ZeitRäume inszenieren und erinnern.
Imaginäre Zufallsmomente bei Michael Michlmayr

Claudia Marion Stemberger

„Dabei wird immer peinlicher deutlich, daß Raum mit Zeit unentwirrbar vorgestellt und begriffen zu sein hat. Das ist peinlich, weil bisher diese beiden (sagen wir einmal) Dimensionen als miteinander verbunden (und nicht als miteinander verworren) erlebt und angesehen wurden.“ (Vilém Flusser)


Gleichsam unentwirrbar verknüpft Michael Michlmayr in seinen Digitalfotografien fragmentierte reale Zeitmomente und Orte mit dem Imaginären. Das Aufeinandertreffen dieser unentwirrbaren Dimensionen arrangiert der Künstler bisweilen wie auf einer Bühne und setzt seine Figuren in scheinbar zufälligen Begegnungen neu zusammen. Dabei ist die Referenz an die außerbildliche Existenz von Stadträumen, Menschen oder Gebäudeteilen zwar vorhanden, wenngleich das Ergebnis eine Fiktion herstellt, die eine Realität nur vorgibt. Denn der Spuren des real Dagewesenen können wir uns infolge der Digitalfotografie nicht mehr versichern, die Beweisfunktion ist der Fotografie auf immer entronnen. Galt die analoge Fotografie noch als direkter Abdruck der Wirklichkeit, so erscheint uns bei der digitalen Fotografie das Bild mit Hilfe der Bildverarbeitungsprogramme des Computers als manipuliert.

Im Rahmen seiner in der Wiener Galerie Denkraum gezeigten Ausstellung „ZeitRäume“ fasst der Künstler Arbeiten zusammen, in welchen er Menschen im Stadtraum arrangiert; einmal zufällig positioniert, ein anderes Mal geometrisch angeordnet oder in horizontalen wie vertikalen Streifen aufgereiht. Nicht nur verleiht er dem Raum dabei einen Rhythmus, sondern erzeugt „Zeitspekulationen“ aufgrund der kinematographischen Verwandtschaft. Wir werfen den Blick hoch oben von einem Gebäude wie auf einen Stadtplan hinunter, stehen einem Gebäude en face gegenüber oder begegnen der (urbanen) Raumerfahrung vom Boden her gedacht....

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ZeitRäume

von Karin Seidner