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Alternative Investments
Quelle: Manager Magazin 2/2001  
Hedgefonds:

Geld aus dem Nichts

Innenansichten einer Boombranche ohne Regeln.

Willkommen in der verdrehten Welt der Hedgefonds! Sie geben sich Namen wie Quadriga oder Hasenbichler und sind die ehrgeizige Sonderliga am internationalen Finanzmarkt. Schätzungsweise 8000 von ihnen verwalten in aller Welt 500 Milliarden Dollar, bei Mindestanlagen ab einer Million Dollar pro Person. Sie locken ihre Kundschaft mit streng gehüteten Patentformeln, unterhalten Firmensitze in fernen Paradiesen wie den Cayman Islands und wollen als rein private Einrichtungen von Aufsichtsbehörden nichts wissen. Jahrelang galten sie als die exotische Anlageform überhaupt - höchstens geeignet für risikofreudige Multimillionäre.

Etwas Merkwürdiges ist passiert. Ausgerechnet in diesen unsicheren Zeiten, mitten in einem Jahr voll Krieg und Terror, gelten die riskanten Hedgefonds plötzlich als heißer Tipp gegen die Aktienflaute. Die Branche verzeichnet solide Zuwächse, das nlagevolumen in Hedgefonds wächst jährlich um etwa 20 Prozent. Die Leute reden über Hedgefonds - und plötzlich will jeder einen haben.

Ungefähr weiss man natürlich, was Hedgefonds hinter ihren verschlossenen Türen treiben: Sie schließen Wetten ab. Herkömmliche Aktienfonds müssen das Investmentfondsgesetz beachten, aber Hedgefonds können in den kompletten Werkzeugkasten der modernen Finanzmärkte greifen. Noch nie war die Auswahl so groß: Derivate aller Art oder die beliebten "Leerverkäufe", bei denen Geld aus nichts entsteht. Wenn ein Hedgefonds-Händler zum Beispiel fallende Daimler-Chrysler-Kurse erwartet, kann er sich die Aktie einfach bei einem Wertpapierhaus ausleihen. Er verkauft sie, kauft sie später billiger wieder zurück und schickt sie mit Dank zurück an das Wertpapierhaus. Wie gemacht für Rezessions- und Terrorzeiten.

Ein solches System erlaubt präzises Spekulieren mit hohen Trefferquoten - im Prinzip. Doch es hat einen Haken: Die kleinen Arbitrage-Spekulationen mit Daimler-Aktien machen den Hedgefonds-Manager allein noch nicht reich. Also setzt er üblicherweise auch noch das Geld anderer Leute auf seine Wetten: Hedgefonds nehmen nicht selten gewaltige Kredite auf und investieren in Einzelfällen das 40fache ihres Anlagekapitals. Klar, dass das bei Erfolgen saftige Erträge bringt - und dass es bei einer Fehlspekulation steil bergab geht. Etliche große Hedgefonds sind inzwischen sang- und klanglos untergegangen (Anmerkung nost: auch ganz normale Aktiengesellschaften gehen Pleite und das Geld ist futsch – also nicht nur  Hedgefonds) , zum Beginn dieses Jahres (2001) gab es erneut eine Welle von Schließungen. Und als sich 1998 der sagenumwobene Hedgefonds LTCM (Anlageberater: zwei Nobelpreisträger) kräftig verspekulierte, musste ihm die Federal Reserve Bank einen Notfallkredit von 3,6 Milliarden Dollar besorgen. LTCM hatte weltweit so viel Geld in Bewegung gebracht, dass die Zentralbankiers einen Zusammenbruch des ganzen Weltfinanzsystems befürchteten (der LTCM-Exchef hat übrigens inzwischen wieder einen neuen Fonds aufgelegt).

Alle möglichen Anlagefirmen nennen sich heutzutage Hedgefonds, und sie wetten auf alle möglichen Dinge – Arbitrage zwischen Zinssätzen in aller Welt, feine Unterschiede in Aktien- oder Anleihenbewertungen, das Schwanken von Währungskursen, Unternehmen im Übernahmekampf, Rohstoffe und so weiter. Die einen beziehen ihre heißen Tipps aus hoch wissenschaftlicher Forschung, andere setzen auf die Intuition ihrer Händler; die einen sichern ihre Geschäfte ab und die anderen nicht.

Hedgefonds machen den Einstieg inzwischen selber leichter. Statt Mindestanlagen in Millionenhöhe kann man heute bei manchen Hedgefonds Anteile ab ca. 1.817 Euro kaufen (Quadriga).

Vor- und Nachteile des Hedgefonds

Anlagepolitik
Ziel ist es, von Aufwärts- wie von Abwärtsbewegungen und Fehlbewertungen an Waren- und Finanzmärkten zu profitieren.

Flexibilität
++
Das Fondsmanagement kann mit jeder Art von Finanzgeschäft auf Änderungen an den Märkten reagieren.

Transparenz
--
in der Regel wissen nur die Manager selbst, wie der Fonds das Geld der Anleger investiert.

Chancen
+
Stärkere Wertzuwächse als mit Aktien möglich.

Risiken
+/-
Je nach Fondsstrategie fast risikolos bis hoch spekulativ mit großem Verlustpotenzial.

F a z i t

Die hohen Renditen von Hedgefonds dürfen nicht die
Sicht auf die Risiken dieser Anlagen verstellen.
Schlimmstenfalls droht auch hier der Totalverlust des
eingesetzten Kapitals. Damit Privatanlegern kein solcher
Schaden entsteht, sollte man streuen und nur
einen geringen Prozentsatz des Vermögens investieren.

Quelle: Manager Magazin 2/2001  

 

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