Ein vor einem Monat gebrachter Artikel - noch immer aktuell:
AUF DEN PUNKT GEBRACHT Ed Yardeni über ...
Ed Yardeni - Deutsche-Bank-Volkswirt in New York
... die Euro-Schwäche
"Ich sehe den
Euro bei weitem nicht so pessimistisch wie seine zahlreichen Kritiker.
Allerdings ist für den nachhaltigen Erfolg der europäischen Einheitswährung ein
weiteres politisches Zusammenwachsen notwendig. Bisher ist ja nur der monetäre
Part vollendet. Die Integration passiert nicht über Nacht - darunter
leidet der Euro. Manche allerdings mögen's schwach. Nachdem der Bundeskanzler
Gerhard Schröder verkündete, dass die EuroSchwäche mehr Grund zur Freude als
zur Besorgnis sei, sank die Währung sogleich auf ein neues Rekordtief. Der
Bundeskanzler wie auch die deutschen Exportunternehmer und ihre Mitarbeiter
müssten nun also noch glücklicher sein."
... die Dollar-Stärke
"Das
nachhaltigste Argument für die Euro-Schwäche ist, dass es sich beim
Dollar um eine Währung der New Economy handelt, während der Euro eine Währung
der Old Economy ist. Mit anderen Worten müssen Anleger, die an der Hightech‑Revolution
teilhaben wollen, in den USA investieren. Dazu müssen sie US-Dollar
kaufen - daher wird die chronische Schwäche des Euro und relative Stärke
des Dollar so lange anhalten, wie das Wachstumstempo der New Economy in den USA
höher ist als in Europa."
... Analysten
"in unserem Job besteht latent die
Gefahr, zu dogmatisch und egozentrisch zu werden. Viele Kollegen scheuen den
Blick über den Tellerrand und nehmen sich selbst viel zu ernst. Dabei haben wir
einen interdisziplinären Job - ich kombiniere meine Analysen mit dem
Versuch, politische und demografische Kräfte zu verstehen. Man sollte stets das
Unwahrscheinliche erwarten und einkalkulieren. In der Wirtschaft ist nichts
wirklich berechenbar."
... die Börse
"Die Märkte und die Wirtschaft sind wie
eine einzige Seifenoper. Man muss nicht jede einzelne Episode gesehen haben, um
zu wissen, was am Ende herauskommt. Vielmehr kommt es darauf an, Zusammenhänge
zu erkennen und bei der Vielzahl an Informationen den Blick für das Wesentliche
zu schärfen."
... Alan
Greenspan
"Greenspan
wird zu Recht weltweit respektiert - und Donnerwetter, ich glaube, er hat's kapiert! Es scheint, dass der US-Notenbankchef es endlich eingesehen
hat und nun wirklich von der New Economy überzeugt ist. Dabei hat er die
Entwicklung bei den Internetaktien viel länger laufen lassen, als das irgendein
früherer Notenbankpräsident gewagt hätte. Ich glaube daher, dass Greenspan
eigentlich schon viel, viel länger, als
wir glaubten, ein Fan der New Economy war."
... Dot-Com-Bläschen
"Vergangenes
wiederholt sich in der Regel, wenn auch nicht in genau der gleichen Weise.
Blasen entstanden meist, wenn mit zu viel vorhandenem Geld einem scheinbar
begrenzten Angebot nachgejagt wurde, z. B. Tulpen, Gold oder Öl. Von der
Tulpeneuphorie unterscheidet sich die New Economy aber: Es wird eine breite
Palette von Geschäftsaktivitäten abgedeckt ‑ in einem äußerst
wettbewerbsintensivem Umfeld. Das schützt natürlich nicht vor Übertreibungen
der Finanzmärkte - doch die Dot-Com-Euphorie hat etwa 500
Milliarden zusätzliche Marktkapitalisierung kreiert. Das ist nur ein Bruchteil des gesamten Kapitalmarktes von rund 16
Billionen Dollar. Streng genommen handelt es sich allenfalls um ein
Bläschen."
Quelle: Net-Business, 09.10.2000