Mein Leben
In
der lieblichen Wachau, wo die blaue Donau leise durch die sanften Hügel
strömt, wurde ich an einem Sonntagmorgen im Mai 1958 geboren. Die Sonne
schien auch wirklich, und über allem lag der süße Duft der
Marillenblüte.
Dass
ich ein wahres Sonntagskind bin, hat mir immer Glück gebracht. Auch
beim schönen Geschlecht. Wer die kräftigen und doch so anmutigen
Wachauer Mädchen kennt, der weiß, dass sie ein fröhliches Gemüt
besitzen und ein solches auch bei den Burschen zu schätzen wissen.
Schon
früh aber habe ich mich dem Wundervollsten verschrieben, das die Welt
zu bieten hat: der Musik! Was kann es denn Schöneres geben, als in
trauter und ausgelassener Runde bei einem guten Tropfen Wein bis tief
in die Nacht hinein zu singen und zu tanzen? Wie viele Freunde habe ich
doch dabei gewonnen, Freunde fürs ganze Leben, die mich später auch
durch schwere Zeiten begleitet haben!

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Ja,
auch die schweren Zeiten gab es in meinem Leben. Nachdem ich bald
stromauf, stromab bekannt geworden war, beschloss ich, aufzubrechen, um
in der Fremde mein Glück zu versuchen. Viele Jahre lang trug ich meine
Lieder in viele Länder dieser Welt, bis mich ein heimtückisches Leiden
fern der Heimat ans Krankenbett fesselte. Zwar kam ich wieder auf die
Beine, doch war meine Stimme nicht mehr dieselbe, und auch mein Gehör
hatte sehr unter der Krankheit gelitten. Es war ein harter Schlag: Vom
Schicksal des Liebsten beraubt, das ich hatte? Es durfte nicht sein!
Wenn ich auch nicht mehr singen konnte, so wollte ich
dem besten Freund, den ich hatte, doch treu bleiben: Der Musik. Wer
würde sich hier nicht des großen Beethoven entsinnen, der trotz seiner
teuflischen Hörschwäche munter weiterkomponierte? Ungebrochenen Mutes
fuhr ich also damit fort, meine Lieder zu schreiben.
Aber
auch die Mimenkünste hatten es mir mittlerweile angetan! So durfte ich
schon bald die schönsten Rollen spielen, die unsere großen Dichter einst
ersonnen haben, und war auf den namhaftesten deutschen Bühnen
wohlgelitten. Nicht nur Faust und Hamlet durfte ich verkörpern, nein,
auch König Lear und den Jedermann. Bei all der Tragik aber zieht es mich
doch immer wieder zu den heiteren Seiten dieses Lebens hin, sodass ich
mich fortan vermehrt den närrischen Figuren des Johann Nestroy und des
Ferdinand Raimund widmen will -
nicht ohne meiner
Liebe zur Musik auch weiterhin zu frönen.
Meine Lieder
nämlich schreibe ich auch weiterhin. Es sind die Lieder eines Sonntagskindes, das auch
Regentage kennt, Balladen voller Fröhlichkeit und Weisheit.
Wenn
ein wenig dieser Fröhlichkeit und Weisheit die Herzen meiner Zuhörer
berührt, dann weiß ich, dass sich meine Treue zur Musik gelohnt hat.
Ihr
Max Ross
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