REZENSION


DAS REGENBOGENSCHWERT

von Eva Kalvoda



DAS REGENBOGENSCHWERT
von Simon R. Green

Heyne 2002, ISBN: 3-453-21384-X

Was macht man, wenn man der zweitgeborene Prinz ist, und der Thronfolger vor Gesundheit nur so strotzt?

Wenn bei Hof die allgemeine Meinung herrscht, daß der Zweitgeborene eigentlich unnötig, wenn nicht gar eventuell eines Tages einmal gefährlich ist?

Dann ist man ein armes Schwein, das der gesamte Hof loswerden will. In diesem speziellen Fall ist der arme Kerl Prinz Rubert, und er fühlt sich nicht gerade wohl in der königlichen Burg.

Natürlich kann man aber einen Prinzen, auch wenn er ein potentieller Thronräuber ist, nicht einfach umbringen.

Also schickt man ihn auf Drachenjagd, schließlich weiß doch jeder, daß Drachen gefährlich sind, und sich in Ermangelung von Jungfrauen auch schon mal von Jungprinzen ernähren.

Tja, und so zieht Prinz Rupert auf seinem Einhorn los. Dieses ist von dem Auftrag genauso wenig begeistert wie der Prinz. Aber Adel verpflichtet eben. Als zweitgeborener Prinz muss man für sein Land sterben, als Einhorn des selben Prinzen darf man ob der Aussichten gebührend unleidlich sein, und weil ja kein anderer da ist, lässt man seine Launen an dem Prinzlein aus.

Tatsächlich trifft das Duo auch auf einen Drachen, aber siehe da, der hat keinen Schatz. Nein, dieser Drache hat eine Schmetterlingssammlung. Nicht gerade ein würdiges Präsent für den Hof. Außerdem ist dieser Drache auch noch furchtbar nett, und sieht gar nicht ein, warum er den Prinz fressen soll.

Aber wenn Prinz Rupert schon mal da ist, vielleicht könnte er dann freundlicherweise die Prinzessin retten, die dem Drachen gehörig auf die Nerven geht?

So beginnt der Roman von Simon R. Green um den erbarmungswürdigen Prinz Rubert. Ein Geniestreich um es gleich zu sagen. Eigentlich kennt man von dem Autor nur Science Fiction Roman, vorzugsweise aus dem Todtsteltzer Universum, doch Mister Green überrascht mit erfrischend humoriger Fantasie.

Doch was so lustig beginnt, entwickelt sich rasch sehr düster und wird bald zu einer anscheinend ernstgemeinten Fantasiegeschichte, auch wenn sich Mister Green die kleinen, satirischen Seitenhiebe nicht verkneifen kann. (Was ich übrigens sehr gut finde.)

Die Geschichte an sich ist nicht neu und auch nicht sehr spektakulär, aber der Still in dem sie aufgemacht ist, verspricht einfach nur Lesevergnügen. Simon R.Green läßt kein Klischee aus, absichtlich, nur um es ein wenig zu verdrehen, völlig auf den Kopf zu stellen, oder so zu überzeichen, daß es schon wieder gut ist. Seine Hauptfiguren machen im Laufe der Geschichte eine Entwicklung durch, werden reifer und sind spürbar berührt von den Geschehnissen rund um sich.

Schon allein durch den Wechsel von oberflächlicher Spaßfantasie zur düsteren Erzählung ist dieses Buch einzigartig. Der Faden der Geschichte ist leicht nachvollziehbar, eigentlich simpel, und gerade deshalb kann man sich ganz auf den Erzählstill konzentrieren und sich über Kleinigkeiten zerkringeln, ohne den Überblick zu verlieren.

Auf den Punkt gebracht: Ein Buch zum "In-einem-Durch-Lesen"


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