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DAS MÄRCHEN VOM MONDSTEINCHEN

von Eva Kalvoda



Eines Tages fiel ein kleines Steinchen vom Mond. Das kam sehr überraschend für das Steinchen, schließlich lag es jetzt schon ziemlich lange auf dem Mond. So lange, daß es sich gar nicht erinnern konnte, je wo anders gewesen zu sein. Auch war das Steinchen immer gut gelegen, es hatte nie das Gefühl gehabt, leicht wegschweben zu können.

Und doch, eines Tages fiel es einfach vom Mond.

Nachdem das Steinchen eine Weile gefallen war, begann es sich zu fragen, wo es wohl landen würde. Und gerade als es sich das fragte, blieb das Steinchen an etwas kleben.

Seltsam, dachte das Steinchen, ich bin gar nicht aufgekommen.

Und wirklich, das Steinchen war nicht etwas auf die Erde gefallen, nein, etwas hatte das Steinchen im Flug eingefangen.

Nun besah sich das Steinchen seinen neuen Untergrund genauer. Und der war mehr als seltsam. So etwas hatte das Steinchen überhaupt noch nie gesehen.

Der neue Untergrund war völlig glatt. Kein Stäubchen Sand darauf. Auch keine anderen Steinchen oder gar richtige Felsen. Auch war der neue Untergrund ziemlich klein. Gar kein Vergleich mit dem Mond.

Aber da das Steinchen nun ganz gut lag, und ohnehin nicht wegkonnte, da es ja festklebte, blieb es einfach dort liegen, und machte sich so seine Gedanken über den neuen Untergrund.

Hin und wieder veränderte sich der Untergrund, manchmal wuchsen ihm Ausbuchtungen, die der Untergrund dann hin und her schwenkte, aber im Großen und Ganzen hatte das Steinchen ein friedliches Leben.

Bis zu dem Tag, an dem der neue Untergrund auf einen noch viel größeren Untergrund aufsetzte. Da war das Steinchen so überrascht, das es von dem alten, neuen Untergrund herunter kugelte, und direkt vor den alten, neuen Untergrund auf dem ganz neuen Untergrund liegen blieb.

Eigentlich war das dem Steinchen gar nicht unrecht. Auf dem kleinen, alten, neuen Untergrund war es in letzter Zeit doch ein wenig Unangenehm geworden. Viel zu heiß für den Geschmack des Steinchens. Es hatte schon gar sehr zu schwitzen angefangen.

Der ganz neue Untergrund behagte dem Steinchen sehr. Da gab es Staub, Sand, Felsen und in der Ferne konnte das Steinchen richtig große Berge ausmachen. Das war ein Untergrund ganz nach dem Geschmack des Steinchens.

Gerade als sich das Steinchen so richtig freute, wurde es plötzlich von einer Ausbuchtung des alten, neuen Untergrunds hochgehoben. Da war das Steinchen noch mehr überrascht als damals, als es vom Mond gefallen war. Anscheinend wollte sich der kleine, alte, neue Untergrund nicht von dem Steinchen trennen, denn er legte das Steinchen auf einen Teil von sich selbst, den das Steinchen noch gar nie gesehen hatte.

All diese Überraschungen waren zuviel für das kleine Steinchen, und es fühlte sich schrecklich, so als ob es gleich zu Staub zerfallen würde. Anscheinend spürte der alte, neue Untergrund wie schlecht es dem Steinchen ging, und eines seiner Auswüchse streichelte und tätschelte das Steinchen.

Da es das Steinchen aber auch nicht gewohnt war, gestreichelt und getätschelt zu werden, wirkte sich das nicht gerade beruhigend aus.

Aber wieder bewies der alte, neue Untergrund wie feinfühlig er war, und einer seine Auswüchse legten das Steinchen zurück auf den ganz neuen Untergrund.

Da war das Steinchen sehr erleichtert, und schwor sich selber, daß es nie vergessen wollte, was für ein freundlicher Untergrund der kleine, alte, neue Untergrund war.

Und wirklich, das Steinchen lag noch sehr, sehr lange auf dem ganz neuen Untergrund, aber nie vergaß es den freundlichen, kleinen, alten, neuen Untergrund.



"Hey, Frank, komm her, die Sonde schickt die ersten Ergebnisse."

"Und? Kannst du schon was sagen?"

"Also du wirst es mir nicht glauben, aber das Marsgestein hat tatsächlich genau die selbe Zusammensetzung wie MOND-Gestein!!!!"


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