Wer hätte damals, Mitte der 80er Jahre, schon gedacht, dass Katja Keller dereinst als kesse Lesbe ein Millionenpublikum begeistern würde?! Sie selbst jedenfalls nicht. Schauspielerei? Nein, nein. Etwas anständiges wollte sie lernen, einen soliden Beruf. "Einerseits fand ich Uniformen chic. Also wollte ich Polizistin werde. Andererseits wollte ich die Welt kennen lernen. Und deshalb dachte ich auch an Hotelkauffrau." Katja lacht.

Schnell wurde ihr klar, dass ihre Vorstellungen und die Wirklichkeit meilenweit auseinander lagen. Also machte sie iht Fach-Abitur und fand eine Lehrstelle als Versicherungskauffrau. Mit zusammengebissenen Zähnen zog die Ausbildung durch - obgleich ihr schon nach einem Jahr klar war: "Das ist es nicht!"

 

Nur konsequent, dass Katja nach bestandener Prüfung die Klamotten hin schmiss. Die sichere Stelle tauschte sie 1988 gegen einen Bedienungsjob in einer Bruchsaler Kneipe ein. Das war zwar Knochenarbeit, aber trotzdem eher nach Katjas Geschmack: "Der spinnt!" Denn in ihren Ohren klangen noch die Worte nach, die Heimo, ihre erste große Liebe, ihr einst gesagt hatte: "Du singst, als wärest du sieben Jahre mit den Krähen geflogen!" Nicht eben ein Kompliment ...

Doch Überraschung: Von ihrem Gesang waren alle sehr angetan. Wenig später - 1989 - hatte sie ihre erste Band, "Blaulicht", ein reiner Polizistenverein. Wenig Schlaf fand Katja in sier Zeit: abends bedienen, Musik machen am Wochenende und al Verpackerin in einer Parfumerie, um noch ein paar Mark dazu zu verdienen. Sie wusste: "Ich brauche Geld, denn eines Tages werde ich weggehen." Als sie von der Stage School of Music, Dance and Drama in Hamburg hörte, fand Katja, dass das eine Perspektive sein könnte. "Ich kann es ja mal versuchen!" sagte sie sich. die Bühne, spürte sie, könnte ihr Leben werden ...

Ein Großteil ihte Mitbewerber bei der Aufnahmeprüfung 1990 hatte schon jahrelang Schauspielunterricht genommen. "Wie konnte ich mir nur einbilden, ich hätte eine Chance?!" fragte sich Katja wieder und wieder. Doch ihre Entschlossenheit und iht Mut überzeugten. Und war sie früher an der Realschule im heimischen Ubstadt gerade mal Mittelmaß, gehörte die hier von Anfang an zu den Besten. Noch während ihrer Ausbildung durfte sie die schule bei Gala-Vorführungen repräsentieren.

 

Hamburg, spürte Katja, war ihre Welt. Sie, das Mädel vom Lande, ließ sich als erstes eine kesse Kurzhaarfrisur schneiden und ein Tattoo verpassen. "Alle waren crazy, alles war hip, und ich war mittendrin!" erzählte sie.

Dann trat 1993 Udo Lindenberg in ihr Leben. Der suchte eine Sängerin, die sich auch auf der Bühne was traut - Katja eben. Von nur an ging alles rasend schnell. Ein halbes Jahr später war die erste Platte fertig. "Es war eine Mischung von allem. Man merkte: Da ist eine Sängerin, die auf der Suche ist!" erzählte Katja.

Doch der große Erfolg blieb aus. Ein bißchen geblendet war sie von den tollen Typen , die alle so genau wussten, welche Musik für sie richtig ist. Doch schließlich - 1995 - kapierte sie: "Ich darf nicht an die Öffentlichkeit gehen, wenn ich nicht weiß, was ich will!"

Einige zeit später landete sie - hochglanzgedruckt - im Katalog ihrer Agentur auf dem Schreibtisch von Silke Klug-Baader. "ie könnte eine Lesbe spielen!" fand Silke, lud Katja zum Casting ein - der Rest ist bekannt.

Die Rolle der Billi liegt ihr, auch wenn Katja eine so problemsüchtige Partnerin wie Andrea nicht ertragen würde. Doch beide, Billi und Andrea, sind offen, spontan - Powerfrauen. beide brauchen jede Menge Freiraum - "dabei bin ich total besitzergreifend", gesteht Katja eine Schwachstelle ihres Charakters.

Seit Tochter Mojo da ist, ist Katjas Leben ruhiger geworden. Das Mutterglück strahlt ihr aus allen Knöpflöchern.