Die Integration oder Wie erkläre ich dem Sturschädel, dass ich es gut mit ihm meine?

IntegrationMit dem Thema Integration muss sich wohl so ziemlich jeder Rattenhalter einmal auseinandersetzen. Man kann eben nicht einfach die Käfigtüre öffnen und die neue, rudelfremde Ratte auf gut Glück hineinsetzen. Ratten sind Familientiere und verteidigen ihre Familie und ihr Revier gegen fremde Ratten. Man muss bei der Vergesellschaftung sehr behutsam vorgehen, um keine der Ratten einer Gefahr auszusetzen.

Möchte man einer Einzelratte nun doch Gesellschaft leisten oder ein oder mehrere neue Ratten in ein bestehendes Rudel integrieren, muss man folgendes beachten:

  • Neue Ratten sollten 2 Wochen Quarantänezeit in einem anderen Zimmer zubringen. Sie können Krankheitskeime in sich tragen oder Parasiten haben und könnten sonst das komplette Rudel anstecken. Diese Zeit kann man nutzen, um die Ratte an sich zu gewöhnen. Bitte nach dem Kennenlernen und Herumtragen der neuen Ratte(n) die Hände ordentlich waschen und gegebenenfalls die Kleindung wechseln um nicht selbst als Wirt für Bakterien und Parasiten zu fungieren und das bestehende, gesunde Rudel anzustecken.
  • Wenn man sich sicher ist, dass die Ratte gesund ist (also nicht niest, keine Wunden oder Schorf auf der Haut hat und so weiter, Am Besten zieht man einen Tierarzt zu Rate) stellt man die Käfige der Ratten nebeneinander. So nahe, dass sie sich riechen, hören und sehen können, der Abstand muss aber so gewählt sein, dass sie sich nicht gegenseitig durch die Gitterstäbe verletzen können. Etwa 15 Zentimeter sollten ausreichend sein. So können die Ratten miteinander in Kontakt treten und sich kennen lernen, ohne sich zu verletzten.
  • Neue Ratten sollten mindestens ein „Kampfgewicht“ von 8 Wochen haben und körperlich fit sein, um sich gegen Attacken zur Wehr setzen zu können.
  • Jetzt beginnt man, die Ratten abwechselnd in den Käfig des anderen zu setzen, damit sie sich mit dem Geruch vertraut machen können. Außerdem tauscht man die Einstreu und vor allem die Einlage der Schlafnester aus. So dösen sie quasi umgeben vom Geruch des Anderen und gewöhnen sich im „Schlaf“ an diesen.
  • Nun wird es auch Zeit für das erste Rendezvous auf neutralem Gebiet. Also einen Platz wählen, an dem die Ratten sich nicht verstecken können und sich dort dann ungehindert prügeln. Gleichzeitig darf es nicht das gewohnte Auslaufgebiet der Ratten sein, da dieses Revier beansprucht und verteidigt wird. Man sollte sich sehr gut auf den ersten gemeinsamen Auslauf vorbereiten und „bewaffnen“. Man muss gegebenenfalls schnell eingreifen können, wenn es zu einem Streit kommt. Ein Handtuch oder eine Wasserspritzpistole können da sehr hilfreich sein. Die Kontrahenten sind kurz irritiert und man kann sie schnell trennen. Niemals mit der Hand dazwischen gehen, denn Ratten können im Eifer des Gefechtes auch schon mal ihren Menschen beißen. Ein nahender Streit wird durch Drohgebärden wie Aufplustern, Fellsträuben und der Gleichen signalisiert. Natürlich wird die neue Ratte von den alt eingesessenen Ratten unterworfen, allerdings sollte das von kurzer Dauer und vor allem unblutig geschehen. Der Neuling wird kurz auf den Rücken gedreht und zeigt so seine Demut.
  • Erst wenn sie sich beim Auslauf problemlos vertragen, was durchaus mehrere Wochen dauern kann, kann man sie in einen Käfig zusammensetzen. Vorher muss der Käfig komplett gereinigt werden. Am Besten schrubbt man die Ebenen und Häuschen mit heißem Wasser und ein paar Tropfen Teebaumöl darin. Teebaumöl ist desinfizierend, nicht giftig und übertönt jeden Geruch. Wenn die Ratten es ablecken oder am Holz knabbern schadet es nicht! Man muss es nur sehr vorsichtig dosieren, da manche Ratten allergisch darauf reagieren können und es wirklich sehr intensiv riecht. Man muss es auch vorher etwas stehen lassen, bevor man es den empfindlichen Rattennasen vorsetzt. Alternativ kann man auch Essigwasser verwenden. Anschließend verändert man ein paar Ebenen, stellt die Häuschen um und verteilt Futter im Käfig. Das Futter lenkt die Aufmerksamkeit von dem Neuling ab. Es ist oft sehr hilfreich, wenn man die neue Ratte mit dem benutzten Einstreu des Rudels einreibt, da sie dann schon nach der Familie riecht.
  • Wenn nun das neue Familienmitglied im Käfig sitzt, sollte man das Geschehen mindestens 4 bis 8 Stunden beobachten, um zur Not einschreiten zu können. Am Besten nimmt man sich ein gutes Buch und setzt sich neben den Käfig. Sollte nach Ablauf der „Frist“ nichts ernsthaftes Geschehen sein, putzen und kurzes Unterwerfen ist normal, werden wohl auch keine größeren Auseinandersetzungen mehr folgen. Ausnahmen bestätigen jedoch die Regel! Kommt es zu ernsten Beißereien muss man den Neuling wieder aus dem Käfig herausnehmen und an einem früheren Punkt wieder beginnen.

Wie verhalten sich die Ratten bei der Integration?:

  • *schnüffelschnüffel* Kenn ich dich? Wer bist du? Was kannst du? Was verdienst du so netto? Man muss doch wissen mit wem man sich da einlässt.
  • *klapperknirsch* Ich putz meine Zähne mit „Blendi Biber Zahnpasta“, die sind hart wie Stahl und deine? *protz* Antworte gefälligst!
  • *quiek* Lass mich in Ruhe du Macho! Softies sind in! Hast du nicht den Artikel in der Bild gelesen? Lag doch gestern erst in der Kloecke rum!
  • *goinggoinghoppel* Wer ist hier ein Macho, du Weichei! *box* Komm schon, heb deine Flossen und verteidige dich! Na dir werd' ich’s zeigen! Da hat ja meine Mama einen festere Rechte als du, du Lulatsch!
  • *pah* Jetzt reicht’s! Du bekommst jetzt mal eine ordentliche Dusche in „Eau de Ratt“! *pieselpiesel*
  • *iiiiiiiiieck* Du Ferkel! *schnapp* Das sind Zähne! Mach das noch mal und es fließt Blut!
  • *mundaufreiß* Das sind Zähne, du Rotzer! Die Stummel? Schau dir mal dieses Wunderwerk der Evolution an! *auchmundaufreiß*
  • *grummel* Was genug ist, ist genug! Auf die Knie Ungläubiger! Hier bin ich der Chef! *aufdenrückendreh*

Dieses Verhalten ist normal und man muss nicht einschreiten! Auf uns kann es befremdend und bedrohlich wirken, die Ratte versteht aber, was der Gegenüber möchte.

Die Ratten müssen sich eine neue Rangordnung ausmachen!

Erst wenn sie als ein wirres, wildes Knäuel Ratte durch den Käfig kugeln und sich ernsthafte Verletzungen zufügen könnten, muss man eingreifen.

Dann muss man, wie oben bereits erwähnt bei einem früheren Punkt wieder beginnen.

Integration ist ein sehr sensibles Thema und es kann oft Monate dauern, bis sich die Ratten riechen können. Man darf einfach nicht zu schnell die Flinte ins Korn werfen, sondern den Ratten die Zeit lassen, die sie benötigen!