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Im
Jahre 1995 hatte ich im Rahmen eines dreitägigen Aufenthaltes in Bangkok
Gelegenheit, erstmals eine Schlangenfarm zu besuchen. Ich besichtigte die Schlangenfarm des Queen Saowapha Memorial Institute an der Rama IV Road, nahe der Henri Dunant Avenue. Diese Farm beschäftigte sich nicht mit der Zucht von Schlangen, sondern dort ging es ausschließlich um die Serumgewinnung. Nach Betreten der Anlage fiel mir auf, dass obwohl die Farm die Serumgewinnung zum Ziel hatte, zahlreiche ungiftigen Schlangen gehalten wurden. Unter ihnen vorwiegend Riesenschlangen, aber nicht nur aus dem südostasiatischen Raum. In den Freilandterrarien waren durchwegs stark abgemagerte Tiere zu sehen. In diesen Anlagen, die mit mehreren halbkugeligen Bauten (als Unterschlupf für die Tiere)ausgestattet waren, wurden hunderte Kobras und eine Reihe anderer Schlangenarten gehältert. Der negative Eindruck, den die dahinvegetierenden Tiere vermittelten, prolongierte sich im „Showprogramm“. In einem Lichtbildervortrag wurde auf die „tödliche“ Gefahr durch die in Thailand massenweise vorkommenden Giftschlangen hingewiesen. Um das Ausmaß der Bedrohung zu verdeutlichen wurden einerseits „medizinische“ Bilder von Vergiftungen und andererseits Fotos von Tieren die den arbeitenden Menschen „auflauern“, gezeigt. Schlussendlich gipfelte der Vortrag in der Betonung der Bemühungen des Instituts, durch „wissenschaftliche Arbeit“ der Bedrohung Einhalt gebieten zu können. Um die Glaubwürdigkeit zu unterstreichen führte man noch Statistiken an, wie viele Menschen sterben müssten, wenn es die Farm nicht gäbe. Von vorbeugende Maßnahmen bzw. richtigem Verhalten in schlangenreichen Gebieten wurde nicht gesprochen. Um den Besuchern Gelegenheit für Fotos bzw. die eigene Versiertheit im Umgang mit Schlangen zu zeigen, wurden ein paar der Reptilien „vorgeführt“. Man begann damit, Kobras am Schwanz aus den Schlupflöchern zu ziehen um sie in Verteidigungsstellung für die Fotografen zu präsentieren. Es folgten Schaustellungen von ungiftigen Schlangen und von Trugnattern. Die schwer mit Schlangen behängten Mitarbeiter hatten alle Hände voll zu tun, den lethargischen Tieren eine Reaktion abzuverlangen. Als Höhepunkt der Show wurde eine mehrere Meter lange Königskobra von den lachenden Akteuren über den Betonboden zu den Zuschauern geschliffen. Nachdem sich die imposante Schlange ein wenig aufgerichtet hatte wurde erneut auf die „tödliche“ Bedrohung durch solche Tiere aufmerksam gemacht. Trotz der entwürdigenden Vorstellung zeigte sich das Publikum zu meiner Überraschung zum überwiegenden Teil begeistert, hatte man doch in kurzer Zeit sehr viel über Schlangen lernen können, von der richtigen Haltung bis hin zum richtigen Umgang. Für mich bleibt zu wünschen, dass derartige Farmen in Zukunft von engagierten Herpetologen und nicht von Personen geführt werden, die einem Geschöpf und sei es „nur“ einer Schlange, nicht die geringste „Achtung“ entgegenbringen. Wie lange sich die „Todeskandidaten“ in der Schlangenfarm von Bangkok halten, war nicht zu erfahren. Da der Besuch nun schon einige Jahre zurückliegt, würde es mich interessieren, ob es Leser gibt, die ebenso die Schlangenfarm in Bangkok besucht haben und ähnliche oder andere Eindrücke gewonnen haben. Über einen aktuellen Artikel zu diesem Thema würde ich mich freuen. Text und
Fotos: Günter Mischkulnig |