Nicht nur Big in Berlin
Die Sterne leuchten schon bis über den großen Teich

Geschichte. Die Sterne existieren seit 1991, die Formation blieb mit Thomas Wenzel - Bass, Frank Will - Orgel, Christoph Leich - Schlagzeug und Frank Spilker, der für Gesang und Texte verantwortlich zeichnet, die Jahre über dieselbe. Mit ihrer mittlerweile fünften CD belegen sie jedoch ihre kontinuierliche Weiterentwicklung.

Fortschritt. Musikalisch sind ihre Anfänge von Sly Stone und Ton Steine Scherben inspiriert, was aus einem Überdruss an Indierock resultierte. Ihre letzten Alben "Posen" und "Von allen Gedanken schätze ich doch am meisten die interessanten" markieren das Erkennen der eigenen Stärken, des eigenen Stils. Thomas Wenzel: "Es zieht sich ein gewisser Sound auf allen Platten durch. Der Unterschied jedoch zu den Platten davor ist darin zu sehen, dass wir unseren Übungsraum jetzt auch als Studio nützen können. Bei dieser Platte haben wir die Skizzen im eigenen Studio aufgenommen und sie weiter bearbeitet, was auch das Ausgangsmaterial für die Songs war."

Variation. Sie sehen im Improvisieren einen wichtigen Teil ihrer Arbeit. Jedes Stück, das im Studio entsteht, muss live spielbar sein. Deshalb bereitet es ein besonderes Vergnügen, die Sterne live zu erleben. Im letzten Jahr führte sie eine Tour sogar in die Vereinigten Staaten und nach Kanada. Frank Will: "Das war eine große Erfahrung für uns und klappte auch sehr gut. Das war ein bisschen so wie in Deutschland vor fünf Jahren, in ganz kleinem Rahmen, für ein sehr interessiertes, sehr aufgeschlossenes Publikum."

Vertrautes. Jahrelang mussten sie sich wie andere auch gegen eine vereinheitlichte Wahrnehmung als "Hamburger Schule" verwahren. Dies scheint überwunden, wie auch die Vorwürfe, dass sie als erste deutsche Band aus einem bestimmten Kreis bei einem Majorlabel unterzeichnet haben. 1999 ist geprägt vom "Krieg mit der Normalität", was sich am ganzen Album manifestiert. Die erste Single ist "Big in Berlin": Der von Alphavilles Big in Japan abgeleitete Titel wurde von Edwyn Collins produziert, die visuelle Umsetzung im Video erinnert stark an den Film "Der elektrische Reiter" aus 1978. Eine vertraute Arbeitsweise der Band, denn was einen prägte oder was verehrt wird, das darf auch zitiert, geklaut, gesampelt werden. (cat)

Bericht aus Libro-Journal 8/99