CULTURAL ANTHROPOLOGY AND HISTORY OF ETHIOPIA

 

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Curriculum Vitae
Personal

Desta Alemu (PhD) has been living and working in Vienna for over 30 years. He is a staff member in the Department of Evolutionary Anthropology at the University of Vienna, Faculty of Life Sciences. His lectures are based on Cultural Anthropology and History of Ethiopia. He is a scientific researcher and translator in the Amharic, English and German languages for different faculties at the University of Vienna and other institutions.

Desta has been teaching Amharic since 2001 at the Brigittenau adult education school and Mother Tongue Amharic teacher at Vienna International School from 2008-2014.

He is married (Johanna) and have one Daughter (Gabriela). Desta's hobbies include swimming, cycling, reading and also participating in various social organizations. He is the founder and Chairman of the Ethiopian Cultural Centre in Vienna city and Founder member and General Secretary of the Austrian-Ethiopian Society and Member of the Board of the Tenants' Advisory Council and Youth and Integration Representative in RBW 27.

Scientific Lectures and Teaching careers at the Department of Evolutionary Anthropology

The Department of Evolutionary Anthropology at the University of Vienna, Center for Organismal Systems Biologie (COSB), has been and remains a four-field department. We teach, train students, and do research across the four subfields and have faculty in each. Our students learn, at the appropriate level, the fundamentals of the four subfields, their interactions and links with one another, and their relation to other academic fields.

Our mission is to advance, increase, and disseminate knowledge of anthropology through research (both scientific and humanistic), analysis and interpretation, teaching, writing, and other forms of outreach.

Desta Alemu is a Lecturer and Scientific staff member at the Faculty of Life Sciences since 2002 Winter Semester at the Department of Evolutionary Anthropology which was headed by the Dean of the Faculty Prof. Dr. Horst Seidler in Vienna University. His lecture Cultural Anthropology and History of Ethiopia is the branch of anthropology in the University of Vienna that studies cultural variation among Ethiopian nationalities and ethnic groups in one side and emphasizing the back ground history of the country from the old history till the modern one.

This Lecture provides a comprehensive knowledge of the diversity of Ethiopian culture, social and material aspects of human existence in East Africa in general and makes a value of teachings and meaningfully to combine the anthropology and history of Ethiopia, because it acts of the oldest complete skeleton of human nature Ardi and Lucy in particular. The mission of this study is to give hints about the history of Ethiopia and its combination of cultural Anthropology aspect to those who are searching for human Fossils in Ethiopia.

Scientific Research and Amharic translation

Desta Alemu has participated by the Scientific Research and Amharic translation of the experimental instructions to study "assessment car Front in Ethiopia" Morphometrics of human facial variation in Ethiopia (2008-2009), particularly Addis Ababa and surrounding areas, study on human facial growth, rating study on the cross-cultural perception of car fronts between Austria and Ethiopia with the leading scientific Prof.Dr.rer.nat. Katrin Schaefer, and Mag. Sonja Windhager. Acknowledgment S. Windhager et al. / Evolution and Human Behavior 22nd Annual Conference of the Human Behavior and Evolution Society (HBES), Jun 16-20, Eugene (Oregon), USA

He also participated by the Scientific Researcher and Amharic Translation with Prof. Dr. Gottfried Biewer und Mag.a Margarita Schiemer (2010), Institute of Education Sciences, EE Special Education for Heilpädagogik and Integrativ Education in the context of research at the University of Vienna (CLASDISA) "Research Project classifications Disabilities in the field of Education in different Society and Cultural contexts, Example of Austria, Thailand and Ethiopia.”

 

Einführung Kulturanthropologie und Geschichte Äthiopien

Die Geschichte der philosophischen Anthropologie, der Lehre vom Menschen bzw. von menschlichem Wissen, beginnt mit den ersten Schritten zur menschlichen Selbsterkenntnis. Dort wo der Mensch anfängt, seine Natur zum Gegenstand seiner Anschauung zu machen und diese Anschauungen zu systematisieren, ist der Ursprung anthropologischer Philosophie und mithin ihr größtes Problem zu sehen.
Der Mensch beginnt, sich als einzelne Monade, aber auch als Angehöriger der Gattung in einer für ihn spezifischen und doch ständig sich verändernden Umgebung zu erkennen. Die Anfänge der Existenz - und Lebensphilosophie, Historismus und Naturalismus erzeugten eine Zäsur im anthropologischen Denken, die nicht ohne Wirkung auf weitere technische und kulturelle Tendenzen geblieben ist.
Die Veränderung der Erkenntnistheorie und die durch industriellen Fortschritt veränderten Realverhältnisse im 19. Jahrhundert sowie technisch erweiterte Wahrnehmungs- und Kommunikationsbedingungen verknüpften sich unabdingbar mit einem neuen Menschenbild, schreibt Rainer Matzker. (Rainer Matzker - Anthropologie - Theorie - Geschichte - Gegenwart, München, 1998).


Kulturanthropologie - eine der Soziologie und Völkerkunde nahestehende Spezialwissenschaft, die aus der vergleichenden Betrachtung der Gesamtheit der empirisch erfassbaren Möglichkeiten der Kulturgestaltung durch den Menschen zu gültigen Aussagen über den Menschen als kulturfähiges Wesen zu gelangen sucht. Der Begriff Kulturanthropologie (engl. Cultural anthropology) geht auf B. Tyler ("Primitive culture" 2 Bde., 1871) zurück und wird in Nordamerika (neuerdings auch im deutschen Sprachraum) etwa gleichbedeutend mit Ethnologie verwendet. Die zentralen Fragen der Anthropologie werden bestimmt durch die Unterscheidung von Mensch und Tier wie durch die Annahme einer dem menschlichen Leben übergeordneten Wesens- oder Wertgebung und den dieser Annahme widersprechenden Überlegungen zur alleinigen Sinngebung im lebendigen Handeln der menschlichen Individuen selbst.
Heute umfasst die Sozialwissenschaftliche Kulturanthropologie zum einen die Beschreibungen und den Vergleich verschiedener Kulturen als Sinnsysteme und Rahmen menschlichen Handelns, zum anderen verstärkt die Beschäftigung mit der Kulturleistung der Sprache.
Der Mensch als Kulturwesen ist hier der Gegenstand einer Anthropologie, die Kultur als einen Wertbegriff auffasst und selbst zu einer "umfassenden Wertlehre" wird. Sie soll helfen, den Menschen in Beziehung zu setzen zu einem sinnverleihenden "Universum der Werte". In diesem Sinne wäre es sinnvoll die Kulturanthropologie und Geschichte Äthiopiens als Wertlehre zu bezeichnen, weil sie auch von einem der ältesten Skelett eines menschlichen Vorfahrens (Lucy oder Dinkenesh -(?????) 3,2 Millionen Jahre alt) handelt. So fand ein österreichisches Forscherteam unter der Leitung von Prof. Horst Seidler vom Institut für Anthropologie der Universität Wien in Äthiopien bei Grabungen erstmals über 4 Mio. Jahre alte Fossilien und Überreste des Australopithecus anamensis - Vorfahren von "Lucy", die bisher nur in Kenia gefunden worden seien. Damit schließe sich "eine zeitliche und räumliche Lücke im Wissen um die Menschheit".


Ä T H I O P I E R

Wenn wir sie "Äthiopier" nennen, stellt dies einen Sammelbegriff für die in einem Staat vereinten zahlreichen ethnischen Gemeinschaften dar. In Äthiopien leben ca. 80 verschiedene Nationalitäten. Sie alle sprechen ihre eigenen Sprachen, entweder kuschitischen, semitischen, omotischen oder nilotischen Ursprunges, ihre Dialekte, haben ihre Sitten und Gebräuche. Um die Verständigung untereinander zu ermöglichen, wurde das Amharische zur Amtssprache erklärt. Daneben dient auch die englische Sprache als Verständigungsmittel, jedoch nur denen, die eine entsprechende Schulbildung erlangen konnten.

K A P I T E L I
Das " a l t e Ä t h i o p i e n"

Äthiopien, griechisch Aithiopia, hebr. Kusch, (??) war ursprünglich das Land südlich Ägyptens. In griechisch-römischer Zeit wurde der Name auf alles afrikanische Land südlich von Ägypten, dann auch auf Länder östlich vom Roten Meer übertragen.
Die Kontakte zwischen den Bewohnern des Horns von Afrika und der restlichen Welt reichen zurück bis zum Beginn der Geschichtsschreibung. Nahe dem Roten Meer und dem Golf von Aden lag Äthiopien zwischen Ägypten und Persien, beide von jeher Zentren des Wohlstandes und Zivilisation, und es besaß wertvolle Exportgüter - Gold, Elfenbein, Tierfelle und ... Sklaven.
Die ersten Fremden, die über die Landschaften des heutigen Äthiopien berichteten, waren die alten Ägypter. Sie nannten die Küste des Roten Meeres das Land Punt (mit Eritrea, Somalien, Djibouti und dem Jemen) und trieben mit seinen Bewohnern Handel. Ägyptische Schiffe drangen bereits zur Zeit der Ersten oder Zweiten Dynastie des ägyptischen Reiches, zwischen 3400 und 2980 v. Chr., bis hierher vor. In dem Tempel der Königin Hatschepsut in Theben erzählen Inschriften und Bilder an den Wänden die Geschichte einer bedeutenden Schiffsexpedition, die die Königin etwa um das Jahr 1495 v.Chr. nach dem Lande Punt entsandte und die beladen mit Myrrhe und anderen Dufthölzern, mit Gold, Elfenbein, Tierfellen und Sklaven nach Ägypten zurückkehrte.
Lusy oder Dinkenesh

a) Lusy oder Dinkenesh

Man schrieb das Jahr 1974, als Dr. Donald Johanson von der Universität Cleveland bei Hadar am Flussbett des unteren Awash in der abgelegenen und unwirtlichen Afar- (Danakil-) Region die Gebeine von Lucy oder Dinkenesh, wie die Äthiopier sie nennen, ausgrub. Fünfzig Prozent eines menschlichen Skelettes, darunter Teile des Beckens und der Beine, wurden gewissenhaft aus einem Hügel gesiebt. Dinkenesh soll schon vor 3,5 Mio. Jahren unsere Erde beschritten haben, und "schreiten" ist das Schlüsselwort. Ihre fossilen Gebeine zeigen auch, dass sie, obwohl von kleinem Wuchs und noch mit einem kleinen Gehirn ausgestattet, bereits aufrecht ging. Mit dieser Erkenntnis wurde der Glaube erschüttert, der aufrechte Gang, ein Hauptmerkmal der "Menschwerdung", sei gleichzeitig mit dem zweiten entscheidenden Merkmal, dem großen Gehirn, entstanden. Johanson und seine Kollegen verliehen ihrer Spezies einen eigenen Namen - Australopithecus afarensis - und präsentierten Lucy der Weltöffentlichkeit als das legendäre "fehlende Glied" zwischen Affen und Menschen.

b) Das alte Land Punt

Die Kontakte zwischen den Bewohnern des Horns von Afrika und der restlichen Welt reichen zurück bis zum Beginn der Geschichtsschreibung. Nahe dem Roten Meer und dem Golf von Aden lag Äthiopien zwischen Ägypten und Persien, beide von jeher Zentren des Wohlstandes und der Zivilisation, und es besaß wertvolle Exportgüter - Gold, Elfenbein, Tierfelle und ...... Sklaven.
Die ersten Fremden, die über die Landschaften des heutigen Äthiopien berichteten, waren die alten Ägypter. Sie nannten die Küste des Roten Meeres das Land Punt (mit Eritrea, Somalien, Djibouti und dem Jemen) und trieben mit seinen Bewohnern Handel. Ägyptische Schiffe drangen bereits zur Zeit der ersten oder zweiten Dynastie des ägyptischen Reiches, zwischen 3400 und 2980 v. Chr., bis hierher vor. In dem Tempel der Königin Hatschepsut in Theben erzählen Inschriften und Bilder an den Wänden die Geschichte einer bedeutenden Schiffsexpedition, die die Königin etwa um das Jahr 1495 v. Chr. nach dem Lande Punt entsandte und die beladen mit Myrrhe und anderen Dufthölzern, mit Gold, Elfenbein, Tierfellen und Sklaven nach Ägypten zurückkehrte.

c) Die Königin von Saba

Eine uralte äthiopische Legende erzählt, dass Äthiopien die Heimat der Königin von Saba war, jener Fürstin, die König Salomo einen Besuch von biblischen Ausmaßen abstatten sollte. Die Geschichte ihrer Reise und deren Resultat ist in dem Nationalepos des Landes, dem Kebre Nagast oder "Ruhm der Könige", niedergeschrieben. Dieses Epos wurde im frühen 14. Jh. in Aksum verfasst. Der Autor war ein äthiopischer Geistlicher, der sich selbst "Isaak der Arme" nannte.
Die Königin von Saba war demnach eine äthiopische Fürstin namens Makeda, die sich nach Jerusalem aufmachte, um von der Weisheit Salomos zu lernen. Nachdem der Monarch die Königin im jüdischen Glauben unterwiesen hatte, versuchte er, sie zu verführen, was ihm schließlich auch gelang. Zurück in ihrer Heimat schenkte die Königin einem Sohn das Leben und nannte ihn Menelik. Als Menelik erwachsen war, reiste er in das Heilige Land, um seinen Vater zu sehen. Salomo soll ihn als erstgeborenen Sohn anerkannt haben und erklärte den jungen Mann zum Thronerben. Menelik bestand aber darauf, zu seiner Mutter nach Äthiopien zurückzukehren, also gab Salomo den Befehl, dass alle Erstgeborenen Israels seinen Sohn auf der Rückreise begleiten sollten.
Die jungen Männer waren der Überzeugung, dass sie ohne die Bundeslade nicht leben konnten. So stellten sie eine Attrappe der Lade her und ersetzten damit heimlich das Original, welches sie nun mit sich nach Äthiopien nahmen. Noch bevor sie Äthiopien erreicht hatten, erzählten sie Menelik von ihrer Tat, der erklärte, dass es wohl Gottes Wille gewesen sein müsse, da er es sonst nicht zugelassen hätte. Das Kebre Nagast-Epos erzählt weiter, dass Gott nach diesem Ereignis Israel den Rücken gewandt und fortan Äthiopien seine Gunst geschenkt haben soll.
So wie diese Geschichte im Kebre Nagast überliefert wird, ist sie ohne Zweifel größtenteils Legende. Unbestritten ist jedoch, dass Äthiopien unter starkem jüdischen Einfluss stand, und die frühen äthiopischen Geschichtsschreiber berichten, dass ihre Vorfahren jüdischen Glaubens gewesen seien, bevor sie christianisiert wurden.

d) Historischer Überblick Königin von Saba

Skriptum von Kulturanthroplogie und Geschichte Äthiopiens erhältlich in der Fachbuchandlung für Biologie. Facultas Bio-Shop UZA 1, Althanstrasse 14, 1090 Wien
Die Historiker haben dem Jemen im Rahmen der islamischen und arabischen Geschichte große Aufmerksamkeit gewidmet. Sie hatten jedoch nur die vorislamische Zeit speziell die himyaritische Geschichte erforscht. Allerdings wurde von den Historikern übermittelt, dass diese Epoche und die damit verbundenen Taten und Errungenschaften den Himyariten zu verdanken sind. Lange Zeit war vergangen, in welcher der Jemen und seine alte Zivilisation von den Archäologen und anderen Wissenschaftlern isoliert war. Die erste wissenschaftliche Expeditionsreise, welche unter dem Namen "Niebuhr Reise" bekannt wurde, fand Anfang der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts statt. Diese Reise hatte das Ziel, die alte südarabischen Zivilisationen (Jemen) zu erforschen.
Sabäische Epoche:

Man hat diese Zeit Sabäische Epoche benannt, denn das Reich von Saba war in dieser der größte und stärkste Staat und konnte über den längsten Zeitraum herrschen. Die alten jemenitischen Staaten und Königreiche wurden nach ihrer Wichtigkeit eingeordnet, nämlich Saba oder Sheba, Maen, Kataban, Ausan und Himyar. Der letzte gilt als eine Ausdehnung des Sabäischen Reich in späteren Zeiten.

Durch die geologischen und anthropologischen Studien ist festzustellen, dass die ausgegrabenen archäologischen Funde sowie die gefundenen Arbeitsgegenstände der Steinzeit und der Urmenschen die gleichen sind, die der Mensch nördlich der arabischen Halbinsel benutzt hat. Dies gilt auch für die Bronzezeit. Während der Blütezeit der unterschiedlichen jemenitischen Zivilisationen hatten sie die gleichen guten Beziehungen mit den anderen Hauptstädten der ehemaligen Zivilisationen im Orient.
Dieser Handelsweg wurde später für die Eroberung neuer Gebiete und der Gründung von neuen Reichen und Staaten z.B. Aksum im jetzigen Äthiopien ausgenutzt.
Das hat dazu geführt, dass Abraha, der König von Äthiopien, im Auftrag des Kaisers von Rom Südarabien militärisch eroberte. Die Unterstützung vom Kaiser hatte das Ziel, dem himyaritischen König Dhi Nuwas eine Lektion zu erteilen, welcher für die Hinrichtung der Christen Najrans verantwortlich war. Seitdem begann eine neue Phase, in der der Jemen unter äthiopischer Besetzung war.

Legende der Königin von Saba in der Geschichte Äthiopiens

Die Geschichte, wie die Bundeslade nach Aksum kam, ist zugleich der bis in die Gegenwart wirkende Gründungsmythos des äthiopischen Staates. Danach besuchte einst die Königin von Aksum - die "Königin von Saba" der Bibel nach - den jüdischen König Salomon in Jerusalem. Der bei dieser Begegnung gezeugte Sohn Menelik blieb zunächst eine Weile bei seinem Vater, beschloss dann aber in die Heimat seiner Mutter nach Äthiopien zurückzukehren. Dabei entführte er mit Hilfe einiger Getreuer die Bundeslade. Seitdem hütet sie in Aksum ein Mönch und niemand außer dem Oberhaupt der äthiopischen Kirche darf sie sehen.
Nachbildungen, Tabot genannt, finden sich in jeder äthiopischen Kirche. Man könnte etwas vereinfachend sagen: Was den Katholiken der Tabernakel mit dem eucharistischen Brot, ist den äthiopischen Christen das Tabot mit den Gesetzestafeln.
Wie für die Juden der Zeit des ersten Tempels ist für die Äthiopier die Bundeslade der Ort, an dem Gott gegenwärtig ist. Und darin liegt die politisch-religiöse Botschaft des Mythos der äthiopischen "Königin von Saba" und ihres Sohnes Menelik: Gott hat mit der Bundeslade Jerusalem, das Zion der Juden, verlassen und hat Wohnung genommen in Äthiopien, dem "afrikanischen Zion".
Danach soll sie einen Sohn, Menelik, geboren haben, der die Kaiser-Dynastie von Äthiopien begründete. Die angebliche Liebesgeschichte zwischen ihr und Salomo ist in zahllosen klassischen Gemälden, in Musikwerken von Komponisten wie Georg Friedrich Händel und in Filmen verewigt worden.

K A P I T E L II
Der Äthiopienfeldzug unter dem Römischen Kaiser AUGUSTUS

Die römische Einflusszone in Nordafrika wurde unter Augustus systematisch reorganisiert, einerseits durch außenpolitisches taktieren, anderseits durch Interventionen. Die alte Provinz Afrika samt Numidien (Nordafrikanisches Reich) wurde nun als Großprovinz zusammngefaßt.
Im Jahre 25 v. Chr. Eröffnete der Präfekt von Ägypten Aelius Gallus mit einer rund 10.000 Mann starken Armee, die durch jüdische und nabatäische Hilfstruppen verstärkt worden war, die offensive gegen Arabien.
Während der Arabienexpedition des Aelius Gallus nützen die Äthiopier unter ihrer Königin Kandake (Titel der Königinnen von Meroe, Strab XVII, 820) die Schwächung der römischen Garnisonen, um in Ägypten einzufallen und Philae, Elephantine und Syene zu plündern. Das löste wiederum in den Jahren 24/23 v.Chr. (diese Jahreszahlangaben sind bei Bengtson, christ und Bickermann unterschiedlich angeführt) eine Gegenoffensive des Präfekten C. Petronius aus, der bei Napata die nördliche Hauptstadt des äthiopischen Königreiches einnehmen konnte. Als der römische Feldzug gemacht wurde, war Äthiopien in zweit Kaiserreiche (wie im 3. Jhdt. v.Chr.) geteilt. Das eine war im nördlichen Teil rund um Napata und das zwiete im südlichen Teil um Meroe. Es scheint aber so, dass es dann ein einziges Königreich war, mit der Hauptstadt Meroe.
Die Folge des Äthiopienkrieges war die militärische Besetzung des Gebietes von Dodekaschinos, welches südlich von Syene bis Hiera Sykaminos reichte. Syene ist das heutige Assuan.
Meroe, -Die jüngere Hauptstadt des äthiopischen Reiches.
Napata,Haupt - und Residenzstadt eines äthiopischen Reiches nördlich von Meroe am Nil.
Das zur Zeit des Augustus und im damaligen Äthiopienfeldzug als Äthiopien bezeichnete große Gebiet ist mit dem heutigen Äthiopien bezeichnete große Gebiet ist mit dem heutigen Äthiopien nicht ident. Die beiden Städte Meroe und Napata, die im Feldzug eine Rolle spielten, befinden sich heute weder in Äthiopien noch in Ägypten, sondern liegen im heutigen Sudan.

Skriptum von Kulturanthroplogie und Geschichte Äthiopiens erhältlich in der Fachbuchandlung für Biologie. Facultas Bio-Shop UZA 1, Althanstrasse 14, 1090 Wien

K A P I T E L III
Das Königreich Aksum

Das Königreich Aksum war zu seiner Zeit mächtigster Staat zwischen dem östlichen römischen Reich und Persien, und seine Bewohner trieben Handel mit fernen Ländern wie Ägypten, Arabien, Indien und Ceylon.
Unter König Ezana, dem einflussreichsten Regenten, erreichte Aksum im 4. Jh. v.Chr. wahrscheinlich den Höhepunkt seiner Macht. Er führte eine Reihe von Expeditionen in die südlichen, westlichen und östlichen Gebiete seines Reiches an und hinterließ überall stolze Inschriften, die Zeugnis für seine militärischen Erfolge ablegten. Seine Nachfolger führten ebenfalls Feldzüge durch, das Königreich Aksum bereitete sich immer weiter aus und besetzte nach und nach den gesamten Norden Äthiopiens, einige Teile des Westens bis zum Tana-See und womöglich sogar Gebiete südlich von Tigray.

a) König Ezana

Seit dem Beginn des 3. Jahrhunderts geschah es erstmals, dass nahe und entferntere Nachbarn des Römischen Reichs das von diesem beanspruchte Alleinrecht der Goldprägung sich anmaßten und dadurch als gleichberechtigte auftraten.
Die gesamte Geschichte des äthiopischen Reiches vom 1. bis 7. Jahrhundert wird hauptsächlich von den drei Sprachen Sabäisch, Griechisch und äthiopisch (Geez) dominiert und als vierte die arabische Sprache, wobei jede für sich allein eine Epoche darstellt.
Hier würde eine theologische Konzeption, nämlich die Zusammenfassung des christlichen Glaubens im Symbol des Kreuzes als "Siegeszeichen" antizipiert, für die jeder geschichtliche Kontext fehlt. Von der Geschichte der Ikonographie des Kreuzes aus geurteilt, können die Ezana-Münzen, soweit sie das Kreuzsymbol in der Mitte des Revers zeigen, nur dem 5. Jahrhundert zugerechnet werden. Wahrscheinlich nahm König Ezana, dem Vorbilde Constantin des Großen entsprechend, das Christentum, das in seinem Lande bereits durch Missionare bekannt geworden war, als Staatsreligion an.
Ezana, der König von Aksum und Himjar, von Raidan und Äthiopien, von Saba und Salhen, von Sijamo und von Bega und Kafu, der König der Könige, der Sohn des unbesiegten Gottes Ares. Die Titel des Königs bezeichnen ihn als Herrscher in Südarabien und Afrika, denn Himjar, Raidan, Saba und Salhen liegen in Südarabien, während Aksum, Äthiopien und Sijamo in Nordabessinien liegen und Bega und Kafu Namen von Völkerschaften nördlich und nordwestlich davon sind.
Die Zeit des Königs Ezana wird auch die Zeit großer Bautätigkeit gewesen sein. Der Tempel von Aksum muss zu seiner Zeit zur Kirche umgewandelt worden sein. Schon vor ihm haben die Könige dort Paläste, Grabbauten und hohe Stelen errichtet. Die größte von allen, die aber umgestürzt und zerbrochen ist, hatte eine Höhe von 33 Metern, und die größte noch aufrecht stehende Stele ist 21 Meter hoch. Diese ist somit einer der größten jemals in der Welt aufgerichteten Monolithe. Von König Ezana wissen wir noch, dass er mit dem Römerreiche in Verbindung stand, denn Kaiser Constantius schickte im Jahre 356 einen Brief an seine "hochgeehrten Brüder Aizanas und Sazanas, die Könige von Aksum".
Handelsbeziehungen zwischen Abessinien und Indien müssen in jenen Jahrhunderten auch bestanden haben. Für die spätere Zeit des alten Reiches handelt es sich bei den literarischen Nachrichten um griechische, syrische und arabische Quellen, sowie um Münzen und Königslisten, die hauptsächlich von Kämpfen zwischen Südarabien und Abessinien berichten. Nach dem Tode Ezanas blieb das Aksumitische Reich auch weiterhin eine bedeutende Macht am Roten Meer. Jedoch finden wir in den 150 Jahren nach Ezana keine solche große Persönlichkeit an der Spitze des Aksumitischen Reiches wieder, bis zu Kaleb, dessen Name eng mit der Geschichte des Christentums in Äthiopien verknüpft ist.

b) Aksum als erstes Christliches Reich

Aksum war die heilige Stadt Äthiopiens, galt als das zweite Jerusalem. Als solche ist sie seit dem Beginn des 14. Jahrhunderts bekannt, als an Hand einer arabischen, 1.225 aus dem koptischen übersetzten Vorlage, das Buch Kebra Nagast verfasst wurde. Es enthielt die Legende von der Abstammung der Dynastie, deren erster Herrscher der Verbindung Salomons mit der Königin von Saba, Makeda, entsprossen war. Unter Menelik I. brachten seine Begleiter das "heilige Zion" nach Äthiopien, indem sie die Bundeslade mit den Gesetzestafeln auf eine Insel im Tana See brachten. Aksum blieb seitdem das Symbol nationaler Große.
Zur Zeit des Höhepunktes der aksumitischen Kultur - um 350 - erfolgte ein Ereignis, das für die weitere Geschichte Äthiopiens von zentraler Bedeutung sein sollte: die Annahme des Christentums durch König Ezana (330 - 360 n.Chr.). Das neue Bekenntnis muss sich in den folgenden Jahrhunderten schnell über große Teile Nord- und Mitteläthiopiens verbreitet haben und wurde zum herrschenden Glauben fast aller semitisch sprechenden Gruppen - oft allerdings erst nach heftigen Kämpfen mit der jüdischen Religion, die bereits vor dem Christentum Fuß gefasst hatte. Erst im 16. Jahrhundert wurden in den Hochgebirgen von Sämen im Norden die letzten geschlossen siedelnden Gruppen jüdischer Äthiopier vernichtet. Ihre Reste leben als Felascha (Eingewanderte) in kleinen Gemeinden zersplittert in Nord- und Mitteläthiopien. Wie bereits erwähnt, sind die meisten Felaschas (schwarze Juden) im Jahr 1991 nach Israel geflüchtet.
Aksum erreicht unter König Ezana einen Höhepunkt seiner Macht. Unter seiner Herrschaft missioniert Frumentius in Aksum, auch Ezana selbst tritt zum Christentum über und erhebt es zur Staatsreligion. Ezana verewigte in monumentalen dreisprachigen Inschriften (Griechisch, Sabäisch und Geez) einige seiner Eroberungen und aksumitische Feldzüge, die ins Innere des afrikanischen Kontinents bis zum Nil reichten.
Die Christianisierung des Landes scheint die historische Wirklichkeit wiederzugeben, dass nämlich die Herrscher von Aksum (König Ezana) die neue Religion unter dem Einfluss der byzantinischen Kaufleute angenommen hatten und die Ideologie des ökonomisch und politisch mächtigen Imperiums akzeptierten, mit dem sie in ständigen Handelsbeziehungen standen.

c) Christianisierung des Landes unter König Ezana

Der christliche Glaube wurde um das Jahr 330 n.Chr. unter der Herrschaft von König Ezana zur Staatsreligion, doch lange zuvor hatte es bereits zahlreiche Gläubige im Lande gegeben. Ein zeigtenössischer byzantinischer Autor, Rufinus Tyrannius, beschrieb wie das Christentum in Äthiopien Fuß fasste. Er erinnert sich an einen griechisch sprechenden syrischen Christen namens Meropius, der auf einer Reise nach Indien zwei Jungen mit sich nahm, die er erzog. Die ältere hieß Frumentius, der jüngere Ädesius. Auf der Rückreise legte das Schiff irgendwo an der afrikanischen Küste des Roten Meeres an, um Wasser aufzunehmen, wurde aber als Vergeltungsmaßnahme gegen das römische Imperium, das eine Abmachung mit der Bevölkerung dieser Küste gebrochnen hatte, beschlagnahmt. Meropius fand während des darauffolgenden Kampfes den Tod.
Die beiden Jungen blieben sich selbst überlassen, man fand sie lesend unter einem Baum und brachte sie zum König. Ädesius wurde Mundschenk des Königs und Frumentius, der einsichtig und klug zu werden versprach, der königliche Sekretär und Schatzmeister.
Kurz danach verstarb der Monarch und hinterließ eine Witwe mit einem kleinen Sohn. Vor seinem Tod hatte der König den beiden jungen Männern die Freiheit geschenkt und ihnen die Erlaubnis gegeben, das Land zu verlassen. Die trauernde Witwe bat jedoch unter Tränen, sie bei der Führung der Regentschaft zu unterstützen. Besonders Frumentius sollte unbedingt bei ihr bleiben, bis der Prinz alt genug sein würde, um die Regierungsgeschäfte zu übernehmen, denn Frumentius schien fähig genug, die Geschicke eines Landes zu leiten. Die Brüder blieben.
Frumemtius ermunterte christliche Kaufleute Kirchen und Kapellen zu errichten. Er unterstützte sie bei ihrer Arbeit und verhalf ihnen zu den geeigneten Grundstücken für den Bau solcher Gebetsstätten. Als der junge Thronerbe alt genug war, reiste Frumentius nach Alexandria, damals die Hauptstadt des Christentums. Dort unterrichtete er den Patriarchen Athanasius von der Arbeit, die in Äthiopien im Dienste des Glaubens geleistet worden war. Der junge Mann flehte den Prälaten an, einen "würdigen Mann" als Bischof in sein Land zu schicken. Athanasius war von dem, was Frumentius bewerkstelligt hatte, tief beeindruckt. "Wen sollten wir noch finde, der vom Geist Gottes mehr erfüllt ist, als jener, der all diese Dinge bewirkt hat?" Er weihte Frumentius zum Priester und sandte ihn als Bischof zurück nach Äthiopien. Der junge Frumentius nahm daraufhin einen neuein Namen an, Abba Salama, "Vater des Friedens". Der Thronerbe, bei dessen Erziehung Frumentius mitgewirkt hatte, soll niemand anderer als der große König Ezana gewesen sein.
Über die Jahrhunderte hinweg hatte das Christentum großen Einfluss auf den Charakter und das Denken der Äthiopier. Kirchen und Klöster sind bis heute praktisch der einzige Ort für Bildung und Kultur. Auch den politischen Kurs des Landes legte der christliche Glaube mit fest.

d) Der Erste Bischof FRUMENTIUS
(Abba Salama=Vater des Friedens)

Im äthiopischen Synaxarium findet sich die folgende Darstellung der "Meropius - Aidesius - Frumentius Geschichte", die in der neuen Übersetzung von Dombrowski wiedergegeben ist: "An diesem Tag, dem 26. Hamle (Juli), starb Abba Salama (Frumentius), der Offenbarer des Lichts ....Bischof von Äthiopien, und so lautet seine Geschichte:
Es kam ein Mann aus Griechenland, genannt Meropyos, ein Senior der Weisen, weil er das Land Äthiopien besuchen wollte, und mit ihm waren zwei Knaben seiner Familie. Der eine hieß Fremenatos und der andere Adesyos, genannt Sidrakos. Und er kam mit einem Schiff zur Küste des Landes der Agazi und sah alle schönen Dinge, die sein Herz begehrte. Als er aber in seine Heimat zurückkehren wollte, erhoben sich Feinde gegen ihn und töteten ihn und alle, die mit ihm waren. Nur die beiden kleinen Jungen überlebten. Einwohner der Gegend führten sie in Gefangenschaft, lehrten sie das Kriegshandwerk und brachten sie als Geschenk zum König von Aksum. Danach ernannte der König Adesyos zum Haushofmeister und Fremenatos zum Hüter der Gesetze und Schreiber Aksums. Nach kurzer Zeit starb der König und hinterließ einen kleinen Sohn mit dessen Mutter; die geehrten Fremden nahmen die Regierung wahr. Und Adesyos und Fremenatos blieben und erzogen das Kind und lehrten es den Glauben (Christi) - gepriesen sei er - in kleinen Schritten. Sie bauten ihm ein Bethaus und versammelten bei ihm Kinder, denen sie Mazmur (MzM=r) und Mahlet ( M{Lýt ) (kirchliche Lieder) beibrachten. Als aber dieses Kind eine gewisse Reife? erreicht hatte, baten sie es, sie in ihre Heimat ziehen zu lassen.
Adesyos begab sich in die Provinz von Tiros, um seine Eltern zu sehen. Fremenatos kam nach Alexandrien zum Patriarchen Abba Atnatyos und traf ihn in seinem neuen Amt an. Er berichtete ihm alles, was ihm zugestoßen war, und von der Religion des Landes der Agazi und wie sie an Christus - er sei gepriesen - glaubten, obwohl sie ohne Bischöfe und ohne Priester waren. Daraufhin ernannte Abba Atnatyos den Fromenatos zum Bischof des Landes der Agazi, als Abreha (König Ezana) und Asbeha an der Regierung waren. Er verkündete die Rettung (den Frieden) durch Christus - gepriesen sei er - in allen Landesteilen, weshalb er Abba Salama (= Vater des Friedens) genannt wurde. Nachdem er die Bevölkerung Äthiopiens zum Glauben gebracht hatte, verschied er in Frieden. Rettung, Rettung durch das gepriesene Wort, sage ich, indem ich ihn erhöhe und erhebe, den Salama, Tor der Barmherzigkeit und der Vergebung.
Im Laufe der Zeit wurden dann die Beziehungen zum Alexandrianischen Patriarchat stärker als die zu anderen orientalischen Kirchen oder gar zu Byzanz und Rom, zumal nach der arabischen Eroberung Ägyptens die neuen arabischen Herren die kirchenpolitische Abhängigkeit Äthiopiens von Alexandrien förderten. Die koptische Kirche Ägyptens erhielt das Recht zugestanden (oder usurpierte sie diesen Anspruch), den einzigen Bischof Äthiopiens, den "Abuna" ( = Bischof), zu stellen, dessen Dasein die Voraussetzung für die Weihe der Äthiopischen Priester war.
Obwohl äthiopische Mönche zur Ausbildung in Ägypten waren, zeitweilig existierten äthiopische Klöster in Jerusalem und Zypern und ungeachtet des kirchlichen Schemas - Äthiopien gehörte wie die meisten anderen orientalischen Kirchen (Kopten, Syrer, Armenier) der monophysitischen Richtung an - riss der Kontakt mit Rom nie ganz ab.

e) Die Mission der "neun Heiligen" unter König KALEB

Während der Regierungszeit König Kalebs, der im Griechischen auch Ellesbaas genannt wird, das wäre äthiopisch Ella-Asbeha und der in der abessinischen Übertragung Kaleb heißt, eroberte im Jahre 525 mit Unterstützung der byzantinischen Flotte des Kaisers Justinian Aksum das Gebiet Südarabien. Politisch gesehen war diese Expedition des aksumitischen Heeres gegen den judaisierenden Herrscher dieser Gebiete, Dhu Nuwas, gerichtet, der die Christen in Südarabien verfolgte. Der Feldzug des aksumitischen Heeres im Jahre 523 n.Chr. endete mit einer Niederlage. Es ist anzunehmen, dass das Massaker der Christen in Nagran ein Jahr nach dieser Niederlage begann. König Kaleb jedoch gab nicht auf. Die im Jahr 525 begonnene zweite Schlacht endete mit einem vollständigen Sieg der afrikanischen Heere. Es ist anzunehmen, dass in diese Zeit die Anfänge des äthiopischen Mönchtums zu suchen sind und auch das Auftreten der Neun Heiligen in die Regierungszeit König Kalebs fällt.

In die Zeit König Kalebs fällt nach abessinischer Überlieferung ein anderes Ereignis, das für das Land von großer Wichtigkeit war - die Ankunft der berühmten "Neun Heiligen". Sie waren Mönchsheilige, die als Begründer des abessinischen Mönchtums und als Festiger des rechten Glaubens gelten. Es gibt viele Aussagen, dass sie von Ägypten aus gekommen sein sollen. Nach ihren Namen zu urteilen, sind Aramäer unter ihnen gewesen, daher ist es auch möglich schreibt Littmann, dass sie über Südarabien gekommen sind, wo das Christentum in näheren Beziehungen zu Syrien stand. Zu diesen "Neun römischen Heiligen" gehörten wahrscheinlich auch aus Syrien oder Ägypten vertriebene Mönche, die gegen 500 n.Chr. nach Äthiopien kamen. Ihnen wird auch die Gründung der Klöster, die ihren Namen tragen, zugeschrieben: Beispiel: Abba Zä-Mikael Arägawi - der Gründer des Klosters Däbrä Damo .
Diese "Neun Heiligen" haben, schreibt Littmann, Abessinien für den monophysitischen Glauben gewonnen, der sie bis jetzt mit der koptischen Christenheit und mit den jakobitischen Syrern verbindet. Mit der Ankunft dieser Heiligen wurde auch die - mit aller Vorsicht so zu nennende - monophysitische Richtung in der Interpretation der christologischen Lehren nach Äthiopien verpflanzt. Es ist damit aber keineswegs gesagt, schreibt Hammerschmidt, dass die äthiopische Kirchenlehre tatsächlich monophysitisch ist. Wenn man sich später (und auch heute) immer wieder lautstark zu einer Natur Christi bekannte, heißt dies nicht, dass die äthiopischen Theologen damals alle Feinheiten der philosophisch-theologischen Spekulation bis in die letzten Einzelheiten durchdacht haben.

Im Zuge der gerade erwähnten Tendenz, den neun Heiligen alle wichtigen Taten zuzuschreiben, ist es verständlich, dass man sie auch als die Übersetzer der Evangelien bezeichnete.
Vielleicht stehen sie nur stellvertretend für eine ganze Reihe syrischer Missionare, die schon vor ihnen an der Bibelübersetzung gearbeitet haben. Die Frage der äthiopischen Bibelübersetzung ist noch zu wenig untersucht, als dass man sichere Aussagen darüber machen könnte. Jede Arbeit an der äthiopischen Bibel wird durch den Umstand behindert, schreibt Hammerschmidt, dass wir bis heute noch keine kritische und zuverlässige Gesamtausgabe der äthiopischen Bibel haben. Festzustehen scheint, dass die erste Übertragung ins Geez - vielleicht mit Ausnahme des Buches Henoch, das Anzeichen einer aramäischen Vorlage erkennen lässt - aus der griechischen Version der Bibel geflossen ist. Beim Alten Testament war es das Griechische der Septuaginta, beim Neuen eine Textform, die eine Kombination des syrischen (d.h. hier antiochenischen) Textes des Lukian von Antiochien mit dem westlichen Text darstellt.

All das bezieht sich nur auf die erste Übersetzung der Bibel ins Geez. Diese alte Übersetzung wurde im Laufe der Jahrhunderte mehrere Male überarbeitet, so dass eine Vielzahl von Lesarten aus anderen Überlieferungsströmen in den Text der äthiopischen Bibel Eingang fand. Für die Apokalypse des Johannes konnte J.Hofmann zeigen, dass sie nach koptischen (saidischen wie bohairischen), syrischen und arabischen Rezensionen revidiert wurde, wenn auch die Heranziehung arabischer Texte keine grundlegenden Änderungen im Äthiopischen zu folge hatte.


Eine Orientierung wird auch dadurch erschwert, dass die meisten äthiopischen Handschriften nicht die ganze Bibel, von König Ezana bis Kaiser Zara Yaqob, d.h. vom 4. bis 15. Jahrhundert, sondern in der Regel nur bestimmte Teile enthalten. Meist wird eine Gesamtzahl von 81 oder 82 als kanonisch angesehener Bücher genannt, ca. 46 alttestamentliche und 35 neutestamentliche. Vom literaturgeschichtlichen Gesichtspunkt aus ist es sehr erfreulich, dass schon in der aksumitischen Zeit eine ganze Anzahl von apokryphen Schriften, die uns in anderen Versionen zum Teil nur unvollständig erhalten sind, ins Geez übersetzt wurden. Die meisten dieser Bücher sind ins Deutsche übersetzt worden. Außer diesen "Neun Heiligen" hat interessanterweise der berühmte Cyrill (Qerellos = ¼rLás ), der "Vater des Dogmas" nicht nur in Alexandrien und Ägypten gelebt. Er war in eigenartiger Weise schon sehr früh auch in Äthiopien gegenwärtig und zwar durch den sogenannten Qerellos, die Übersetzung der uns nun ausreichend vorgestellten Sammlung cyrillischer und anderer Schriften ins Äthiopische. Ihr dürfte, um nur das hervorzuheben, die äthiopische Theologie und Spiritualität das Thema von der Salbung zu verdanken haben, das leider Jahrhunderte lang, sogar bis heute, Streit auslöste. Skriptum von Kulturanthroplogie und Geschichte Äthiopiens erhältlich in der Fachbuchandlung für Biologie. Facultas Bio-Shop UZA 1, Althanstrasse 14, 1090 Wien

K A P I T E L IV

a) Der Aufstieg des Islam in Aksum

Trotz der Anweisung des Propheten, keinen Heiligen Krieg gegen die Äthiopier zu führen, brachte der Aufstieg des Islam ca. 6 - 7. Jh. n. Chr. auf lange Sicht tiefgreifende Veränderungen des Königreiches Aksum mit sich.
Der Prophet Mohammed war, wie viele Araber seiner Zeit, mit Äthiopien vertraut, da sein Großvater, Abdal Muttalib, der ihn erzogen hatte, regelmäßig Geschäftsreisen dorthin unternahm. Es überrascht daher nicht, dass Mohammed im Jahr 625 n. Chr. seinen Anhängern, die in Arabien verfolgt wurden, empfahl, in Äthiopien Schutz zu suchen.
Elf seiner Schüler, vier davon mit ihren Ehefrauen, segelten nach Äthiopien und wurden so herzlich empfangen, dass weitere 101 Muslime seinem Rat folgten.
Die Gastfreundschaft der Aksumiter verärgerte die Verfolger der Flüchtlinge sehr und sie schickten einen Gesandten mit kostbaren Geschenken zum damaligen Herrscher König Armah, um die Ausweisung der Schutzsuchenden zu verlangen. Der Monarch bat daraufhin den Anführer der Flüchtlinge, Jafar bin Abi Talib, einen Vetter des Propheten, ihm über seinen Glauben zu erzählen. Nachdem er Jafar zugehört hatte, gab Armah dem Gesandten die Geschenke wieder zurück und erklärte: "Diese Menschen, die bei mir Zuflucht gesucht
haben, werde ich nicht aufgeben, auch wenn ihr mir einen Berg von Gold schickt."
Als sie in der Heimat wieder sicher sein konnten, kehrten die Muslime zurück. Eine der Flüchtlingsfrauen, Umm Habibah, heiratete Mohammed und König Armah schickte ihr
eine Mitgift. Sie wiederum erzählte dem Propheten viel über Äthiopien und beschrieb ihm vor allem die Schönheit des bedeutendsten sakralen Baus von Aksum, der Kirche der heiligen Mutter Gottes.
Als König Armah starb, betete Mohammed für seine Seele und später wies er seine Nachfolger ab und meinte, man solle sie vom Dschihad, dem "Heiligen Krieg" gegen die Ungläubigen verschonen. Schon früh konvertierten zahlreiche Äthiopier zum Islam.
Trotz der Anweisung des Propheten, keinen Heiligen Krieg gegen die Äthiopier zu führen, brachte der Aufstieg des Islam auf lange Sicht tiefgreifende Veränderungen des Königreiches Aksum mit sich. Die neue Religion half dabei, die arabischen Völker zu vereinen, zu stärken und sie zu einer mächtigen Seefahrernation zu machen.

b) Die Dynastie der Zagwe

Dem Niedergang des Königreichs Aksum um das siebte oder achte Jahrhundert folgte das sogenannte "Dunkel Zeitalter", über das nur wenig bekannt ist. Während dieser Zeit verlagerte sich die Macht südwärts von Tigray nach Lasta, wo die neue Zagwe-Dynastie an die Macht kam.
Die Hauptstadt von Zagwe war der Ort Roha, wo ein König namens Lalibela den Bau der elf aus dem Felsen gehauenen Kirchen veranlasst haben soll. Die bemerkenswerten Gebäude wurden direkt und als Ganzes aus dem Stein geschnitten und gelten heutzutage als eines der Weltwunder. Nach dem Tod Lalibelas wurde der Ort ihm zu Ehren umbenannt.

d) Die Salomonische Dynastie

Die Zagwe-Dynastie scheint durch eine Rebellion im Jahr 1270 gestürzt worden zu sein, als das letzte Oberhaupt dieser Linie, Na´akuto La´ab, entthront wurde. Ein amharischer Fürst, Yekuno Amlak, ernannte sich daraufhin selbst zum König, in dem er behauptete, ein direkter Nachfahre von Menelik I, dem Sohn von König Salomo und der Königin von Saba, zu sein.
Die Wiedereinsetzung der Salomonischen Linie, wie sie schließlich genannt wurde, bildete einen Wendepunkt in der Geschichte Äthiopiens. Das Zentrum der politischen Macht verlagerte sich einmal mehr nach Süden, diesmal in die Region Shewa, die heutige Mitte des Landes.
Der bekannteste Herrscher der salomonischen Linie ist Kaiser Zara Yaqob (1434-1468). Er war nicht nur ein großer militärischer Führer, der die Grenzen seines Reiches weiter ausdehnte, sondern auch ein bedeutender Reformer von Verwaltung und Religion, der darum kämpfte, Macht und Ansehen der Monarchie zu stärken und den Einfluss der Stammesfürsten zu beschneiden. Zara Yakob war ein Fanatiker und auf dem Weg zur Verbreitung des Christentums entfesselte er eine heftige Inquisition und ließ jeden, der seine Ansichten nicht teilte, verfolgen. Er wollte sowohl jüdische als auch "heidnische" Bräuche ausrotten und, wie er es nannte, das Land dadurch reinigen.
Seit dem 13. Jh. führten sich bis zum Tod des letzten Kaisers Haile Selassie alle äthiopischen Herrscher auf Salomon und die Königin von Saba zurück. "Siegreicher Löwe aus dem Stamme Juda" war einer ihrer Herrschertitel und dieser Löwe ist noch immer das Wappentier des Landes, des Reiches der schwarzen Königin aus mythischer Zeit.
Skriptum von Kulturanthroplogie und Geschichte Äthiopiens erhältlich in der Fachbuchandlung für Biologie. Facultas Bio-Shop UZA 1, Althanstrasse 14, 1090 Wien

K A P I T E L V

Konflikt zwischen Christentum und Islam

Im frühen 16. Jahrhundert brach in Äthiopien ein Konflikt zwischen den Katholiken Portugals und den türkischen Muslimen aus. Die Furcht vor den Türken veranlasste die Kaiserin Eleni, die für Lebna Dengel (1508 - 1540) während seiner Minderjährigkeit regierte, im Jahr 1509 Portugal eine Allianz anzutragen. Die Portugiesen ließen sich für ihre Antwort zwar viele Jahre Zeit, schickten aber schließlich einen Gesandten nach Äthiopien.

Im Jahre 1520 veränderte sich die politische Landschaft jedoch grundsätzlich. Lebna Dengel trat sein Regierungsamt an und besiegte und tötete seinen muslimischen Feind, Amir Mahfuz von Zeila, der über viele Jahre hinweg das Land regelmäßig heimgesucht hatte. In seinem Siegestaumel sah der Kaiser keine Notwendigkeit mehr für eine Allianz mit den Portugiesen und schickte den Gesandten wieder nach Hause. Trotzdem muss der Besuch der Portugiesen von beträchtlicher historischer Bedeutung gewesen sein, wie das bemerkenswert genaue Tagebuch des Francisco Alvares, Geistlicher der portugiesischen Gesandtschaft, berichtet.

a) Ahmed Granj

Der Abzug der Portugiesen war das Signal, auf das Ahmed ibn Ibrahim al-Ghazi - der später den amharischen Spitznamen Granj, der Linkshänder, erhielt - nurgewartet hatte. Er nutzte die Gelegenheit für einen Großangriff auf das christliche Kaiserreich. Im Verlauf der Kämpfe konnte er seine Armee noch vergrößern und mit türkischen Musketen und Kanonen ausrüsten. Nach dem Sieg über Lebna Dengels Armee im Jahre 1529 begann er einen regelrechten Eroberungskrieg. Wie die Chroniken berichten, ließ er viele Kirchen und Klöster zerstören; unzählige Manuskripte und Schätze gingen verloren oder verbrannten.
Lebna Dengel war gegen diese heftigen Angriffe machtlos. Es gelang ihm jedoch, einen Hilferuf an die Portugiesen außer Landes zu schmuggeln. Im Jahre 1540 verstarb er, ohne je eine Antwort erhalten zu haben. Erst im folgenden Jahr sandten die Portugiesen endlich die ersehnte Hilfe. 400 ausgesuchte Freiwillige landeten in Massawa. Diese kleine, gut ausgerüstete Armee kämpfte unter dem Kommando von Christovao da Gama, dem Sohn des berühmten Vasco, ihr schloss sich schließlich die Bevölkerung von Tigray an. Ahmed Granj kam in der Schlacht von 1543 ums Leben, seine Gefolgsleute ergriffen die Flucht, und die Besetzung von Äthiopien fand ein Ende.

b) Die Einwanderung der Oromo

Der lange Krieg hatte das christliche Kaiserreich und das muslimische Sultanat im Osten geschwächt und ausgeblutet. In dieses Vakuum drang, aus dem Süden kommend, das Volk der Oromo, ein Ereignis mit weitreichenden Folgen.
Die Oromo waren Nomaden, eigneten sich aber binnen kurzem die Kunst des Ackerbaus an. Sie besaßen eine bemerkenswerte, wie es scheint demokratische Form gesellschaftlicher und politischer Organisation. Diese stützte sich auf das gada, eine Führungsstruktur, gebildet durch ein Rotationssystem verschiedener Altersgruppen.
Die Einwanderung der Oromo, ihre Vermischung mit den Menschen des Landes und ihre Anpassungsfähigkeit waren für das Land von enormer Bedeutung. Die ethnische, kulturelle und sprachliche Vielfalt Äthiopiens wurde beträchtlich bereichert.

c) Die Jesuitenmission

Die Portugiesen, die bei dem Sieg über Ahmed Granj eine entscheidende Rolle gespielt hatten, versuchten nun, die Bevölkerung zum Katholizismus zu bekehren. Dies wurde von Kaiser Galawdewos, der Orthodoxen Kirche und von vielen Gläubigen äußerst missbilligt. Die Portugiesen wurden in entlegene Gebiete des Landes verbannt und der Kaiser gab das wegweisende Werk "Bekenntnis des Glaubens" heraus, in dem er die Grundsätze des orthodoxen Glaubens ausführlich erläuterte und ihn gegen die Kritik der Katholiken verteidigte.
Die portugiesischen Berichte über Äthiopien hatten mittlerweile das Interesse von Ignatius von Loyola, des Gründers des Ordens der Jesuiten, geweckt. Ignatius schickte seinen Schüler Andrea de Oviedo, der im Jahre 1557 im Hafen von Massawa an Land ging. Unmittelbar nach seiner Ankunft besetzten aber die Türken den Hafen, und Äthiopien war praktisch von der Außenwelt abgeschnitten.
Der Nachfolger Oviedos war der spanische Jesuit Pero Paes, eine bekannte Persönlichkeit mit bemerkenswerten Fähigkeiten. Ihm gelang es, Kaiser Susneyos (1607 - 1632) zu bekehren, indem er ihm im Gegenzug eine Allianz mit dem katholischen Teil Europas anbot. Der Nachfolger von Pero, der bigotte Alfonso Mendes, überzeugte schließlich den Kaiser davon, das ganze Land nach und nach gewaltsam zu missionieren. Er bestand darauf, dass die orthodoxen Geistlichen und Kirchen neu geweiht werden müssten und die orthodoxen Gläubigen wiedergetauft. Dies führte beim Klerus und bei der Bevölkerung zu großem Groll. Immer wieder kam es zur Auflehnung gegen diese Anordnungen, die nicht selten in Kämpfen endete. Als Susneyos endlich erkannte, dass er seine religiöse Politik im Lande nicht durchsetzen konnte, dankte er im Jahre 1632 zugunsten seines Sohnes Fasilidas ab. Dieser setzte umgehend den Orthodoxen Glauben wieder ein und belegte die Jesuiten mit dem Bann. Sein Sohn und Nachfolger, Kaiser Yohannes I. (1667 - 1681) verwies die Jesuiten schließlich ganz des Landes. Mit der Abschiebung der Jesuiten war Äthiopien gegenüber den westlichen Ländern isoliert.

K A P I T E L VI

Die Periode der Fürsten (Zemene Mesafint)

a) Aufstieg und Fall von Gondar

Die Regentschaft von Fasilidas (1632 - 1667) war wegen seines Entschlusses, im Jahre 1636 eine ständige Residenz in Gondar zu errichten, von besonderer Bedeutung. Schon der Vater von Fasilidas hatte Gonder als Regierungssitz benutzt. ????
Gondar erlebte später (wie das gesamte Land) schwere Zeiten. Der Enkel von Isayu I., Kaiser Isayu II. (1730 - 1755), der letzte Monarch, der noch wirkliche Macht innehatte, war im Vergleich zu seinem Großvater nur noch ein sehr schwacher Herrscher. Die Nachfolger von Isayu waren nichts als Marionetten in der Hand des einen oder anderen Feudalfürsten, die ihre Zeit hauptsächlich damit verbrachten, sich gegenseitig zu bekämpfen.

b) Kaiser Theodor II. 1855-1868

In der zweiten Hälfte des 19.Jh. versuchte Kaiser Tewodros II., ein vereintes und modernes Land zu schaffen. Er stammte aus Kwara, einem Distrikt an der Grenze zum Sudan, erkämpfte sich seinen Weg auf den Thron und wurde 1855 zum Kaiser gekrönt. Er wählte den Namen Tewodros, weil eine alte Prophezeiung geweissagt hatte, dass ein Herrscher dieses Namens gerecht regieren, die Feinde seines Landes zerstören und Jerusalem das Christentum zurückbringen würde.
Seine Reformpolitik brachte ihn jedoch in Konflikt mit der Kirche, denn er wollte deren umfangreiche Besitztümer beschneiden. Auch der Landadel stellte sich strikt gegen ihn, da die Provinzfürsten die Regierungsgewalt nicht zentralisiert sehen wollten.

Im Versuch, militärische und technische Unterstützung von den Briten zu erhalten, wandte sich Tewodros hilfesuchend an Königin Viktoria, aber die Briten machten sich nicht die Mühe, seinen Brief zu beantworten, da sie die damaligen Feinde der Äthiopier, die Türken, nicht verärgern wollten. Um diesen Affront wettzumachen und die Briten zu einer Antwort zu zwingen, ließ Tewodros den Konsul und den Gesandten, der zu dessen Befreiung gekommen war, ins Gefängnis werfen. Auch eine Reihe anderer Ausländer, die ihn auf die eine oder andere Weise verärgert hatten, ließ er in Haft nehmen.
Die britische Regierung, auf seine Verärgerung aufmerksam geworden, kündigte endlich die Handwerker an, die Tewodros so dringend benötigte. Doch nun weigerte Tewodros sich, die Gefangenen freizulassen, bis die Arbeiter bei ihm eingetroffen wären. Die Briten erklärten ihrerseits, sie würden die Handwerker erst von der Küste ins Landesinnere schicken, wen die Gefangenen frei seien. Verärgert entsandten die Briten schließlich im Jahre 1867 eine gut ausgerüstete Armee gegen die Bergfestung des Kaisers bei Mekdela. Dabei benutzten sie Elefanten der indischen Armee, um die Ausrüstung den Berg hinaufzuschaffen. Während der Schlacht im Jahr darauf wurde Tewodros' Armee geschlagen.

Der britische Kommandant, Lieutenant-General Robert Napier, forderte die bedingungslose Kapitulation des Monarchen. Tewodros wollte dieser Schmach entgehen und erschoss sich. Die britischen Truppen plünderten die Hauptstadt und brannten sie bis auf die Grundmauern nieder. Als sie sich endlich wie versprochen aus dem Lande zurückzogen, ließen sie Äthiopien genauso ungeeint zurück, wie es vor der Regentschaft Tewodros' gewesen war.
Skriptum von Kulturanthroplogie und Geschichte Äthiopiens erhältlich in der Fachbuchandlung für Biologie. Facultas Bio-Shop UZA 1, Althanstrasse 14, 1090 Wien

c) Kaiser Yohannes IV

Der nächste Herrscher mit Bedeutung für die Einheit Äthiopiens war ein Fürst, der ebenfalls Kasa hieß und auch aus Tigray stammte. Er hatte während des britischen Feldzuges gegen Tewodros mit den Briten zusammengearbeitet und als Belohnung Artillerie und Feuerwaffen erhalten, die es ihm ermöglichten, die Macht im Lande an sich zu reißen und den Thron als Kaiser Yohannes IV. zu besteigen.

In den frühen 1880er Jahren veranlasste die Machtergreifung des sudanesischen Mahdi Mohammed Ahmed die Briten, die 1882 Ägypten besetzt hatten, Kaiser Yohannes um Unterstützung bei der Evakuierung von ägyptischen Garnisonen und europäischen Staatsbürgern aus dem Sudan zu bitten.
Konteradmiral Sir William Hewett, ein britischer Offizier, sollte darüber verhandeln. Yohannes sagte seine Hilfe zu, forderte aber, dass die Grenzgebiete, die kurz vorher von den Ägyptern annektiert worden waren, wieder an Äthiopien zurückgegeben würden. Außerdem wollte er den Hafen von Massawa. Seiner ersten Forderung gab Hewett statt, die zweite wurde nicht erfüllt; lediglich freier Transit für äthiopische Güter durch diesen Hafen "unter britischer Schutzherrschaft" wurde konzidiert, allerdings fielen auch Waffen und Munition darunter.

Der Vertrag, der die Vereinbarungen im Namen von Königin Viktoria und Kaiser Yohannes sowie deren Untertanen festlegte, wurde im Juni 1884 ordnungsgemäß unterzeichnet, und die bedrohten britischen Garnisonen wurden von den kaiserlichen Truppen unter Ras Alula befreit. Nachdem die Briten von Yohannes bekommen hatten, was sie wollten, brachen sie den Vertrag und überließen den Italienern im Februar 1885 den Hafen von Massawa, da Italien ihnen das passende Gegengewicht zu den Franzosen - ihren Hauptrivalen im kolonialen Wettlauf um Afrika - schien. Die Italiener wollten Äthiopien annektieren und begannen, landeinwärts vorzudringen. Ras Alula gelang es aber, die italienischen Truppen nahe Dogali abzufangen. Als Antwort verfügten die Italiener eine Blockade über Äthiopien.
Krieg schien unvermeidlich. Der Kaiser verstärkte 1889 die Truppen, indem er ein Kontingent von der sudanesischen Grenze abzog. Fanatische Muslimbruderschaftsmitglieder aus dem Sudan, verärgert über die Zusammenarbeit Äthiopiens mit den Briten, nutzten dies aus und drangen in Äthiopien ein. Yohannes eilte westwärts, um sie zurückzuschlagen. Gegen Ende der siegreichen Schlacht von Matamma wurde er von der Kugel eines Heckenschützen tödlich getroffen. Er war eines der letzten gekrönten Häupter unserer Erde, das in einer Schlacht zu Tode kam.
Die Italiener erkannten die Chance und drangen in das Landesinnere bis zum nördlichen Plateau vor. Fünf Monate später, im August 1889, besetzten sie Asmara und errichteten im Folgejahr die Kolonie Eritrea.

K A P I T E L VII

Modernes Äthiopien (Kaiser Menelik II.1899-1913 )

a) Kaiser Menelik II.1899-1913

Der dritte bedeutende äthiopische Herrscher des 19. Jahrhunderts war Menelik II. Seinen Namen trug er nach dem legendären Sohn von König Salomo und der Königin von Saba. Er regierte von 1865 bis 1889 als König von Shewa. Dann wurde er Kaiser von Äthiopien und blieb es bis zu seinem Tod 1913.
Zwei Monate nach dem Tode von Kaiser Yohannes im Jahre 1889 unterzeichnete Menelik sein erstes internationales Abkommen, den Wuchale-Friedens- und Freundschaftsvertrag mit Italien. Die Artikel des Paktes brachten vorerst beiden Parteien Vorteile. Menelik wurde als Kaiser anerkannt und erhielt das Recht, Waffen und Munition über Massawa einzuführen. Menelik akzeptierte dafür im Gegenzug, dass Italien das annektierte Gebiet innerhalb des Hafens und in dessen Umgebung behalten konnte. Der bedeutungsvollste Artikel sollte jedoch, wie sich bald herausstellte, Artikel 17 sein, der zu Meinungsverschiedenheiten führte.
Der Vertrag war in zwei Sprachen abgefasst, Amharisch und Italienisch. Dem Sinn nach waren die beiden Sprachversionen des Vertrages identisch, nur im besagten Artikel wichen sie beträchtlich voneinander ab. Nach der amharischen Version hatte Menelik das Recht, die Vermittlung der Italiener in Anspruch zu nehmen, sobald er Verbindung mit einer anderen Weltmacht aufnehmen wolle. In der italienischen Fassung ist die Vermittlung jedoch zwingend vorgeschrieben.
Menelik schickte seinen Cousin Ras Makonnen nach Italien, um Nachverhandlungen zu führen. Nachdem der Addis Abeba verlassen hatte, drangen die Italiener, davon nichts ahnend, in die nördliche Region des äthiopischen Hochlandes vor und besetzten am 2. August 1889 Asmara.
Knappe zwei Monate später, am 1. Oktober, unterzeichnete Ras Makonnen ein Zusatzabkommen zu dem Wuchale-Vertrag. Das Abkommen regelte zwar die Kooperation beider Länder, legte aber gleichzeitig in Artikel 3 fest, dass die Grenze gemäß des "aktuellen Besitzstatus" zur Zeit der Unterzeichnung "berichtigt" werden solle. Ohne sich dessen gewahr zu sein, akzeptierte der Ras auf diese Weise, dass die italienische Kolonie nun größer war als je zuvor.

Unmittelbar danach informierte Italien die Weltmächte, dass es auf Grundlage des Artikel 17 des Wochale-Vertrages ein Protektorat in Übereinstimmung mit dem "Acte Général" von Berlin erworben habe (in diesem Vertrag, der mit der sogenannten "Kongo-Konferenz" in Kraft trat, wurden die Regeln für den Wettlauf um Afrika festgelegt). Das Protektorat von Italien war mithin von den Weltmächten als rechtmäßig anzuerkennen.
Als sie merkten, dass Menelik den Status eines Protektorats nicht akzepzierte, marschierten die Italiener in Tigray ein. Der Kaiser mobilisierte sofort seine Truppen und warf sie nach Norden. Die Italiener zogen sich auf Adwa zurück. Dort standen sich die beiden Armeen schließlich gegenüber. Im Morgengrauen des 1. März 1896 wurde die Schlacht eröffnet. Die Schlacht endete mit einem Fiasko für die Eindringlinge, fast ein Drittel fiel, all ihre Kanonen und fast alle Gewehre waren verloren.
Der Sieg verhalf Menelik zu beträchtlichem Ansehen, nicht nur im eigenen Land. Wenige Monate nach der Schlacht erkannten die Italiener die Aufhebung des Vertrages von Wuchale und die völlige Unabhängigkeit Äthiopiens an.
Trotzdem sah Menelik sich nicht in der Lage, auf einem Rückzug der Italiener aus Eritrea zu bestehen. In den letzten Jahren von Kaiser Meneliks Regentschaft verschlechterten sich die Beziehungen zu Großbritannien, Frankreich und Italien immer weiter. 1906 unterzeichneten diese drei Länder einen Dreiseiten-Vertrag, mit dem sie Äthiopien in drei verschiedene Gebiete wirtschaftlichen Einflusses unterteilten. Nachdem sie schließlich Menelik von ihrer Absprache unterrichteten, ohne ihn vorher gefragt zu haben, dankte ihnen der Kaiser, erklärte jedoch, sich an diesen Vertrag nicht gebunden zu fühlen.
Die Regierungszeit von Menelik wurde Zeuge wirtschaftlicher Verbesserung und der Einführung vieler neuer Institutionen. Eines der wichtigsten Ereignisse war die Gründung Addis Abebas im Jahre 1886. Einige Jahre später, 1892, reformierte Menelik das Steuersystem und erhob einen Zehent für die Armee. Damit schaffte er das alte System ab, bei dem die Soldaten ihren Bedarf bei der Landbevölkerung plünderten.

b) Lij Iyasu und der I Weltkrieg

Menelik II., der den modernen Staat Äthiopien begründet und erfolgreich dessen Unabhängigkeit verteidigt hatte, erlitt während seiner letzten Lebensjahre mehrere Schlaganfälle, bevor er 1913 verstarb. Während seiner letzten lichten Momente ernannte er seinen Enkel, Lij Iyasu, zu seinem rechtmäßigen Erben. Iyasu, ein noch unreifer Jüngling, befand sich nun in einer schwierigen Lage. Er war der Sohn von Ras Mika'el, einem Landesfürsten aus Wollo (ein früherer Muslim, der von Menelik zwangskonvertiert worden war) und stand außerhalb des herrschenden Establishments. Aus diesem Grund wurde er von den Adeligen aus Shewa nicht anerkannt.
Der Ausbruch des I. Weltkrieges stellte Äthiopien vor neue Probleme. Iyasu sympathisierte mit den Deutschen, Österreichern und Türken, vielleicht aufgrund seiner pro-islamischen Gefühle oder weil er einen eigenen Zugang zum Meer erlangen wollte, der bislang von den benachbarten englischen, französischen und italienischen Kolonien versperrt war.
Die Alliierten sahen ihn als Feind und fachten unter den Adeligen von Shewa Widerstand gegen ihn an. Eine Rebellion brach gegen Iyasu aus, und er wurde 1916 in der Schlacht bei Segele, nördlich Addis Abeba, geschlagen. Es wurde entschieden, dass die Tochter von Menelik - Zewditu - Kaiserin werden sollte. Tafari Makonnen, der Sohn von Ras Makonnen, Cousin des früheren Kaisers, wurde zum Ras ernannt und als Thronfolger eingesetzt.

c) Die Kaiserin Zewditu

Kaiserin Zewditu war eine fromme Frau, die schon bald vom späteren Herrscher verdrängt wurde. Für Ras Teferi (?? ???) war dies die Lehrzeit vor seiner Machtübernahme als Haile Sillasie im Jahre 1930. Diese Chronik ist somit eben so sehr die Geschichte von Ras Teferi wie von Iyasu und Zewditu. Doch Regent wurde der 24jährige Neffe Meneliks Haile Selassie. Er fing als großer Erneuerer und geschickter Diplomat an. Äthiopien war das einzige Land in Afrika, das keine Kolonie war. Es galt als reich und kontrollierte auch noch die Nilquelle. Deshalb wollten die europäischen Mächte das Land erobern.
Rastafarianism

Die äthiopische Tradition im Schreiben von Königs-Chroniken reicht beinahe zurück bis zur 'Salomonischen Restauration' von 1270 und dauert bis zum Ende der Kaiserzeit 1974. Es wurde vermutet, dass diese Tradition mit der Chronik des Kaisers Menilek II zu Ende ging, der 1913 starb. Der letzte Kaiser Haile Sillasie wollte das Schreiben seiner Geschichte nicht jemand anderem überlassen, weshalb er diese mit Hilfe ihm loyal gesinnter Gefolgsleute teilweise selbst abfasste. Lange Zeit war man davon ausgegangen, dass für die Jahre zwischen Menilek II und H. Sellasie, als Iyasu und Zewditu herrschten, keine Chronik geschrieben wurde. Dies geschah jedoch schon auf Wunsch der Kaiserin Zewditu (1916-1930). Als diese Chronik nach der italienischen Invasion zerstört wurde, verfasste derselbe Autor auf Verlangen von Haile Selasse eine überarbeitete Chronik. In dieser Chronik wird ein Abschnitt äthiopischer Geschichte behandelt, der bisher aufgrund des Fehlens von veröffentlichten Dokumentationen dunkel und verzerrt war. Stattdessen wurden Gerüchte als Geschichtsschreibung hingenommen, die von Gegnern Iyasus und Gefolgsmännern Haile Sillasies in Umlauf gesetzt worden waren. Die Publikation dieser Chronik soll dazu beitragen, dass ein wahrheitsgetreueres Bild dieser Jahre äthiopischer Geschichte und Gesellschaft entsteht.

K A P I T E L VIII

Der Beginn der Ära von Haile Selassie

a) Kaiser Haile Selassie I. 1930-1975

Skriptum von Kulturanthroplogie und Geschichte Äthiopiens erhältlich in der Fachbuchandlung für Biologie. Facultas Bio-Shop UZA 1, Althanstrasse 14, 1090 Wien
Die Ernennung von Tafari Makonnen, des späteren Kaisers Haile Selassie, zum Thronfolger, war von großer Bedeutung. Sie schenkte dem Land einen entschlossenen und energischen Herrscher, der auch befähigt war, Meneliks Politik der Modernisierung weiterzuführen.
Nach dem Tode der Kaiserin Zewditu im Jahre 1930 bestieg Tafari den Thron als Kaiser Haile Selassie. Er wurde in einer prunkvollen und denkwürdigen Zeremonie und unter Teilnahme vieler ausländischer Repräsentanten gekrönt.

In den frühen 1930er Jahren richtete der italienische Faschistenführer Benito Mussolini seine Aufmerksamkeit auf Äthiopien. Im Frühjahr 1932 entsandte er General Emilio De Bono, seinen Kolonialminister, nach Eritrea und teilte ihm mit, dass die "koloniale Zukunft Italiens in Ostafrika gesucht werden müsse". Die Schwierigkeiten begannen im Dezember 1934, als eine anglo-äthiopische Grenzkommission italienische Truppen bei Welwel, 100 Kilometer innerhalb äthiopischen Territoriums ausmacht.

Obwohl die aggressiven Absichten Italiens mittlerweile unübersehbar waren, erließen England und Frankreich zusammen mit Italien im Juli 1935 ein Waffenhandelsverbot, das Italien und Äthiopien betraf. Die Maßnahme führte zu einer drastischen Kürzung der äthiopischen Waffenimporte. Italien hatte nur geringe Nachteile, da es als industrialisiertes Land seine eigenen Waffen herstellte.
Am 3. Oktober überfiel Italien Äthiopien ohne Kriegserklärung. Die Truppen des äthiopischen Kriegsministers Ras Mulugeta wurden im Februar 1936 geschlagen. Ende März griff der Kaiser den Feind bei Maychew an, musste sich jedoch zurückziehen.
Er kehrte nach Addis Abeba zurück und verließ die Stadt am 2. Mai, um ins Exil zu gehen. Drei Tage später besetzten Badoglio's Truppen die Hauptstadt.

b) Italienischer Faschismus in Äthiopien

Der Italienisch-Äthiopische Krieg, auch als Abessinienkrieg bezeichnet, dauerte vom 3. Oktober 1935 bis zum 9. Mai 1936 und endete mit der Annexion Äthiopiens, des damaligen Kaiserreichs Abessinien und der Gründung der Kolonie Italienisch-Ostafrika, durch das faschistische Italien. Italiens Kriegsführung war geprägt vom Einsatz von Giftgas, von Vergeltungsmassakern, von der Vernichtung von Rot-Kreuz-Krankenhäusern, Massenliquidierung der einheimischen Eliten und Geistlichen, der Verseuchung oder Verbrennung von Dörfern, Vieh und Feldern. In diesem Krieg wurden mehr äthiopische Zivilisten als Soldaten getötet. Nach dem Zweiten Weltkrieg zahlte Italien als Wiedergutmachung 25 Millionen Dollar.
Obwohl die Invasoren ohne besondere Schwierigkeiten die größeren Städte in ihren Besitz brachten, regte sich auf dem Lande heftiger Widerstand. Die Führer der Widerstandsbewegung, darunter Abebe Aragay, Geresu Duke, Belay Zeleke und die Gebrüder Kasa, organisierten Truppen, die sich den Italienern in Gojjam, Shewa und anderen Provinzen entgegenstellten.

Dem Attentatsversuch auf den faschistischen Vizekönig Graziani, im Februar 1937 von zwei Eritreern in Addis Abeba ausgeführt, folgten schreckliche Vergeltungsmaßnahmen, bei denen Tausende Äthiopier kaltblütig abgeschlachtet wurden.
Im Jahre 1941 griffen drei Armeen der Alliierten fast gleichzeitig das ostafrikanische Imperium der Italiener aus verschiedenen Richtungen an. Eine britische Einheit drang vom Sudan kommend am 19. Jänner in Eritrea ein. Am Tag danach fielen äthiopische Truppen weiter südlich bei Omedla ein.
Vier Tage später marschierten britische, südafrikanische und andere Einheiten, die in Kenia stationiert waren, Richtung Somalia. Jedermann war vom Erfolg dieser Offensive überrascht. Nur ein paar Monate später waren die Italiener in Ostafrika praktische nicht mehr existent.

c) Die Zeit nach der Befreiung

Der Befreiung folgten schwere Zeiten. Die immensen Investitionen der Italiener belastete die wiederhergestellte Regierung mit hohen Zins- und Tilgungszahlungen. Andererseits hatten die Kämpfe die Wirtschaft praktisch zum Erliegen gebracht, so dass kaum noch Steuern einzutreiben waren.
Die Produktivität der neuen Regierung litt außerdem unter der Tatsache, dass der Verwaltungsapparat während der Besatzung aufgelöst worden war und nicht wenige der ehemaligen Angestellten zu Tode gekommen waren; aus politischen Gründen mussten auch viele Anführer des Wiederstandes in die Verwaltung übernommen werden, selbst wenn sie nicht für diese Arbeit qualifiziert waren.
Die späten 1940er und die 1950er Jahre standen hauptsächlich unter dem Zeichen des Wiederaufbaus. In diese Zeit fiel die Gründung der neuen Staatsbank ("State Bank of Ethiopia") im Jahre 1942, die Einführung einer neuen Währung im Jahre 1945 und die ersten Flüge der neugegründeten Ethiopien Aierlines im Jahre 1946.
Alte Vorkriegsschulen wurden wiedereröffnet und neue gegründet, darunter im Jahre 1943 die vornehme Haile Selasseie-Schule.
Das "University College of Addis Abeba", wurde 1950 eingeweiht und bildete später den Kern der ersten Universität des Landes, die, 1961 eröffnet, den Namen des Kaisers trägt.

1950 beschlossen die Vereinten Nationen, dass Eritrea eine Förderation mit der äthiopischen Krone eingehen solle. Die Föderation kam 1952 zustande und 1962 bildete sich die Union. Daraufhin regte sich heftiger Widerstand in der ehemaligen Kolonie Eritrea, die militante "Eritrean Liberation Front" (ELF) wurde gegründet, später abgelöst von der "Eritrean People's Liberation Front" (EPLF).

K A P I T E L IX

Revolution und Bürgerkrieg

Die letzten Regierungsjahre von Haile Selassie brachten große Unzufriedenheit mit sich. 1960 schlug ein Staatsstreich unter der Führung des kaiserlichen Leibwächters fehl. Ihm folgten Jahreskundgebungen seitens der Studenten, in denen Widerstand und Entfremdung zum Ausdruck kamen.1973 spitzte sich die Lage zu, als sich die Nachrichten von einer schlimmen Hungersnot in Wollo, einem Anstieg der Benzinpreise, einem darauffolgenden Streik der Taxifahrer und dem Widerstand von Studenten und Lehrern gegen geplante Schulreformen überschlugen. Aufständische Armeeangehörige gründeten daraufhin ein Dergue (???) (Komitee). Das Dergue übernahm schließlich die Macht, setzte den alternden Monarchen ab und spielte die Hauptrolle bei der Revolution von 1974.
Die lokalen Machthaber und Spekulanten machten gewaltige Geschäfte mit der verhungernden Bevölkerung. Für ein bisschen Getreide kauften sie deren Land auf.Der Kaiser verschwieg das Problem drei Jahre lang. Studenten gelang es dann, die Weltöffentlichkeit zu alarmieren. Streiks in Addis Ababa legten die Wirtschaft lahm. Dann stellte sich auch das Militär gegen den Kaiser und nach 3000-jährigem Bestehen endete am 27. Februar1974 das äthiopische Kaiserreich.
Zwei Monate nach dem Sturz von Kaiser Haile Selassie I. wird in Äthiopien der Chef der revolutionären Übergangsregierung (DERG), General Aman Andom, zusammen mit rund 60 weiteren Offizieren und Politikern hingerichtet. Nach der blutigen Säuberungswelle wird General Teferi Bante Gneuer Junta-Chef (aber auch er wurde nach einigen Jahren Machtkampf von Mengistu hingerichtet) und Oberst Mengistu Haile Mariam Vorsitzender des militärischen Koordinationsausschusses.

a) Aufstieg und Fall Militärregierung 1974-1991

Die Revolutionsregierung hatte stark militärischen Charakter und war offen für sozialistische Ideen und ein Bündnis mit der Sowjetunion. Grundstücke auf dem Land sowie in der Stadt wurden enteignet, "übermäßiger" Wohnraum, Fabriken, Versicherungsgesellschaften und die einzige Privatbank des Landes verstaatlicht. Außerdem wurde eine ehrgeizige Kampagne gegen das Analphabetentum gestartet.
Eine schlimme Hungersnot begleitete die ersten Regierungsjahre des Dergue (???), die außerdem von internen Machtkämpfen gekennzeichnet waren. Oberst Mengistu Haile Mariam gelang es, nach und nach immer mehr Macht an sich zu reißen. Schließlich wurde er Präsident des Landes und gründete die "Workers' Party of Ethiopia" (???) (WPE-Arbeiterpartei). Regionale Aufstände in der Provinz Ogaden sowie an anderen Orten konnten zuerst unter Kontrolle gebracht werden, und eine regelrechte Invasion aus Somalia in den Jahren 1977 und 1978 wurde mit Hilfe der Russen und Kubaner zurückgeschlagen. 1984 folgte eine weitere, katastrophale Dürre im Norden Äthiopiens, an deren Folgen knapp eine halbe Million Menschen umkam. Schließlich eskalierte auch der Bürgerkrieg in Eritrea, Somalia und anderen Regionen. 1991 flüchtete Mengistu aus dem Land; seine Truppen wurden zerstreut.

b) Sozialistische Ideen - .

Unter Mengistu wurde in Äthiopien ein Marxistisch - Leninistisches Regime errichtet. Die Sowjetunion war das Vorbild. Es gab nur eine Partei und alle wichtigen Industrieunternehmen wurden verstaatlicht. 1975 wurde eine Bodenreform durchgeführt. Alle Großgrundbesitzer wurden enteignet und alle landwirtschaftliche Nutzfläche wurde verstaatlicht. Damit konnten die Bauern ihr Land nicht mehr den Kindern vererben. Auch in den Städten kamen die Staatskontrolleure und entschieden, wenn jemand ein Haus besaß, ob er es behalten durfte. Mehr als 500 km Land war nicht erlaubt. Keiner bekam eine Entschädigung. Die "Reaktionäre" und die intellektuelle Opposition kamen vorsorglich ins Gefängnis oder wurden umgebracht.
Die Bauern auf dem Land leben sehr verstreut, jeder auf seinem kleinen Stück Land. Mengistu hat auch dies verboten. Viele tausend Menschen mussten ihr Land verlassen und in neuen Dörfern leben, damit man die Kinder besser schulen konnte.

c) Innere Unruhe und Ende der Militärregierung

Der Norden des Landes ist sehr trocken und 1984/85 kam die große Hungersnot. Der Krieg mit Eritrea war von Mengistu verstärkt weitergeführt worden. Mehr als 50% des Staatshaushaltes wurde für den Krieg gebraucht. Tausende Soldaten fehlten als Arbeiter auf den Feldern. Außerdem hatte Mengistu eine halbe Millionen Menschen gegen ihren Willen aus dem Norden in den Süden des Landes umgesiedelt. Das Klima ist jedoch ganz anders im Süden. Viele starben an den tropischen Krankheiten, die es im Norden nicht gibt. Mengistu nahm viele der Hilfslieferungen, die aus Europa kamen, nicht für die hungernden Menschen, sondern für seine Soldaten. Über eine Millionen Menschen sind durch Krieg und Hunger gestorben. Unterstützt wurde das Regime mit Soldaten aus Kuba und Russland Auch die DDR schickte viele Berater und bildete Leute aus.

MYSTERY OF THE NILE (coming soon)

K A P I T E L X

Federal Demokratische Republik Äthiopien (FDRE)

Nach dem Sturz der Militärregierung des Diktators Mengistu Haile Mariam durch die Ethiopian People's Revolutionary Democratic Front EPRDF im Mai 1991 wurde der Rebellenführer Meles Zenawi zunächst Staatschef der Übergangsregierung. Eritrea wurde von Äthiopien abgetrennt und ein eigener, unabhängiger Staat. Im Dezember 1991 verkündete Zenawis Übergangsregierung ein Dekret über die Neuordnung des Landes. Statt in die bisherigen Provinzen wurde Äthiopien in 14 nach ethnischen Gesichtspunkten gebildete neun Regional States aufgeteilt.

Seit den ersten Mehrparteinwahlen im Jahr 1995 wurde Meles Zenawi Premierminister Äthiopiens . Der einstige Marxist-Leninist bekennt sich seit den 90er Jahren zur freien Marktwirtschaft und parlamentarischen Demokratie. Zum einen sind dem US-orientierten Zenawi allerdings in seiner "Tegrainnischen Volksbefreiungsfront" (TPLF), der dominierenden Partei der Regierungskoalition, von zahlreichen Hardlinern Grenzen für Reformen gesetzt. Zum andern werfen Oppositionelle wie Menschenrechtler (siehe dazu etwa den Bericht von Organisation Human Rights Watch vom Januar 2004 ihm unlautere Mittel vor, um die Macht nicht aus den Händen zu geben: dazu gehört die Verhinderung des Aufbaus oppositioneller Parteien, die Kontrolle der Presse und Folter in Polizei- und Gefängniszellen. Als im Jahr 2001 Tausende von frustrierten Studenten und die Polizei sich in Addis Abeba die blutigsten Straßenschlachten seit dem Ende der Mengistu-Diktatur lieferten, kamen Dutzende von Studenten ums Leben. Hunderte wurden zum Teil über mehrere Wochen kaserniert
Schon bei den Parlamentswahlen im Mai/Juni 1995 wurde die Regierung der Wahlkampfbehinderung beschuldigt. Die Abstimmung war von den meisten Oppositionsgruppen boykottiert worden. Die EPRDF hatte erwartungsgemäß einen "erdrutschartigen" Sieg.
Der Äthiopische Bundespräsident ist seit Oktober 2001 der bis dahin weitgehend unbekannte Wolde Giorgis Girma. Der Bundespräsident nimmt wie in Europa nur repräsentative Funktionen wahr.
1995 erhielt Äthiopien eine neue Verfassung. Sie bildet vor allem die Grundlage des föderalen Aufbaus Äthiopiens und legt damit den Grundstein für eine weitgehende Regionalisierung des Landes und damit der Verlagerung der Entscheidungsbefugnisse in die Regionen - zumindest formal.
Die nationalen und regionalen Wahlen im Mai 2000 verhalfen der EPRDF geführten Vier-Parteien-Koalition zu einem hohen Sieg. Die im Februar und März 2001 abgehaltenen Wahlen in Woreda und Kebele fanden unter dem Vorwurf der Wahlbehinderung durch die EPRDF statt und wurden von den Oppositionsparteien teils boykottiert. Im Jahr 2005 muss ein neues Parlament gewählt werden.

a) Staatsaufbau

Nach der Verfassung von 1994 ist Äthiopien ein föderaler und demokratischer Staat. Die Bundesstaaten sind entlang ethnischer Grenzen gebildet und genießen weitgehende Autonomie. Dies bedeutet eine Abkehr von der Tradition starker Zentralisierung und der Dominanz der amharischen Volksgruppe. Gemäß der Verfassung führt Äthiopien auf allen administrativen Ebenen regelmäßig Wahlen durch, zu denen Oppositionsparteien zugelassen sind. Unabhängige Beobachter bezeichneten die bisher durchgeführten Wahlen allerdings nicht als frei und fair. Die Oppositionsparteien seien behindert und ihre Anhänger eingeschüchtert worden. Die Unabhängigkeit der Justiz ist verfassungsmäßig verankert. Die Rechtsprechung leidet jedoch unter knappen personellen und finanziellen Ressourcen, die sich in langen Verfahren niederschlagen. Eine Einflussnahme der Exekutive in politisch sensiblen Verfahren kann nicht ausgeschlossen werden. Eine Justizreform ist im Gange.

b) Regierung und Opposition

Der Präsident hat eine protokollarische, nicht jedoch eine politische Rolle, darf daher auch keiner Partei angehören. Die politische Macht liegt beim Premierminister, der laut Verfassung die Exekutive leitet, dem Ministerrat vorsitzt und die Streitkräfte befehligt.
Dominierende politische Kraft ist die Parteienkoalition Ethiopian People's Democratic and Revolutionary Front (EPRDF) mit ihren regionalen Partnerparteien. Tonangebend ist in der EPRDF die Tigray People's Liberation Front (TPLF), die den Befreiungskrieg gegen den Derg anführte. Ideologische und personelle Differenzen führten im Frühjahr 2001 zu einem Machtkampf innerhalb von TPLF und EPRDF, den Premierminister Meles gewann. Seitdem hat die Regierung den Weg der Reformen in Richtung Marktwirtschaft eingeschlagen.

Offizielle Doktrin ist dennoch immer noch das vage Konzept der "Revolutionären Demokratie", die als Alternative zur "Liberalen Demokratie" westlicher Industriestaaten gesehen wird, für die das Land in seiner Entwicklung noch nicht reif sei. Die EPRDF und ihre Partnerparteien haben eine klare Mehrheit in allen Bundes- und Regionalparlamenten. Ein demokratischer Machtwechsel fand bisher nicht statt.
Die Opposition war bisher organisatorisch, programmatisch, finanziell und personell nicht in der Lage, der EPRDF Paroli zu bieten. Sie wird darüber hinaus durch die Regierung in ihrer Tätigkeit behindert. Die Oppositionsparteien organisieren sich - wie auch die Parteien des Regierungsbündnisses - entlang ethnischer Linien. Eine nationale Zusammenarbeit und Organisation der Oppositionsparteien ist erst im Entstehen begriffen.
Neben der legalen politischen Opposition und parteilosen Abgeordneten gibt es bewaffnete Oppositionsgruppen, die von der Regierung als terroristische Organisationen verfolgt werden. Dazu zählen insbesondere die Oromo Liberation Front (OLF), die Ogaden National Liberation Front (ONLF) in der Somaliregion und Al Ittihad Al Islamija, eine islamisch-fundamentalistische Organisation im Osten Äthiopiens. Insbesondere OLF und ONLF liefern sich immer wieder Gefechte mit den äthiopischen Sicherheitskräften. Hinsichtlich ihrer harten Haltung im Kampf gegen bewaffnete Oppositionsgruppen allgemein und gegen Al Ittihad Al Islamija im besonderen fühlt sich die äthiopische Regierung durch die Ereignisse vom Sep. 2001 in NY bestätigt.

c) Aktuelle innenpolitische Lage

Innenpolitische Lage und Entwicklung in Äthiopien stehen in engem Zusammenhang mit den Entwicklungsproblemen des Landes. Die Armut des Landes äußert sich in unzureichenden Ressourcen für Bildung, Justiz und öffentliche Verwaltung. Der Bevölkerung und der Verwaltung sind die Spielregeln der Demokratie häufig fremd. Die Regierung bekämpft engagiert die Korruption. Eine Kultur der Transparenz, des öffentlichen Diskurses und des fairen Umgangs mit dem politischen Gegner ist jedoch erst im Entstehen begriffen. Premierminister Meles hat seine Politik in einer Regierungserklärung im Okt. 2001 unter die Prinzipien Transparenz und Rechenschaft gestellt und einen breiteren gesellschaftlichen Dialog angekündigt. Seitdem trat die Regierung in regelmäßige Gespräche mit der Privatwirtschaft ein, stellte das Armutsbekämpfungs-Strategiepapier (PRSP) landesweit zur Diskussion und organisierte im Sommer 2002 breite Diskussionsforen für Professoren, Lehrer und Studenten.

d) Ethnische Auseinandersetzungen und Religiöse Toleranz

Ethnische Auseinandersetzungen verstärken die Probleme des Landes. Die Bildung der Regionen entlang ethnischer Grenzen hat das Selbstbewusstsein der Titularethnien gestärkt, insbesondere durch die Einführung ihrer Sprachen in Verwaltung und Unterricht, andererseits aber auch zu Intoleranz gegenüber ethnischen Minderheiten geführt, die sich teilweise in gewalttätigen Auseinandersetzungen entlädt. Im internationalen Vergleich und unter Berücksichtigung seiner Entwicklungsprobleme muss Äthiopien jedoch als Land mit bemerkenswerter ethnischer und vor allem religiöser Toleranz gelten. Verschiedene Religionen leben seit Jahrhunderten friedlich nebeneinander. In dieser Beziehung kann Äthiopien als beispielhaft gelten.

e) Situation der Menschenrechte

Die Menschenrechtslage ist unbefriedigend. Verhaftungen ohne Haftbefehl und ohne fristgerechte gerichtliche Überprüfung sind ebenso verbreitet wie lange Gerichtsverfahren, die teilweise auf eine überlastete Justiz zurückzuführen sind. Die Todesstrafe wird verhängt, allerdings seit 1998 nicht vollstreckt. Die Haftbedingungen sind aufgrund der Armut des Landes hart. Misshandlungen in der Haft werden berichtet, nicht jedoch systematische Folter. Frauenrechte sind in der Verfassung verankert, werden aber nicht immer verwirklicht. Genitalverstümmelung ist weit verbreitet, Aufklärungsmaßnahmen hatten bisher keinen durchschlagenden Erfolg. Positiv zu vermerken ist die Zulassung der Menschenrechtsorganisation Ethiopian Human Rights Council (EHRCO), die unabhängig über Menschenrechtsverstöße berichtet, sowie die geplante Einrichtung der Menschenrechtskommission des Parlaments und des Amts eines Ombudsmanns. Die Pressegesetzgebung ist restriktiv. Allerdings kann die Oppositionspresse sehr frei berichten.

f) Ethnische Heterogenität und sozio-kulturelle Komplexität

Äthiopien ist ein Vielvölkerstaat und die Bevölkerung ist daher ethnisch, kulturell, sprachlich und religiös sehr heterogen und komplex. Die drei größten Ethnien der Oromo (ca. 35%), Amharen (rd. 28%) und Tigrei (einschl. der tigreischsprachigen Eritreer knapp 10%) machen zusammen bereits über zwei Drittel der Bevölkerung aus. Nur sieben der insgesamt 85 im Zensus von 1984 erfassten Ethnien zählen mehr als 1 Mio. Mitglieder, nur insgesamt 15 hatten einen Bevölkerungsanteil von jeweils mehr als 1%. Dass zwei Drittel der städtischen Bevölkerung Amharisch als erste Sprache verwenden, weist auf den Zusammenhang von Urbanisierung, Bildung und kulturell-sprachlicher Assimilation hin.
Obwohl Amharisch als die offizielle Landesprache gilt, werden in Äthiopien 83 verschiedene Sprachen mit insgesamt 20 Dialekten gesprochen. Sie können in vier Hauptgruppen unterteilt werden: semitische, kuschitische, omotische und nilo-saharische Sprachen.
Die semitischen Sprachen in Äthiopien sind sowohl mit dem Hebräischen als auch mit dem Arabischen verwandet. Sie werden hauptsächlich in Norden und im Zentrum des Landes gesprochen. Beispiele - (Amharische, Tigrei, Gurage und Aderinya )

Die kuschitischen Sprachen findet man hauptsächlich im Süden des Landes. Die bedeutendeste Sprache dieser Gruppe ist Oromo. Es wird in weiten Teilen des Landes gesprochen. Die genannten Differenzierungsmerkmale sind nicht deckungsgleich: So finden sich in der Ethnie der Oromo bei gleicher Sprache sesshafte Bauern und Nomaden; die Gurage sprechen drei verschiedene Sprachen mit mehreren Dialekten; dort, wo sich die Siedlungsräume von Oromos und Somalis (kuschitische Gruppe) überschneiden, finden sich zweisprachige Gruppen, deren subjektive ethnische Zuordnung zwischen beiden schwankt (z.B. die Gurgura bei Dire Dawa); regionale Herkunft kann als identitätsbegründendes Merkmal wichtiger sein als sprachlich-kulturelle Gemeinsamkeiten (z.B. unter Amharen und Tigreischsprechern); in den meisten Ethnien sind zwei oder mehr Religionen vertreten.
Die omotische Sprachgruppe ist im Südwesten des Landes vertreten, hauptsächlich in der Gamo Gofa Region. Ihren Namen erhielt sie erst vor kurzem, da sie in den Gebieten um den Omo Fluss zuhause ist. Die nilo-saharischen Sprachen werden an der Peripherie der äthiopischen Zivilisation in einem großen Bogen an der Grenze zum Sudan gesprochen.

K A P I T E L XI

Grundlinien der Außenpolitik

Äthiopiens Außenpolitik stellt die begrenzten Mittel des Landes in Rechnung, sie ist pragmatisch und frei von ideologischen Vorgaben. Vorrang haben die Beziehungen zu den Nachbarländern im Horn von Afrika und zu den internationalen Geberländern, vor allem den USA und den EU-Mitgliedstaaten. Daneben sucht das Land gute Beziehungen zu den arabischen Staaten sowie der Türkei, Iran, Russland, Japan, China und Indien. Äthiopien spielt eine aktive Rolle in der Regionalorganisation IGAD (Inter-Governmental Authority on Development) und verstärkt in der Afrikanischen Union (AU, vormals Organisation der Afrikanischen Einheit - OAE) sowie NEPAD (New Partnership for African Development), zu dessen Implementierungskomitee Äthiopien gehört. Vom 01.-04.02.03 fand in Addis Abeba, dem Sitzort der Afrikanischen Union, der erste Sondergipfel dieser Organisation statt.

a) Politische Beziehungen und Militärische Konflikt zwischen Äthiopien und Eritrea

Die Beziehungen zu Eritrea stehen seit der Abspaltung im Jahre 1993 im Mittelpunkt der Außenbeziehungen des Landes. Die nach dem gemeinsamen Kampf der beiden Befreiungsbewegungen EPLF (Eritrean People's Liberation Front) und TPLF (Tigray People's Liberation Front) gegen das Derg-Regime von Mengistu zunächst guten Beziehungen verschlechterten sich nach der Unabhängigkeit zunehmend und mündeten schließlich in den blutigen Grenzkrieg von 1998-2000 mit ca. 100.000 Toten, der durch den Waffenstillstand vom 18.06.2000 und den Friedensvertrag von Algier vom 12.12.2000 beendet wurde. Zur Sicherung des Waffenstillstands stationierten die Vereinten Nationen eine Friedenstruppe (UNMEE United Nations - Mission in Ethiopia and Eritrea) in einem 25 km tiefen Grenzstreifen auf eritreischem Gebiet (Temporary Security Zone, TSZ), bis die Festlegung und Markierung der umstrittenen Grenze durch die von beiden Seiten gebildete Grenzkommission erfolgt sein würde.
Als Anfang November 2004 der äthiopische Außenminister Seyoum Mesfin, zusammen mit Premier Meles Zenawi zu Besuch in Wien war, sagte er "Es wird keinen neuen Krieg zwischen Äthiopien und Eritrea geben." Er schließt kategorisch aus, dass sich am Horn von Afrika jene Tragödie wiederholt, die zwischen 1998 und 2000 etwa 70.000 Menschen das Leben gekostet hat. Addis Abeba tue alles, um eine Wiederholung des Konflikts zu vermeiden und arbeite auch konstruktiv mit der UNO zusammen. (Presse 13.11.04)

b) Die Beziehungen Österreichs zu Äthiopien Kaiser Menelik II.1899-1913

Die Beziehungen Österreichs zu Äthiopien begannen schon in der Zeit Kaiserin Maria Theresia. Eines der erfolgreichsten Geschäfte im Levantehandel Österreichs war der Verkauf von Mariatheresientalern, die als beliebtes Zahlungsmittel bis weit nach Afrika Verbreitung fanden.
Nach 1870 ersuchte der äthiopische Kaiser um Hilfe gegen das Vorrücken Ägyptens. 1905 wurde zwischen den beiden Kaiserreichen ein Vertrag abgeschlossen, 1912 das erste österreichische Konsulat in Addis Abeba eingerichtet und nach dem Ersten Weltkrieg 1923 wiedereröffnet. 1926 wurde ein neuer Freundschafts- und Handelsvertrag abgeschlossen. Auch während des Zweiten Weltkriegs blieben die geschäftlichen und beruflichen Beziehungen bestehen. Kurz vor dem zweiten Weltkrieg, als Italien Abessinien okkupierte, drang die italienische Regierung bei der österreichischen Bundesregierung darauf, um seine Truppen uneingeschränkt mit Talern ausstatten zu können, ihr im österreichisch-italienischen Talervertrag von 1935 das Recht zu Prägung von Mariatheresientalern auf die Dauer von 25 Jahren einzuräumen. (Koschatzky, Wien-1979)

Nach dem Besuch Kaiser Haile Selassies 1954 in Wien wurde das Österreichische Konsulat 1956 wiedereröffnet und schließlich 1964 in eine Botschaft umgewandelt.
Die Beziehungen zum Militärregime ab 1974 gestalteten sich wegen der unterschiedlichen politischen Orientierung nicht sehr intensiv. 1983 wurde ein Luftverkehrsabkommen getroffen, 1987 besuchte eine äthiopische Delegation Österreich. Anlässlich eines offiziellen Besuches des Ministers für Bergbau und Energiewesen in Österreichs 1988 wurde die beginnende Zusammenarbeit auf diesem Gebiet besprochen.
Nach dem Regimewechsel 1991 wurden die diplomatischen Beziehungen intensiviert.
bei den Wahlen 1992 nahm Österreichs Botschaft an der Wahlbeobachtung teil.

Nachdem Äthiopien schon 1993 zum Schwerpunktland der ÖEZA geworden war, wurde es Mitte der 90er Jahre zum Focus-Staat im Rahmen des Konzepts "Afrika 2000".1996 wurde ein EZA-Koordinationsbüro an der österreichischen Botschaft eingerichtet.
Im Mai 1996 stattete der äthiopische Außenminister Seyoum Mesfin mit einer hochrangigen Delegation einen offiziellen Besuch ab, wobei auch das EZA-Rahmenabkommen mit Österreich unterzeichnet wurde. 1997/98 wurden die bilateralen Kontakte auf dem Gebiet der Entwicklungszusammenarbeit, der Kultur und Wissenschaft intensiviert .

Im Februar 1999 besuchte Frau Staatssekretärin Benita Ferrero-Waldner im Rahmen einer EU-Troika-Mission Äthiopien und im Mai 1999 besuchte der äthiopische Kulturminister Woldemichael Chemo Österreich. Im September 2002 besuchten die EZA-Sprecher/Innen des österreichischen Parlaments Äthiopien.
Im August 1999 wurde die "Österreichisch-Äthiopische Freundschaftsgesellschaft" gegründet, der im Rahmen der bilateralen Kulturvermittlung eine wichtige Rolle zukommt.

Im November 2004 besuchte der äthiopische Premier Meles Zenawi Österreich. Seit dem Besuch Kaiser Haile Selasse 1954 war dies das erste mal, dass ein äthiopischer Premierminister nach Wien gekommen ist.
Die ÖEZA an Äthiopien konzentriert sich seit Jahren auf die Bereiche Energie, Landwirtschaft und ländliche Entwicklung, ökologischer Tourismus und Gesundheitswesen; Frauenförderung und Demokratieentwicklung sind seit 1998/99 ebenfalls ein Schwerpunkt.
Im Teilprogramm Energie richtet sich der Fokus auf die Gewinnung von Elektrizität aus Wasserkraft mit Interventionsmöglichkeiten des Baus von Kleinstwasserkraftwerken im Rahmen der ländlichen Elektrifizierung, auf Experteneinsatz in der Erhaltung und Sanierung von Klein- bis Großwasserkraftwerken und Training und Ausbildung von Personal.

Die Bildungszusammenarbeit läuft vorwiegend über Stipendienprogramme. Im Rahmen des Nord-Süd Dialog Stipendienprogramms wurden im Jahr 2002 sechs Stipendien für Doktoratsstudien an Mitglieder des Lehrkörpers ausgewählter äthiopischer Universitäten sowie weitere vier Stipendien für kurzzeitige Forschungsaufenthalte äthiopischer Wissenschafter in Österreich vergeben.
Nahrungsmittelsicherung Teilprogramm wird der österreichische Beitrag in der Steigerung landwirtschaftlicher Produktion und Schaffung von Beschäftigungsmöglichkeiten ges

Gesundheitsbereich seit 2001 richtet sich in diesem Teilprogramm der Fokus auf das von der Regierung initiierte Sektorentwicklungsprogramm, welches gemeinsam mit den Geberländern unter Federführung der Weltbank geplant und durchgeführt wird.
Gender und Demokratie: In diesem Sektor sind zwei Querschnittsthemen zusammengefasst; es werden vor allem Projekte mit äthiopischen Institutionen durchgeführt. Hauptfokus bei Gender ist die Förderung von Projekten, die die Gleichstellung von Mann und Frau breitenwirksam voranbringen wollen. Auf dem Gebiet der Demokratie sollen vor allem Maßnahmen zur Demokratisierung und der Beachtung der Menschenrechte gestärkt werden.
Weibliche Genitalbeschneidung: Im Bereich der Gender-Arbeit richtet sich die Aufmerksamkeit der ÖEZA vor allem darauf, die Problematik der weiblichen Genitalbeschneidung ("female genital mutilation" oder kurz FGM) in die laufende Projektarbeit zu integrieren bzw. Akzente zu setzen, die bereits bestehende Initiativen unterstützen

Im Wissenschaftsbereich wurde im November 1997 durch eine Wissenschaftsdelegation der Universität Wien der Grundstein für eine paläo-anthropologische Kooperation zur computertomografischen Untersuchung prähistorischer Schädelfunde gelegt; 1998 wurde "Bodo Man", ein prähistorischer Australopithecus afarensis, zu einer Ausstellung und Schädelvermessung nach Wien gebracht, und auch über eine Wien-Reise von "Lucy" wurde verhandelt. 1999 wurde die Kooperation intensiviert, u.a. durch den Besuch des äthiopischen Kulturministers Woldemichael Chemo im Mai, der an einer Anthropologischen Tagung des Instituts für Humanbiologie in Wien und an computertomographischen Untersuchungen humanbiologischer Fossilien teilnahm, die von Äthiopien zu diesem Zweck kurzfristig an Österreich verliehen wurden. Im Februar 2000 brachte eine internationale, interdisziplinäre Forschungsmission unter Leitung von Prof. Horst Seidler, Vorstand des Instituts für Humanbiologie der Universität Wien, das eine Grabungserlaubnis für 10 Jahre erhielt, in der somalischen Gadamaitu/Galila-Region eine große Zahl von Oberflächenfunden, darunter den eines etwa 3 Mio. Jahre alten Hominidenzahns, hervor. In Zusammenarbeit mit der Universität Wien wurde an der Universität Mekele/Tigray ein "Institute of Human Origin" gegründet und im Februar 2002 ein internationales Symposium über Anthropologie am National Museum in Addis Abeba organisiert.


Literaturverzeichnis - Bibliographische Daten der UB-Wien


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30. Griffith - Meroe the city of the Ethiopians being an account of a first season´s Excavation on the site 1919/10, Oxford 1911, 3. (Grohmann)

Skriptum von Kulturanthroplogie und Geschichte Äthiopiens erhältlich in der Fachbuchandlung für Biologie. Facultas Bio-Shop UZA 1, Althanstrasse 14, 1090 Wien Einführung Kulturanthropologie und Geschichte Äthiopien - Universität Wien- Institut für Anthropologie

Amharisch ist meine Muttersprache und als Kind habe ich keinen Kindergarten besucht, sondern wir sind zu einem Priester geschickt worden, der uns das Amharische Alphabet Fidel  (ፊደል) unterrichtete. Nach den Buchstaben kommt man in die nächste Stufe Abugeda (አቡጌዳ), hier lernt man die verschiedenen Buchstabenkombinationen. Wenn man diese zwei Teile beherrscht, kann man lesen und schreiben und man kommt in die nächste Stufe Meliktä( መልክተ). Nach Meliktä lernt man perfekt Lesen, diese Stufe nennt man Wengel (ወንጌል) dann Dawit (ዳዊት). Mit diesen Kenntnissen kann man in der Grundschule in die zweite oder dritte Klasse aufgenommen werden. Die Amharische Schrift, die von oben links nach unten rechts geschrieben wird, besteht aus 33 Konsonantenzeichen, die jeweils mit den Vokalen a, u, i, a, e, ei, o - verbunden werden können. Das Amharische hat 33 Phnom bestand: jede Buchstabe hat sieben verschiedene Schriftordnungen. (Links Bild)

In der Grundschule bis zur sechsten Klasse habe ich alle Fächer in amharisch und zusätzlich jeden Tag die englische Sprache unterrichtet bekommen. Nach der sechsten Klasse habe ich die sogenannte Ministerium-Prüfung abgelegt und bin dann weiter in die Junior Secondary School (7. und 8. Klasse) gekommen. Hier werden alle Fächer in englischer Sprache unterrichtet, aber auch weiter die amharische Sprache mit Grammatik und Literatur. Die Ministerium-Prüfung (nach der 6. Klasse, aber auch nach der 8.Klasse) wird im ganzen Land, zur selben Zeit mit denselben Prüfungsfragen in „Multiple chose“-Form abgehalten. Danach bin ich in die Secondary High School mit verschiedenen Fachrichtungen gekommen. Hier war ich bis zur Matura.

Durch den Unterricht in Englisch und Amharisch, bin ich es gewohnt, die englische Sprache wie eine zweite Muttersprache zu verwenden. Nach der Matura habe ich ein Stipendium in Rußland bekommen und dort habe ich die Russische Sprache gelernt. Dann habe ich mich schicksalhaft in eine Wienerin verliebt und kam nach Wien, wo ich Deutsch lernen mußte. In Wien habe ich Geschichte studiert. Nachdem ich aber dann genau wußte wie schwer die Deutsche Sprache ist, habe ich beschlossen meine Muttersprache für die Wienerinnen zu unterrichten.

Da die Amharische Sprache sehr schwer ist, ist sie nicht so locker zu lernen, aber wenn man mit Interesse anfängt, kann man fast selbständig bis zu einem gewissen Grad die Sprache beherrschen lernen. Leichter wird es natürlich, wenn man das Land besucht oder in Wien Kontakt mit äthiopischen Menschen findet oder auch die äthiopische Kirche in Schwechat besucht oder es freut mich wenn Interessanter zu mir in den Amharisch-Sprachkurs der Brigittenauer Volkshochschule kommt.  

In Äthiopien werden über 80 Sprachen gesprochen. Amharisch -  Amarinja  - die Sprache der Amhara - ist eine davon. Das Amharische gehört zum (süd-)semitischen Zweig des Afroasiatischen und wird von etwa 18 Mio. Menschen als Muttersprache gesprochen und von weiteren 4 Mio. Äthiopiern als Zweitsprache verwendet. Auf Bundesebene ist es auch die Amtssprache Äthiopiens. In einzelnen Bundesstaaten, deren Grenzen entlang Sprachgrenzen gezogen wurden, werden in Grundschulen und in örtlichen Verwaltungen regionale Sprachen wie Oromo, Harari, Somali, Afar, Kafficho u.a. aber auch Amharisch verwendet. Bildungssprache und Unterrichtssprache in den Oberschulen ist Englisch.       


Die Amharische Sprache (lesana negus, Sprache des Königs) ist eine semitische Sprache und seit der Ablösung der altäthiopischen Sprache (Ge'ez) durch neuere Sprachformen Amtssprache in Äthiopien und Hauptverkehrssprache angrenzender Länder. Die Sprache ist nach dem Volk der Amharen benannt. Für Rastafaris ist die Sprache noch heute eine heilige Sprache, da sie Haile Selassie I., den letzten Kaiser Äthiopiens als wiedergekehrten Messias verehren.

 Das Amharische gehört zum (süd-) semitischen Zweig des Afroasiatischen. Es hat 34 Phoneme: jeder Buchstabe hat sieben verschiedene Schriftordnungen. Diese Ordnungen setzen sich aus Strichen, die von oben nach unten, und von links nach rechts laufen.Die Amharische Sprache besitzt eine eigene Schrift, die aus der sabäischen entwickelt wurde. Sie wird von links nach rechts geschrieben.

Äthiopien ist der älteste unabhängige, heute noch bestehende Staat Afrikas und einer der ältesten der Welt. Das Alte Testament berichtet, wie die Königin von Saba die Stadt Jerusalem bereiste. Der Legende nach gründete Menelik I., Sohn von König Salomon und der Königin von Saba, das Äthiopische Reich. Überreste Millionen Jahre alter Vor-Menschen (Australopithecus afarensis) wurden in Äthiopien gefunden, unter anderem 1974 das gut erhaltene Skelett von "Lucy" in der Afar-Senke, dem Gebiet der Afar-Nomaden.

Dr. Desta Alemu

Amharisch - die offizielle Sprache Äthiopiens
Autor ---- Dr. Desta Alemu

In Äthiopien werden über 80 Sprachen gesprochen. Amharisch - Amarinja (a&r) - die Sprache der Amhara - ist eine davon. Das Amharische gehört zum (süd-)semitischen Zweig des Afroasiatischen und wird von etwa 18 Mio. Menschen als Muttersprache gesprochen und von weiteren 4 Mio. Äthiopiern als Zweitsprache verwendet. Auf Bundesebene ist es auch die Amtssprache Äthiopiens.

In einzelnen Bundesstaaten, deren Grenzen entlang Sprachgrenzen gezogen wurden, werden in Grundschulen und in örtlichen Verwaltungen regionale Sprachen wie Oromo, Harari, Somali, Afar, Kafficho u.a. aber auch Amharisch verwendet.
Bildungssprache und Unterrichtssprache in den Oberschulen ist Englisch.

Die Sprachen Äthiopiens gehören zwei großen Sprachfamilien an: dem Afroasiatischen (früher Semito-Hamitisch genannt) und dem Nilo-Saharanischen.

Die Amharische Sprache (lesana negus, Sprache des Königs) ist eine semitische Sprache und seit der Ablösung der altäthiopischen Sprache (Ge'ez) durch neuere Sprachformen Amtssprache in Äthiopien und Hauptverkehrssprache angrenzender Länder. Die Sprache ist nach dem Volk der Amharen benannt. Für Rastafaris ist die Sprache noch heute eine heilige Sprache, da sie Haile Selassie I., den letzten Kaiser Äthiopiens als wiedergekehrten Messias verehren.

Das Amharische gehört zum (süd-) semitischen Zweig des Afroasiatischen. Es zählt zu den hamito semitische Sprachen, welche eine wichtige Sprachgruppe in Nord-, Nordost- und Zentralafrikas und des Nahen Ostens sind. Man nimmt an, dass sich die hamitosemitischen Sprachen aus einer Grundsprache entwickelten, die um das 7. Jahrhundert v. Chr. bestand. Die ältesten Sprachen dieser Gruppe gehen bis ins 3. Jahrtausend v. Chr. zurück.
Es hat 34 Phoneme: jeder Buchstabe hat sieben verschiedene Schriftordnungen. Diese Ordnungen setzen sich aus Strichen, die von oben nach unten, und von links nach rechts laufen.

Ge'ez (auch Geez, Aksumitisch oder Altäthiopisch) war die Sprache des Reiches von Aksum und war auch lange darüber hinaus bis ins 19. Jahrhundert die Hauptschriftsprache in Äthiopien. Heute ist sie die Kirchensprache der äthiopischen und eritreischen christlichen Kirchen. Ge'ez gehört zur nördlichen Gruppe der äthiosemitischen Sprachen, einem Zweig der südsemitischen Sprachen. Typologisch steht die äthiopische Sprache zwischen den klassischen semitischen Sprachen (zum Beispiel Arabisch) und den modernen äthiopischen Sprachen.


Als Hauptschriftsprache Äthiopiens wurde das Ge'ez vom Amharischen abgelöst, das zwar schon seit dem 13. Jahrhundert die Sprache des Königshofes war, aber nur in geringem Umfang schriftlich verwendet wurde. Bis heute dient die äthiopische Sprache als Sakralsprache der äthiopisch-orthodoxen Kirche und der Äthiopisch-Katholischen Kirche. Die äthiopische Sprache besitzt eine eigene Schrift, die aus der sabäischen entwickelt wurde. Sie wird von links nach rechts geschrieben.

Äthiopien ist der älteste unabhängige, heute noch bestehende Staat Afrikas und einer der ältesten der Welt. Das Alte Testament berichtet, wie die Königin von Saba die Stadt Jerusalem bereiste. Der Legende nach gründete Menelik I., Sohn von König Salomon und der Königin von Saba, das Äthiopische Reich. Überreste Millionen Jahre alter Vor-Menschen (Australopithecus afarensis) wurden in Äthiopien gefunden, unter anderem 1974 das gut erhaltene Skelett von "Lucy" in der Afar-Senke, dem Gebiet der Afar-Nomaden.

Bereits im 3. Jahrhundert, ca. 100 Jahre bevor im alten Rom das Christentum zur offiziellen Staatsreligion erklärt wurde, war diese Kirche bereits die offizielle Staatskirche des alten Äthiopien. Die Portugiesen traten 1493 zum ersten Mal mit Äthiopien in Kontakt, überwiegend um ihre Herrschaft im Indischen Ozean zu festigen und den katholischen Glauben zu verbreiten. Diese Mission wurde später durch den Jesuitenorden fortgesetzt. Ihre Strategie einer Bekehrung des gesamten Landes scheiterte jedoch, da sich äthiopische Kleriker und Adlige gegen den bereits bekehrten Kaiser auflehnten, diesem die Herrschaft entrissen und die Jesuiten für mehrere Jahrhunderte des Landes verwiesen. Das Land zerfiel in die Teilkönigreiche Amhara, Tigray und Shewa .

Die erste ernstzunehmende Konfrontation mit den europäischen Nationen fand im Zuge des Kolonialismus statt, zunächst unter Kaiser Tewodros II. mit den Engländern, dann am Ende des 19. Jahrhunderts mit der Expansion des italienischen Kolonialraumes, ausgehend von der Kolonie Eritrea. Unter dem Vorwand kleinerer Zwischenfälle an der äthiopisch-eritreischen Grenze, marschierte die italienische Armee in Äthiopien ein. Trotz der klaren Überlegenheit der modernen Waffen der europäischen Invasoren, gingt die entscheidende Schlacht von Adwa am 1. März 1896 jedoch zugunsten der äthiopischen Streitmacht aus. Im Vertrag von Addis Abeba mußte Italien am 26. Oktober 1896 Kolonialträume aufgeben. Somit blieb die Unabhängigkeit des Kaiserreichs bis zum erneuten Angriff des faschistischen Italiens im Jahr 1936 erhalten. Die ehrgeizigen Expansionspläne Benito Mussolinis mündeten 1935 schließlich in einem erneuten - dieses Mal erfolgreichen - Einmarsch. Durch die überwältigende waffentechnische Übermacht (Panzer, aber vor allem der Einsatz von Giftgas) und den Erfahrungen aus dem ersten Waffengang, fiel Addis Abeba im Italienisch-Äthiopischen Krieg innerhalb kürzester Zeit.

Nach dem Zweiten Weltkrieg suchte Kaiser Haile Selassie ausländische Unterstützung für ein Modernisierungsprogramm des Landes. Anfang der 1970er Jahre geriet das Kaiserreich in eine schwere Krise. Die Inflation in Folge der Dürrekatastrophe von 1973 und der Ölkrise löste in Äthiopien Massendemonstrationen von Studenten und Streikwellen aus. Kaiser Haile Selassie wurde am 12. September 1974 gestürzt. Das Militär bemächtigte sich schnell der Revolution, die studentische Bewegung spaltete sich in eine ethnische und eine sozialistische Opposition. Ein provisorischer Militärverwaltungsrat übernahm unter Führung von Major Mengistu Haile Mariam die Macht. 1975 wurde die Monarchie abgeschafft und das ehemalige Kaiserreich sozialistische Volksrepublik. 1991 kollabierte das Regime schließlich, Regierungschef Mengistu Haile Mariam floh nach Simbabwe. Unter der neuen Interimsregierung Meles Zenawis erlangte Eritrea im April 1993 nach fast dreißig Jahren Krieg die Unabhängigkeit. Grenzstreitigkeiten und vermutlich auch ökonomische Zwiste führten im Mai 1998 jedoch erneut zum Krieg der beiden Länder. 2005 fanden Nationalratswahlen statt und die Opposition ging dabei als Sieger hervor. Von der Regierung wurde das Ergebnis lange nicht anerkannt und wieder kam es zu Konflikten und Unruhen im gesamten Land.



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