About reproduction of Zamioculcas Loddigesii Decne. from its leafletsby Adolf Engler
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from: A. Engler, Beiträge zur Kenntniss der Araceae I. - In: Engler, A. (ed.): Botanische Jahrbücher für Systematik, Pflanzengeschichte und Pflanzengeographie, Erster Band (1880), pp. 189-190
3. Über Reproduction von Zamioculcas Loddigesii Decne. aus ihren Fiederblättchen.
Die Gattung Zamioculcas und die ihr nahestehende Gonatopus, beide in Zanzibar heimisch, gehören unter den auffallenden Formen der Araceen zu den merkwürdigsten. Zamioculcas Loddigesii besitzt einfach gefiederte und Gonatopus Boivini dreifach gefiederte, den Blättern von Angelica sylvestris ähnliche Blätter, deren einzelne Blättchen wie die der Fiederblätter von Robinia von selbst abfallen. Diese Erfahrung hatten die Cultivateure bald bei der Einführung dieser Pflanzen zu ihrem Leidwesen gemacht. Es ist aber meines Wissens noch nicht bekannt, dass diese abfallenden Blättchen von Zamioculcas sehr leicht zur Reproduction neuer Pflanzen verwendet werden können. Herr Universitätsgärtner HILD hatte die abgefallenen Blättchen der in einem kleinen Warmhäuschen des Kieler botanischen Gartens cultivirten Zamioculcas nicht entfernt und bemerkte an denselben nach einigen Tagen eine Anschwellung an dem basalen Ende, welche schließlich mit der Bildung eines 1,5 cm. dicken Knöllchens endete. Natürlich lag es nahe, diese Blättchen jetzt in die Erde zu setzen und bald traten aus dem Knöllchen 2 Knospen, neben und unterhalb derselben Wurzeln hervor. Die Blättchen sind bis 7 cm. lang und 2,5 cm. breit; sie sind dicker als die Blätter von Laurus und der meisten andern immergrünen Gewächse, sie sind also reich an plastischen Stoffen. Das Blättchen behält sein dunkles Grün während der ganzen Zeit, in welcher es sich selbst überlassen, dem Boden locker aufliegend, an seinem nur 2—3 mm. breiten basalen Ende zu dem starken, stärkereichen Knöllchen anschwillt. Es ist daher wahrscheinlich, dass das Knöllchen nicht blos auf Kosten der bereits vorher assimilirten Stoffe gebildet wird, sondern dass das Blättchen seine Assimilationsthätigkeit noch weiter fortsetzt. Die Frage wird, wenn reicheres Material Anstellung von Versuchen gestattet, leicht durch Wägungen zu entscheiden sein. Die Zeit vom Abfall der Blättchen bis zum Beginn der Knöllchenbildung und der Knospenentwicklung konnte nicht genau festgestellt werden, da Herr HILD anfangs dem Vorgang keine Beachtung geschenkt hatte: jedenfalls waren die Blättchen wenigstens 14 Tage sich selbst überlassen gewesen. Eine andere Frage, die künftig noch zu entscheiden ist, ist die, ob die Anlagen von
Knospen und Wurzeln schon an dem freiliegenden Knöllchen, oder erst, wenn dasselbe in die Erde gesetzt wird, auftreten. Bei den jetzt in
Cultur befindlichen Exemplaren, die nun schon drei Monate alt und so in die Erde gesetzt sind, dass das Blättchen vertical steht, sind diese noch so grün, wie zuvor und die Knöllchen haben schon einen Durchmesser von nahezu 3 cm. erreicht; Wurzeln treten an den verschiedenen Stellen ihrer oberen Hälfte hervor. Die Knospen treten meist unmittelbar neben dem scheinbaren Ende des Blättchens auf (ich sage scheinbar, weil das frühere Ende des Blättchens zu dem Knöllchen angeschwollen ist); sie stehen neben den Kanten und vor der Rückseite des Blättchens; einzelne Knospen entwickeln sich aber auch gegen die Mitte des Knöllchens. Die Knospen entwickeln erst einige Niederblätter und darauf ein Fiederblatt mit zwei Fiederblättchen. Die Basis des ersten Niederblattes wird bald von einem Würzelchen durchbrochen. Wiewohl mir Samenpflanzen von Zamioculcas nicht bekannt sind, so möchte ich doch glauben, dass deren erstes Laubblatt nicht schon getheilt ist; denn selbst die ersten Blätter der Keimpflanzen von Amorphophallus sind ungetheilt. Da ich aber mehrfach bei Araceen beobachtet habe, dass die Sprosse, welche aus den Achseln von höher entwickelten Blättern hervortreten, selbst auch wieder höher entwickelte Blätter hervorbringen, als die in den Achseln von niedriger entwickelten Blättern entstehenden Knospen ¹), so glaube ich auch hier die vorgeschrittene Gliederung des ersten Blattes darauf zurückführen zu müssen, dass das die Knospen gebärende Blatt selbst schon in der Gliederung vorgeschritten war.
Durch VÖCHTING's exacte Bearbeitung der Erscheinungen des von den Praktikern schon längst in so ausgedehnter Weise ausgebeuteten Reproductionsvermögens der Pflanzentheile und durch die neue Abhandlung von SACHS über Stoff und Formbildung in der Pflanze ist das wissenschaftliche botanische Publikum wieder darauf hingewiesen, derartigen Vorgängen seine Aufmerksamkeit zu schenken. Der besprochene Fall verdient insofern besondere Beachtung, als die Knöllchenbildung unterbleibt, wenn die Blättchen an dem gemeinsamen Blattstiel haften bleiben und nach dem Abfall der Blättchen von selbst eintritt, während in allen andern Fällen von Vermehrung der Pflanzen aus Blättern dieselben in die Erde gesteckt erst zur Wurzelbildung gebracht werden. Der besprochene Fall illustrirt den Ausspruch von SACHS, dass in dem losgelösten Blatt die nach der Basis wandernden Stoffe nun nicht dem untern Theil der Pflanze, hier also dem Blattstiel und dem Grundstock zuströmen, sondern an der Basis des losgelösten Theiles aufgehalten, sich ansammeln; die Stoffe, welche sonst an der Hauptknolle und in den Blattachseln zur Verwendung gekommen wären, finden nun ihre Verwendung an dem kleinen Knöllchen, an welchem Wurzeln und Knospen übrigens eine ziemlich unregelmäßige Anordnung zeigen.
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¹) Man vergl. auch Nova Acta XXXIV. 3, 4. S. 210. § 8.
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Botanische Jahrbücher für Systematik, Pflanzengeschichte und Pflanzengeographie
Title page of Band 1, 1. Heft (1880)
© Missouri Botanical Garden
Zamioculcas zamiifolia Dropped leaflet with young tuber, producing a sprout.
From A. Engler, Das Pflanzenreich IV. 23B. Heft 21 (1905): p. 305, Fig. 85H.
© Norbert Anderwald
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