Texte erstrahlen am Liederfirmament der Sterne hell, doch die Frage der Interpretation leuchtet nicht jedem so klar ein: Vorwiegend geht es um Kommunikation, trotzdem will die Band niemanden ihre persönlichen Anschauungen "aufs Auge drücken". Ihr neues Album "Wo ist hier" ist eine bodenständige Platte geworden, die wie gewohnt vom Leben und von Entwicklungen, auch abstrakteren, handelt. "Was uns Sterne von anderen unterscheidet, ist, daß es nicht nur um Zweierbeziehungen, sondern um Beziehung im sozialen Raum, geht. In "Big in Berlin" z. B. machen wir uns über den Hauptstadt-Hype lustig, der gerade stattfindet. Oder es geht um Dinge wie bei "Ich variiere meinen Rhythmus", wo sich das Lebensgefühl auf Musik bezieht", erzählt Frank Spilker, Sänger, Gitarrist und für die Texte Verantwortlicher.
Im Vorjahr haben Bassist Thomas Wenzel, Frank "Orgel" Will, Schlagzeuger Christoph Leich und Frank Spilker angefangen, ein eigenes Studio einzurichten, waren auf Tournee und haben Stücke arrangiert. "Wir haben Neuland betreten, aber weiterhin Sterne-Musik gemacht." Ihre Zusammenarbeit mit dem Goetheinstitut in Washington führte im Herbst zu einer besonderen USA-Tournee: High-School-Schüler lernten anhand von Sterne-Liedertexten (Theorie) und Konzertbesuchen Deutsch. Wie gut die Sterne dabei ankamen, zeigt das Gästebuch ihrer Homepage, auf der auch Horoskope berechnet werden. "Man denkt ja immer nur an seine Zukunft, und wenn es kracht, schaut die Zukunft zurück und sagt, ich hab doch gar nichts gemacht, bin doch abstrakt."
"Das Goetheinstitut versteht sich ja auch als Kultur-Vermittlungs-Institut und dazu gehört, alle zehn Jahre eine Rockband zu holen. Für uns war es eine Herausforderung, vor Publikum zu spielen, das die Texte zum Teil gar nicht versteht und vom Hype, der hier stattfindet, nichts weiß. So wie vor fünf Jahren in Deutschland, als wir noch relativ unbekannt waren", schwärmt Frank. Mit "Hype" deutet er an, daß es die Sterne leid sind, mit dem Etikett "Hamburger Schule" versehen und in eine Schublade gesteckt zu werden. Bands wie Tocotronic, die Goldenen Zitronen und die Sterne auf einen einzigen Musikstil zu reduzieren, nur weil sie deutsch singen und regen Austausch untereinander pflegen, sei ja beinahe schon beleidigend.
Bereits 1996, als die Diskussion um das Quotenradio aufkam,
das nach Frankreichs Vorbild den Anteil "deutschen Liedergutes" gesetzlich
regeln sollte, reagierten die Sterne mit "Scheiß auf deutsche Texte".
Weil es ja egal ist, in welcher Sprache, aber nicht,
was man singt.
Bericht von "megascene" (Nr. 10/99)