SCHWERPUNKTTHEMA


DER MOND


JULES VERNE
VON DER ERDE ZUM MOND (1865)
REISE UM DEN MOND (1870)

von Andreas Leder



Die Originalausgabe erschien am 25. Oktober 1865 unter dem Titel "De la Terra á la Lune. Trajet direct en 97 heures" bei Pierre-Jules Hetzel in Paris, einem Freund von Jules Verne.

Nach dem amerikanischen Bürgerkrieg wurde in Baltimore ein Artilleristenklub gegründet. Dem durften alle angehören, die eine Feuerwaffe erfunden hatten.

Eines Tages jedoch schweigen die Waffen und im Club wird es langweilig. Jetzt beschließt der Clubpräsident Barbicane, die Erfahrungen der Clubmitglieder nicht militärisch sondern friedlich zu nutzen.

Dazu offeriert er ein ehrgeiziges Projekt: Er will eine Kanone gießen lassen, die alles, was bisher gebaut worden ist übersteigt, um ein mit Menschen bemanntes Geschoss von der Erde zum Mond zu schicken.

Eine riesige Kanone soll als Schacht in die Erde Floridas gebaut werden. Zur Finanzierung des gigantischen Vorhabens werden Subskriptionen aufgelegt, aber nicht wie üblich als Anleihe, sondern als Geschenk. Denn die gesamte Welt sollte Anteil an diesem kühnen Projekt nehmen.

Am Startort, der fiktiven Stadt Stones-Hill, wurden riesige Schwerindustriebetriebe aus dem Boden gestampft, hier sollte nach den Schachtarbeiten die Kanone direkt in den Boden gegossen werden.

Dann ist es endlich soweit. Der Versuch glückt, das Projektil verlässt die Erde.



Ehe man noch über die Sinnfälligkeit und den Mut der technischen Phantasie Vernes Gedanken macht, sollte man sich vergegenwärtigen, dass dieses Buch eigentlich als Satire geschrieben wurde. Ziel war es, bestimmt auch mit einem Seitenblick auf Deutschland, den Militarismus auf die Schippe zu nehmen. Dies erklärt auch den Mut

zu großzügigen Entscheidungen bestimmte (recht fragwürdige) Lösungen zu beschreiben.



Aber immerhin schickte Verne seine Helden fast 100 Jahre vor der realen Wirklichkeit zum Mond. Was dabei rückblickend wie phänomenale Weitsicht aussieht, indem er sich auch noch einen interessanten Startplatz aussuchte (die fiktiven Artilleristen wählten Florida und heute befindet dich dort Cape Kennedy), ist nicht ganz zufällig. Für diese Entscheidung und andere "technisch" erscheinende Inhalte trägt auch seine Vetter Henri Garcet bei, der viele mathematische Grundlagen beisteuerte.



Die Fortsetzung der Geschichte erleben wir im zweiten Teil des Romans: In der "Reise um den Mond".

Diese Originalausgabe erschien fünf Jahre später, am 13. Januar 1870, unter dem Titel "Autour de la lune. Seconde partie de: De La Terre á La Lune" ebenfalls bei Pierre-Jules Hetzel, Paris

Das gewaltige Projekt des Artilleristenklubs zu Baltimore, ein Flug zum Mond, scheint gelungen. Die drei Reisenden, Klubpräsident Barbicane, Kapitän Nicholl und Michel Ardan, haben den Start gut überstanden.

Nach dem Abschuss fanden sie sich zwar am Bodenl iegend wieder, trotzdem waren alle Knochen heil geblieben

Geborgen in ihrem gemütlich ausgestatteten Projektil, können sie wichtige Beobachtungen anstellen. Und hätte sie ein gewaltiger Meteorit nicht von ihrer Bahn abgelenkt, wären sie tatsächlich gelandet und hätten versucht, das mitgeführte Saatgut auszubringen und die Hühner freigelassen; so aber umkreisen sie den Mond nur und erleben aufregende Abenteuer.

Plötzlich müssen sie mit Entsetzen feststellen, dass ihr Projektil zurück zur Erde fällt.


Die Einrichtung des Projektils
zeitgenössische Illustration


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