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Barbara Pasiecznyk
Kunst, Zauberei und die vier magischen Tugenden
Herbert Pasiecznyk
Ausstellung Farbtropen und Florale Fugen


Kleine Galerie
Gesellschaft für Kunst und Volksbildung


Wien, am 23. Februar 2006


Kunst, Zauberei und die vier magischen Tugenden

Als Tochter eines Künstlers kann man natürlich kaum Objektives über die Bilder oder seinen Vater selbst sagen. Das wenige, was ich objektiv sagen kann, möchte ich gleich an den Anfang stellen:
Herbert Pasiecznyk ist ein Reisender. Er ist gerade eben aus Lanzarote zurückgekommen. Und auch die Bilder, die sie heute Abend hier sehen können sind von einer Reise zurückgekommen. Sie waren davor in der Türkei- in Izmir und Istanbul ausgestellt, auf Einladung des österreichischen Kulturinstituts.

Aber natürlich haben diese Bilder auch eine ganz andere Reise hinter sich, nämlich die Reise ihrer eigenen Entstehung. Und hier beginnt meine subjektive Betrachtung, denn ich kenne die Bilder schon in ihrer Entstehungsphase, und weiß, dass sich das Wesentliche eigentlich in diesem Schaffensprozess offenbart. Wie bei jeder Reise, hat man in diesem künstlerischen Schaffensprozess viele Entscheidungen zu treffen - von der Wahl der Materialien, über jeden einzelnen Pinselstrich, bis hin zur Namensgebung. Herbert Pasiecznyk trifft alle diese Entscheidungen mit großer Sorgfalt und Behutsamkeit. Diese Qualität kann man auch in seinen Bildern erkennen- es sind keine Zufallsprodukte, keine Produkte reiner Willkür, sondern Ergebnis vieler wesentlicher Entscheidungen.
Herbert Pasiecznyk schreibt in einem seiner Texte:
ICH BIN EINE PFLANZE
UNTER MEINEN HÄNDEN REIFEN BLÄTTER
MEINE ARBEITEN FALLEN AB VON MIR
SIND SPUREN UND AB-FALL MEINES WESENS
MEINES SEINS

Diese Textstelle verrät, dass für Herbert Pasiecznyk das Wesentliche nicht die Bilder selbst sind- im Mittelpunkt steht das Sein selbst, der Wachstumsprozess, das Leben des Künstlers. Es ist ein weit verbreiteter Irrglaube, zu meinen, ein Künstler malt aus dem Grund, schöne Bilder schaffen zu wollen- die Bilder sind nur die Spuren seines Seins. Das künstlerische Schaffen und das Leben von Herbert Pasiecznyk sind in organischer Weise mit einander verwoben.
Er schreibt weiter in seinem Text:
DAS MAGISCHE UND EROTISCHE
SIND ANTRIEB
MEINES SCHAFFENS

Kunst und Malerei haben etwas mit Verführung und mit Magie zu tun. Malen ist an sich schon ein alchemistischer Prozess, weil die Ausgangsmaterialien- die Farbpigmente, das Bindemittel und ein Malgrund- transformiert werden zu einem Bild. Die Materialien werden durch den Willen des Künstlers, durch seine Vorstellungskraft und seinen körperlichen Einsatz verwandelt in etwas völlig neues- das Kunstwerk.

Es gibt vier magische Tugenden- diese sind: Das Wissen, das Wollen, Das Wagen, und das Schweigen. Diese Tugenden sind auch für das künstlerische Schaffen von Bedeutung.

Zum Wissen- Herbert Pasiecznyk beschäftigt sich intensiv mit der Systematik und der Theorie von Kunst- mit Gestaltungsprinzipien, Bildkomposition, dem Zusammenspiel von Farben, aber auch der symbolischen Bedeutung und der Wirkung von Formen und Farben. Dieses Wissen findet in seiner Malerei Ausdruck.

Die zweite magische Tugend, das Wollen ist wesentlich für das Künstlerische Schaffen. Der Wille des Künstlers ist sein Motor, seine Antriebskraft, denn die Notwendigkeit Kunst zu schaffen ist keine biologische oder soziale Notwendigkeit - die Notwendigkeit, Kunst zu schaffen entsteht einzig und allein aus dem Willen des Künstlers.

Zum Wagen- Nachdem die Kunst und das Wesen, das Sein des Künstlers untrennbar miteinander verwoben sind, ist das künstlerische Schaffen auch ein Akt der Selbstreflexion- man braucht Wage- Mut, um sich täglich durch seine Kunst auf die Probe zu stellen, man muss der Möglichkeit des Scheiterns ins Auge blicken, sich selbst immer wieder zur Kunst überwinden.
Auch das Schweigen ist unverzichtbar für jeden Künstler. Um Bilder zu Malen, verbringt Herbert Pasiecznyk sehr viel Zeit schweigend- er zieht sich in sein Atelier zurück, in eine selbst gewählte Einsamkeit, aus der dann seine Arbeiten entstehen. Seine Bilder sind Ausdruck und Ergebnis des Schweigens von Herbert Pasiecznyk.

Das Schweigen wird bei einer Ausstellung durchbrochen- wo der Künstler sich mit seiner Person und seinem Werk dem Publikum stellt. Und auch hier passiert wieder ein magischer Akt.

Heinz von Förster sagte einmal sinngemäß: "Das Wesen der Zauberei ist es, dass der Zauberer das Publikum in eine Welt entführt, in der Frauen zu schweben beginnen, in der Dinge aus dem Nichts auftauchen, und auf ebenso geheimnisvolle Weise plötzlich wieder verschwinden."

Auch ein Künstler lässt Dinge auf geheimnisvolle Weise entstehen und manchmal auch wieder verschwinden- doch dieses Zitat verweist auch auf einen anderen Aspekt: das Publikum- sowohl der Zauberer, als auch der Künstler fordern die Vorstellungskraft der Menschen heraus, spielen mit unserer Wahrnehmung. Und letztlich muss der Betrachter auch selbst die Bereitschaft aufbringen, sich in diese magische Welt entführen zu lassen.
Ich freue mich, dass es Herbert Pasiecznyk immer wieder gelingt, viele Menschen zu seinen Ausstellungen und in seine Bilderwelt zu verführen- Sie dazu zu bewegen, sich eine Welt zu erfinden, in der seine Bilder auftauchen und ein Teil sind.

Barbara Pasiecznyk


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