REZENSION


MATRIX RELOADED

von Andreas Leder



Reloaded? Wieder-? Neu-?
Auf-? -geladen? Nun, wir werden sehen, hinein ins Geschehen.

Die Maschinen graben, also wissen sie, wo die letzte Zufluchtsstätte der freien Menschen ist - unter der Erde, tief in ihrem Inneren. Es sollen noch 72 Stunden sein, dann werden eine viertel Million Maschinen über eine viertel Million Menschen herfallen.

Typisch eben nach dem Denkschema einer Maschine. Nach 100 Jahren des Krieges gegen die Maschinen dürfte es die Sehnsucht nach dem sehr schnellen Ende des Kampfes sein, die die Motivation des Senats von Zion nährt und drei Schiffe in die direkte Konfrontation mit der Matrix schickt und nicht zum Abwehrkampf gegen die Maschinen in der Stadt zurückbehält.

Außerdem könnte Morpheus mit Neo doch den Erlöser - den mit den gottgleichen Fähigkeiten in der Matrix - gefunden haben. So richten sich die Aktionen der drei Protagonisten Morpheus, Trinity und Neo in der Matrix gegen den Zentralcomputer.

Viele Fragen werden gestellt, einige davon gelöst. Doch noch immer ist nicht sicher hinter welcher Antwort sich die Wahrheit verbirgt. Sie klingen alle so logisch, beruhen alle angeblich auf dem Prinzip von Ursache und Wirkung.

Die Matrix in Form ihrer Agenten - selbsttätig handelnden, jedoch miteinander vernetzten Programmen - versucht der Rebellen habhaft zu werden. Mit immer mehr Agenten, die sich gleichen, wie Klone, muß sich Neo herumschlagen; Masse statt Klasse.

Auch eine der rasantesten Verfolgungsjagden, die jemals gedreht worden ist, wird auf einem drei Kilometer langen Autobahnstück in Szene gesetzt. Kamerafahrten, die atemberaubender nicht sein könnten. Zuletzt ist es nicht die Quantität der Agenten und der eingesetzten Vernichtungsmittel sondern die Qualität der handelnden und kreativen Menschen, die den Ausschlag gibt.

Doch auch die Maschinen sind an ihr Ziel gekommen, jede der 250.000 Maschinen hat ein Opfer gefunden. In Zion gab es nur einen einzigen Überlebenden. Hier erhebt sich die Frage: Wieso den einen?

Und so ist das Ende dieses Filmes auch schon wieder viel zu rasch gekommen, wir wissen aber, daß es heuer noch vor Weihnachten weiter gehen soll.


Es sind die vielen Fragen und die Antworten, die manche Längen in dem Film ausmachen. Erklärende Gespräche zwischen den Protagonisten sorgen leider nicht für Action und Spannung

Es beginnt alles mit einer Trinity-Sequenz - sie macht, was sie exzellent kann, nämlich gegen mehrere männliche Gegner gleichzeitig kämpfen, und das auch noch mit einer gehörigen Portion Humor, was ihr - später im Film - gegen eine einzige Frau nicht gelingt. Dieser erste Kampf mit einem bösem Ende, ohne Begründung, ohne Hintergrundwissen, stellt für den Zuseher zunächst ein Rätsel dar, scheint nur ein Illusion zu sein, denn die Kugel in Trinitys Körper darf einfach nicht wahr sein. Neo wacht auf, er hat tatsächlich nur böse geträumt. Diese Trinity-Szene wird später zu einer Schlüsselsequenz - denn war es im ersten Matrix-Film Trinity, die Neo wieder zurück ins Leben geholt hat, ist es jetzt Neo, der mit seinen Fähigkeiten in der Matrix Trinity neues Leben einhaucht.


Vieles aus der Wirklichkeit der Matrix wird gelöst. Türen, die sich plötzlich auftun und ganz woanders hinführen, als erwartet; Programme, die sich verselbständigt haben; uralte Programm, die mehr Probleme gebracht als gelöst haben, mit all diesen Ingredienzen ist Matrix Reloaded gewürzt. Wir erleben Liebe, Eifersucht, Haß, Mut, Feigheit, Heldentum und Verrat.

Neo ist zwar der Auserwählte, aber vieles, an das Morpheus geglaubt hat, ist eine Lüge, daher bricht auch so vieles zusammen.


Gegen Ende der Geschichte offenbaren sich neue Fähigkeiten des Auserwählten. Er kann nun auch in der realen Welt mit der Kraft seines Geistes die Maschinen aufhalten. Nur Pech, daß er nach so einer Aktion ins Koma fällt, aus dem er zu Ende des Filmes noch nicht erwacht ist.

Aber die Maschinen graben weiter - und genau das läßt hoffen.



MATRIX RELOADED HAT EINEN FEHLER

In Matrix Reloaded ist mir nur ein einziger, dafür aber gravierender Fehler aufgefallen: Beginnen wir mit der Zeit, in der der Film spielt. In der Matrix ist das ausgehende 20. oder auch das beginnende 21. Jahrhundert dargestellt. So weit so gut, das kennt der Zuseher. Die reale Wirklichkeit an Bord der Nebukadnezar oder in Zion liegt ein paar Jahrhundert in der Zukunft, angeblich weiß das niemand so genau.

Der Architekt, im Herz des Zentralkomputers spricht gegenüber Neo davon, daß die Matrix schon fünf Mal neu gestartet, also "reloaded" worden ist. Und jedesmal ist sie offensichtlich eine schöne Anzahl von Jährchen (Morpheus spricht von 100 Jahren Krieg gegen die Maschinen) mehr oder weniger zufriedenstellend gelaufen.

Und hier setzt meine Kritik an: Nach etwa 500 Jahren des Überlebenskampfes der Menschen gegen die Maschinen spricht Link, der Operator der Nebukadnezar, der als frei geborener Mensch aus Zion nie in der Matrx war davon, daß Neo seine "Superman-Nummer" abzieht, dazu sieht man Neo im Flug über der Stadt, sein Mantel weht wie Supermans Cape, nur ist er schwarz und nicht rot.

Ich frage Euch: Wer kennt in dieser Zeit noch den Superman-Comic? Wer hat dieses Wissen in den 5. Neustart der Matrix mitgenommen, wenn jedesmal nur etwa 30 Personen diesen lebend überstehen??

Da ist den Filmemachern ein böser Fehler unterlaufen, so etwas sinnstörendes darf einfach nicht passieren!


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