Pothoideae.
(excerpts: Zamioculcas, Gonatopus)
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from: Adolf Engler (1884): Beiträge zur Kenntniss der Araceae V. 12. Über den Entwicklungsgang in der Familie der Araceen und über die Blütenmorphologie derselben. 15. Pothoideae (excerpt) pp. 327; 329-330 In: Engler, A. (ed.): Botanische Jahrbücher für Systematik, Pflanzengeschichte und Pflanzengeographie, 5. Band (1884)
15. Pothoideae.
Bei den zuvor betrachteten Gruppen war ein innigerer Zusammenhang der Gattungen unter einander nicht unschwer zu constatiren; innerhalb der Gruppe der Pothoideae, die histologisch keine hervorragenden Eigentümlichkeiten zeigt, ist ein solcher schwerer nachweisbar. Während einerseits die meisten Gattungen dieser Gruppe durch das Vorhandensein eines Perigons und durch die in den Blüten herrschende Isomerie sich denjenigen Typen nähern, welche wir in den andern Gruppen als Ausgangspunkte der Entwicklung anzusehen berechtigt waren, ist anderseits keine Gattung bekannt, bei welcher in dem Gynoeceum zahlreiche parietale oder central-winkelständige Eichen vorhanden wären; vielmehr sind die Eichen meistens ihrer Zahl und Stellung nach beschränkt. In vegetativer Beziehung herrscht in dieser Gruppe eine größere Mannigfaltigkeit, als bei den Monsteroideae. (…)
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Pothoideae |
| | Folia linearia ensiformia | | Foliorum petiolus lamina distinctus |
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Ovarium | | Homochlamydeae hermaphroditae | Homochlamydeae unisexuales | | Homochlamydeae hermaphroditae | | Achlamydeae hermaphroditae | | Achlamydeae unisexuales |
| Semen | |
| albuminos. | | exalbuminos. | | |
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isomerum loculis pluri- vel 2-ovulat. | Acorus | | Anthurium | Heteropsis | |
loculis 1-ovulat. | | Zamioculcas Gonatopus | Anthurium | Pothos | Amydrium | Culcasia |
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oligomerum 1-ovulat. | Gymnostachys | | Pothoidium Anadendron | |
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| Acoraceae | Zamioculcaseae | Anthurieae | Pothoeae | Culcasieae |
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Ebenso wenig wie für Culcasia ein engerer Anschluss an irgend eine andere Gattung sich ermitteln lässt, ist dies für Zamioculcas und Gonatopus möglich, die nur unter sich in engerer Beziehung stehen. Zwar besitzen beide monotypischen Gattungen knollige Grundstöcke; aber sie stehen in keiner Beziehung zu den andern Araceen, welche in gleicher Weise vegetiren; die Beschaffenheit ihrer Blätter ist erheblich anders als bei allen andern Araceen; denn dieselben sind bei Zamioculcas einfach, bei Gonatopus doppelt gefiedert und bei beiden fallen die einzelnen Blättchen ab, so wie auch bei beiden der Blattstiel ziemlich hoch über der Basis an dem angeschwollenen »geniculum« abfällt. Beide Gattungen habe ich lebend auf ihre anatomischen Verhältnisse untersucht und keine der bei den anderen Gruppen vorkommenden Eigentümlichkeiten gefunden, keine Spur von Milchsaftschläuchen. Die kurz gestielte Inflorescenz ist bei beiden bis zur Spitze mit dimeren Blüten bedeckt, deren Perigon ähnlich wie Anthurium beschaffen ist, auch die Staubblätter haben Ähnlichkeit mit denen der Anthurien. Während bei Zamioculcas der Kolben an der Grenze der männlichen und weiblichen Inflorescenz leicht eingeschnürt erscheint, ist dies bei Gonatopus nicht der Fall. Bei beiden Gattungen finden wir den Beweis für die Reduction in rudimentären Sexualblättern neben den fertilen. Bei Zamioculcas ist das 2-fächerige Ovarium entweder allein vorhanden oder bisweilen umgeben von 4 oder weniger verkümmerten Staubblättern, bei Gonatopus sind höchstens 1—2 Staminodien ohne Spur einer Anthere vorhanden, häufig fehlen sie auch ganz; bei beiden Gattungen steht in jedem Fach ein kurzes anatropes Ovulum, wie bei Pothos am Grunde des Faches an der Scheidewand. In den männlichen Blüten von Zamioculcas enthält bisweilen das verkümmerte Ovarium noch Ovularanlagen; dieselben erscheinen dann gewissermaßen angewachsen, da die Ausgliederung des Funiculus unterblieben ist; in den männlichen Blüten von Gonatopus ist das Ovarium völlig rudimentär, ohne Spuren von Ovularanlagen. Auch finden wir bei Zamioculcas an der Grenze der beiden fertilen Inflorescenzen eine schmale, von der Einschnürung der Spatha bedeckte Zone, welche nur Blüten mit etwas kleineren Perigonblättern und ganz verkümmerten Ovarien trägt. Eine physiologische Bedeutung ist diesen Blüten natürlich vollständig abzusprechen, sie sind eben nur reducirte, nicht mehr zur Verwendung kommende Gebilde.
Hier haben wir also den Vorgang der Reduction gewissermaßen vor uns; es geht daraus ebenso wie aus so vielen andern bereits besprochenen Fällen hervor, dass die Eintheilung der Araceae nach den Geschlechtsverhältnissen der Blüten nicht zulässig ist.
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Botanische Jahrbücher für Systematik, Pflanzengeschichte und Pflanzengeographie
Title page of Band 5, 3. Heft (1884)
© Missouri Botanical Garden
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