Alternative Investments Geld aus dem NichtsInnenansichten
einer Boombranche ohne Regeln. Willkommen in der verdrehten
Welt der Hedgefonds! Sie geben sich Namen wie Quadriga oder Hasenbichler
und sind die ehrgeizige Sonderliga am internationalen Finanzmarkt. Schätzungsweise
8000 von ihnen verwalten in aller Welt 500 Milliarden Dollar, bei
Mindestanlagen ab einer Million Dollar pro Person. Sie locken ihre
Kundschaft mit streng gehüteten Patentformeln, unterhalten Firmensitze in
fernen Paradiesen wie den Cayman Islands und wollen als rein private
Einrichtungen von Aufsichtsbehörden nichts wissen. Jahrelang galten sie
als die exotische Anlageform überhaupt - höchstens geeignet für
risikofreudige Multimillionäre. Etwas Merkwürdiges ist
passiert. Ausgerechnet in diesen unsicheren Zeiten, mitten in einem Jahr
voll Krieg und Terror, gelten die riskanten Hedgefonds plötzlich als heißer
Tipp gegen die Aktienflaute. Die Branche verzeichnet solide Zuwächse, das
nlagevolumen in Hedgefonds wächst jährlich um etwa 20 Prozent. Die Leute
reden über Hedgefonds - und plötzlich will jeder einen haben. Ungefähr weiss man natürlich,
was Hedgefonds hinter ihren verschlossenen Türen treiben: Sie schließen
Wetten ab. Herkömmliche Aktienfonds müssen das Investmentfondsgesetz
beachten, aber Hedgefonds können in den kompletten Werkzeugkasten der
modernen Finanzmärkte greifen. Noch nie war die Auswahl so groß:
Derivate aller Art oder die beliebten "Leerverkäufe", bei denen
Geld aus nichts entsteht. Wenn ein Hedgefonds-Händler zum Beispiel
fallende Daimler-Chrysler-Kurse erwartet, kann er sich die Aktie einfach
bei einem Wertpapierhaus ausleihen. Er verkauft sie, kauft sie später
billiger wieder zurück und schickt sie mit Dank zurück an das
Wertpapierhaus. Wie gemacht für Rezessions- und Terrorzeiten. Ein solches System erlaubt präzises
Spekulieren mit hohen Trefferquoten - im Prinzip. Doch es hat einen Haken:
Die kleinen Arbitrage-Spekulationen mit Daimler-Aktien machen den
Hedgefonds-Manager allein noch nicht reich. Also setzt er üblicherweise
auch noch das Geld anderer Leute auf seine Wetten: Hedgefonds nehmen nicht
selten gewaltige Kredite auf und investieren in Einzelfällen das 40fache
ihres Anlagekapitals. Klar, dass das bei Erfolgen saftige Erträge bringt
- und dass es bei einer Fehlspekulation steil bergab geht. Etliche große
Hedgefonds sind inzwischen sang- und klanglos untergegangen (Anmerkung
nost: auch ganz normale Aktiengesellschaften gehen Pleite und das Geld ist
futsch – also nicht nur Hedgefonds)
, zum Beginn dieses Jahres (2001) gab es erneut eine Welle von Schließungen.
Und als sich 1998 der sagenumwobene Hedgefonds LTCM (Anlageberater: zwei
Nobelpreisträger) kräftig verspekulierte, musste ihm die Federal Reserve
Bank einen Notfallkredit von 3,6 Milliarden Dollar besorgen. LTCM hatte
weltweit so viel Geld in Bewegung gebracht, dass die Zentralbankiers einen
Zusammenbruch des ganzen Weltfinanzsystems befürchteten (der LTCM-Exchef
hat übrigens inzwischen wieder einen neuen Fonds aufgelegt). Alle möglichen Anlagefirmen
nennen sich heutzutage Hedgefonds, und sie wetten auf alle möglichen
Dinge – Arbitrage zwischen Zinssätzen in aller Welt, feine Unterschiede
in Aktien- oder Anleihenbewertungen, das Schwanken von Währungskursen,
Unternehmen im Übernahmekampf, Rohstoffe und so weiter. Die einen
beziehen ihre heißen Tipps aus hoch wissenschaftlicher Forschung, andere
setzen auf die Intuition ihrer Händler; die einen sichern ihre Geschäfte
ab und die anderen nicht. Hedgefonds machen den Einstieg
inzwischen selber leichter. Statt Mindestanlagen in Millionenhöhe kann
man heute bei manchen Hedgefonds Anteile ab ca. 1.817 Euro kaufen
(Quadriga). Vor- und Nachteile des
Hedgefonds Anlagepolitik Flexibilität Transparenz Chancen Risiken F a z i t Die hohen Renditen von
Hedgefonds dürfen nicht die Quelle: Manager Magazin 2/2001
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