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Gemeinschaftswährung fällt erstmals unter 83 Cents
"Der Euro wird von allen belagert und hat im Moment wirklich keine Freunde im Markt." David Brown, Bear Stearns
Der Euro, seit seiner Geburt an chronischer Schwindsucht leidend, erlitt am Mittwoch neuerlich einen Schwächeanfall: Erstmals seit der Einführung Anfang 1999 sackte der Euro unter 0,83 Dollar je Euro ab. Kurze Zeit war er nur noch 0,8290 Dollar wert. Dies bedeutet, dass der Dollar mittlerweile auf 16,54 Schilling geklettert ist. Am Bankschalter kostet die US-Währung bereits 16,80 Schilling. Ein Ende der Magersucht ist nicht in Sicht. Die Experten orten mehrere Gründe für den drastischen Gewichtsverlust:
Die Industrieproduktion im Euro-Raum ist im August nur um 0,2 Prozent gestiegen, obwohl 0,6 Prozent erwartet worden waren. Dem gegenüber präsentiert sich die US-Wirtschaft immer noch sehr robust.
Zum düsteren Euro-Umfeld gehört auch der Kursverfall im Vergleich zum japanischen Yen. Riesige japanische Versicherungskonzerne, die vor der Pleite stehen, könnten gezwungen sein, ihre in Euro gehaltenen Währungsreserven zu verkaufen, wird befürchtet. Am Dienstag fiel der Euro jedenfalls auf Werte nahe dem Rekordtief von 89,50 Yen.
Ohne weitere Interventionen der Notenbanken sei ein weiterer Rückfall des Euro-Kurses auf bis zu 0,8 Dollar je Euro möglich, meinen die Analysten. Zurückgerechnet hat der Euro Mitte der 80er-Jahre lange vor seiner wirklichen Geburt - mit 0,78 Dollar je Euro sein bisheriges absolutes Tief erreicht, hat die RZB errechnet. Nur Stützungskäufe könnten eine ähnliche Schwäche vermeiden helfen. cbk
Quelle: Kurier, Seite 17, Do-26.10.00