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JANDUN

Folge 3: KLARES WASSER

von Susanne Stahr



Die Strahlen der untergehenden Sonne fielen schräg durch das Fenster des Motelzimmers und ließen den Schweiß auf Keegans nackten Armen glänzen. Sein Unterhemd war schon durchgeschwitzt wie auch seine Shorts. Jeden Moment drohten seine klammen Finger von der Oberkante des Türstocks abzugleiten. "Kann ich nicht endlich aufhören?" , bettelte er in Gedanken. "Das waren jetzt zehn Klimmzüge! Was willst du noch? Soll ich zu den Olympischen Spielen antreten?"

"In der Disziplin 'Gläser heben' wärst du Spitze!" , grollte der Jandun in seinem Kopf und ließ ihn noch fünf Klimmzüge machen. Erst dann durfte er unter die Dusche.

"Ich hab seit Tagen keinen Alkohol mehr getrunken" , brüstete sich Keegan.

"Ja, du machst dich!" , lobte Daschir sarkastisch. "Die Pillen nimmst du ja nur zum Vergnügen."

Verbissen schweigend streifte Keegan eins seiner neuen Hemden über. Er fühlte selbst, dass ihm das Training guttat. Seit seiner Schulzeit hatte er sich nicht mehr so leistungsfähig gefühlt. Und sein Bizeps füllte den Ärmel wesentlich besser als früher. Aber Daschir gegenüber würde er das nie zugeben. "Was willst du Sparks erzählen?" , lenkte er das Gespräch von seiner Person ab. "Wie wär's mit einer Kurzfassung der Geschichte der Jandun?" Nur ein unwilliges Knurren antwortete ihm. "Soll ich das für dich übernehmen?" , stichelte Keegan weiter. Der Beamte hatte Daschir auf dem Weg nach Eau Claire mit Fragen gelöchert. Doch der Jandun hatte es verstanden, diesen immer wieder auszuweichen.

"Versuch's nur!" Augenblicklich legte sich eine mentale Fessel um Keegans Geist. "Es wissen schon zu viele Leute von uns." Daschir warf noch einen prüfenden Blick in den Spiegel und ging zurück ins Zimmer.

Der FBI-Agent stand am Fenster und schien den Sonnenuntergang zu bewundern, der das Wasser des kleinen Sees gelb und rot glitzern ließ. Nur die Bäume auf der bogenförmigen Insel, die wie spärliche, dunkle Haare auf einer Glatze in die Höhe ragten, durchbrachen das Farbenspiel. Wo der Chippewa River den See durchfloss, war das Wasser bewegter und trug sogar einige kleine Schaumkronen. "Gehört Sport auch zu Ihrem neuen Leben, Mr. Mosley?", fragte er. Obwohl er mit dem Rücken zum Zimmer stand, schien er alles unter Kontrolle zu haben.

"Warum hacken Sie immer auf Keegan herum?", kam Himna dem jungen Mann unerwartet zu Hilfe. Seit sie St. Paul verlassen hatten, schien sich das Mädchen ein wenig beruhigt zu haben. Der Schock saß ihr zwar noch immer in den Knochen, was man daran erkannte, dass sie bei jedem lauten Geräusch zusammenfuhr. Auch rollten immer wieder Tränen über ihre Wangen. Es schien ihr erst jetzt bewusst zu werden, dass sie ihre ganze Familie verloren hatte.

"Wollen Sie sich nicht anschließen?", konterte Daschir den Angriff des Beamten glatt. "Zu zweit macht es noch viel mehr Spaß."

Sparks drehte sich um und schenkte dem Jandun ein kaltes Lächeln. "Darüber lässt sich reden. Später. Jetzt haben wir etwas Anderes zu tun. Sind Sie bereit?" Er öffnete einen flachen Koffer. "Das dient nur zu Ihrem Schutz", behauptete er.

Seufzend ließ sich Daschir verdrahten. Er hatte keine Möglichkeit gesehen, dies dem FBI-Mann auszureden. Auch ein Zauber kam nicht in Frage. Doch das machte ihm keine Sorgen. Schließlich wusste Sparks nichts über die telepathische Begabung der Jandun. "Glauben Sie, dass uns jemand gefolgt ist?", fragte er während er das Hemd zuknöpfte.

"Das wäre mir aufgefallen. Verlassen Sie sich darauf", erklärte Sparks im Brustton der Überzeugung. "Es könnte nur sein, dass man uns schon erwartet. Schließlich haben wir einen ihrer Leute dingfest gemacht."



Daschir übergab wieder Keegan das Kommando. "Geh am Ufer entlang nach Westen" , ordnete er an.

Die Diskette mit der Aufschrift 'Geschichtsträchtige Ausflugsziele' schien schwer in der Brusttasche von Keegans Jacke zu hängen. Gehorsam wandte er sich in die angegebene Richtung. Die blanke Auslage einer Boutique spiegelte sein Bild. "Wo siehst du Tränensäcke?" , fragte er beleidigt. Sein Gesicht hatte eine frische, gesunde Farbe und das Haar, das er im Nacken mit einem weißen Gummiband zusammen gefasst trug, glänzte im Licht der letzten Sonnenstrahlen wie Mahagoni.

"Das hast du nur mir zu verdanken!" , belehrte ihn der Jandun. "Geh in das Haus mit der rotgestreiften Markise über der Tür."

Keegan ging an einem Bootsverleih vorbei und wandte sich dem Gebäude zu. 'The Old Tavern' stand auf einem Schild über der Markise. Zum See hin schloss eine Terrasse an das Lokal an, auf der Tische und Stühle standen. Die meisten davon waren besetzt. Als eine Kellnerin mit einem Tablett voll gefüllter Gläser vorbei eilte, wurde sein Mund trocken.

"Du kannst dir an der Theke eine Cola bestellen" , kam ihm Daschir zuvor. "Bei der Gelegenheit kann ich gleich nach Sosto fragen. Sein Deckname ist Seth Miller."

"Sehr kreativ!" , spottete Keegan. Sekundenlang dachte er an einen Gin, doch dann fiel ihm die Tablette ein, die er am Morgen genommen hatte. Da blieb er doch lieber bei einer Cola. Bevor es Daschir verhindern konnte, bestellte er schnell noch ein zweites Glas und freute sich über die ärgerliche Aufwallung, die von dem Jandun kam.

"Ich muss mit Sosto sprechen!" , dröhnte es in Keegans Kopf, gerade als er einen Geldschein auf die Theke legte. "Er ist der älteste Jandun. Ich hoffe, du weißt diese Ehre zu schätzen" , klärte ihn der Magier auf.

Der Barkeeper, ein breit gebauter Mann mit kurzem, schwarzem Haar musterte ihn scharf aus dunklen Augen. "Er trägt Kontaktlinsen" , flüsterte es in Keegans Kopf. Die fleischige Hand schwebte einen Moment lang über der Banknote. "Daschir?" , erklang eine dumpfe Gedankenstimme. "Wir haben von deinem Unfall gehört. Er ist oben." Mit dem Kinn deutete er auf eine schmale Treppe neben den Toiletten. Inzwischen freute sich Keegan über sein zweites Glas Cola.

"Du Idiot!" , schimpfte Daschir wütend. "Warum trinkst du soviel?! Damit du alle Nase lang pinkeln musst?"

"Lass mich doch trinken, wenn ich durstig bin!" , wehrte sich der junge Mann. "Es ist doch nur Cola! Wenn's dich beruhigt, gehe ich eben jetzt noch auf die Toilette." Er sah ein, dass Daschir recht hatte und gerade das ärgerte ihn.

Eben wollte er den Hygieneraum verlassen, da drängte ein großer, blonder Mann im Lederdress eines Motorradfahrers herein. "Geh zur Seite, Kleiner!", fuhr er Keegan grob an.

Bereitwillig trat dieser einen Schritt zurück und ließ den Mann vorbei. Was sollte er gegen einen solchen Kleiderschrank ausrichten, der ihn um mehr als Haupteslänge überragte und auch deutlich breiter war als er? Dazu kamen noch die Muskelstränge, die die Ärmel der schwarzen Lederjacke beulten. Er warf ihm nur im Hinausgehen einen erbosten Blick zu und stutzte. Am rechten Ohr des Blonden hing ein bläulich schimmernder Ring. Eilig drückte er die Tür zu und lief die Stufen hinauf. Oben tat sich vor ihm ein enger Gang auf, an dessen Ende es eine einzige Tür gab. "Sollte das nicht Sparks erfahren?" , erkundigte sich Keegan.

"Nein! Ich muss zuerst mit Sosto sprechen."

Keegans braune Augen flogen zur Toilettentür. Der Kerl hatte die Örtlichkeit noch nicht verlassen. "Sparks!", flüsterte er in seinen Hemdausschnitt.

"Ja?", tönte es aus dem Empfänger hinter seinem Ohr.

"Ich gehe jetzt zu Onkel Seth." Damit klopfte er an die Tür.

Ein schmaler Spalt öffnete sich und ein dunkles Auge blitzte ihn an. "Verschwinden Sie! Das ist ein Privatraum."

"Ich habe eine Verabredung mit Mr. Miller." Keegan lächelte zaghaft. Dann schob ihn Daschir in sein mentales Gefängnis. "Mach die Tür auf, Zenon! Beeil dich! Ich hab schlechte Nachrichten!"

Blitzschnell schwang die Tür auf, ein starker Arm zog Daschir in eine kleine Kammer und schon wurde wieder geschlossen. Ein Schreibtisch und ein breiter Aktenschrank füllten den Raum fast vollständig aus. Es blieb gerade noch Platz für vier Stühle, von denen drei besetzt waren. Horrid kannte Keegan von dem Ritual am Harney Peak, aber die beiden Frauen waren ihm fremd. Auch der junge Mann, den er nach menschlichen Maßstäben auf höchstens achtzehn Jahre schätzte, war ihm unbekannt. Eine der Frauen schätzte er in seinem Alter, die andere war uralt.

"Das sind Apria und Chandru. Sie gehören dem Großen Rat an" , erklärte Daschir seinem Wirt und verbeugte sich.

"Wie kann Sosto der älteste Jandun sein?" , wunderte sich Keegan. "Der ist doch noch ein Junge!"

"Der Körper ist unwichtig. Er trägt die Weisheit unserer Urahnen in sich."

"Wo ist das Mädchen?" Chandrus Gedankenstimme klang kräftig, obwohl ihr Körper gebrechlich und vor Alter fast durchscheinend wirkte. Es war nun schon so dunkel, dass die Gesichter der Jandun nur noch schemenhaft zu erkennen waren.

Sosto schnipste mit den Fingern und eine Jalousie verdunkelte das Fenster. Im nächsten Moment leuchtete die Deckenlampe auf.

"In einem Motelzimmer unter der Obhut eines FBI-Agenten" , antwortete Daschir wegwerfend. "Viel wichtiger ist, dass unsere Feinde hier sind. Vor wenigen Minuten habe ich hier einen Mann gesehen, der den Blauen Ring im Ohr trug."

"Die Otkon! Bist du sicher, dass es einer von ihnen war?" Sosto beugte sich vor und bohrte seinen Blick in Daschirs.

"Seine Zähne hab ich nicht gesehen. Aber wie sollte er zu einem Blauen Ring gekommen sein? Jedenfalls waren es Otkon, die Dalek und seine Familie getötet haben."

"Und meine Freunde!" , warf Keegan ein, doch die Jandun ignorierten ihn.

"Das FBI hat zwei von ihnen getötet und den Anführer gefangen genommen" , fuhr Daschir ungerührt fort. "Ich habe ihm seinen Blauen Ring abgenommen. So kann er sich weder mit seinen Leuten in Verbindung setzen noch nach Jahanda zurückkehren. Aber Himna muss gewarnt werden." Daschir legte zwei Finger an sein Ohr, denn in diesem Moment dröhnte dort Sparks' Stimme: "Mr. Mosley! Wo sind Sie jetzt?"

"Der FBI-Mann ruft mich. Soll ich antworten?" Vierfaches Kopfschütteln antwortete ihm.

"Wenn dort unten wirklich ein Otkon sitzt, wird auch er den Ruf auffangen" , warnte Horrid. "Wir können im Moment nichts tun."

"Wo ist der Blaue Ring jetzt?" , nahm Sosto den Faden wieder auf.

"Ich musste ihn dem FBI geben."

Acht Schultern sanken herunter und vier Seufzer kamen von den Ratsmitgliedern.

"Er war bei dem Überfall dabei und rettete uns das Leben" , verteidigte sich Daschir. "Wenn wir den Otkon fangen, den ich unten gesehen habe ..."

"Du wirst für uns kundschaften" , befahl Chandra. "Dieser Menschenkörper ist die perfekte Tarnung." Die anderen nickten beifällig.

"Na, hör mal!" , protestierte Keegan. "Umbringen lasse ich mich nicht für euch!" Die Rolle der lebenden Zielscheibe gefiel ihm gar nicht.

"Was glaubst du, warum ich so hinter deinem Training her bin?" , herrschte ihn der Jandun an um dann seelenruhig ein weiteres Thema aufzugreifen."Was soll nun aus Himna werden?"

"Die Winnebago-Reservation bei Black River Falls" , entschied Sosto. "Unter den Indianern fällt sie nicht auf. Aspar und Hara können sie als ihre Nichte aufnehmen und gleich ausbilden."

Schon wollte der junge Mann Daschir entlassen, doch dieser hob die Hand. "Ich habe noch mehr mitgebracht" , sagte er und legte die Diskette auf den Tisch.

Ein kleines Lächeln glitt über sein junges Gesicht, dann schob er die Diskette in den Computer. "Sehen wir uns an, was du da hast." Seine Finger huschten über die Tastatur. Eine lange Liste von Orten erschien, alphabetisch geordnet. In der Hauptsache waren es Berge und zwar von allen Kontinenten der Welt, mögliche Tore zur Welt der Jandun.

"Wir können nicht nach Jahanda zurückkehren, wenn die Otkon uns noch immer nach dem Leben trachten" , meinte Apria deprimiert.

"Und wenn wir uns eine andere Welt suchen, in der wir nicht so schnell altern?" , schlug Chandru vor.

"Etwa so eine wie die, in die Schorku ging?" , kam Horrids scharfe Entgegnung.

Keegan fühlte eine Gänsehaut über seinen Rücken laufen. Die Erinnerung an den Tod des alten Jandun war noch ziemlich frisch in seinem Gedächtnis.

"Ich kann's nicht glauben, dass die Otkon uns nach tausend Jahren noch immer verfolgen" , warf Apria ein.

Sosto öffnete eine andere Datei. Diesmal wimmelte der Bildschirm von mathematischen Symbolen und Gleichungen. "Das ist ja unglaublich!" , rief Sosto aus und wandte sich an Daschir. "Das wird eine Weile dauern, bis wir das durchgearbeitet haben. Du kannst jetzt gehen, Daschir!"

Zenon, der sich diskret im Hintergrund gehalten hatte, öffnete die Tür und Daschir stand wieder auf dem Gang. Überlegend blieb er an der Treppe stehen. "Agent Sparks!", flüsterte er in sein Hemd. "Hören Sie mich? Ich habe ..."

"Na, endlich!" Die Erleichterung in der Stimme des Agenten war nur allzu deutlich. "Wo haben Sie gesteckt?"

"Bei Onkel Seth. Ich habe mehrmals versucht, Sie zu erreichen. Die 'Fackel der Freiheit' ist schon da! Ich habe einen Mann gesehen, der mich an einen aus Ihrem Album erinnerte." Sollte er Sparks erklären, dass ein Mensch aus einer anderen Dimension hinter seinem Volk her war? Der Einfachheit halber entschied sich Daschir zu dieser Halbwahrheit.

Der FBI-Mann schaltete blitzartig. "Kommen Sie sofort zum Motel. Wir werden Miss Parker in Schutzhaft nehmen."

"Nein!" Daschir ging langsam die Treppe hinunter. "Mr. Miller hat einen besseren Vorschlag. Er will ...."

"Kommen Sie zum Motel. Dann reden wir weiter", schnitt ihm Sparks abermals das Wort ab.

"Du kannst übernehmen, Keegan." Der Jandun zog sich zurück. "Sieh dich ein wenig um, ob der Otkon noch da ist."

"Worum ging's denn da in diesem Krieg zwischen euch und den Otkon?" , forschte Keegan während er zur Theke schlenderte. "Ein ...... Orangensaft", bestellte er. Fast hätte er einen Gin bestellt, doch ein scharfes "Wage es und du kotzt dir die Seele aus dem Leib!" signalisierte ihm, dass der Jandun auf der Hut war.

"Ich wollte doch gar nicht" , log er. Doch Daschir stieß nur ein verächtliches Lachen aus. "Ok, es war ein Reflex" , gab er zu. "Ein Gin kurbelt bei mir das Denken an." Er bezahlte, nahm das Glas in die Hand und drehte sich halb um. Die Nacht war längst hereingebrochen, doch das Lokal und die Terrasse wurden von starken Neonröhren erhellt. Der Fremde im Bikerdress saß draußen und nahm eben ein Schluck Bier aus einem großen Glas. Ein unsichtbarer Abwehrschild schien ihn zu umgeben, denn die Tische in seiner Umgebung waren alle leer. Seine Lederjacke hing über der Lehne eines freien Stuhls und Keegan erkannte ein merkwürdiges Emblem auf dem Rückenteil, eine stilisierte, weiße Orchidee auf einem gelben Halbmond.

"Das Zeichen der Königlichen Garde" , flüsterte ihm Daschir zu.

"Ihr habt einen König auf Jahanda?" , wunderte sich Keegan und trank sein Glas aus.

"Eine Königin" , berichtigte der Magier.

"Und was hat die Königin gegen die Jandun so aufgebracht, dass sie fliehen mussten?"

"Es ging um Magie und irdische Werte. Die Otkon sind eine wesentlich primitivere Rasse als die Jandun. Sie haben nur rudimentäre Ansätze für Magie. Die Blauen Ringe geben ihnen Macht. Als sie das Blaue Erz zu Ringen schmieden lernten, begannen sie uns zu bekämpfen."

"Heißt das, die Ohrringe wirken wie ein Verstärker?" Er ging langsam am Seeufer entlang Richtung Motel.

"So ungefähr" , bestätigte Daschir. "Mit Hilfe der Blauen Ringe können sie die Membran zwischen den Dimensionen durchdringen. Auch die Telepathie wird gefördert und noch einiges mehr. Leider missbrauchten sie ihre Macht. Sie wollten uns zu Sklaven machen und als wir uns wehrten, beschlossen sie unsere Ausrottung." Daschir seufzte. "Wir hätten nie gedacht, dass es uns hier ebenso ergehen würde. Amerika schien uns ein ideales Exil. Es war nur dünn besiedelt und die Menschen waren uns äußerlich sehr ähnlich. Dass wir hier schneller alterten nahmen wir hin. Es war immer noch besser als von den Otkon abgeschlachtet zu werden. Wer hätte gedacht, dass Weiße dieses wunderbare Land überfluten und einen Vernichtungskrieg gegen die Indianer führen würden! Seit zweihundert Jahren suchen wir nach einem Tor nach Jahanda. Wir dachten, der Krieg sei längst vorbei. Doch die Mordkommandos der Otkon lassen andere Schlüsse zu."

Keegan schwieg. Diese Geschichte musste er erst einmal verdauen. Was hatte dieses Volk gelitten! Zwar hatte er das Elend seiner indianischen Freunde im Reservat miterlebt, doch war seine Antwort darauf die Flucht in den Alkohol gewesen. Warum sollte er kämpfen, wenn sich doch nichts änderte? Was Daschir da schilderte, war ein Krieg, der von jedem vollen Einsatz forderte. Die Jandun präsentierten sich als eine verschworene Gemeinschaft, die geschlossen auf ihr Ziel zu arbeitete.

Keegan war immer allein gewesen. Nie hatte er den Schutz einer Familie oder sonstigen Gruppe erlebt. Selbst bei den Saufgelagen mit seinen Freunden hatte er sich immer einsam gefühlt. Nie? Mit einer Ausnahme! Damals am Harney Peak. Aber wer war da gemeint? Doch eher Daschir. Um ihn kümmerte sich nie jemand. Wie sollte er es da je zu etwas bringen? Entmutigt ließ er den Kopf hängen. "Warum kann ich nicht einfach in den See springen?" , dachte er. "Dann hab ich's hinter mir!"

"Ich brauche dich, das weißt du" , ließ sich Daschir hören.

"Du brauchst meinen Körper, weil deiner zermatscht wurde und meiner eine vortreffliche Tarnung ist. Ich bin für dich doch nur ein lästiges Anhängsel!", brach es aus Keegan heraus. "Du lebst in mir wie ein Bandwurm!"

Ein junges Pärchen, das ihm entgegen kam, sah ihn mit großen Augen an. Der junge Mann tippte sich vielsagend gegen die Stirn. Da wurde es Keegan bewusst, dass er laut gesprochen hatte. Erschrocken sah er sich um. Der blonde Otkon lehnte wenige Schritte entfernt am Geländer und schien sich nur für die Boote zu interessieren, die mit leisem Surren übers Wasser glitten. Hatte er Keegans Worte gehört?

"Wenn du so weiter machst, wird dein Wunsch bald in Erfüllung gehen" , seufzte der Magier.

"Kannst du ihn nicht irgendwie verzaubern?" Seltsamerweise fühlte Keegan das leise Nagen eines schlechten Gewissens.

"Sobald ich Magie anwende, verrate ich mich. Wollen wir hoffen, dass er dich nicht gehört hat" , gab der Jandun zurück. "Übrigens würde ich mich als Symbiont bezeichnen, nicht als Parasit. Du profitierst ja auch von mir."

"Ja, ich profitiere enorm!" , schnappte Keegan. "Seit du dich in mir eingenistet hast, kann ich nicht mehr frei entscheiden. Du bestimmst jeden Schritt, den ich tue. Sogar ..."

"Dein Körper kommt langsam in Form" , kam der nächste Einwand. "Ich werde bald mächtigere Zauber wirken können, sodass wir unsere Feinde überwinden und nach Jahanda heimkehren können."

"Es geht immer nur um dich, dein Volk und das Tor nach Jahanda! Bist du noch nie auf den Gedanken gekommen, dass es noch andere Dinge auf der Welt gibt? Dinge, die nur für dich wichtig sind?" , rief Keegan lautlos aus.

"Seit mein Vater mir sein Wissen übertrug habe ich dem Großen Rat gedient", gab Daschir zu. "Unser Leben ist zu kurz für egoistische Extratouren."

"Meine Frau hat mich verlassen und ich kann mir wegen dir keine andere suchen. Ich sehne mich nach Liebe und Geborgenheit! Ist das egoistisch?" Keegan hatte das Motel fast erreicht und blieb nun stehen.

"Das alles gibt mir die Gemeinschaft der Jandun. Deshalb diene ich ihr. In gewisser Weise bist du jetzt auch ein Teil dieser Gemeinschaft. Es ist dumm, sich dagegen zu wehren. Wir kämpfen doch im selben Krieg! Meine Feinde sind doch auch die deinen!"

Keegan schwankte zwischen Resignation und Aufbegehren. Er konnte ja doch nichts ändern! "Aber ich habe keinen freien Willen mehr" , wiederholte er trotzig.

"Geh jetzt zu Sparks!" Damit zog sich der Jandun zurück.

Gedankenvoll ging Keegan auf das Motel zu. An der Tür warf er einen Blick über die Schulter. Hatte er da nicht Schritte gehört? Ein Schatten verschwand hinter einer Ecke. Keegans Nackenhaare stellten sich auf.

"Wo waren Sie so lange?", begrüßte ihn der FBI-Agent ungehalten.

Himna hatte sich auf dem Bett zusammengerollt und schlief. Ihre entspannten Züge strahlten Unschuld und Verletzlichkeit aus. Er würde alles tun um dieses halbe Kind zu retten. Wie er es doch hasste, diesen Fremden in seinem Kopf zu haben!

"Ich sagte Ihnen doch, dass einer dieser Killer hier herumlungert", knurrte er den Beamten an. "Mr. Miller hat einen sicheren Ort für das Mädchen vorgeschlagen, bei Verwandten."

"Das Mädchen bleibt unter FBI-Kontrolle", entschied Sparks kalt.

Keegan presste die Lippen zusammen. "Na, was sagst du jetzt?" , wandte er sich an den Jandun.

"Himna geht nach Black River Falls." Aus Daschirs Worten sprach felsenfeste Überzeugung.

"Gehen Sie schlafen, Mosley", befahl Sparks und kontrollierte seine Pistole.

"Und wo? Auf dem Fußboden?"

"Nun kehren Sie nicht den Moralischen heraus. Das Mädchen es wird gar nicht merken, dass Sie neben ihr liegen."

"Er hat gar nicht so unrecht" , sagte Daschir. "Wenn der wüsste, dass du noch einen zweiten Aufpasser hast!"

"Halt die Klappe, du Mistkerl!" Mit gemischten Gefühlen begab sich Keegan zur Ruhe. Der Duft von Himnas glänzendem Haar löste fast vergessene Erinnerungen und Gefühle in ihm aus. Amy! Er hatte sie geliebt! Ihren weichen Körper, ihre samtene Haut, das Lächeln, das ihr derbes Gesicht verschönerte. Amy schlang lächelnd ihre Arme um seinen Hals und drückte ihren üppigen Leib gegen seinen. Ihre Lippen flüsterten Koseworte und ihre Hände streichelten seinen Rücken.

Voll Verlangen küsste er ihren Mund und zuckte zusammen. Viele kleine, scharfe Zähne schnitten in seine Lippen, Amys Arme wurden zu Tentakeln, die sich um seine Brust wanden und die Luft aus seinen Lungen drückten. Mit aller Kraft kämpfte er gegen die Bestie in seinen Armen, da schnitt ein scharfes Schrillen durch sein Gehirn. Stöhnend schlug er die Augen auf und tastete um sich. "Amy?", flüsterte er.

"Scht!" , zischte es in seinem Kopf. "Da ist einer an der Tür!"

"Was ist mit Sparks?"

"Der schläft tief und fest." Ein trockenes Lachen folgte diesen Worten.

Tatsächlich entdeckte er den FBI-Mann zusammen gesunken in einem Stuhl, die Waffe locker über den Knien liegend. Regelmäßige Atemzüge hoben und senkten seinen Brustkorb während sein im Schlaf entspanntes Gesicht kindlich weich wirkte. Keegan registrierte es mit boshafter Befriedigung. So cool war der Kerl doch nicht. Schnell gab er Himna, die eben verschlafen den Kopf hob, ein Zeichen unters Bett zu verschwinden, da kam schon Daschirs Zuruf: "Pass auf, Keegan!" Im selben Moment entstand in der Tür für wenige Sekunden ein Loch aus rotierendem Licht, durch das eine breite Gestalt trat. Sparks rührte sich noch immer nicht.

"Daschir, hilf mir!" , bat Keegan und der Jandun übernahm die Kontrolle. Gerade rechtzeitig. Denn der Fremde fuhr im selben Moment herum und fixierte ihn. Ein glitzerndes Netz materialisierte vor seinem Körper und schwebte auf Keegan zu. Daschir sagte nur ein einziges Wort und das Netz löste sich in Rauch auf.

"Du bist gut, Magier" , brummte der Otkon überrascht. "Lass uns Frieden schließen. Jahanda wartet auf dich."

Als Antwort auf dieses Angebot ließ Daschir rotglühende Schlangen auf den Mann zu schießen, die sich auch gleich um Arme, Beine und seinen Leib wickelten.

"Was ist mit Sparks?" , rief Keegan verzweifelt aus dem Hintergrund.

"Stör mich nicht!" , fauchte Daschir. Doch es war schon geschehen. Der Fremde hatte die Schlangen abgestreift und sprang auf seinen Gegner zu. Seine starken Arme umfingen den wesentlich Kleineren wie eiserne Klammern. Der blaue Ohrring gab ein singendes Geräusch von sich und wieder öffnete sich das magische Tor. Mit unwiderstehlicher Gewalt zog der Fremde sein Opfer darauf zu. Keegan sah nur das kreisende Licht und panische Angst ergriff ihn. Mit aller Kraft entriss er dem Jandun die Kontrolle über seinen Körper und rammte dem Otkon seinen Ellenbogen in den Magen. Das Ergebnis war ein erstauntes Schnaufen. Der Griff lockerte sich ein wenig, aber er wurde trotzdem weiterhin auf das Tor zu gedrängt. Er hörte ein unirdisches Brodeln und Zischen und mobilisierte seine letzten Kraftreserven. Verzweifelt krümmte er sich und sprang dem Otkon mit den Stiefelabsätzen auf die Füße. Gleichzeitig warf er sich rückwärts. Jetzt schrie der Fremde vor Schmerz auf und ließ Keegan los. Stolpernd wankte er einen Schritt rückwärts, um sein Gleichgewicht kämpfend. Keegans Knie krachte in seine Leisten. Mit einem weiteren Schrei brach der Fremde in die Knie. Sein Kopf knallte gegen die Tischkante und ließ den schweren Körper haltlos zusammen klappen. Jetzt erlosch das magische Tor. Blitzschnell riss Keegan die Handschellen von Sparks' Gürtel und fesselte ihn an den Heizkörper. Dann stand er keuchend auf und rieb sich ächzend die Rippen.

"Du wirst immer besser, mein Freund!" , lobte Daschir. "Jetzt schnapp dir Sparks' Ausweis. Die Party war ein bisschen zu laut."

Dieser Rat kam keine Sekunde zu früh, denn schon klopfte es an der Tür. "Lass mich machen" , zischte Daschir und Keegan zog sich zurück.

"Alles o.k. da drin?", ertönte schon die Stimme des Vermieters.

Daschir öffnete die Tür einen Spalt breit und schauerte vor der kalten Nachtluft. "Alles o.k.", bestätigte er und hielt dem verblüfften Mann Sparks' Ausweis unter die rot geäderte Nase. "FBI. Ich transportiere einen Gefangenen. Leider schätzt er meine Gesellschaft nicht sehr."

Ein unrasiertes Gesicht starrte durch den Spalt. "Naja, dann sagen Sie Ihrem Freund, er soll still sein. Hier wollen ein paar Leute noch schlafen." Grummelnd zog der Mann eine blau gestreifte Pyjamahose über seinen Hängebauch und schlurfte davon. Daschir drückte die Tür ins Schloss und lehnte sich dagegen.

Im Osten wurde der Himmel bereits grau und einige Vögel begannen verschlafen zu zwitschern. Über dem See lag grauweißer Dunst, der die Insel nur verschwommen erkennen ließ.

"Avalon" , sinnierte Keegan. "Die Zauberinsel."

"Das ist der alte Name Jahandas" , erklärte Daschir erstaunt, wurde aber gleich wieder sachlich. "Mach hier Ordnung!" Damit wechselte die Kontrolle wieder.

Keegan sah sich um. Zuerst zog er den dünnen Teppich glatt und legte das Tischtuch wieder an seinen Platz. Die kleine Vase mit den Trockenblumen war zerbrochen. Schnell fegte er die Trümmer mit der Hand in den Papierkorb. Der Vorhang wies einen Riss auf, der aber leicht in den Falten zu verstecken war. Sparks schlief immer noch. Er erwachte auch nicht als ihm Keegan seinen Ausweis zurückgab. Bevor er das Etui aber in die Brusttasche des Agenten steckte, sah er sich Sparks persönliche Daten genauer an. Das Geburtsdatum war mit 24. 12. angegeben und als Vornamen las er 'Perceval'. "Ein Gralsritter, der am Heiligen Abend geboren wurde" , dachte er schmunzelnd. Dann sah er sich noch einmal prüfend um. "Alles in Ordnung, Himna!" , rief er telepathisch.

Zitternd richtete sie sich auf und starrte den Otkon an, der nun stöhnend zu sich kam. Seine Armmuskeln spannten sich als er an den Fesseln riss. Der Heizkörper ächzte und ein wenig, Putz rieselte auf den Boden, doch er hielt. Sein Blick erfasste Himna und ein triumphierendes Lächeln huschte über sein Gesicht. "Dachte ich es mir doch! Du bist eine Jandun!" Dann wandte er sich ärgerlich an Keegan. "Mach mich los, du Idiot! Ich bin kein Fackelträger."

"Das kannst du deiner Großmutter erzählen!" , widersprach Keegan und nahm ihm den Ohrring ab. Dann durchsuchte er seinen Gefangenen. Viel förderte er nicht zutage. Einen langen Dolch, der am Gürtel des Mannes befestigt war, ein wenig Geld und einen Führerschein auf den Namen John Harris. "Du hast auch keine Phantasie was Namen betrifft" , meinte Keegan abfällig.

"Mein Name ist Velten. Die Königin schickt mich ...."

"Ich könnte dich dem FBI ausliefern" , mischte sich Daschir ein. "Oder wäre es dir lieber, wenn ich dich nackt in die Gosse werfe? Ohne den Blauen Ring bist du hier festgenagelt, genau wie die Jandun. Aber, keine Angst, du wirst nicht lange leiden müssen. Diese Welt beschleunigt deinen Stoffwechsel um das Vierfache. In ein paar Jahren bist du Geschichte!"

"Hat dich der Ringwächter geschickt?" , forschte der Otkon. "Die Königin wird ...." Seine Gedankenstimme wurde immer leiser.

"Wir werden uns laut unterhalten müssen" , seufzte Daschir und übernahm damit die Kontrolle. "Ihr Otkon seid ein primitives Gesindel! So war es schon vor tausend Jahren und es hat sich nichts geändert. Mörder seid ihr! Eure Gedanken sind nur auf die Ausrottung der Jandun gerichtet. Wann werdet ihr Toleranz und friedliche Kooperation lernen? Sieh, ich könnte dich töten. Doch ich tue es nicht, obwohl du und deine Freunde viele meines Volkes grausam ermordet habt. Auch mein Körper wurde von einem Otkon getötet."

Velten reckte den Hals und musterte Daschir verwirrt. "Dir ist der Transfer in einen Menschen gelungen?" Ein Hauch von Ehrfurcht schwang in seiner Stimme.

"Ich bin Daschir, Oberster Magier der Jandun, ausgestattet mit der Weisheit der Alten", prahlte der Jandun und richtete sich stolz auf.

"Dann bist du für all die Erdbeben, Überschwemmungen, Wirbelstürme und Vulkanausbrüche verantwortlich, die unser Land seit zweihundert Jahren heimsuchen!", schleuderte ihm der Otkon entgegen. "Du nennst uns Mörder? Weißt du, wie viele Otkon bei den Katastrophen ums Leben kamen? Und wie viele nachher verhungert sind oder an Seuchen starben? Wir können doch nicht zulassen, dass ihr uns vernichtet!"

Keegan fand es merkwürdig, dass Sparks trotz des lautstarken Streits noch immer schlief. Da musste Magie im Spiel sein.

"Ihr habt uns gnadenlos verfolgt. Unsere Flucht von Jahanda war doch kein Wochenendausflug! Und nicht einmal hier, wo wir in zwanzig Jahren zu Greisen welken, lasst ihr uns in Frieden. Killerkommandos schlachten unsere Leute wahllos ab. Sieh dir dieses Mädchen an!" Anklagend deutete seine Hand auf Himna, die verängstigt am Bett saß. "Ihre ganze Familie wurde getötet, sogar ihre kleinen Geschwister. Sie waren erst zwei und zweieinhalb Jahre alt! Ihr seid selbst schuld, wenn die Natur euch bestraft. Denn ihr habt mit unserer Vertreibung das Gleichgewicht Jahandas gestört!"

Daschir stand mit in die Hüften gestemmten Fäusten vor dem gefesselten Mann und funkelte ihn böse an. Der Blick des Otkon wanderte von ihm zu Himna und wieder zurück. Ein tiefer Seufzer rang sich aus seiner Brust. "Die Königin weiß, dass das nicht der richtige Weg ist", sagte er leise.

Daschir beachtete den Einwurf nicht. "Wir wollen nur nach Hause. Aber wie können wir, wenn wir nicht einmal hier sicher sind?"

"Vielleicht solltest du ihm einmal zuhören" , meldete sich Keegan.

"Was verstehst du denn schon davon!" , kanzelte ihn der Jandun ab.

"Dann lass mich zuhören" , ließ Keegan nicht locker. "Als Mensch bin ich doch neutral."

"Du bist nicht neutral, weil du an deine toten Freunde denkst" , stellte Daschir fest. "Aber es wäre ein guter Schachzug. Er kann ja nicht wissen, dass du auf unserer Seite bist."

"Sei dir da nicht so sicher" , zischte Keegan als er fühlte, wie sich der Magier zurückzog. "Sprich!", forderte er Velten auf und setzte sich an den Tisch.

Der Otkon war so groß, dass er auch im Sitzen noch die Tischplatte eine Handbreit überragte.

Misstrauen flackerte in Veltens Blick. "Woher der Sinneswandel? Hast du dir eine neue Teufelei ausgedacht, Magier?"

"Ich bin Keegan Mosley, Daschirs Wirt", erklärte dieser.

"Dann stehst du unter dem Diktat des Jandun."

"Er hat mir die Kontrolle gegeben." Keegan ärgerte sich über den Otkon, weil dieser die Wahrheit ziemlich genau getroffen hatte. "Wenn du nicht mit mir sprechen willst, kannst du's ja mal mit dem FBI versuchen. Du brauchst Sparks nur aus seinem Schlummer holen."

"Dazu brauche ich den Blauen Ring, den du mir abgenommen hast."

"Ich werde es tun, dann kann ihn Sparks in die Mangel nehmen" , flüsterte Daschir in Keegans Kopf.

"Lass das gefälligst, sonst erfahren wir nie etwas von ihm" , schoss Keegan ärgerlich zurück.

"Götter! Bist du naiv! Glaubst du wirklich, dass ein Otkon schon einmal die Wahrheit gesagt hat?"

Der junge Mann ignorierte den Einwand und wandte sich wieder Velten zu. "Dann haben wir ja jede Menge Zeit. Den Ring werde ich vorerst behalten. Ich höre."

Die Sonne war inzwischen aufgegangen und beleuchtete eine stetig wachsende Beule über Veltens rechtem Ohr. "Ich bin Hauptmann der Königlichen Garde", begann er endlich. "Im Auftrag der Königin soll ich die Gründe für die Naturkatastrophen heraus finden, die Abtrünnigen ausforschen und zurück bringen und, falls es Jandun hier gibt, wie es die Fackelträger behaupten, mit diesen diplomatische Gespräche aufnehmen."

"Was will deine Königin von den Jandun?"

"Sie will sie zur Rückkehr bewegen. Das natürliche Gleichgewicht soll wieder hergestellt werden." Velten lehnte sich gegen das Tischbein und sah Keegan fragend an.

"Erkläre mir das mit dem natürlichen Gleichgewicht", meinte dieser.

"Vor langer Zeit lebten Otkon und Jandun in Frieden zusammen. Die Otkon waren Bauern, Handwerker, Händler und Soldaten. Und die Jandun hielten mit ihrer Magie die Natur im Zaum. Du musst wissen, Jahanda war immer eine sehr wilde, unruhige Welt. Wir ehrten die Jandun dafür mit unseren Produkten und sie beschützten uns und heilten unsere Krankheiten und Verletzungen. Mit der Zeit verlangten sie aber immer mehr. Schließlich richteten sie ihre Magie gegen uns um uns zu versklaven. Da entdeckte einer unserer Weisen das Geheimnis der Blauen Ringe. Das gab uns die Kraft, das Joch abzuwerfen. In dem folgenden Krieg verschwanden die Jandun aus unserer Welt."

"Alles gelogen!" , schrie Daschir, doch Keegan quittierte dies nur mit einem ungeduldigen "Scht!" Er wollte nun auch die Version der Otkon hören, nachdem er Daschirs Darstellung der Sachlage erfahren hatte.

"Lange Zeit ging alles gut, obwohl unsere Magier die Wetterkontrolle nicht so gut beherrschten wie die Jandun. Doch vor zweihundert Jahren brach plötzlich, nach Jahrhunderte langer Pause, einer unserer größten Vulkane aus und zerstörte eine große Stadt und vier Dörfer. Danach ging es Schlag auf Schlag. Eine Katastrophe nach der anderen. Unsere Magier fanden heraus, dass der Anstoss dazu aus eurer Welt kam. Späher wurden ausgesandt und brachten die Nachricht, dass es hier Jandun gäbe, die eine Möglichkeit gefunden hätten, Jahanda zu zerstören. General Mirson gründete die 'Fackel der Freiheit' und forderte von der Königin eine Kriegserklärung an diese Dimension. Die Königin wollte aber noch mehr Informationen. Wie es aussieht, ist den Fackelträgern die Geduld ausgegangen."

"Willst du dem Kerl diesen Schwachsinn wirklich glauben?" , stichelte Daschir. "Sie wollen uns nur nach Jahanda locken um uns endgültig auszurotten."

"Welchen Grund habe ich, dir zu glauben?" , gab Keegan zurück. Seine schlanken Finger spielten mit dem Blauen Ring während sein Blick den noch immer schlafenden FBI-Mann streifte. "Ich weiß nicht, was ich glauben soll", sagte er dann zu Velten. "Daschir hat mir eine andere Geschichte erzählt."

"Er lügt", stellte der Otkon trocken fest.

"Das sagt er von euch auch. Woran soll ich mich jetzt halten?"

"Glaube mir, ich bin genauso daran interessiert, die Fackelträger zu finden wie du und der Jandun."

"Beweise es!"

"Was verlangst du?" Velten hielt Keegans prüfendem Blick ohne Blinzeln stand.

Ohne zu überlegen forderte dieser: "Ich will die Mörder in der Gaskammer sehen. Sie haben nicht nur Jandun, sondern auch meine Freunde getötet." Bitterkeit und Hass sprach aus seinen Worten.

"Du wirst Gerechtigkeit bekommen. Das verspreche ich dir bei meiner Offiziersehre. Die Königin wird ..."

"Nein!", fuhr Keegan dazwischen. "Sie sollen vor unser Gericht gestellt werden", beharrte Keegan. "Du wirst Sparks einen Deal vorschlagen." Auf den fragenden Blick des Otkon erklärte er, wie Straftaten hier gehandhabt wurden. "Wenn du dich als Überläufer anbietest, kann auch euer Geheimnis gewahrt werden. Die Menschen in Amerika glauben nicht an Magie."

"Nun gut, wenn du meinst", kam es nach kurzem Zögern. "Gib mir meinen Blauen Ring und mach mich los, damit ich den FBI-Agenten aufwecken kann."

"Tu das auf keinen Fall!" , schrie Daschir auf. "Er wird dich bei der ersten Gelegenheit hereinlegen!"

"So blöd bin ich nun auch wieder nicht" , erwiderte Keegan pikiert. "Kannst du Agent Sparks aufwecken, Daschir?"

"Klar doch. Das ist für mich eine Kleinigkeit" , prahlte Daschir.

"Den FBI-Mann wird Daschir wecken und du bleibst wie du bist", lehnte Keegan Veltens Wunsch ab. "Als Vertrauensbeweis", fügte er grinsend hinzu.

"Gar nicht so übel, Kleiner!" , lobte Daschir spöttisch. Doch Keegan war der Unterton echter Anerkennung nicht entgangen. Dann floss eine Reihe kurzer Worte über seine Lippen, helles Licht entströmte seinen Händen und hüllte den Beamten ein.

Sparks richtete sich gähnend auf. Die Waffe entglitt seiner Hand und fiel mit einem dumpfen Geräusch zu Boden. Erstaunen, Schreck und Beschämung malten sich hintereinander auf seinem schmalen Gesicht. Dann hatte er sich wieder unter Kontrolle, seine Miene wurde kühl und unnahbar wie immer. Blitzschnell schnappte er sich seine Pistole und sprang auf. Ein Rundblick erfasste den gefesselten Mann, Keegan und das Mädchen. "Was ist hier geschehen? Ist das der Mann, den Sie gesehen haben, Mosley?" Auch seine Stimme hatte die gewohnte Kälte und Professionalität.

"Ja, er muss Sie irgendwie betäubt haben. Geht es Ihnen gut, Agent Sparks?"

"Wehe du gibst ihm auch diesen Blauen Ring!" , drohte Daschir.

"Keine Sorge, großer Meister!" Ein nie gekanntes Gefühl der Zufriedenheit mit sich selbst erfüllte Keegan. Verblüfft erkannte er: Er war glücklich!

"Geben Sie mir das Ding, es ist ein Beweisstück." Fordernd streckte Sparks eine Hand aus während die andere die Pistole ins Schulterhalfter gleiten ließ..

Keegan ließ den Ring in seinen Jeans verschwinden. "Ich habe den Kerl überwältigt während Sie ein Nickerchen gemacht haben. Jetzt gehört der Ring mir." Herausfordernd schob er das Kinn vor.

"Wollen Sie sich mit mir anlegen, Mosley?", fragte der FBI-Agent gefährlich ruhig. Seine grauen Augen strahlten eisige Kälte aus.

Supermans Vereisungsblick, dachte Keegan und ein Hauch von Unsicherheit schlich sich in seine Gedanken. War er zu forsch gewesen?

"Mach nur weiter so, Kleiner!" , kam von Daschir eine Ermunterung. Kühn richtete er sich auf. "Dieser Mann ist ein Überläufer. Seine Freunde von der 'Fackel der Freiheit' haben ihn ausgestoßen, weil er Streit mit dem Anführer hatte. Jetzt ist er bereit, über sie auszusagen, wenn sie ihn in das Zeugenschutzprogramm nehmen."

Velten schnappte empört nach Luft, enthielt sich aber eines Kommentars. Dass ihm das nicht leicht fiel, war unschwer zu erkennen.

Die grauen Augen des Beamten richteten sich auf den großen Mann. "Als Erstes möchte ich Namen", begann er.

Der Gardist stieß ein raues Lachen aus. "Sie wollen Namen? Sehen Sie doch ins Telefonbuch! Die Kerle wechseln ihre Namen öfter als Sie die Unterwäsche. Nur die Decknamen bleiben gleich."

Sparks' Gesicht blieb unbewegt. "Adressen."

"Pech, alter Freund!", grinste Velten. "Sie treffen sich von Mal zu Mal woanders. Nach jedem Einsatz wird ein neuer Treffpunkt vereinbart. Sind die Fackelträger zu schlau für Sie?"

"Hm." Ohne das geringste Zeichen von Enttäuschung holte Sparks sein Verbrecheralbum hervor. "Nun, dann sehen Sie sich mal die Bilder an." Er hielt ihm die erste Seite vors Gesicht.

"Wollen Sie mich nicht losmachen? Ich bin doch auf Ihrer Seite!"

Nach kurzem Überlegen schloss Sparks die Handschellen auf und Velten schraubte sich in die Höhe. Er überragte den FBI-Mann um mehr als Haupteslänge, doch das schien diesen nicht im Geringsten zu beeindrucken. Bedächtig rieb der Otkon seine Handgelenke, auf denen sich bereits rote Male abzeichneten. Seine Pranke griff nach der Mappe. Der Stuhl knarrte ein wenig unter seinem Gewicht als er sich setzte. Aufmerksam betrachtete er die Fotos. Keegan konnte keine Überraschung in seiner Miene orten. Eine lange Reihe von Otkon-Namen floss so schnell über seine Lippen, dass er gar nicht folgen konnte. Sparks' Stift konnte es. Erst als der Name 'Mirson' fiel, reckte Keegan neugierig den Hals. Der dicke Finger Veltens tippte auf das grobe Gesicht des Truckfahrers. Das war also der Führer der 'Fackel der Freiheit'.

"Ist das alles, was Sie zu bieten haben?", fragte Sparks unbewegt. Nur seine schmalen Lippen schienen ein wenig verkniffen.

"Ihr Ziel ist der Tod aller ... Indianer, die einer gewissen Gruppe angehören", fuhr Velten vorsichtig fort.

"Ein bestimmter Stamm?", bohrte der FBI-Mann.

"Nein, sie kommen aus verschiedenen Stämmen", griff Keegan helfend ein. "Sie sind so eine Art Medizinmänner."

"Halt die Klappe, Keegan! Du verrätst uns sonst noch!" , dröhnte Daschir.

"Keine Angst!" , gab Keegan zurück. "Irgendwas müssen wir ihm doch geben, sonst wird er misstrauisch."

"Haben Sie das auch von Mr. Smith?" Die Ironie in Sparks' Stimme ärgerte den jungen Mann.

"Natürlich!", schoss er zurück. "Sie sind Mitglieder einer Geheimorganisation, die die Regierung stürzen und alle Weißen aus Amerika vertreiben will. Oh nein!" Er schlug sich mir gespieltem Schrecken auf den Mund. "Jetzt hab ich's verraten."

"Treiben Sie's nicht zu weit, Mosley!", knurrte Sparks und wandte sich wieder Velten zu.

"Wir werden uns mal mit den Indianern unterhalten. Vielleicht fällt denen noch etwas ein, das uns zu den Fackelträgern führt." Entschlossen erhob er sich. "Mr. Mosley wird uns führen", bestimmte er. "Und Sie kommen auch mit, Miss Parker."



"Irgend etwas stört mich an dem Kerl" , gab Keegan lautlos an Daschir durch. "Er ist ein bisschen zu kooperativ."

"Schlaues Kerlchen" , antwortete der Jandun. "Er ist eben ein Otkon."

Der blonde Hüne schritt scheinbar unbekümmert zwischen Keegan und Sparks die Uferpromenade entlang. Himna hielt sich an Keegans Seite und warf ab und zu ängstliche Blicke auf den Erzfeind ihres Volkes. Als sie in die Nähe der 'Old Tavern' kamen, wagte Daschir einen stummen Ruf: "Volle Alarmbereitschaft! Ich bringe außer Himna noch den FBI-Mann und einen Otkon mit." Ein kurzes Antwortsignal zeigte ihm, dass die Botschaft empfangen worden war. Veltens Miene verdüsterte sich. Konnte er die telepathischen Schwingungen aufnehmen, obwohl Keegan ihm den Blauen Ring abgenommen hatte?

"Er kann es fühlen, wenn die Intensität ein gewisses Maß übersteigt, aber nicht verstehen" , kam prompt Daschirs Erklärung.

"Hast du meine Hinrichtung angeordnet?", fragte der Otkon bitter.

Sofort verhielt Sparks den Schritt. "Was soll das, Mosley? Wollen Sie Rache? Wenn Ihre Freunde Harris ermorden, finden wir die Fackelträger vielleicht nie."

"Es wird ihm nichts geschehen", versprach Keegan, doch ganz wohl war ihm dabei nicht zumute.

"Das würde ich Ihnen auch raten", brummte Sparks grimmig. "Wenn Mr. Harris etwas passiert, sind Sie dran."

Keegans Magen schien sich zu verknoten, da bekam er von Daschir ein Signal, das einem schiefen Grinsen gleichkam. Mit einem tiefen Atemzug entspannte er sich wieder.

"Schlechte Erfahrungen mit Polizisten?" , fragte Daschir spöttisch. Keegan gab keine Antwort. Er wusste, worauf der Magier anspielte.

Inzwischen hatten sie das Lokal erreicht. Keegan nickte dem Barkeeper zu und wandte sich zur Treppe. Himna stürzte plötzlich hinter den Tresen und klammerte sich an den Mann mit den Kontaktlinsen.

"Was soll das nun wieder?", zeigte sich der Beamte befremdet. "Sie bleiben besser bei uns, Miss Parker."

Stumm schüttelte sie den Kopf und presste trotzig die Lippen zusammen. Zwei weitere Jandun kamen aus der Küche und nahmen das Mädchen in die Mitte. "Wir kümmern uns um sie, solange Sie mit Mr. Miller sprechen. Sie hat weiß Gott genug durchgemacht."

"Darüber reden wir noch", schnarrte Sparks und ging hinter Keegan und Velten die Treppe hoch.

Mit jeder Stufe verdüsterte sich das Gesicht des Otkon noch mehr. Schon die Blicke der Jandun im Gastraum schienen ihm nicht gefallen zu haben.

"Jetzt hat er Muffensausen" , flüsterte Daschir schadenfroh, dann schob er Keegan sanft in den Hintergrund und übernahm die Kontrolle.

Diesmal war nur Sosto in dem kleinen Raum. Wie ein Blitz schoss ein hasserfüllter Blick dem Otkon entgegen, dann gewann er die Beherrschung wieder. "Was wollen Sie von mir?", fragte er hochmütig und musterte den FBI-Agenten durch dunkle Kontaktlinsen.

"Sind Sie Mr. Miller?", kam Sparks' Gegenfrage um nach Sostos Nicken gleich fort zu fahren: "Sie sind der Leiter einer undurchsichtigen Organisation, die von einer anderen ebenso suspekten Organisation bedroht wird. Wie ...."

"Nennen Sie das Bedrohung, wenn Menschen grundlos abgeschlachtet werden?", fletschte Sosto den Beamten an.

"Ich suche nach den Gründen, warum Sie hier Ihren Privatkrieg führen. Was hat die Fackelträger gegen Sie aufgebracht?"

"Rassismus!" Der Jandun schleuderte nur dieses eine Wort in den Raum.

"Könnte es noch einen anderen Grund für die Verfolgung Ihrer ethnischen Gruppe geben? Finanzielles Interesse, zum Beispiel?" Sein Tonfall war der eines Lehrers zu einem bockigen Schüler.

"Genügt das nicht?" Die Raumtemperatur schien um einige Grade zu sinken. "Oh, ich habe ganz vergessen, dass Sie ein Weißer sind. Sie haben recht, wir sind selbst schuld, wenn wir ermordet werden."

"Mr. Miller, das FBI versucht die Mordfälle im Zusammenhang mit der 'Fackel der Freiheit' aufzuklären. Da vorwiegend Ihre Leute betroffen sind, muss es doch auch in Ihrem Interesse liegen, der Täter habhaft zu werden." Nun zeigte sich leichte Verärgerung in Sparks' Miene.

"Tun Sie Ihre Arbeit und lassen Sie uns zufrieden", blaffte Sosto nun. "Vielleicht können Sie ja bald meine Leiche in einen schwarzen Plastiksack stecken. Und jetzt verlassen Sie mein Büro mit diesem Gorilla! Ich habe mit

Mr. Mosley noch etwas zu besprechen."

Sparks' Lippen wurden noch schmaler. "Sie können sicher sein, dass ich meinen Job sehr gut erledige." Abrupt drehte er sich um und schob Velten vor sich her. "Ich warte unten auf Sie", sagte er ein wenig ruhiger zu Daschir. Dann knallte die Tür hinter den beiden zu.

"Warum warst du so grob zu ihm?" , forschte der Magier telepathisch. "Hältst du es für klug, das FBI gegen uns aufzubringen?"

"Unsere Sicherheit steht an erster Stelle, Daschir" , gab Sosto zurück. "Eine Gruppe von sechs Otkon befindet sich auf der Insel im See. Wir haben eine magische Sperre errichtet, sodass sie die Insel vorerst nicht verlassen können. Gegen Mitternacht machen wir sie unschädlich. Sollte ich das vor dem Otkon erzählen? Er hätte fliehen und seine Leute warnen können."

"Er behauptet, Offizier in der königlichen Garde zu sein und dass die Königin ihn geschickt habe um die Fackelträger zu stoppen."

"Ich traue keinem Otkon. Sie sind alle falsch und hassen uns. Glaubst du ihm sein Gerede? Er will doch nur seine Haut retten. Wahrscheinlicher wäre, dass er selbst ein Fackelträger ist und uns eine Falle stellen soll." Nun leuchtete Fanatismus aus Sostos Augen. "Mach ihn unschädlich, Daschir. Das ist doch eine Kleinigkeit für dich."

"Vielleicht sollten wir doch einmal vertrauen ..." , meinte er zögernd.

"Hat dir das dein Wirtskörper zugeflüstert?" , fuhr ihn der Älteste an. "Lege den Großen Bann auf ihn, dann sind wir ihn ein für allemal los."

Der Große Bann bedeutete für den Betroffenen Gedächtnisverlust, Desorientierung und geistige Umnachtung auf Lebenszeit. So einen Zauber hatte Daschir noch nie gewirkt. War Sosto durch die Aufnahme ältesten Wissens voreingenommen? Oder machte es ihn realistischer? "Mein Wirt gibt mir immerhin gute Informationen über das Rechtssystem in diesem Land" , wagte er seine Bedenken zu artikulieren.

"Wir können es uns nicht leisten, dich zu verlieren, Daschir" , beschwor ihn der Älteste, dessen äußerliche Jugend jeden anderen getäuscht hätte. "Dieser Mordanschlag in South Dakota! War dir das keine Lehre?"

"Velten ist ohne den Blauen Ring wehrlos. Ich könnte Sparks dazu bringen, ihn einzusperren." Irgend etwas in Daschir sträubte sich, den Otkon pauschal zu verurteilen. "Wie du schon gesagt hast, es ist für mich ein Leichtes mit ihm fertig zu werden. Deshalb werde ich mit seiner Ausschaltung noch ein wenig warten." Entschlossen presste er die Lippen zusammen.

Sostos junges Gesicht war verzerrt vor Wut über diese Insubordination. "Wenn dich die Otkon nicht erledigen, wird der Rat über dich richten. Du reißt uns noch alle ins Verderben. Haben wir so lange überlebt um dann deiner Leichtgläubigkeit zum Opfer zu fallen?"

"Vertrau mir, Ältester" , bat Daschir. "Ich gebe Velten nur eine einzige Chance. Wenn er sie verwirkt, wird er dafür büßen." Damit verließ er den jungen Mann mit dem alten Wissen.



Als er die Stufen hinunterging, hörte er Sparks' wütende Stimme "Ich kann Sie alle wegen Behinderung der Justiz verhaften lassen! Und glauben Sie mir, ich würde es am liebsten tun!" Der schmächtige FBI-Agent stand mit in die Seiten gestemmten Fäusten vor dem Barkeeper und zwei Jandun-Frauen, die mit stoischen Gesichtern seine Drohungen über sich ergehen ließen. "Haben Sie gar nichts dazu zu sagen?!"

"Himna ist noch ein Kind. Wir haben das Beste getan um sie zu schützen. Je weniger Leute wissen, wo sie ist, umso sicherer ist es für sie", bequemte sich der Barkeeper zu einer Antwort.

"Sie hören noch vorn mir!", knurrte Sparks und verließ mit langen Schritten das Lokal. Daschir übergab wieder Keegan das Kommando über seinen Körper, der schulterzuckend dem Beamten folgte.

"Soll ich ihm von den Otkon auf der Insel erzählen?" , fragte er den Jandun lautlos. Ohne auf eine Antwort zu warten wandte er sich an den Agenten. "Agent Sparks, Mr. Miller hat mir etwas gesagt, das für Sie sicher von Interesse ist."

Die grauen Augen des Agenten hielten den jungen Mann fest. "Ich höre."

"Auf der Insel befinden sich sechs Fackelträger." Keegan ließ den Satz zuerst einmal wirken und freute sich über die Überraschung auf dem sonst so unbewegten Gesicht. "Holen Sie jetzt die Kavallerie?"

Sparks war stehen geblieben und sah zu der Insel hinüber. Mehr als Bäume und ein wenig Unterholz war nicht zu erkennen. "Haben Sie genauere Angaben? Bewaffnung, Namen ..."

Auch Velten spitzte die Ohren. "Die Bewaffnung besteht in der Regel aus Beilen, Schwertern und Messern."

Keegan konnte fast sehen, wie Sparks nach dieser Information schnappte. "Keine Schusswaffen?"

"Für den Nahkampf? Fackelträger wollen möglichst wenig Lärm machen."

"Dazu gibt es Schalldämpfer", meinte der FBI-Mann trocken und musterte interessiert Veltens verdutztes Gesicht. "Ja, ich habe die Leichen gesehen, sie verwenden nur Hieb- und Stichwaffen. Wie lange werden sie sich auf der Insel aufhalten?", fuhr er mit seinem Verhör fort.

"Ich schätze, höchstens bis Mitternacht", mischte sich Keegan vorsichtig ein.

"Ja, es ist ihre Stärke plötzlich aufzutauchen, zuzuschlagen und wieder zu verschwinden", bekräftigte Velten diese Worte. "Glauben Sie mir jetzt endlich, dass ich Ihnen helfen will?"

Die Antwort bestand aus einem undefinierbaren Brummen während er sein Handy hervorholte und wählte. Einige Minuten lang ging er auf der Uferpromenade auf und ab. Keegan und Velten standen nebeneinander an der Brüstung und sahen in die von leichtem Wind bewegten Wellen. Ab und zu glaubte Keegan einen Schatten auszumachen. Ob es hier gute Fische gab?

Sein Blick wanderte zu der Insel. Die Bäume und Büsche verrieten nichts von einer Mörderbande, die sich zwischen ihnen verbarg. Tief sog er die frische Seeluft ein. Wie hatte sein Leben noch vor wenigen Wochen ausgesehen? Niemals hätte er daran gedacht, die Black Hills zu verlassen. Und nun stand er da, mehr als tausend Meilen entfernt, in einer fremden Stadt und machte sich Gedanken über eine Terroristenbande. Was hatte sich doch geändert! Wenn er an die langweiligen Jobs, die Kneipentouren mit seinen Freunden und Amys Nörgeleien, wenn er betrunken nach Hause kam, dachte! Was hatte er verloren? Freunde? Ein Zuhause? Eine Familie? Er wusste gar nicht, was ein Zuhause ist. Und Freunde hatte er nur, solange er ihre Drinks bezahlen konnte.

"Sie können nach Hause gehen, Mr. Mosley", riss ihn die Stimme des FBI-Agenten aus seinen Gedanken. "Wo kann ich Sie gegebenenfalls erreichen?"

"Was? Ich .... Was passiert jetzt? Mr. Miller wird ...", stotterte Keegan überrascht. Velten drehte sich auch dem Beamten zu. Er schien mit Sparks' Worten wesentlich mehr anfangen zu können als Keegan, wie seine verbissene Miene zeigte.

"In Kürze wird ein Polizeiaufgebot die Bande ausheben. Mr. Harris wird in Gewahrsam genommen bis wir seine Freunde festgesetzt haben." Unerschütterliche Überzeugung sprach aus den Worten des Beamten.

Schon näherten sich drei vollbesetzte Streifenwagen. Die Polizisten sprangen heraus und scharten sich beim Bootssteg um Sparks.

"Sie werden auf der Insel nichts finden", sagte Velten ruhig. "Solange sie die Blauen Ringe haben, können sie sich unsichtbar machen."

"Das dachte ich mir auch schon" , meldete sich Daschir wieder. "Sparks wird sich wundern." Ein hämisches Kichern durchzog Keegans Ganglien.

"Folgen Sie uns, Mr. Harris." Zwei Uniformierte waren auf sie zu gekommen. "Machen Sie keine Schwierigkeiten."

Keegan nickte dem Otkon zu. "Wir sehen uns später."

"Sie halten sich da heraus, Mr. Mosley", wurde er dafür angeblafft. "Gehen Sie in Ihr Motel."

"Ich kann hingehen, wohin ich will", knurrte er den Mann an.

"Es wäre nur zu Ihrer Sicherheit. Sie können aber auch Mr. Harris Gesellschaft leisten", kam die kalte Antwort und dabei deutete ein Arm auf Velten, der gerade in einen Streifenwagen geschoben wurde.

"Ich bleibe hier", entschied Keegan und starrte den Cop an bis sich dieser schulterzuckend entfernte. Als er sich genauer umsah, bemerkte er einen Kordon von Beamten um den See. Sparks bestieg nun mit seinen Leuten Boote, die sich fast lautlos über den See bewegten. Keegan beobachtete die Aktion.

Der Wind hatte sich gelegt als wollte er die Polizei unterstützen. Kaum berührten die Boote das Ufer der Insel, da sprangen die Beamten schon heraus und verteilten sich fächerförmig. Einige Passanten hatten sich zu Keegan gesellt und stellten nun Fragen, wurden aber bald von uniformierten Polizisten zum Weitergehen genötigt.

"Ich gebe ihnen noch fünf Minuten" , feixte Daschir in Keegans Kopf.

Es dauerte nicht einmal drei Minuten, dann versammelten sich die Männer bei den Booten. Keegan sah Sparks heftig gestikulieren während er das Vibrieren der Magie in seinem Kopf spürte. Schließlich stiegen alle wieder in die Boote und fuhren zurück zum Festland. Die Polizisten stiegen mürrisch in ihre Wagen und wenige Minuten später war der Spuk verschwunden

"Kommen Sie, Mosley!", fauchte Sparks wütend und stapfte voraus, auf das Motel zu. Velten ging ruhig, aber in Handschellen, neben ihm her.

"Du hast ihn beeinflusst!" , stellte Keegan fest.

"Musste ich doch. Den Otkon ist mit euren lächerlichen Mitteln doch nicht beizukommen." Wieder hatte sich Hochmut in die Worte des Jandun geschlichen.

"Mal sehen, ob ich irgendwo einen Drink auftreiben kann" , drohte der junge Mann halb ernsthaft. "Du wirst schon wieder überheblich."

"Es war einfach zu komisch, den Leutchen zuzusehen" , grinste Daschir und zog sich ein wenig zurück, nicht ohne eine stumme Drohung zu hinterlassen.



"Nun erklären Sie mir, was das sollte!" Sparks stand mitten im Motelzimmer, die Hände in die Hüften gestemmt. Sein Mund war nur noch ein dünner Strich, nur seine Augen verschossen tiefgekühlte Blitze. "Auf der Insel war niemand. Verstehen Sie den Sinn dieses Worts? Wenn Sie die Absicht hatten, mich vor der hiesigen Polizei lächerlich zu machen, dann ist Ihnen das gelungen!" Seine Stimme klang wie rostfreier Stahl.

"Die Terroristen sind auf der Insel. Getarnt", behauptete Velten mit felsenfester Überzeugung.

"Zwanzig Mann haben die Insel genauestens durchkämmt. Wir haben nichts gefunden, nicht mal ein Pfadfinderlager. Was sollte das werden, Mosley?"

"Mr. Harris hat recht. Sie sind dort, in einem Versteck", antwortete Keegan. "Ich kann Sie führen, heute Nacht. Mr. Miller wird auch ein paar Leute hinschicken. Wenn Sie Velten noch zusätzlich mitnehmen, haben Sie gute Chancen, die Bande zu erwischen."

"Wir sind hier nicht in einem James-Bond-Film, Mosley. Und wer ist Velten?", knurrte Sparks.

"Das ist mein Deckname", erklärte der Otkon ruhig. "Sie können es nehmen, wie Sie wollen. In dieser Angelegenheit werden Sie nie eine reguläre Polizeiaktion hinkriegen. Ihre einzige Chance ist, nach unseren Regeln zu spielen."

Sparks' Wangenmuskeln traten wie Schnüre hervor und seine Zähne knirschten leise. Mit spitzen Fingern holte er sein Handy hervor und schaltete es ab. "Das ist Ihre letzte Chance und ich werden Ihnen beweisen, dass ich lernfähig bin." Seine Stimme klang jetzt entschlossen, extrem kontrolliert und unnatürlich ruhig.

In Keegans Geist formte sich das Bild eines Roboters und er konnte nicht sagen, ob es von ihm oder von Daschir kam. "Leicht gibt er das Kommando nicht ab" , dachte er. Dabei wusste er noch gar nicht, wie lernfähig der FBI-Mann wirklich war.



Die Nacht lag wie eine samtene Decke über Eau Claire. Kein Lüftchen rührte sich. Nach und nach waren der Barkeeper, eine Köchin und noch zwei weitere Jandun-Männer aus 'The Old Tavern' in das kleine Motelzimmer gekommen. Sparks hatte seine Pistole gereinigt und setzte sie eben zusammen. Seine grauen Augen glitten forschend über die dunkel gekleideten Jandun während er sein Schulterhalfter zurechtrückte.

"Und Mr. Miller? Leidet der nicht unter einem Anfall von Abenteuerlust?", fragte er sarkastisch.

"Er wird uns beobachten und notfalls beistehen", meinte der Barkeeper ruhig. "Mein Name ist Bell und das sind meine Brüder und meine Frau."

Der FBI-Mann nickte. Er hatte seinen grauen Anzug gegen schwarze Jeans und einen dunkelblauen Pullover mit Rollkragen ausgetauscht, doch die Art wie sich bewegte hatte sich nicht geändert. Mit den geschmeidigen Bewegungen eines Raubtiers folgte er den Männern zu den Booten.

"Jetzt bin ich dran, Keegan" , sagte Daschir und sein Wirt übergab ihm bereitwillig die Kontrolle über seinen Körper. Augenblicklich lösten sich helle Lichtfäden aus seinen Fingern als er einen Schutzzauber wob, der die Gruppe unsichtbar machte. Da Sparks mit Gefangenen rechnete, näherten sie sich in zwei mittelgroßen Booten der Insel. Keegan, der das Geschehen aus dem Hintergrund verfolgte, empfand das Klatschen des Wassers gegen die Bootswand jedesmal wie einen Donnerschlag und das leise Summen des Elektromotors schien ihm ein schrilles Kreischen. Er atmete tief auf als sie endlich das Ufer der Insel erreichten. Wieder wob Daschir einen Zauber. Die Dunkelheit wurde auf merkwürdige Weise transparent. Zwischen den Bäumen wurden die Umrisse von sechs kauernden Gestalten sichtbar. Die Jandun schwärmten geduckt aus und umzingelten die Gruppe. Dann zog Sparks seine Waffe und rief: "Stehen Sie mit erhobenen Händen auf und kommen Sie einzeln zu mir her. Hier spricht Agent Sparks vom FBI."

Es geschah etwas ganz Anderes. Die sechs Otkon sprangen auf und stürzten sich mit gezückten Waffen auf den Beamten. Sparks schoss sofort und ein breit gebauter Mann stürzte mit einem lauten Schrei zu Boden. Nun sprangen auch die Jandun herzu. Es war nicht zu erkennen, was sie taten, doch die Schmerzensschreie der Otkon legten ein beredtes Zeugnis ab.

"Lass mich ran!" , drängte Keegan. "Ich kann besser kämpfen als du."

Doch Daschir sandte ihm nur das Äquivalent eines energischen Kopfschüttelns. Fremdartige Worte flossen machtvoll von seinen Lippen und seine Hände vollführten komplizierte Gesten. Keegan erkannte, dass Daschir seine Leute mit einem Zauber unterstützte.

Velten hatte sich todesmutig in den Kampf gestützt. Eben beugte er sich über einen gefallenen Otkon, doch Keegan konnte nicht erkennen, was er tat, da sich Daschir einem anderen Gegner zuwandte. Plötzlich sprang der Gardeoffizier auf und griff nach der Jandun-Frau, die unter dem Schlag eines Otkon taumelte. Ein gleißender Ring tauchte zwischen den Bäumen auf. Zwei der Otkon sprangen blitzschnell hindurch und waren verschwunden. Auch Velten rannte zu dem Tor, die Jandun trotz heftiger Gegenwehr mit sich ziehend. Sparks, der schnell erkannt hatte, dass dieser Ring die Verbrecher verschwinden ließ, warf sich dazwischen und bedrohte Velten mit der Pistole. Ein fürchterlicher Hieb prellte ihm die Waffe aus der Hand. Ein Schuss löste sich und Velten zuckte zusammen.

Doch Sparks hatte noch mehr zu bieten. Ein gut gezielter Tritt traf den Arm, der die Frau hielt. Stöhnend ließ Velten los und taumelte einen Schritt vor. Mit den Armen rudernd kämpfte er um sein Gleichgewicht und näherte sich dabei immer mehr dem leuchtenden Ring. Sparks versuchte, ihn zurück zu halten, doch da stolperte Velten über einen gefallenen Otkon. Ringend und torkelnd fielen sie im nächsten Moment durch das Tor und waren verschwunden. Keegan starrte fassungslos auf die Lichterscheinung, die jetzt zu flackern begann und schließlich erlosch.

Die Jandun hatten inzwischen ihre übrigen Gegner niedergerungen. Einer war tot, die drei anderen bewusstlos. Schweigend nahmen sie ihnen die Blauen Ringe ab und stellten sich im Kreis auf.

"Was wird denn das?" , fragte Keegan.

"Der Große Bann" , gab Daschir unwirsch zurück. "Sei still, Mensch. Das ist unsere Sache."

"Warum bringt ihr sie nicht gleich um? Mit einer Amnesie werden sie ohnehin nicht lange überleben." Keegans Gerechtigkeitssinn bäumte sich angesichts dieses Willkürakts auf.

"Es ist unsere Sache, du Wurm!" , dröhnte jetzt Daschir außer sich vor Wut. "Halt dich da raus!" Dem folgte die geistige Entsprechung eines Kinnhakens, der Keegan für die nächste halbe Stunde beschäftigte. Als er wieder zu sich kam, ging Daschir die Uferpromenade entlang zum Motel.

"Was habt ihr mit den Otkon gemacht?" , fragte er sofort. Die Nähe, die sich im Laufe der Zeit zwischen ihm und dem Jandun entwickelt hatte, war kühler Distanz gewichen. Die Jandun hatten wehrlose Gegner einem schrecklichen Schicksal ausgeliefert und Velten war verschwunden. Ein kleiner Stich in seinem Inneren zeigte ihm, dass er den Gardeoffizier vermisste.

"Wir haben sie bei der Heilsarmee abgeliefert" , brummte Daschir.

"Ihr habt ihnen ihr ganzes Leben geraubt, ihre Heimat, ihre ..."

"Sie waren Mörder, Fanatiker! Hast du das vergessen?" , wischte der Magier den Einwand weg.

"Es war Lynchjustiz!" , beharrte Keegan. "Und was ist mit Sparks?"

"Der ist in Jahanda."

"Ach ja, der ist ja auch nur ein Mensch!" , höhnte Keegan. "Die sind für dich ja nur Spielzeug, so wie ich!"

Hilflose Wut erfüllte den jungen Mann und der Drang sich sinnlos zu betrinken. Doch der Jandun hielt sein Bewusstsein eisern im Griff. Keegan war gefangen in seinem eigenen Körper. Er würde es dem Jandun schon noch zeigen, nahm er sich vor und wenn es das Letzte war, was er tat.

"Wir werden jetzt schlafen, besonders du!" , bestimmte der Jandun und bemühte sich, seine Stimme freundlich klingen zu lassen. "Morgen sieht alles anders aus." Methodisch entkleidete er Keegans Körper und zwang ihn ins Bett. Einige Sekunden ärgerte sich Keegan über den Geruch nach scharfen Waschmitteln und Mottenkugeln in den Kissen, dann schlief er ein.



Fortsetzung und Ende in FM 42


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