Auch wenn der Titel in viele Richtungen interpretierbar ist, K.O. sind die drei Hamburger noch lange nicht - verändert aber dennoch. Das hanseatische Trio hat sich mit seinem fünften Album vom bisherigen Soundmikrokosmos, den sie selbst als ausgereizt bezeichnen, entfernt. Tocotronic haben die Elektronik entdeckt. Dabei sind aber keine Rockstücke entstanden, die mit elektronischem Schnickschnack versehen wurden. Vielmehr wurde eine durchaus homogene Sounderweiterung in Richtung Elektronik vollzogen. Wirken die analogen Synthesizer-Klänge und Soundeffekte beim ersten Mal noch ungewöhnlich und neu, fügen sie sich bei mehrmaligem Hören gut ein und erscheinen sogar zwingend (z.B. Tag ohne Schatten, Let there be Rock). Produziert wurde erneut in Frankreich im Black Box Studio unter der Leitung von Carol von Rautenkranz. Klangtechnische Hilfe kam von Micha Acher von Notwist, der Bläser und Streicher arrangierte, sowie Thies Mynther von Stella, der an den Overdubs feilte. Die Songs sind bis auf einige wenige Ausnahmen wie "Unter der Schnellstraße und "Rock Pop in Concert" zurückgenommener, ruhiger und weniger vordergründig und direkt. Die beliebten Mitsing-Refrains und plakativen Parolen sind weitgehend verschwunden und scheinbar skizzenhafte Erzählungen gewichen, die, wie das gesamte Album, metaphorisch und überaus vielschichtig sind. (not)
Bewertung: 9 (von max. 10) = exzellent