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Curriculum Vitae
Personal
Desta Alemu (PhD) has been living
and working in Vienna for over 30 years. He is a staff member in
the Department of Evolutionary Anthropology at the University of
Vienna, Faculty of Life Sciences. His lectures are based on Cultural
Anthropology and History of Ethiopia. He is a scientific researcher
and translator in the Amharic, English and German languages for
different faculties at the University of Vienna and other institutions.
Desta has been teaching Amharic
since 2001 at the Brigittenau adult education school and Mother
Tongue Amharic teacher at Vienna International School from 2008-2014.
He is married (Johanna) and have
one Daughter (Gabriela). Desta's hobbies include swimming, cycling,
reading and also participating in various social organizations.
He is the founder and Chairman of the Ethiopian Cultural Centre
in Vienna city and Founder member and General Secretary of the Austrian-Ethiopian
Society and Member of the Board of the Tenants' Advisory Council
and Youth and Integration Representative in RBW 27.
Scientific Lectures and Teaching
careers at the Department of Evolutionary Anthropology
The Department of Evolutionary Anthropology
at the University of Vienna, Center for Organismal Systems Biologie
(COSB), has been and remains a four-field department. We teach,
train students, and do research across the four subfields and have
faculty in each. Our students learn, at the appropriate level, the
fundamentals of the four subfields, their interactions and links
with one another, and their relation to other academic fields.
Our mission is to advance, increase,
and disseminate knowledge of anthropology through research (both
scientific and humanistic), analysis and interpretation, teaching,
writing, and other forms of outreach.
Desta Alemu is a Lecturer and Scientific
staff member at the Faculty of Life Sciences since 2002 Winter Semester
at the Department of Evolutionary Anthropology which was headed
by the Dean of the Faculty Prof. Dr. Horst Seidler in Vienna University.
His lecture Cultural Anthropology and History of Ethiopia is the
branch of anthropology in the University of Vienna that studies
cultural variation among Ethiopian nationalities and ethnic groups
in one side and emphasizing the back ground history of the country
from the old history till the modern one.
This Lecture provides a comprehensive
knowledge of the diversity of Ethiopian culture, social and material
aspects of human existence in East Africa in general and makes a
value of teachings and meaningfully to combine the anthropology
and history of Ethiopia, because it acts of the oldest complete
skeleton of human nature Ardi and Lucy in particular. The mission
of this study is to give hints about the history of Ethiopia and
its combination of cultural Anthropology aspect to those who are
searching for human Fossils in Ethiopia.
Scientific Research and Amharic
translation
Desta Alemu has participated by
the Scientific Research and Amharic translation of the experimental
instructions to study "assessment car Front in Ethiopia"
Morphometrics of human facial variation in Ethiopia (2008-2009),
particularly Addis Ababa and surrounding areas, study on human facial
growth, rating study on the cross-cultural perception of car fronts
between Austria and Ethiopia with the leading scientific Prof.Dr.rer.nat.
Katrin Schaefer, and Mag. Sonja Windhager. Acknowledgment S. Windhager
et al. / Evolution and Human Behavior 22nd Annual Conference of
the Human Behavior and Evolution Society (HBES), Jun 16-20, Eugene
(Oregon), USA
He also participated by the Scientific
Researcher and Amharic Translation with Prof. Dr. Gottfried Biewer
und Mag.a Margarita Schiemer (2010), Institute of Education Sciences,
EE Special Education for Heilpädagogik and Integrativ Education
in the context of research at the University of Vienna (CLASDISA)
"Research Project classifications Disabilities in the field
of Education in different Society and Cultural contexts, Example
of Austria, Thailand and
Ethiopia.
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Einführung Kulturanthropologie
und Geschichte Äthiopien
Die Geschichte der philosophischen
Anthropologie, der Lehre vom Menschen bzw. von menschlichem Wissen,
beginnt mit den ersten Schritten zur menschlichen Selbsterkenntnis.
Dort wo der Mensch anfängt, seine Natur zum Gegenstand seiner
Anschauung zu machen und diese Anschauungen zu systematisieren,
ist der Ursprung anthropologischer Philosophie und mithin ihr größtes
Problem zu sehen.
Der Mensch beginnt, sich als einzelne Monade, aber auch als Angehöriger
der Gattung in einer für ihn spezifischen und doch ständig
sich verändernden Umgebung zu erkennen. Die Anfänge der
Existenz - und Lebensphilosophie, Historismus und Naturalismus erzeugten
eine Zäsur im anthropologischen Denken, die nicht ohne Wirkung
auf weitere technische und kulturelle Tendenzen geblieben ist.
Die Veränderung der Erkenntnistheorie und die durch industriellen
Fortschritt veränderten Realverhältnisse im 19. Jahrhundert
sowie technisch erweiterte Wahrnehmungs- und Kommunikationsbedingungen
verknüpften sich unabdingbar mit einem neuen Menschenbild,
schreibt Rainer Matzker. (Rainer Matzker - Anthropologie - Theorie
- Geschichte - Gegenwart, München, 1998).
Kulturanthropologie - eine der Soziologie und Völkerkunde nahestehende
Spezialwissenschaft, die aus der vergleichenden Betrachtung der
Gesamtheit der empirisch erfassbaren Möglichkeiten der Kulturgestaltung
durch den Menschen zu gültigen Aussagen über den Menschen
als kulturfähiges Wesen zu gelangen sucht. Der Begriff Kulturanthropologie
(engl. Cultural anthropology) geht auf B. Tyler ("Primitive
culture" 2 Bde., 1871) zurück und wird in Nordamerika
(neuerdings auch im deutschen Sprachraum) etwa gleichbedeutend mit
Ethnologie verwendet. Die zentralen Fragen der Anthropologie werden
bestimmt durch die Unterscheidung von Mensch und Tier wie durch
die Annahme einer dem menschlichen Leben übergeordneten Wesens-
oder Wertgebung und den dieser Annahme widersprechenden Überlegungen
zur alleinigen Sinngebung im lebendigen Handeln der menschlichen
Individuen selbst.
Heute umfasst die Sozialwissenschaftliche Kulturanthropologie zum
einen die Beschreibungen und den Vergleich verschiedener Kulturen
als Sinnsysteme und Rahmen menschlichen Handelns, zum anderen verstärkt
die Beschäftigung mit der Kulturleistung der Sprache.
Der Mensch als Kulturwesen ist hier der Gegenstand einer Anthropologie,
die Kultur als einen Wertbegriff auffasst und selbst zu einer "umfassenden
Wertlehre" wird. Sie soll helfen, den Menschen in Beziehung
zu setzen zu einem sinnverleihenden "Universum der Werte".
In diesem Sinne wäre es sinnvoll die Kulturanthropologie und
Geschichte Äthiopiens als Wertlehre zu bezeichnen, weil sie
auch von einem der ältesten Skelett eines menschlichen Vorfahrens
(Lucy oder Dinkenesh -(?????) 3,2 Millionen Jahre alt) handelt.
So fand ein österreichisches Forscherteam unter der Leitung
von Prof. Horst Seidler vom Institut für Anthropologie der
Universität Wien in Äthiopien bei Grabungen erstmals über
4 Mio. Jahre alte Fossilien und Überreste des Australopithecus
anamensis - Vorfahren von "Lucy", die bisher nur in Kenia
gefunden worden seien. Damit schließe sich "eine zeitliche
und räumliche Lücke im Wissen um die Menschheit".
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Ä T H I O P I E R
Wenn wir sie "Äthiopier"
nennen, stellt dies einen Sammelbegriff für die in einem Staat
vereinten zahlreichen ethnischen Gemeinschaften dar. In Äthiopien
leben ca. 80 verschiedene Nationalitäten. Sie alle sprechen
ihre eigenen Sprachen, entweder kuschitischen, semitischen, omotischen
oder nilotischen Ursprunges, ihre Dialekte, haben ihre Sitten und
Gebräuche. Um die Verständigung untereinander zu ermöglichen,
wurde das Amharische zur Amtssprache erklärt. Daneben dient
auch die englische Sprache als Verständigungsmittel, jedoch
nur denen, die eine entsprechende Schulbildung erlangen konnten.
K A P I T E L I
Das " a l t e Ä t h i o p i e n"
Äthiopien, griechisch Aithiopia,
hebr. Kusch, (??) war ursprünglich das Land südlich Ägyptens.
In griechisch-römischer Zeit wurde der Name auf alles afrikanische
Land südlich von Ägypten, dann auch auf Länder östlich
vom Roten Meer übertragen.
Die Kontakte zwischen den Bewohnern des Horns von Afrika und der
restlichen Welt reichen zurück bis zum Beginn der Geschichtsschreibung.
Nahe dem Roten Meer und dem Golf von Aden lag Äthiopien zwischen
Ägypten und Persien, beide von jeher Zentren des Wohlstandes
und Zivilisation, und es besaß wertvolle Exportgüter
- Gold, Elfenbein, Tierfelle und ... Sklaven.
Die ersten Fremden, die über die Landschaften des heutigen
Äthiopien berichteten, waren die alten Ägypter. Sie nannten
die Küste des Roten Meeres das Land Punt (mit Eritrea, Somalien,
Djibouti und dem Jemen) und trieben mit seinen Bewohnern Handel.
Ägyptische Schiffe drangen bereits zur Zeit der Ersten oder
Zweiten Dynastie des ägyptischen Reiches, zwischen 3400 und
2980 v. Chr., bis hierher vor. In dem Tempel der Königin Hatschepsut
in Theben erzählen Inschriften und Bilder an den Wänden
die Geschichte einer bedeutenden Schiffsexpedition, die die Königin
etwa um das Jahr 1495 v.Chr. nach dem Lande Punt entsandte und die
beladen mit Myrrhe und anderen Dufthölzern, mit Gold, Elfenbein,
Tierfellen und Sklaven nach Ägypten zurückkehrte.
Lusy oder Dinkenesh
a) Lusy oder Dinkenesh
Man
schrieb das Jahr 1974, als Dr. Donald Johanson von der Universität
Cleveland bei Hadar am Flussbett des unteren Awash in der abgelegenen
und unwirtlichen Afar- (Danakil-) Region die Gebeine von Lucy oder
Dinkenesh, wie die Äthiopier sie nennen, ausgrub. Fünfzig
Prozent eines menschlichen Skelettes, darunter Teile des Beckens
und der Beine, wurden gewissenhaft aus einem Hügel gesiebt.
Dinkenesh soll schon vor 3,5 Mio. Jahren unsere Erde beschritten
haben, und "schreiten" ist das Schlüsselwort. Ihre
fossilen Gebeine zeigen auch, dass sie, obwohl von kleinem Wuchs
und noch mit einem kleinen Gehirn ausgestattet, bereits aufrecht
ging. Mit dieser Erkenntnis wurde der Glaube erschüttert, der
aufrechte Gang, ein Hauptmerkmal der "Menschwerdung",
sei gleichzeitig mit dem zweiten entscheidenden Merkmal, dem großen
Gehirn, entstanden. Johanson und seine Kollegen verliehen ihrer
Spezies einen eigenen Namen - Australopithecus afarensis - und präsentierten
Lucy der Weltöffentlichkeit als das legendäre "fehlende
Glied" zwischen Affen und Menschen.
b) Das alte Land Punt
Die
Kontakte zwischen den Bewohnern des Horns von Afrika und der restlichen
Welt reichen zurück bis zum Beginn der Geschichtsschreibung.
Nahe dem Roten Meer und dem Golf von Aden lag Äthiopien zwischen
Ägypten und Persien, beide von jeher Zentren des Wohlstandes
und der Zivilisation, und es besaß wertvolle Exportgüter
- Gold, Elfenbein, Tierfelle und ...... Sklaven.
Die ersten Fremden, die über die Landschaften des heutigen
Äthiopien berichteten, waren die alten Ägypter. Sie nannten
die Küste des Roten Meeres das Land Punt (mit Eritrea, Somalien,
Djibouti und dem Jemen) und trieben mit seinen Bewohnern Handel.
Ägyptische Schiffe drangen bereits zur Zeit der ersten oder
zweiten Dynastie des ägyptischen Reiches, zwischen 3400 und
2980 v. Chr., bis hierher vor. In dem Tempel der Königin Hatschepsut
in Theben erzählen Inschriften und Bilder an den Wänden
die Geschichte einer bedeutenden Schiffsexpedition, die die Königin
etwa um das Jahr 1495 v. Chr. nach dem Lande Punt entsandte und
die beladen mit Myrrhe und anderen Dufthölzern, mit Gold, Elfenbein,
Tierfellen und Sklaven nach Ägypten zurückkehrte.
c) Die Königin von Saba
Eine
uralte äthiopische Legende erzählt, dass Äthiopien
die Heimat der Königin von Saba war, jener Fürstin, die
König Salomo einen Besuch von biblischen Ausmaßen abstatten
sollte. Die Geschichte ihrer Reise und deren Resultat ist in dem
Nationalepos des Landes, dem Kebre Nagast oder "Ruhm der Könige",
niedergeschrieben. Dieses Epos wurde im frühen 14. Jh. in Aksum
verfasst. Der Autor war ein äthiopischer Geistlicher, der sich
selbst "Isaak der Arme" nannte.
Die Königin von Saba war demnach eine äthiopische Fürstin
namens Makeda, die sich nach Jerusalem aufmachte, um von der Weisheit
Salomos zu lernen. Nachdem der Monarch die Königin im jüdischen
Glauben unterwiesen hatte, versuchte er, sie zu verführen,
was ihm schließlich auch gelang. Zurück in ihrer Heimat
schenkte die Königin einem Sohn das Leben und nannte ihn Menelik.
Als Menelik erwachsen war, reiste er in das Heilige Land, um seinen
Vater zu sehen. Salomo soll ihn als erstgeborenen Sohn anerkannt
haben und erklärte den jungen Mann zum Thronerben. Menelik
bestand aber darauf, zu seiner Mutter nach Äthiopien zurückzukehren,
also gab Salomo den Befehl, dass alle Erstgeborenen Israels seinen
Sohn auf der Rückreise begleiten sollten.
Die jungen Männer waren der Überzeugung, dass sie ohne
die Bundeslade nicht leben konnten. So stellten sie eine Attrappe
der Lade her und ersetzten damit heimlich das Original, welches
sie nun mit sich nach Äthiopien nahmen. Noch bevor sie Äthiopien
erreicht hatten, erzählten sie Menelik von ihrer Tat, der erklärte,
dass es wohl Gottes Wille gewesen sein müsse, da er es sonst
nicht zugelassen hätte. Das Kebre Nagast-Epos erzählt
weiter, dass Gott nach diesem Ereignis Israel den Rücken gewandt
und fortan Äthiopien seine Gunst geschenkt haben soll.
So wie diese Geschichte im Kebre Nagast überliefert wird, ist
sie ohne Zweifel größtenteils Legende. Unbestritten ist
jedoch, dass Äthiopien unter starkem jüdischen Einfluss
stand, und die frühen äthiopischen Geschichtsschreiber
berichten, dass ihre Vorfahren jüdischen Glaubens gewesen seien,
bevor sie christianisiert wurden.
d) Historischer Überblick Königin
von Saba
Skriptum
von Kulturanthroplogie und Geschichte Äthiopiens erhältlich
in der Fachbuchandlung für Biologie. Facultas Bio-Shop UZA
1, Althanstrasse 14, 1090 Wien
Die Historiker haben dem Jemen im Rahmen der islamischen und arabischen
Geschichte große Aufmerksamkeit gewidmet. Sie hatten jedoch
nur die vorislamische Zeit speziell die himyaritische Geschichte
erforscht. Allerdings wurde von den Historikern übermittelt,
dass diese Epoche und die damit verbundenen Taten und Errungenschaften
den Himyariten zu verdanken sind. Lange Zeit war vergangen, in welcher
der Jemen und seine alte Zivilisation von den Archäologen und
anderen Wissenschaftlern isoliert war. Die erste wissenschaftliche
Expeditionsreise, welche unter dem Namen "Niebuhr Reise"
bekannt wurde, fand Anfang der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts
statt. Diese Reise hatte das Ziel, die alte südarabischen Zivilisationen
(Jemen) zu erforschen.
Sabäische Epoche:
Man hat diese Zeit Sabäische
Epoche benannt, denn das Reich von Saba war in dieser der größte
und stärkste Staat und konnte über den längsten Zeitraum
herrschen. Die alten jemenitischen Staaten und Königreiche
wurden nach ihrer Wichtigkeit eingeordnet, nämlich Saba oder
Sheba, Maen, Kataban, Ausan und Himyar. Der letzte gilt als eine
Ausdehnung des Sabäischen Reich in späteren Zeiten.
Durch die geologischen und anthropologischen
Studien ist festzustellen, dass die ausgegrabenen archäologischen
Funde sowie die gefundenen Arbeitsgegenstände der Steinzeit
und der Urmenschen die gleichen sind, die der Mensch nördlich
der arabischen Halbinsel benutzt hat. Dies gilt auch für die
Bronzezeit. Während der Blütezeit der unterschiedlichen
jemenitischen Zivilisationen hatten sie die gleichen guten Beziehungen
mit den anderen Hauptstädten der ehemaligen Zivilisationen
im Orient.
Dieser Handelsweg wurde später für die Eroberung neuer
Gebiete und der Gründung von neuen Reichen und Staaten z.B.
Aksum im jetzigen Äthiopien ausgenutzt.
Das hat dazu geführt, dass Abraha, der König von Äthiopien,
im Auftrag des Kaisers von Rom Südarabien militärisch
eroberte. Die Unterstützung vom Kaiser hatte das Ziel, dem
himyaritischen König Dhi Nuwas eine Lektion zu erteilen, welcher
für die Hinrichtung der Christen Najrans verantwortlich war.
Seitdem begann eine neue Phase, in der der Jemen unter äthiopischer
Besetzung war.
Legende der Königin von Saba
in der Geschichte Äthiopiens
Die Geschichte, wie die Bundeslade
nach Aksum kam, ist zugleich der bis in die Gegenwart wirkende Gründungsmythos
des äthiopischen Staates. Danach besuchte einst die Königin
von Aksum - die "Königin von Saba" der Bibel nach
- den jüdischen König Salomon in Jerusalem. Der bei dieser
Begegnung gezeugte Sohn Menelik blieb zunächst eine Weile bei
seinem Vater, beschloss dann aber in die Heimat seiner Mutter nach
Äthiopien zurückzukehren. Dabei entführte er mit
Hilfe einiger Getreuer die Bundeslade. Seitdem hütet sie in
Aksum ein Mönch und niemand außer dem Oberhaupt der äthiopischen
Kirche darf sie sehen.
Nachbildungen, Tabot genannt, finden sich in jeder äthiopischen
Kirche. Man könnte etwas vereinfachend sagen: Was den Katholiken
der Tabernakel mit dem eucharistischen Brot, ist den äthiopischen
Christen das Tabot mit den Gesetzestafeln.
Wie für die Juden der Zeit des ersten Tempels ist für
die Äthiopier die Bundeslade der Ort, an dem Gott gegenwärtig
ist. Und darin liegt die politisch-religiöse Botschaft des
Mythos der äthiopischen "Königin von Saba" und
ihres Sohnes Menelik: Gott hat mit der Bundeslade Jerusalem, das
Zion der Juden, verlassen und hat Wohnung genommen in Äthiopien,
dem "afrikanischen Zion".
Danach soll sie einen Sohn, Menelik, geboren haben, der die Kaiser-Dynastie
von Äthiopien begründete. Die angebliche Liebesgeschichte
zwischen ihr und Salomo ist in zahllosen klassischen Gemälden,
in Musikwerken von Komponisten wie Georg Friedrich Händel und
in Filmen verewigt worden.
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K A P I T E L II
Der Äthiopienfeldzug unter dem Römischen Kaiser AUGUSTUS
Die
römische Einflusszone in Nordafrika wurde unter Augustus systematisch
reorganisiert, einerseits durch außenpolitisches taktieren,
anderseits durch Interventionen. Die alte Provinz Afrika samt Numidien
(Nordafrikanisches Reich) wurde nun als Großprovinz zusammngefaßt.
Im Jahre 25 v. Chr. Eröffnete der Präfekt von Ägypten
Aelius Gallus mit einer rund 10.000 Mann starken Armee, die durch
jüdische und nabatäische Hilfstruppen verstärkt worden
war, die offensive gegen Arabien.
Während der Arabienexpedition des Aelius Gallus nützen
die Äthiopier unter ihrer Königin Kandake (Titel der Königinnen
von Meroe, Strab XVII, 820) die Schwächung der römischen
Garnisonen, um in Ägypten einzufallen und Philae, Elephantine
und Syene zu plündern. Das löste wiederum in den Jahren
24/23 v.Chr. (diese Jahreszahlangaben sind bei Bengtson, christ
und Bickermann unterschiedlich angeführt) eine Gegenoffensive
des Präfekten C. Petronius aus, der bei Napata die nördliche
Hauptstadt des äthiopischen Königreiches einnehmen konnte.
Als der römische Feldzug gemacht wurde, war Äthiopien
in zweit Kaiserreiche (wie im 3. Jhdt. v.Chr.) geteilt. Das eine
war im nördlichen Teil rund um Napata und das zwiete im südlichen
Teil um Meroe. Es scheint aber so, dass es dann ein einziges Königreich
war, mit der Hauptstadt Meroe.
Die Folge des Äthiopienkrieges war die militärische Besetzung
des Gebietes von Dodekaschinos, welches südlich von Syene bis
Hiera Sykaminos reichte. Syene ist das heutige Assuan.
Meroe, -Die jüngere Hauptstadt des äthiopischen Reiches.
Napata,Haupt - und Residenzstadt eines äthiopischen Reiches
nördlich von Meroe am Nil.
Das zur Zeit des Augustus und im damaligen Äthiopienfeldzug
als Äthiopien bezeichnete große Gebiet ist mit dem heutigen
Äthiopien bezeichnete große Gebiet ist mit dem heutigen
Äthiopien nicht ident. Die beiden Städte Meroe und Napata,
die im Feldzug eine Rolle spielten, befinden sich heute weder in
Äthiopien noch in Ägypten, sondern liegen im heutigen
Sudan.
Skriptum von Kulturanthroplogie
und Geschichte Äthiopiens erhältlich in der Fachbuchandlung
für Biologie. Facultas Bio-Shop UZA 1, Althanstrasse 14, 1090
Wien
K A P I T E L III
Das Königreich Aksum
Das
Königreich Aksum war zu seiner Zeit mächtigster Staat
zwischen dem östlichen römischen Reich und Persien, und
seine Bewohner trieben Handel mit fernen Ländern wie Ägypten,
Arabien, Indien und Ceylon.
Unter König Ezana, dem einflussreichsten Regenten, erreichte
Aksum im 4. Jh. v.Chr. wahrscheinlich den Höhepunkt seiner
Macht. Er führte eine Reihe von Expeditionen in die südlichen,
westlichen und östlichen Gebiete seines Reiches an und hinterließ
überall stolze Inschriften, die Zeugnis für seine militärischen
Erfolge ablegten. Seine Nachfolger führten ebenfalls Feldzüge
durch, das Königreich Aksum bereitete sich immer weiter aus
und besetzte nach und nach den gesamten Norden Äthiopiens,
einige Teile des Westens bis zum Tana-See und womöglich sogar
Gebiete südlich von Tigray.
a) König Ezana
Seit dem Beginn des
3. Jahrhunderts geschah es erstmals, dass nahe und entferntere Nachbarn
des Römischen Reichs das von diesem beanspruchte Alleinrecht
der Goldprägung sich anmaßten und dadurch als gleichberechtigte
auftraten.
Die gesamte Geschichte des äthiopischen Reiches vom 1. bis
7. Jahrhundert wird hauptsächlich von den drei Sprachen Sabäisch,
Griechisch und äthiopisch (Geez) dominiert und als vierte die
arabische Sprache, wobei jede für sich allein eine Epoche darstellt.
Hier würde eine theologische
Konzeption, nämlich die Zusammenfassung des christlichen Glaubens
im Symbol des Kreuzes als "Siegeszeichen" antizipiert,
für die jeder geschichtliche Kontext fehlt. Von der Geschichte
der Ikonographie des Kreuzes aus geurteilt, können die Ezana-Münzen,
soweit sie das Kreuzsymbol in der Mitte des Revers zeigen, nur dem
5. Jahrhundert zugerechnet werden. Wahrscheinlich nahm König
Ezana, dem Vorbilde Constantin des Großen entsprechend, das
Christentum, das in seinem Lande bereits durch Missionare bekannt
geworden war, als Staatsreligion an.
Ezana, der König von Aksum und Himjar, von Raidan und Äthiopien,
von Saba und Salhen, von Sijamo und von Bega und Kafu, der König
der Könige, der Sohn des unbesiegten Gottes Ares. Die Titel
des Königs bezeichnen ihn als Herrscher in Südarabien
und Afrika, denn Himjar, Raidan, Saba und Salhen liegen in Südarabien,
während Aksum, Äthiopien und Sijamo in Nordabessinien
liegen und Bega und Kafu Namen von Völkerschaften nördlich
und nordwestlich davon sind.
Die Zeit des Königs Ezana wird auch die Zeit großer Bautätigkeit
gewesen sein. Der Tempel von Aksum muss zu seiner Zeit zur Kirche
umgewandelt worden sein. Schon vor ihm haben die Könige dort
Paläste, Grabbauten und hohe Stelen errichtet. Die größte
von allen, die aber umgestürzt und zerbrochen ist, hatte eine
Höhe von 33 Metern, und die größte noch aufrecht
stehende Stele ist 21 Meter hoch. Diese ist somit einer der größten
jemals in der Welt aufgerichteten Monolithe. Von König Ezana
wissen wir noch, dass er mit dem Römerreiche in Verbindung
stand, denn Kaiser Constantius schickte im Jahre 356 einen Brief
an seine "hochgeehrten Brüder Aizanas und Sazanas, die
Könige von Aksum".
Handelsbeziehungen zwischen Abessinien und Indien müssen in
jenen Jahrhunderten auch bestanden haben. Für die spätere
Zeit des alten Reiches handelt es sich bei den literarischen Nachrichten
um griechische, syrische und arabische Quellen, sowie um Münzen
und Königslisten, die hauptsächlich von Kämpfen zwischen
Südarabien und Abessinien berichten. Nach dem Tode Ezanas blieb
das Aksumitische Reich auch weiterhin eine bedeutende Macht am Roten
Meer. Jedoch finden wir in den 150 Jahren nach Ezana keine solche
große Persönlichkeit an der Spitze des Aksumitischen
Reiches wieder, bis zu Kaleb, dessen Name eng mit der Geschichte
des Christentums in Äthiopien verknüpft ist.
b) Aksum als erstes Christliches
Reich
Aksum
war die heilige Stadt Äthiopiens, galt als das zweite Jerusalem.
Als solche ist sie seit dem Beginn des 14. Jahrhunderts bekannt,
als an Hand einer arabischen, 1.225 aus dem koptischen übersetzten
Vorlage, das Buch Kebra Nagast verfasst wurde. Es enthielt die Legende
von der Abstammung der Dynastie, deren erster Herrscher der Verbindung
Salomons mit der Königin von Saba, Makeda, entsprossen war.
Unter Menelik I. brachten seine Begleiter das "heilige Zion"
nach Äthiopien, indem sie die Bundeslade mit den Gesetzestafeln
auf eine Insel im Tana See brachten. Aksum blieb seitdem das Symbol
nationaler Große.
Zur Zeit des Höhepunktes der aksumitischen Kultur - um 350
- erfolgte ein Ereignis, das für die weitere Geschichte Äthiopiens
von zentraler Bedeutung sein sollte: die Annahme des Christentums
durch König Ezana (330 - 360 n.Chr.). Das neue Bekenntnis muss
sich in den folgenden Jahrhunderten schnell über große
Teile Nord- und Mitteläthiopiens verbreitet haben und wurde
zum herrschenden Glauben fast aller semitisch sprechenden Gruppen
- oft allerdings erst nach heftigen Kämpfen mit der jüdischen
Religion, die bereits vor dem Christentum Fuß gefasst hatte.
Erst im 16. Jahrhundert wurden in den Hochgebirgen von Sämen
im Norden die letzten geschlossen siedelnden Gruppen jüdischer
Äthiopier vernichtet. Ihre Reste leben als Felascha (Eingewanderte)
in kleinen Gemeinden zersplittert in Nord- und Mitteläthiopien.
Wie bereits erwähnt, sind die meisten Felaschas (schwarze Juden)
im Jahr 1991 nach Israel geflüchtet.
Aksum erreicht unter König Ezana einen Höhepunkt seiner
Macht. Unter seiner Herrschaft missioniert Frumentius in Aksum,
auch Ezana selbst tritt zum Christentum über und erhebt es
zur Staatsreligion. Ezana verewigte in monumentalen dreisprachigen
Inschriften (Griechisch, Sabäisch und Geez) einige seiner Eroberungen
und aksumitische Feldzüge, die ins Innere des afrikanischen
Kontinents bis zum Nil reichten.
Die Christianisierung des Landes scheint die historische Wirklichkeit
wiederzugeben, dass nämlich die Herrscher von Aksum (König
Ezana) die neue Religion unter dem Einfluss der byzantinischen Kaufleute
angenommen hatten und die Ideologie des ökonomisch und politisch
mächtigen Imperiums akzeptierten, mit dem sie in ständigen
Handelsbeziehungen standen.
c) Christianisierung des Landes
unter König Ezana
Der
christliche Glaube wurde um das Jahr 330 n.Chr. unter der Herrschaft
von König Ezana zur Staatsreligion, doch lange zuvor hatte
es bereits zahlreiche Gläubige im Lande gegeben. Ein zeigtenössischer
byzantinischer Autor, Rufinus Tyrannius, beschrieb wie das Christentum
in Äthiopien Fuß fasste. Er erinnert sich an einen griechisch
sprechenden syrischen Christen namens Meropius, der auf einer Reise
nach Indien zwei Jungen mit sich nahm, die er erzog. Die ältere
hieß Frumentius, der jüngere Ädesius. Auf der Rückreise
legte das Schiff irgendwo an der afrikanischen Küste des Roten
Meeres an, um Wasser aufzunehmen, wurde aber als Vergeltungsmaßnahme
gegen das römische Imperium, das eine Abmachung mit der Bevölkerung
dieser Küste gebrochnen hatte, beschlagnahmt. Meropius fand
während des darauffolgenden Kampfes den Tod.
Die beiden Jungen blieben sich selbst überlassen, man fand
sie lesend unter einem Baum und brachte sie zum König. Ädesius
wurde Mundschenk des Königs und Frumentius, der einsichtig
und klug zu werden versprach, der königliche Sekretär
und Schatzmeister.
Kurz danach verstarb der Monarch und hinterließ eine Witwe
mit einem kleinen Sohn. Vor seinem Tod hatte der König den
beiden jungen Männern die Freiheit geschenkt und ihnen die
Erlaubnis gegeben, das Land zu verlassen. Die trauernde Witwe bat
jedoch unter Tränen, sie bei der Führung der Regentschaft
zu unterstützen. Besonders Frumentius sollte unbedingt bei
ihr bleiben, bis der Prinz alt genug sein würde, um die Regierungsgeschäfte
zu übernehmen, denn Frumentius schien fähig genug, die
Geschicke eines Landes zu leiten. Die Brüder blieben.
Frumemtius ermunterte christliche Kaufleute Kirchen und Kapellen
zu errichten. Er unterstützte sie bei ihrer Arbeit und verhalf
ihnen zu den geeigneten Grundstücken für den Bau solcher
Gebetsstätten. Als der junge Thronerbe alt genug war, reiste
Frumentius nach Alexandria, damals die Hauptstadt des Christentums.
Dort unterrichtete er den Patriarchen Athanasius von der Arbeit,
die in Äthiopien im Dienste des Glaubens geleistet worden war.
Der junge Mann flehte den Prälaten an, einen "würdigen
Mann" als Bischof in sein Land zu schicken. Athanasius war
von dem, was Frumentius bewerkstelligt hatte, tief beeindruckt.
"Wen sollten wir noch finde, der vom Geist Gottes mehr erfüllt
ist, als jener, der all diese Dinge bewirkt hat?" Er weihte
Frumentius zum Priester und sandte ihn als Bischof zurück nach
Äthiopien. Der junge Frumentius nahm daraufhin einen neuein
Namen an, Abba Salama, "Vater des Friedens". Der Thronerbe,
bei dessen Erziehung Frumentius mitgewirkt hatte, soll niemand anderer
als der große König Ezana gewesen sein.
Über die Jahrhunderte hinweg hatte das Christentum großen
Einfluss auf den Charakter und das Denken der Äthiopier. Kirchen
und Klöster sind bis heute praktisch der einzige Ort für
Bildung und Kultur. Auch den politischen Kurs des Landes legte der
christliche Glaube mit fest.
d) Der Erste Bischof FRUMENTIUS
(Abba Salama=Vater des Friedens)
Im
äthiopischen Synaxarium findet sich die folgende Darstellung
der "Meropius - Aidesius - Frumentius Geschichte", die
in der neuen Übersetzung von Dombrowski wiedergegeben ist:
"An diesem Tag, dem 26. Hamle (Juli), starb Abba Salama (Frumentius),
der Offenbarer des Lichts ....Bischof von Äthiopien, und so
lautet seine Geschichte:
Es kam ein Mann aus Griechenland, genannt Meropyos, ein Senior der
Weisen, weil er das Land Äthiopien besuchen wollte, und mit
ihm waren zwei Knaben seiner Familie. Der eine hieß Fremenatos
und der andere Adesyos, genannt Sidrakos. Und er kam mit einem Schiff
zur Küste des Landes der Agazi und sah alle schönen Dinge,
die sein Herz begehrte. Als er aber in seine Heimat zurückkehren
wollte, erhoben sich Feinde gegen ihn und töteten ihn und alle,
die mit ihm waren. Nur die beiden kleinen Jungen überlebten.
Einwohner der Gegend führten sie in Gefangenschaft, lehrten
sie das Kriegshandwerk und brachten sie als Geschenk zum König
von Aksum. Danach ernannte der König Adesyos zum Haushofmeister
und Fremenatos zum Hüter der Gesetze und Schreiber Aksums.
Nach kurzer Zeit starb der König und hinterließ einen
kleinen Sohn mit dessen Mutter; die geehrten Fremden nahmen die
Regierung wahr. Und Adesyos und Fremenatos blieben und erzogen das
Kind und lehrten es den Glauben (Christi) - gepriesen sei er - in
kleinen Schritten. Sie bauten ihm ein Bethaus und versammelten bei
ihm Kinder, denen sie Mazmur (MzM=r) und Mahlet ( M{Lýt )
(kirchliche Lieder) beibrachten. Als aber dieses Kind eine gewisse
Reife? erreicht hatte, baten sie es, sie in ihre Heimat ziehen zu
lassen.
Adesyos begab sich in die Provinz von Tiros, um seine Eltern zu
sehen. Fremenatos kam nach Alexandrien zum Patriarchen Abba Atnatyos
und traf ihn in seinem neuen Amt an. Er berichtete ihm alles, was
ihm zugestoßen war, und von der Religion des Landes der Agazi
und wie sie an Christus - er sei gepriesen - glaubten, obwohl sie
ohne Bischöfe und ohne Priester waren. Daraufhin ernannte Abba
Atnatyos den Fromenatos zum Bischof des Landes der Agazi, als Abreha
(König Ezana) und Asbeha an der Regierung waren. Er verkündete
die Rettung (den Frieden) durch Christus - gepriesen sei er - in
allen Landesteilen, weshalb er Abba Salama (= Vater des Friedens)
genannt wurde. Nachdem er die Bevölkerung Äthiopiens zum
Glauben gebracht hatte, verschied er in Frieden. Rettung, Rettung
durch das gepriesene Wort, sage ich, indem ich ihn erhöhe und
erhebe, den Salama, Tor der Barmherzigkeit und der Vergebung.
Im Laufe der Zeit wurden dann die Beziehungen zum Alexandrianischen
Patriarchat stärker als die zu anderen orientalischen Kirchen
oder gar zu Byzanz und Rom, zumal nach der arabischen Eroberung
Ägyptens die neuen arabischen Herren die kirchenpolitische
Abhängigkeit Äthiopiens von Alexandrien förderten.
Die koptische Kirche Ägyptens erhielt das Recht zugestanden
(oder usurpierte sie diesen Anspruch), den einzigen Bischof Äthiopiens,
den "Abuna" ( = Bischof), zu stellen, dessen Dasein die
Voraussetzung für die Weihe der Äthiopischen Priester
war.
Obwohl äthiopische Mönche zur Ausbildung in Ägypten
waren, zeitweilig existierten äthiopische Klöster in Jerusalem
und Zypern und ungeachtet des kirchlichen Schemas - Äthiopien
gehörte wie die meisten anderen orientalischen Kirchen (Kopten,
Syrer, Armenier) der monophysitischen Richtung an - riss der Kontakt
mit Rom nie ganz ab.
e) Die Mission der "neun Heiligen"
unter König KALEB
Während
der Regierungszeit König Kalebs, der im Griechischen auch Ellesbaas
genannt wird, das wäre äthiopisch Ella-Asbeha und der
in der abessinischen Übertragung Kaleb heißt, eroberte
im Jahre 525 mit Unterstützung der byzantinischen Flotte des
Kaisers Justinian Aksum das Gebiet Südarabien. Politisch gesehen
war diese Expedition des aksumitischen Heeres gegen den judaisierenden
Herrscher dieser Gebiete, Dhu Nuwas, gerichtet, der die Christen
in Südarabien verfolgte. Der Feldzug des aksumitischen Heeres
im Jahre 523 n.Chr. endete mit einer Niederlage. Es ist anzunehmen,
dass das Massaker der Christen in Nagran ein Jahr nach dieser Niederlage
begann. König Kaleb jedoch gab nicht auf. Die im Jahr 525 begonnene
zweite Schlacht endete mit einem vollständigen Sieg der afrikanischen
Heere. Es ist anzunehmen, dass in diese Zeit die Anfänge des
äthiopischen Mönchtums zu suchen sind und auch das Auftreten
der Neun Heiligen in die Regierungszeit König Kalebs fällt.
In die Zeit König Kalebs fällt
nach abessinischer Überlieferung ein anderes Ereignis, das
für das Land von großer Wichtigkeit war - die Ankunft
der berühmten "Neun Heiligen". Sie waren Mönchsheilige,
die als Begründer des abessinischen Mönchtums und als
Festiger des rechten Glaubens gelten. Es gibt viele Aussagen, dass
sie von Ägypten aus gekommen sein sollen. Nach ihren Namen
zu urteilen, sind Aramäer unter ihnen gewesen, daher ist es
auch möglich schreibt Littmann, dass sie über Südarabien
gekommen sind, wo das Christentum in näheren Beziehungen zu
Syrien stand. Zu diesen "Neun römischen Heiligen"
gehörten wahrscheinlich auch aus Syrien oder Ägypten vertriebene
Mönche, die gegen 500 n.Chr. nach Äthiopien kamen. Ihnen
wird auch die Gründung der Klöster, die ihren Namen tragen,
zugeschrieben: Beispiel: Abba Zä-Mikael Arägawi - der
Gründer des Klosters Däbrä Damo .
Diese "Neun Heiligen" haben, schreibt Littmann, Abessinien
für den monophysitischen Glauben gewonnen, der sie bis jetzt
mit der koptischen Christenheit und mit den jakobitischen Syrern
verbindet. Mit der Ankunft dieser Heiligen wurde auch die - mit
aller Vorsicht so zu nennende - monophysitische Richtung in der
Interpretation der christologischen Lehren nach Äthiopien verpflanzt.
Es ist damit aber keineswegs gesagt, schreibt Hammerschmidt, dass
die äthiopische Kirchenlehre tatsächlich monophysitisch
ist. Wenn man sich später (und auch heute) immer wieder lautstark
zu einer Natur Christi bekannte, heißt dies nicht, dass die
äthiopischen Theologen damals alle Feinheiten der philosophisch-theologischen
Spekulation bis in die letzten Einzelheiten durchdacht haben.
Im Zuge der gerade erwähnten
Tendenz, den neun Heiligen alle wichtigen Taten zuzuschreiben, ist
es verständlich, dass man sie auch als die Übersetzer
der Evangelien bezeichnete.
Vielleicht stehen sie nur stellvertretend für eine ganze Reihe
syrischer Missionare, die schon vor ihnen an der Bibelübersetzung
gearbeitet haben. Die Frage der äthiopischen Bibelübersetzung
ist noch zu wenig untersucht, als dass man sichere Aussagen darüber
machen könnte. Jede Arbeit an der äthiopischen Bibel wird
durch den Umstand behindert, schreibt Hammerschmidt, dass wir bis
heute noch keine kritische und zuverlässige Gesamtausgabe der
äthiopischen Bibel haben. Festzustehen scheint, dass die erste
Übertragung ins Geez - vielleicht mit Ausnahme des Buches Henoch,
das Anzeichen einer aramäischen Vorlage erkennen lässt
- aus der griechischen Version der Bibel geflossen ist. Beim Alten
Testament war es das Griechische der Septuaginta, beim Neuen eine
Textform, die eine Kombination des syrischen (d.h. hier antiochenischen)
Textes des Lukian von Antiochien mit dem westlichen Text darstellt.
All das bezieht sich nur auf die
erste Übersetzung der Bibel ins Geez. Diese alte Übersetzung
wurde im Laufe der Jahrhunderte mehrere Male überarbeitet,
so dass eine Vielzahl von Lesarten aus anderen Überlieferungsströmen
in den Text der äthiopischen Bibel Eingang fand. Für die
Apokalypse des Johannes konnte J.Hofmann zeigen, dass sie nach koptischen
(saidischen wie bohairischen), syrischen und arabischen Rezensionen
revidiert wurde, wenn auch die Heranziehung arabischer Texte keine
grundlegenden Änderungen im Äthiopischen zu folge hatte.
Eine
Orientierung wird auch dadurch erschwert, dass die meisten äthiopischen
Handschriften nicht die ganze Bibel, von König Ezana bis Kaiser
Zara Yaqob, d.h. vom 4. bis 15. Jahrhundert, sondern in der Regel
nur bestimmte Teile enthalten. Meist wird eine Gesamtzahl von 81
oder 82 als kanonisch angesehener Bücher genannt, ca. 46 alttestamentliche
und 35 neutestamentliche. Vom literaturgeschichtlichen Gesichtspunkt
aus ist es sehr erfreulich, dass schon in der aksumitischen Zeit
eine ganze Anzahl von apokryphen Schriften, die uns in anderen Versionen
zum Teil nur unvollständig erhalten sind, ins Geez übersetzt
wurden. Die meisten dieser Bücher sind ins Deutsche übersetzt
worden. Außer diesen "Neun Heiligen" hat interessanterweise
der berühmte Cyrill (Qerellos = ¼rLás ), der
"Vater des Dogmas" nicht nur in Alexandrien und Ägypten
gelebt. Er war in eigenartiger Weise schon sehr früh auch in
Äthiopien gegenwärtig und zwar durch den sogenannten Qerellos,
die Übersetzung der uns nun ausreichend vorgestellten Sammlung
cyrillischer und anderer Schriften ins Äthiopische. Ihr dürfte,
um nur das hervorzuheben, die äthiopische Theologie und Spiritualität
das Thema von der Salbung zu verdanken haben, das leider Jahrhunderte
lang, sogar bis heute, Streit auslöste. Skriptum von Kulturanthroplogie
und Geschichte Äthiopiens erhältlich in der Fachbuchandlung
für Biologie. Facultas Bio-Shop UZA 1, Althanstrasse 14, 1090
Wien
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K A P I T E L IV
a) Der Aufstieg des Islam in Aksum
Trotz der Anweisung des Propheten,
keinen Heiligen Krieg gegen die Äthiopier zu führen, brachte
der Aufstieg des Islam ca. 6 - 7. Jh. n. Chr. auf lange Sicht tiefgreifende
Veränderungen des Königreiches Aksum mit sich.
Der Prophet Mohammed war, wie viele Araber seiner Zeit, mit Äthiopien
vertraut, da sein Großvater, Abdal Muttalib, der ihn erzogen
hatte, regelmäßig Geschäftsreisen dorthin unternahm.
Es überrascht daher nicht, dass Mohammed im Jahr 625 n. Chr.
seinen Anhängern, die in Arabien verfolgt wurden, empfahl,
in Äthiopien Schutz zu suchen.
Elf seiner Schüler, vier davon mit ihren Ehefrauen, segelten
nach Äthiopien und wurden so herzlich empfangen, dass weitere
101 Muslime seinem Rat folgten.
Die Gastfreundschaft der Aksumiter verärgerte die Verfolger
der Flüchtlinge sehr und sie schickten einen Gesandten mit
kostbaren Geschenken zum damaligen Herrscher König Armah, um
die Ausweisung der Schutzsuchenden zu verlangen. Der Monarch bat
daraufhin den Anführer der Flüchtlinge, Jafar bin Abi
Talib, einen Vetter des Propheten, ihm über seinen Glauben
zu erzählen. Nachdem er Jafar zugehört hatte, gab Armah
dem Gesandten die Geschenke wieder zurück und erklärte:
"Diese Menschen, die bei mir Zuflucht gesucht
haben, werde ich nicht aufgeben, auch wenn ihr mir einen Berg von
Gold schickt."
Als sie in der Heimat wieder sicher sein konnten, kehrten die Muslime
zurück. Eine der Flüchtlingsfrauen, Umm Habibah, heiratete
Mohammed und König Armah schickte ihr
eine Mitgift. Sie wiederum erzählte dem Propheten viel über
Äthiopien und beschrieb ihm vor allem die Schönheit des
bedeutendsten sakralen Baus von Aksum, der Kirche der heiligen Mutter
Gottes.
Als König Armah starb, betete Mohammed für seine Seele
und später wies er seine Nachfolger ab und meinte, man solle
sie vom Dschihad, dem "Heiligen Krieg" gegen die Ungläubigen
verschonen. Schon früh konvertierten zahlreiche Äthiopier
zum Islam.
Trotz der Anweisung des Propheten, keinen Heiligen Krieg gegen die
Äthiopier zu führen, brachte der Aufstieg des Islam auf
lange Sicht tiefgreifende Veränderungen des Königreiches
Aksum mit sich. Die neue Religion half dabei, die arabischen Völker
zu vereinen, zu stärken und sie zu einer mächtigen Seefahrernation
zu machen.
b) Die Dynastie der Zagwe
Dem Niedergang des Königreichs
Aksum um das siebte oder achte Jahrhundert folgte das sogenannte
"Dunkel Zeitalter", über das nur wenig bekannt ist.
Während dieser Zeit verlagerte sich die Macht südwärts
von Tigray nach Lasta, wo die neue Zagwe-Dynastie an die Macht kam.
Die Hauptstadt von Zagwe war der Ort Roha, wo ein König namens
Lalibela den Bau der elf aus dem Felsen gehauenen Kirchen veranlasst
haben soll. Die bemerkenswerten Gebäude wurden direkt und als
Ganzes aus dem Stein geschnitten und gelten heutzutage als eines
der Weltwunder. Nach dem Tod Lalibelas wurde der Ort ihm zu Ehren
umbenannt.
d) Die Salomonische Dynastie
Die
Zagwe-Dynastie scheint durch eine Rebellion im Jahr 1270 gestürzt
worden zu sein, als das letzte Oberhaupt dieser Linie, Na´akuto
La´ab, entthront wurde. Ein amharischer Fürst, Yekuno
Amlak, ernannte sich daraufhin selbst zum König, in dem er
behauptete, ein direkter Nachfahre von Menelik I, dem Sohn von König
Salomo und der Königin von Saba, zu sein.
Die Wiedereinsetzung der Salomonischen Linie, wie sie schließlich
genannt wurde, bildete einen Wendepunkt in der Geschichte Äthiopiens.
Das Zentrum der politischen Macht verlagerte sich einmal mehr nach
Süden, diesmal in die Region Shewa, die heutige Mitte des Landes.
Der bekannteste Herrscher der salomonischen Linie ist Kaiser Zara
Yaqob (1434-1468). Er war nicht nur ein großer militärischer
Führer, der die Grenzen seines Reiches weiter ausdehnte, sondern
auch ein bedeutender Reformer von Verwaltung und Religion, der darum
kämpfte, Macht und Ansehen der Monarchie zu stärken und
den Einfluss der Stammesfürsten zu beschneiden. Zara Yakob
war ein Fanatiker und auf dem Weg zur Verbreitung des Christentums
entfesselte er eine heftige Inquisition und ließ jeden, der
seine Ansichten nicht teilte, verfolgen. Er wollte sowohl jüdische
als auch "heidnische" Bräuche ausrotten und, wie
er es nannte, das Land dadurch reinigen.
Seit dem 13. Jh. führten sich bis zum Tod des letzten Kaisers
Haile Selassie alle äthiopischen Herrscher auf Salomon und
die Königin von Saba zurück. "Siegreicher Löwe
aus dem Stamme Juda" war einer ihrer Herrschertitel und dieser
Löwe ist noch immer das Wappentier des Landes, des Reiches
der schwarzen Königin aus mythischer Zeit.
Skriptum von Kulturanthroplogie und Geschichte Äthiopiens erhältlich
in der Fachbuchandlung für Biologie. Facultas Bio-Shop UZA
1, Althanstrasse 14, 1090 Wien
K A P I T E L V
Konflikt zwischen Christentum und
Islam
Im frühen 16. Jahrhundert brach
in Äthiopien ein Konflikt zwischen den Katholiken Portugals
und den türkischen Muslimen aus. Die Furcht vor den Türken
veranlasste die Kaiserin Eleni, die für Lebna Dengel (1508
- 1540) während seiner Minderjährigkeit regierte, im Jahr
1509 Portugal eine Allianz anzutragen. Die Portugiesen ließen
sich für ihre Antwort zwar viele Jahre Zeit, schickten aber
schließlich einen Gesandten nach Äthiopien.
Im Jahre 1520 veränderte sich
die politische Landschaft jedoch grundsätzlich. Lebna Dengel
trat sein Regierungsamt an und besiegte und tötete seinen muslimischen
Feind, Amir Mahfuz von Zeila, der über viele Jahre hinweg das
Land regelmäßig heimgesucht hatte. In seinem Siegestaumel
sah der Kaiser keine Notwendigkeit mehr für eine Allianz mit
den Portugiesen und schickte den Gesandten wieder nach Hause. Trotzdem
muss der Besuch der Portugiesen von beträchtlicher historischer
Bedeutung gewesen sein, wie das bemerkenswert genaue Tagebuch des
Francisco Alvares, Geistlicher der portugiesischen Gesandtschaft,
berichtet.
a) Ahmed Granj
Der Abzug der Portugiesen war das
Signal, auf das Ahmed ibn Ibrahim al-Ghazi - der später den
amharischen Spitznamen Granj, der Linkshänder, erhielt - nurgewartet
hatte. Er nutzte die Gelegenheit für einen Großangriff
auf das christliche Kaiserreich. Im Verlauf der Kämpfe konnte
er seine Armee noch vergrößern und mit türkischen
Musketen und Kanonen ausrüsten. Nach dem Sieg über Lebna
Dengels Armee im Jahre 1529 begann er einen regelrechten Eroberungskrieg.
Wie die Chroniken berichten, ließ er viele Kirchen und Klöster
zerstören; unzählige Manuskripte und Schätze gingen
verloren oder verbrannten.
Lebna Dengel war gegen diese heftigen Angriffe machtlos. Es gelang
ihm jedoch, einen Hilferuf an die Portugiesen außer Landes
zu schmuggeln. Im Jahre 1540 verstarb er, ohne je eine Antwort erhalten
zu haben. Erst im folgenden Jahr sandten die Portugiesen endlich
die ersehnte Hilfe. 400 ausgesuchte Freiwillige landeten in Massawa.
Diese kleine, gut ausgerüstete Armee kämpfte unter dem
Kommando von Christovao da Gama, dem Sohn des berühmten Vasco,
ihr schloss sich schließlich die Bevölkerung von Tigray
an. Ahmed Granj kam in der Schlacht von 1543 ums Leben, seine Gefolgsleute
ergriffen die Flucht, und die Besetzung von Äthiopien fand
ein Ende.
b) Die Einwanderung der Oromo
Der lange Krieg hatte das christliche
Kaiserreich und das muslimische Sultanat im Osten geschwächt
und ausgeblutet. In dieses Vakuum drang, aus dem Süden kommend,
das Volk der Oromo, ein Ereignis mit weitreichenden Folgen.
Die Oromo waren Nomaden, eigneten sich aber binnen kurzem die Kunst
des Ackerbaus an. Sie besaßen eine bemerkenswerte, wie es
scheint demokratische Form gesellschaftlicher und politischer Organisation.
Diese stützte sich auf das gada, eine Führungsstruktur,
gebildet durch ein Rotationssystem verschiedener Altersgruppen.
Die Einwanderung der Oromo, ihre Vermischung mit den Menschen des
Landes und ihre Anpassungsfähigkeit waren für das Land
von enormer Bedeutung. Die ethnische, kulturelle und sprachliche
Vielfalt Äthiopiens wurde beträchtlich bereichert.
c) Die Jesuitenmission
Die
Portugiesen, die bei dem Sieg über Ahmed Granj eine entscheidende
Rolle gespielt hatten, versuchten nun, die Bevölkerung zum
Katholizismus zu bekehren. Dies wurde von Kaiser Galawdewos, der
Orthodoxen Kirche und von vielen Gläubigen äußerst
missbilligt. Die Portugiesen wurden in entlegene Gebiete des Landes
verbannt und der Kaiser gab das wegweisende Werk "Bekenntnis
des Glaubens" heraus, in dem er die Grundsätze des orthodoxen
Glaubens ausführlich erläuterte und ihn gegen die Kritik
der Katholiken verteidigte.
Die portugiesischen Berichte über Äthiopien hatten mittlerweile
das Interesse von Ignatius von Loyola, des Gründers des Ordens
der Jesuiten, geweckt. Ignatius schickte seinen Schüler Andrea
de Oviedo, der im Jahre 1557 im Hafen von Massawa an Land ging.
Unmittelbar nach seiner Ankunft besetzten aber die Türken den
Hafen, und Äthiopien war praktisch von der Außenwelt
abgeschnitten.
Der Nachfolger Oviedos war der spanische Jesuit Pero Paes, eine
bekannte Persönlichkeit mit bemerkenswerten Fähigkeiten.
Ihm gelang es, Kaiser Susneyos (1607 - 1632) zu bekehren, indem
er ihm im Gegenzug eine Allianz mit dem katholischen Teil Europas
anbot. Der Nachfolger von Pero, der bigotte Alfonso Mendes, überzeugte
schließlich den Kaiser davon, das ganze Land nach und nach
gewaltsam zu missionieren. Er bestand darauf, dass die orthodoxen
Geistlichen und Kirchen neu geweiht werden müssten und die
orthodoxen Gläubigen wiedergetauft. Dies führte beim Klerus
und bei der Bevölkerung zu großem Groll. Immer wieder
kam es zur Auflehnung gegen diese Anordnungen, die nicht selten
in Kämpfen endete. Als Susneyos endlich erkannte, dass er seine
religiöse Politik im Lande nicht durchsetzen konnte, dankte
er im Jahre 1632 zugunsten seines Sohnes Fasilidas ab. Dieser setzte
umgehend den Orthodoxen Glauben wieder ein und belegte die Jesuiten
mit dem Bann. Sein Sohn und Nachfolger, Kaiser Yohannes I. (1667
- 1681) verwies die Jesuiten schließlich ganz des Landes.
Mit der Abschiebung der Jesuiten war Äthiopien gegenüber
den westlichen Ländern isoliert.
K A P I T E L VI
Die Periode der Fürsten (Zemene
Mesafint)
a) Aufstieg und Fall von Gondar
Die
Regentschaft von Fasilidas (1632 - 1667) war wegen seines Entschlusses,
im Jahre 1636 eine ständige Residenz in Gondar zu errichten,
von besonderer Bedeutung. Schon der Vater von Fasilidas hatte Gonder
als Regierungssitz benutzt. ????
Gondar erlebte später (wie das gesamte Land) schwere Zeiten.
Der Enkel von Isayu I., Kaiser Isayu II. (1730 - 1755), der letzte
Monarch, der noch wirkliche Macht innehatte, war im Vergleich zu
seinem Großvater nur noch ein sehr schwacher Herrscher. Die
Nachfolger von Isayu waren nichts als Marionetten in der Hand des
einen oder anderen Feudalfürsten, die ihre Zeit hauptsächlich
damit verbrachten, sich gegenseitig zu bekämpfen.
b) Kaiser Theodor II. 1855-1868
In
der zweiten Hälfte des 19.Jh. versuchte Kaiser Tewodros II.,
ein vereintes und modernes Land zu schaffen. Er stammte aus Kwara,
einem Distrikt an der Grenze zum Sudan, erkämpfte sich seinen
Weg auf den Thron und wurde 1855 zum Kaiser gekrönt. Er wählte
den Namen Tewodros, weil eine alte Prophezeiung geweissagt hatte,
dass ein Herrscher dieses Namens gerecht regieren, die Feinde seines
Landes zerstören und Jerusalem das Christentum zurückbringen
würde.
Seine Reformpolitik brachte ihn jedoch in Konflikt mit der Kirche,
denn er wollte deren umfangreiche Besitztümer beschneiden.
Auch der Landadel stellte sich strikt gegen ihn, da die Provinzfürsten
die Regierungsgewalt nicht zentralisiert sehen wollten.
Im Versuch, militärische und
technische Unterstützung von den Briten zu erhalten, wandte
sich Tewodros hilfesuchend an Königin Viktoria, aber die Briten
machten sich nicht die Mühe, seinen Brief zu beantworten, da
sie die damaligen Feinde der Äthiopier, die Türken, nicht
verärgern wollten. Um diesen Affront wettzumachen und die Briten
zu einer Antwort zu zwingen, ließ Tewodros den Konsul und
den Gesandten, der zu dessen Befreiung gekommen war, ins Gefängnis
werfen. Auch eine Reihe anderer Ausländer, die ihn auf die
eine oder andere Weise verärgert hatten, ließ er in Haft
nehmen.
Die britische Regierung, auf seine Verärgerung aufmerksam geworden,
kündigte endlich die Handwerker an, die Tewodros so dringend
benötigte. Doch nun weigerte Tewodros sich, die Gefangenen
freizulassen, bis die Arbeiter bei ihm eingetroffen wären.
Die Briten erklärten ihrerseits, sie würden die Handwerker
erst von der Küste ins Landesinnere schicken, wen die Gefangenen
frei seien. Verärgert entsandten die Briten schließlich
im Jahre 1867 eine gut ausgerüstete Armee gegen die Bergfestung
des Kaisers bei Mekdela. Dabei benutzten sie Elefanten der indischen
Armee, um die Ausrüstung den Berg hinaufzuschaffen. Während
der Schlacht im Jahr darauf wurde Tewodros' Armee geschlagen.
Der britische Kommandant, Lieutenant-General
Robert Napier, forderte die bedingungslose Kapitulation des Monarchen.
Tewodros wollte dieser Schmach entgehen und erschoss sich. Die britischen
Truppen plünderten die Hauptstadt und brannten sie bis auf
die Grundmauern nieder. Als sie sich endlich wie versprochen aus
dem Lande zurückzogen, ließen sie Äthiopien genauso
ungeeint zurück, wie es vor der Regentschaft Tewodros' gewesen
war.
Skriptum von Kulturanthroplogie und Geschichte Äthiopiens erhältlich
in der Fachbuchandlung für Biologie. Facultas Bio-Shop UZA
1, Althanstrasse 14, 1090 Wien
c) Kaiser Yohannes IV
Der
nächste Herrscher mit Bedeutung für die Einheit Äthiopiens
war ein Fürst, der ebenfalls Kasa hieß und auch aus Tigray
stammte. Er hatte während des britischen Feldzuges gegen Tewodros
mit den Briten zusammengearbeitet und als Belohnung Artillerie und
Feuerwaffen erhalten, die es ihm ermöglichten, die Macht im
Lande an sich zu reißen und den Thron als Kaiser Yohannes
IV. zu besteigen.
In den frühen 1880er Jahren
veranlasste die Machtergreifung des sudanesischen Mahdi Mohammed
Ahmed die Briten, die 1882 Ägypten besetzt hatten, Kaiser Yohannes
um Unterstützung bei der Evakuierung von ägyptischen Garnisonen
und europäischen Staatsbürgern aus dem Sudan zu bitten.
Konteradmiral Sir William Hewett, ein britischer Offizier, sollte
darüber verhandeln. Yohannes sagte seine Hilfe zu, forderte
aber, dass die Grenzgebiete, die kurz vorher von den Ägyptern
annektiert worden waren, wieder an Äthiopien zurückgegeben
würden. Außerdem wollte er den Hafen von Massawa. Seiner
ersten Forderung gab Hewett statt, die zweite wurde nicht erfüllt;
lediglich freier Transit für äthiopische Güter durch
diesen Hafen "unter britischer Schutzherrschaft" wurde
konzidiert, allerdings fielen auch Waffen und Munition darunter.
Der Vertrag, der die Vereinbarungen
im Namen von Königin Viktoria und Kaiser Yohannes sowie deren
Untertanen festlegte, wurde im Juni 1884 ordnungsgemäß
unterzeichnet, und die bedrohten britischen Garnisonen wurden von
den kaiserlichen Truppen unter Ras Alula befreit. Nachdem die Briten
von Yohannes bekommen hatten, was sie wollten, brachen sie den Vertrag
und überließen den Italienern im Februar 1885 den Hafen
von Massawa, da Italien ihnen das passende Gegengewicht zu den Franzosen
- ihren Hauptrivalen im kolonialen Wettlauf um Afrika - schien.
Die Italiener wollten Äthiopien annektieren und begannen, landeinwärts
vorzudringen. Ras Alula gelang es aber, die italienischen Truppen
nahe Dogali abzufangen. Als Antwort verfügten die Italiener
eine Blockade über Äthiopien.
Krieg schien unvermeidlich. Der Kaiser verstärkte 1889 die
Truppen, indem er ein Kontingent von der sudanesischen Grenze abzog.
Fanatische Muslimbruderschaftsmitglieder aus dem Sudan, verärgert
über die Zusammenarbeit Äthiopiens mit den Briten, nutzten
dies aus und drangen in Äthiopien ein. Yohannes eilte westwärts,
um sie zurückzuschlagen. Gegen Ende der siegreichen Schlacht
von Matamma wurde er von der Kugel eines Heckenschützen tödlich
getroffen. Er war eines der letzten gekrönten Häupter
unserer Erde, das in einer Schlacht zu Tode kam.
Die Italiener erkannten die Chance und drangen in das Landesinnere
bis zum nördlichen Plateau vor. Fünf Monate später,
im August 1889, besetzten sie Asmara und errichteten im Folgejahr
die Kolonie Eritrea.
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K A P I T E L VII
Modernes Äthiopien (Kaiser
Menelik II.1899-1913 )
a) Kaiser Menelik II.1899-1913
Der
dritte bedeutende äthiopische Herrscher des 19. Jahrhunderts
war Menelik II. Seinen Namen trug er nach dem legendären Sohn
von König Salomo und der Königin von Saba. Er regierte
von 1865 bis 1889 als König von Shewa. Dann wurde er Kaiser
von Äthiopien und blieb es bis zu seinem Tod 1913.
Zwei Monate nach dem Tode von Kaiser Yohannes im Jahre 1889 unterzeichnete
Menelik sein erstes internationales Abkommen, den Wuchale-Friedens-
und Freundschaftsvertrag mit Italien. Die Artikel des Paktes brachten
vorerst beiden Parteien Vorteile. Menelik wurde als Kaiser anerkannt
und erhielt das Recht, Waffen und Munition über Massawa einzuführen.
Menelik akzeptierte dafür im Gegenzug, dass Italien das annektierte
Gebiet innerhalb des Hafens und in dessen Umgebung behalten konnte.
Der bedeutungsvollste Artikel sollte jedoch, wie sich bald herausstellte,
Artikel 17 sein, der zu Meinungsverschiedenheiten führte.
Der Vertrag war in zwei Sprachen abgefasst, Amharisch und Italienisch.
Dem Sinn nach waren die beiden Sprachversionen des Vertrages identisch,
nur im besagten Artikel wichen sie beträchtlich voneinander
ab. Nach der amharischen Version hatte Menelik das Recht, die Vermittlung
der Italiener in Anspruch zu nehmen, sobald er Verbindung mit einer
anderen Weltmacht aufnehmen wolle. In der italienischen Fassung
ist die Vermittlung jedoch zwingend vorgeschrieben.
Menelik schickte seinen Cousin Ras Makonnen nach Italien, um Nachverhandlungen
zu führen. Nachdem der Addis Abeba verlassen hatte, drangen
die Italiener, davon nichts ahnend, in die nördliche Region
des äthiopischen Hochlandes vor und besetzten am 2. August
1889 Asmara.
Knappe zwei Monate später, am 1. Oktober, unterzeichnete Ras
Makonnen ein Zusatzabkommen zu dem Wuchale-Vertrag. Das Abkommen
regelte zwar die Kooperation beider Länder, legte aber gleichzeitig
in Artikel 3 fest, dass die Grenze gemäß des "aktuellen
Besitzstatus" zur Zeit der Unterzeichnung "berichtigt"
werden solle. Ohne sich dessen gewahr zu sein, akzeptierte der Ras
auf diese Weise, dass die italienische Kolonie nun größer
war als je zuvor.
Unmittelbar danach informierte Italien
die Weltmächte, dass es auf Grundlage des Artikel 17 des Wochale-Vertrages
ein Protektorat in Übereinstimmung mit dem "Acte Général"
von Berlin erworben habe (in diesem Vertrag, der mit der sogenannten
"Kongo-Konferenz" in Kraft trat, wurden die Regeln für
den Wettlauf um Afrika festgelegt). Das Protektorat von Italien
war mithin von den Weltmächten als rechtmäßig anzuerkennen.
Als sie merkten, dass Menelik den Status eines Protektorats nicht
akzepzierte, marschierten die Italiener in Tigray ein. Der Kaiser
mobilisierte sofort seine Truppen und warf sie nach Norden. Die
Italiener zogen sich auf Adwa zurück. Dort standen sich die
beiden Armeen schließlich gegenüber. Im Morgengrauen
des 1. März 1896 wurde die Schlacht eröffnet. Die Schlacht
endete mit einem Fiasko für die Eindringlinge, fast ein Drittel
fiel, all ihre Kanonen und fast alle Gewehre waren verloren.
Der Sieg verhalf Menelik zu beträchtlichem Ansehen, nicht nur
im eigenen Land. Wenige Monate nach der Schlacht erkannten die Italiener
die Aufhebung des Vertrages von Wuchale und die völlige Unabhängigkeit
Äthiopiens an.
Trotzdem sah Menelik sich nicht in der Lage, auf einem Rückzug
der Italiener aus Eritrea zu bestehen. In den letzten Jahren von
Kaiser Meneliks Regentschaft verschlechterten sich die Beziehungen
zu Großbritannien, Frankreich und Italien immer weiter. 1906
unterzeichneten diese drei Länder einen Dreiseiten-Vertrag,
mit dem sie Äthiopien in drei verschiedene Gebiete wirtschaftlichen
Einflusses unterteilten. Nachdem sie schließlich Menelik von
ihrer Absprache unterrichteten, ohne ihn vorher gefragt zu haben,
dankte ihnen der Kaiser, erklärte jedoch, sich an diesen Vertrag
nicht gebunden zu fühlen.
Die Regierungszeit von Menelik wurde Zeuge wirtschaftlicher Verbesserung
und der Einführung vieler neuer Institutionen. Eines der wichtigsten
Ereignisse war die Gründung Addis Abebas im Jahre 1886. Einige
Jahre später, 1892, reformierte Menelik das Steuersystem und
erhob einen Zehent für die Armee. Damit schaffte er das alte
System ab, bei dem die Soldaten ihren Bedarf bei der Landbevölkerung
plünderten.
b) Lij Iyasu und der I Weltkrieg
Menelik II., der den modernen Staat
Äthiopien begründet und erfolgreich dessen Unabhängigkeit
verteidigt hatte, erlitt während seiner letzten Lebensjahre
mehrere Schlaganfälle, bevor er 1913 verstarb. Während
seiner letzten lichten Momente ernannte er seinen Enkel, Lij Iyasu,
zu seinem rechtmäßigen Erben. Iyasu, ein noch unreifer
Jüngling, befand sich nun in einer schwierigen Lage. Er war
der Sohn von Ras Mika'el, einem Landesfürsten aus Wollo (ein
früherer Muslim, der von Menelik zwangskonvertiert worden war)
und stand außerhalb des herrschenden Establishments. Aus diesem
Grund wurde er von den Adeligen aus Shewa nicht anerkannt.
Der Ausbruch des I. Weltkrieges stellte Äthiopien vor neue
Probleme. Iyasu sympathisierte mit den Deutschen, Österreichern
und Türken, vielleicht aufgrund seiner pro-islamischen Gefühle
oder weil er einen eigenen Zugang zum Meer erlangen wollte, der
bislang von den benachbarten englischen, französischen und
italienischen Kolonien versperrt war.
Die Alliierten sahen ihn als Feind und fachten unter den Adeligen
von Shewa Widerstand gegen ihn an. Eine Rebellion brach gegen Iyasu
aus, und er wurde 1916 in der Schlacht bei Segele, nördlich
Addis Abeba, geschlagen. Es wurde entschieden, dass die Tochter
von Menelik - Zewditu - Kaiserin werden sollte. Tafari Makonnen,
der Sohn von Ras Makonnen, Cousin des früheren Kaisers, wurde
zum Ras ernannt und als Thronfolger eingesetzt.
c) Die Kaiserin Zewditu
Kaiserin
Zewditu war eine fromme Frau, die schon bald vom späteren Herrscher
verdrängt wurde. Für Ras Teferi (?? ???) war dies die
Lehrzeit vor seiner Machtübernahme als Haile Sillasie im Jahre
1930. Diese Chronik ist somit eben so sehr die Geschichte von Ras
Teferi wie von Iyasu und Zewditu. Doch Regent wurde der 24jährige
Neffe Meneliks Haile Selassie. Er fing als großer Erneuerer
und geschickter Diplomat an. Äthiopien war das einzige Land
in Afrika, das keine Kolonie war. Es galt als reich und kontrollierte
auch noch die Nilquelle. Deshalb wollten die europäischen Mächte
das Land erobern.
Rastafarianism
Die äthiopische Tradition im
Schreiben von Königs-Chroniken reicht beinahe zurück bis
zur 'Salomonischen Restauration' von 1270 und dauert bis zum Ende
der Kaiserzeit 1974. Es wurde vermutet, dass diese Tradition mit
der Chronik des Kaisers Menilek II zu Ende ging, der 1913 starb.
Der letzte Kaiser Haile Sillasie wollte das Schreiben seiner Geschichte
nicht jemand anderem überlassen, weshalb er diese mit Hilfe
ihm loyal gesinnter Gefolgsleute teilweise selbst abfasste. Lange
Zeit war man davon ausgegangen, dass für die Jahre zwischen
Menilek II und H. Sellasie, als Iyasu und Zewditu herrschten, keine
Chronik geschrieben wurde. Dies geschah jedoch schon auf Wunsch
der Kaiserin Zewditu (1916-1930). Als diese Chronik nach der italienischen
Invasion zerstört wurde, verfasste derselbe Autor auf Verlangen
von Haile Selasse eine überarbeitete Chronik. In dieser Chronik
wird ein Abschnitt äthiopischer Geschichte behandelt, der bisher
aufgrund des Fehlens von veröffentlichten Dokumentationen dunkel
und verzerrt war. Stattdessen wurden Gerüchte als Geschichtsschreibung
hingenommen, die von Gegnern Iyasus und Gefolgsmännern Haile
Sillasies in Umlauf gesetzt worden waren. Die Publikation dieser
Chronik soll dazu beitragen, dass ein wahrheitsgetreueres Bild dieser
Jahre äthiopischer Geschichte und Gesellschaft entsteht.
K A P I T E L VIII
Der Beginn der Ära von Haile
Selassie
a) Kaiser Haile Selassie I. 1930-1975
Skriptum
von Kulturanthroplogie und Geschichte Äthiopiens erhältlich
in der Fachbuchandlung für Biologie. Facultas Bio-Shop UZA
1, Althanstrasse 14, 1090 Wien
Die Ernennung von Tafari Makonnen, des späteren Kaisers Haile
Selassie, zum Thronfolger, war von großer Bedeutung. Sie schenkte
dem Land einen entschlossenen und energischen Herrscher, der auch
befähigt war, Meneliks Politik der Modernisierung weiterzuführen.
Nach dem Tode der Kaiserin Zewditu im Jahre 1930 bestieg Tafari
den Thron als Kaiser Haile Selassie. Er wurde in einer prunkvollen
und denkwürdigen Zeremonie und unter Teilnahme vieler ausländischer
Repräsentanten gekrönt.
In den frühen 1930er Jahren
richtete der italienische Faschistenführer Benito Mussolini
seine Aufmerksamkeit auf Äthiopien. Im Frühjahr 1932 entsandte
er General Emilio De Bono, seinen Kolonialminister, nach Eritrea
und teilte ihm mit, dass die "koloniale Zukunft Italiens in
Ostafrika gesucht werden müsse". Die Schwierigkeiten begannen
im Dezember 1934, als eine anglo-äthiopische Grenzkommission
italienische Truppen bei Welwel, 100 Kilometer innerhalb äthiopischen
Territoriums ausmacht.
Obwohl die aggressiven Absichten
Italiens mittlerweile unübersehbar waren, erließen England
und Frankreich zusammen mit Italien im Juli 1935 ein Waffenhandelsverbot,
das Italien und Äthiopien betraf. Die Maßnahme führte
zu einer drastischen Kürzung der äthiopischen Waffenimporte.
Italien hatte nur geringe Nachteile, da es als industrialisiertes
Land seine eigenen Waffen herstellte.
Am 3. Oktober überfiel Italien Äthiopien ohne Kriegserklärung.
Die Truppen des äthiopischen Kriegsministers Ras Mulugeta wurden
im Februar 1936 geschlagen. Ende März griff der Kaiser den
Feind bei Maychew an, musste sich jedoch zurückziehen.
Er kehrte nach Addis Abeba zurück und verließ die Stadt
am 2. Mai, um ins Exil zu gehen. Drei Tage später besetzten
Badoglio's Truppen die Hauptstadt.
b) Italienischer Faschismus in Äthiopien
Der
Italienisch-Äthiopische Krieg, auch als Abessinienkrieg bezeichnet,
dauerte vom 3. Oktober 1935 bis zum 9. Mai 1936 und endete mit der
Annexion Äthiopiens, des damaligen Kaiserreichs Abessinien
und der Gründung der Kolonie Italienisch-Ostafrika, durch das
faschistische Italien. Italiens Kriegsführung war geprägt
vom Einsatz von Giftgas, von Vergeltungsmassakern, von der Vernichtung
von Rot-Kreuz-Krankenhäusern, Massenliquidierung der einheimischen
Eliten und Geistlichen, der Verseuchung oder Verbrennung von Dörfern,
Vieh und Feldern. In diesem Krieg wurden mehr äthiopische Zivilisten
als Soldaten getötet. Nach dem Zweiten Weltkrieg zahlte Italien
als Wiedergutmachung 25 Millionen Dollar.
Obwohl die Invasoren ohne besondere Schwierigkeiten die größeren
Städte in ihren Besitz brachten, regte sich auf dem Lande heftiger
Widerstand. Die Führer der Widerstandsbewegung, darunter Abebe
Aragay, Geresu Duke, Belay Zeleke und die Gebrüder Kasa, organisierten
Truppen, die sich den Italienern in Gojjam, Shewa und anderen Provinzen
entgegenstellten.
Dem Attentatsversuch auf den faschistischen
Vizekönig Graziani, im Februar 1937 von zwei Eritreern in Addis
Abeba ausgeführt, folgten schreckliche Vergeltungsmaßnahmen,
bei denen Tausende Äthiopier kaltblütig abgeschlachtet
wurden.
Im Jahre 1941 griffen drei Armeen der Alliierten fast gleichzeitig
das ostafrikanische Imperium der Italiener aus verschiedenen Richtungen
an. Eine britische Einheit drang vom Sudan kommend am 19. Jänner
in Eritrea ein. Am Tag danach fielen äthiopische Truppen weiter
südlich bei Omedla ein.
Vier Tage später marschierten britische, südafrikanische
und andere Einheiten, die in Kenia stationiert waren, Richtung Somalia.
Jedermann war vom Erfolg dieser Offensive überrascht. Nur ein
paar Monate später waren die Italiener in Ostafrika praktische
nicht mehr existent.
c) Die Zeit nach der Befreiung
Der Befreiung folgten schwere Zeiten.
Die immensen Investitionen der Italiener belastete die wiederhergestellte
Regierung mit hohen Zins- und Tilgungszahlungen. Andererseits hatten
die Kämpfe die Wirtschaft praktisch zum Erliegen gebracht,
so dass kaum noch Steuern einzutreiben waren.
Die Produktivität der neuen Regierung litt außerdem unter
der Tatsache, dass der Verwaltungsapparat während der Besatzung
aufgelöst worden war und nicht wenige der ehemaligen Angestellten
zu Tode gekommen waren; aus politischen Gründen mussten auch
viele Anführer des Wiederstandes in die Verwaltung übernommen
werden, selbst wenn sie nicht für diese Arbeit qualifiziert
waren.
Die späten 1940er und die 1950er Jahre standen hauptsächlich
unter dem Zeichen des Wiederaufbaus. In diese Zeit fiel die Gründung
der neuen Staatsbank ("State Bank of Ethiopia") im Jahre
1942, die Einführung einer neuen Währung im Jahre 1945
und die ersten Flüge der neugegründeten Ethiopien Aierlines
im Jahre 1946.
Alte Vorkriegsschulen wurden wiedereröffnet und neue gegründet,
darunter im Jahre 1943 die vornehme Haile Selasseie-Schule.
Das "University College of Addis Abeba", wurde 1950 eingeweiht
und bildete später den Kern der ersten Universität des
Landes, die, 1961 eröffnet, den Namen des Kaisers trägt.
1950 beschlossen die Vereinten Nationen,
dass Eritrea eine Förderation mit der äthiopischen Krone
eingehen solle. Die Föderation kam 1952 zustande und 1962 bildete
sich die Union. Daraufhin regte sich heftiger Widerstand in der
ehemaligen Kolonie Eritrea, die militante "Eritrean Liberation
Front" (ELF) wurde gegründet, später abgelöst
von der "Eritrean People's Liberation Front" (EPLF).
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K A P I T E L IX
Revolution und Bürgerkrieg
Die
letzten Regierungsjahre von Haile Selassie brachten große
Unzufriedenheit mit sich. 1960 schlug ein Staatsstreich unter der
Führung des kaiserlichen Leibwächters fehl. Ihm folgten
Jahreskundgebungen seitens der Studenten, in denen Widerstand und
Entfremdung zum Ausdruck kamen.1973 spitzte sich die Lage zu, als
sich die Nachrichten von einer schlimmen Hungersnot in Wollo, einem
Anstieg der Benzinpreise, einem darauffolgenden Streik der Taxifahrer
und dem Widerstand von Studenten und Lehrern gegen geplante Schulreformen
überschlugen. Aufständische Armeeangehörige gründeten
daraufhin ein Dergue (???) (Komitee). Das Dergue übernahm schließlich
die Macht, setzte den alternden Monarchen ab und spielte die Hauptrolle
bei der Revolution von 1974.
Die lokalen Machthaber und Spekulanten machten gewaltige Geschäfte
mit der verhungernden Bevölkerung. Für ein bisschen Getreide
kauften sie deren Land auf.Der Kaiser verschwieg das Problem drei
Jahre lang. Studenten gelang es dann, die Weltöffentlichkeit
zu alarmieren. Streiks in Addis Ababa legten die Wirtschaft lahm.
Dann stellte sich auch das Militär gegen den Kaiser und nach
3000-jährigem Bestehen endete am 27. Februar1974 das äthiopische
Kaiserreich.
Zwei Monate nach dem Sturz von Kaiser Haile Selassie I. wird in
Äthiopien der Chef der revolutionären Übergangsregierung
(DERG), General Aman Andom, zusammen mit rund 60 weiteren Offizieren
und Politikern hingerichtet. Nach der blutigen Säuberungswelle
wird General Teferi Bante Gneuer Junta-Chef (aber auch er wurde
nach einigen Jahren Machtkampf von Mengistu hingerichtet) und Oberst
Mengistu Haile Mariam Vorsitzender des militärischen Koordinationsausschusses.
a) Aufstieg und Fall Militärregierung
1974-1991
Die Revolutionsregierung hatte
stark militärischen Charakter und war offen für sozialistische
Ideen und ein Bündnis mit der Sowjetunion. Grundstücke
auf dem Land sowie in der Stadt wurden enteignet, "übermäßiger"
Wohnraum, Fabriken, Versicherungsgesellschaften und die einzige
Privatbank des Landes verstaatlicht. Außerdem wurde eine ehrgeizige
Kampagne gegen das Analphabetentum gestartet.
Eine schlimme Hungersnot begleitete die ersten Regierungsjahre des
Dergue (???), die außerdem von internen Machtkämpfen
gekennzeichnet waren. Oberst Mengistu Haile Mariam gelang es, nach
und nach immer mehr Macht an sich zu reißen. Schließlich
wurde er Präsident des Landes und gründete die "Workers'
Party of Ethiopia" (???) (WPE-Arbeiterpartei). Regionale Aufstände
in der Provinz Ogaden sowie an anderen Orten konnten zuerst unter
Kontrolle gebracht werden, und eine regelrechte Invasion aus Somalia
in den Jahren 1977 und 1978 wurde mit Hilfe der Russen und Kubaner
zurückgeschlagen. 1984 folgte eine weitere, katastrophale Dürre
im Norden Äthiopiens, an deren Folgen knapp eine halbe Million
Menschen umkam. Schließlich eskalierte auch der Bürgerkrieg
in Eritrea, Somalia und anderen Regionen. 1991 flüchtete Mengistu
aus dem Land; seine Truppen wurden zerstreut.
b) Sozialistische Ideen - .
Unter Mengistu wurde in Äthiopien
ein Marxistisch - Leninistisches Regime errichtet. Die Sowjetunion
war das Vorbild. Es gab nur eine Partei und alle wichtigen Industrieunternehmen
wurden verstaatlicht. 1975 wurde eine Bodenreform durchgeführt.
Alle Großgrundbesitzer wurden enteignet und alle landwirtschaftliche
Nutzfläche wurde verstaatlicht. Damit konnten die Bauern ihr
Land nicht mehr den Kindern vererben. Auch in den Städten kamen
die Staatskontrolleure und entschieden, wenn jemand ein Haus besaß,
ob er es behalten durfte. Mehr als 500 km Land war nicht erlaubt.
Keiner bekam eine Entschädigung. Die "Reaktionäre"
und die intellektuelle Opposition kamen vorsorglich ins Gefängnis
oder wurden umgebracht.
Die Bauern auf dem Land leben sehr verstreut, jeder auf seinem kleinen
Stück Land. Mengistu hat auch dies verboten. Viele tausend
Menschen mussten ihr Land verlassen und in neuen Dörfern leben,
damit man die Kinder besser schulen konnte.
c) Innere Unruhe und Ende der Militärregierung
Der Norden des Landes ist sehr trocken
und 1984/85 kam die große Hungersnot. Der Krieg mit Eritrea
war von Mengistu verstärkt weitergeführt worden. Mehr
als 50% des Staatshaushaltes wurde für den Krieg gebraucht.
Tausende Soldaten fehlten als Arbeiter auf den Feldern. Außerdem
hatte Mengistu eine halbe Millionen Menschen gegen ihren Willen
aus dem Norden in den Süden des Landes umgesiedelt. Das Klima
ist jedoch ganz anders im Süden. Viele starben an den tropischen
Krankheiten, die es im Norden nicht gibt. Mengistu nahm viele der
Hilfslieferungen, die aus Europa kamen, nicht für die hungernden
Menschen, sondern für seine Soldaten. Über eine Millionen
Menschen sind durch Krieg und Hunger gestorben. Unterstützt
wurde das Regime mit Soldaten aus Kuba und Russland Auch die DDR
schickte viele Berater und bildete Leute aus.
MYSTERY OF THE NILE (coming soon)
K A P I T E L X
Federal Demokratische Republik Äthiopien
(FDRE)
Nach
dem Sturz der Militärregierung des Diktators Mengistu Haile
Mariam durch die Ethiopian People's Revolutionary Democratic Front
EPRDF im Mai 1991 wurde der Rebellenführer Meles Zenawi zunächst
Staatschef der Übergangsregierung. Eritrea wurde von Äthiopien
abgetrennt und ein eigener, unabhängiger Staat. Im Dezember
1991 verkündete Zenawis Übergangsregierung ein Dekret
über die Neuordnung des Landes. Statt in die bisherigen Provinzen
wurde Äthiopien in 14 nach ethnischen Gesichtspunkten gebildete
neun Regional States aufgeteilt.
Seit den ersten Mehrparteinwahlen
im Jahr 1995 wurde Meles Zenawi Premierminister Äthiopiens
. Der einstige Marxist-Leninist bekennt sich seit den 90er Jahren
zur freien Marktwirtschaft und parlamentarischen Demokratie. Zum
einen sind dem US-orientierten Zenawi allerdings in seiner "Tegrainnischen
Volksbefreiungsfront" (TPLF), der dominierenden Partei der
Regierungskoalition, von zahlreichen Hardlinern Grenzen für
Reformen gesetzt. Zum andern werfen Oppositionelle wie Menschenrechtler
(siehe dazu etwa den Bericht von Organisation Human Rights Watch
vom Januar 2004 ihm unlautere Mittel vor, um die Macht nicht aus
den Händen zu geben: dazu gehört die Verhinderung des
Aufbaus oppositioneller Parteien, die Kontrolle der Presse und Folter
in Polizei- und Gefängniszellen. Als im Jahr 2001 Tausende
von frustrierten Studenten und die Polizei sich in Addis Abeba die
blutigsten Straßenschlachten seit dem Ende der Mengistu-Diktatur
lieferten, kamen Dutzende von Studenten ums Leben. Hunderte wurden
zum Teil über mehrere Wochen kaserniert
Schon bei den Parlamentswahlen im Mai/Juni 1995 wurde die Regierung
der Wahlkampfbehinderung beschuldigt. Die Abstimmung war von den
meisten Oppositionsgruppen boykottiert worden. Die EPRDF hatte erwartungsgemäß
einen "erdrutschartigen" Sieg.
Der Äthiopische Bundespräsident ist seit Oktober 2001
der bis dahin weitgehend unbekannte Wolde Giorgis Girma. Der Bundespräsident
nimmt wie in Europa nur repräsentative Funktionen wahr.
1995 erhielt Äthiopien eine neue Verfassung. Sie bildet vor
allem die Grundlage des föderalen Aufbaus Äthiopiens und
legt damit den Grundstein für eine weitgehende Regionalisierung
des Landes und damit der Verlagerung der Entscheidungsbefugnisse
in die Regionen - zumindest formal.
Die nationalen und regionalen Wahlen im Mai 2000 verhalfen der EPRDF
geführten Vier-Parteien-Koalition zu einem hohen Sieg. Die
im Februar und März 2001 abgehaltenen Wahlen in Woreda und
Kebele fanden unter dem Vorwurf der Wahlbehinderung durch die EPRDF
statt und wurden von den Oppositionsparteien teils boykottiert.
Im Jahr 2005 muss ein neues Parlament gewählt werden.
a) Staatsaufbau
Nach der Verfassung von 1994 ist
Äthiopien ein föderaler und demokratischer Staat. Die
Bundesstaaten sind entlang ethnischer Grenzen gebildet und genießen
weitgehende Autonomie. Dies bedeutet eine Abkehr von der Tradition
starker Zentralisierung und der Dominanz der amharischen Volksgruppe.
Gemäß der Verfassung führt Äthiopien auf allen
administrativen Ebenen regelmäßig Wahlen durch, zu denen
Oppositionsparteien zugelassen sind. Unabhängige Beobachter
bezeichneten die bisher durchgeführten Wahlen allerdings nicht
als frei und fair. Die Oppositionsparteien seien behindert und ihre
Anhänger eingeschüchtert worden. Die Unabhängigkeit
der Justiz ist verfassungsmäßig verankert. Die Rechtsprechung
leidet jedoch unter knappen personellen und finanziellen Ressourcen,
die sich in langen Verfahren niederschlagen. Eine Einflussnahme
der Exekutive in politisch sensiblen Verfahren kann nicht ausgeschlossen
werden. Eine Justizreform ist im Gange.
b) Regierung und Opposition
Der Präsident hat eine protokollarische,
nicht jedoch eine politische Rolle, darf daher auch keiner Partei
angehören. Die politische Macht liegt beim Premierminister,
der laut Verfassung die Exekutive leitet, dem Ministerrat vorsitzt
und die Streitkräfte befehligt.
Dominierende politische Kraft ist die Parteienkoalition Ethiopian
People's Democratic and Revolutionary Front (EPRDF) mit ihren regionalen
Partnerparteien. Tonangebend ist in der EPRDF die Tigray People's
Liberation Front (TPLF), die den Befreiungskrieg gegen den Derg
anführte. Ideologische und personelle Differenzen führten
im Frühjahr 2001 zu einem Machtkampf innerhalb von TPLF und
EPRDF, den Premierminister Meles gewann. Seitdem hat die Regierung
den Weg der Reformen in Richtung Marktwirtschaft eingeschlagen.
Offizielle Doktrin ist dennoch immer
noch das vage Konzept der "Revolutionären Demokratie",
die als Alternative zur "Liberalen Demokratie" westlicher
Industriestaaten gesehen wird, für die das Land in seiner Entwicklung
noch nicht reif sei. Die EPRDF und ihre Partnerparteien haben eine
klare Mehrheit in allen Bundes- und Regionalparlamenten. Ein demokratischer
Machtwechsel fand bisher nicht statt.
Die Opposition war bisher organisatorisch, programmatisch, finanziell
und personell nicht in der Lage, der EPRDF Paroli zu bieten. Sie
wird darüber hinaus durch die Regierung in ihrer Tätigkeit
behindert. Die Oppositionsparteien organisieren sich - wie auch
die Parteien des Regierungsbündnisses - entlang ethnischer
Linien. Eine nationale Zusammenarbeit und Organisation der Oppositionsparteien
ist erst im Entstehen begriffen.
Neben der legalen politischen Opposition und parteilosen Abgeordneten
gibt es bewaffnete Oppositionsgruppen, die von der Regierung als
terroristische Organisationen verfolgt werden. Dazu zählen
insbesondere die Oromo Liberation Front (OLF), die Ogaden National
Liberation Front (ONLF) in der Somaliregion und Al Ittihad Al Islamija,
eine islamisch-fundamentalistische Organisation im Osten Äthiopiens.
Insbesondere OLF und ONLF liefern sich immer wieder Gefechte mit
den äthiopischen Sicherheitskräften. Hinsichtlich ihrer
harten Haltung im Kampf gegen bewaffnete Oppositionsgruppen allgemein
und gegen Al Ittihad Al Islamija im besonderen fühlt sich die
äthiopische Regierung durch die Ereignisse vom Sep. 2001 in
NY bestätigt.
c) Aktuelle innenpolitische Lage
Innenpolitische Lage und Entwicklung
in Äthiopien stehen in engem Zusammenhang mit den Entwicklungsproblemen
des Landes. Die Armut des Landes äußert sich in unzureichenden
Ressourcen für Bildung, Justiz und öffentliche Verwaltung.
Der Bevölkerung und der Verwaltung sind die Spielregeln der
Demokratie häufig fremd. Die Regierung bekämpft engagiert
die Korruption. Eine Kultur der Transparenz, des öffentlichen
Diskurses und des fairen Umgangs mit dem politischen Gegner ist
jedoch erst im Entstehen begriffen. Premierminister Meles hat seine
Politik in einer Regierungserklärung im Okt. 2001 unter die
Prinzipien Transparenz und Rechenschaft gestellt und einen breiteren
gesellschaftlichen Dialog angekündigt. Seitdem trat die Regierung
in regelmäßige Gespräche mit der Privatwirtschaft
ein, stellte das Armutsbekämpfungs-Strategiepapier (PRSP) landesweit
zur Diskussion und organisierte im Sommer 2002 breite Diskussionsforen
für Professoren, Lehrer und Studenten.
d) Ethnische Auseinandersetzungen
und Religiöse Toleranz
Ethnische Auseinandersetzungen verstärken
die Probleme des Landes. Die Bildung der Regionen entlang ethnischer
Grenzen hat das Selbstbewusstsein der Titularethnien gestärkt,
insbesondere durch die Einführung ihrer Sprachen in Verwaltung
und Unterricht, andererseits aber auch zu Intoleranz gegenüber
ethnischen Minderheiten geführt, die sich teilweise in gewalttätigen
Auseinandersetzungen entlädt. Im internationalen Vergleich
und unter Berücksichtigung seiner Entwicklungsprobleme muss
Äthiopien jedoch als Land mit bemerkenswerter ethnischer und
vor allem religiöser Toleranz gelten. Verschiedene Religionen
leben seit Jahrhunderten friedlich nebeneinander. In dieser Beziehung
kann Äthiopien als beispielhaft gelten.
e) Situation der Menschenrechte
Die Menschenrechtslage ist unbefriedigend.
Verhaftungen ohne Haftbefehl und ohne fristgerechte gerichtliche
Überprüfung sind ebenso verbreitet wie lange Gerichtsverfahren,
die teilweise auf eine überlastete Justiz zurückzuführen
sind. Die Todesstrafe wird verhängt, allerdings seit 1998 nicht
vollstreckt. Die Haftbedingungen sind aufgrund der Armut des Landes
hart. Misshandlungen in der Haft werden berichtet, nicht jedoch
systematische Folter. Frauenrechte sind in der Verfassung verankert,
werden aber nicht immer verwirklicht. Genitalverstümmelung
ist weit verbreitet, Aufklärungsmaßnahmen hatten bisher
keinen durchschlagenden Erfolg. Positiv zu vermerken ist die Zulassung
der Menschenrechtsorganisation Ethiopian Human Rights Council (EHRCO),
die unabhängig über Menschenrechtsverstöße
berichtet, sowie die geplante Einrichtung der Menschenrechtskommission
des Parlaments und des Amts eines Ombudsmanns. Die Pressegesetzgebung
ist restriktiv. Allerdings kann die Oppositionspresse sehr frei
berichten.
f) Ethnische Heterogenität
und sozio-kulturelle Komplexität
Äthiopien
ist ein Vielvölkerstaat und die Bevölkerung ist daher
ethnisch, kulturell, sprachlich und religiös sehr heterogen
und komplex. Die drei größten Ethnien der Oromo (ca.
35%), Amharen (rd. 28%) und Tigrei (einschl. der tigreischsprachigen
Eritreer knapp 10%) machen zusammen bereits über zwei Drittel
der Bevölkerung aus. Nur sieben der insgesamt 85 im Zensus
von 1984 erfassten Ethnien zählen mehr als 1 Mio. Mitglieder,
nur insgesamt 15 hatten einen Bevölkerungsanteil von jeweils
mehr als 1%. Dass zwei Drittel der städtischen Bevölkerung
Amharisch als erste Sprache verwenden, weist auf den Zusammenhang
von Urbanisierung, Bildung und kulturell-sprachlicher Assimilation
hin.
Obwohl Amharisch als die offizielle Landesprache gilt, werden in
Äthiopien 83 verschiedene Sprachen mit insgesamt 20 Dialekten
gesprochen. Sie können in vier Hauptgruppen unterteilt werden:
semitische, kuschitische, omotische und nilo-saharische Sprachen.
Die semitischen Sprachen in Äthiopien sind sowohl mit dem Hebräischen
als auch mit dem Arabischen verwandet. Sie werden hauptsächlich
in Norden und im Zentrum des Landes gesprochen. Beispiele - (Amharische,
Tigrei, Gurage und Aderinya )
Die kuschitischen Sprachen findet
man hauptsächlich im Süden des Landes. Die bedeutendeste
Sprache dieser Gruppe ist Oromo. Es wird in weiten Teilen des Landes
gesprochen. Die genannten Differenzierungsmerkmale sind nicht deckungsgleich:
So finden sich in der Ethnie der Oromo bei gleicher Sprache sesshafte
Bauern und Nomaden; die Gurage sprechen drei verschiedene Sprachen
mit mehreren Dialekten; dort, wo sich die Siedlungsräume von
Oromos und Somalis (kuschitische Gruppe) überschneiden, finden
sich zweisprachige Gruppen, deren subjektive ethnische Zuordnung
zwischen beiden schwankt (z.B. die Gurgura bei Dire Dawa); regionale
Herkunft kann als identitätsbegründendes Merkmal wichtiger
sein als sprachlich-kulturelle Gemeinsamkeiten (z.B. unter Amharen
und Tigreischsprechern); in den meisten Ethnien sind zwei oder mehr
Religionen vertreten.
Die omotische Sprachgruppe ist im Südwesten des Landes vertreten,
hauptsächlich in der Gamo Gofa Region. Ihren Namen erhielt
sie erst vor kurzem, da sie in den Gebieten um den Omo Fluss zuhause
ist. Die nilo-saharischen Sprachen werden an der Peripherie der
äthiopischen Zivilisation in einem großen Bogen an der
Grenze zum Sudan gesprochen.
K A P I T E L XI
Grundlinien der Außenpolitik
Äthiopiens Außenpolitik
stellt die begrenzten Mittel des Landes in Rechnung, sie ist pragmatisch
und frei von ideologischen Vorgaben. Vorrang haben die Beziehungen
zu den Nachbarländern im Horn von Afrika und zu den internationalen
Geberländern, vor allem den USA und den EU-Mitgliedstaaten.
Daneben sucht das Land gute Beziehungen zu den arabischen Staaten
sowie der Türkei, Iran, Russland, Japan, China und Indien.
Äthiopien spielt eine aktive Rolle in der Regionalorganisation
IGAD (Inter-Governmental Authority on Development) und verstärkt
in der Afrikanischen Union (AU, vormals Organisation der Afrikanischen
Einheit - OAE) sowie NEPAD (New Partnership for African Development),
zu dessen Implementierungskomitee Äthiopien gehört. Vom
01.-04.02.03 fand in Addis Abeba, dem Sitzort der Afrikanischen
Union, der erste Sondergipfel dieser Organisation statt.
a) Politische Beziehungen und Militärische
Konflikt zwischen Äthiopien und Eritrea
Die
Beziehungen zu Eritrea stehen seit der Abspaltung im Jahre 1993
im Mittelpunkt der Außenbeziehungen des Landes. Die nach dem
gemeinsamen Kampf der beiden Befreiungsbewegungen EPLF (Eritrean
People's Liberation Front) und TPLF (Tigray People's Liberation
Front) gegen das Derg-Regime von Mengistu zunächst guten Beziehungen
verschlechterten sich nach der Unabhängigkeit zunehmend und
mündeten schließlich in den blutigen Grenzkrieg von 1998-2000
mit ca. 100.000 Toten, der durch den Waffenstillstand vom 18.06.2000
und den Friedensvertrag von Algier vom 12.12.2000 beendet wurde.
Zur Sicherung des Waffenstillstands stationierten die Vereinten
Nationen eine Friedenstruppe (UNMEE United Nations - Mission in
Ethiopia and Eritrea) in einem 25 km tiefen Grenzstreifen auf eritreischem
Gebiet (Temporary Security Zone, TSZ), bis die Festlegung und Markierung
der umstrittenen Grenze durch die von beiden Seiten gebildete Grenzkommission
erfolgt sein würde.
Als Anfang November 2004 der äthiopische Außenminister
Seyoum Mesfin, zusammen mit Premier Meles Zenawi zu Besuch in Wien
war, sagte er "Es wird keinen neuen Krieg zwischen Äthiopien
und Eritrea geben." Er schließt kategorisch aus, dass
sich am Horn von Afrika jene Tragödie wiederholt, die zwischen
1998 und 2000 etwa 70.000 Menschen das Leben gekostet hat. Addis
Abeba tue alles, um eine Wiederholung des Konflikts zu vermeiden
und arbeite auch konstruktiv mit der UNO zusammen. (Presse 13.11.04)
b) Die Beziehungen Österreichs
zu Äthiopien Kaiser Menelik II.1899-1913
Die Beziehungen Österreichs
zu Äthiopien begannen schon in der Zeit Kaiserin Maria Theresia.
Eines der erfolgreichsten Geschäfte im Levantehandel Österreichs
war der Verkauf von Mariatheresientalern, die als beliebtes Zahlungsmittel
bis weit nach Afrika Verbreitung fanden.
Nach 1870 ersuchte der äthiopische Kaiser um Hilfe gegen das
Vorrücken Ägyptens. 1905 wurde zwischen den beiden Kaiserreichen
ein Vertrag abgeschlossen, 1912 das erste österreichische Konsulat
in Addis Abeba eingerichtet und nach dem Ersten Weltkrieg 1923 wiedereröffnet.
1926 wurde ein neuer Freundschafts- und Handelsvertrag abgeschlossen.
Auch während des Zweiten Weltkriegs blieben die geschäftlichen
und beruflichen Beziehungen bestehen. Kurz vor dem zweiten Weltkrieg,
als Italien Abessinien okkupierte, drang die italienische Regierung
bei der österreichischen Bundesregierung darauf, um seine Truppen
uneingeschränkt mit Talern ausstatten zu können, ihr im
österreichisch-italienischen Talervertrag von 1935 das Recht
zu Prägung von Mariatheresientalern auf die Dauer von 25 Jahren
einzuräumen. (Koschatzky, Wien-1979)
Nach dem Besuch Kaiser Haile Selassies
1954 in Wien wurde das Österreichische Konsulat 1956 wiedereröffnet
und schließlich 1964 in eine Botschaft umgewandelt.
Die Beziehungen zum Militärregime ab 1974 gestalteten sich
wegen der unterschiedlichen politischen Orientierung nicht sehr
intensiv. 1983 wurde ein Luftverkehrsabkommen getroffen, 1987 besuchte
eine äthiopische Delegation Österreich. Anlässlich
eines offiziellen Besuches des Ministers für Bergbau und Energiewesen
in Österreichs 1988 wurde die beginnende Zusammenarbeit auf
diesem Gebiet besprochen.
Nach dem Regimewechsel 1991 wurden die diplomatischen Beziehungen
intensiviert.
bei den Wahlen 1992 nahm Österreichs Botschaft an der Wahlbeobachtung
teil.
Nachdem Äthiopien schon 1993
zum Schwerpunktland der ÖEZA geworden war, wurde es Mitte der
90er Jahre zum Focus-Staat im Rahmen des Konzepts "Afrika 2000".1996
wurde ein EZA-Koordinationsbüro an der österreichischen
Botschaft eingerichtet.
Im Mai 1996 stattete der äthiopische Außenminister Seyoum
Mesfin mit einer hochrangigen Delegation einen offiziellen Besuch
ab, wobei auch das EZA-Rahmenabkommen mit Österreich unterzeichnet
wurde. 1997/98 wurden die bilateralen Kontakte auf dem Gebiet der
Entwicklungszusammenarbeit, der Kultur und Wissenschaft intensiviert
.
Im Februar 1999 besuchte Frau Staatssekretärin
Benita Ferrero-Waldner im Rahmen einer EU-Troika-Mission Äthiopien
und im Mai 1999 besuchte der äthiopische Kulturminister Woldemichael
Chemo Österreich. Im September 2002 besuchten die EZA-Sprecher/Innen
des österreichischen Parlaments Äthiopien.
Im August 1999 wurde die "Österreichisch-Äthiopische
Freundschaftsgesellschaft" gegründet, der im Rahmen der
bilateralen Kulturvermittlung eine wichtige Rolle zukommt.
Im November 2004 besuchte der äthiopische
Premier Meles Zenawi Österreich. Seit dem Besuch Kaiser Haile
Selasse 1954 war dies das erste mal, dass ein äthiopischer
Premierminister nach Wien gekommen ist.
Die ÖEZA an Äthiopien konzentriert sich seit Jahren auf
die Bereiche Energie, Landwirtschaft und ländliche Entwicklung,
ökologischer Tourismus und Gesundheitswesen; Frauenförderung
und Demokratieentwicklung sind seit 1998/99 ebenfalls ein Schwerpunkt.
Im Teilprogramm Energie richtet sich der Fokus auf die Gewinnung
von Elektrizität aus Wasserkraft mit Interventionsmöglichkeiten
des Baus von Kleinstwasserkraftwerken im Rahmen der ländlichen
Elektrifizierung, auf Experteneinsatz in der Erhaltung und Sanierung
von Klein- bis Großwasserkraftwerken und Training und Ausbildung
von Personal.
Die Bildungszusammenarbeit läuft
vorwiegend über Stipendienprogramme. Im Rahmen des Nord-Süd
Dialog Stipendienprogramms wurden im Jahr 2002 sechs Stipendien
für Doktoratsstudien an Mitglieder des Lehrkörpers ausgewählter
äthiopischer Universitäten sowie weitere vier Stipendien
für kurzzeitige Forschungsaufenthalte äthiopischer Wissenschafter
in Österreich vergeben.
Nahrungsmittelsicherung Teilprogramm wird der österreichische
Beitrag in der Steigerung landwirtschaftlicher Produktion und Schaffung
von Beschäftigungsmöglichkeiten ges
Gesundheitsbereich seit 2001 richtet
sich in diesem Teilprogramm der Fokus auf das von der Regierung
initiierte Sektorentwicklungsprogramm, welches gemeinsam mit den
Geberländern unter Federführung der Weltbank geplant und
durchgeführt wird.
Gender und Demokratie: In diesem Sektor sind zwei Querschnittsthemen
zusammengefasst; es werden vor allem Projekte mit äthiopischen
Institutionen durchgeführt. Hauptfokus bei Gender ist die Förderung
von Projekten, die die Gleichstellung von Mann und Frau breitenwirksam
voranbringen wollen. Auf dem Gebiet der Demokratie sollen vor allem
Maßnahmen zur Demokratisierung und der Beachtung der Menschenrechte
gestärkt werden.
Weibliche Genitalbeschneidung: Im Bereich der Gender-Arbeit richtet
sich die Aufmerksamkeit der ÖEZA vor allem darauf, die Problematik
der weiblichen Genitalbeschneidung ("female genital mutilation"
oder kurz FGM) in die laufende Projektarbeit zu integrieren bzw.
Akzente zu setzen, die bereits bestehende Initiativen unterstützen
Im Wissenschaftsbereich wurde im
November 1997 durch eine Wissenschaftsdelegation der Universität
Wien der Grundstein für eine paläo-anthropologische Kooperation
zur computertomografischen Untersuchung prähistorischer Schädelfunde
gelegt; 1998 wurde "Bodo Man", ein prähistorischer
Australopithecus afarensis, zu einer Ausstellung und Schädelvermessung
nach Wien gebracht, und auch über eine Wien-Reise von "Lucy"
wurde verhandelt. 1999 wurde die Kooperation intensiviert, u.a.
durch den Besuch des äthiopischen Kulturministers Woldemichael
Chemo im Mai, der an einer Anthropologischen Tagung des Instituts
für Humanbiologie in Wien und an computertomographischen Untersuchungen
humanbiologischer Fossilien teilnahm, die von Äthiopien zu
diesem Zweck kurzfristig an Österreich verliehen wurden. Im
Februar 2000 brachte eine internationale, interdisziplinäre
Forschungsmission unter Leitung von Prof. Horst Seidler, Vorstand
des Instituts für Humanbiologie der Universität Wien,
das eine Grabungserlaubnis für 10 Jahre erhielt, in der somalischen
Gadamaitu/Galila-Region eine große Zahl von Oberflächenfunden,
darunter den eines etwa 3 Mio. Jahre alten Hominidenzahns, hervor.
In Zusammenarbeit mit der Universität Wien wurde an der Universität
Mekele/Tigray ein "Institute of Human Origin" gegründet
und im Februar 2002 ein internationales Symposium über Anthropologie
am National Museum in Addis Abeba organisiert.
Literaturverzeichnis - Bibliographische Daten der
UB-Wien
1. Andrzej Batnicki und Joanna Mantel-Niec´ko - Historia Etiopii,
Wroclaw, 1971
2. Bahru Zewde - A history of modern Ethiopia, 1991,1993
3. Bairu Tafla - Ethiopia and Austria - 1994
4. Beyer, Rolf - Die Königin von Saba - 1987
5. Ewert, K. - Äthiopien - 1959
6. Gräbner, Dieter - Operation Salomon - 1992
7. Gräber, Angelika - Äthiopien - 1997
8. Haberland, Eike - Altes Christentum in Süd-Äthiopien
9. Hammerschmidt, Ernst - Äthiopien - 1967
10. Hasselblatt. G. - Äthiopien - 1979
11. Hein, Ewald - Äthiopien - Christliches Afrika, - 1999
12. Hinterwirth, Eva-Maria - Äthiopien 1994-1991
13. Kaplan, Steven - The Beta Israel /Falasha/ in Ethiopia - 1992
14. Kapuscinski, Ryszard - König der König - 2000
15. Krencker, D - Ältere Denkmäler Nordabessiniens. Tafeln.
- 1913
16. Littmann, E - Reisebericht der Expedition. Geschichte Aksums
- 1993
17. Matthies, Volker - Äthiopien, Eritrea, Somalia, Djibouti,
- 1997
18. Munro-Hay, Stuart - Catalogue of the Aksumite Coins in the Britisch
Museum-1999
19. Müller, C. - Märchen aus Äthiopien - 1992
20. Münzenberger, Ernst F. A. - Ein Blick auf die Geschichte
Abessiniens - 1892
21. Paller, Claudia A. - Die Jesuiten in Äthiopien 1555-1632,
- 1994
22. Pankhurst, Richard - The Ethiopians - 2001
23. Rohlfs, Gerhard - Meine Mission nach Abessinien - 1883
24. Ullendorff, Edward - The Ethiopian´s - 1990
25. Zimmermann, Martin - Eritrea - 1992
26. Zitelmann, Thomas - Oromiya Regional State - Äthiopien
1997 - 1999
27. K. Christ - Römische Geschichte, München, 1988
28. RE - Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft,
neue Bearbeitung, München
29. Garsang - Meroe, Oxford, 1911
30. Griffith - Meroe the city of the Ethiopians being an account
of a first season´s Excavation on the site 1919/10, Oxford
1911, 3. (Grohmann)
Skriptum von Kulturanthroplogie
und Geschichte Äthiopiens erhältlich in der Fachbuchandlung
für Biologie. Facultas Bio-Shop UZA 1, Althanstrasse 14, 1090
Wien Einführung Kulturanthropologie und Geschichte Äthiopien
- Universität Wien- Institut für Anthropologie
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Amharisch
ist meine Muttersprache und als Kind habe ich keinen Kindergarten
besucht, sondern wir sind zu einem Priester geschickt worden, der
uns das Amharische Alphabet
Fidel (ፊደል)
unterrichtete. Nach den Buchstaben kommt man in die nächste Stufe
Abugeda (አቡጌዳ),
hier lernt man die verschiedenen Buchstabenkombinationen. Wenn man
diese zwei Teile beherrscht, kann man lesen und schreiben und man
kommt in die nächste Stufe Meliktä(
መልክተ).
Nach Meliktä lernt man perfekt Lesen, diese Stufe nennt man Wengel
(ወንጌል)
dann
Dawit (ዳዊት).
Mit diesen Kenntnissen kann man in der Grundschule in die zweite
oder dritte Klasse aufgenommen werden. Die Amharische Schrift, die
von oben links nach unten rechts geschrieben wird, besteht aus 33
Konsonantenzeichen, die jeweils mit den Vokalen a, u, i, a, e, ei,
o - verbunden werden können. Das Amharische hat 33 Phnom bestand:
jede Buchstabe hat sieben verschiedene Schriftordnungen. (Links
Bild)
In
der Grundschule bis zur sechsten Klasse habe ich alle Fächer in
amharisch und zusätzlich jeden Tag die englische Sprache unterrichtet
bekommen. Nach der sechsten Klasse habe ich die sogenannte Ministerium-Prüfung
abgelegt und bin dann weiter in die Junior Secondary School (7.
und 8. Klasse) gekommen. Hier werden alle Fächer in englischer Sprache
unterrichtet, aber auch weiter die amharische Sprache mit Grammatik
und Literatur. Die Ministerium-Prüfung (nach der 6. Klasse, aber
auch nach der 8.Klasse) wird im ganzen Land, zur selben Zeit mit
denselben Prüfungsfragen in „Multiple chose“-Form abgehalten. Danach
bin ich in die Secondary High School mit verschiedenen Fachrichtungen
gekommen. Hier war ich bis zur Matura.
Durch
den Unterricht in Englisch und Amharisch, bin ich es gewohnt, die
englische Sprache wie eine zweite Muttersprache zu verwenden. Nach
der Matura habe ich ein Stipendium in Rußland bekommen und dort
habe ich die Russische Sprache gelernt. Dann habe ich mich schicksalhaft
in eine Wienerin verliebt und kam nach Wien, wo ich Deutsch lernen
mußte. In Wien habe ich Geschichte studiert. Nachdem ich aber dann
genau wußte wie schwer die Deutsche Sprache ist, habe ich beschlossen
meine Muttersprache für die Wienerinnen zu unterrichten.
Da
die Amharische Sprache sehr schwer ist, ist sie nicht so locker
zu lernen, aber wenn man mit Interesse anfängt, kann man fast selbständig
bis zu einem gewissen Grad die Sprache beherrschen lernen. Leichter
wird es natürlich, wenn man das Land besucht oder in Wien Kontakt
mit äthiopischen Menschen findet oder auch die äthiopische Kirche
in Schwechat besucht oder es freut mich wenn Interessanter zu mir
in den Amharisch-Sprachkurs der Brigittenauer Volkshochschule kommt.
In
Äthiopien werden über 80 Sprachen gesprochen. Amharisch -
Amarinja - die Sprache der Amhara - ist eine davon. Das Amharische
gehört zum (süd-)semitischen Zweig des Afroasiatischen und wird
von etwa 18 Mio. Menschen als Muttersprache gesprochen und von weiteren
4 Mio. Äthiopiern als Zweitsprache verwendet. Auf Bundesebene ist
es auch die Amtssprache Äthiopiens. In
einzelnen Bundesstaaten, deren Grenzen entlang
Sprachgrenzen gezogen wurden, werden in Grundschulen und in örtlichen
Verwaltungen regionale Sprachen wie Oromo, Harari, Somali, Afar,
Kafficho u.a. aber auch Amharisch verwendet. Bildungssprache und
Unterrichtssprache in den Oberschulen ist Englisch.
Die Amharische Sprache (lesana negus, Sprache des Königs) ist eine
semitische Sprache und seit der Ablösung der altäthiopischen Sprache
(Ge'ez) durch neuere Sprachformen Amtssprache in Äthiopien und Hauptverkehrssprache
angrenzender Länder. Die Sprache ist nach dem Volk der Amharen benannt.
Für Rastafaris ist die Sprache noch heute eine heilige Sprache,
da sie Haile Selassie I., den letzten Kaiser
Äthiopiens als wiedergekehrten Messias verehren.
Das Amharische gehört zum (süd-) semitischen Zweig des Afroasiatischen.
Es hat 34 Phoneme: jeder Buchstabe hat sieben verschiedene Schriftordnungen.
Diese Ordnungen setzen sich aus Strichen, die von oben nach unten,
und von links nach rechts laufen.Die Amharische Sprache besitzt
eine eigene Schrift, die aus der sabäischen entwickelt wurde. Sie
wird von links nach rechts geschrieben.
Äthiopien ist der älteste unabhängige, heute noch bestehende Staat
Afrikas und einer der ältesten der Welt. Das Alte Testament berichtet,
wie die Königin von Saba die Stadt Jerusalem bereiste. Der Legende
nach gründete Menelik I., Sohn von König Salomon und der Königin
von Saba, das Äthiopische Reich. Überreste Millionen Jahre alter
Vor-Menschen (Australopithecus afarensis) wurden in Äthiopien gefunden,
unter anderem 1974 das gut erhaltene Skelett von "Lucy" in der Afar-Senke,
dem Gebiet der Afar-Nomaden.
Dr.
Desta Alemu
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Amharisch
- die offizielle Sprache Äthiopiens
Autor ---- Dr.
Desta Alemu
In
Äthiopien werden über 80 Sprachen gesprochen. Amharisch
- Amarinja (a&r) - die Sprache der Amhara - ist eine davon.
Das Amharische gehört zum (süd-)semitischen Zweig des
Afroasiatischen und wird von etwa 18 Mio. Menschen als Muttersprache
gesprochen und von weiteren 4 Mio. Äthiopiern als Zweitsprache
verwendet. Auf Bundesebene ist es auch die Amtssprache Äthiopiens.
In einzelnen Bundesstaaten, deren Grenzen entlang
Sprachgrenzen gezogen wurden, werden in Grundschulen und in örtlichen
Verwaltungen regionale Sprachen wie Oromo, Harari, Somali, Afar,
Kafficho u.a. aber auch Amharisch verwendet.
Bildungssprache und Unterrichtssprache in den Oberschulen ist Englisch.
Die Sprachen Äthiopiens gehören zwei großen
Sprachfamilien an: dem Afroasiatischen (früher Semito-Hamitisch
genannt) und dem Nilo-Saharanischen.
Die Amharische Sprache (lesana negus, Sprache des
Königs) ist eine semitische Sprache und seit der Ablösung
der altäthiopischen Sprache (Ge'ez) durch neuere Sprachformen
Amtssprache in Äthiopien und Hauptverkehrssprache angrenzender
Länder. Die Sprache ist nach dem Volk der Amharen benannt.
Für Rastafaris ist die Sprache noch heute eine heilige Sprache,
da sie Haile Selassie I., den letzten Kaiser Äthiopiens als
wiedergekehrten Messias verehren.
Das Amharische gehört zum (süd-) semitischen
Zweig des Afroasiatischen. Es zählt zu den hamito semitische
Sprachen, welche eine wichtige Sprachgruppe in Nord-, Nordost- und
Zentralafrikas und des Nahen Ostens sind. Man nimmt an, dass sich
die hamitosemitischen Sprachen aus einer Grundsprache entwickelten,
die um das 7. Jahrhundert v. Chr. bestand. Die ältesten Sprachen
dieser Gruppe gehen bis ins 3. Jahrtausend v. Chr. zurück.
Es hat 34 Phoneme: jeder Buchstabe hat sieben verschiedene Schriftordnungen.
Diese Ordnungen setzen sich aus Strichen, die von oben nach unten,
und von links nach rechts laufen.
Ge'ez (auch Geez, Aksumitisch oder Altäthiopisch)
war die Sprache des Reiches von Aksum und war auch lange darüber
hinaus bis ins 19. Jahrhundert die Hauptschriftsprache in Äthiopien.
Heute ist sie die Kirchensprache der äthiopischen und eritreischen
christlichen Kirchen. Ge'ez gehört zur nördlichen Gruppe
der äthiosemitischen Sprachen, einem Zweig der südsemitischen
Sprachen. Typologisch steht die äthiopische Sprache zwischen
den klassischen semitischen Sprachen (zum Beispiel Arabisch) und
den modernen äthiopischen Sprachen.
Als Hauptschriftsprache Äthiopiens wurde das Ge'ez vom Amharischen
abgelöst, das zwar schon seit dem 13. Jahrhundert die Sprache
des Königshofes war, aber nur in geringem Umfang schriftlich
verwendet wurde. Bis heute dient die äthiopische Sprache als
Sakralsprache der äthiopisch-orthodoxen Kirche und der Äthiopisch-Katholischen
Kirche. Die äthiopische Sprache besitzt eine eigene Schrift,
die aus der sabäischen entwickelt wurde. Sie wird von links
nach rechts geschrieben.
Äthiopien ist der älteste unabhängige,
heute noch bestehende Staat Afrikas und einer der ältesten
der Welt. Das Alte Testament berichtet, wie die Königin von
Saba die Stadt Jerusalem bereiste. Der Legende nach gründete
Menelik I., Sohn von König Salomon und der Königin von
Saba, das Äthiopische Reich. Überreste Millionen Jahre
alter Vor-Menschen (Australopithecus afarensis) wurden in Äthiopien
gefunden, unter anderem 1974 das gut erhaltene Skelett von "Lucy"
in der Afar-Senke, dem Gebiet der Afar-Nomaden.
Bereits im 3. Jahrhundert, ca. 100 Jahre bevor im
alten Rom das Christentum zur offiziellen Staatsreligion erklärt
wurde, war diese Kirche bereits die offizielle Staatskirche des
alten Äthiopien. Die Portugiesen traten 1493 zum ersten Mal
mit Äthiopien in Kontakt, überwiegend um ihre Herrschaft
im Indischen Ozean zu festigen und den katholischen Glauben zu verbreiten.
Diese Mission wurde später durch den Jesuitenorden fortgesetzt.
Ihre Strategie einer Bekehrung des gesamten Landes scheiterte jedoch,
da sich äthiopische Kleriker und Adlige gegen den bereits bekehrten
Kaiser auflehnten, diesem die Herrschaft entrissen und die Jesuiten
für mehrere Jahrhunderte des Landes verwiesen. Das Land zerfiel
in die Teilkönigreiche Amhara, Tigray und Shewa .
Die erste ernstzunehmende Konfrontation mit den
europäischen Nationen fand im Zuge des Kolonialismus statt,
zunächst unter Kaiser Tewodros II. mit den Engländern,
dann am Ende des 19. Jahrhunderts mit der Expansion des italienischen
Kolonialraumes, ausgehend von der Kolonie Eritrea. Unter dem Vorwand
kleinerer Zwischenfälle an der äthiopisch-eritreischen
Grenze, marschierte die italienische Armee in Äthiopien ein.
Trotz der klaren Überlegenheit der modernen Waffen der europäischen
Invasoren, gingt die entscheidende Schlacht von Adwa am 1. März
1896 jedoch zugunsten der äthiopischen Streitmacht aus. Im
Vertrag von Addis Abeba mußte Italien am 26. Oktober 1896
Kolonialträume aufgeben. Somit blieb die Unabhängigkeit
des Kaiserreichs bis zum erneuten Angriff des faschistischen Italiens
im Jahr 1936 erhalten. Die ehrgeizigen Expansionspläne Benito
Mussolinis mündeten 1935 schließlich in einem erneuten
- dieses Mal erfolgreichen - Einmarsch. Durch die überwältigende
waffentechnische Übermacht (Panzer, aber vor allem der Einsatz
von Giftgas) und den Erfahrungen aus dem ersten Waffengang, fiel
Addis Abeba im Italienisch-Äthiopischen Krieg innerhalb kürzester
Zeit.
Nach dem Zweiten Weltkrieg suchte Kaiser Haile Selassie
ausländische Unterstützung für ein Modernisierungsprogramm
des Landes. Anfang der 1970er Jahre geriet das Kaiserreich in eine
schwere Krise. Die Inflation in Folge der Dürrekatastrophe
von 1973 und der Ölkrise löste in Äthiopien Massendemonstrationen
von Studenten und Streikwellen aus. Kaiser Haile Selassie wurde
am 12. September 1974 gestürzt. Das Militär bemächtigte
sich schnell der Revolution, die studentische Bewegung spaltete
sich in eine ethnische und eine sozialistische Opposition. Ein provisorischer
Militärverwaltungsrat übernahm unter Führung von
Major Mengistu Haile Mariam die Macht. 1975 wurde die Monarchie
abgeschafft und das ehemalige Kaiserreich sozialistische Volksrepublik.
1991 kollabierte das Regime schließlich, Regierungschef Mengistu
Haile Mariam floh nach Simbabwe. Unter der neuen Interimsregierung
Meles Zenawis erlangte Eritrea im April 1993 nach fast dreißig
Jahren Krieg die Unabhängigkeit. Grenzstreitigkeiten und vermutlich
auch ökonomische Zwiste führten im Mai 1998 jedoch erneut
zum Krieg der beiden Länder. 2005 fanden Nationalratswahlen
statt und die Opposition ging dabei als Sieger hervor. Von der Regierung
wurde das Ergebnis lange nicht anerkannt und wieder kam es zu Konflikten
und Unruhen im gesamten Land.
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Ethiopians
in Austria
Verein zur Förderung
der äthiopischen Kultur, Sprache, Sport, Kunst und Mode für
Kinder und Erwachsene.
ABUGIDAWIEN
STATUTEN
- Unterstützung
von Kindern und Erwachsenen, die Äthiopische Sprachen, Sportarten
und Kulturanthropologie kennenlernen wollen.
- Unterstützung
von Schulkindern, die ihre Muttersprache Amharisch lernen wollen.
- Unterstützung
von Freunden Äthiopiens mit verschiedenen Informationen über
Kultur, Geschichte, etc.
- Gründung
eines zentralen Büros für Zusammentreffen, für
Ausstellungen und Bibliothek, etc.
- Gründung
einer Zeitschrift in Amharischer, Englischer und Deutscher Sprache
und auch Publikation in Buchformen.
- Förderung
des Tourismus und anderer Projekte in Österreich und in Äthiopien
durch Informationsabende und Vorträge.
- Förderung
der Freunde Äthiopiens in Österreich, Kontakte zwischen
Äthiopien und Österreich zur Erlangung eines positiven
Images.
- Solidarische
Beziehungen Österreichs und der Europäischen Union zu
Äthiopien und den Ländern Ostafrikas.
- Förderung
der Integration und des Zusammenlebens von Jung und Alt und gegen
Rassismus in Österreich.
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- Solidarität wirkt! Unterstützen Sie uns dabei: We
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- Über Ethiopian Cultural Center
ABUGIDAWIEN - ZVR: 761814875 - Verein zur Förderung der äthiopischen
Kultur, Sprache, Sport, Kunst und Mode für Kinder und Erwachsene.
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Ethiopians in Vienna Austria ============================================
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einem großen Teil durch Spenden finanziert. : Raiffeisenbank
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The Austrian-Ethiopian Society is a non-governmental
organization (NGO) with the purpose of :
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Austrian and Ethiopian citizens, their institutions and companies.
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achievements between Austrians and Ethiopians.
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Society (AES) General Assembly 2013: 28 October 2013, Vienna, Austria
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Addendum:§ add 1 EN: The Austrian-Ethiopian Society follows
a technical approach according to the general procedure of UNIDO,
beyond all political considerations.
§ add 1 DE: Die Österreichisch-Äthiopische Gesellschaft
folgt technischen Ansätzen entsprechend der generellen Vorgangsweise
der UNIDO, jenseits politischer Kalküle.
§ add 2 EN: The Austrian-Ethiopian Society is focussing on
development cooperation projects.
§ add 2 DE: Die Österreichisch-Äthiopischen Gesellschaft
konzentriert sich auf Projekte der Entwicklungszusammenarbeit.
Mag. Phil. Andreas G. Andiel,
President of the Austrian-Ethiopian Society (since 2013)
Tel: (+43 / 660) 762 1873
E-Mail: Andreas.Andiel@gafeias.org
- AES President: Mag. Andreas G. Andiel
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