ENTSTEHUNGSGESCHICHTE
GRÜNDUNG
SINN UND ZWECK
ENTWICKLUNG UND WACHSEN
Die „Weekendsiedlung Neufeldersee“ erfreute sich in den vergangenen Jahren immer größerer Beliebtheit. Die Anfragen über zum Verkauf stehende Grundstücke, die bei mir per Mail eintreffen, reißen nicht ab. Durch den Generationenwechsel, der sich seit einigen Jahren bemerkbar macht, ziehen immer mehr junge Ehepaare, oft mit Kindern, hierher. Viele von ihnen wählen die Siedlung als Hauptwohnsitz und werden Burgenländer. Es mag sein, dass ihnen allen die Vorgeschichte unserer Siedlung unbekannt ist.
Aus diesem Grund möchte ich die geschichtlichen Hintergründe in Erinnerung rufen und Ihnen aufzeigen, wie die Anfänge waren und wir alle zum heutigen Stand beigetragen haben.
Die Entstehung und Gründung unseres Vereins „Weekendsiedlung Neufeldersee I“ ist eng mit der Entstehungsgeschichte dieser Siedlung verknüpft.
Viele der älteren Herrschaften, die an den Anfangsphasen dieser Siedlung beteiligt waren, können sich sicher noch an die „ersten Jahre“ erinnern.
Bevor es überhaupt eine Weekendsiedlung gab, war an Stelle des heutigen Neufeldersees ein Lignit-Braunkohle-Bergwerk im Tagbau mit Stollen und Schächten und riesigen Abraumhalden.
Die Siedlung gegenüber des Bahnhofes und entlang der heutigen Landegger Straße war die „Arbeitersiedlung“, die Arbeiterkolonie, und beherbergte die kinderreichen Familien der Bergleute.
In der Mitte des 19. Jahrhunderts arbeiteten bereits an die 400 Männer und etwa 130 Frauen und Kinder im Bergbau. Als zu Beginn des 20. Jahrhunderts die qualitativ hochwertigere Kohle aus Schlesien die Neufeld-Kohle vom Markt drängte, entschloss man sich zur Stilllegung der Grube. Da zudem noch immerwährende Wassereinbrüche die Arbeiten erschwerten, wurde der Bergbau als unrentabel eingestuft.
Der große Anstich einer gewaltigen Wasserader setzte dem Kohletagbau in Neufeld dann ein jähes Ende. Die Wassermassen brachen mit solcher Geschwindigkeit in Stollen und Schächte und füllten den Grubenboden mit solcher Vehemenz, dass ein Großteil der Maschinen und Gerätschaften im Stich gelassen werden musste.
Noch heute finden Taucher auf dem Seegrund, der damaligen Talsohle, Bergwerksgerät aus vergangenen Tagen. Die tiefste Stelle des Neufeldersees ist ein senkrecht in die Tiefe gehender Schacht von ca. 60 Metern.
Der Neufeldersee war wegen Tiefe und Reinheit seines Wassers bereits in den 30er-Jahren des vorigen Jahrhunderts ein beliebter Badesee.
In den 50er-Jahren des 20. Jahrhunderts bezahlte man beim Grundstückskauf für 1 m² ÖS 1.-
Neufeld hatte damals ca. 2000 Einwohner und war ein Ort mit dörflichem Charakter. Es gab 7 Gasthäuser, 4 Fleischhauer, 5 Bäcker, 4 Lebensmittelgeschäfte – wobei die Fa. Steurer als größtes eine Verkaufsfläche von 35 m² im Ortsteil Nussdorf hatte – und 2 Trafiken. Unter den Gewerbebetrieben gab es eine Tischlerei, Glaserei, einen Elektriker, Schlosser, 2 Frisöre, eine Kohlenhandlung und ein Bad. Die Hanf-Jute-Fabrik und ein Chemieunternehmen waren für viele Menschen der Umgebung die einzigen Arbeitgeber.
Als die Gemeinde Neufeld das heutige Strandbad-Gelände kaufte, wurde auch bald mit den ersten Parzellierungen begonnen.
Als die Esterhazy’sche Domänenverwaltung mit Grundstücksvermessungen begann, war der Grundstein für die „Weekendsiedlung“ gelegt. In den 70er-Jahren war ein Großteil der Siedlung I parzelliert, die Infrastruktur steckte jedoch noch in den Kinderschuhen. Es gab weder asphaltierte Straßen noch Wasser, Kanal, Straßenbeleuchtung oder Strom. Die Zählerblöcke standen zwar auf den Badewegen, doch die Grabarbeiten zum Verlegen der elektrischen Erdleitungen quer durch den eigenen Garten musste jeder selbst vornehmen.
1977 wurde mit dem Bau des Kanals begonnen, bald darauf folgten Straßenbeleuchtung, Telefon und Asphaltierung der Straßen.
Ab 1979 wurde der Müll vom „Müllverband Mittleres Burgenland“ entsorgt, vorher geschah dies durch einen Hornsteiner Bauern gegen Kostenberechnung.
Er brachte den Abfall auf eine Hornsteiner Deponie.
Zu diesem Zeitpunkt zählte sich jeder Siedler zu Neufeld zugehörig. Es hieß ja schließlich „Weekendsiedlung Neufeldersee“, eingekauft wurde in Neufeld, zum Arzt ging man nach Neufeld und die Postleitzahl hatte man ja auch von dort.
Bald wurden innerhalb der Siedlung Stimmen nach einer Interessensvertretung laut. Der Gedanke, einen Verein zu gründen, setzte sich fest.
In den 70er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurde das Interesse an Pachtgrundstücken am Neufeldersee immer größer. Aus diesem Grund begann die Esterhazy’sche Domänenverwaltung Pläne für die Anlage eines zweiten Siedlungsteiles zu wälzen.
Die Siedlung II ( Straßen von V bis VIII, IX bis XIV ) wurde vermessen, parzelliert und verpachtet. Zur damaligen Zeit war die Weekendsiedlung eine Wochenend-Siedlung im wahrsten Sinn des Wortes. In den Sommermonaten erwachte sie zu regem Leben, kinderreiche Familien verbrachten hier die Ferienmonate, es wurden aus kleinen hölzernen Badehütten mit Kübelklo Bungalows oder kleine Einfamilienhäuser, die jedoch alle nicht winterfest waren. Sobald der Herbst ins Land zog, wurden Wasserleitungen entwässert, Pumpenkessel entleert, Fensterläden geschlossen und die Weekendsiedlung versank in den Winterschlaf.
Es gab nur ganz wenige – mutige – Pächter, die schon damals ganzjährig in der Siedlung wohnten. Sie freuten sich immer auf diese stille Zeit, denn dann gehörte die Siedlung sozusagen ihnen. Ohne auf den Verkehr achten zu müssen konnte man auf den Straßen spazieren gehen. Die Geselligkeit in den Wintermonaten wurde unter den „Dagebliebenen“ groß geschrieben, in schneereichen Wintern verwandelte sich die Siedlung in eine Märchenlandschaft.
In den 90er-Jahren gab es einmal derart schwere Schneeverwehungen, dass der Schneepflug stecken blieb, eine Schneefräse aus Eisenstadt angefordert werden musste und die Hunde von einem Grundstück zum anderen spazieren konnten, weil der Schnee höher war als die Zäune.
Während einer der damaligen geselligen Runden wurde festgestellt, dass fast jede noch so kleine Kegelrunde, Kartenspielergruppe oder Spargemeinschaft einen Verein hätte, nur die große Anzahl der Esterhazy-Pächter wäre durch niemanden nach außen hin vertreten.
Alsbald begannen in den verschiedenen Straßen engagierte Leute Unterschriften zu sammeln, um das Interesse für eine Vereinsgründung herauszufinden.
Da das positive Echo groß war, gab es im Jahre 1985 die konstituierende Sitzung zur VEREINSGRÜNDUNG. Statuten wurden festgelegt und als 1. Obmann trat Hr. STROHBERGER aus der Straße 4 sein Amt an.
Da er leider durch einen tragischen frühen Tod schon einige Monate später aus dem Leben gerissen wurde, übernahm Hr. AUSSPRUNG aus der Straße 2 die Obmannschaft.
Im Laufe der nächsten Vereinsjahre traten viele in die Fußstapfen ihrer Vorgänger, es folgten die Hrn. GERBER ( Str. 11 ), KLEISS ( Str. 5 ) und STAFFEL ( Str. 6 ).
Mit der derzeitigen Obfrau, Fr. HARBICH ( Str. 4 ) trat erstmalig eine Frau an die Spitze des Vereinsvorstandes.
Im Zuge der langjährigen Vereinsarbeit kristallisierte sich immer mehr heraus, dass die Weekendsiedlung zwar an Neufeld Badegebühren bezahlte, die telefonische Vorwahl und die Postleitzahl die von Neufeld waren, eingekauft in Neufeld wurde, ins Gasthaus, zum Arzt und aufs Postamt in Neufeld gegangen wurde, die Siedlung und der Großteil des Sees jedoch keinesfalls Neufeld war! Die Siedler und Anrainer mussten entdecken, dass sie zu HORNSTEIN gehörten.
Hornstein, eine Ortschaft, die weit weg vom Schuss lag, die kaum einer der Weekendsiedler je besuchte und die sich bis dato auch kaum um die zu ihnen gehörige Siedlung gekümmert hatte.
Als großer Verdienst ist dem damaligen Obmann, Hrn. Staffel, zuzuordnen, dass er den Kontakt zur Gemeinde Hornstein aufbaute, intensivierte und begann, dieses Bewusstsein den Pächtern der Siedlung näher zu bringen.
Die Tafel am Beginn der Siedlungseinfahrt „Seesiedlung Hornstein“ manifestierte die Änderung im Denken der Anrainer. Von dieser Zeit an begann die Seesiedlung auch in den Köpfen der Hornsteiner zu existieren, ein Miteinander und Engerrücken zeichnete sich ab.
Heute weiß jeder - insbesondere die Hauptwohnsitzer, die immer mehr werden - dass er „Hornsteiner“ ist und legt großen Wert darauf, zu betonen, dass nicht Neufeld sondern Hornstein die Heimatgemeinde ist.
Die riesige Zahl derer, die die Seesiedlung zu dem gemacht haben, was sie heute ist, brachten der damals brachliegenden Region einen enormen finanziellen Aufschwung. Die Entwicklung der Infrastruktur, das Blühen, Gedeihen und Wachsen der Ortschaften ringsum ist nicht zuletzt der Verdienst der vielen, die sich diesen Teil des Burgenlandes zuerst zum Wochenendziel und oft auch später zum bleibenden Wohnsitz gewählt haben.
Im heurigen Jahr feierte das Burgenland sein 90-jähriges Bestehen. Dass es so geworden ist wie es ist, verdankt es zu einem winzigen Teil auch der Gruppe von Menschen, die hier, in der Seesiedlung, ihre Freizeit, ihren Urlaub, ihre Kraft und nicht zuletzt ihr Geld gegeben haben, um etwas Schönes entstehen zu lassen.
Der Verein, die Gemeinde und die Menschen, die hier wohnen, wollen auch für die Zukunft in enger Zusammenarbeit das Beste für sich und alle Beteiligten erreichen, um auch weiterhin die Harmonie des Miteinander und ihre Lebensqualität erhalten zu können.
R. H.