Zu den bekannten "gefährlichen" Giftschlangen Mitteleuropas
gehören im wesentlichen die
a) Sandviper (vipera ammodytes),
b) die Aspisviper (vipera aspis) und
c) die Kreuzotter (vipera berus).
(Nach der Wirksamkeit des Giftes angeordnet!)
Diese 3 Arten gehören zu den Viperiden und deren Bisse sind nur selten
tödlich.
Wirkstoffe
des Giftes sind ausnahmslos Peptide oder Enzyme.
Sie bilden kaum Neurotoxine (Nervengifte). Die Vergiftungssymptome werden
vor allem durch Proteasen (eiweißspaltene Enzyme) und Phospholipasen
bestimmt. Selbst innerhalb einer Species können erhebliche Unterschiede
in der Giftzusammensetzung bestehen.
Lokale
Symptome:
Zwei symmetrische, 1 cm entfernte Bissstellen (wenn die typischen Bißmale
fehlen und innerhalb von 20 Minuten keine Lokalreaktion auftritt, ist
eine Vergiftung unwahrscheinlich); Schmerzen, Schwellung mit Zunahme über
3 Tage, blauviolette Verfärbung, Hämatom, Nekrose an der Bissstelle
(Bissstelle wird schwarz).
Allgemeinsymptome:
Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen, Schweißausbrüche,
Blutdruckabfall, Herzrasen bis zum Schock; Schwellung im Bereich der Augen,
Oberlippe, der Zunge und des Kehlkopfes; eventuell Blutgerinnungsstörung.
VERHALTEN:
Sofortmaßnahmen:
1. Selbst Ruhe bewahren und/oder Patienten beruhigen!
2. Betroffene Extremität ruhigstellen (evtl. schienen)
3. Wenn möglich Identifikation des Gifttieres
4. Keine Manipulation an der Bissstelle wie Ausschneiden, Aussaugen oder
Einschneiden und Extremität nicht abbinden; Wunde steril abdecken;
in der Praxis angelegte Staubinden sind meist wertlos
5. Schnellstmögliche ärztliche Betreuung sichern (bei massiven
Beschwerden Notarzt rufen!).
Weitere
Maßnahmen:
Je nach Verlauf der Vergiftung kann die ärztliche Therapie von einer
ambulanten Versorgung bis zu einer Behandlung auf der Intensivstation
reichen (Das Ausmaß der Vergiftung ist von Faktoren wie der injizierten
Giftmenge, der Bissstelle und der Species abhängig).
Behandlung
mittels Antidot (Gegengift):
Schlangengift Antisera sind nur bei systemischen Vergiftungserscheinungen
indiziert.
Text: Dr.
Nadja Ghali
Fotos: Günter Mischkulnig
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