Michael Aharon Schüller's Private Office

zurück   //  MAS private office -> Tagesinformationen -> April und Mai 2005 -> Donnerstag 5.5.2005

NB 1: Bitte beachten: die hier angeführten Copyright-geschützten Texte und Graphiken u.a. sind nur für den persönlichen Gebrauch! Dies gilt auch für einen Teil der hier erwähnten LINKS! Der Stern hinter dem Artikel-Datum signalisiert, der Artikel ist von einem zurückliegenden Tag, also ein Nachtrag oder eine Wiederholung.. 

NB 2: Die Artikel werden weitgehend ungeordnet präsentiert, sie sind nach Wichtigkeit ( durch !-Markierung) oder nach Rubrik nur ansatzweise geordnet.

NB 3: Die hier wiedergegebenen Artikel lassen keinen Rückschluss auf meine persönliche Meinung zu. Sie reflektieren aber m.E. den tagsaktuellen Meinungsfluss - eben das, was "heute" die Zeitgenossen gerade bewegt. Zum zweiten geben sie schlichtweg Sachinformation oder m.E. aufschlussreiche Kommentare zu unterschiedlichsten Themen wieder, möglichst aus qualitativ hochwertigen Quellen und kompetenter Feder.




1) Ärztemangel-Debatte (HB 5.5.)   mehr...   
Heuchelei-Vorwurf gegen Ärztepräsident
2) FDP-Bundesparteitag (HB 5.5.)   mehr...   
Westerwelles Rundumschlag
3) Bundesparteitag in Köln (HB 5.5.)   mehr...   
Westerwelle bleibt FDP-Chef
4) Vom Ende einer "exzellenten Investition" - Krise der US-Zeitungen (Standard 5.5.)   mehr...   
Warren Buffett: "Diese Tage sind vorbei" 
Das Internet hat die Art und Weise revolutioniert, wie Bürger sich informieren
5) Glücklichmachen - was sagt die Wissenschaft? (Gewerbeverein 5.5.)  mehr...   
Glück stellt sich mit optimaler Belastung des Menschen ein!
6) Rückschlag für Automobilindustrie (HB 5.5.)   mehr...   
Ratings von GM und Ford auf "Junk" gesenkt
7) 



1) Ärztemangel-Debatte (HB 5.5.)   nach oben 
Heuchelei-Vorwurf gegen Ärztepräsident

Der Gesundheitsökonom Karl Lauterbach hat die Warnung des Ärztetages vor drohendem Ärztemangel und einer schlechteren medizinischen Versorgung vor allem sozial Schwacher zurückgewiesen.

HB BERLIN. Der Berater der Bundesregierung warf dem Präsidenten der Bundesärztekammer, Jörg-Dietrich Hoppe, Heuchelei vor. „Anders kann ich es nicht nennen, wenn der oberste Wächter der Ethik in der Medizin in einem Atemzug die schlechte Gesundheitsversorgung von Arbeitslosen beklagt und die Privilegien der Privatpatienten verteidigt“, sagte Lauterbach dem Handelsblatt.

Hoppe müsse endlich zur Kenntnis nehmen, dass vielen gesetzlich Versicherten der Zugang zum Spezialisten nur deshalb verwehrt werde, weil diese an jedem Privatpatienten sechs Mal soviel verdienen könnten. „Hoppe geißelt die Ökonomisierung der Medizin, die er der Politik vorwirft, kritisiert aber mit keinem Wort, dass die Jagd nach lukrativen Privatversicherten die Chancen sozial Schwacher auf gute Versorgung durch Spezialisten ständig verschlechtert.“

Würden die Ärzte für gesetzlich und privat Versicherte gleiches Geld bekommen, ließe sich auch die vom Ärztetag zu Recht kritisierte Ausdünnung der ärztlichen Versorgung in ländlichen Regionen verhindern. Denn viele Ärzte scheuten eine Niederlassung in einer Landpraxis nur, weil es dort zu wenig Privatpatienten gebe. In der Stadt könnten sie dank der Privathonorare dagegen rund ein Drittel mehr verdienen. „Die Kehrseite der Medaille ist, dass wir auch in ostdeutschen Städten eine Überversorgung mit Hausärzten haben.“

Die Trennung zwischen privat und gesetzlich Versicherten gebe es in keinem anderen Land, so Lauterbach. „Dieses System ist unwirtschaftlich und ungerecht, auch den Ärzten gegenüber, die in Regionen mit viel Armut und sozialen Problemen tätig sind“, sagte Lauterbach, der zu den profiliertesten Anhängern einer Bürgerversicherung gehört.

In Deutschland drohe auch kein Ärztemangel. „Wir hatten noch nie so viele Ärzte wie heute. Nur die Schweiz steckt einen höheren Anteil des Bruttoinlandsprodukts ins Gesundheitssystem. Wir verteilen das Geld nur falsch“, klagte Lauterbach. „So leisten wird uns als einziges Land eine doppelte Facharztschiene. Das heißt, auf jeden Facharzt im Krankenhaus kommt einer, der den gleichen Job in einer Praxis macht. Das macht das System teuer und ineffizient.“

Die mit der Gesundheitsreform ermöglichte Gründung medizinischer Versorgungszentren (MVZ) unter Beteiligung von Kliniken ist nach Ansicht Lauterbachs ein Weg, diese Ineffizienz zu vermeiden und Ärztemangel zu verhindern. „Doch die Kassenärztlichen Vereinigungen verhindern diese Konkurrenz, wo immer sie können,“ klagt Lauterbach. Dabei winkten dort sichere Jobs mit Jahresgehältern von bis zu 180 000 Euro.

HANDELSBLATT, Donnerstag, 05. Mai 2005, 09:15 Uhr

Wenn Sie auf diesen Artikel verweisen möchten, benutzen Sie bitte folgenden Link:
http://www.handelsblatt.com/pshb?fn=tt&sfn=go&id=1032654




2) FDP-Bundesparteitag (HB 5.5.)   nach oben 
Westerwelles Rundumschlag

Der Bundesvorsitzende der Liberalen, Guido Westerwelle, stellt sich auf dem Parteitag in Köln zur Wiederwahl. Vor der Abstimmung am Nachmittag richtete Westerwelle scharfe Angriffe an SPD, Grüne und Gewerkschaften. Selbst die Union blieb nicht ungeschoren.

HB KÖLN. Westerwelle attackierte die Grünen wegen der Subventionen für die Windenergie. Ihre Politiker schusterten der eigenen Klientel Aufträge zu. Westerwelle wörtlich: "Das ist eine moderne Form von Korruption."

Westerwelle erneuerte zugleich seine Kritik am SPD-Vorsitzenden Franz Müntefering. "Wer Investoren, wer Unternehmer, wer Menschen, die Arbeitsplätze schaffen, so behandelt, darf sich nicht wundern, wenn diese Unternehmer und diese Investoren in andere Länder gehen", sagte der Liberalen-Chef.

Der Union warf Westerwelle vor, in der Kapitalismus-Debatte auszuweichen. "Was mich beunruhigt ist, dass die Unionsparteien so in der Deckung bleiben und dass sie sich dieser Debatte noch nicht ausreichend stellen“, sagte Westerwelle vor den Delegierten. Für den Fall eines Wahlsiegs von Union und FDP im Bund forderte Westerwelle einen "großen Wurf" bei den Reformen.

Zugleich erneuerte Westerwelle seine Kritik an Gewerkschaftsfunktionären. Diese würden mit Tarifsteigerungen in den unteren Lohngruppen Schwächere und geringer Qualifizierte vom Arbeitsmarkt ausgrenzen. „Ich habe nichts gegen Gewerkschaften. Ich bin sogar für starke Gewerkschaften“, sagte Westerwelle. „Ich bin aber dagegen, dass Gewerkschaftspolitik von Funktionären nur noch als Vertretung eigener Interessen betrieben wird.“

Am Nachmittag wollen die Delegierten Westerwelle im Amt bestätigen und den Arbeitsmarktexperten Dirk Niebel zum neuen Generalsekretär wählen. Er löst die umstrittene Amtsinhaberin Cornelia Pieper nach vierjähriger Amtszeit ab. Die Außerdem beraten die Liberalen über programmatische Korrekturen, die die FDP auf die Bundestagswahl 2006 vorbereiten und sie vom Image der Spaßpartei befreien sollen. So will sich die Partei, die in den vergangenen Jahren hauptsächlich für den Wirtschaftsliberalismus gestanden hatte, wieder verstärkt für den Schutz der Bürgerrechte einsetzen. Ein Leitantrag wendet sich gegen die zunehmende Einschränkung dieser Rechte im Kampf gegen den Terrorismus.

HANDELSBLATT, Donnerstag, 05. Mai 2005, 13:59 Uhr

Wenn Sie auf diesen Artikel verweisen möchten, benutzen Sie bitte folgenden Link:
http://www.handelsblatt.com/pshb?fn=tt&sfn=go&id=1032732 



3) Bundesparteitag in Köln (HB 5.5.)  nach oben 
Westerwelle bleibt FDP-Chef

FDP-Chef Guido Westerwelle ist beim Kölner Bundesparteitag klar in seinem Amt bestätigt worden. Obwohl zahlreiche Parteimitglieder zuvor Unmut über die harsche Gewerkschaftskritik ihres Vorsitzenden geäußert hatten, konnte Westerwelle sein führeres Wahlergebnis sogar verbessern. Übertrupft wurde er nur vom neuen Generalsekretär Niebel.

HB KÖLN. Westerwelle erhielt bei der Vorstandswahl 475 Delegiertenstimmen und damit nach FDP-Angaben 80,1 Prozent. Vor zwei Jahren hatte Westerwelle 79,8 Prozent der Stimmen erzielt, bei seiner ersten Wahl 2001 waren es 88,9 Prozent. 90 Delegierte votierten dieses Mal mit Nein, fünf enthielten sich.

Die Delegierten bestätigten zudem den stellvertretenden FDP-Vorsitzende Rainer Brüderle. Der 42 Jahre alte Arbeitsmarkt-Experte Dirk Niebel wurde zum neuen Generalsekretär der FDP gewählt. Der Bundestagsabgeordnete aus Heidelberg erhielt das Spitzenergebnis von 92,43 Prozent der abgegebenen gültigen Delegiertenstimmen. Niebel ist Nachfolger von Cornelia Pieper, die fortan stellvertretende Vorsitzenden ist.

Westerwelle sprach in Köln von einer „guten Grundlage für die Stärkung der Partei“ bei den kommenden Wahlen. Für den Abend steht noch die Wahl des Arbeitsmarktpolitikers Dirk Niebel zum neuen FDP-Generalsekretär an. Er löst Cornelia Pieper ab, die innerparteilich umstritten war.

Zuvor hatte Westerwelle die Partei in einer 80-minütigen Rede auf den Machtwechsel in Düsseldorf und Berlin eingeschworen. Es müsse zu einem Richtungswechsel in Deutschland mit einem „großen Wurf“ von Union und Liberalen nach gemeinsamen Wahlsiegen kommen. „Wir wollen Deutschland eine neue Richtung geben“, sagte Westerwelle und fügte hinzu: „Wir sind der Schlüssel zum Politikwechsel.“

Der FDP-Chef bekräftigte in Köln seine Kritik an Gewerkschaftsfunktionären, die er aber nicht mehr als „Plage“ bezeichnete. Westerwelle sprach von einer „Kaste“, die zu Gunsten von mehr betrieblicher Mitbestimmung entmachtet werden müsse. „Mehr Selbstbestimmung und weniger Engelen-Kefer - das ist es, worum es in diesem Land geht“, sagte er mit Blick auf die stellvertretende DGB-Vorsitzenden Ursula Engelen-Kefer unter Beifall der Delegierten.

Westerwelle positionierte die FDP als „Partei der Bürgerrechte“. Diese würden „durch rot-Grün in einer unseligen großen Koalition mit den Konservativen abgebaut“. Im außenpolitischen Teil seiner Rede setzte sich Westerwelle für eine „Kultur der militärischen Zurückhaltung“ bei Auslandseinsätzen der Bundeswehr ein. Diese Politik werde die FDP auch in einer Regierungsverantwortung fortsetzen.

Noch bis Samstag wollen die Liberalen über programmatische Korrekturen beraten, die die FDP auf die Bundestagswahl 2006 vorbereiten und sie vom Image der Spaßpartei befreien sollen. So will sich die Partei, die in den vergangenen Jahren hauptsächlich für den Wirtschaftsliberalismus gestanden hatte, wieder verstärkt für den Schutz der Bürgerrechte einsetzen. Ein Leitantrag wendet sich gegen die zunehmende Einschränkung dieser Rechte im Kampf gegen den Terrorismus.

HANDELSBLATT, Donnerstag, 05. Mai 2005, 17:29 Uhr

Wenn Sie auf diesen Artikel verweisen möchten, benutzen Sie bitte folgenden Link:
http://www.handelsblatt.com/pshb?fn=tt&sfn=go&id=1032808 






4) Vom Ende einer "exzellenten Investition" - Krise der US-Zeitungen (Standard 5.5.) nach oben  
Warren Buffett: "Diese Tage sind vorbei" - Das Internet hat die Art und Weise revolutioniert, wie Bürger sich informieren

Finanzgenie Warren Buffett griff beim Treffen der Berkshire-Hathaway- Anteilseigner in Omaha zur Ukulele und erklärte nebenbei die Krise der amerikanischen Tageszeitungen.

Die großen Zeitungen verlieren in den USA rasant an Auflage. Grund für die Malaise ist das Internet. Wie Bürger sich informieren, habe sich revolutioniert, sagt Medientycoon Rupert Murdoch. Die Medien reagieren - reichlich spät.

Das Orakel von Omaha hat gesprochen, und geht es nach ihm, sieht es gar nicht gut aus für die Printmedien in den USA - und als Trend auch nicht für die europäische Presse. Beim alljährlichen Treffen der Berkshire-Hathaway- Anteilseigner in Omaha, Nebraska, wurde Warren Buffett vergangenes Wochenende nach seiner Einschätzung bezüglich der Printmedien befragt. "Es war einst eine exzellente Investition", erklärte das Finanzgenie. "Doch diese Tage sind vorbei."

Buffett spricht aus, was Verleger in den USA längst wissen. Nach den jüngsten Zahlen der ABC (Audit Bureau of Circulation) sank die Auflage der amerikanischen Tageszeitungen in den vergangenen sechs Monaten im Vorjahresvergleich um 1,9 Prozent. Der höchste Verlust seit 1995/96, als diese um 2,1 Prozent nachgaben.

Spätes Reagieren

Betroffen sind vor allem die Großen wie die "Los Angeles Times" (minus 6,5 Prozent), der "Boston Globe" (minus 3,9 Prozent) und der "San Francisco Chronicle" (minus 6,1 Prozent). Selbst die "Washington Post" musst einen Verlust von 2,7 Prozent hinnehmen. Glimpflicher davon kam das renommierte "Wall Street Journal" (minus 0,8 Prozent), aber auch nur weil es Online-Abos dazuzählen darf.

Grund für die Malaise ist das Internet. Es jagt den Printmedien nicht nur die Werbeeinnahmen ab, es hat die Art und Weise revolutioniert, wie Bürger sich informieren. Und auf diese Revolution, so die Schelte von Herausgeber Rupert Murdoch auf der jüngsten Jahrestagung der American Society of Newspaper Editors, würden die US-Medien reichlich spät reagieren.

"digital immigrants" und "digital natives"

Murdoch unterscheidet zwischen den "digital immigrants", älteren Lesern, die zwar den Printmedien weiterhin die Treue halten, auch wenn sie Zugang zum Internet haben, und den jüngeren "digital natives", die sich über Webportals wie Yahoo! und Google sowie Blogs informieren. Das Problem: "digital immigrants" fallen langfristig weg, während "digital natives" erst gar nicht den Kopf in eine Zeitung stecken.

Die Konsequenz, nach Murdoch? Aufwachen, sich den veränderten Gegebenheiten stellen und eine Verlagerung des Geschäfts hin zu Online. Leichter gesagt als getan, meinen Experten. Denn wenn Online auch die Zukunft ist, garantiert ist noch lange nicht, dass die Umsätze daraus auch die Verluste beim Printgeschäft ausgleichen. Denn die meisten User murren, wenn sie für Content bezahlen sollen. Nur wenige Unternehmen wie das "Wall Street Journal" wagen es bisher, ihre Online-Klientel zur Kasse zu bitten. Oder wie das Online-Magazine "Salon" zwischen Werbung und Abo ohne Werbung wählen zu lassen.

"New York Times Digital" verbuchte 30 Millionen Dollar Gewinn

Bei der "New York Times", deren Zugang zu den Webseiten kostenlos ist, werden solche Szenarien ebenfalls diskutiert. Denn die einzige Tochter, die stetig zulegt, ist die "New York Times Digital" (550 Millionen Seitenaufrufe pro Monat). Sie hat mehr Leser als die Offline-Ausgabe und war mit über 30 Millionen Dollar Gewinn im vergangenen Jahr lukrativer als jede andere Newsseite. Doch hält dieser Trend an, sind Fragen unausweichlich. Denn dem zweistelligen Online-Profit stehen bei der Times dreistellige Umsatz- und Profiteinbrüche im Printbereich gegenüber. Der Online-Profit kann die Kosten für Redaktion, Druckerei und Vertrieb nicht ausgleichen. Die Offline-Umsätze steigen außerdem schneller als die Online-Umsätze. (DER STANDARD, Printausgabe, 6.5.2005)




5) Glücklichmachen - was sagt die Wissenschaft? (Gewerbeverein 5.5.)  nach oben  
Glück stellt sich mit optimaler Belastung des Menschen ein!

"Warum liebt uns niemand?" Das fragten Gewerbetreibende in einer ÖGV-Diskussion am 4.4.05. Am 3.5.05 gab der Glücksforscher Herbert Laszlo, vor vollbesetztem Auditorium im Österreichischen Gewerbeverein (ÖGV), aus seinem für September geplanten "großen Buch der Glücksgefühle" eine unerwartete Antwort auf die Frage der Gewerbetreibenden: Geliebt wird, wer andere glücklich macht.

Die Erforschung der Ursachen für Glücksgefühle steht vor einem ähnlichen Problem wie der Kommissar in einem Kriminalroman. In beiden Fällen geht es darum, Emotionen mit nüchternem Verstand in den Griff zu bekommen. Im einen Fall geht es um die mörderische Emotion des Gärtners, oder wer sonst gerade der Mörder ist, und im anderen Fall um die Emotion des Glücksgefühls.

Einig weiß sich Laszlo mit der Expertin für Loyalitätsmarketing Anne M. Schüller. Sie predigt angehenden Verkäufern, sie könnten nur erfolgreich sein, wenn sie ihren potenziellen Kunden Momente des Glücks verschafften. Laszlo vergleicht das mit dem Auftreten eines Popstars. Bei seinen Eintrittskarten gibt es keine Diskussion über Preise. Seine Luxusautos neidet ihm niemand. Beim Kaufmann an der Ecke beklagt man sich um Cent-Beträge im Preis der Semmeln.

Es geht also darum, den Gewerbetreibenden in eine ähnliche emotionelle Situation zu bringen wie den Popstar. Dass dies gelingt, beweist das Beispiel des Fischmarktes von Seattle. Dieser wurde weltberühmt, weil dort Fische nicht nur einfach gewogen und verpackt werden. Die Verkäufer machen vielmehr für ihre Kunden eine Show, bei der sie die Fische einander zuwerfen. Dazu ist allerdings die Motivation der gesamten Belegschaft nötig.

Bisher war die Wissenschaft bei dieser Aufgabe wenig hilfreich. Schuld sind die unterschiedlichen Definitionen dessen, was "Glück" bedeutet.

Epikur, dessen Name über den Begriff "Epikuräer" zum Synonym für Glückssucher wurde, lehrt, Glück sei die Abwesenheit von Leiden. Wer nicht leide, sei auch nicht weiter glücklich zu machen. Er fällt damit als Kundschaft aus.

In der Wirtschaft äußert sich dies in der sattsam bekannten "Weckung von Bedürfnissen". Man macht Kunden zuerst unzufrieden, um ihnen dann etwas zu verkaufen. Das erklärt einen wesentlichen Teil des Widerstandes gegen die Werbung.

Die Politik sei nicht viel besser, erklärt Laszlo. Oppositions-Politiker müssten dem Wählervolk einreden, alles sei schlecht, um bei der nächsten Wahl Stimmen zu bekommen. Die Folge sei eine Ablehnung der Politik, die die Menschen unglücklich macht, indem sie ihnen die Gegenwart vermiest.

Dann überraschte Laszlo mit der Aussage, dass auch der Kirchenvater Augustinus ein Buch über das glückliche Leben geschrieben habe. Dieses sei Teil der kirchlichen Philosophie, und diese sei daher gar nicht so glücksfeindlich, wie dies mancher eifernde Pfarrer predige.

Augustinus vertrat die Ansicht, glücklich sei, wer habe, was er oder sie sich wünsche. Diese Meinung liegt heute den Umfragen der soziologischen Glücksforscher zugrunde. In der Wirtschaft ist sie die Basis der Marktforschung.

Diese habe leider auch nicht immer den gewünschten Erfolg, meint Laszlo. Der Volksmund wisse, warum: Es werden mehr Tränen über erfüllte Wünsche vergossen als über unerfüllte.

Dem setzt Laszlo den Glücksbegriff des Aristoteles gegenüber: Glück sei jenes Gefühl, das wir um seiner selbst willen und nicht wegen eines anderen Zieles anstreben. Dieses sei nach der herrschenden Lehre über Gefühle auf zwei Wegen zu erreichen.

Der Psychologe Stanley Schachter vertritt die Ansicht, Gefühle entstünden dadurch, dass Menschen Erregung spüren und dann durch ein mehr oder weniger bewusste Überlegung dieser Erregung ein bestimmtes Gefühl unterlegen. Dies erklärt zum Beispiel die Nostalgie, durch die wir angenehme Gefühle mit alten Gegenständen hervorrufen.

Diese Theorie ergänzt Laszlo durch eine zweite Glücks-Ursache: Glücksgefühle entstehen, wenn ein Mensch einer Belastung ausgesetzt ist, die seiner Belastbarkeit optimal entspricht.

Im Geschäftsleben wie in der Politik komme es darauf an, den Kunden, dem Wählervolk, den Mitgliedern oder den Mitmenschen generell Informationen so zu vermitteln, dass sie mit deren Verstehen optimal belastet sind. Im Idealfall werden sie sogar lächeln oder lachen. Lachen sei die Körpersprache des Glücks.

Das Ergebnis des Vortrages, das mit verschiedenen Beispielen untermauert wurde, lautet daher: Man sorge für die optimale Belastung der anderen Menschen. Dann werden sie glückliche Momente in unserer Gegenwart erleben und uns als Politiker wählen, als Geschäftsleute bei uns kaufen, unserem Verein beitreten und uns als Partnerinnen oder Partner heiraten.

Abschließend entschuldigte sich Laszlo, dass es ihm natürlich nicht möglich sei, in einem kurzen Vortrag den Inhalt von 250 Buchseiten darzulegen. Es bleibe noch viel zu lesen, wenn sein Buch erschienen sein werde.




6) Rückschlag für Automobilindustrie (HB 5.5.)   nach oben 
Ratings von GM und Ford auf "Junk" gesenkt

Herber Schlag für General Motors und Ford: Die Rating-Agentur Standard & Poors hat am Donnerstag das Kredit-Rating beider Automobil-Unternehmen auf das berüchtigte Niveau so genannter „Schrottanleihen“ (Junkbonds) gesenkt. Die Aktien-Kurse brachen daraufhin deutlich ein.

Rückschlag für GM: Das Rating des weltgrößten Automobilkonzerns wurde auf Junk-Status gesenkt. Foto: dpa
Bild vergrößern Rückschlag für GM: Das Rating des weltgrößten Automobilkonzerns wurde auf Junk-Status gesenkt. Foto: dpa

HB DETROIT. Damit wird die Aufnahme neuer Kredite für die Unternehmen künftig deutlich teurer. Die Ratings der DaimlerChrysler-Papiere änderte S&P nicht. Diese würden nur dann gesenkt, wenn sich die Lage der Autoindustrie oder von Mercedes verschlechtere.

Bei GM und Ford sei zu befürchten, dass das Geschäft mit den so genannten Sports Utility Vehicles (SUVs) künftig nicht mehr so profitabel laufe wie in den vergangenen Jahren. Sowohl GM als auch Ford hingen in hohem Maße vom Ergebnisbeitrag der in den USA bisher beliebten Geländewagen ab.

Auch betont S&P den anhaltenden Verlust von Marktanteilen im Nordamerika-Geschäft beider Konzerne. Bei GM habe die Fixierung auf die Rabatte bereits den Wert der Marke angegriffen. Zudem sei für beide Konzerne in Frage zu stellen, ob der Abbau von Kapazitäten und die damit verbundene höhere Effizienz tatsächlich zu einer verbesserten Wettbewerbsfähigkeit geführt habe.

Damit verbunden sei nämlich ein zunehmender Verlust bei den Marktanteilen. Außerdem seien die Personalkosten trotz des Stellenabbaus wegen der zugleich großzügigen Gesundheitsprogramme weiter gestiegen. Für beide Konzern gilt nach Darstellung von S&P ferner, dass das Automobilgeschäft außerhalb Nordamerikas die Probleme auf dem Heimatmarkt nicht ausgleichen könne.

GM nannte die Entscheidung enttäuschend. Gleichzeitig versicherte der Konzern, es drohe keine Insolvenzgefahr, da ausreichend Barmittel im Kerngeschäft und bei der Finanzsparte GMAC vorhanden seien. Früheren Angaben zufolge verfügen beide Bereiche über jeweils mehr als 20 Milliarden Dollar.

GM leidet unter sinkendem Absatz und vor allem milliardenschweren Kosten für Pensions- und Gesundheitsleistungen. Im ersten Quartal schrieb der Autoriese aus Detroit rote Zahlen und veröffentlichte eine Gewinnwarnung für das Gesamtjahr.

HANDELSBLATT, Donnerstag, 05. Mai 2005, 21:35 Uhr

Wenn Sie auf diesen Artikel verweisen möchten, benutzen Sie bitte folgenden Link:
http://www.handelsblatt.com/pshb?fn=tt&sfn=go&id=1032854






7)