Michael Aharon Schüller's Private Office
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NB 2: Die Artikel werden weitgehend ungeordnet präsentiert, sie
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NB 3: Die hier wiedergegebenen Artikel lassen keinen Rückschluss auf meine persönliche
Meinung zu. Sie reflektieren aber m.E. den tagsaktuellen Meinungsfluss - eben
das, was "heute" die Zeitgenossen gerade bewegt. Zum zweiten geben sie
schlichtweg Sachinformation oder m.E. aufschlussreiche Kommentare zu
unterschiedlichsten Themen wieder, möglichst aus qualitativ hochwertigen
Quellen und kompetenter Feder.
Links des Tages hier
1) Bonds mit langen Laufzeiten sichern die Einnahmen von Institutionellen
(HB 17.5.) mehr...
50-jährige Staatsanleihen sind beliebt
2) Internationale Befragung mit dramatischem Resultat
ORF.on 17.5.) mehr...
3) Private Net-Nutzung im Büro unverzichtbar (ORF.on
17.5.) mehr...
4) Europas "dunkle Seiten" (ORF.on
17.5.) mehr...
5) Lufthansa schließt finanzielles Engagement bei Aua aus (HB
17.5.) mehr...
Austrian Airlines rechnet mit weniger Wachstum
6) "Senkung unabhängig vom Wahlausgang richtig" (HB
17.5.) mehr...
Schmoldt kritisiert Verzögerung bei Senkung der Unternehmensteuern
7) Mehr als 7500 Besucher (HB 17.5.) mehr...
Besucherstrom am Holocaust-Denkmal
8) Welche Konsequenzen sich für Investoren aus den niedrigen Renditen ergeben
(HB 17.5.) mehr...
Anleger im Anlagenotstand
9) Mitte März geriet die gesamte Branche unter Druck (HB
17.5.) mehr...
Autoanleihen gelten noch als zu teuer
10) Fünf Dax-Unternehmen glänzen im ersten Quartal mit Gewinnen von mehr als einer Milliarde
(HB 17.5.) mehr...
Konzerne verdienen mehr denn je
11) Berlin will gläserne Hedge-Fonds (FTD 17.5.)
mehr...
12) Schering bangt um neues Mittel gegen Krebs (FTD
17.5.) mehr...
13) Wenn das Wasser knapp wird (FTD
17.5.) mehr...
14) Festakt zur 50-Jahr-Feier des Staatsvertrages im Oberen Belvedere mit Vertretern der Signatarstaaten
(WZ 17.5.) mehr...
15) Diamanten glänzen als "Best Friends" (Standard
17.5.) mehr...
Stabile Wertsteigerung zieht eine neue Anlegerschicht für die Edelsteine an
16) Grüne wollen Reiche stärker besteuern (Standard
17.5.) mehr...
17) VP-Stummvoll: "Wirtschaftspolitischer Unsinn"
(Standard 17.5.) mehr...
ÖVP-Budgetsprecher: Vorschläge des Grün-Abgeordneten würden Arbeitsplätze gefährden
18) Unternehmen zahlten 2003 nur 17,6 Prozent Steuer
(Standard 17.5.) mehr...
Studie der Arbeiterkammer Oberösterreich: Effektive KöSt für 2003 nur halber Steuersatz
19) Steuerbegünstigung für Wohnbauanleihen soll fallen (ORF.on
17.5.) mehr...
20) Bruttoinlandsprodukt stieg um 1,3 Prozent (HB
17.5.) mehr...
Japans Wirtschaft wächst kräftiger als erwartet
21) Unternehmen sanieren ohne zu entlassen (HB
17.5.) mehr...
Japan sucht den Kapitalismus ohne Gier
22) Kritik an Kapitalismusdebatte und Entsendegesetz – Rot-Grün reagiert empört
(HB 17.5.) mehr...
Bundesbank bezweifelt Reformwillen der Regierung
23) Psychologe: Alte Menschen töten sich aus Angst vor Heim
(HB 17.5.) mehr...
24) Bundesbank dämpft Konjunkturoptimismus (FTD
17.5.) mehr...
25) Stummer Klavierspieler gibt Ärzten Rätsel auf (BZZ
17.5.) mehr...
Durchnässt auf der Strasse gefunden
26) Europarat sucht neue Rolle (NZZ
17.5.) mehr...
Schweizer Bundespräsident Schmid legt Bekenntnis zu europäischen Werten ab
27) mehr...
28) mehr
29) mehr...
30) mehr...
31) mehr...
32) mehr...
33) mehr...
34)
Links des Tages
nach oben
Antisemitismus-Umfrage
(ORF.on)
Europaratsgipfel
(ORF.on)
Wiener
Zeitung vom 15.5.1955 (pdf-file)
Große
Gletscherschmelze und ihre Folgen (ORF.on)
1) Bonds mit langen Laufzeiten sichern die Einnahmen von Institutionellen
(HB 17.5.) nach oben
50-jährige Staatsanleihen sind beliebt
Anleihen mit extrem langen Laufzeiten sind gefragt wie nie zuvor. Der britische Schatzkanzler Gordon Brown kündigte vor kurzem die Emission von Bonds mit 50-jähriger Laufzeit im ersten Quartal des Fiskaljahres an – Frankreich hat als erstes europäisches Land bereits Ende Februar Schuldtitel mit Fälligkeit im Jahr 2055 begeben.
Bislang lag die längste verfügbare Laufzeitvariante staatlicher Bonds bei 30 Jahren. Trotz des mageren Renditeaufschlags der französischen Ultra-Langläufer von drei bis vier Basispunkten gegenüber den 30-jährigen Staatsanleihen aus Frankreich war das Interesse institutioneller Investoren groß. Auch Italien und Deutschland denken über die Emission 50-jähriger Bonds nach.
Insbesondere Pensionsfonds und Versicherer in Ländern wie Großbritannien, den Niederlanden, Deutschland und Frankreich sind für die gestiegene Nachfrage nach Ultra-Langläufern verantwortlich. Nach Reformen der Rechnungslegungsbestimmungen sind institutionelle Investoren in einigen Ländern gezwungen, die Laufzeiten ihrer Vermögenswerte an ihre künftigen Zahlungsverpflichtungen anzugleichen. Ziel des verpflichtungsgerechten Vermögensmanagements ist es, Risiken zu minimieren und einen Rückgriff auf die Reserven des Anbieters bei unerwarteten Verlusten zu vermeiden.
Die Struktur der Zahlungsverpflichtungen ist stark von Marktentwicklungen und demographischen Faktoren abhängig. Bei sinkenden Geburtenraten und einer ständig steigenden Lebenserwartung ist etwa auf lange Sicht mit einem geringeren Wachstumspotenzial und niedrigeren Zinssätzen zu rechnen. Zudem müssen künftig immer weniger Erwerbstätige für immer mehr Rentner Ruhestandszahlungen und Gesundheitskosten erwirtschaften. Diese Entwicklungen bergen Risiken, die institutionelle Investoren bislang auf der Einnahmeseite mit konventionellen Bonds, Strips und inflationsindexierten Papieren nur bis zu einem Zeitraum von etwa 30 Jahren absichern konnten. 50-jährige Anleihen füllen nun die bislang bestehende Angebotslücke am langen Ende des Laufzeitspektrums.
Allerdings wird mit Ultra-Langläufern auch das derzeit niedrige Zinsniveau auf lange Zeit festgeschrieben. Ist zu viel Kapital langfristig an niedrige Kupons gebunden, dann mindert dies die Renditechancen eines Portfolios in Hochzinsphasen. Dafür verfügen Ultra-Langläufer im Vergleich zu Papieren mit früherer Fälligkeit über eine höhere Konvexität (Maß zur Messung der Kurssensitivität).
Erfüllung regulatorischer Anforderungen, Optimierung von Duration und Konvexität, Sicherung von Einnahmen auf lange Sicht – das sind die Vorteile der Ultra-Langläufer. Auf der Negativseite steht im derzeitigen Niedrigzinsumfeld die langfristige Zinsbindung der Papiere. Doch eine weltweite Umfrage des französischen Schatzamtes unter 550 institutionellen Investoren ergab, dass 49 Prozent der Befragten sich für die französischen Ultra-Langläufer interessieren.
Für den Erfolg der Ultra-Langläufer spricht auch, dass europäische Pensionsfonds derzeit einen hohen Anteil ihres Vermögens in Aktien investiert haben. Insgesamt beläuft sich ihr Aktienbesitz auf fast eine Billion Euro. Wenn nur 25 Prozent dieser Aktienanlagen in Anleihen mit längerer Laufzeit umgeschichtet würden, ergäbe sich ein Marktpotenzial von mehr als 200 Mrd. Euro.
Lionel Oster ist Leiter Staatsanleihen Europa bei F&C Management Asset Management plc in London.
HANDELSBLATT, Samstag, 14. Mai 2005, 17:36 Uhr
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2) Internationale Befragung mit dramatischem Resultat ORF.on
17.5.) nach oben
60 Jahre nach dem Ende des Holocaust, während ganz Europa des Endes des Nazi-Terrors gedenkt, bietet eine internationale Umfrage ein bizarres Ergebnis: Demnach hält die Mehrheit der Österreicher eine Wiederholung des Massenmords an Juden für "wahrscheinlich". Zwar denken auch in anderen europäischen Ländern und den USA einige Menschen so - jedoch bei weitem nicht so viele wie in Österreich. Und obwohl gerade Österreicher vergleichsweise viel über den Holocaust wissen, werden bei vielen antisemitische Tendenzen deutlich.
weiter
...
3) Private Net-Nutzung im Büro unverzichtbar (ORF.on
17.5.) nach oben
Das private Surfen am Arbeitsplatz ist für die Mitarbeiter nicht mehr wegzudenken. Meistens werden News-Sites besucht und E-Mails geschrieben, aber auch Online-Shopping, -Banking und Erotik-Websites stehen während der Arbeitszeit hoch im Kurs.
Der Internet-Zugang am Arbeitsplatz ist für die meisten Arbeitnehmer gar nicht mehr wegzudenken. Schließlich hilft das Netz auf der Suche nach Informationen, und E-Mails erleichtern die Kommunikation - nicht nur für berufliche Zwecke.
Laut einer Studie des US-Marktforschers Harris Interactive nimmt die private Netz-Nutzung während der Arbeitszeit in den USA stetig zu. Über die Hälfte der beruflichen Internet-User würden sogar eher ihrem Morgenkaffee abschwören als im Büro auf das private Surfvergnügen zu verzichten.
So gaben 50 Prozent der befragten Nutzer an, während der Arbeit im Netz auch private Dinge zu erledigen. Zehn Prozent aller Arbeitnehmer mit Netz-Zugang wenden zu Dienstzeiten gleich viel Netz-Zeit für Privates wie für ihre eigentliche Aufgabe auf.
"Unersättlich"
Das Ergebnis der Studie dürfte unserenorts ganz ähnlich ausfallen: Jeder vierte Computer-Nutzer in europäischen Unternehmen bezeichnet sich selbst im Umgang mit dem Internet als unersättlich.
Viertel der Beschäftigten ist Internet-süchtig
News, E-Mails, Shopping, Porno
Die meisten privaten Aktivitäten sind dabei relativ harmlos: 85 Prozent besuchen etwa Nachrichtenangebote, 61 Prozent checken ihren persönlichen E-Mail-Account.
Doch auch die Nutzung von E-Commerce wird am Arbeitsplatz immer beliebter. 56 Prozent informieren sich etwa auf Reise-Websites schon mal über den nächsten Urlaub oder buchen diesen auch gleich, 52 Prozent schauen sich bei diversen Online-Shops um.
Auch das Erledigen der Bankgeschäfte während der Arbeitszeit wird immer beliebter. 58 Prozent haben schon Online-Banking im Büro betrieben.
Etwa 20 Prozent der Männer und zwölf Prozent der Frauen haben vom Büro aus schon Porno-Websites genutzt. Nur 20 Prozent davon gaben jedoch an, das mit Absicht getan zu haben.
Surfen als Kündigungsgrund?
In Österreich differenziert die Judikatur, ob es hinsichtlich der Nutzung des Computers für private Mails ein ausdrückliches Verbot, keine Vereinbarung oder eine ausdrückliche Erlaubnis des Arbeitgebers gibt. Gibt es keine Vereinbarung, ist privates Mailen in geringem Umfang zulässig.
Wie
viel privates E-Mailen im Job erlaubt ist
Die Nutzung des Internets am Arbeitsplatz ist für die meisten US-Arbeitnehmer schon ganz alltäglich: 93 Prozent der Befragten verfügen am Arbeitsplatz über einen Netz-Zugang, 2003 waren es noch 86 Prozent.
Die private Nutzung nimmt laut der Studie dennoch schneller zu als die berufliche.
4) Europas "dunkle Seiten" (ORF.on 17.5.) nach
oben
Beim Europaratsgipfel wollen sich die 46 Länder Europas ihren "dunklen Seiten" stellen: Soziale Ungerechtigkeit, Fremdenfeindlichkeit und Demokratiedefizite seien noch immer in jedem europäischen Land ein Thema, waren sich die Gipfelteilnehmer einig - und das, obwohl Europa gerade "seine besten Jahre" erlebe, wie Polens Präsident Kwasniewski sagte. Gerade in diesem Zusammenhang erinnerte jedoch Bundespräsident Fischer vor dem Forum daran, dass Europa seine eigenen Ermahnungen auch einhalten müsse.
Mehr
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5) Lufthansa schließt finanzielles Engagement bei Aua aus (HB
17.5.) nach oben
Austrian Airlines rechnet mit weniger Wachstum
Die österreichische Fluggesellschaft Austrian Airlines (Aua) tritt nach ihren enttäuschenden Quartalszahlen auf die Bremse: „Statt zehn Prozent streben wir nur noch fünf Prozent Wachstum an“, sagte Aua-Chef Vagn Sörensen dem Handelsblatt. Deswegen müssten neue Flugzeuge möglicherweise langsamer als bisher geplant in Betrieb genommen werden.
HB WIEN. „Wir haben seit dem letzten Quartal 2004 einen Knick in unserer Bilanz. Auch das erste Quartal 2005 war trotz besserer Zahlen im März nicht mehr zu retten“, räumte Sörensen ein und verwies auf „enorme Überkapazitäten im Markt“. Die Konsolidierung in der Branche habe schon eingesetzt: "Siehe Swiss, siehe KLM.“
Die Österreicher hatten in den ersten drei Monaten dieses Jahres einen operativen Verlust von 73,6 Millionen Euro eingeflogen - nach einem Minus von 40,7 Millionen in der Vorjahresperiode. Wegen anhaltend hoher Treibstoffkosten und der Konkurrenz der Billigflieger hat die Aua auch mit Blick auf das ganze Jahr erklärt, voraussichtlich einen Verlust zu erwirtschaften. „Ich halte es derzeit für unwahrscheinlich, dass sich die Rahmenbedingungen - insbesondere der hohe Ölpreis - dieses Jahr noch bessern“, sagte Sörensen jetzt. Auf Hilfe von der Lufthansa kann die Aua als Star-Alliance-Mitglied nicht hoffen. Im Gegenteil: Die Lufthansa verstärkt ihre Angebote im Kern-Zielgebiet der Aua im kommenden Monat. Ein finanzielles Engagement bei der Aua schloss eine Lufthansa-Sprecherin aus. "Die machen ihr eigenes Geschäft", stellt Sörensen fest.
Neben einer gebremsten Wachstumsstrategie verordnet Sörensen dem Unternehmen eine Qualitätsoffensive und weitere Einsparungen. „Ich strebe 83 Prozent pünktliche Flieger in diesem Jahr und 88 Prozent im nächsten Jahr an. Damit lägen wir bei den Netzwerkgesellschaften wieder im europäischen Spitzenfeld“, sagte er zum Thema mehr Qualität. Auch beim Sparen hat er Möglichkeiten gefunden: Die Flugpläne sollen besser aufeinander abgestimmt werden. Die Kommissionen für Reisebüros sollen vom nächsten Jahr an gestrichen werden. Mit mehr Marketing und einem verbesserten Online-Angebot will er darüber hinaus den Verkauf ankurbeln.
HANDELSBLATT, Montag, 16. Mai 2005, 15:04 Uhr
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6) "Senkung unabhängig vom Wahlausgang richtig" (HB
17.5.) nach oben
Schmoldt kritisiert Verzögerung bei Senkung der Unternehmensteuern
Der Vorsitzende der Gewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE), Hubertus Schmoldt, hat Regierung und Opposition aufgefordert, die beim Jobgipfel vereinbarte Senkung der Unternehmensteuern zügig umzusetzen.
HB BERLIN. Schmoldt kritisierte im Handelsblatt die Entscheidung der Fraktionen von SPD und Grünen, die Debatte über die Senkung der Körperschaft- und der Erbschaftsteuer im Bundestag bis nach der Wahl in Nordrhein-Westfalen zu verschieben. Dies sei "mit Sicherheit" nicht klug gewesen, sagte Schmoldt. Die Koalition befürchte offensichtlich, mit der Steuersenkung den ein oder anderen Wähler zu verschrecken. Die Politik müsse aber den Mut zur Ehrlichkeit haben, das gelte für alle Parteien. "Deutschland wird politikunfähig, wenn wir immer nur auf die nächste Wahl schielen", warnte Schmoldt.
Der IG-BCE-Chef warf den Grünen vor, sie hätten mit der Verschiebung der Debatte der Koalition die Möglichkeit geraubt, die Union als den Blockierer der Steuerbeschlüsse zu kritisieren, weil sie selbst die Taktik über die Sache stellten. Die Grünen-Fraktion hatte bei der Senkung der Unternehmensteuern Klärungsbedarf angemeldet.
Schmoldt äußerte die Sorge, dass die Senkung der Unternehmensteuern nach der NRW-Wahl schwieriger werde. "Wenn die Union die Wahl gewinnt, dann befürchte ich nach dem bisher Erlebten, dass sie mit Blick auf die Bundestagswahl alles verhindert, was zu ein bisschen mehr wirtschaftlicher Belebung beitragen könnte", sagte er. Aber auch in der rot-grünen Koalition werde der Unwillen zunehmen, weil dann immer lauter die Frage gestellt werde, was die bisherigen Reformen gebracht hätten.
Schmoldt betonte, die Senkung der Unternehmensteuern sei "unabhängig vom Wahlausgang richtig". Die Reform der Erbschaftsteuer werde die Weiterführung eines Betriebs erleichtern und damit Beschäftigung sichern. Auch die Senkung der Körperschaftsteuer mache Sinn. "Es ist längst überfällig, dass wir in Deutschland die nominalen den realen Steuersätzen angleichen und im Gegenzug die vielen Steuerschlupflöcher schließen", sagte Schmoldt.
HANDELSBLATT, Montag, 16. Mai 2005, 16:59 Uhr
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7) Mehr als 7500 Besucher (HB 17.5.)
Besucherstrom am Holocaust-Denkmal
Das neue Berliner Holocaust-Mahnmal stößt bei Einheimischen und Touristen auf großes Interesse. Mehr als 7500 Besucher hätten am Pfingstwochenende das Denkmal für die ermordeten Juden Europas besichtigt, teilte der Geschäftsführer der Denkmalstiftung, Hans-Erhard Haverkampf, am Montag mit. „Wir sind hart an der Kapazitätsgrenze“, sagte er. Nach Angaben der Stiftung kommen überwiegend junge Leute zu dem Areal mit mehr als 2700 Betonstelen nahe dem Brandenburger Tor.
HB BERLIN. Laut Haverkampf hat es in den ersten Tagen der Öffnung so gut wie keine Zwischenfälle gegeben. Eine Hakenkreuz-Schmiererei sei beseitigt worden. Befürchtungen, dass das Stelenfeld von jungen Besuchern zum Spielplatz umfunktioniert werden könnte, teilt die Stiftungsleitung bislang nicht.
Der Schriftsteller Martin Walser bezeichnete das Mahnmal unterdessen als „beeindruckend“. „Ich muss sagen, die Berliner haben wirklich Glück gehabt, das ist ein Kunstwerk, das ist ein richtiges Kunstwerk“, sagte Walser dem Sender Radio Vatikan am Samstag. Frühere Befürchtungen, dass im Herzen der Hauptstadt „ein fußballfeldgroßer Albtraum“ entstehen könnte, hätten sich nicht bestätigt.
Nach einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag der „Berliner Zeitung“ (Samstag) interessieren sich auch die Berliner stark für das neue Mahnmal. 50 % der Hauptstädter wollen sich das Denkmal ansehen. Vor allem jüngere Berliner unter 30 Jahren sind laut Umfrage neugierig. 55 % von ihnen planen einen Besuch des Mahnmals.
Schärfere Sicherheitsvorkehrungen sind laut Mahnmal-Sprecher Uwe Neumärker zunächst nicht vorgesehen. „Wir wollen kein Mahnmal, das von Zäunen eingegrenzt und mit Kameras überwacht wird“, sagte er. Vielmehr solle noch einmal eindringlich auf die Besucherordnung hingewiesen werden. Die entsprechenden Pläne sollen im » Internet veröffentlicht werden.
HANDELSBLATT, Montag, 16. Mai 2005, 16:44 Uhr
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8) Welche Konsequenzen sich für Investoren aus den niedrigen Renditen ergeben
(HB 17.5.) nach oben
Anleger im Anlagenotstand
Von Frank Wiebe
DÜSSELDORF. Investoren in Not: Mit Geld ist kaum noch Geld zu verdienen. Die Rendite der Staatsanleihen erreicht historische Tiefstände – früher bekam man so viel auf dem normalen Sparbuch wie heute für eine zehnjährige Anleihe. Aktien treten auf der Stelle. Immobilien waren zumindest in Deutschland in den vergangenen Jahren ein schlechtes Geschäft. In anderen Ländern boomte der Markt – zum Beispiel in den Niederlanden. Aber er dürfte weitgehend ausgereizt sein.
Hedge-Fonds sind inzwischen entzaubert – viele bringen auch nur noch Sparbuchrenditen; gemessen daran treiben sie viel Aufwand. Und die Private-Equity-Fonds schwimmen in Geld und sorgen sich zunehmend, was sie damit anfangen sollen. Bleiben Rohstoffe – die große Anlagestory der letzten Jahre. Aber dort ist das Geschäft nicht einfach: Der Goldpreis ist, vor allem in Dollar gerechnet, gestiegen. Und wer auf andere Rohstoffe setzt, braucht dazu Spezialkenntnisse – und Glück. Denn letztlich handelt es sich um spekulative Anlagen. Außerdem fragt sich, ob wir nicht längst eine China-Blase haben: Am Wachstum dieses riesigen Landes hängt zum guten Teil auch der Rohstoffboom. Noch spekulativer sind Devisen.
Es gibt nur noch wenige Anlagen, die etwas mehr regelmäßige Rendite bieten. Zum einen die Unternehmensanleihen – aber das Desaster von General Motors hat gezeigt, wie hoch die Risiken sind. Außerdem gibt es inzwischen mehr Aktien als früher, die wenigstens eine ordentliche Dividendenrendite abwerfen. Aber wirklich hohe Prozentsätze zahlen wirtschaftlich gesunde Unternehmen nur selten.
Die Renditen sind also quer durch alle Märkte mager geworden. Erste Frage: Warum ist das so? Eine Erklärung ist die Politik der Notenbanken. Sie haben in den letzten Jahren viel Geld in den Wirtschaftskreislauf gepumpt. Zugleich sorgt die Globalisierung dafür, dass die Verbraucherpreise nicht auf breiter Front steigen. Irgendwo muss das Geld hin. Nachdem die große Blase an den Aktienmärkten geplatzt ist, bietet die Börse nicht mehr genug Raum. Dafür floss viel Liquidität in den amerikanischen Immobilienmarkt und sorgte indirekt, weil die Verbraucher ihrer Häuser höher beliehen, für den starken US-Konsum. Außerdem drängt das Geld in den Rentenmarkt – daher die niedrigen Renditen. Um es kurz zu sagen: Wenn Geld im Überfluss da ist, sinkt sein Preis – und das ist die Rendite.
Zweite Frage: Was folgt daraus? Zunächst ganz banal die Erkenntnis, dass Anleger mit hohen Sparraten für das Alter vorsorgen müssen. Wer zum Beispiel in 20 Jahren 100 000 Euro ansparen möchte, muss bei fünf Prozent Rendite rund 250 Euro monatlich zur Seite legen – bei drei Prozent Rendite dagegen mehr als 300 Euro. Politiker und Konjunkturforscher jammern zwar, dass die Deutschen zu wenig konsumieren, also zu viel sparen – aber die Bürger haben völlig Recht damit, wenn sie an ihren persönlichen Vorteil denken, statt die Volkswirtschaft retten zu wollen.
Zweitens: Der niedrige Zins sollte niemanden verleiten, zu hohe und vor allem zu einseitige Risiken einzugehen. Drittens: Weil andere Anlageformen so wenig bringen, sollte man nicht auf Aktien verzichten. Der Börsenschock sitzt tief – aber er folgte auch auf einen Börsenboom. Falsch wäre es, vom jetzigen Niveau ähnlich dramatische Abstürze zu erwarten, wie Anfang dieses Jahrtausends. Aktien bieten zwar spekulative Phantasie, aber daneben auch noch laufende Erträge. Und wer weiter an den großen Rohstofftrend glaubt, kann mit Aktien auch darauf setzen.
Letztlich haben die niedrigen Renditen auf lange Sicht Konsequenzen für die Lebensplanung. Es wird für viele Menschen schwer werden, sinkende staatliche Renten durch private und betriebliche Vorsorge auszugleichen. Damit wird diese Vorsorge nicht unwichtiger – im Gegenteil. Aber sie ist als Allheilmittel leider längst entzaubert.
Die Konsequenz für den Einzelnen: zu hohe Belastungen meiden. Vor allem bei der selbst bewohnten Immobilie. Oft wird sie konzipiert, wenn Kinder Raum brauchen, aber später halb leer weiter bewohnt. Kaum jemand macht sich klar, was das eigentlich für ein Luxus ist. Wichtig auch: Wenn die „arbeitslosen“ Einkommen nicht mehr so recht fließen, werden im Vergleich Investitionen in die eigene Arbeitskraft umso lohnender. Nicht umsonst spielen auch in der Politik die Themen Bildung und Gesundheit – letztere ist wichtig für eine Verlängerung der Lebensarbeitszeit – eine immer größere Rolle. Wenn in Zukunft Bildung stärker privat finanziert wird, dann finden dort vielleicht die lohnendsten Investitionen statt.
HANDELSBLATT, Dienstag, 17. Mai 2005, 07:00 Uhr
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9) Mitte März geriet die gesamte Branche unter Druck (HB
17.5.) nach oben
Autoanleihen gelten noch als zu teuer
Von Andrea Cünnen
Analysten halten Autoanleihen auf Grund der Turbulenzen um die US-Konzerne General Motors (GM) und Ford für unattraktiv. Bislang hat nur die Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) die Bonität von GM und Ford auf Non-Investment-Grade, also auf Ramschniveau, gesenkt. Analysten erwarten aber, dass Fitch und Moody’s nachziehen werden.
FRANKFURT/M. „Die Unsicherheit wird anhalten und die Kurse am Gesamtmarkt drücken“, sagt Bernhard Jeggle, Analyst für Autoanleihen bei der Landesbank Baden-Württemberg. Auch andere Banker meinen, dass neue negative Nachrichten für GM und Ford die ganze Branche belasten werden. Für Anleger, die Anleihen bis zur Fälligkeit halten, könnte es sich deshalb lohnen, auf niedrigere Kurse und höhere Renditen zu warten.
Mitte März geriet die gesamte Branche unter Druck, als sich abzeichnete, dass GM und Ford auf Ramschniveau herabgestuft werden. Die Risikoaufschläge von auf Euro lautenden Autoanleihen sind im Vergleich zu Staatsanleihen auf durchschnittlich 2,4 Prozentpunkte und damit dramatisch gestiegen. Davon entfällt heute allerdings ein Großteil nur noch auf die Anleihen von GM und Ford. Die Bonds anderer Autokonzerne haben sich schon wieder deutlich erholt.
So liegen die Renditen von Autobonds mit Ratings im Investment-Grade, wie sie zum Beispiel die Papiere von Daimler-Chrysler, Peugeot und BMW aufweisen, derzeit kaum noch über den extrem niedrigen Ständen von Anfang März. „Anleihen von Autokonzernen mit guten Ratings sind zu teuer“, sagt Cor Moons, Fondsmanager beim niederländischen Vermögensverwalter F&C. Denn im Prinzip leide die gesamte Branche unter ähnlichen Problemen wie Überkapazitäten und schrumpfenden Margen. Außerdem sei der Sektor stark zyklisch und hänge an der Konjunkturentwicklung. Moons fürchtet deshalb, dass mittelfristig auch die Kurse von anderen Autoanleihen fallen und ihre Renditen steigen werden. „Denn die Tatsache, dass selbst große Konzerne wie GM und Ford ihre guten Ratings verlieren können, hat Investoren wieder bewusst gemacht, dass es bei Unternehmensanleihen Risiken gibt“, sagt Moons.
Für Anleger, die Anleihen bis zur Fälligkeit halten, sehen Experten lediglich Chancen bei ganz kurz laufenden Anleihen von GM und Ford. Denn eine kurzfristige Pleite gilt als unwahrscheinlich, weil beide Konzerne Liquiditätsreserven über mehr als 30 Mrd. Dollar haben. Das verhindere auch, dass die Konzerne Gläubigerschutz nach Chapter 11 beantragen könnten, meint Jeggle. Fondsmanager Moons setzt vor allem auf die Bonds der profitablen Finanztöchter General Motors Acceptance Corp (GMAC) und Ford Motor Credit Company (FMCC), weil sie höhere Sicherheiten als die Bonds der Autobauer selbst bieten.
Von den Renditen her sind die Anleihen der Autokonzerne und ihrer Finanztöchter mit Aufschlägen von im Schnitt sieben bzw. 5,6 Prozentpunkten über Staatsanleihen zudem so bewertet, als hätten sie Ratings im unteren und nicht im oberen Non-Investment-Grade-Bereich. So bringen Anleihen der US-Autobauer auch deutlich höhere Renditen als Bonds des italienischen Autokonzerns Fiat, der fundamental schlechter dasteht.
Weitere Kursverluste bei GM und Ford halten Experten für wahrscheinlich, wenn noch eine weitere Ratingagentur die Bonds herabstuft. Denn dann müssten noch mehr Investoren die Anleihen verkaufen, weil viele nur Bonds halten dürfen, die in den Investment-Grade-Indizes von Merrill Lynch und Lehman Brothers enthalten sind. Aus diesen Indizes würden die Bonds bei einer weiteren Herabstufung fallen (siehe „Auf der Kippe“). Zwar greifen jetzt schon Hedge-Fonds, Fonds für Ramschanleihen und Banken bei Bonds von GM und Ford zu. Eine neue Verkaufswelle könnten sie aber kaum abfedern.
HANDELSBLATT, Dienstag, 17. Mai 2005, 07:03 Uhr
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10) Fünf Dax-Unternehmen glänzen im ersten Quartal mit Gewinnen von mehr als einer Milliarde
(HB 17.5.) nach oben
Konzerne verdienen mehr denn je
Von Ulf Sommer, Handelsblatt
Deutschlands Konzerne starten durch und koppeln sich von der schwachen gesamtwirtschaftlichen Dynamik im Lande ab. Im ersten Quartal 2005 verdienten die im Deutschen Aktienindex (Dax) notierten 30 größten Unternehmen 17 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum – und damit so viel wie noch nie.
DÜSSELDORF. Zuletzt hatte Thyssen-Krupp seine Bilanz präsentiert und den Gewinn verdreifacht. Insgesamt übertrafen in den ersten drei Monaten 13 Dax-Unternehmen die Erwartungen der Analysten, sieben davon sogar deutlich. Während die meisten Konzerne die Erwartungen erfüllten, blieben nur Siemens und Infineon klar hinter den Prognosen zurück. Am positivsten überraschten der Bayer-Konzern und die Deutsche Bank. Ihre Ergebnisse lagen 43 beziehungsweise 31 Prozent über den Schätzungen der Investmentbanken. Das zeigen Berechnungen der DZ-Bank, die dem Handelsblatt vorliegen.
Nach dem erfolgreichen Jahresauftakt haben die großen Investmentbanken ihre Gewinnschätzungen für die Dax-Unternehmen für das Gesamtjahr angehoben. Üblicherweise werden in den ersten drei Monaten die Schätzungen nach unten korrigiert. Der Finanzdienstleister JCF rechnet jetzt damit, dass die Firmen ihre Gewinne gegenüber 2004 um 21 Prozent steigern werden. Das ist ein Prozentpunkt mehr, als am Jahresanfang erwartet wurde. Bei JCF laufen die Prognosen der großen Investmentbanken und der Unternehmen zusammen.
Im Jahresverlauf wird zwar gut die Hälfte des Gewinnzuwachses auf die neuen Bilanzierungsregeln (IFRS) zurückzuführen sein. Danach führen veränderte Abschreibungsregeln zu einem höheren Gewinn. Auch ohne diesen Effekt werden die Unternehmen das Ergebnis stärker steigern, als es dem Durchschnitt von 7,5 Prozent in den letzten 20 Jahren entspricht. Bereits 2004 hatten die deutschen börsennotierten Firmen 20 Prozent mehr verdient als im Boomjahr 2000.
Abgesehen von den enttäuschenden Quartalsergebnissen von Siemens und Infineon, den erwarteten Verlusten von Tui und Lufthansa sowie den durchwachsenen Ergebnissen im Automobilbereich sprudelten bei vielen Dax-Konzernen die Gewinne. Mit Allianz, Deutscher Bank, Deutscher Telekom, Eon und Thyssen-Krupp überschritten erstmals gleich fünf Unternehmen beim Nettogewinn die Marke von einer Mrd. Euro. Der Energiekonzern Eon wies mit 1,46 Mrd. Euro den höchsten Quartalsgewinn aller Dax-Unternehmen aus. Am positivsten überraschte die Chemiebranche. Anders als bei der Mehrheit der Dax-Unternehmen verdanken BASF und Bayer ihre Rekordgewinne anziehenden Produktpreisen und deutlich höheren Umsätzen.
Ansonsten steht den Konzerngewinnen nur ein geringes Umsatzplus von durchschnittlich 1,5 Prozent gegenüber. Dagegen war der Umsatz in den sechs Vorquartalen zwischen 2,9 und 8,3 Prozent gewachsen. „Die aktuelle Abschwächung entspricht weitestgehend der schwächeren Konjunkturentwicklung im Euro-Raum“, sagt Christian Kahler von der DZ-Bank.
Neben der schwachen Umsatzentwicklung trüben die zurückhaltenden Ausblicke vieler Unternehmen das insgesamt positive Bild der Dax-Konzerne. Zwar erwartet kein Spitzenmanager, dass die Geschäfte einbrechen werden, aber selbst der erfolgreiche Autoproduzent BMW will keine Quartalsprognosen abgeben. „Die Unternehmen halten sich nach wie vor bedeckt. Hier spiegelt sich die konjunkturelle Verunsicherung wider“, sagt Carsten Klude von der Privatbank M.M. Warburg.
Die Börsen konnten vom Gewinnboom der Unternehmen nicht profitieren. Der Dax hat seine seit Jahresbeginn erzielten Gewinne wieder eingebüßt. Verantwortlich hierfür sind auch die sich eintrübenden Perspektiven der Weltwirtschaft. Hinzu kommt, dass die Firmenergebnisse zwar weiter zulegen, sich das Gewinnwachstum aber abschwächt. In den letzten fünf Quartalen hatten die Dax-Unternehmen jeweils mehr als 50 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal zugelegt – allerdings bei einer niedrigen Ausgangsbasis, weil sich die Unternehmen mit dem schwachen Jahr 2003 maßen. „Marktteilnehmer gehen von einer deutlichen Abschwächung des Wachstums und gleichzeitig noch erheblichen Zinsanhebungen in den USA aus. Diesem Szenario schließen wir uns aber nicht an und sind deshalb verhalten optimistisch für die Börsen“, sagt Matthias Jörss von der Privatbank Sal. Oppenheim. Er hält an seinem Jahresziel für den Dax von 4 600 Punkten fest.
HANDELSBLATT, Dienstag, 17. Mai 2005, 07:29 Uhr
Wenn Sie auf diesen Artikel verweisen möchten, benutzen Sie bitte folgenden Link:
http://www.handelsblatt.com/pshb?fn=tt&sfn=go&id=1037650
11) Berlin will gläserne Hedge-Fonds (FTD 17.5.) nach
oben
von Birgit Jennen, Berlin, und Mark Schieritz, Frankfurt
Die Bundesregierung erwägt, Hedge-Fonds zur Offenlegung ihrer Eigentümerstruktur und Anlagestrategie zu verpflichten. Es müsse überlegt werden, Finanzinvestoren zu zwingen, beim Erwerb von Beteiligungen ihre wirtschaftlichen Absichten deutlich zu machen, hieß es in Regierungskreisen.
Die Überlegungen sind eine Reaktion auf die Turbulenzen bei der Deutschen Börse. Eine Gruppe von Investoren, darunter der britische Hedge-Fonds TCI, hatten vergangene Woche Börsenchef Werner Seifert und den Aufsichtsratsvorsitzenden Rolf Breuer zum Rücktritt gezwungen. Zudem greift Kanzler Gerhard Schröder damit immer lautere Forderungen innerhalb der SPD auf, der Kapitalismuskritik von Parteichef Franz Müntefering auch Taten folgen zu lassen.
Schröder hatte vergangene Woche angeregt, Hedge-Fonds genauer unter die Lupe zu nehmen. Finanzminister Hans Eichel und Wirtschaftsminister Wolfgang Clement sollen prüfen, ob Finanzinvestoren mehr Kontrollen unterworfen werden können.
"Der Fall der Deutschen Börse deutet auf ein Grundproblem hin", hieß es in Regierungskreisen. "Unternehmen mit einer langfristigen Strategie werden von kurzfristigen Interessen konterkariert." Investmentfonds kauften sich in Unternehmen ein, ohne dass ihre Geschäftsstrategie erkennbar sei.
Eichel ist bislang zurückhaltend. Der Finanzminister will verhindern, dass nationale Alleingänge dem deutschen Finanzplatz im internationalen Wettbewerb schaden. Eichel setzt deshalb vor allem auf europäische und internationale Lösungen, um die Kontrolle von Hedge-Fonds zu verbessern.
Auch in europäischen Notenbankkreisen heißt es, es habe wenig Sinn, Hedge-Fonds im nationalen Alleingang stärker zu regulieren. "Die wichtigsten Spieler sind in den USA. Wenn wir strengere Regeln wollen, brauchen wir eine globale Lösung", sagte ein ranghoher Zentralbankvertreter. Dazu müssten die internationalen Aufsichtsgremien eingeschaltet werden.
Freiwilliger Verhaltenskodex
In der Diskussion ist nach FTD-Informationen auch die Einführung eines freiwilligen Verhaltenskodex für Finanzinvestoren. Ein Arbeitskreis aus Unternehmensvertretern, Wissenschaft und Verbänden hat dem Finanzministerium einen freiwilligen "Deutschen Corporate Governance Kodex für Asset Management Gesellschaften" vorgelegt. Eichels Beamten prüfen das Dokument derzeit.
Der freiwillige Verhaltenskodex sieht zahlreiche Maßnahmen vor, um für Anleger Transparenz sicherzustellen. Investmentfonds sollen danach Interessenkonflikte zwischen Eigentümern und Fondsmanagement offen legen, heißt es in dem Kodex, der der FTD vorliegt.
Zudem sollen Investmentfonds über die "Grundsätze des Abstimmungsverhaltens" informieren und "in besonderen Fällen, wie bei eigenen Gegenanträgen, die Einzelheiten des Abstimmungsverhaltens" darlegen. Zur besseren Kontrolle wird die Aufnahme mindestens eines unabhängigen Mitglieds in das Aufsichtsgremium angeregt. Auch solle ein Prüfausschuss mit unabhängigem Vorsitz eingerichtet werden.
Zwar hat das Finanzministerium die Erarbeitung des Verhaltenskodex unterstützt. Trotzdem zögert Eichel, den Kodex abzusegnen. Seine Beamten wollen sicherstellen, dass Hedge-Fonds-Gesellschaften nicht abgeschreckt werden, sich in Deutschland niederzulassen.
Der Hedge-Fonds-Markt entwickelt sich hier zu Lande nur schleppend. Ein Jahr nach dem Start der Fonds in Deutschland bleibt der Absatz deutlich hinter den Erwartungen zurück. Experten hatten ein Volumen von 10 Mrd. Euro für deutsche Hedge-Fonds vorausgesagt. Nach FTD-Berechnungen sind bisher nur 1,4 Mrd. Euro geflossen.
Kanzler Schröder will sich bereits beim Sozialstaatskongress der SPD detaillierter zu den Regierungsplänen für die Finanzinvestoren äußern. Der Kongress soll am 13. Juni stattfinden.
Aus der FTD vom 17.05.2005
© 2005 Financial Times Deutschland
12) Schering bangt um neues Mittel gegen Krebs (FTD
17.5.) nach oben
von Peter Kuchenbuch, Orlando
Für die Investoren des Berliner Pharmakonzerns Schering verlief der weltgrößte Krebskongress in Orlando, Florida, ernüchternd. Eine Studie über das neue Darmkrebsmittel PTK/ZK hat ergeben, dass das Medikament noch weit davon entfernt ist, besser zu sein als herkömmliche Therapien.
Die jetzt vorliegende Statistik lässt erahnen, dass die Zulassung für PTK/ZK ein sehr steiniger, wenn nicht aussichtsloser Weg wird. "Die Zukunft sieht nicht rosig aus für den Wirkstoff", sagt Pharmaexperte Nicholas Draeger von Adamant Biomedical Investments. Schering hat PTK/ZK zusammen mit dem Schweizer Pharmakonzern Novartis entwickelt und jährliche Spitzenumsätze von rund 1 Mrd. Euro je Firma erhofft.
Im März kündigten die beiden Unternehmen an, dass die Daten den ersten statistischen Härtetest nicht bestanden haben. Damals brach die Schering-Aktie um rund 15 Prozent ein. Neue Details wurden nun auf dem Kongress der American Society of Clinical Oncology (ASCO) präsentiert. Die Analyse unabhängiger Experten zeigt, dass PTK das Tumorwachstum nicht besser bremst als etablierte Therapien. Die Schering-Aktie fiel am Montag um 4,2 Prozent.
Studie geht weiter
Die Studie, Confirm 1 genannt, wird laut Schering wie geplant fortgeführt. Es sei möglich, dass sich trotz schlechter Vorzeichen doch noch ein messbarer Effekt bei der Überlebensrate der Patienten einstelle. Dann wäre eine Beantragung auf Zulassung Anfang 2007 denkbar. "Das Medikament ist in bestimmten Gruppen der untersuchten Darmkrebspatienten sehr wirksam", sagte Scherings Forschungsmanager Mark Gilbert. "Das ist statistisch valide und macht mir Hoffnung."
Mehrere Krebsexperten waren enttäuscht über die PTK-Ergebnisse und sagten, Schering und Novartis seien wissenschaftlich zu ambitioniert und überschwänglich vorgegangen. Die beiden Firmen sind damit aber nicht allein. Auch der britische Konkurrent GlaxoSmithKline kündigte eine Verzögerung beim hoch gehandelten Brustkrebsmittel Lapatinib an. "Wir brauchen mehr Daten", sagte Glaxos Onklogie-Chef Paolo Paoletti. Der US-Zulassungsantrag werde nun erst Ende 2006 oder Anfang 2007 eingereicht, das ist ein Jahr später als geplant.
Diese Rückschläge aber gehören zum Forschungsalltag und können nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Milliardenmarkt für Krebsmedikamente im Umbruch ist. Vorreiter dieser Entwicklung sind Medikamente von Konzernen wie Genentech, Merck KGaA und Bayer. "In zehn Jahren werden Ärzte beispielsweise bei der Behandlung von Brustkrebs auf den Einsatz der Chemotherapie verzichten können", sagt der Onkologe Bernard Escudier. Die Überflutung des Körpers mit stark toxischen Chemotherapien, die meist erhebliche Nebenwirkungen haben, werde bei manchen Krebsarten endgültig abgelöst. "Statt Bomben werden wir Bazookas einsetzen", sagt Escudier. Der Franzose leitet die klinischen Studien mit Bayers Nierenkrebsmittel Sorafenib. Das Molekül bremst den Stoffwechsel und die Blutversorgung des Nierenkrebses, einer der schlimmsten Tumorformen. "Die Sorafenib-Therapie verdoppelt die Zeitspanne bis zum Fortschreiten der Krankheit gegenüber der Standardmethode im Mittel von 12 auf 24 Monate", so Escudier. In der ersten Hälfte 2006 könnte das Medikament auf den US-Markt kommen.
Die Darmstädter Firma Merck KGaA ist mit ihrer "Bazooka" Erbitux gegen Darmkrebs schon im Markt, und der Chef der Krebsmittelsparte, Bernhard Ehmer, schwärmt davon, dass Erbitux Lebermetastasen schrumpfen lässt. Bei einem Fünftel der Patienten sei die Leber damit operabel geworden. "Wir kommen auf dem Weg zur Heilung der Krankheit weiter voran", sagte
Ehmer.
Aus der FTD vom 17.05.2005
© 2005 Financial Times Deutschland
13) Wenn das Wasser knapp wird (FTD 17.5.) nach
oben
von Verena von Keitz
Geologen wollen Engpässe in der Wasserversorgung durch Computermodelle besser vorhersagen und damit Krisen vorbeugen. Die Wissenschaftler haben bereits für verschiedene Flussgebiete Prognose-Modelle entwickelt.
Auf Kristallkugeln und Kaffeesatz geben die Wissenschaftler vom Lehrstuhl für Geographie und Geographische Fernerkundung der Münchner Ludwig-Maximilian-Universität nichts. Sie stützen ihren Blick in die Zukunft auf ein anderes Hilfsmittel: einen schrankgroßen Linux-Computer mit 56 Prozessoren und eigener Klimaanlage.
Die Wissenschaftler entwickeln neue Techniken, um die Zukunft des weltweiten Wasserhaushalts besser voraussagen zu können. Ihre Arbeit ist Teil des Programms "Globaler Wandel des Wasserkreislaufs" (GLOWA) des Bundesforschungsministeriums. Für fünf verschiedene Flussgebiete entwickeln die Forscher Prognose-Modelle: in Westafrika und dem Nahen Osten, aber auch an Elbe und Donau. In dieser Woche treffen sich 250 Wissenschaftler zu einer GLOWA-Statuskonferenz in Köln.
Verschiedene Modelle aus unterschiedlichen Bereichen
Um abzuschätzen, wie sich die Wasserverfügbarkeit im Bereich der Oberen Donau in den nächsten 100 Jahren verändern wird, laufen im System "DANUBIA" verschiedene Modelle aus so unterschiedlichen Bereichen wie Wasserwirtschaft, Meteorologie und Tourismusforschung zusammen. "Natürlich sind auch Computermodelle unsicher, je weiter sie in die Zukunft blicken - wie ein Wetterbericht", erläutert Ulrich Strasser, Koordinator des Donau-Projekts. "Doch in DANUBIA wird eine ganze Familie von Modellen zusammengefügt, die naturwissenschaftliche und sozialwissenschaftliche Daten miteinander verbindet und daraus Szenarien entwirft."
Deutschland gehört zwar, was die Menge an verfügbarem Wasser angeht, zu den Schlaraffenländern der Welt. Wenn aber die Annahmen von Klimaforschern zutreffen, dass die Temperaturen in den nächsten Jahrzehnten um 1,5 bis 4 Grad Celsius ansteigen, könnte auch hier das Wasser mancherorts knapp werden.
So ist der Pegelstand der Donau in trockenen Sommermonaten nur deshalb hoch, weil der Fluss vom Schmelzwasser der Alpengletscher gespeist wird. Die Modelle zeigen, dass durch einen Temperaturanstieg die Gletscher völlig verschwinden würden, womit der Wassernachschub für die Donau im Sommer versiegen und der Pegel stark abgesenkt würde. Die Wassermengen sind im Bereich der Oberen Donau nicht nur zur Versorgung der 8,2 Millionen Menschen nötig. Sie verdünnen auch Abwässer, die eingeleitet werden, und dienen der Kühlung von Kraftwerken. Geringere Wassermengen bedeuten, dass sich die Schadstoffkonzentration erhöht und erhitztes Kühlwasser den Fluss stärker erwärmt - die Kraftwerke müssten zeitweilig abgeschaltet werden. "Mit diesen Szenarien können wir die Richtung vorgeben für ein nachhaltiges Wassermanagement", meint Ulrich Strasser.
Modelle nutzbar machen
Sozialwissenschaftliche und ökonomische Parameter in ein naturwissenschaftliches Modellsystem zu integrieren ist ungewöhnlich. "Zu Beginn wurden wir von französischen und englischen Kollegen belächelt", sagt Michael Christoph vom Institut für Geophysik und Meteorologie der Universität Köln. Der Wissenschaftler leitet die Untersuchungen des größten GLOWA-Projekts "Impetus" in Marokko und im westafrikanischen Benin. Doch gerade in dieser Klimazone hat das Verhalten der Bevölkerung einen besonders starken Einfluss auf den Wasserkreislauf. "Wir sind gerade dabei, die Ergebnisse der sozialwissenschaftlichen Erhebungen zu quantifizieren und in unsere Prognosemodelle einzubauen. Sonst regnet es nämlich aus den falschen Gründen", sagt Michael Christoph. Das Ziel: die Modellsysteme so aufzubauen, dass sie später von Politikern, Bürgermeistern und Beamten genutzt werden können, um die Folgen ihrer Entscheidungen besser abzuschätzen.
Auch Berlin könnte ernsthafte Wasserprobleme in einigen Jahrzehnten bekommen. Denn durch den Braunkohletagebau in der Lausitz wurden im vergangenen Jahrhundert große Mengen Grundwasser in die Spree gepumpt. Doch die Braunkohleförderung geht zurück, und vorhandenes Wasser wird genutzt, die Tagebau-Löcher zu fluten. "Schon jetzt ist in manchen trockenen Sommern zu beobachten, dass die Spree rückwärts fließt, weil der Zufluss so gering ist", erläutert Frank Wechsung vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. Die Szenarien der Klimaforscher zeigen, dass Berlin in 30 Jahren in trockenen Sommern wahrscheinlich gar keinen Zulauf mehr haben wird. Auch das Elbgebiet würde das zu spüren bekommen.
14) Festakt zur 50-Jahr-Feier des Staatsvertrages im Oberen Belvedere mit Vertretern der Signatarstaaten
(WZ 17.5.) nach oben
Einstige Besatzer kamen als Freunde
Bekenntnisse zu Europa und zur Neutralität haben am Sonntag den offiziellen Festakt zum 50. Jahrestag der Unterzeichnung des österreichischen Staatsvertrags im Marmorsaal des Oberen Belvederes in Wien geprägt. Ehrengäste waren hochrangige Vertreter der vier Signatarstaaten.
Bundespräsident Heinz Fischer dankte in seiner Festrede den früheren Alliierten für die Befreiung Österreichs und die dabei erbrachten Opfer sowie die Hilfe zum Überleben nach dem Ende des Kriegs. Österreich verfüge nunmehr über eine gute Stellung: "Österreich hat in Europa keine Feinde, aber sehr viele Freunde." Ein klares Bekenntnis legte Fischer zur europäischen Integration ab: "Österreich und Europa sind keine Gegensätze, sondern ergänzen und helfen einander." Nationale Interessen sollten nicht gegen das Projekt Europa ausgespielt werden.
Und Fischer unterstrich die Neutralität. Diese sei friedensorientiert, bedeute nicht Neutralismus und sei mit einem Bekenntnis zur Wertegemeinschaft der pluralistisch-demokratischen Staaten und zu Solidarität verbunden.
"Freiheit ist etwas unglaublich Kostbares. Wir sollten sorgfältig damit umgehen, vor allem, weil sie uns selbstverständlich geworden ist", sagte Bundeskanzler Wolfgang Schüssel in seiner Begrüßungsansprache. Er interpretierte die Neutralität als "klaren Auftrag für eine aktive Friedenspolitik". Schüssel verwies auch auf die erst vor wenigen Tagen vom Nationalrat ratifizierte Europäische Verfassung. Österreich werde weiterhin die Freiheit des Staatsvertrages nutzen, künftig aber auch die neuen Freiheiten der EU-Verfassung.
Die Vertreter der vier Signatarstaaten, die Außenminister Russlands und Frankreichs, Sergej Lawrow und Michel Barnier, der britische Europaminister Douglas Alexander und der frühere US-Senator Rudy Boschwitz, gratulierten Österreich und unterstrichen die guten Beziehungen zu ihren Ländern.
Boschwitz warb um Verständnis für sein etwa für den Irak-Krieg oft kritisiertes Land: "Wir helfen den Ländern, Freiheit wiederherzustellen und wieder aufzubauen, so wie das in Österreich der Fall war." Lawrow sagte, Österreich und Russland seien heute "gleichberechtigte Partner in einem sich vereinigenden Europa".
Barnier stellte die europäische Einigung in den Mittelpunkt seiner Rede, der österreichische Staatsvertrag sei ein Signal dafür gewesen: "Ein für alle Mal sollten Nationalismus und Krieg zwischen Europäern verbannt bleiben." Alexander betonte, der 15. Mai 1955 sei ein "historisches Ereignis, ein einmaliges Ereignis im Kalten Krieg" gewesen. Damals habe niemand daran geglaubt, dass es 50 Jahre später eine EU mit 25 Mitgliedern geben werde.
Kardinal Christoph Schönborn, der in der Früh einen Festgottesdienst im Stephansdom zelebrierte, erinnerte an die schmerzhaften Erfahrungen in der Beziehung zwischen Kirche und Staat in der Ersten Republik. Heute gelte der Satz von der "freien Kirche in einem freien Staat".
Den Staatsvertrag gewürdigt haben aber Vertreter der Parteien. SPÖ-Chef Alfred Gusenbauer bekräftigte das "klare Bekenntnis zur Neutralität". Diese gebe den Österreichern Sicherheit". Grünen-Bundessprecher Alexander Van der Bellen würdigte vor allem die wieder gewonnene Reisefreiheit.
Der geschäftsführende BZÖ-Obmann Vizekanzler Hubert Gorbach betonte, es sei unsere Pflicht, dass wir aus der Geschichte lernen. Ablehnend zu den Feiern äußerte sich lediglich FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache. Angesichts der Ratifizierung der EU-verfassung seien die Feiern eine "Farce".
15) Diamanten glänzen als "Best Friends" (Standard
17.5.) nach oben
Stabile Wertsteigerung zieht eine neue Anlegerschicht für die Edelsteine an
Diamanten: Kein Spekulationsobjekt, aber langfristig eine sichere Anlage mit guter Rendite - das zieht neue Schichten von Käufern an, sagt der Chef der heimischen Diamantenbörse, Wilfried Haas.
Wien - Derzeit erobern Diamanten eine neue Käuferschicht. Sie werden auch immer öfter von einer jungen, gut verdienenden mittelständischen Käuferschicht, die auf einen - genau abgestimmten - Mix verschiedener Kapitalanlagen setzt, entdeckt.
Als Grund dafür nennt Wilfried Haas, Chef der österreichischen Diamantenbörse, dem "Diamanten-Klub", im STANDARD-Gespräch "einerseits das niedrige Zinsniveau und andererseits den Trend, in wirtschaftlich schlechteren Zeiten auf eine gleichmäßige, langfristige Wertsteigerung zu setzen, die sich besonders in Krisenzeiten bewähren kann". Außerdem lässt auch der starke Euro die - in Dollar gehandelten - Diamanten derzeit besonders einladend strahlen.
"Mit den ersten Steinen glänzt man noch, die nächsten kommen dann in den Safe", skizziert Haas das Kaufverhalten. Gefragt seien vor allem eher kleine, reine Steine, um "auf kleinstem Raum den größten Wert zu konzentrieren". Haas dazu: "Ein einziges Gramm Diamant entspricht immerhin dem Wert von 30 Kilogramm Gold."
Während das Interesse an glitzernden Klunkern weiter steigt, wird das weltweite Angebot an Rohware immer knapper. Dafür verantwortlich ist primär eine stark wachsende kaufkräftige Schicht im asiatischen Raum, etwa in China und Indien, wo es einen hohen Nachholbedarf gibt.
In den großen Diamanten-Schleifzentren wie in Antwerpen oder New York werde bereits über die zunehmende Knappheit an Rohsteinen geklagt, erläutert Haas, der selbst aus einer Familie von Diamantenschleifern stammt.
Wegen der zunehmenden Angebotsenge hat der größte Diamantenkonzern De Beers, der 60 Prozent des Weltmarktes beherrscht, im Vorjahr bereits dreimal die Preise auf Rohware um insgesamt 14 Prozent angehoben. "Solche Preiserhöhungen brauchen etwa fünf, sechs Jahre, bis sie beim Juwelier auf die Ware durchschlagen", erklärt Haas das aktuelle Interesse von Anlegern, die davor noch rechtzeitig kaufen wollen.
Im weltweiten Renditenvergleich der Deutschen Bank zwischen 1949 und 2005 rangieren Diamanten aktuell an dritter Stelle nach Aktien und Immobilien. "Für eine Anlage mit derart geringem Risiko ist das eine sehr gute Rendite," meint Haas, der für Österreichs rund dreißig Diamanten-Großhändler spricht, wenn er darauf verweist, dass die Steine "als Spekulationsobjekt nicht geeignet sind".
Die ebenfalls teuren, synthetischen Diamanten prosperieren derzeit zwar in den USA, beeindrucken den europäischen Konsumenten aber wenig und werden den natürlichen Diamanten nicht den Rang ablaufen können.
Russland steigt auf
Die Edelsteine stammen derzeit immer häufiger auch aus Russland, das gemeinsam mit Botswana, Südafrika und Kanada bereits zu den weltweit größten Diamanten-Produzenten zählt. Nach jüngsten Erkenntnissen verfügt Russland über Reserven von mindestens 825 Millionen Karat. Aber auch in Brasilien erschließt man immer neue Lagerstätten.
Bergbaukonzerne suchen verstärkt nach neuen Lagern, weil der Schmuckumsatz allein 2004 um zehn Prozent gestiegen ist. Es dauert jedoch im Schnitt acht bis zehn Jahre, bis eine Mine die ersten Diamanten liefert. Laut Analysen des Beratungsunternehmens Tacy Ltd. ist der Markt für Diamantenschmuck 57 Mrd. Dollar schwer. Der größte Markt für Diamantschmuck sind die USA mit einem Anteil von 55 Prozent, gefolgt von Japan. 20 Prozent des Rohmaterials werden für Schmuck geschliffen, der große Rest wird als Industriediamanten eingesetzt. (Monika Bachhofer, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 17.5.2005)
16) Grüne wollen Reiche stärker besteuern (Standard
17.5.) nach oben
Peter Pilz fordert im STANDARD-Interview von der ÖVP einen Kurswechsel in der Steuerpolitik und will die Reichen zur Kasse bitten
Das Gespräch führte Michael Völker.
STANDARD: Bei der Ratifizierung der EU-Verfassung haben die Grünen mit der Regierung gestimmt. Gibt es eine weitere Zusammenarbeit oder war das die letzte Gemeinsamkeit?
Pilz: So weit es absehbar ist, war das die letzte große Übereinstimmung mit den Regierungsparteien. Jetzt trennen sich unsere Wege, vor allem in den Bereichen Wirtschafts-, Steuer- und Sozialpolitik. Das europäische Modell hat ein sozialpolitisches Fundament, das heißt Bildungs- und Wohlfahrtsstaat.
Die österreichische Bundesregierung hat ein Projekt, das heißt Durchlöcherung des Bildungs- und Wohlfahrtsstaates. Wir haben ein Problem in Europa - auch durch einen Problemverursacher Österreich. Immer mehr große, internationale Konzerne fressen sich wie Raupen von Staat zu Staat, durch Subventionen, durch Steuerprivilegien.
Wenn sie alles in einem Staat konsumiert haben, nehmen sie sich den nächsten vor. Einige Regierungen der EU versuchen durch eine gemeinsame europäische Steuergesetzgebung diesen Raupenfraß zu bremsen. Die österreichische Regierung ist eine Pionierregierung der Raupen. Es gibt kein reiches Land in der EU, das sich dermaßen unsolidarisch gegenüber den anderen verhält.
STANDARD: Sind Steuervorteile nicht sinnvoll, um Unternehmen nach Österreich zu holen?
Pilz: Das sind kurzfristige Vorteile. Man signalisiert den Unternehmen, kommt zu uns, ihr könnt noch fettere Gewinne machen, ihr müsst noch kleinere Beiträge zum Bildungs- und Wohlfahrtsstaat leisten. Wenn die Vorteile ausgeschöpft sind, wird sich immer wer im Osten Europas oder jenseits der Unionsgrenzen finden, der's noch billiger macht.
Die Bundesregierung steht nicht aufseiten der Menschen in Österreich, sondern aufseiten weniger, kleiner und einflussreicher Interessengruppen, die versuchen, ihre Wirtschafts- und Steuerpolitik einem ganzen Kontinent aufzuzwingen. Hier werden Schamgrenzen überschritten.
STANDARD: Was denn für Schamgrenzen?
Pilz: Die Abschaffung der Vermögenssteuer in Österreich ist ein verheerendes Signal für die europäische Steuerpolitik. Die Einführung der Gruppenbesteuerung gibt den Unternehmen die Möglichkeit, Gewinne spurlos dorthin zu verschieben, wo sie am wenigsten Steuern kosten.
Stiftungen sind Horte der Steuerprivilegien für eine Minderheit, die es sich leisten kann. Die Regierung ist in Steuer- und Gerechtigkeitsfragen die Interessenvertretung einer kleinen Lobby. Das ist keine faire Steuerpolitik, sondern blanker Konzernlobbyismus.
STANDARD: Landwirtschaftsminister Josef Pröll hat sich gerade den Grünen angenähert, die Antwort ist die volle Breitseite?
Pilz: Das ist keine Antwort an Minister Pröll, sondern eine Auseinandersetzung mit Schüssel, Bartenstein und Grasser. Ein politisches Angebot an die ÖVP, sich einen Kurswechsel zu überlegen.
STANDARD: Was sind denn die Vorschläge der Grünen?
Pilz: Die Gruppenbesteuerung wieder aufzuheben - diese Möglichkeit, der Gewinnbesteuerung zu entgehen, indem man Verluste aus dem Ausland gegenrechnet. Es muss Umverteilungsmaßnahmen für mehr Einkommensgerechtigkeit geben. Wir haben 800.000 Menschen an oder unter der Armutsgrenze, 79.000 Kinder und Jugendliche, die arm sind und mit Sicherheit nichts dafür können.
STANDARD: Umverteilungsmaßnahmen klingen immer nach Steuererhöhung.
Pilz: Es geht um keine Erhöhung der Steuerquote, in Österreich werden genug Steuern bezahlt. Es geht um eine Umverteilung innerhalb des Steuersystems.
STANDARD: Also sollen Reiche mehr Steuern zahlen?
Pilz: Selbstverständlich. Die, die es sich leisten können, werden endlich wieder einen angemessenen Beitrag zum Bildungs- und Sozialstaat leisten müssen.
STANDARD: Wie soll denn dieser Beitrag aussehen?
Pilz: Das reicht von der Bemessungsgrundlage zur Sozialversicherung bis zur Wiedereinführung einer vernünftigen und differenzierten Vermögensbesteuerung, wo nicht die Besitzer von Einfamilienhäusern zur Kasse gebeten werden.
Aber diejenigen, die über Vermögenswerte von mehr als 700.000, 800.000 Euro verfügen, kommen in eine progressive Vermögenssteuer hinein. Steuerprivilegien sollen generell beseitigt werden.
STANDARD: Es scheint nicht wahrscheinlich, dass man das mit der ÖVP umsetzen kann.
Pilz: Ich halte es für unwahrscheinlich, dass man es mit Schüssel, Grasser und Bartenstein umsetzen kann. Aber ich weiß, dass viele in der ÖVP froh sind, wenn eine Diskussion darüber losgeht. Das ist keine Frage von links oder rechts, sondern eine Frage wirtschaftlicher Vernunft. Auch die Klein- und Mittelbetriebe leiden unter der Ungerechtigkeit des Steuersystems.
STANDARD: Halten Sie es unter diesen Umständen für wahrscheinlich, dass es eine Koalition mit der ÖVP geben kann?
Pilz: Das führt zu einer anderen Frage: Wie wahrscheinlich ist es, dass es zu einem Kurswechsel in der ÖVP kommt? Nachdem die Verhältnisse an der Spitze der ÖVP derzeit sehr erstarrt sind, gehe ich davon aus, dass die ÖVP am Wahltag ein klares Zeichen braucht, damit ein Kurswechsel möglich wird.
STANDARD: Eine Zusammenarbeit mit der ÖVP kann es nur geben, wenn Schüssel weg ist?
Pilz: Wir machen nicht die Personalpolitik der ÖVP, aber Schüssel ist zu einer Symbolfigur nicht nur von Schwarz-Orange-Blau, sondern auch einer verfehlten Wirtschaftspolitik geworden. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 17.5.2005)
Kommentar: Steuerzahlerpreis - Von RAU
17) VP-Stummvoll: "Wirtschaftspolitischer Unsinn" (Standard
17.5.) nach oben
ÖVP-Budgetsprecher: Vorschläge des Grün-Abgeordneten würden Arbeitsplätze gefährden
Wien - Als "wirtschaftspolitischen Unsinn" bezeichnete ÖVP-Budgetsprecher Günter Stummvoll die im STANDARD erhobene Forderung des Grünen Abgeordneten Peter Pilz nach mehr Steuern für Reiche (siehe Artikel Grüne wollen Reiche stärker besteuern). "Der Versuch von Peter Pilz, sich als Steuer- und Budgetexperte zu profilieren, sollte im eigenen und im Interesse Österreichs eine einmalige Angelegenheit bleiben", sagte Stummvoll. Die von Pilz geforderten Maßnahmen wie die Wiedereinführung der Vermögenssteuer und die Anhebung der Bemessungsgrundlage würden nur dazu führen, dass Arbeitsplätze in Österreich abgebaut würden.
Die Wortwahl von Pilz - "Immer mehr internationale Konzerne fressen sich wie Raupen von Staat zu Staat, durch Subventionen, durch Steuerprivilegien" - klinge zudem "verdächtig nach einer aus Deutschland importierten Müntefering-Kopie". Der Bundesregierung zu unterstellen, sie strebe eine "Durchlöcherung des Bildungs- und Wohlfahrtsstaates" an, sei eine "absolut unwahre und haarsträubend dreiste Aussage", die auf Grund von Fakten jederzeit leicht widerlegbar sei, so der ÖVP-Budgetsprecher. (APA)
18) Unternehmen zahlten 2003 nur 17,6 Prozent Steuer (Standard
17.5.) nach oben
Studie der Arbeiterkammer Oberösterreich: Effektive KöSt für 2003 nur halber Steuersatz
Wien/Linz - Der offizielle Steuersatz ist das eine, die effektive Steuerlast oftmals etwas ganz anderes. Eine dem STANDARD vorliegende Untersuchung von Franz Gall, Steuerexperte der Arbeiterkammer Oberösterreich, zeigt: Rund 35 Prozent der großen österreichischen Aktiengesellschaften und GmbHs zahlten schon vor der Steuerreform null bis maximal zehn Prozent Körperschaftssteuer (KöSt) vom ausgewiesenen Gewinn. Bei weiteren 17 Prozent der mehr als 550 untersuchten Unternehmen lag die Steuerleistung - bezogen auf das Geschäftsjahr 2003 - zwischen zehn und 25 Prozent.
Gall: "Die 556 Gesellschaften wiesen 2003 in Summe einen Gewinn (EGT, Anm.) von 6,9 Milliarden Euro und eine Steuerleistung von 1,2 Milliarden Euro auf. Durchschnittlich zahlten sie also nur 17,6 Prozent Steuer, obwohl der Körperschaftssteuersatz ja noch bei 34 Prozent lag."
"Beliebigkeitssteuer"
Mit der Steuerreform wurde der KöSt-Satz per Jahresbeginn von 34 auf 25 Prozent gesenkt. Das Finanzministerium geht davon aus, dass die effektive Steuerbelastung mit diesem Schritt von zuvor knapp unter 30 Prozent in die Gegend von 22 Prozent gesenkt wurde. Demgegenüber sagte die Arbeiterkammer schon bisher, wenn auch auf Basis älterer Daten, dass die effektive Steuerlast deutlich unter 20 Prozent lag und die KöSt nunmehr langsam zur "Beliebigkeitssteuer" verkommt. Gall sieht die Angaben des Finanzministeriums durch seine Analyse der vielen hundert Geschäftsberichte neuerlich klar widerlegt.
Die Diskrepanz zwischen hohem Gewinn und niedriger Steuerlast erklärt sich dadurch, dass Gewinn nicht gleich der Steuerbemessungsgrundlage ist. So kann der ausgewiesene Gewinn etwa zu Konzernfirmen in Niedrigsteuerländer durch entsprechend gestaltete konzerninterne Verrechnungspreise, Zahlung von Zinsen, Lizenzgebühren oder Konzernumlagen stark gemindert werden.
Bilanz-Tricks
Auch gibt es Spielraum bei der Bilanzerstellung: hohe Anlagenabschreibungen, Sonderabschreibungen, niedrige Bewertung von Vorräten, hoher Ansatz von Schulden und Rückstellungen. Der so niedrig gehaltene Gewinn kann für steuerliche Zwecke weiter vermindert werden, etwa durch Dividendenausschüttungen an Tochterfirmen, um Verluste aus Vorjahren, um die steuerfreien Gewinne aus dem Verkauf ausländischer Beteiligungen sowie ab heuer um die Verluste ausländischer Tochterfirmen (Gruppenbesteuerung). Unterm Strich bleibt auf diese Weise eine Grundlage zur Bemessung der KöSt übrig, die weit unter dem Gewinn liegt. (miba, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 17.5.2005)
19) Steuerbegünstigung für Wohnbauanleihen soll fallen (ORF.on
17.5.) nach oben
Die Steuervorteile für Wohnbauanleihen sollen fallen: Ab 1. September 2005 emittierte neue Wohnbauanleihen sollen künftig steuerlich nicht mehr begünstigt werden. Das geht aus einem soeben vom Finanzministerium verschickten Gesetzesentwurf hervor, dessen Begutachtungsfrist bereits morgen abläuft.
Laut einem Bericht der "Wiener Zeitung" (Dienstag-Ausgabe) dürfte ein Abgehen von der Befreiung von der Kapitalertragssteuer dem Fiskus zusätzliche Einnahmen von 50 bis 60 Mio. Euro bringen. Die Änderung steht in Zusammenhang mit der Erweiterung des Verwendungszwecks der Bauspardarlehen, die in Zukunft auch für Pflege und Bildung verwendet werden dürfen.
Bisher waren Kapitalerträge aus Wohnbaudarlehen mit einer Verzinsung von bis zu vier Prozent von der Kapitalerstragssteuer (KEST) befreit, bei der Erstanschaffung konnten sie als Sonderausgaben geltend gemacht werden.
20) Bruttoinlandsprodukt stieg um 1,3 Prozent (HB
17.5.) nach oben
Japans Wirtschaft wächst kräftiger als erwartet
Japans Wirtschaft ist am Ende des abgelaufenen Fiskaljahrs kräftiger gewachsen als erwartet, ohne jedoch die seit Jahren anhaltende Deflation abschütteln zu können.
HB TOKIO.Das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg gegenüber dem Vorquartal um 1,3%. Volkswirte hatten ein Plus von nur 0,6% erwartet, nachdem die Wirtschaftsleistung im Zeitraum Oktober bis Dezember 2004 nach unverändert geblieben war. Der BIP-Deflator betrug minus 1,2% nach minus 0,4% im Vorquartal. Politiker sahen sich von den BIP-Daten in ihrer Konjunktureinschätzung bestätigt, die Bank of Japan (BoJ) kündigte eine Fortsetzung ihrer Politik der überreichlichen Liquiditätsversorgung an.
Auslöser der unerwartet kräftigen Konjunkturentwicklung war hauptsächlich die Konsumfreude der Japaner. Der private Konsum, der 50% des japanischen BIP ausmacht, stieg um 1,2%, nachdem er im vorherigen Vierteljahr um 0,4% nachgegeben hatte. Auslöser waren die verbesserte Lage am Arbeitsmarkt, höhere Löhne sowie Nachholeffekte nach dem auch in Folge von Taifunen und Erdbeben sehr schwachen Vorquartal.
Die Unternehmensinvestitionen stiegen um 2,0% (minus 0,2%), während die öffentlichen Investitionen um 1,7% (minus 0,6%) nachgaben. Die Exporte sanken um 0,2% und gingen damit erstmals seit 2001 zurück. Die Importe nahmen um 0,5% zu. Im vollen Fiskaljahr (31. März 2004) stieg das BIP um 1,9%, nachdem im vorangegangenen Fiskaljahr eine um 2,0% höhere Wirtschaftsleistung verzeichnet worden war. Die Regierung hatte für das abgelaufene Fiskaljahr ein Plus von 2,1% angepeilt. Der BIP-Deflator betrug wie im Vorjahr minus 1,2%, womit ein Abflauen des Deflationsdrucks nicht erkennbar ist.
Der stellvertretenden BoJ-Gouverneurs Toshiro Mutoh Japan sagte, die Notenbank werde das Finanzsystem des Landes weiterhin mit überschüssiger Liquidität versorgen. Zwar gebe es einige Schwierigkeiten dabei, die Mittel in den Markt zu schleusen, und es habe auch Debatten darüber gegeben, ob die Aufrechterhaltung freier Bankenreserven von 30 Bill bis 35 Bill JPY ratsam sei, aber eine prinzipielle Meinungsänderung hinsichtlich der überreichlichen Geldversorgung selbst gebe es nicht, betonte Mutoh. Er reagierte damit auf anhaltende Spekulationen, dass die BoJ das Liquiditätsziel senken könnte, weil der Mittelbedarf der Banken die Zielgröße zuletzt nicht mehr erreicht hat.
Obwohl das Wachstumsziel der Regierung für das gesamte Fiskaljahr verfehlt wurde, äußerten sich führende japanische Politiker zufrieden mit den Daten. Wirtschafts- und Bankenminister Heizo Takenaka sagte, die Wirtschaft erhole sich und könnte später im Jahr eine gewisse Wachstumsschwäche abschütteln. Die Daten stützten insgesamt die Einschätzung, dass sich die Wirtschaft in einer breit abgestützten Erholung befinde. Takenaka forderte gemeinsame Anstrengungen von Regierung und BoJ bei der Versorgung der Wirtschaft mit Liquidität. Auch Finanzminister Sadakazu Tanigaki sagte, die BIP-Daten stünden mit der offiziellen Einschätzung der Regierung in Einklang, dass sich die Wirtschaft erhole.
HANDELSBLATT, Dienstag, 17. Mai 2005, 10:09 Uhr
Wenn Sie auf diesen Artikel verweisen möchten, benutzen Sie bitte folgenden Link:
http://www.handelsblatt.com/pshb?fn=tt&sfn=go&id=1037746
21) Unternehmen sanieren ohne zu entlassen (HB
17.5.) nach oben
Japan sucht den Kapitalismus ohne Gier
Von Nicole Bastian
Auch Japan debattiert über die Auswüchse des Kaptitalismus. Die Debatte im Land der aufgehenden Sonne wird durch Bilanzskandale und gescheiterte Übernahmen angeheizt.
TOKIO. „Was ist ein Unternehmen? Was soll es sein?“ Die Frage wandert dieser Tage durch Medien, Diskussionen und Symposien in Japan. Ausgelöst hat sie vor allem IT-Unternehmer Takafumi Horie und sein letztlich fehl geschlagener Versuch, einen Radio- und Fernsehsender feindlich zu übernehmen. Aber auch der Skandal um gefälschte Finanzdaten der Eisenbahngesellschaft Seibu Railway trug zur neuen Frage nach der Rolle von Unternehmern bei.
Das Nachkriegs-Wirtschaftssystem, in dem vor allem die Harmonie im Unternehmen betont wurde, habe seine Legitimierung und Effektivität verloren in der Ära des globalen Wettbewerbs, kommentierte etwa die größte Wirtschaftszeitung Nihon Keizai. „Es ist Zeit für Japan, sein Wirtschaftssystem neu zu definieren und aufzubauen.“ Hinterzimmerpolitik, Bezahlung nach Dienstjahren unabhängig von der individuellen Leistung, bürokratische Wirtschaftslenkung – das Erfolgsrezept von gestern zieht nicht mehr. Schon gar nicht, nachdem der Anteil der ausländischen Aktionäre an den Unternehmen der Tokioter Börse sich binnen zehn Jahren auf mehr als ein Fünftel verdreifacht hat.
Doch ganz dem US-Modell will man sich in Japan auch nicht verschreiben. Unternehmen wie Canon oder Toyota betonen, dass das japanische Managementsystem mit einer Art Fürsorgerolle der Unternehmen für seine Beschäftigten seine Stärken hat. Und Firmenchefs wie Seiji Hanaoka von Seiko Epson meinen: „Eine reine Ausrichtung am Shareholder wäre komisch.“ Er orientiere sich am auch an Beschäftigten, Kunden und Geschäftspartnern. Nach dem Enron-Skandal in den USA plädiert eine Vielzahl von Akademikern für einen „japanischen Kapitalismus“ – ohne die „gierigen Aspekte“ des US-Systems, wie die Nihon Keizai schreibt.
Anders als in Deutschland jedoch wird die japanische Kapitalismusdebatte mit weniger Ärger im Bauch geführt. Das mag vor allem daran liegen, dass sie kaum mit dem Thema Arbeitslosigkeit verbunden ist. Mit 4,5 Prozent Arbeitslosenquote ist die Situation eine andere als in Deutschland. Japans Unternehmen investieren derzeit ordentlich im eigenen Land und sanieren zum Großteil ohne Entlassungen. „Der gesellschaftliche Konsens heißt immer noch in größerem Maß als in Deutschland, dass die fest angestell-te Belegschaft gesichert werden muss“, meint Andreas Moerke vom Deutschen Institut für Japanstudien in Tokio.
Die jetzige Kapitalismusdebatte in Japan hat ihren Fokus auf feindliche Übernahmen. Und obwohl der Versuch von IT-Unternehmer Horie rein inländisch war, geht auf einmal eine Welle der Angst vor Übernahmen aus dem Ausland um in Japan. Die Öffnung für ausländische Firmen, japanische Unternehmen per Aktientausch zu übernehmen, ist deshalb um ein Jahr verschoben worden. Und Toshiba, NEC, Matsushita & Co. zimmern gerade an ihrer Verteidigungsfestung gegen solche Übernahmen.
Seit dem Platzen der Spekulationsblase Anfang der neunziger Jahre ist die Kapitalismusdebatte in Japan immer auch eine Debatte um die Rolle der Ausländer gewesen. US-Investmentfonds haben sich massiv in Japan engagiert, Banken wie Shinsei, Aozora oder Tokyo Star wieder saniert – und sich teilweise die Kritik anhören müssen, als „Geier-Fonds alles außer die Rosinen fallen zu lassen. “
HANDELSBLATT, Dienstag, 17. Mai 2005, 12:16 Uhr
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22) Kritik an Kapitalismusdebatte und Entsendegesetz – Rot-Grün reagiert empört
(HB 17.5.) nach oben
Bundesbank bezweifelt Reformwillen der Regierung
Wenige Tage vor der Nordrhein-Westfalen-Wahl bricht der schon länger schwelende Streit zwischen Bundesbank und Bundesregierung offen aus. Die Frankfurter Währungshüter äußern in ihrem gestern vorgelegten Monatsbericht „Zweifel“ an der Bereitschaft von Rot-Grün, „den bisherigen wirtschaftspolitischen Reformkurs fortzusetzen“. Zudem nennen sie Teile der geplanten Gegenfinanzierung der Unternehmensteuerreform „problematisch“.
doe BERLIN. Die Kritik sei „nicht nachvollziehbar“, konterte Regierungssprecher Thomas Steg: „Die eingeleiteten Reformen werden Punkt für Punkt umgesetzt.“ Besser solle sich die Bundesbank mit der „Blockade“ der Union auseinander setzen, sagte er dem Handelsblatt. SPD-Fraktionsvize Joachim Poß warnte die Bundesbank davor, sich „einseitig parteipolitisch zu positionieren“.
In Fragen der Lohnpolitik, der Reform des europäischen Stabilitätspakts und des Verkaufs von Bundesbank-Gold waren die fiskalpolitisch eher konservative Zentralbank und die rot-grüne Regierung immer wieder unterschiedlicher Meinung gewesen. Nach einer abendlichen Rotwein-Runde bei Kanzler Gerhard Schröder (SPD) vor vier Wochen mit mehreren Mitgliedern des Bundesbank-Vorstands galten die atmosphärischen Probleme aber als ausgeräumt.
Nach dem Treffen verwies Bundesbank-Präsident Axel Weber zwar auf das Spannungsverhältnis zwischen der eher langfristig orientierten Notenbank und der häufig vom Wahlzyklus geprägten Regierungsarbeit, resümierte aber: „Ich kann nicht feststellen, dass wir auf der persönlichen Ebene in einer neuen Qualität der Auseinandersetzung sind.“
Umso verärgerter ist die Regierung nun über die neuen Bundesbank-Vorwürfe. „Alle nun monierten Punkte sind bei dem Treffen ausführlich erörtert worden“, hieß es in Schröders Umfeld. Die Bundesbank müsse aufpassen, dass sie sich nicht „aus dem Kreis der seriösen Institutionen verabschiedet“.
In ihrem Monatsbericht kritisieren die Währungshüter eingangs die aktuelle Kapitalismusdebatte. „Kritische Äußerungen zum wettbewerbsorientierten Verhalten von Unternehmen und Investoren“ hätten neue wirtschaftliche Unsicherheit gebracht. Zusammen mit der vom Bundeskabinett beschlossenen Ausdehnung des Arbeitnehmer-Entsendegesetzes nähre dies Zweifel an der Fortsetzung des Reformkurses: „In dieser Debatte sollte die Einsicht einkehren, dass Arbeitsplätze, die höhere Kosten verursachen, als die Beschäftigten zum Unternehmensergebnis beitragen, in einer offenen Volkswirtschaft nicht überlebensfähig sind.“
Zwar begrüßt die Bundesbank die Reform der Unternehmensteuern als Schritt „in die richtige Richtung“ und warnt vor einem Scheitern. Zugleich zieht sie jedoch die von Finanzminister Hans Eichel (SPD) vorgelegte Gegenfinanzierung massiv in Zweifel: Die Einschränkung des Verlustvortrages von Unternehmen sei „problematisch“. Die unterstellte Selbstfinanzierung von zwei Mrd. Euro sollte „nicht Bestandteil einer vorsichtigen Haushaltsplanung sein“.
Damit greifen die Währungshüter einen Kritikpunkt der Union auf. Entsprechend harsch reagierte SPD-Experte Poß: „Die Bundesbank hat keine Kompetenz, sich an öffentlichen politischen Debatten zu beteiligen. Sie sollte sich auch nicht zu Einzelheiten einer Finanzierung von Steuersatzsenkungen äußern.“ Im Bundesfinanzministerium war von einer „wenig stringenten“ Argumentation die Rede.
Unions-Fraktionsvize Michael Meister (CDU) zeigte sich dagegen erfreut: „Die Union erhält von höchst kompetenter Stelle eine Bestätigung für ihre Position: Wir brauchen eine seriöse Gegenfinanzierung.“
HANDELSBLATT, Mittwoch, 18. Mai 2005, 08:39 Uhr
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23) Psychologe: Alte Menschen töten sich aus Angst vor Heim
(HB 17.5.) nach oben
dpa KöLN. Aus Angst vor Einsamkeit oder einer Abschiebung ins Heim nehmen sich jedes Jahr zahlreiche alte Menschen das Leben. Das sagte Prof. Rolf Hirsch, Chefarzt der Abteilung für Gerontopsychiatrie der Rheinischen Kliniken Bonn, in einem dpa- Gespräch in Köln.
Von 11 000 Suizid-Fällen jährlich betreffen 38 Prozent über 60- jährige Männer und 15 Prozent über 60-jährige Frauen. „Je älter ein Mensch wird, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass er sich umbringt“, sagte Hirsch.
Insgesamt verringere sich die Suizidrate, nur bei alten Menschen stagniere oder erhöhe sie sich. „Ich habe es im Raum Köln-Bonn häufig erleben müssen, dass sich Ehepaare gemeinsam umbringen.“ Gründe für einen Suizid seien auch finanzielle Not oder Schmerzen: „80 Prozent der alten Menschen, die sich umbringen, leiden im Vorfeld an chronischen Schmerzen oder einer Depression, die nur unzureichend behandelt werden.“ Zugleich kritisierte der Experte die negative Darstellung alter Menschen in der Gesellschaft: „Alterslawine und Altersschwemme sind Stichwörter, die den Alten ihr Selbstbild schlecht machen.“
Nur 15 Prozent der älteren Patienten würden von Ärzten bei einer Depression „überhaupt sinnvoll“ behandelt. Das sei extrem bedauerlich für die alten Menschen und bedeute noch dazu auch ein finanzielles Problem: „Jeder Suizid kommt die Gesellschaft teurer, als wenn vorher ausreichend Behandlung und soziale Unterstützung gegeben wäre“, betonte Hirsch.
Er plädierte für mehr Schulungen von Fach- und Hausärzten sowie von Pflegepersonal, um diese für das Thema zu sensibilisieren. „Schon kleine Hilfen wie Medikamentenkontrolle oder ein Anruf bei dem Patienten vor einem nahenden Todestag eines Angehörigen könnten die Suizidrate schlagartig verringern“, sagte Hirsch.
HANDELSBLATT, Dienstag, 17. Mai 2005, 14:20 Uhr
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24) Bundesbank dämpft Konjunkturoptimismus (FTD
17.5.) nach oben
Der konjunkturelle Schwung zum Jahresauftakt in Deutschland war nach Einschätzung der Deutschen Bundesbank geringer als die Datenlage vermuten lässt. Sie rechnet daher mit einer Abschwächung des Wirtschaftswachstums.
Die konjunkturelle Aufwärtsdynamik sei geringer, als das Wachstum von einem Prozent im Quartalsvergleich vermuten lasse, heißt es in dem am Dienstag veröffentlichten Bundesbankbericht für Mai. Ursache sei die unzureichende arbeitstägliche Bereinigung der Daten aus dem ersten Quartal und dem Jahresendquartal 2004. Das vergangene Woche veröffentlichte starke Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) hatte selbst optimistische Experten überrascht.
Allerdings hatte der Dezember 2004 deutlich mehr Arbeitstage als im Vorjahr, während im März 2005 wegen der frühen Lage der Osterferien der gegenteilige Effekt zu verzeichnen war. Die Bundesbank schrieb, zwar werde versucht, die Daten um solche Effekte zu bereinigen. Dabei müsse aber etwa beachtet werden, dass zahlreiche Daten für den März noch vorläufig oder geschätzt seien.
Zudem seien Bereinigungen grundsätzlich mit Unsicherheiten verbunden, da man nur auf Durchschnittswerte zurückgreifen könne. Das vierte Quartal mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung um 0,1 Prozent zum Vorquartal sei deshalb wahrscheinlich unterzeichnet, das erste Quartal überzeichnet.
Wachstumsdynamik schwächt sich ab
Nach dem unerwartet kräftigen Wachstum im ersten Quartal wird die Konjunktur in Deutschland im zweiten Vierteljahr etwas an Schwung verlieren. Ein Indiz dafür sei, dass weder in der Industrie noch in der Bauwirtschaft das im Januar erreichte Niveau der Geschäftstätigkeit gehalten werden konnte.
Die Bundesbank wies darauf hin, dass sich die Stimmung in der deutschen Industrie nach dem Jahresbeginn eingetrübt habe. Folge man ferner den Untersuchungen der Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), so habe der Optimismus unter den unternehmensnahen Dienstleistern ebenfalls nachgelassen "Diese Informationen deuten auf eine Beruhigung des Wachstums im zweiten Quartal 2005 hin", teilte die Bundesbank mit.
Bundesbank warnt vor Scheitern der Unternehmenssteuersenkung
Die Bundesbank-Experten warnten davor, die Unternehmen durch ein Scheitern der geplanten Körperschaftsteuersenkung zu verunsichern. Mit der beabsichtigten Senkung der Körperschaftsteuersätze sei zwar der Versuch unternommen worden, die Rahmenbedingungen für Unternehmen und mehr Beschäftigung zu verbessern.
Dies wäre vor allem dann der Fall, wenn die Senkung als Schritt zu einer umfassenden Reform der Einkommen- und Körperschaftsteuer verstanden werden könne. "Neue Vertrauensprobleme würden freilich aufgeworfen, wenn das Vorhaben jetzt noch scheitern würde", warnte die Bundesbank. Allerdings müssten angesichts der angespannten Haushaltslage aber auch weitere Steuerausfälle vermieden werden.
Anhaltende Abhängigkeit vom Export
Die Experten wiesen zudem auf die Risken der konjunkturellen Entwicklung in Deutschland. So habe die Wirtschaft im ersten Quartal vor allem die Auslandsnachfrage beflügelt. "Die Kehrseite des einseitig auf den Export gestützten Wachstums ist die hohe außenwirtschaftliche Abhängigkeit der deutschen Konjunktur", hieß es im Bundesbankbericht.
Es bestehe das Risiko, dass die globalen Ungleichgewichte vor allem auf Deutschland durchschlagen könnten, weil die schwache Binnennachfrage hier kein ausreichendes Gegengewicht darstelle. Die Inlandsnachfrage habe sich auch zu Beginn dieses Jahres nicht von ihrer gedämpften Grundtendenz gelöst, hieß es im Monatsbericht.
25) Stummer Klavierspieler gibt Ärzten Rätsel auf (BZZ
17.5.) nach oben
Durchnässt auf der Strasse gefunden
Ärzte in Grossbritannien stehen vor einem Rätsel: Ihnen wurde ein unbekannter Mann gebracht, der kein Wort spricht, aber hervorragend Klavier spielt.
(ap) Gefunden wurde der Mann - tropfnass in einem schwarzen Anzug mit Krawatte - in der Küstenstadt Sheerness im Südosten Englands. Seit fast sieben Wochen bemühen sich die Behörden, seine Angehörigen zu finden, bislang ohne Erfolg.
«Ich kann mich ihm nicht auf einen Meter nähern, ohne dass er unruhig wird», sagte der Sozialarbeiter Michael Camp, der sich in der psychiatrischen Abteilung des Spitals in Dartford um den Unbekannten kümmert. «Aber am Klavier wird er lebendig.» Der Mann ist zwischen Mitte 20 und Mitte 30, gross und blond. «Irgendjemand muss ihn vermissen», erklärte Camp.
Die britische Presse brachte den Fall mit dem Oscar-gekrönten Film «Shine» über den Pianisten David Helfgott in Verbindung. Dieser erlitt während des Spielens einen Nervenzusammenbruch. Der unbekannte Mann scheint dagegen ein guter Amateurmusiker zu sein.
Der Spitalpfarrer Steve Spencer sagte, der Mann spiele nicht so herausragend wie in der Presse beschrieben. Er beherrsche wenige Lieder und spiele sie immer wieder. «Ich habe etwas von John Lennon erkannt und einen Ausschnitt aus Tschaikowskis 'Schwanensee'», erklärte Spencer. «Wenn er spielt, ist er total konzentriert und wird ruhiger.»
Gebildet und intelligent
Die Mitarbeiter des Spitals entdeckten die musikalische Begabung des Unbekannten, nachdem sie ihm Papier und Bleistift gereicht hatten. Er zeichnete einen Flügel. Als sie ihn zu einem Klavier führten, begann er zu spielen und hörte zwei Stunden lang nicht mehr auf. «An der Art, wie er Klavier spielt, können wir erkennen, dass er gebildet und intelligent ist», erklärte Camp.
Die Behörden veröffentlichten ein Foto des Mannes, dessen Haar offenbar gefärbt ist. Auch seine Zeichnungen wurden veröffentlicht. Der Unbekannte war der Polizei aufgefallen, weil er völlig durchnässt durch die Strassen von Sheerness gelaufen war.
Er schien äusserlich gesund, wurde aber wegen seines Verhaltens ins Spital gebracht, wie Camp mitteilte. «Er scheint ängstlich zu sein, aber wir wissen nicht warum», sagte der Sozialarbeiter weiter. «Er hat, soweit wir wissen, kein Verbrechen begangen.»
Traumatisiert?
Zunächst hatten die Behörden angenommen, der Mann habe an einer Trauerfeier teilgenommen. Nachforschungen ergaben dann aber, dass er auf keinem Friedhof gesehen wurde.
Dolmetscher aus Polen, Lettland und Litauen versuchten, mit dem Mann zu sprechen, um herauszufinden, ob er möglicherweise ein Asylbewerber ist. Niemand drang jedoch zu ihm durch. «Dieser Mann ist zweifellos extrem gestresst und deprimiert», sagte Camp. «Er fängt immer wieder an zu weinen. Vielleicht hat er ein Trauma erlitten.»
siehe auch:
Stummer
Pianist gibt Rätsel auf (ORF.on)
Stummer
Pianist (BBC)
West
Kent NHC
26) Europarat sucht neue Rolle (NZZ 17.5.) nach
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Schweizer Bundespräsident Schmid legt Bekenntnis zu europäischen Werten ab
Am Europarats-Gipfel in Warschau hat sich Bundespräsident Samuel Schmid am Montag im Namen der Schweiz zu den europäischen Werten bekannt. Der Kampf gegen den Terrorismus dürfe nur unter Respektierung der Menschenrechte und des Völkerrechts geführt werden. Der Europarat sucht gegenwärtig nach einer neuen Rolle in einer sich erweiternden EU.
(ap) Schmid erinnerte in seiner Rede die aus den 46 Mitgliedsländern anwesenden Regierungschefs, Präsidenten und Minister, dass dieses 3. Gipfeltreffen entscheidend für die zukünftige Rolle des Europarats im 21. Jahrhundert sei.
Die Organisation müsse ihre Aufgaben und Strukturen neu definieren und anpassen. Es gehe darum, die Bedingungen der Zusammenarbeit mit den anderen beiden grossen Europäischen Organisationen, der OSZE und der EU, in einem politischen Mandat zu präzisieren.
Schmid sprach auch den Kampf gegen den Terrorismus an, der nur durch eine koordinierte Vorgehensweise der internationalen Gemeinschaft und insbesondere des Europarats Ergebnisse bringen könne. Die Schweiz vertrete dabei die Ansicht, dass sämtliche Anstrengungen zur Bekämpfung des Terrorismus nur im Rahmen der Gesetzgebung und unter der Respektierung der Menschenrechte und des Völkerrechts geführt werden dürfe.
Der Europarat sucht am Gipfeltreffen in Warschau nach einer neuen Rolle in einer sich erweiternden EU. Der Vorsitzende der Parlamentarischen Versammlung des Europarats, Rene van der Linden, sagte zu den Erwartungen: «Die Europäische Union sollte unsere Arbeit nicht duplizieren und die Erfahrung, Institutionen und Instrumente des Europarats nutzen.» Nachdem Demokratie und Rechtsstaatlichkeit in den 25 EU-Mitgliedstaaten etabliert sind und sich in den Beitrittskandidaten entwickeln, fungiert die erste paneuropäische Organisation heute vorwiegend als Kontrollinstanz für Menschenrechte. Die EU plant nun aber, eine eigene Menschenrechtsinstitution zu schaffen.
Schmid traf am Rande des Gipfeltreffens verschiedene Politiker zu einem bilateralen Austausch. Mit dem bulgarischen Staatspräsidenten diskutierte er die Lage auf dem Balkan. Mit dem Präsidenten des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte, Luzius Wildhaber, besprach er den Reformbedarf der Institution. Schmid weilt noch bis Dienstagvormittag in Warschau.
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