Arme Tiere?? Wien, am 9. August 2002

Du willst dich um die armen, ausgegrenzten, verstoßenen, ungeliebten, misshandelten Tiere kümmern??
Mach dich auf etwas gefasst!!

1.) Stell dich darauf ein, dass du innerhalb von Sekunden eine Entscheidung treffen musst, ob du ein Tier vorrübergehend oder gar dauerhaft aufnehmen kannst. Eventuell bleibt es sehr viel länger bei dir, als du gedacht hättest. Solltest du dich für Käfigtiere in "Not" entscheiden, stell schon mal 5 Käfige bereit. Sollten einige belegt sein, besorg dir schnell neue, der nächste Anruf/Aufruf kann schon in den nächsten 5 Sekunden auf dich zukommen.

2.) Ein "Notfall" besteht nicht immer nur aus einem Tier, ganz schnell kann es kommen, dass plötzlich 100 davon heimatlos sind. Hast du Zeit, Geld, Platz für so viele Tiere?? Kannst du es mit deinem Gewissen vereinbaren zu entscheiden du darfst mit und du bleibst hier in einer ungewissen Zukunft?? Oder "zwingt" dich dein Gewissen, alle mitzunehmen/aufzunehmen??

3.) Du hast jetzt die ganze Wohnung voller Tiere in Not, was jetzt?? Wie willst du denn auf die Tiere aufmerksam machen?? Wie willst du auf dich und deine Tätigkeit aufmerksam machen?? Werbung ist ein schönes Zauberwort, lass dir aber gesagt sein, dass du auch Neider und eventuell den Vermieter auf dich aufmerksam machst.

4.) Neider sind lustig!! *ironie* Sie rufen dich mitten in der Nacht an und drohen dir. Eventuell brauchst du einen neuen Telefonanschluß. Vielleicht solltest du dir jetzt schon überlegen, wem du deinen Nummer gibst.

5.) Neider können aber noch viel weiter gehen. Sie lauern dir vor deiner Wohnung auf, warten an deinem Arbeitsplatz auf dich. Drohen damit, dich zu verprügeln, dich zu entführen, dir Gewalt und damit verbundenen Schmerzen zuzufügen. Wenn du nicht auf SM stehst, solltest du dir die Sache besser noch mal durch den Kopf gehen lassen.

6.) Sei gewarnt, immer einen Blick in den Briefkasten riskieren, bevor du ihn öffnest. Stinkbomben stinken wirklich. Werde misstrauisch!! Hebe den Fußabstreifer hoch, bevor du ihn eventuell betrittst. So mancher Hundehaufen könnte darunter seinen übelriechenden Platz gefunden haben.

7.) Mach dir jetzt schon Gedanken darüber, wie du im Falle von übler Nachrede reagierst. Eventuell kannst du dir aufgrund deiner Liebe zu Tieren keinen Rechtsanwalt mehr leisten, der deinen Neidern solche Verleumdungen untersagt. Was dann??

8.) Weil so lustig ist und du eh schon nicht mehr weißt wo dir der Kopf steht läutet es an der Türe und der nette Mann winkt mit seinem Ausweis vor deiner Nase rum. Er ist Amtstierarzt und du wurdest anonym angezeigt. Was machst’ denn jetzt?? Du musst ihn reinbitten. Hoffentlich hast du noch genügend Zeit neben deiner Tierliebe die Wohnung immer rein zu halten. Der nette Mann hat nämlich die Angewohnheit zu den ungünstigsten Zeiten zu kommen.

9.) Geld regiert die Welt!! Tiere kosten Geld, du wirst wohl viel davon brauchen, denn Tiere in Not (, die körperlich gequält wurden,) brauchen einen Tierarzt. Du brauchst aber nicht glauben, dass dir der zukünftige Abnehmer des Tieres das Geld je zurückerstatten wird. Außerdem braucht ein Tier Nahrung, die kostet ebenfalls. Auch das Geld wirst du nie wieder sehen. So ein Hundehaufen kann ganz schön teuer kommen.

10.) Interessenten haben oft Vorstellungen, wo du nur noch den Kopf schütteln kannst. Du wirst auf ein Tier angesprochen, erklärst dem Interessenten welche Tiere du zur Vergabe hast, deren Vorzüge, ihre Geschichte und dann entgegnet dir dein Gesprächspartner, dass er eigentlich einen reinrassigen, möglichst jungen (Mode)Hund sucht und ob du ihm so einen nicht umsonst besorgen kannst. Papiere sind "natürlich“ nicht wichtig!! Wie reagierst du dann?? Du willst ja immer noch deinen Tieren zu einem guten Zuhause verhelfen und nebenbei auch noch Aufklärungsarbeit leisten. Wenn du unhöflich bist, kannst du das vergessen.

11.) Hast du dir schon Gedanken gemacht, wie du sicher gehen willst, dass es deine vermittelten Tiere in ihrem neuen Zuhause gut geht?? Ein Schutzvertrag ist eine feine Sache, allerdings sollte dieser schon einmal von einem Rechtsanwalt kontrolliert werden, sonst ist er eventuell nicht gültig, da er nicht mit den Tierschutzgesetzen deines Bundeslandes konform geht. Aber ein Schutzvertrag ist eigentliche in Fetzen Papier, denn ein Schutzvertrag wird dir nicht erzählen können, wie es dort zugeht. Du musst also alle Plätze von Zeit zu Zeit kontrollieren oder kontrollieren lassen, denn mit der Zeit hast du so vielen Tieren geholfen, so dass du es unmöglich alleine bewältigen kannst. Außerdem, du sitzt vielleicht in Eisenstadt und das von dir vermittelte Tier in Bregenz, was dann?? Du brauchst nicht glauben, dass du alle Tiere in deiner näheren Umgebung unterbringen kannst, auch dein Freundes- und Bekanntenkreis ist irgendwann "übersättigt".

12.) Freunde, Bekannte und Familie sind ein nettes Stichwort. Die Zeit wird weißen, wer an dich glaubt und zu dir hält und wer dich für verrückt erklärt.

13.) Um noch mal auf den Amtstierarzt zurück zu kommen. Du solltest sie alle in deiner Umgebung kennen, denn du wirst mit Tierhaltung konfrontiert, die dir die Sprache verschlagen wird. Ein vermummtes Überfallskommando hat allerdings keinen Erfolg, den erzielst du eventuell mit einer Anzeige beim Amtstierarzt. Mach dich allerdings jetzt schon mit den Tierhalte- und Tierschutzgesetzen deines Bundeslandes vertraut, sonst könnte so eine Anzeige peinlich für dich werden. Es muss nicht immer so sein, dass deine Vorstellungen einer Tierhaltung sich mit den Gesetzen decken!!

14.) Mehr Erfolg deiner Anzeige erzielst du, wenn du ein Tier mitnimmst und es vom Tierarzt gründlichst untersuchen lässt. Also auch dermatologische Untersuchungen und Kotanalysen im Labor. Das alles legst du dann deiner schriftlichen Anzeige und deinem Gedächtnisprotokoll bei und dann gehe beten, dass es was nutzt. Aber, eh klar, so eine gründliche Untersuchung kostet auch Geld und das nicht zu knapp.

15.) Du hast jetzt schon ein paar erfolgreiche Anzeigen gemacht, tust deine Freude kund und prompt flattern unzählige Hinweise auf ebenfalls anzeigungswürdige Tierhalter bei dir herein. Du brauchst nicht glauben, dass andere sich ein Beispiel nehmen und sich bei dir Tipps für so eine Anzeige holen, nein, wieso sollen sie das machen, wenn es dich gibt?? Du bist jetzt der Robin Hood der Tiere und sie Bruder Tuck.

16.) Bevor ich es vergesse: Eine Vermittlungshomepage ist eine gute Alternative, sich einiges an Schreibarbeit zu ersparen. Natürlich sind auch Gästebucheinträge eine nette Bestätigung für deine Tätigkeit, doch glaub mir, nicht jeder Eintrag wird deinen Vorstellungen gerecht. Man wird dich auch dort anfeinden und vielleicht sogar in deinem Namen Lügen verbreiten und dich verleumden. Vielleicht verzichtest du zum Wohle deiner Nerven auf ein solches.

Das soll nur ein kleiner Einblick auf das sein, was dich erwarten kann.

Liebe Grüße
Liv

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