen teurer als die Produktion auf Halde oder die Absatzsubventionierung mit Preisnachlässen. Nach Analysen der Credit Suisse First Boston stehen bei GM- und Ford-Händlern etwa zwei Millionen unverkaufte Autos herum. Als Folge lagen die Rabatte zuletzt im Durchschnitt wieder bei fast 3 800 Dollar je Fahrzeug.

GM-Spitzenmanager sehen die Erneuerung der Produktpalette als vordringlichste Aufgabe. Gleichzeitig betonen sie aber die Notwendigkeit von Kostensenkungen, vor allem bei der Gesundheitsversorgung, die allein in diesem Jahr 5,6 Mrd. Dollar verschlingt. Doch die mächtige Autogewerkschaft UAW ist zu Neuverhandlungen nicht bereit. Aber, sagt Dave Cole, Chef des Center for Automotive Research, „allen Beteiligten, Gewerkschaft, Gesundheitsversorgern und Staat ist klar, dass sie bei einer Pleite von GM viel zu verlieren hätten.“

Die Fabriken ausländischer Hersteller in den USA sind dagegen frei von solchen Lasten. Ihre Mannschaften sind jung, weniger krankheitsanfällig und zum größten Teil nicht gewerkschaftlich organisiert. Allein das verschafft ihnen gegenüber GM einen Kostenvorteil von gut 2000 Dollar pro Fahrzeug.

HANDELSBLATT, Donnerstag, 21. April 2005, 07:45 Uhr

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10) Parlament verabschiedet umstrittenes Gesetz über Homosexuellen-Ehe (Standard 21.4.) nach oben
Gleichgeschlechtliche Paare dürfen auch Kinder adoptieren - Abgeordnete der oppositionellen Volkspartei stimmten dagegen

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Vor dem Parlament in Madrid wird das neue Gesetz gefeiert
Madrid - Das spanische Parlament hat ein umstrittenes Gesetz über die Eheschließung von Homosexuellen verabschiedet. Die Regelung sieht vor, dass homosexuelle Paare nicht nur heiraten, sondern auch Kinder adoptieren dürfen. 183 Abgeordnete stimmten am Donnerstag für das Vorhaben, 136 dagegen, sechs enthielten sich. Gegen das Gesetz stimmten vor allem die Abgeordneten der konservativen Volkspartei.

Neben der katholischen Kirche hatten sich auch andere Religionsgemeinschaften gegen die Homosexuellen-Ehe ausgesprochen, in einer Umfrage sprachen sich aber 66 Prozent der befragten Spanier für das Gesetz aus, nur 26 Prozent waren dagegen.

In jeder Hinsicht gleichgestellt

Das Gesetz sieht vor, dass Ehen homosexueller Paare mit heterosexuellen Ehen rechtlich in jeder Hinsicht gleichgestellt werden. In Europa gibt es eine solche Regelung bisher nur in den Niederlanden. In Belgien sind homosexuelle Eheschließungen ebenfalls legalisiert, allerdings ist über die Frage der Adoption von Kindern noch nicht entschieden worden. In Deutschland und den skandinavischen Ländern können homosexuelle Paare ihre Partnerschaft amtlich eintragen lassen, aber keine Kinder adoptieren.

In Spanien hatten sich die Religionsgemeinschaften der Katholiken, Protestanten, Juden und Griechisch-Orthodoxen zuvor in einer beispiellosen Initiative gegen die Reform ausgesprochen. In einer gemeinsamen Erklärung betonten sie: "Die monogame heterosexuelle Ehe gehört zur Tradition der jüdischen, der christlichen und anderer Religionen. Sie war und ist ein elementarer Bestandteil der Sozialgeschichte unseres Kulturkreises."

Vereinigung von Homosexuellen feiert

Die Vereinigung von Homosexuellen feierte dagegen den Parlamentsbeschluss als eine "historische Entscheidung". Verbandspräsidentin Beatriz Gimeno betonte: "Dies ist ein Sieg für alle, die an Gleichberechtigung und Gerechtigkeit glauben." Der Gesetzentwurf muss noch dem Senat (Oberhaus) vorgelegt werden. Falls er dort von der Mehrheit der Konservativen abgelehnt wird, geht er zurück an den Kongress (Unterhaus). Dort könnte er voraussichtlich im Juni mit der Mehrheit der Linksparteien definitiv verabschiedet werden.

Die sozialistische Regierung von Ministerpräsident Jose Luis Rodriguez Zapatero hatte wegen des Vorhabens heftige Kritik von der Katholischen Kirche einstecken müssen und war von Papst Johannes Paul II. scharf gerügt worden. Der Vatikan sieht in dem Gesetz eine Gefahr für die Familie als der Keimzelle der Gesellschaft. Zapatero sagte, er achte die Haltung der Kirche, und er respektiere, was der neue Papst Benedikt XVI. zu dem Gesetz sagen werde. (APA/dpa/AP) 






11) Connecticut legalisiert als dritter US-Staat gleichgeschlechtliche Partnerschaften (Der Standard 21.4.) nach oben     
Dennoch insistiert Gouverneurin Jodi Rell, "Ehe" bleibe Verbindung zwischen Mann und Frau

New York - Als dritter Bundesstaat der USA hat Connecticut die Lebensgemeinschaften von Homosexuellen rechtlich anerkannt. Die Gouverneurin des Neuenglandstaates, Jodi Rell, setzte am Mittwochabend (Ortszeit) ein entsprechendes Gesetz, das zuvor vom Regionalparlament verabschiedet worden war, mit ihrer Unterschrift in Kraft. Damit wird in Connecticut die "civil union" (Zivilgemeinschaft) von homosexuellen Paaren eingeführt. Sie hat zwar nicht denselben Rang wie die Ehe, stellt Schwule und Lesben jedoch etwa bei Erbschaften, Krankenversicherung und Krankenhausbesuchen gleich.

Sie glaube nicht "an Diskriminierungen irgendwelcher Art", begründete Rell ihre Unterschrift. Die Gouverneurin hob allerdings auch hervor, dass das neue Gesetz die "Ehe" ausdrücklich allein der Verbindung zwischen Mann und Frau vorbehalte. Als bislang einziger der 50 US-Staaten hatte das ebenfalls in Neuengland gelegene Massachusetts im vergangenen Jahr die vollgültige Ehe unter Homosexuellen eingeführt. Die "Zivilgemeinschaft" als Stufe darunter gibt es wiederum bereits seit fünf Jahren im Neuenglandstaat Vermont.

Die Reform in Connecticut dürfte in den USA die Debatte um die Rechte der Homosexuellen neu aufleben lassen. Das Thema hatte auch im Wahlkampf des vergangenen Jahres eine große Rolle gespielt. Präsident George W. Bush lehnt vollgültige Ehen unter Homosexuellen ab und strebt ein entsprechendes Verfassungsverbot an. Gegen die "civil unions" auf Ebene der Bundesstaaten hat er allerdings keine Einwände. (APA) 




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