Die legendäre Rättung Part One

Hi noch mal! Wien. 2. Juli 2001

So langsam setzen sich die Ereignisse des heutigen Tages und wir haben das Bedürfnis, die Geschichte noch einmal zu schreiben.

Rina hat uns am Freitag angerufen und von den armen Würmern erzählt. Der Zoohändler meinte damals es wären etwa 10 Tiere. Jetzt wissen wir, dass das weit gefehlt war. Unsere Reaktion könnt ihr euch natürlich vorstellen... und da ich wegen der "alten" 25 Babys schon so viele Abnehmer gefunden hatte (ich hatte sogar zu wenig Ratten und zu viele Interessenten) war klar die Kleinen sofort rauszuholen.

Also haben wir uns heute morgen zu einer Lagebesprechung getroffen (mit Kaffee und Striezel *ggg*) und unseren Plan ausgeheckt.

Anschließend gingen wir in diese "Tierhandlung" (Folterkammer wäre ein besseres Wort).

Die meisten Käfige waren bereits leer, da das Geschäft zum Glück kurz vor der Auflösung steht. Na ja - leer kann man auch nicht sagen - es waren keine Tiere mehr drinnen. Ansonsten waren sie nicht gereinigt. Diese Tierhandlung hat sich auf Reptilien spezialisiert und in den bewohnten Käfigen lagen abgestreifte, schimmlige Hautreste und dazwischen die Tiere. Die Einstreu war verdreckt und das ganze offensichtlich schon ewig nicht mehr gereinigt worden.

Der Besitzer ging nach hinten und kam mit einer kleinen Box zurück. In dem Zentimeter hohem Dreck saß die Black-Hooded-Mutter mit den Würmchen. Sie war total verschreckt. Immerhin hatte sie als EINZIGE Trinkwasser zur Verfügung.

Der Besitzer wollte uns zuerst nur die Mutter mit den Babys überlassen, da er ja die anderen Ratten noch als Schlangenfutter verkaufen wollte. Nach einigen Bitten lies er sich doch davon überzeugen uns auch die anderen Tiere gegen Bares auszuhändigen.

Er kam mit weiteren 2 Boxen und einem Käfig.

Alle Tiere hatten nur schimmelndes Brot zu fressen bekommen und wohl ihr Leben in diesem Keller zugebracht. Tageslicht war ihnen wohl bis zum heutigen Tag fremd. Außerdem saßen, beziehungsweise lagen sie in 15 Zentimeter hohem Dreck. Die Boxen müssen mindestens ein Monat nicht mehr gereinigt worden sein.

Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie es dort gerochen hat. Dieser beißende Ammoniakgeruch raubte einem fast den Atem.

Wir öffneten eine Box nach der anderen und nahmen die Tiere behutsam heraus. Der Besitzer sah etwas skeptisch zu und meinte, wir sollten sie doch ganz einfach am Schwanz herausnehmen.
Natürlich waren die Ratten furchtbar verschreckt. Immerhin müssen sie gedacht haben, dass sie nun verfüttert werden. Die eine oder andere hat natürlich auch gebissen, aber alles ist besser als die armen Ratten an der Schwanzspitze herauszuziehen.

Wir haben sie sofort nach Geschlechtern getrennt in mitgebrachte Boxen verfrachtet.

Wir haben dem Typen das Geld auf den Tisch geknallt und sind geflüchtet. Leider haben wir ganz und gar auf die Rechnung für die Tiere vergessen.

Bei Rina zurück haben wir Käfige hergerichtet und die Kleinen erstversorgt.

Und dann mal kräftig geschluckt und versucht das Ganze zu verdauen. Das wird leider noch etwas länger dauern.

Ich zittere immer noch, wenn ich daran denke.

Wir haben in den letzten 4 Wochen 43 Notfallstiere aufgenommen (in etwa, so genau weiß ich das auch nicht mehr)(plus die Ratten bei Rina) und wenn man dann so etwas sieht. Wir bemühen uns so sehr um diese Tiere und er tritt ein Leben mit Füßen.

Ach ja - der Besitzer erzählte uns, dass eine Ratte ausgebrochen sei und er sie nicht mehr finden könnte, nur noch ihre "Spuren" würde er hin und wieder entdecken. Leider haben wir gar nichts gesehen, aber vielleicht findet sich der Ratz auch noch.

Mittlerweile haben wir die Mädchen und ein paar Jungs bei uns (morgen holen wir noch vier, damit gerecht aufgeteilt ist (für den Moment, bis die nächsten werfen)) und sie haben sich schon wunderprächtig eingelebt.

Sie sind ganz entzücken und neugierig. Eigentlich gar nicht mehr bissig und fressen wie die Wilden alles in sich hinein. Sogar Tube wurde sofort aus der Hand angenommen. Ich "fürchte" nur, dass diese Ratten nie wieder Brot fressen werden, aber das müssen sie jetzt auch nicht mehr, sie dürfen wenn sie wollen!

Jetzt gilt es morgen mit dem Tierarzt ein Protokoll zu formulieren um diese Tierhandlung anzeigen zu können. Leider wird es höchstens bei ein paar hundert Schilling Strafe bleiben.

Nach etwa zweiwöchiger Quarantäne und viel Liebe und Geduld denk ich mal, dass die ersten vermittelt werden können.

Zwei von den zehn Weibchen sind mit großer Wahrscheinlichkeit auf jeden Fall schwanger. Also erhöht sich die Anzahl der zu vermittelnden Tiere auf ...?

Einer der Böckchen hat eine schwere Lungenentzündung. Hoffentlich bekommen wir den kleinen durch.

Sonst sind sie alle ausgetrocknet und schwer unterernährt. Das Gutachten schreiben die Tierärztin heute. Der eine ist sogar selbst Amtstierarzt!! Außerdem wirft sie auch gleich einen Blick in die Tierhandlung, da sie ja gleich ums Eck ist.

Und eines ist mir auch noch ganz wichtig: Ich möchte mich ganz herzlich bei euch für die lieben Worte bedanken. Wie gesagt, ich zittere immer noch und es wird schon noch etwas dauern, bis wir das aufgearbeitet haben.

Ganz ganz viele liebe Grüße
Liv, Pascal, die Hunde, die Ratten und die Gerätteten


Die legendäre Rättung Part Two

Hi ihr Lieben! Wien, 4. Juli 2001

Ich möchte mich ganz herzlich bei allen bedanken. Es ist eine Welle an Hilfe, Ratschlägen und Unterstützungen angebrochen, von der ich nie zu träumen gewagt hätte.

Vier Weibchen habe ich bereits vermittelt und die Arztkosten bis zu ihrer "Übernahme" werden auch komplett übernommen.

Es haben mich viele E-Mails aus dem deutschsprachigen Raum erreicht in denen uns die Leute Mut ausgesprochen haben und uns bei der Vermittlung der Tiere unterstützen.

Ich habe wirklich in vielen Newsgroups und Foren gepostet und unser Notfall ist in Wien quasi auf Platz eins der meisten privaten Ratten-Homepages.

Außerdem haben wir auch Hilfe von Schlangenhaltern bekommen. Eine Organisation in Wien wird sich die Tierhandlung ebenfalls ansehen und wahrscheinlich auch eine Anzeige erstatten.

Ich habe auch den Wiener Tierschutzverein in Kenntnis gesetzt und bin gespannt, ob die etwas unternehmen werden. Immerhin arbeiten sie mit dem Haus des Meeres zusammen, dass die abgegebenen und abgenommenen wechselwarmen Tiere für das TH übernimmt. Es gibt im Wiener Raum keine medienwirksamere Person als die Präsidentin des Wiener Tierschutzvereines.

Wir halten euch auf dem Laufenden.

Liebe Grüße
Liv & Pascal

P.S.: Ich war die ganze Nacht wach und habe mich um den kleinen schwarzen Wurm gekümmert. Es geht ihm viel besser. Er rauft sogar schon mit seinen Käfiggenossen. *freu* Er ist über den Berg!

P.P.S.: Es dürften insgesamt 4 Weibchen schwanger sein. Mal gucken, was da noch rauskommt.


Die legendäre Rättung Part Three

Morgäähn! Wien, 7. Juli 2001

Das Ganze nimmt langsam richtig große Ausmaße an. Zwar (noch) nicht die Rattenpopulation, aber die Hilfeleistungen.

Wir haben mit vielen Vereinen gesprochen und einige Vereinigungen, Tierschutzorganisationen, Tierärzte, Privatpersonen und so weiter haben oder werden sich den Laden einmal ansehen.

Wir haben sogar schon Kontakte zum Präsidenten der Tierhändlervereinigung aufgenommen und wenn uns die Götter gut gesinnt sind, wird ihm sogar die Lizenz entzogen!

Wir halten euch weiter auf dem Laufenden!

Liebe Grüße
Liv & Pascal, unermüdlich auf der Suche nach Gerechtigkeit

P.S.: Ein guter Tipp: Legt euch nie mit uns an, ihr seht, was dabei rum kommt!


Die legendäre Rättung Part Four

Hi ihr Lieben! Wien, 9. Juli 2001

Leider müssen wir bekannt geben, dass eines der Huskymädchen heute verstorben ist.

Ihr Lunge und ihr Verdauungstrakt waren leider zu sehr beschädigt. Sie ist heute friedlich eingeschlafen und jetzt bei ihren Brüdern und Schwestern über der RBB. Sie kann nun über die Wiese tollen, in der Sonne liegen und wird nie wieder ein Leid verspüren.

In tiefer Trauer und ewiger Liebe!

Liv & Pascal


Die legendäre Rättung Part Five

Hi! Wien, 10. Juli 2001

Lisa hat heute um 5 Uhr morgens ihre Babys geworfen.

Angesicht des gestrigen Todesfalles wird mir wiedereinmal bewusst wie nah Leben und Tod beisammen liegen!

Es sind sieben kleine, rosa Würmchen. Sie sind sehr wohlgenährt und fiepen wie die Einser!

Somit erhöht sich der Notfall auf 42 Tiere, da eines der 14 Babys und das Husky-Mädel gestorben sind.

Liebe Grüße
Liv & Pascal


Die legendäre Rättung Part Six

Hi! Wien, 17. Juli 2001
Wie einige vielleicht gelesen haben ist Lisa gestern gestorben (an inneren Blutungen aufgrund der falschen Ernährung) und hat uns ihre sieben eine Woche alten Welpen zurück gelassen.

Wir haben dann Romana (die andere Notfallmami) die Babys untergeschoben und sie hat sie bis jetzt gut angenommen. Obwohl sie eigentlich gerade am Abstillen war (ihre Welpen sind ja bereits über 4 Wochen alt) produziert sie bereits wieder genug Milch für die Minizwerge. Wir füttern sie ziemlich proteinreich, damit die Milch auch nahrhaft genug ist.

Die ersten Ratten dürfen seit gestern abgeholt werden (die Quarantäne ist vorbei und alle bisherigen Krankheiten sind gut therapiert worden).

Nanu (eines der Husky-Mädels) ist bereits hochträchtig und wirft wohl in den nächsten Tagen!

Sollte Romana also ihre Milchbar abstellen ist für die Kleinen vorgesorgt!

Wir möchten uns auch noch einmal ganz herzlich bei Dangermaus (Nicole?, ich hab dir eine private Nachricht geschickt, oben links!), Yassi (das Geld ist bereits angekommen), Meggi, Micha und Mike für die finanzielle Unterstützung bedanken und bei allen anderen für ihre seelische und tatkräftige Unterstützung.

Ich denke keiner von uns hat mit so viel Anteilnahme und Hilfe gerechnet!

*zutränengerührtsei*

Ganz ganz liebe Grüße und schön, dass es euch gibt!

Liv


Die legendäre Rättung Part Seven

Hi! Wien, 22. Juli 2001

Nanu hat heute endlich geworfen! Dafür dass sie mit dem Bauch schon ordentlich am Boden gestriffen ist, ist ein Baby eigentlich eine magere Ausbeute!

Lisas Babys geht es prächtig. Es sind ein Black-Hooded, zwei Huskys und 4 Agouti-Hooded!

Wir haben die Kleinen jetzt Nanu untergeschoben, da sie ja nur ein Junges hat und mit Sicherheit noch 5 Wochen Milch geben wird!! Sie hat sie sofort angenommen und putzt sie wie eine Wilde. Eigentlich haben wir ihr die Babys untergeschoben, weil sie nicht so wirklich wusste, was sie mit ihrem eigenen Baby anfangen soll und die "großen" Kleinen wie die Piraten allen Milchbars dieser Welt folgen und erbarmungslos andocken.

Jetzt wird Romana zu den anderen Weibchen der Rättung integriert und darf sich mal von der anstrengenden Woche erholen!

Wir freuen uns riesig über den Nachwuchs! Jetzt sollte aber Schluss sein!

Liebe Grüße
Liv & Pascal

Nächste Geschichte