STORIES


DRAGONTALE

Teil 24 - Der Sucher - Im Auftrag des Drachen

von Ceckovic Christian



Mit dieser Folge ist der "Sucher" Zyklus zu Ende und es gibt einen neuen Beginn für unsere Abenteurer auf dieser Welt.

In Teil 24 habe ich es hoffentlich geschafft einen Ausblick auf die weiteren möglichen Ereignisse zu geben. Derzeit steht das Konzept noch nicht ganz, deshalb räume ich mir eine Pause für die nächste Zeit ein, um mir klar zu werden, ob und wie es mit Dragontale weiter geht.

Es hat mir eigentlich immer Spaß gemacht, die Geschichte von Ruban zu erzählen und mir Gedanken zu machen über seinen Weg durch die Zeiten.

Insgesamt sind es auch mehr als 160 A4 Seiten geworden, auf die ich schon mit ein wenig Stolz zurück blicke. Auch wenn ich daran denke, daß Dragontale schon seit 1992 (mit ein paar Unterbrechungen) im FM dabei ist.

Ich hoffe, daß die Story auch dem einen oder anderen gefallen hat, zumindest waren die Kritiken nie vernichtend genug, um mich vom Weiter-schreiben abzuhalten.


Was bisher geschah…

Der Kampf gegen die beiden Ältesten in der großen Pyramide endete für Ruban beinahe tödlich. Er wird gerade noch rechtzeitig von Juei, dem Barsalen und General ada Fayt gerettet und ins Lazarett gebracht. Torok von Sumara gelingt es ebenfalls mit Hilfe des kleinen Telpas wieder lebend in die Stadt Uthaist zurückzukehren.

Als Ruban von seiner schweren Verletzung wieder erwacht sind bereits Tage vergangen. Ruban und Torok werden von den Stadtbewohnern als Helden be-trachtet, die die Belagerung durch die Nomaden beenden konnten und sie so vor dem Schicksal der anderen Küstenstädte verschont blieben.

Der Sucher möchte die Geschehnisse aufklären und so macht er sich mit Snoff nochmals auf in die Wüste zu den Pyramiden. Es gelingt ihm von den Nomaden unbemerkt in die Pyramide zu gelangen. Der für tot gehaltene Tallare ist jedoch nicht mehr in der Halle, statt dessen öffnet sich nur Augenblicke später das Transportportal und das Echsenwesen erscheint scheinbar unverletzt. Es hält Ruban zunächst für den Tempelmeister, doch der Tallare kann sich mit dem Telpa auf geheimnisvolle Weise unter-halten und so erkennt der Tallare die Wahrheit. Ruban und das Echsenwesen verlassen die Halle durch das Transportportal und gelangen zu dem Stützpunkt der Tallaren, der unter dem Tempel am 3.Kontinent liegt.

Leonas M'koor berichtet dem Sucher nun von den Ereignissen und von den Zielen der Tallaren auf dieser Welt. Ruban bekommt Einblick in den dunklen Plan der Remtah und muß erfahren, daß es dem Ältesten Nar-Saala gelungen ist, mit dem AURIAL durch das Transportportal zu entkommen. Die Zeit läuft nun gegen sie, denn wenn es Nar-Saala gelingt auf dem Nordkontinent den Übergang zum Planeten Genuasis zu öffnen, dann prophezeite der Tallare Tod und Untergang für Rubans Welt und das diesseitige Universum.


Der Tallare Leonas M'koor hatte die Flügel noch immer ausgebreitet und alle standen im Schatten ihrer beeindruckenden Spannweite.

Ruban hörte, wie hinter ihm im Saal polternd die Wachmannschaften herein stürmten.

General ada Fayts Blicke wechselten unschlüssig von Ruban zu dem Tallaren und wieder zurück.

Das Echsenwesen faltete schließlich seine Schwingen zusammen und schloß das Maul mit den spitzen Zähnen. Leonas M'koor schien zu bemerken, wie ihn die Männer anstarrten. Er schien sich seines Auftritts durchaus bewußt zu sein, denn die Menschen in dieser Stadt hatten schließlich noch nie jemanden wie ihn gesehen.

General ada Fayt ließ sein Schwert sinken und deutete den Gardisten mit einer Bewegung, sich zurückhalten.

"Eure Ertonanz", durchbrach schließlich Ruban die Stille. "Leonas M'koor hat sich bereit erklärt zu Euch zu kommen und meine Worte zu bekräftigen. Er, sowie ich, wir vertrauen auf Eure Weisheit uns anzuhören - gewährt ihm diese Bitte, erhabener Fürst!"

Fürst dar Naart blinzelte etwas verwirrt, doch nun straffte er sich und wirkte nun wieder souverän.

"Ich fühle mich gleichfalls geehrt. Ihr seid willkommen, Tallare! Tretet ein!" sprach das Oberhaupt der Stadt Uthaist und deutete mit einer einladenden Geste ins Innere.

"Eure Ertonanz, das kann nicht euer Ernst sein!" widersprach der Hofberater Meltes. "Dieses Wesen wird euch in Stücke reißen"

"Die Garde wird im Saal bleiben!", unterbrach ihn der General. "Ich persönlich bleibe hier!"

Ruban war froh, daß der General sich nicht von dem Mißtrauen anstecken ließ, obgleich ihm der Heerführer einen tiefen bedeutenden Blick zuwarf, als er sich umdrehte und alle vom Balkon in den Saal gingen.

Der Tallare mußte sich bücken, um durch die Tür zu kommen. Während zwei Diener den Fürstenstuhl drehten und sich dar Naart niederließ, blieb der Tallare in angemessenem Abstand stehen. Die Soldaten postierten sich links und rechts des Fürsten und blickten nervös, wobei ihre Hände auf den Schwertheftern lagen.

Ruban stellte sich demonstrativ neben den Tallaren um beruhigend zu wirken.

So begann die Audienz zwischen dem Tallaren und dem Fürsten von Uthaist.

*

Die einfachen Bürgerhäuser befanden sich an den Randgebieten der Stadt dicht an der Stadtmauer. Die Gebäude hier bestanden hauptsächlich aus Holz, dadurch waren hier viele durch die Angriffe der Nomaden in Mitleidenschaft gezogen worden. Zahlreiche abgebrannte Ruinen standen hier. Die Bürger hatten bereits mit den Aufräumarbeiten begonnen.

Eine Straße von der Stadtmauer entfernt stand das Gasthaus "Alelorqua" - Gasthaus war eigentlich etwas zu höflich formuliert. Hier trafen sich die Arbeiter vom nahen Hafen aber auch mancher Händler hielt sich hier auf um Geschäfte zu tätigen.

Es war kurz nach Mittag und nur an wenigen Tischen saßen Leute. Die einen, die noch nach ihrer Mahlzeit sitzen geblieben waren, die anderen, die jetzt erst dazu gekommen sind, etwas zu essen.

Im hinteren Bereich der Stube, wo alles im Dämmerlicht versank, hatte ein Mann Platz genommen. Er starrte auf sein Glas Wein, das er langsam in seinen beiden Händen drehte. Immer wieder blickte er Richtung Türe. Er wirkte gepflegt in seiner langen Jacke mit den silbernen Knöpfen und den aufgenähten goldenen Bändern. Seine Stiefel waren blank geputzt und an seinem Hut, der am Tisch lag, steckte eine Feder des Tartushuhnes.

Der Wirt putzte etwas gelangweilt die Theke und sortierte seine Weinflaschen, ab und zu unterhielt er sich mit der Schankmaid. Aus der Küche drangen Düfte verschiedener Speisen in den Gastraum. Draußen auf der Straße fuhren Karren vorbei und dazwischen eilten Leute hindurch.

Eine Gestalt bog von der Straße ab und die Tür wurde leise knarrend aufgedrückt. Das Tageslicht drang in die Stube und schnitt durch die staubige Luft.

Der Mann an dem Tisch blickte zur Tür und erhob sich leicht vom Stuhl. Der eben hereingekommene ging langsam durch die Gaststube und blieb vor ihm stehen. Die beiden Männer schüttelten sich lange die Hände.

Sie ließen sich von der Maid zwei Becher mit Blauwein bringen.

Zuerst saßen sich die zwei eine Zeit lang nur stumm gegenüber, keiner sagte etwas, jeder versuchte in den Gesichtszügen des anderen zu lesen.

"Es tut gut, dich nach dieser Ewigkeit wieder zu sehen, Torok."

Der Angesprochene nahm einen Schluck aus dem Glas. Der Wein war viel besser als der, den er normalerweise in Norsq bekommen hatte.

"Ja.. " murmelte er.

Der Mann, der ihm nun gegenüber saß, war in seiner Anfangszeit so etwas wie ein Vater zu ihm gewesen. Von ihm hatte er alle Tricks gelernt, die er für das Überleben gebraucht hatte. Er hatte ihm bei gebrachte wo es sich lohnte etwas zu holen und wo nicht. Welcher reiche Händler Geschäfte auf Kosten der Bauern machte und die Kinder und Frauen ausbeutete. Torok war stolz darauf gewesen, von sich zu behaupten er habe immer von den windigen und unseriösen Geschäftsleuten genommen. Nie hatte er sich am Gold von ehrlichen Arbeitern und Bürgern vergriffen. Auch diese Einstellung hatte er von dem Mann gegenüber mitbekommen. Um Toroks Mund spielte sich der Anflug eines Lächelns, ob der Erinnerungen.

"Du bist hier in Uthaist ein bekannter Mann geworden", sagte der ältere der Beiden. Er hatte bereits zum größten Teil eine Glatze und seine restliche Haare waren bereits grau.

"Was meinst du?"

"Nun, wie würde es dem Fürsten wohl gefallen, wenn er erfahren würde, daß er einen Dieb zum Helden gemacht hat?" lachte der Alte leise.

Torok lachte leise auf und kniff die Augen zu Schlitzen zusammen.

"Du willst mich erpressen, Tomas?" zischte er, während er sich umsah ob jemand ihr Gespräch belauschen konnte.

"Nein, nein" beteuerte der andere.

"Was also willst du von mir? Denn du bist auch nicht besserer Herkunft als ich - Tomas ovo Artin oder wie früher Berdh von Jek..."

Der Alte legte ihm die Hand auf den Arm und drückte zu. Torok spürte, daß noch immer viel Kraft in dem alt wirkenden Körper steckte.

"Dieser Name existiert nicht mehr... Berdh gibt es nicht mehr. Ich bin jetzt ein Händler hier in Uthaist, so wie andere auch!"

Torok nickte grinsend.

"Natürlich!"

"... und als solcher bin ich immer auf der Suche nach einem Geschäft. Ich nehme an in Uthaist gefällt es dir, du hast nun genug Geld und als Begünstigter beim Fürstenhof stehen dir viele Türen automatisch offen."

Torok trank einen langen Zug aus seinem Becher. Sein Gegenüber hatte recht, es ging ihm nun wesentlich besser, als vorher in Norsq. Er hatte eigentlich vor gehabt zumindest eine Zeit lang in Uthaist zu bleiben.

"Das wird aber nicht immer so bleiben, die Leute vergessen rasch, Torok", murmelte Tomas weiter. "Du solltest dann etwas haben, auf das zu zurückgreifen kannst."

"Was willst du also?" wiederholte Torok.

"Ich will dir einen Handel vorschlagen, was sonst?" lachte Tomas leise.

"Ich werde langsam alt ... du bist noch jung und hast noch eine Menge vor dir. Ich kenne hier in Uthaist eine Menge Leute und du kennst dich in Norsq genau aus. Du weißt wer was benötigt dort. Ich möchte, daß du für mich Geschäfte mit Norsq abwickelst."

"Ich?" rief Torok laut.

Der Wirt warf den beiden einen flüchtigen Blick zu.

Torok und Tomas steckten die Köpfe wieder zusammen.

"Aber ich kann das nicht... ich bin doch kein Händler... "

"Ich bin mir sicher, wir werden zusammen kommen, überleg es dir Torok. Es wird dein Schaden nicht sein, das garantiere ich dir jetzt schon!"

"Hmm", machte Torok. Er hatte Berdh bzw. Tomas, seit einer kleinen Ewigkeit nicht mehr gesehen, seit dieser damals vor der Stadtgarde fliehen mußte. Nach Monaten hatte er dann gehört, daß sich Tomas am Kontinent Runwaal - dem Vierten Erdteil - befand. Anfangs dachte Torok, Tomas würde warten bis Gras über die Sache gewachsen wäre und würde dann wieder nach Norsq oder einer anderen Küstenstadt zurückkehren, doch Tomas kam nicht wieder.

"Darum bist du nicht mehr gekommen...."

"Wie?"

"Du hast es dir hier gut gerichtet, denke ich mir."

"Nun ja, ich hatte Glück", bestätigte Tomas. "Außerdem fand ich hier in Uthaist jemanden, den ich schon aufgegeben hatte..."

"... und bist jetzt ein ehrlicher Bürger geworden", warf Torok ein.

Das wurde mit einem heiseren Lachen von Tomas beantwortet.

"Nun, sagen wir so..."

"Jetzt willst du also auch mich, vom Gesetzesbrecher zu einem "Gesetzesbieger" machen?"

"Man hat damit bessere Aussichten, als den Galgen", antwortete Tomas trocken.

In diesem Moment öffnete sich wieder die Tür zum "Alelorqua" und eine junge Frau erschien.

Der Wirt schien sie zu kennen, denn er nickte ihr nur lächelnd zu.

Für Torok wirkte sie etwas deplaziert in diesem Lokal, denn ihre gutbürgerliche Kleidung verriet sofort, daß sie nicht aus diesem Viertel der Stadt stammte. Ihren Rock hatte sie mit einer Hand hoch gerafft, damit er nicht auf dem Boden streifte, in der anderen hielt sie einen weißen geflochtenen Sonnenhut. Um ihren Hals lag eine dünne aber wertvoll wirkende Goldkette. Die dunkelblonden Haare trug sie hochgesteckt, wie es derzeit Mode war in Uthaist.

Sie kam langsam an den Tisch der beiden Männer, die sich erhoben.

"Torok von Sumara, das ist meine Tochter Amali", stellte Tomas die Frau vor.

"Sehr erfreut, meine Dame", sagte Torok artig und verbeugte sich so elegant wie er es zusammen brachte.

Die junge Frau lachte erheitert.

"Schon gut, schon gut. Ich freue mich sie kennen zu lernen!"

Torok war wie benebelt von dem Duft der von ihr aus ging. In ihren Augen sah er ein Aufblitzen, welches er nicht zu deuten wußte und um ihren Mund spielte sich ein verschmitztes Lächeln, das in den kleinen Wangengrübchen endete.

"Kann ich meine Hand wieder haben?"

"Wie.. oh Verzeihung..", stammelte Torok und ließ ihre Hand los, die er die ganze Zeit gehalten hatte.

"Vater, die Kutsche wartet draußen, wir sollten noch ins Lagerhaus zurückfahren... du weißt schon... " meinte sie zu Tomas ovo Artin. Jetzt erst hatte Torok verarbeitet, daß diese Frau Tomas Tochter war.

"Du hast eine Tochter? Aber wie ist das möglich, du hast nie davon gesprochen... ?"

"Das ist eine lange Geschichte, mein Junge", sagte Tomas und trank mit einem Satz sein Weinglas aus. Er wischte sich eine Träne aus dem linken Augen und hustete verhalten.

"Die kannst du hören, wenn du uns besuchen kommst."

"Ich würde mich ebenfalls sehr freuen", bestätigte Amali.

Diese Frau verursachte in Torok ein Kribbeln im Bauch, wie er es schon lange nicht mehr gefühlt hatte.

"Ich... melde mich wieder", meinte Torok nach einer Weile und erhob sich. Er griff in die Tasche seiner Jacke und wollte ein paar Münzen herausholen, doch Tomas hielt ihn zurück.

"Du bist eingeladen, mein Freund. Du weißt ja wo mein Haus liegt. Du bist jederzeit willkommen!"

Torok von Sumara drehte sich ohne weitere Worte um und verließ das Gasthaus.

Er ging einige Schritte auf der Straße und lehnte sich dann grübelnd an die Stufen, die in die oberen Stockwerke eines Hauses führten.

Mit blinzelnden Augen blickte er hinauf in die Nachmittagssonne, die ihre warmen Strahlen auf die Stadt herunterwarf. In seiner Nase meinte er noch immer den betörenden Duft von Amali zu spüren.

*

Es war der dritte Tag des vierten Monats, als der Plan begann konkret zu werden. Ruban saß zusammen mit General ada Fayt und Hauptmann ovo Naiir noch bis spät in die Nacht in einem kleinen Saal des Fürstenpalastes. Am Tisch lagen Landkarten von der Wüste und auch solche vom Nordkontinent, soweit die Gegebenheiten bekannt waren.

Bis zum nächsten Morgen hatten sie dem Fürsten ihre Pläne vorzulegen.

Ruban drängte darauf, endlich aufzubrechen und zum Nordkontinent zu gelangen. Doch der General war ein Mann, der sehr gut strategisch denken konnte und so war es ihnen schließlich gelungen ein Konzept auszuarbeiten, ohne daß Ruban sich alleine auf den Weg machen mußte.

Ruban fühlte sich matt und abgeschlagen, als er in einen tiefen traumlosen Schlaf fiel, nachdem er sein Zimmer aufgesucht hatte. Am nächsten Morgen weckte ihn, wie immer, einer der Diener.

Kurze Zeit später trafen sich die Männer schließlich mit dem Fürsten.

"Obwohl unsere Armee stark dezimiert wurde, ist es uns möglich für diese Mission eine kleine Truppe zu entbehren, Eure Ertonanz", meinte General ada Fayt, als sie in kurzen Worten den Plan umrissen hatten.

Fürst dar Naart starrte auf die Papiere, die auf dem schweren Holztisch lagen. Sein Gesicht war zur Maske erstarrt und machte es unmöglich seine Gedanken zu erkennen.

"Die Nomaden sind im Moment keine Gefahr mehr für uns. Die einzelnen Stammesführer haben sich in ihre Gebiete zurückgezogen", erklärte der General weiter.

"Es sind hier viele Dinge, die mir etwas unsicher erscheinen… ", murmelte der Fürst nach einigen Minuten des Schweigens.

"Die gesamte Mission ist unsicher, Eure Ertonanz!" entgegnete Ruban.

"Gewiß, doch scheint es hier schon alleine Schwierigkeiten beim Transport zu geben. Wir müssen auf Einrichtungen zurückgreifen, von denen ich noch nie gehört habe, geschweige denn ihre Magie je begreifen werde."

Ruban wußte was der Fürst meinte.

"Das Transportportal wird uns einen enormen Zeitgewinn geben. Ich garantiere, daß dieser Teil der ungefährlichste Abschnitt sein wird."

"Ruban hat recht. Mit Hilfe der Apparate des Drachen, können wir es schaffen… " bekräftigte der General.

Fürst dar Naart blickte auf und in seinen Augen blitzte es.

"Ich sehe es genau in deinen Augen, Jonad", meinte er. "Ich sehe den jungen Hauptmann vor mir, der damals gegen Agaranna kämpfte in der Schlacht von Baalo. Den Entdecker, der nie vor einer Herausforderung zurückschreckte…."

Fürst dar Naart seufzte.

"Das heißt, ihr sagt unserem Plan zu?"

"Ja, allerdings unter einer Bedingung", sagte der Fürst und ging langsam zu den hohen geöffneten Fenstern, um einen Blick in den Garten zu werfen.

Er nahm einen tiefen Atemzug und drehte sich wieder zu den angespannt Wartenden um.

"Ihr, Jonad… ", er deutete mit dem Zeigefinger auf den General. "Mein Freund, ihr müßt hier bleiben -"

"Eure Ertonanz -" versuchte der General zu widersprechen, doch dar Naart wischte mit einer Handbewegung jeden möglichen Einwand beiseite.

"Ich kann meinen besten General nicht auf so eine Mission schicken. Ihr werdet hier gebraucht, tut mir leid."

"Hauptmann ovo Naiir ist ebenso fähig wie ich, er hat genug Erfahrung und kann solange ich weg bin meine Aufgaben übernehmen!" entgegnete dennnoch der General, obgleich er wußte, daß es sinnlos war.

Er kannte seinen Fürsten bereits lange genug um zu wissen wann eine Entscheidung unumstößlich war.

Dar Naart schüttelte langsam den Kopf.

"Hauptmann, ihr werdet diese Mission befehligen!"

"Jawohl, Eure Ertonanz!" antwortete der Hauptmann.

"Da ihr bei der Planung ebenso dabei wart, nehme ich an, daß auch unter eurem Kommando diese Mission ein Erfolg wird."

Hauptmann Petr ovo Naiir verneigte sich militärisch und salutierte.

"Ruban, wie ihr seht, sind wir alle bereit euch zu unterstützen. Doch mehr als Unterstützung kann ich euch nicht geben. Ihr und euer Drachenfreund seid die wichtigsten in diesem Spiel, meine Männer sind bereit euch zu helfen wo sie können. Enttäuscht uns nicht und rettet unsere Welt vor dieser dunklen Macht!"

Fürst dar Naart sah Ruban dabei fest in die Augen. Ruban fühlte sein Herz bis zum Hals schlagen und eine schwere Last die sich auf seine Schultern legte.

"Sammelt eure Truppe, Hauptmann. Ich denke ihr habt nicht mehr viel Zeit!"

Die beiden Soldaten salutierten und Ruban verbeugte sich, dann verließen sie schnell den Palast und begaben sich in die Kaserne. In einem abgelegenen Teil der Gebäude betrat der General einen Art von Stall. Die Tiere, die hier in den Käfigen saßen, waren Vögel. Die beiden Soldaten sprangen von ihren Sesseln, als der General eintrat.

Ada Fayt begann einem der beiden eine Nachricht zu diktieren. Sie fertigten ein zweites Papier an, dann rollte der Mann die kleinen Papiere zusammen und steckte sie in je eine silberne Metallhülse.

Damit ging er zu einem der Verschläge in denen die Vögel saßen, öffnete einen und faßte mit gekonntem Griff hinein.

Der General verließ den Stall und beobachtete wie kurze Zeit später zwei Vögel in die Lüfte stiegen und das Weite suchten. Zufrieden kehrte er zu Ruban und Hauptmann ovo Naiir zurück.



Am nächsten Tag wurden die Männer für die Mission ausgewählt. Insgesamt sollte es eine Truppe von 60 Mann werden, die die gefahrvolle Reise bis zum Nordkontinent antreten sollte. Dazu kamen noch Hauptmann ovo Naiir, Ruban und auch Juei, der Barsale. Im Hof der Kaserne versammelten sich die ersten Männer.

Ruban sah in kampferprobte Gesichter, dazwischen auch junge Soldaten in denen die Feuer des Eifers loderten. Der General hatte ihm so viele erfahrene Männer ausgesucht, wie er entbehren konnte.

Als die Truppe am Abend schließlich vollzählig war, hatte Ruban bereits ein besseres Gefühl diese Mission lebend durchzustehen. Obwohl er sich nicht vorstellen wollte, welche Gegner auf sie warteten wenn sie erst am Nordkontinent anlangten. Nar-Saala würde in der Zwischenzeit nicht untätig gewesen sein. Unter Umständen mußten sie es mit einer ganzen Armee von Schattenkriegern aufnehmen, obwohl das Ruban selbst nicht glauben mochte. Doch er wußte welche Möglichkeiten der Älteste hatte. Die Beeinflussung von normalen Menschen war ihnen möglich und auch die Verwandlung in beliebige Personen.

Ruban hatte sich nochmals zu einer Unterredung mit dem Tallaren Leonas M'koor getroffen. Der Tallare hatte ihm bei seinem ersten Flug nach Uthaist ein Kommunikationsgerät übergeben. Ruban aktivierte das kleine Gerät, das die Form einer Halbkugel hatte, als er es auf den Tisch legte.

Inzwischen hatte er bereits einige Male damit mit dem Tallaren gesprochen. Doch immer nur hinter abgeschlossenen Türen in seinem Gemach.

Inzwischen hatte sich Ruban ein Quartier in der Kaserne gesucht. Von draußen hörte er die Männer, wie sie ihre Vorbereitungen trafen.

Über der Kugel blitzte es kurz, dann entstand der Oberkörper des Tallaren in der Luft. Es handelte sich lediglich um eine Projektion, das kannte Ruban bereits.

Rasch unterrichtete er den Tallaren vom Fortschritt hier in Uthaist.

Der Tallare zeigte sich zufrieden und trieb Ruban an, so schnell wie möglich mit seiner Truppe los zu marschieren.

"Ich kann die gesteigerte Macht des Remtah bereits spüren. Bald wird er wissen, daß er nicht alle von uns vernichten konnte. Dann muß ich mich ihm stellen und versuchen ihn zu bekämpfen. Dann solltet ihr bereits auf dem Weg nach Norden sein, Tempelmeister!"

"Ja ich weiß, ich werde mich beeilen", antwortete Ruban.

"Ich werde mich melden, sobald wir aufbrechen", fügte der Sucher noch hinzu. Dann beendete er die Verbindung hastig, als es an der Tür klopfte.

Überrascht öffnete er und machte große Augen, als Miralis vor ihm stand.

"Schon zu Abend gegessen?" fragte sie lächelnd.

"Ähh.. nein, eigentlich nicht", stammelte Ruban. Miralis hatte ihr Haar geöffnet und trug ein schwarzweißes Kleid. Ruban fühlte sich abermals von ihrem Blick gefangen.

"Gut, dann komm mit… ", meinte sie und zog ihn am Mantelärmel aus dem Zimmer.



Die fünf Wagen bahnten sich ihren Weg über die staubige Straße. Die palmenähnlichen Bäume waren niederem Buschwerk gewichen. Zwischen den vor Hitze flimmernden Steinen huschten kleine Echsen herum, als sich die Kolonne näherte. Die Tiere schnaubten unter der Sonne, ihr Fell glitzerte vor Schweiß.

Ruban war von seinem Laard abgestiegen und hielt die Zügel locker in der Hand, während er den sanften Hügel hinaufstieg. Oben angekommen enthüllte sich eine weite Ebene unterbrochen mit sanften Dünen die hie und da von niederen Büschen bewachsen waren. Es wirkte wie ein Ozean mit eingefrorenen Wellen. Ruban wünschte sich er wäre zumindest in der Nähe eines Meeres und er könnte die Brise in seinem Gesicht spüren. Er wischte sich den Schweiß von der Stirn und drehte sich um.

Hinter ihm im Tal rollten die Wagen an ihm vorbei.

Einer der Reiter löste sich von der Kolonne und trieb sein Reittier den Hang herauf.

"Wie sieht es aus?"

"Nichts ist dort draußen", antwortete Ruban.

"Ha, das glaubst aber auch nur du!"

"Die Nomaden können sich in ihren Sandlöchern verstecken, da mußt du schon fast mit dem Laard darüber reiten, ehe du sie siehst", erklärte General ada Fayt.

Ruban nickte, er wußte, daß der General ihm einige Erfahrung voraus hatte.

"Wir haben noch ein schönes Stück bis zur Oase, aber wir kommen gut voran… denke ich", meinte ada Fayt.

Ruban hörte nur mit einem Ohr zu. Er konzentrierte sich auf die Vögel, die über ihren Köpfen kreisten. Von einem Augenblick zum anderen konnte er durch die Augen des Vogels sehen. Er betrachtete die Gruppe von Wagen und Reitern unter sich, während er seine Bahn zog. Das Tier ließ seinen Blick schweifen und Ruban konnte so bis zum Horizont sehen. Irgendwo dort hinten in der flimmernden Luft, konnte er so etwas wie einen grünen Streifen erkennen. Die Oase von Oran-bor.

"Die Oase…" murmelte er.

"Sie ist jetzt noch nicht zu sehen, dazu müssen wir die Hügel dort vorne nach der Ebene überwinden. Außer wir sehen die Luftspiegelungen, an manchen Tagen kann man die Oase viele Tagesmärsche entfernt bereits sehen, als ob sie zum Greifen nahe wäre!"

Ruban nickte nur.

Der General schlug im auffordernd auf die Schulter. Sie saßen wieder auf und ritten hinunter zur Kolonne. Insgesamt war nun eine ganze Kompanie unterwegs.

General ada Fayt hatte es sich nicht nehmen lassen die Truppe bis zur Oase Oran-bor zu begleiten. Die Oase bildete eine Art Grenze zur dahinter beginnenden eigentlichen großen Wüste. Hier endete auch das Einflußgebiet der Stadt Uthaist.

Der General würde mit seiner Begleittruppe bei Oran-bor bleiben und einen Tag warten, ehe er sich mit den Wagen auf den Rückweg machen wollte. Rubans Truppe würde von der Oase aus den Rest des Weges marschieren. Dazu mußten sie die Nacht abwarten.

Die beiden Männer ritten an den Wagen vorbei, in denen jeweils ein Dutzend Soldaten mit ihren Ausrüstungen saßen. An der Spitze befanden sich Hauptmann ovo Naiir, beim ersten Wagen ritt der kleine Barsale Juei und unterhielt sich mit dem Kutscher.

"Feldwebel, die Nachhut soll etwas mehr Abstand halten", gab der General Anweisung an einen der anderen Reiter. Der Mann machte kehrt und ritt zum Ende des Wagentrecks zurück.

Ruban war insgeheim froh, daß er sich um keine der militärischen Belange kümmern mußte. Seine Zeit würde noch kommen, das fühlte der Sucher eindringlich.

Als die Sonne bereits tief stand, erreichte die Kompanie die Oase. Sie hielten vor der letzten Hügelkette und der General ließ sechs Männer voraus reiten um die Lage zu erkunden.

Sie kehrten nach einer Weile zurück und berichteten, daß nur ein Hirte mit seinen Tieren auf der Ostseite lagerte.

"Wir schlagen unser Lager im alten Wachturm von Bal-bre auf!" entschied ada Fayt. Er deutete mit seiner Hand auf eine zerfallene Ruine am Rande einer abseits stehenden Palmengruppe.

Die Wagen setzten sich in Bewegung und die Soldaten erreichten kurze Zeit später die Steinhaufen.

"Der Wachturm hatte früher eine strategische Bedeutung, doch seit sich die Nomadenstämme vor Jahren weiter nach Osten zurückgezogen haben, ist er verfallen. Es gab oft Kämpfe um dieses Wasserloch", erzählte Hauptmann ovo Naiir, als er und Ruban die Stufen in die obere noch begehbare Etage hinaufstiegen.

Das Dach fehlte vollständig, nur Reste der Holzbalken zeugten noch davon. Zwischen den Mauerlöchern konnte man trotzdem noch halbwegs gut das Gelände überblicken. Eine inzwischen zerfallene Holzleiter hatte anscheinend noch auf das Dach geführt, wo man zweifellos weiter gesehen haben mochte.

Unter ihnen wurde das Lager aufgebaut. Lange wollten sie ohnehin nicht hier bleiben, nur einige Stunden, bis es abkühlte. Dann begann der lange Marsch der Truppe zu den großen Pyramiden.

Sie hatten genug Verpflegung mitgenommen, so konnten alle, auch die Tiere, gut versorgt werden. Ruban machte einen Ausflug in die nahe Oase und gen das kurze Bad in dem kleinen See. Als er sich wieder zurück zum Wachturm aufmachen wollte, sah er am anderen Ufer des Sees die Tiere des Hirten, wie sie Wasser tranken. Der Nomade saß weiter hinten im Schatten an einen Baum gelehnt und spielte auf einer Flöte. Ruban horchte fasziniert auf die fremde Melodie. In diesem Augenblick wünschte er sich, er wäre der einfache junge Mann in Blaskor geblieben und wäre nie dem Drachenorden beigetreten. Er schüttelte den Kopf, nein, er hatte eine Aufgabe übernommen und wollte diese erfüllen. Diese Welt war in Gefahr und nur er konnte dem Tallaren helfen, diese Bedrohung zu vernichten.

Eine Bewegung an seinen Beinen ließ ihn nach unten blicken. Der Telpa murrte während er sich genußvoll um sein Maul schleckte. Anscheinend hatte er irgendwo etwas Freßbares gefunden. Die Bilder eines kleinen pelzigen Tieres mit langem Schwanz erschienen in seinem Kopf.

"Ich will es gar nicht wissen, was es war, hörst du", murmelte er Snoff zu.

Ruban nahm seinen weiten Mantel auf und stieg die Uferböschung wieder hinauf um zum Wachturm zurückzugehen.

Nachdem die Männer gegessen hatten wurde es für die Truppe Zeit zum Aufbruch. Die Sonne war nur noch als großer roter Ball knapp über dem Horizont zu sehen. Die Temperatur war angenehm gefallen, so daß man rasch vorwärts kommen würde.

Wenn sie es schafften, die Nacht durchzumarschieren, dann würden sie morgen an den Pyramiden ankommen, soweit der Plan.

Gerade als die Männer bereit waren aufzubrechen, schlugen die Wachen Alarm. Es näherte sich eine Reitergruppe aus Süden, also aus der Wüste.

Eine Kompanie konnte von ihnen nicht übersehen werden und auch keine Truppe von sechzig Mann, die abmarschbereit war.

Die Reiter kamen näher und hielten in einiger Entfernung an, als sie die Soldaten sahen.

"Es sind Nomaden!" knurrte der General. "Sie können uns nicht gefährlich werden, aber wenn sie jetzt kehrt machen, dann könnten sie andere warnen!"

"Wir könnten sie verfolgen lassen", meinte einer der Feldwebel.

"Etwas zu unsicher… ", murmelte der Hauptmann. "Sie kennen die Wüste besser als wir."

Ruban blickte zu den vier Reitern in der Entfernung.

"Ich übernehme das!"

"Bin dabei", ergänzte der Barsale und holte seine Kampfaxt hervor.

Die Reiter hatten es sich anscheinend überlegt und begann nun ihre Laards zu wenden um davon zu reiten.

Ruban bückte sich und hob den Telpa zu seinen Füßen auf. Dann faßte er den kleineren Barsalen an der Schulter an. Eine stumme Kommunikation zwischen Snoff und Ruban wurde abgehalten und

nur einen Augenblick später waren sie verschwunden.

Der General hob das Fernrohr an die Augen und beobachtete fasziniert die Vorgänge die sich in einiger Entfernung jetzt abspielten. Ruban und Juei tauchten genau vor den vier Reitern wie aus dem Nichts heraus auf. Ruban hob sein Lichtschwert und aktivierte es, während Juei mit einem Kampfschrei todesmutig auf die Laards zulief. Die Tiere scheuten und zwei der Männer wurden rücklings abgeworfen. Juei war sofort bei ihnen, doch noch bevor seine Streitaxt traf, hielt er abrupt inne. Es waren zwei Frauen die im Sand lagen und starr vor Schreck waren. Ihre Hände hielten sie abwehrend nach oben.

Die Schleier über ihren Köpfen waren vom Sturz davongeflogen und nun konnte man es erst erkennen, um wen es sich handelte.

Ruban beobachte das nur aus den Augenwinkeln, denn er sprang mit einem Satz hoch und schlug einem der Reiter, die noch im Sattel waren, das Krummschwert aus der Hand. Die Klinge seines Lichtschwertes trennte es knapp oberhalb des Heftes ab. Er riß den Mann mit sich und gemeinsam stürzten sie vor dem laut wiehernden Laard in den Sand.

Ruban rollte herum und kam rasch wieder auf die Füße um mit einem gezielten Tritt den am Boden liegenden Nomaden außer Gefecht zu setzen.

Der letzte der vier hatte seinen Laard gezügelt und schrie etwas während er mit seinem Krummschwert auf Ruban deutete. Er drückte seinem Reittier die Stiefel in die Flanken, der Laard begann nach vorn zu preschen, direkt auf Ruban zu.

In diesem Moment zischte etwas an Rubans Kopf vorbei und traf den Angreifer. Der Nomade wurde nach hinten vom Sattel gerissen, als ihn der Pfeil in die Schulter traf. Mit einem Aufschrei landete er ebenfalls am Boden.

Ruban und Juei wirbelten herum und sahen nach oben.

Dort standen Hauptmann ovo Naiir und General ada Fayt mit einigen Männern. Der Hauptmann hielt den Bogen in der Hand.

Die Soldaten stampften die Sanddüne herunter und nahmen alle vier Nomaden gefangen.

"Alle werden es überleben", brummte der General. "Das war eine gewagte Aktion… aber sie ging gut!"

Ada Fayt schlug Ruban anerkennend auf die Schulter.

"Sie sind harmlos, aber es hätte sich genauso gut um Kundschafter handeln können", ergänzte Hauptmann ovo Naiir, als die vier Nomaden zum Wachturm gebracht wurden.

"Wir werden sie morgen laufen lassen, dann seid ihr bereits weit genug weg", sagte der General.

Die Truppe war nun abmarschbereit und Naiir ließ sie in drei Gruppen starten. Er selbst sowie Ruban und Juei waren bei den ersten Männern.

Die Sonne ging unter und die Hügel warfen lange Schatten in die Täler, wo die Landschaft nur noch grau in grau wirkte. Es dauerte jedoch nicht lange bis der Mond aufging und genug Helligkeit verbreitete um besser zu sehen. Die Sterne funkelten am Firmament, als die Truppe sich auf ihren Marsch durch die Wüste machte.

Sie gingen meist in den Tälern, wo sie gut vorankamen. Sie hatten nur wenige Laards dabei, die auch nur als Lasttiere mitgingen, denn man mußte sie an den Pyramiden dann laufen lassen.

Ruban und der kleine Telpa sprangen von Zeit zu Zeit vor und erkundeten das Gebiet um nicht einer Nomadentruppe in die Arme zu laufen die zufällig hier war.

Einmal sprangen Ruban und Snoff sehr weit voraus, so daß der Sucher durch seine Fernoptik bereits die grauen Schatten der drei Pyramiden am Horizont erkennen konnte. Der Wüstenwind blies ihm feinen Staub ins Gesicht, als er sich zum wiederholten Male die Stiefel auszog um den Sand auszuleeren. Ruban schimpfte still in sich hinein.

Die Soldaten waren an das marschieren gewöhnt und so erreichten die Truppe tatsächlich kurz vor dem Morgengrauen ohne weiteren Zwischenfall die Pyramiden.

Naiir ließ die drei Gruppen getrennt lagern, während er wartete bis Ruban, Juei und der Telpa von ihrem Erkundungsgang zurück waren. Durch das Fernrohr blickte der Hauptmann hinüber auf den weiten Platz.

Er lag auf dem Scheitel einer Sanddüne, seine graue Uniform würde ihn für das freie Auge unsichtbar machen, solange er sich nicht zu sehr bewegte.

Er sah die Zelte unter den Palmen und zählte sie durch. Es waren sieben große und acht kleinere Zelte um ein Hauptzelt gruppiert. Nach seiner Erfahrung lagerte dort unten eine Truppe von etwa achtzig bis hundert Mann. Im offenen Kampf, würde es nicht gut aussehen, für seine Leute.

Jedoch das Ziel war es, so unbemerkt wie möglich, an ihnen vorbeizukommen und in die große Pyramide zu gelangen.

Naiir blieb reglos liegen, als sich von hinten jemand kriechend näherte.

"Alle sind auf ihren Plätzen!"

"Danke, Gerod", murmelte der Hauptmann zu seinem Feldwebel.

"Wie sieht es aus?"

"Von hier aus können wir nicht unbemerkt vorrücken, wir müssen es von der anderen Seite versuchen… hier…", er gab Gerod das Fernrohr. "Dort lagert fast eine Kompanie von Nomadenkriegern, in dem Hauptzelt sind sicher ihre Schamanen untergebracht."

Der Feldwebel schaute durch das Fernrohr, während der Hauptmann die Intervalle beobachtete in denen die Nomaden ihre Wachen ablösten.

"Ruban und Juei sind schon eine geraume Zeit weg, soll ich Späher ausschicken?"

"Nein, nein, ich denke nicht, dass sie entdeckt wurden, dann würde es dort unten bereits wimmeln… alles ist ruhig", entgegnete ovo Naiir.

"Gerod, nimm dir zwei Männer und schleiche dich rund um die Pyramiden von hinten an diese große Pyramide heran. Es wäre doch gelacht, wenn wir nicht einen etwas weniger bewachten Weg finden würden!"

"Jawohl", bestätigte der Feldwebel und kroch die Düne hinunter.

Naiir konnte schon wenige Augenblicke darauf drei Männer sehen die sich in der Deckung der Dünen und spärlichen Büsche davonschlichen.

Kurze Zeit später stampfte Ruban die Düne herauf und berührte den Stiefel des Hauptmanns, der sich überrascht umdrehte. Als er Ruban erkannte, ließ er sich nach unten gleiten und die Männer zogen sich bis zum Lager der Gruppe zurück.

"Wir machen ein Ablenkungsmanöver, anders wird es nicht gehen", eröffnete Ruban.

"Juei und ich reiten mit den Laards in das Nomadenlager hinein und werden sie überraschten. Ich denke wir können für einige Aufregung sorgen, so daß eure Männer die Stufen zur Pyramide hinauf kommen. Ich locke sie von der Pyramide weg. Mit Hilfe von Snoff springen wir dann direkt in die Pyramide!"

Naiir schüttelte grinsend den Kopf, dabei starrte er auf das kleine Pelzwesen, das sich auf der Decke am Boden zusammengerollt hatte. Die beiden Ohren von Snoff standen steil nach oben und bewegten sich lauschend hin und her, die feinen Haarbüschel, die aus den Ohren wuchsen, vibrierten.

"In etwa einer Stunde wird die Sonne über den Horizont steigen. Wir sollten uns also beeilen", meinte er schließlich, ohne den Blick von dem Telpa abzuwenden.

In diesem Moment kam Feldwebel Gerod Jani heran. Er war verschwitzt, seine Haare klebten an der Stirn, den Helm trug er unter dem Arm.

"Wir haben einen Zugang. Hinter der großer Pyramide, geht die Patrouille nur selten vorbei. Wenn wir die beiden Nomaden abfangen, sollten wir es alle schaffen bis zu den Stufen vorzukommen, ohne daß es jemandem auffällt. Von dort an sind wir allerdings schutzlos. Auch wenn wir seitlich nach oben laufen, kann man uns gut sehen! Sechzig Mann kann man schwer übersehen oder überhören!"

Naiir nickte und strich sich grübelnd über den dunkelgrauen Bart.

"An dieser Stelle muß unser Ablenkungsmanöver bereits laufen", meinte der Hauptmann an Ruban gewandt.

Dieser nickte.

"Wie geht es dann weiter, wenn wir in der Pyramide sind?"

"Dieses Portal, kann von dir geöffnet werden, ja?"

Ruban setzte sich mit überkreuzten Beinen auf die Decke neben Snoff.

"Ja. Aber es wird bereits geöffnet sein, und zwar durch Leonas M'koor. Der Tallare wird uns bereits erwarten!"

"Woher weiß er wann wir dort sind?" wollte Feldwebel Jani wissen.

"Der Tallare wird es wissen, keine Sorge", orakelte Ruban.

Jani warf seinem Hauptmann einen fragenden Blick zu, der nickte jedoch beschwichtigend.

"Wenn nicht, dann sitzen wir in dem Saal in der Falle!"



Die Überraschung war nahezu perfekt. Die Nomadenwachen wurden von den beiden Reitern im Handstreich überrumpelt. Es dauerte nur wenige Herzschläge, dann lagen die vier Wachen am Boden, ohne daß jemand es bemerkt hatte. Ruban und Juei gaben ihren Laards die Sporen, die beiden Männer hatten Fackeln in den Händen und ritten im wilden Galopp auf die ersten Zelte zu. Die Nomaden um das Lagerfeuer sprangen jetzt zu ihren Waffen, doch es war zu spät um die beiden noch aufzuhalten. Juei warf seine Fackel in ein Zelt, aus dem gerade ein Nomade auftauchte. Im Nu begann das aus trockenen Tierhäuten bestehende Zelt zu qualmen und zu stinken. Ruban machte das selbe auf der anderen Seite, dabei schrien die beiden wild um sich, um ja alle Nomaden aufzuwecken. Tumultartig stürzten nun die Männer aus den Zelten.

Noch bevor die Wachen ihre Bögen spannen konnten, war der kleine wendige Barsale bei ihnen. Gleich einem Geschoß ließ er sich von seinem Laard fallen und mähte zwei der Nomaden einfach nieder. Die restlichen verloren ihr Leben, als sie mit seiner Streitaxt Bekanntschaft machten. Rubans Lichtklinge leuchtete in der Morgendämmerung wie ein Fanal, als er mit einigen Hieben die Zeltstangen einstürzten ließ. Gezielte Tritte verhinderten daß die Nomaden ihn von seinem Laard zerren konnten.

Als er sich umsah, sah er daß Juei inzwischen in Bedrängnis geraten war. Etwa ein halbes Dutzend Krieger umringten den Barsalen, so daß er kaum noch zu sehen war.

Ruban preschte im Galopp heran und mitten hinein in die Menge. Ein Mann verlor sein Leben, weil ihm die Lichtklinge den Kopf vom Hals trennte. Die Nomaden wichen schreien zurück, als sich der Laard aufstellte und Ruban mit seinem Lichtschwert in der Luft wild um sich schlug.

"Rauf mit dir!" schrie der Sucher.

Juei sprang heran und schaffte es, trotz seiner schweren Rüstung, bis zum Sattel des Laards hoch zu springen. Verbissen krallte er sich an dem Sattel fest um nicht hinunter zu fallen.

Ruban trat dem Tier in die Flanken und so bahnten sie sich einen Weg hinaus aus dem Kessel, denn inzwischen umzingelten mehrere Dutzend Krieger die beiden. Ruban riß wild an den Zügeln und ließ den Laard Haken schlagen um nicht in die Schußlinie der Bogenschützen zu kommen.

Rund um sie schlugen die Pfeile in den Boden ein. Doch die beiden wurden nicht getroffen, so gelang es ihnen über eine niederen Hügel zu entkommen.

Sie wurden von einer Meute Nomadenkrieger verfolgt, die wild entschlossen schienen, die beiden zu töten. Das Geschrei verfolgte Ruban und Juei, die den Laard in Richtung Norden peitschten. Juei betrachtete dabei das Hinterteil des Laards, aus dem ein abgebrochener Pfeil ragte.

Hinter ihnen kamen nun die Verfolger ebenfalls auf Reittieren.

"Lange hält unser Laard nicht mehr durch", schrie Juei.

"Ich weiß!"

In diesem Moment schrie das gequälte Tier auf brach über die Vorderbeine ein. Ruban und Juei stiegen unsanft ab, der Sand spritzte hoch. Die Verfolger hinter ihnen quittierten den Sturz mit lautem Triumphschreien.

Der Laard blieb schnaufend um sich scharrend liegen, während Ruban auf die Beine kam.

Jetzt war es Zeit daß Snoff auftauchte. Die Nomaden auf ihren Laards kamen rasch näher.

"Ruban!"

Juei lag halb unter dem Laard begraben und konnte sich nicht selber daraus befreien, so sehr er auch schaufelte.

Ruban stürzte zu ihm hin. Die Lage wurde nun ernst, denn der Telpa konnte Juei nicht mitnehmen, solange er unter dem Tier lag. Ruban warf sich gegen den wiehernden und schnaufenden Laard.

Juei stöhnte auf, als der Laard sich endlich soweit bewegte und versuchte wieder auf die Beine zu kommen, daß Ruban Juei an den Armen wegziehen konnte.

In diesem Moment schlugen mehrere Pfeile neben ihnen ein. Der Laard wurde abermals getroffen und ging zu Boden. Ein Pfeil traf Juei, konnte jedoch das Metall seiner Rüstung nicht durchschlagen.

"Kommt nur her!" schrie Juei. "Mit einem Barsalen ist es nicht gut tanzen!"

Der kleine stämmige Barsale schwang drohend seine Streitaxt. Die Nomaden hatten im Reiten geschossen, doch sobald sie heran waren, würden sie auch treffen, dessen war Ruban sicher.

"Wir können den Kampf nicht gewinnen… wir müssen weg!" rief Ruban.

Juei machte einige knurrende Geräusche und plötzlich erschien neben den beiden ein kleines Tier.

"Endlich", preßte Ruban hervor.

Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, nahm er den Telpa auf und warf sich mit ihm auf den Barsalen.

Der Pfeilhagel der Nomadenkrieger ging ins Leere.



In der Zwischenzeit hatten die Soldaten die Stufen zur Pyramide erreicht. Weiter vorne auf dem Platz wirbelten Ruban und Juei die Nomaden auf. Niemand schien sich auf die Pyramide zu konzentrieren. Durch den Lärm und die Brände die die beiden zur Ablenkung entfacht hatten, rief der Hauptmann den Befehl zum Sturm.

"Los, vorwärts!" trieb Jani die Männer von hinten an, als die Truppe mit gezückten Waffen die Stufen hinaufspurtete.

Die beiden Nomadenwachen, die plötzlich aus dem Eingangsportal aufgetaucht waren und von den Vorgängen draußen noch nichts mitbekommen hatten, wurden von ovo Naiirs Männer förmlich nieder gerannt.

Die ersten zwanzig Männer erreichten den Gang und entzündeten die Fackeln. Von draußen kam nun auch die zweite Gruppe in den Gang herein gepoltert.

"Die letzte Gruppe steht noch unten, aber Ruban und Juei sind bereits weg", flüsterte der Korporal zu Hauptmann ovo Naiir.

"Egal, sie müssen rauf, auch wenn sie jetzt entdeckt werden!"

Der Hauptmann gab Feldwebel Jani ein Zeichen, alle sollten sich in Bewegung setzen, weiter hinein in den Gang und zur großen Halle. Die Männer setzten sich vorne in Bewegung, während ovo Naiir zum Eingangsportal zurück lief.

Er sah nun auch, wie die dritte Gruppe die Stufen herauf hetzte. Doch inzwischen war unten im Lager wieder einigermaßen Ruhe eingekehrt. Aufgeregte Schreie, ließen den Hauptmann nun wissen, daß sie entdeckt worden waren.

Die Nomadenkrieger begannen nun ihrerseits zum Eingang hoch zu laufen.

"Schneller! Hinein, weiter bis zur Halle!" schrie der Hauptmann als endlich alle seiner Truppe oben waren.

Er verschwand als letzter im Tunnel.

Hinter sicher hörte er in einiger Entfernung die Stimmen der Nomaden, und betete zu Gott Armo, daß das Transportportal offen sein möge.

Als Naiir die Empore der Halle erreichte, waren seine Männer bereits unten. Alle standen im Halbkreis um ein Wesen, das bis jetzt nur wenige Menschen gesehen hatten.

Es war der Drache.

"Tallare, das Transportportal öffnen, schnell!" rief ovo Naiir nach unten.

Der Tallare blickte mit seinen gelben Raubtieraugen nach oben. Mit Schwung drehte er sich herum, breitete halb seine Schwingen aus und deutete mit dem ausgestreckten rechten Arm auf die Säulen. Er ballte seine Klauen bewehrte Hand zu einer Faust und einen Herzschlag später, bildete sich mit einem Kreischen ein dunkler Kreis zwischen den beiden vordersten Säulen.

"Männer! Rasch, tretet durch den Kreis, keine Angst!"

Es war Juei der das gerufen hatte. Er war plötzlich zwischen den Reihen aufgetaucht und rannte an den Staunenden vorbei.

"Folgt mir, ihr Angsthasen!"

Oben auf der Galerie trafen die ersten Nomadenkrieger auf den Hauptmann und Ruban. Das Lichtschwert des Suchers wirbelte so schnell, daß man mit den Augen kaum zu folgen vermochte. Naiir und drei weitere Soldaten versuchten verbissen die Nomaden am Eindringen in die Halle zu hindern. Doch lange würden sie nicht stand halten können. Immer mehr Krieger kamen durch den Gang heran.

Juei sprang mit einem Schrei gegen die schwarze Scheibe und wurde von ihr ohne weiteres verschluckt.

Die Soldaten standen mit großen Augen davor.

"Also, los! Ihr seit die Soldaten des Fürsten!" schrie Feldwebel Jani.

Zusammen mit mehreren lief er auf das Transportfeld zu und wurde ebenfalls verschluckt. Nun folgten auch die anderen Soldaten, alle stürmten vor und verschwand im Kreis.

Indes erhob sich der Tallare von dem Hallenboden, breitete seine Flügel aus und flog zur Empore hoch. Als die Nomaden das Echsenwesen sah, erstarrten sie ihn ihrem Angriff.

Ihre Augen waren weit vor Schreck.

"Ich halte sie auf, Tempelmeister! Benutzt das Portal!" sagte Leonas M'koor dunkel. Seine Flügel erzeugten ein fauchendes Geräusch. Er öffnete den Rachen und ein dunkles unheilvolles Brüllen ließ die Halle erschüttern.

Die Männer handelten geistesgegenwärtig und nutzten die Überraschung aus. Sie flogen die Treppen hinunter und warfen sich nur einige Augenblicke später durch das Portal.

Auf der anderen Seite drängten sich die Männer von Rubans Truppe in dem kleinen Empfangsraum zusammen. Einige waren inzwischen auf den Gang hinaus ausgewichen, da die sechzig Mann sonst keinen Platz mehr gehabt hätten.

Ruban kämpfte sich durch die Männer zum Gang hindurch.

"Wo bleibt der Drache?" wollte Juei wissen.

"Er wird kommen, er hielt die Nomaden auf, damit wir entkommen konnten!"

Hauptmann ovo Naiir beendete das Chaos und hatte seine Männer rasch wieder im Griff. Er ließ sich von einem seiner Männer den linken Arm verbinden. Als Ruban danach fragte, schüttelte er nur ärgerlich den Kopf.

Sie hatten nun Platz gemacht vor dem Portal, doch Leonas M'koor kam noch immer nicht.

Gerade als Ruban sich überlegte was er tun sollte, für den Fall, daß der Tallare nicht mehr auftauchte, da trat das Echsenwesen aus der Scheibe hervor.

Er hob die Hand und drückte auf eine kleinen Kasten, der an seinem breiten Gürtel hing. Hinter ihm fiel der Kreis in sich zusammen, wie ein zerstäubender Wassertropfen, der auf eine Glasscheibe fällt.

Zischende Laute kamen aus dem Rachen mit den spitzen Zähnen. Das quittierten die umstehenden Soldaten mit nervösen Blicken.

Doch der Hauptmann machte eine beruhigende Geste.

"Wir haben es geschafft, ohne Verluste", meinte er anerkennend als feststand, daß nur drei Männer leicht verletzt waren. "Besser als ich geplant hatte!"

Ruban nickte und blickte hoch zu Leonas M'koor.

"Kommt mit, Tempelmeister und auch ihr Hauptmann", sagte der Tallare. Mit seiner zischelnden Stimme klang die Sprache seltsam, aber gerade noch verständlich.

Naiir gab an Jani den Befehl er solle die Leute draußen am Gang lagern lassen.

"Keiner rührt hier irgend etwas an, damit wir uns verstehen!"

"Jawohl, Hauptmann!"

Doch die Männer dachte ohnehin nicht daran, hier irgendwelche Expeditionen zu unternehmen. Zu fremdartig war hier alles. Ruban konnte durchwegs in ängstliche und staunende Gesichter sehen, als er hinter dem Tallaren durch den breiten Gang ging. Die Männer drückten sich an die Wand, als der Tallare an ihnen vorbeikam. Manch einer fingerte nach dem Griff seines Schwertes.

Sie erreichten den Raum, den Ruban für sich Meditationsraum getauft hatte.

Als sich die Türen geschlossen hatten waren die drei alleine.

"Ihr müßt nicht glauben, daß ich euch alleine in diesen Kampf schicken werde, Tempelmeister. Ich werde meine ganze Kraft aufwenden um den Remtah hier auf dieser Welt zu binden, damit er nicht den Übergang öffnen kann." Eröffnete Leonas M'koor, während er sich umwandte und an der Wand eine Tür aufglitt, die bisher nicht zu sehen gewesen war.

Der Tallare trat in den kleinen Raum kurz hinein, griff sich einen Gegenstand und kam damit wieder hervor.

"Dies ist die Waffe Zephtaks. Es handelt sich um einen gepolten Phasenwerfer. Du kennst diese Waffe bereits, mit ihr habe ich den Remtah in der Pyramide entstofflicht!"

Ruban nickte nur. Er erkannte das stabförmige Ding, das der Tallare jetzt in den Klauen hielt.

"Nimm es an dich Tempelmeister! Wenn du nahe genug an dem Remtah heran bist, dann feuerte damit auf ihn."

Der Tallare erklärte die Waffe kurz, aber es war denkbar einfach. Zuerst aktivieren, zielen und dann abfeuern.

"Du hast mit dem Phasenwerfer jedoch nur eine Ladung. Also ziele gut, denn geht die Ladung vorbei, kannst du Zephtaks Waffe wegwerfen - sie ist leer!"

"Ich verstehe!"

"Habt ihr noch mehr solcher Waffen?" wollte der Hauptmann wissen.

"Leider nein. Es gibt nur noch diese eine!" antwortete das Echsenwesen.

Der Tallare schloß die Augen und zischelte Laute in einer fremden Sprache, dann hielt er seine offenen Handflächen über ovo Naiirs Kopf.

Der Hauptmann blickte verwirrt nach oben, auch Ruban wußte nicht was das sollte. Der Tallare zischelte weiter, als ovo Naiir plötzlich auf die Knie sank und kurz stöhnte.

"Was?"

"Du bist nun mit einer Aura umgeben, Hauptmann!" begann Leonas M'koor. "Es ist ein Schutz, so daß der Remtah dich nicht übernehmen sollte können. Aber nur ein Schutz auf Zeit, nicht so wie bei dir Tempelmeister, dich schützt der Genid-Aktivator.

Naiir schüttelte kurz benommen den Kopf, dann stand er auf.

"Ich bin in Ordnung!"

Sie verließen nun den Meditationsraum und der Hauptmann gab das Zeichen zum Aufbruch.

Hinter dem Tallaren her gingen sie durch Gänge, die über Rampen nun immer weiter nach oben führten. Sie passierten mehrere großen Türen, die sich vor ihnen automatisch aufschoben und nachdem Feldwebel Jani der als letzter ging, wieder schlossen.

Diesmal begegneten sie nicht den kleinen Wesen, die Ruban bei seinem letzten Besuch entdeckt hatte. Wahrscheinlich hatte Leonas M'koor ihnen gesagt, sie sollten sich verborgen halten, denn die Soldaten hatten bereits genug für sie Unerklärliches gesehen.

"Diese Plattform bringt euch an die Oberfläche", sagte der Tallare, nachdem sie in einer Halle angekommen waren. Von ihr zweigte eine Rampe nach unten ab und der Gang aus dem die Männer gekommen waren. Vor ihnen gab es eine Plattform mit niederem Geländer. Die Halle endete in einem Schacht der senkrecht nach oben führte. Die Wände waren nicht ausgekleidet und schienen in den blanken Felsen hineingebrannt worden zu sein. Die Plattform lief an der hinteren Schachtwand auf einer Art Leiter. Ruban konnte die Zahnräder unter der Plattform erkennen, die in die Sprossen der Leiter griffen.

Der Tallare zeigte die Bedienung des Aufzuges.

"Was erwartet uns oben?" wollte ovo Naiir wissen.

"Wenn die Plattform nach oben fährt, öffnet sich der Schacht automatisch und ihr befindet euch im Tempel."

"Ich kenne ihn", meinte Ruban. "Hauptmann, wir werden als erste hochfahren und uns umsehen."

Naiir nickte und winkte drei Leute zu sich auf die Plattform. Hier hatten leicht ein gutes Dutzend der Soldaten Platz. Die Männer zückten ihre Schwerter.

"Es gibt oben keine Feinde, ihr werdet sehen", zischelte Leonas M'koor mit dunkler Stimme. "Das hätten meine Geräte angezeigt!"

"Wir gehen lieber auf Nummer Sicher", antwortete der Hauptmann.

Leonas M'koor verbeugte sich leicht und Ruban drückte ohne weiteres Wort auf den Knopf am Bedienfeld. Ein Ruck ging durch die Plattform und mit leisen Quietschen setzte sich der Aufzug in Bewegung.

Langsam verschwanden die unten wartenden Männer, schließlich hatte der Aufzug die Hallendecke erreicht und fuhr nun in dem breiten runden Schacht nach oben. Die Geschwindigkeit konnten sie nur anhand der in regelmäßigen Abständen angebrachten Leuchtfeldern erkennen.

Ruban blickte gespannt nach oben ins Halbdunkel. Die Fahrt ging einige Minuten bis sie schließlich die Decke des Schachtes erkannten.

Als sie näher kamen hörten sie ein Krachen und Staub rieselte auf die fünf Männer herunter. Oben schob sich die Decke des Schachtes auseinander und man konnte in den grauen wolkenverhangenen Himmel sehen.

Die Platte schob sich weiter und schließlich tauchten sie in der Tempelhalle auf. Die Plattform blieb stehen. Lauernd drehten sich die Männer und versuchten verdächtige Bewegungen zu erkennen.

Ruban verließ den Aufzug und ging durch die Halle. Hier lag alles noch so herum, wie er es das letzte Mal gesehen hatte. Der Wind erzeugte eigentümlich säuselnde Geräusche.

Ruban erinnerte sich an seinen Kampf gegen die Jungfrauen, die eigentlich nur Projektionen gewesen waren. Bei dieser Erinnerung schmerzte seine linke Schulter wieder leicht - eine Stichwunde, die ihm eine dieser sehr realen Projektionen zugefügt hatte.

Hinter ihnen ragte die Statue eines Drachen hoch auf. So wie in der großen Pyramide, der jetzt der Kopf fehlte. Ruban staunte noch immer über diese Wesen. Hier wirkte der Drache eher drohend, einen der muskelbepackten Arme hoch erhoben, wie zum Gruße, doch die Hand mit Klauen bewehrt wirkte wohl eher einschüchternd. Die andere Hand an der Seite zur Faust geballt, das Maul halb geöffnet, konnte man die zwei Reihen spitzer Zähne sehen.

Verstaubt und mit Spinnweben bedeckt wirkte alles grau in grau. Ruban umrundete die Statue und strich mit den Handschuhen an den Steinsäulen entlang, die einst das Dach gestützt hatten.

Alles war unter Staub und Schutt begraben, als das Kuppeldach nachgegeben hatte und eingebrochen war. Ruban ging in die Nebenräume des Tempels um nachzusehen, ob sich irgend etwas verändert hatte.

Währenddessen hatten die Soldaten die Tempeltore geöffnet und nach draußen geblickt. Ein Windzug fegte durch die Hallen und die alten zerrissenen Wandteppiche und Vorhänge wehten gespenstisch.

Am Boden konnte Ruban nur die Spuren von Tieren erkennen, aber keinerlei Stiefelabdrücke oder sonst etwas Verdächtiges.

"Ich denke wir können die Männer holen", meinte der Sucher schließlich als er neben ovo Naiir am Tempelportal stand.

"In Ordnung."

Der Wind fegte über das lange Gras und die Büsche die hier nur etwa halbmannshoch wuchsen. Als Ruban das letzte Mal hier war, war alles unter Schnee begraben gewesen. Fasziniert blickte er von den Tempelstufen hinab.

Der Tempel stand auf einem Plateau auf einer niederen Bergkette. Von hier konnte man bis hinunter zur Küste blicken. Hinter ihnen, im Osten, erhoben sich weitere Berghänge, die auch den Übergang zum eigentlichen 3. Kontinent bildeten. Der Tempel lag auf einer vorgestreckten Landzunge, die eine Halbinsel ins Meer hinaus bildete.

Der Hauptmann schickte die drei Soldaten mit der Plattform wieder nach unten um den Rest der Truppe in den Tempel herauf zu holen.

"Ich kann es kaum fassen, aber wir haben innerhalb von Herzschlägen eine Entfernung überbrückt, für die man mit einem Schiff mehr als 20 Tage unterwegs wäre", murmelte der Hauptmann, während er sich eine Pfeife stopfte.

Er setzte sich auf die Stufen, der kalte Wind schien ihm nichts auszumachen.

"Ja, diese Geräte, können einem wie Zauberei vorkommen - ", meinte der Sucher.

"Für mich, SIND sie Zauberei, Ruban!"

Der Sucher lachte und kramte in seiner Ausrüstungstasche die Fernoptik hervor.

"Wann müssen wir aufbrechen, um unser Schiff zu erreichen?"

Der Hauptmann blicke nach oben zur Sonne, die nur als heller verwaschener Fleck hinter den Wolken verborgen war.

"Wir haben noch Zeit. In zwei Tagen sollten wir es bis zum vereinbarten Treffpunkt geschafft haben", preßte ovo Naiir zwischen dem Mundstück hervor.

Hinter ihnen erreichten die erste Gruppe Soldaten die Halle und stieg von der Plattform. Sogleich gingen die Männer ins Freie.

"Sie sind froh, wieder aus dem Berg zu sein", mutmaßte der Hauptmann als er seine Männer sah.

"Mit weniger erfahrenen Soldaten hätten das alles nicht so gut geklappt!"

Die Männer ließen sich außerhalb des Tempels nieder, bis alle da waren. Feldwebel Jani ließ einige Kundschafter ausschicken um die Gegend zu untersuchen. Niemand bemerkte jedoch etwas.

Ruban ging in den Tempel und zog sich in einen der Nebenräume zurück. Dort holte er das Kommunikationsgerät aus seiner Tasche und stellte es auf einen Mauerrest.

Das kleine Holo des Tallaren baute sich in der Luft auf.

"Wir sind soweit, Leonas M'koor", sagte Ruban. "Wir brechen auf und treffen uns dann an der Küste mit dem Schiff!"

Zischlaute wurden hörbar, die Ruban nicht verstand.

"… so wie du es sagst, Tempelmeister. Ich spüre schon sehr deutlich die Präsenz des Remtah. Seine Macht hat bereits zugenommen, obwohl er die Macht der Träne noch nicht vollständig kontrollieren kann. Doch nehmt euch in Acht, er kann deine Anwesenheit spüren, wenn du dich ihm näherst. Du kannst nur versuchen dich zu konzentrieren und keine Aura abzustrahlen. Es könnte sein, daß der Remtah aktiv wird und nicht erst wartet, bis ihr nach Marlhaven kommt. Er ahnt sicherlich, daß du ihm folgst!"

*

Die MARKULA war eine Karavelle, ein Schiffstyp, der sich bei den Händlern des Kontinents Runwaal am meisten im Einsatz befand. In ihrem dicken Bauch war genügend Platz, und dank ihre großen Segel, schaffte es das Schiff in einer ansehnlichen Zeit von einem Kontinent zum anderen zu kommen.

Im Hafen von Uthaist lagen derzeit fünf Schiffe vor Anker. Zwei davon wurden gerade beladen, um am nächsten Tag auszulaufen.

Eines würde nach Saloin, der Nachbarstadt von Uthaist segeln und dort weitere Waren an Bord nehmen, das zweite - die MARKULA - brach von hier aus direkt nach Norsq auf.

Auf diesem Schiff würde auch Torok von Sumara mitreisen.

Der Dieb aus Norsq war der Einladung seines alten Freundes gefolgt und war zwei Tage später zu dessen Haus gekommen. Es handelte sich eher um ein kleines Anwesen, das im Bergviertel von Uthaist lag. Die Wachen hatten ihn am Tor durchgelassen, als Torok seinen Namen genannt hatte. Er hatte sich beim Abendessen angeregt mit Amali unterhalten, was er auch teilweise dem schweren Blauwein anlastete. Diese Frau übte auf ihn eine Anziehungskraft aus, der er kaum entkommen konnte. Eigentlich, so gestand er sich dann später ein, wollte er ihr auch nicht entkommen. Er erfuhr, dass Amalis Mutter die ursprüngliche Eigentümerin des Handelsbetriebes war. Als Tomas von Norsq floh und nach Uthaist kam, trafen sich die beiden wieder und Tomas sah seine Tochter zum ersten Male. Nachdem Amalis Mutter ein Jahr später an einer Krankheit starb, übernahm Tomas die Verantwortung für den Handelsbetrieb, der eigentlich nun Amali gehörte. Tomas hatte außerordentliches Talent und so lief der Betrieb, der vorher eher schlecht als recht gegangen war, jetzt sehr gut. Tomas verstand sich mit seiner Tochter auf Anhieb gut, so überschrieb ihm Amali zwei Jahre später, als sie 18 Jahre alt war, die Hälfte des Unternehmens.

Torok beschloß Tomas' Angebot anzunehmen und für den Händler zu arbeiten. Der Dieb aus Norsq mußte sich eingestehen, daß es für ihn eine Chance war, die er nutzen wollte.

Tomas lud ihn dann am nächsten Tag zu einer Besprechung in sein Geschäftshaus in der Stadtmitte ein.

Hier traf Torok auch einige von Tomas Angestellten, die die Geschäfte führten. Auch Amali arbeitete im Geschäftshaus und Torok mußte ihr Respekt zollen, sie schien für ihr Alter bereits eine Menge kaufmännische Erfahrungen zu besitzen.

Sie besprachen, welche Waren von hier aus nach Norsq gelangen sollten, damit man den Umsatz ankurbeln konnte, durch den Krieg mit den Nomaden hatte natürlich auch Tomas Unternehmen gelitten. Auch einige Dinge die Torok nicht ganz klar waren, woher sie stammten, sollten in Norsq den Besitzer wechseln. Seltene Schmucksteine und Geschmeide waren dabei, die Torok noch nie gesehen hatte.

Alleine mit diesen Dingen hätte er als Dieb in Norsq für längere Zeit ausgesorgt gehabt. Bei diesen Gedanken hatte er plötzlich ein schlechtes Gewissen bekommen.

Torok blickte auf die Pfandbriefe und Urkunden die er in seinen Händen hielt.

"Wir sind da, mein Herr", sagte jemand neben ihm und Torok rollte die Papiere wieder zusammen und steckte sie in die Hülse zurück, die er in seiner Jackentasche verschwinden ließ.

Tomas hatte ihm zwei seiner Adjutanten als Reisebegleiter mitgegeben. Torok dachte wohl auch als Aufpasser, damit er nicht "rückfällig" werden würde.

Sie stiegen aus der Kutsche und Torok warf einen Blick auf die MARKULA, die gerade beladen wurde.

"Auf wiedersehen, Torok", sagte Amali, die ihn zum Hafen begleitet hatte.

"Ja, auf wiedersehen, Amali", sagte auch Torok und verbeugte sich vor ihr.

"Komm gut wieder zurück und vor allem, sei erfolgreich!" sagte sie leise, als sie ihn sanft am Arm drückte.

"Ich... werde mich bemühen", brachte Torok hervor.

"Da bin ich mir sicher. Vater hält viel von dir", meinte sie, "... und ich übrigens auch..."

Torok riß die Augen auf.

"Wie... ?"

In diesem Moment hauchte sie ihm einen Kuß auf die Wange, drehte sich schnell um und stieg in den Wagen ein, ohne daß Torok Gelegenheit hatte darauf zu reagieren.

Etwas verwirrt blieb er zusammen mit seinen beiden Begleitern an der Hafenmole zurück, während Amali aus der Kutsche zum Abschied winkte und der Wagen davon fuhr. Torok spürte sein Herz bis zum Hals schlagen.

Der schmächtige Romun stieß Torok in die Seite und grinste schief.

"Na, ihr wünscht euch wohl, daß ihr schon wieder zurück seid, was?"

Torok machte ein verärgertes Gesicht und schulterte seinen Reisesack, hinter ihm folgten die beiden und er konnte ihre belustigten Blicke förmlich im Rücken spüren.

Nachdem sie es sich in ihrer Kabine zurecht gemacht hatten, standen die drei wieder an Deck, als die MARKULA den Hafen von Uthaist verließ.

Torok begab sich nach vor zum Bug und blickte aufs glatte Meer hinaus in Richtung Westen. Für ihn hatte sein Leben nun eine Wendung bekommen, die er vor einigen Wochen noch nicht für möglich gehalten hätte.

Er hatte vor, diese Chance zu nutzen.

*

Rubans Truppe war einen Tagesmarsch unterwegs vom Berg mit dem Tempel hinunter zur Küste der Halbinsel. Jetzt hatten sie die weiten grasbewachsenen Berghänge erreicht, die zu dem kleinen Fischerdorf hinunter führten, das Ruban damals ebenfalls erreicht hatte.

Zusammen mit Hauptmann ovo Naiir stand er am Hügelkamm und betrachtete die Holzhütten durch seine Fernoptik. Am kleinen Steg lag ein Fischerboot angebunden und zwei andere Boote. Draußen in der Bucht ankerte ein größeres Schiff.

Erleichtert musterte Ruban den Dreimaster. Der Plan hatte also geklappt und das Transportschiff war am vereinbarten Treffpunkt und zur richtigen Zeit da. Mit diesem Schiff wollten sie die Überfahrt zum Nordkontinent wagen.

"Sagte General ada Fayt nicht, daß er ein schnelles Schiff schicken würde?" fragte Ruban und gab dem Hauptmann die Fernoptik.

Naiir blickte durch und brummte zustimmend.

"Allerdings! Das dort ist eine Karavelle, mit der wird es etwas länger dauern, als mit einer Barke."

"Möglicherweise war keine Barke zur Verfügung?" fragte Juei, der sich zu ihnen gesellt hatte und die Unterhaltung mitbekommen hatte.

Hauptmann Naiir machte ein mißtrauisches Gesicht.

"Ich sehe keine Männer an Deck", meinte der Hauptmann. "Es weht kein Banner an den Masten."

"Von hier aus werden wir es wohl nicht herausfinden....", mutmaßte der Barsale.

"Ich gebe Juei recht", pflichtete ovo Naiir bei.

Ruban kniff die Augen zusammen und blickte ins Dorf hinunter, obwohl früher Nachmittag, war dort unten niemand zu sehen.

"Seltsam..." murmelte Ruban. "Im Dorf scheint sich nichts zu tun, ich sehe niemanden dort."

"Wir sollten das mal erkunden", eröffnete der Hauptmann und rieb sich den Kinnbart. "Wie wäre es, wenn wir die Kräfte deines kleinen Freundes einsetzen?"

"Das halte ich in diesem Fall nicht für sehr geschickt ", gab Ruban zurück. "Bei meiner ersten Begegnung mit den Dorfbewohnern waren sie sehr ... abergläubisch. Sie hielten mich wohl damals für einen Dämonen oder Trokar als ich ihnen mein Lichtschwert zeigte. Sie wollten nichts mehr mit mir zu tun haben und ich mußte sofort wieder aufbrechen. Ich hatte Glück, daß sie nicht gleich über mich hergefallen sind", erzählte Ruban mit heiserer Stimme. "Ich sollte mich nun wohl etwas zurückhalten..."

"Da hätten sie wohl keine Chance gehabt gegen dich, was?" lachte Juei, der Ruban schon kämpfen gesehen hatte.

"Damals allerdings schon, Juei. Damals hatte ich noch nicht diese Kräfte durch das Chronos-Gerät!"

"Na gut, dann auf die übliche Weise", seufzte der Hauptmann und winkte vier Männer der Truppe heran, die unten hinter dem Hügel lagerten.

Ruban kniete sich zu den murrenden Telpa hinunter und sah ihm tief in die Augen, dann streichelte er über das struppige Fell. Snoff sprang auf und schien darauf beleidigt hinter Sträuchern zu verschwinden.

Hauptmann ovo Naiir und vier seiner Männer gingen hinunter zum Dorf, während der Rest der Truppe auf den Hügeln wartete. Ruban beobachtete jeden Schritt der Männer durch seine Fernoptik.

Er konnte nun erkennen, wie zwei Personen aus einer der Hütten herauskamen, als sich die Soldaten dem Dorfplatz näherten.

Ruban konnte sehen, wie sich die Männer unterhielten und dann winkte der Hauptmann in Richtung der Hügel.

Das vereinbarte Zeichen, daß alles in Ordnung war.

"Na also", brummte Juei zufrieden und sprang aus der Hocke auf. "Ein ordentlicher Schluck Wein werden wir ja wohl dort unten bekommen können!"

Auf Feldwebel Janis Befehl erhoben sich die Männer und die Truppe marschierte in Formation ins Dorf hinunter.

Ruban ging eher am Ende der Kolonne. Er fragte sich, ob ihn die Dorfbewohner wohl wieder erkennen würden. Obwohl er nun mit Bart und anderem Gewand, etwas anders aussah, als damals.

Zu Rubans Überraschung sah er jedoch, als sie näher kamen, daß er die Dorfbewohner nicht kannte, die jetzt am Platz standen.

"Seltsam... keine Kinder zu sehen", murmelte der Sucher.

"Was?" fragte Feldwebel Jani, der nun neben ihm ging.

"Naja, als ich das letzte Mal hier war, waren einige Kinder hier. Wo sind die jetzt?"

"In den Hütten, wahrscheinlich.... " mutmaßte der Soldat und wandte sich seinen Männern zu.

Ruban trat zu der Gruppe der Dorfbewohner die bei ovo Naiir standen.

Auf ihn wirkten sie nun nicht mehr wie die Fischer die er damals gesehen hatte. Die drei Männer wirkten eher wie Raufbolde. Sie trugen alle lederne Jacken und hatten alle Narben in ihren Gesichtern, die eher von Kämpfen als von der Fischerei stammen mußten.

Ruban wechselte einen mißtrauischen Blick mit dem Hauptmann. Dieser nickte ihm beiläufig zu, während er mit dem vermeintlichen Dorfbewohner über den letzten Fang sprach.

Der Fischer wirkte erstaunlich uninformiert.

"Ach ja, wo ist eigentlich Nordan?" sagte Ruban plötzlich.

Der Mann, der sich ihnen als Burakus vorgestellt hatte, blickte einen Moment verblüfft.

"Äh... wer?"

"Na , Nordan. Das ist doch ... - "

"Ach ja, Nordan", lachte Burakus grob und rauh.

"Der ... ist draußen... mit den Fischern."

"Aha", machte Ruban und warf dem Hauptmann einen schiefen Blick zu.

"Was etwa mit allen fünf Schiffen?"

"Ja, alle Schiffe sind weg!"

"Außer das dort, was?" fragte Juei und deutete auf das am Kai dümpelnde Fischerboot.

"Genau!"

Der Hauptmann wandte sich an Ruban und den Feldwebel.

"Burakus, sagte uns, daß die Mannschaft des Schiffes in die umliegenden Berge aufgebrochen ist und erst am Abend zurück kommen wird. Keine Ahnung warum sie das getan haben, aber wir warten auf alle Fälle hier, bis sie zurück kommen."

"Wir können ja eines der Boote nehmen und 'rüber rudern, oder nicht?" meinte Juei.

"Der Kapitän sagte uns, daß seine Männer niemand an Bord lassen würden, wenn er nicht vorher ein Zeichen geben würde." Meinte Burakus gereizt. In den Gesichtern der beiden Männer neben ihm arbeitete es. Ihre Hände ballten sich immer wieder zu Fäusten.

Hauptmann ovo Naiir tat als beachtete er das nicht.

"Aha... na dann warten wir... !"

Er zog sich von den drei Männer zurück und holte Feldwebel Jani an seine Seite. Der Hauptmann gab einige Kommandos und die Truppe gruppierte sich um und die Soldaten bildeten Gruppen zu je einem Dutzend Männern. In diesem kurzen Tumult gelang es Jani sich ungesehen abzusondern und hinter einer Hütte zu verschwinden.

Ruban entging es trotzdem nicht.

"Hier stimmt etwas nicht", murmelte der Hauptmann Ruban zu. "Ich will verdammt sein, wenn das Dorfbewohner sind!"

"Er kannte Nordan nicht, außerdem sind es nur drei Schiffe und nicht fünf, zumindest damals", raunte Ruban zurück.

Der Hauptmann nickte.

Die Soldaten taten unauffällig, so als wollten sie alle am Dorfplatz lagern.

Feldwebel Jani indessen schlich um die erste Hütte herum und ging weiter zur nächsten. Ein seltsamer Geruch lag in der Luft. Aber der erfahrene Soldat, konnte den Geruch von Leichen von Fischgeruch unterscheiden. Als er auf eine der Hütten zuging, drang ihm der süßliche Gestank in die Nase. Sofort zog er sein Schwert und machte einen Satz an die Hüttenwand. Vor der geschlossenen Türe stob ein Schwarm von Fliegen davon.

Er schlich an der Wand entlang bis er beim Fenster war und als er von drinnen keine Geräusche hörte, beugte er sich vor und versuchte durch das fast blinde Fenster einen Blick ins Innere zu bekommen.

Das, was Feldwebel Jani dort im Halbdunkel sah, ließ selbst ihm die Nackenhaare aufstehen. Dort lagen einige tote Körper am Boden der Hütte. Er sah Männer, Frauen und auch den Körper eines Kindes darunter. Alle waren grausam ermordet worden, überall war Blut. Man schien die Körper alle hierher geschleift zu haben.

Jani drehte sich um und begann zu laufen.

"Das ist eine Falle!"

Als Jani das schrie, brach am Dorfplatz die Hölle aus.

Aus den umliegenden Hütten, sprangen plötzlich Männer mit Schwertern und Kampfäxten hervor. Da die Soldaten vorgewarnt waren, hatten sie ihre Waffen bereit und zogen ihrerseits blank.

Nur zwei Männer der fürstlichen Truppe verloren in den ersten Augenblicken ihr Leben, als sie von aus dem Hinterhalt heran stürmenden Männer niedergemäht wurden.

Rubans Lichtschwert entstand zischend.

Der Mann namens Burakus riß zwei Kurzschwerter hervor und wirbelte sie furchterregend herum. Sie trafen jedoch nur auf Naiirs Säbel. Einer der Männer neben Burakus ließ sein Beil aufblitzen und versuchte Juei anzugreifen.

Doch der kleine Barsale, wich dem wuchtigen Schlag aus und fällte den Angreifer, in dem er ihm von hinten gegen die Kniekehlen trat. Im Fallen wirbelte Jueis Kampfaxt herum und der Mann verlor einen Herzschlag später sein Leben.

Ruban sprang mit einem weiten Satz herum und noch während er durch die Luft flog schnitt das Lichtschwert durch den Arm des dritten Angreifers. Dumpf fiel der Armstumpf mit dem Dolch auf das Pflaster, während der Mann verblüfft starrte, zog Ruban ein weiteres Mal seine Waffe hoch und trennte ihm den Kopf ab.

Ruban stand breitbeinig da und versuchte den nächsten Angreifer auszumachen.

Inzwischen wurde überall gekämpft, doch es war abzusehen, daß die Soldaten sich durchsetzen würden. Die erfahrenen Kämpfer machten kurzen Prozeß.

Burakus starb nur wenige Augenblicke später, als sich der Säbel des Hauptmanns in seine Brust bohrte.

Dann herrschte wieder Ruhe auf dem Platz. Einige Soldaten hatten leichte Wunden, doch außer den beiden ersten, waren keine Verluste mehr zu beklagen.

Ruban zählte dreizehn Angreifer, die tot am Boden lagen.

"Das Schiff, es hat die Segel gesetzt", rief einer der Soldaten.

Die Karavelle hatte ihre Segel gehißt und den Anker eingeholt. Anscheinend, hatte man den Kampf beobachtet und wollte nun rasch den Rückzug antreten.

Rubans Schwert erlosch und er holte die Fernoptik aus der Tasche.

"Es ist anscheinend nur mehr die Mannschaft an Bord. Ich sehe jetzt etwa zehn Männer!"

"Sie fliehen natürlich!" brummte der Hauptmann während er das Blut von seinem Säbel abwischte.

"Auf alle Fälle waren das keine Dämonen oder Untote", murmelte ovo Naiir.

"Durchsucht alle Hütten, wer weiß, wo noch welche sind!"

Feldwebel Jani hatte bereits entsprechend Befehle gegeben. In Gruppen drangen die Soldaten in die Hütten ein und durchsuchten jeden Winkel.

"Das waren Söldner", eröffnete der Barsale Juei. "Hier!"

Er hielt eine Silberkette mit einem Amulett hoch, die er von Burakus Hals gerissen hatte.

"Das ist das Zeichen von Baramesis. Eine Vereinigung von gedungenen Mördern und Söldnern am Nordkontinent. Ich habe das schon oft gesehen!"

"Vom Nordkontinent?"

Juei nickte.

"Es ist niemand mehr da", berichtete Jani, als er zurück kehrte. "Nur tote Dorfbewohner sind in den Hütten!"

Ruban dachte an die Kinder und an die armen Leute, die nicht wußten warum sie sterben mußten. Er fühlte sich für deren Tod plötzlich fast ebenso verantwortlich, als hätte er sie selbst umgebracht. Er spürte, wie er weiche Knie bekam.

"Es ist schrecklich! Diese armen Seelen!"

"Ja, das ist es!"

"Dieser Nar-Saala schreckt also vor nichts zurück, denn wenn die Leute hier vom Nordkontinent gekommen sind, dann können sie ja wohl nur von diesem Ältesten geschickt worden sein", mutmaßte der Hauptmann.

Ruban drehte sich um und sah, wie das Schiff gerade hinter den Felsen der Bucht verschwand und aufs offene Meer hinausfuhr. Wut brandete in ihm auf. Die Lederhandschuhe knirschten als er seine Hände zu Fäusten ballte.

"Die sind weg", murmelte Juei.

"Es waren aber zu wenige um uns wirklich aufhalten zu können", meinte Jani.

"Weil Nar-Saala nicht damit gerecht hat, daß ich mit einer halben Kompanie von Soldaten kommen werde", äußerte Ruban tonlos. "Ich alleine wäre ihnen leicht in die Falle gegangen!"

"Ich könnte sie verfolgen", murmelte Ruban und sah zu Snoff, der zwischen den Leuten herum rannte.

"Zu gefährlich, du weißt nicht was dort auf dem Schiff wartet!" entgegnete der Hauptmann und schüttelte energisch den Kopf.

"Wir sind hier um dir zu helfen, das kann ich nicht, wenn du dort alleine auf dem Schiff bist und stirbst!"

Ruban seufzte, als er einsah, dass ovo Naiir Recht hatte. Er drehte den Männern den Rücken zu und ging auf den kurzen Steg hinaus zu den Booten.

"Was machen wir jetzt?" fragte Juei den Hauptmann.

"Wir müssen warten - auf unser richtiges Schiff! Inzwischen werden wir uns um die Toten kümmern!"

Bis zum Abend waren alle Dorfbewohner zusammen getragen worden. Die Soldaten hatten einen großen Scheiterhaufen aufgeschichtet, der nun angezündet wurde.

Alle standen nur stumm und die Männer blickten ins Feuer, dessen Rauch über die Bucht hinaus zog.

Niemand wollte in den Hütten übernachten, die Soldaten hatten das Lager am Dorfplatz eingerichtet. Da man noch immer nicht genau wußte, ob sich nicht Angreifer in den Hügel rund ums Dorf versteckt hatten, war das Lager befestigt worden. Aus den Hütteneinrichtungen hatte man Barrikaden errichtet und dreifache Wachen aufgestellt.

Ruban lag zwischen den Männern, neben ihm hatte sich Snoff gedrückt und schien fest zu schlafen. Er jedoch fand diese Nacht keinen Schlaf, tausende Gedanken jagten ihm durch den Kopf und immer wenn er kurz davor war einzuschlafen, schreckte er wieder hoch.

"Keinen Schlaf?" murmelte der Hauptmann, als Ruban sich hoch rappelte und in das nächste müde flammende Lagerfeuer starrte.

Der Sucher schüttelte nur den Kopf.

"Die Erinnerungen was?"

Als Ruban nichts entgegnete, fuhr ovo Naiir fort an seiner Pfeife zu ziehen.

Als der Morgen aufzog saß Ruban am Steg und blickte den beiden schaukelnden Booten zu, die mit dem steigenden Wasser auf und ab gingen.

Die Sonne stieg hinter der niedrigen Bergkette im Osten hervor und das Meer begann von der Bucht her zu glitzern, wie ein Meer aus Edelsteinen. Langsam verdrängte das Licht des Tages die Dämmerung und die Lichtstrahlen strichen über das Wasser heran und erreichten schließlich den Steg, den Dorfplatz und schließlich das Lager.

Feldwebel Jani scheuchte seine Männer auf. Das Frühstück wurde zubereitet, man konnte auf die Utensilien und Einrichtungen in den Hütten zurückgreifen. Gerade als Ruban sich sein Essen holte und in der Hütte stand, hörte er von draußen Rufen.

Er steckte sich das Brot in den Mund und sprang nach draußen. Hier konnte er es bereits erkennen, was für Aufregung sorgte.

Ein Segel war an der Bucht aufgetaucht und kam näher.

Die Fernoptik enthüllte dann alles, was das bloße Auge nicht sah.

"Eine Barke!" stellte der Hauptmann fest, als er durch Rubans Gerät sah. "Und sie hat das Banner des Fürsten von Uthaist am Mast wehen. Ich sehe mehrere Männer in der Takelage, sieht so aus als ob sie die Segel reffen!"

Befehle hallten über den Platz und die meisten Soldaten zogen sich hinter die Hütten zurück und verteilten sich.

Nur ein Dutzend Männer blieb am Platz und beobachtete, wie ein Boot vom Schiff aus zu Wasser gelassen wurde. Vier Männer ruderten, am Bug des Bootes stand ein bärtiger Mann in einer ihm fremden Uniform und einem Hut mit breiter Krempe und einer großen Feder. An der Seite baumelte ein verzierter Säbel.

Das Boot kam heran, der Mann am Bug grüßte.

Der Hauptmann grüßte zurück und das Boot legte am Steg an.

"Kapitän Morak van Daan, Großherzogliche Flotte von Kes", stellte sich der Bärtige vor und salutierte vor den Männern.

Hauptmann Petr ovo Naiir stellte die Männer um sich ebenfalls vor.

"Ah, das also ist euer Held von Uthaist", meinte Kapitän van Daan und schüttelte Ruban die Hand.

"Wir haben wenig Zeit Kapitän, darum sollten wir sofort damit beginnen unsere Leute auf ihr Schiff zu bringen!"

"Mein Schiff steht ihnen zur Verfügung!"

Hauptmann ovo Naiir gab die Befehle und die Soldaten bestiegen die Boote.

Unterdessen berichtet der Hauptmann dem Kapitän über den gestrigen Vorfall.

"Sie sind mit der Karavelle entkommen", knurrte ovo Naiir.

Der Kapitän blickte auf den Sonnenstand und machte nachdenkliche Laute.

"Das heißt sie haben die ganze Nacht Vorsprung und fahren wahrscheinlich mit einem fast leeren Schiff. Sie werden jeden Fetzen Segel gesetzt haben!"

"Was meint ihr, haben wir eine Chance das Schiff einzuholen?"

"Mit einer Karavelle ist es schwer Richtung Norden. Die Winde stehen nicht günstig, sie werden vor dem Wind kreuzen müssen. Meine Barke ist wendiger... hm, ja ich denke wir sollten sie in ein bis zwei Tagen eingeholt haben!"

Feldwebel Jani trieb seine Leute, ob dieser Nachricht, zu noch mehr Eile an und bald war das Dorf geräumt. Als letzte fuhren Ruban, Juei und der Hauptmann zusammen mit dem Kapitän vom Dorf weg.

Kaum hatten sie am Schiff angelegt, wurden die Segel gehisst und die ARMOND ROOL stach wieder in See. Sie machte sich auf zu einer Verfolgungsjagd in Richtung Norden.

*

Miralis ada Fayt stand auf der Palastmauer des Fürstenpalastes von Uthaist und sah zu, wie der rote glühende Ball der Sonne im Meer versank. In Gedanken war sie bei dem Mann, den sie in den letzten Wochen in ihr Herz geschlossen hatte.

Von hinten kam General ada Fayt die Treppe herauf und sah seine Schwester an den Zinnen stehen.

Miralis drehte sich nur halb um als sie ihren Bruder hörte. Der General trat neben sie und schweigend verfolgten sie einige Minuten lang den Lauf der Sonne, wie sie im Meer versank.

"Du denkst an IHN, nicht wahr?"

Sie nickte langsam.

Jonad ada Fayt atmete geräuschvoll die Luft aus.

"Er ist etwas besonders... "

"Ja", hauchte sie.

"Ich habe das Gefühl, als hätten wir ihn und alle anderen in ihr Verderben geschickt", sagte mit eigenartig erstickter Stimme.

"Er hat eine Aufgabe bekommen, die er erfüllen will - wir hätten ihn nicht zurückhalten können...", sagte der General überzeugt.

"Ach ihr, immer mit euren Missionen...", entgegnete Miralis seufzend.

Dann sahen beide wieder schweigend zu, wie der rote Ball vom Meer verschluckt wurde und nur mehr die in allen Farben leuchtenden Wolken zurückblieben, die allmählich verblassten und alles im Dämmerlicht versank.

EPILOG

Rubans Suche nach dem Geheimnis der Drachen hatte somit ein Ende gefunden. Er hat die Herkunft der Tallaren ergründen können. Seine gefahrvolle Suche vom Tempel zum Nachbarplaneten, über die Raumstation und wieder zurück zu seinem Heimatplaneten, war gezeichnet von Verlusten und Rückschlägen, doch durch Beharrlichkeit und einer guten Portion Glück, gelang ihm, was keinem Sucher vor ihm gelungen war - er konnte das Geheimnis lüften, nur um festzustellen zu müssen, daß seine Suche einem ganz anderen Zweck gedient hatte, als er dachte. Als ausführendes Werkzeug eines teuflischen Planes, allein zum Zweck die Tallaren aufzuspüren und den geheimnisvollen Energiekristall zu finden, den die Ältesten seit Jahrhunderten auf dieser Welt suchten.

Da hatte Rubans Erfolg plötzlich einen sehr bitteren Beigeschmack und er mußte sehen, wie es schlimmer um seine Welt stand, als er sich vorstellen konnte. Der letzte Drache übertrug ihm eine neue Mission, wahrscheinlich gefährlicher als seine Suche nach den Drachen, die ihn erneut an seine Grenzen bringen würde - oder darüber hinaus. Ruban, der Sucher, würde nun zu Ruban, dem Retter seiner Welt werden, aber nur wenn es ihm gelang zusammen mit seinen Gefährten der Bedrohung entgegen zu treten, die der letzte Älteste des Klosters nun für alle darstellte.


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